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Für die Erhöhung der HPV-Durchimpfungsrate

Faktenbasierte Aufklärung von Patienten über humane Papillomaviren

„Es gibt keinen vernünftigen Grund, Ihr Kind/Ihre Kinder und sich selbst nicht impfen zu lassen!“ Mit diesen Worten leitet Univ.Prof. Dr. Paul Sevelda, Präsident der Österreichischen Krebshilfe und Facharzt für Gynäkologie und Geburtshilfe, die Broschüre HPV-Impfung gegen Krebs* ein. Bei vier von fünf Personen erfolgt im Laufe des Lebens eine Infektion mit HPV. In Bezug auf die Durchimpfungsrate im europäischen und internationalen Vergleich – beispielsweise mit Schottland, Portugal, Australien oder Botswana – besteht in Österreich noch Aufholbedarf.

Drei häufige Fragen zur HPVImpfung

Ungenügendes Wissen der Bevölkerung über die Impfung und Infektionen mit HPViren bietet einen Nährboden für Skepsis und „Fake News“. Der Hausund der Facharzt können diesem Umstand mit faktenbasierten Antworten auf häufig gestellte Fragen von Patientinnen und Patienten zum Thema humane Papillomaviren entgegenwirken. Die HPVImpfung ermöglicht nicht nur einen individuellen Schutz, sondern trägt auch maßgeblich zum kollektiven Schutz bei, da eine infizierte Person „Träger“ und zugleich „Überträger“ des Virus sein kann.

Welcher Impfstoff kommt zum Einsatz?

Seit Sommer 2016 wird der HPVNeunfachImpfstoff verabreicht. Er schützt gegen die HPVTypen 16, 18, 31, 33, 45, 52, 58 – jene Typen können Präkanzerosen und Karzinome verursachen. In Europa sind die Typen 16 und 18 die häufigsten onkogenen HPVTypen (HighRiskTypen). Zudem reduziert der Impfstoff durch einen Schutz gegen die HPVTypen 6 und 11 das Risiko, an Condylomata acuminata zu erkranken, um 90 %. Der Nichtlebendimpfstoff besteht aus leeren Virushüllen (VLP = Viruslike Particles), er beinhaltet somit kein virales genetisches Material und ist dadurch keinesfalls infektiös. Generell ist die Impfung gut verträglich.

Welchen Personen wird zur Impfung geraten?

Ab ihrem 9. Geburtstag wird die HPVImpfung allen Mädchen und Buben empfohlen. Die Immunantwort ist bei jungen Menschen am stärksten und eine bereits stattgefundene HPVInfektion liegt seltener vor. HPV wird am häufigsten durch sexuellen Kontakt übertragen – das bedeutet jedoch NICHT, dass sexuell aktive Menschen keine Impfung mehr erhalten sollten. Auch bei nachgewiesener HPVInfektion wird die Impfung empfohlen, da sie vor anderen HPVTypen und Reinfektionen schützt – eine Immunisierung durch eine frühere Infektion ist bei HPViren nicht gegeben. Für Frauen ab dem 45. und für Männer ab dem 26. Geburtstag liegen zwar noch keine Studiendaten zur Wirksamkeit vor, jedoch ist die Wahrscheinlichkeit hoch, dass die Impfung vor neuen Infektionen schützt. Zugelassen ist die Impfung ohne oberes Alterslimit. Derzeit besteht keine Notwendigkeit einer Auffrischungsimpfung.

Gegen welche Krebsarten schützt die HPV-Impfung?

Die Impfung schützt vor gynäkologischen, urologischen und geschlechtsunabhängigen Krebsarten. Mit einer HPVImpfung lässt sich das Risiko, an einem Zervixkarzinom zu erkranken, um bis zu 90 % senken. Außerdem werden Vaginal- und Vulvakarzinome weitgehend verhindert. Eine Phimose ist ein bekannter Risikofaktor für die Entstehung eines Peniskarzinoms. Doch auch HPVInfektionen und Feigwarzen können Peniskarzinome verursachen – einige Formen des Peniskrebses werden nachweislich durch HPV 16 und 6 ausgelöst. Der Prozentsatz von diagnostizierten

Karzinomen im Mund- und Rachen-

raum, die auf HPV zurückzuführen sind, ist im Steigen begriffen (insbesondere jener der Pharynx und Tonsillenkarzinome). Auch die Häufigkeit des Analkarzinoms nimmt in den letzten Jahren in Europa zu. Es gilt festzuhalten, dass die HPVTypen 16 und 18 über 80 % der Fälle verursachen. Analkrebs tritt besonders häufig bei Menschen mit einer Immundefizienz auf. Die HPVImpfung reduziert die entsprechenden Präkanzerosen um ca. 80 %.

Anna Schuster, BSc

Quelle: * Broschüre „HPV-Impfung gegen Krebs“, Herausgeber:

Österreichische Krebshilfe, in Kooperation mit AGO

Austria und elf weiteren Organisationen; 05/2020.

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