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Eine Frage der Balance

Vaginalinfektionen: Ohne Behandlung können unerwünschte Folgeerkrankungen auftreten

Rund 70 Prozent der Frauen leiden unter vaginalen Infektionen. Diese werden häufig durch Krankheitserreger wie Bakterien, Pilze, aber auch durch Chemikalien oder andere Reizstoffe verursacht. Faktoren wie Stress, die Einnahme von Antibiotika oder orale Kontrazeptiva können eine Kolpitis begünstigen. Ein geschwächtes Immunsystem, chronische Erkrankungen und hormonelle Veränderungen (z. B. Wechsel oder Schwangerschaft) können ebenfalls eine vaginale Dysbiose hervorrufen. Je nach Erreger und individuellem Immunoder Hormonstatus fallen die klinischen Symptome sehr unterschiedlich aus und erfordern eine genaue Diagnose.

Prävention

Eine Vielzahl von Einflussfaktoren bringt die natürliche Scheidenflora aus dem Gleichgewicht. „Jede Art von Stress, Gefühlslage oder körperlicher Belastung kann sich in Zyklusunregelmäßigkeiten, gehäuften Infektionen oder einer verminderten Immunlage äußern“, weiß Dr.in Christine Chung, MPH. Die Fachärztin für Gynäkologie und Geburtshilfe ist der Überzeugung, dass der „passende Umgang mit unserem Köper“ der Schlüssel dazu sei, mit vielen Erkrankungen fertigzuwerden: „Man hat zum Beispiel herausgefunden, dass Frauen auf der ganzen Welt unterschiedliche Zusammensetzungen des vaginalen Mikrobioms haben. Keime, die bei uns als Keime einer bakteriellen Vaginose gelten, sind auf anderen Kontinenten ein Normalbestandteil des Mikrobioms.“ Durch gesunde Ernährung, genug Schlaf, ausreichend Flüssigkeit und durch seelische Balance könne man die Regulation der Körperfunktionen beeinflussen und die körpereigene Abwehr stärken.

Expertin zum Thema: Dr.in Christine Chung, MPH

Fachärztin für Gynäkologie und Geburtshilfe

Anamnese und Diagnose

Für die Diagnose von Vaginalinfektionen wird empfohlen, einen mikrobiologischen Abstrich zu nehmen. Mit diesem können Gynäkologen den Erreger eindeutig identifizieren, eine korrekte Diagnose stellen und Keime zielgerichtet behandeln. Dies ist von großer Bedeutung, denn nur so lassen sich Symptome rasch lindern, Folgeerkrankungen rechtzeitig verhindern und Resistenzen vermeiden. Der betroffenen Frau bleiben zusätzliche Therapien erspart, welche in diesem Fall vielleicht nicht angezeigt wären. Grundsätzlich nehme der Hausarzt als erste Ansprechperson eine sehr wichtige Position ein, so die Fachärztin: „Der Hausarzt kennt meistens die Vorgeschichte der Patientinnen gut. Das hilft auch bei der Diagnostik. Eine Information über Operationen an den Harnwegen oder in der Genitalregion als Kind, über Grunderkrankungen, wie zum Beispiel Diabetes mellitus, oder über bereits erfolgte Vortherapien auf der Zuweisung wäre hilfreich. Oftmals weiß der Hausarzt schon Bescheid. Das Problem bei Scheideninfektionen ist häufig, dass bestimmte Symptome, wie beispielsweise die einer Pilzinfektion, imponieren. Es wäre gut, einen Abstrich durch den Gynäkologen machen zu lassen, um so zum Beispiel auch die weitere Verbreitung von STD zu verhindern.“ Allerdings ist der Gynäkologe nicht in allen Fällen der passende Facharzt: „Nicht jeder Gynäkologe hat die Vorrichtung für eine Zystoskopie in der Ordination. Wenn komplexere Fragestellungen bezüglich der ableitenden Harnwege oder der Nieren geklärt werden sollen oder eventuell eine operative Intervention in Betracht gezogen wird, dann wäre es besser einen Gynäkologen mit urologischem Schwerpunkt oder einen Urologen aufzusuchen“, erklärt Dr.in Chung.

„Der Hausarzt kennt meistens die Vorgeschichte der Patientinnen gut. Das hilft auch bei der Diagnostik.“

Bakterielle Vaginose versus vaginale Candidose

In etwa 4050 Prozent der Fälle wird die Scheideninfektion durch eine bakterielle Vaginose verursacht; bei rund 2025 Prozent handelt es sich um eine vaginale Candidose. Häufig ist auch eine Mischform aus Bakterien und Pilzen möglich. Zu den typischen Symptomen zählen ein Brennen und Jucken im Intimbereich, Schmerzen beim Harnlassen und vermehrter Ausfluss. Bei einer bakteriellen Vaginose kann zudem ein übler Geruch auftreten. Im Rahmen der vaginalen Candidose sind die Geschlechtsteile mitunter rötlich gefärbt.

Mögliche Risiken

In der Schwangerschaft ist bei Infektionen besondere Achtsamkeit geboten. Eine unbehandelte bakteriell bedingte vaginale Infektion kann in Richtung der Gebärmutter aufsteigen und das Risiko von Frühgeburten und Fehlgeburten erhöhen. Wenn eine vaginale Candidose vorliegt, dann können bei der Geburt

Hausarzt Gynäkologie/Urologie/AndrologieEndlich… Scheidenflora OK! OMNi-BiOTiC® FLORA plus+: Einfach trinken zum Diätmanagement bei einem Mangel an Laktobazillen in der Scheidenflora.

