Hausarzt Gynäkologie/Urologie/Andrologie
Für die Erhöhung der HPV-Durchimpfungsrate Faktenbasierte Aufklärung von Patienten über humane Papillomaviren
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xuell aktive Menschen keine Impfung mehr erhalten sollten. Auch bei nach gewiesener HPV-Infektion wird die Impfung empfohlen, da sie vor anderen HPV-Typen und Reinfektionen schützt – eine Immunisierung durch eine frü here Infektion ist bei HP-Viren nicht gegeben. Für Frauen ab dem 45. und für Männer ab dem 26. Geburtstag liegen zwar noch keine Studiendaten zur Wirk samkeit vor, jedoch ist die Wahrschein lichkeit hoch, dass die Impfung vor neuen Infektionen schützt. Zugelassen ist die Impfung ohne oberes Alterslimit. Derzeit besteht keine Notwendigkeit ei ner Auffrischungsimpfung.
Gegen welche Krebsarten schützt die HPV-Impfung? „Es gibt keinen vernünftigen Grund, Ihr Kind/Ihre Kinder und sich selbst nicht impfen zu lassen!“ Mit diesen Worten leitet Univ.-Prof. Dr. Paul Sevelda, Prä sident der Österreichischen Krebshilfe und Facharzt für Gynäkologie und Ge burtshilfe, die Broschüre HPV-Impfung gegen Krebs* ein. Bei vier von fünf Per sonen erfolgt im Laufe des Lebens eine Infektion mit HPV. In Bezug auf die Durchimpfungsrate im europäischen und internationalen Vergleich – bei spielsweise mit Schottland, Portugal, Australien oder Botswana – besteht in Österreich noch Aufholbedarf.
Drei häufige Fragen zur HPVImpfung Ungenügendes Wissen der Bevölkerung über die Impfung und Infektionen mit HP-Viren bietet einen Nährboden für Skepsis und „Fake News“. Der Hausund der Facharzt können diesem Um stand mit faktenbasierten Antworten auf häufig gestellte Fragen von Patien tinnen und Patienten zum Thema hu mane Papillomaviren entgegenwirken. Die HPV-Impfung ermöglicht nicht nur einen individuellen Schutz, sondern trägt auch maßgeblich zum kollektiven Schutz bei, da eine infizierte Person
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Juni 2021
„Träger“ und zugleich „Überträger“ des Virus sein kann.
Welcher Impfstoff kommt zum Einsatz? Seit Sommer 2016 wird der HPV-Neun fach-Impfstoff verabreicht. Er schützt gegen die HPV-Typen 16, 18, 31, 33, 45, 52, 58 – jene Typen können Präkanzerosen und Karzinome verursachen. In Europa sind die Typen 16 und 18 die häufigsten onkogenen HPV-Typen (High-Risk-Typen). Zudem reduziert der Impfstoff durch einen Schutz gegen die HPV-Typen 6 und 11 das Risiko, an Condylomata acuminata zu erkranken, um 90 %. Der Nichtlebendimpfstoff besteht aus leeren Virushüllen (VLP = Viruslike Particles), er beinhaltet somit kein virales genetisches Material und ist dadurch keinesfalls infektiös. Generell ist die Impfung gut verträglich.
Welchen Personen wird zur Impfung geraten? Ab ihrem 9. Geburtstag wird die HPVImpfung allen Mädchen und Buben empfohlen. Die Immunantwort ist bei jungen Menschen am stärksten und eine bereits stattgefundene HPV-Infektion liegt seltener vor. HPV wird am häufigs ten durch sexuellen Kontakt übertragen – das bedeutet jedoch NICHT, dass se
Die Impfung schützt vor gynäkologi schen, urologischen und geschlechtsun abhängigen Krebsarten. Mit einer HPVImpfung lässt sich das Risiko, an einem Zervixkarzinom zu erkranken, um bis zu 90 % senken. Außerdem werden Vaginal- und Vulvakarzinome weitgehend verhindert. Eine Phimose ist ein be kannter Risikofaktor für die Entstehung eines Peniskarzinoms. Doch auch HPVInfektionen und Feigwarzen können Peniskarzinome verursachen – einige Formen des Peniskrebses werden nach weislich durch HPV 16 und 6 ausgelöst. Der Prozentsatz von diagnostizierten Karzinomen im Mund- und Rachenraum, die auf HPV zurückzuführen sind, ist im Steigen begriffen (insbesondere jener der Pharynx- und Tonsillenkarzi nome). Auch die Häufigkeit des Analkarzinoms nimmt in den letzten Jahren in Europa zu. Es gilt festzuhalten, dass die HPV-Typen 16 und 18 über 80 % der Fälle verursachen. Analkrebs tritt be sonders häufig bei Menschen mit einer Immundefizienz auf. Die HPV-Impfung reduziert die entsprechenden Präkanze rosen um ca. 80 %. Anna Schuster, BSc Quelle: * Broschüre „HPV-Impfung gegen Krebs“, Herausgeber: Österreichische Krebshilfe, in Kooperation mit AGO Austria und elf weiteren Organisationen; 05/2020.