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2.6 Modelling
from Theoretische Thesis von Rahel Kneubühl, BA Visuelle Kommunikation, Hochschule der Künste Bern 2021
Menschen, die beginnen mit Hilfe der Unterstützten Kommunikation zu kommunizieren, brauchen Vorbilder, um das Hilfsmittel sinnvoll und selbstverständlich nutzen zu können. Nur so ist es möglich, den Umgang mit den Hilfsmitteln zu lernen. 17
«Mit Modelling ist die sprachbegleitende und vorbildhafte Nutzung der gewählten Methode der Unterstützten Kommunikation durch die Sprachtherapeutin und nahen Bezugspersonen gemeint.» 18
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Es ist erforderlich, dass auch das Umfeld mittels Unterstützter Kommunikation kommuniziert. Unterstützte Kommunikation muss überall zugänglich sein resp. zur Verfügung gestellt werden können und soll auch in Alltagssituationen stattfinden, möglichst natürlich und selbstverständlich.
So ergibt sich beispielsweise einer in ihrer Sprachfähigkeit eingeschränkte Personen anfänglich der Sinn und Nutzen eines Symbol-Kommunikations-Ordners nicht. Die Person ist daher auf ihr Umfeld angewiesen, um den Verwendungszweck des Symbol-Kommunikations -Ordners zu erfahren. Es ist daher erstrebenswert, dass möglichst viele Personen im Umfeld der in ihrer Sprachfähigkeit eingeschränkten Personen häufig und durchaus auch in alltägliche Situation mit dem Symbol-Kommunikations-Ordner kommunizieren. Es kann aber durchaus länger dauern, bis eine in ihrer Sprachfähigkeit eingeschränkte Personen beginnt, Symbole aus dem Symbol-Kommunikations-Ordner für die Kommunikation zu verwenden. Diese Zeit zu gewähren, ist sehr wichtig. Gerade in der Anfangszeit können meist keine grossen Fortschritte beobachten werden. Die Herausforderung besteht darin, aufgrund anfänglich fehlender Ergebnisse das neue Hilfsmittel der Unterstützten Kommunikation nicht frustriert aufzugeben oder stattdessen nicht ein neues Hilfsmittel auszuprobieren.
Für das Lernen einer Sprache ist Modelling überaus wichtig. Es existieren aber grosse Unterschiede zwischen dem Modelling in der Lautsprache und dem Modelling in der Unterstützten Kommunikation: Im Erwerb der Lautsprache wird häufig modelliert. So wird bei der Entwicklung der Lautsprache häufig nicht gezielt ein Wortschatz und dessen Anwendung beigebracht. Stattdessen erlernen Kinder eine Sprache, indem andere Menschen auf natürliche Art und Weise mit ihnen kommunizieren. So hören Kinder täglich bis zu ca. 4000 Wörter und lernen dadurch im Alltag beiläufig eine Sprache. Im Gegenzug machen sich Menschen meist keine Gedanken darüber, welche Wörter sie einem Kind zuerst vermitteln möchten.
In der Unterstützter Kommunikation wird hingegen wenig oder nicht modelliert. Die Sprache ist künstlich und in der Art vergleichbar mit einer Fremdsprache. Sie zu beherrschen, ist auch für Menschen ohne Beeinträchtigung schwierig. 19
17 Vgl. Lüke, C. / Vock, S. (2019), S. 83 18 ebda., S. 83 19 Vgl. Castañeda, C. /
Fröhlich, N. / Waigand,
M. / (2017), S. 16 ff.