Studienergebnisse zu OMNi-BiOTiC® FLORA plus+

1Enthält ausschließlich wissenschaftlich erforschte, der menschlichen Vaginalflora entstammende Lactobazillen. 4Verbessert den NUGENT-Score bei postmenopausalen Brustkrebspatientinnen während der Chemotherapie.

Quellen: L. Petricevic et al., “Characterisation of the oral, vaginal and Quelle: J. Marschalek et al., “Influence of Orally Administered rectal Lactobacillus flora in healthy pregnant and postmenopausal Probiotic Lactobacillus Strains on Vaginal Microbiota in Women women,” Eur. J. Obstet. Gynecol., vol. 160, pp. 93–99, 2011. • H. Kiss with Breast Cancer during Chemotherapy: A Randomized et al., “Vaginal Lactobacillus microbiota of healthy women in the late Placebo- Controlled Double-Blinded Pilot Study,” Breast Care, first trimester of pregnancy,” BJOG, no. 114, pp. 1402–1407, 2007. vol. 12, pp. 335–339, 2017. 2Signifikante Verbesserung der AMSELKriterien in nur 4 Wochen: klinisch wirksam bei weiß-gelblichem Ausfluss, pH-Abweichungen und Amingeruch. 5Verbessert die Vaginalflora nach einer Antibiotika-Therapie und verhindert so rezidivierende bakterielle Vaginosen. Quelle: C. Laue et al., “Effect of a yoghurt drink containing Lacto-

Quelle: C. Laue et al., “Effect of a yoghurt drink containing Lactobacillus strains on bacterial vaginosis in women – a double-blind, randomised, controlled clinical pilot trial.,” Benef. Microbes, bacillus strains on bacterial vaginosis in women – a double-blind, randomised, controlled clinical pilot trial.,” Benef. Microbes, pp. 1–16, Oct. 2017. pp. 1–16, Oct. 2017. 3Enthält Lactobazillen, welche über die orale Einnahme den Vaginaltrakt binnen 7 Tagen nachhaltig besiedeln. 6Signifikante Verbesserung der Vaginalflora und Verdrängung von Herpesviren während der Schwangerschaft.

Quelle: U. Kaufmann et al., “Ability of an orally administered lactobacilli Quelle: T.M. Anoshina et al., “Role of microbiota correction in preparation to improve the quality of the neovaginal microflora in male complex treatment of pregnant women with herpesvirus infection,“ to female transsexual women,” Eur. J. Obstet. Gynecol., 2013. Perinatologiya i Pediatriya, no. 4 (68), pp. 22-25, 2016.

Pilze auf die Haut des Neugeborenen übertragen werden und zu Mundsoor oder Windeldermatitis führen. Da Chlamydieninfektionen keine typischen Begleitsymptome haben, bleiben sie oft lange unentdeckt. Sie können Verwachsungen im Bauchraum und somit Unfruchtbarkeit nach sich ziehen. „Auch Kondome schützen nur zum Teil vor einer Infektion. Damit eine Chlamydieninfektion früher diagnostiziert wird, kann man beispielsweise bei einem Partnerwechsel einen ChlamydienSchnelltest machen, welcher oft in den Ordinationen angeboten wird“, informiert Dr.in Chung.

Therapieoptionen

Im Rahmen der Medikation kommen Präparate zum Einsatz, welche gegen die einzelnen Erreger wirken, etwa Antimykotika oder Antibiotika. Eine antibiotische Therapie ist dann angezeigt, wenn eine symptomatische Bakterieninfektion vorliegt und eine bestimmte Keimzahl im Abstrich überschritten wird. Die unnötige oder fehlerhafte Anwendung von Antibiotika und Antimykotika gefährdet den Erfolg einer Therapie, weil das Risiko einer Resistenzbildung gegeben ist. Bei Mischinfektionen sind antiseptische Wirkstoffe empfehlenswert, denn sie bekämpfen Pilze und Bakterien gleichzeitig.

Chronisch rezidivierende Scheideninfektionen

Wiederkehrende Vaginalinfektionen sind für die Patientinnen oft zermürbend. Eine genaue Diagnose mittels eines Abstriches wird hier dringend empfohlen. Dr.in Chung rät Betroffenen zunächst zu einer Wiederherstellung der Vaginalflora, welche durch Stress, ungesunde Ernährung oder eine vorausgegangene Antibiotikatherapie gestört sein kann. Man könne mit DöderleinBakterien oder mit vielen oralen Präparaten nachhelfen und das vaginale Mikrobiom wiederherstellen. Bei chronisch rezidivierenden Pilzinfektionen sei auch eine Lasertherapie möglich: „Studien belegten, dass hier positive Effekte erzielt werden können“, so Dr.in Chung. Lägen akute Symptome vor, so könne ein octenidinhaltiger Spray Abhilfe schaffen. „Der Schwerpunkt sollte jedoch auf der Wiederherstellung der Balance des Mikrobioms liegen“, fasst die Fachärztin zusammen. In schweren Fällen kann auch eine Impfung gegen Scheideninfektionen sinnvoll sein. Der Impfstoff bietet einen langfristigen Schutz vor Rezidiven, indem er u. a. die Produktion von Antikörpern gegen aberrierende Vaginalkeime induziert. Die DöderleinFlora kann dadurch langfristig rekonstruiert werden.1 Empfehlenswert sei der Impfstoff vor allem bei schlechter Immunlage (z. B. wegen bestimmter Grunderkrankungen) und wenn Infektionen mehrmals pro Jahr aufträten, so Dr.in Chung.

Mag.a Ines Riegler, BA

Quellen: 1 AMBOSS, Gynatren; Stand: 05/21.

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