Theoretische Thesis von Rahel Kneubühl, BA Visuelle Kommunikation, Hochschule der Künste Bern 2021

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2.4 Bedeutungserwerb

Um zu kommunizieren, muss zu jedem Wort, das ein Mensch lernt, auch dessen Bedeutung erlernt werden. Der Bedeutungserwerb ist somit ein sehr wichtiger Aspekt des Spracherwerbs. Die Semantik als Teilbereich der Linguistik befasst sich mit der Bedeutung sprachlicher Zeichen (Wörter) sowie mit dem Bedeutungserwerb. Die Semantik ist aber auch ein Teilbereich der Semiotik, welche sich unter anderem auch mit visuellen Zeichen beschäftigt. Wenn Zeichen eine Bedeutung erlangt haben, werden sie zu Symbolen. Erst dann werden sie zur Sprache und ermöglichen Kommunikation. Um ein Symbolverständnis zu entwickeln, müssen den unterstützt kommunizierenden Menschen geeignete Zeichen zu Verfügung stehen. Aus der Sicht der Semantik können nicht nur grafische Zeichen, sondern jederart visuelle Zeichen wie z.B. Gebärden oder Fotos zu einem Symbol werden. Symbole, beispielsweise für Wörter wie «mit», «auch» oder «neben», werden in der Unterstützten Kommunikation häufig abstrakt mit Pfeilen, Linien oder Punkten visualisiert. Eine deutliche Unterscheidung ist schwierig und die Symbole sind nicht einfach zu merken. Wenn das Wort aber im Kontext einer Geschichte oder einer Situation dargestellt wird, lässt sich das Symbol oft einfacher merken. Ausgeprägt ist dieser Effekt, wenn die Geschichte z.B. emotional berührt oder unterhaltsame Ideen beinhaltet (siehe Abb 6 und 7)

Abb 6 und 7 i Metacom-Symbole

Abb 2 - 5 i Zwei unterschiedliche Symbolsammlungen für die gleiche Bedeutung. Abb 2 und 3: Picture Communication Symbols (PCS), 4 und 5: Metacom-Symbole

Wenn eine Person ein Piktogramm nicht verwendet, kann ein fehlendes Symbolverständnis eine Ursache sein. In diesem Fall ist es wichtig, der Person ein anderes Piktogramm oder Foto anzubieten. Die Bedeutung eines Zeichens zu verstehen, ist ein langer Prozess des Suchens, Findens, Verwerfens und Entwickelns; eine Auseinandersetzung mit der Bedeutung muss stattfinden. Letztendlich lässt sich aber immer wieder feststellen, dass Zeichen, die zueinander in einer Beziehung stehen, den Spracherwerb unterstützen. So spielt man in Bücher für Kleinkinder oft mit Gegensätzen. Durch die Gegenüberstellung von z.B. «dick» und «dünn» oder «gross» und «klein» erschliesst sich die Bedeutung von Wörtern einfacher. 13 13

THEORETISCHER BEZUG

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Vgl. Hallbauer, A. / Kitzinger, A. (2016), S. 1 ff.


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