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Unterstützung bei der Familienplanung
Update zu Medikation und Supplementen bei Kinderwunschpatientinnen
Gerade in puncto Kinderwunsch gibt es zahlreiche Empfehlungen für die Einnahme von Medikamenten, Nahrungsergänzungsmitteln und Vitaminen. Dadurch, dass sich das durchschnittliche Alter der Frauen bei der ersten Geburt auf ca. 30,1 Jahre (2019) erhöhte – vor zehn Jahren waren es noch ca. 28,8 Jahre –, wird auch das „Schwangerwerden“ an sich schwieriger und infolgedessen das Angebot an sogenannten Nahrungsergänzungsmitteln größer.
Nahrungsergänzungen rund um die Schwangerschaft
Wurden vor 2030 Jahren die meisten Frauen zwischen 20 und 25 Jahren komplikationslos schwanger, ist der Kinderwunsch heute mit vielen Ängsten und Sorgen vergesellschaftet. Das durchschnittliche Paar plant zwei Kinder, das Angebot an präkonzeptionellen und pränatalen Abklärungsmöglichkeiten ist breit. Hoch ist der Anspruch an die Kinder selbst. Selbstverständlich sollten diese gesund und zum geeigneten Zeitpunkt geboren werden. Aufgrund des höheren Alters der Frau und auch des Mannes sollten die Voraussetzungen für eine Schwangerschaft so perfekt wie möglich sein. Heute stehen zahlreiche Präparate zur Verfügung, die genau das erfüllen wollen – aber halten sie, was sie versprechen? Angesichts der Fülle von Ratschlägen gilt es, den Überblick darüber zu bewahren, welche Bestandteile von Nahrungsergänzungsmitteln tatsächlich klinisch relevant und der Patientin zu empfehlen sind. Die Tabelle fasst die wichtigsten dieser für die Schwangerschaft relevanten Inhaltsstoffe zusammen.
Autorin: OÄ Dr.in Evelyn Düsing
Fachärztin für Gynäkologie, Geburtshilfe und Reproduktionsmedizin sowie für Allgemeinmedizin, ÖGUM II, kinderwunschinstitutwels.atwels.at
Abklärung bei frustranem Kinderwunsch
Bleibt ein Kinderwunsch unerfüllt, sind gewisse Parameter zu bestimmen: • Der TSH-Wert sollte idealerweise zwischen 1 und 1,5 mU/l liegen. • Auch der Prolaktin-Wert muss vor
Beginn einer Behandlung im Normbereich sein (3,823,2 µg/l). Bei stark erhöhten Werten sollte eine Schädel
MR zum Ausschluss eines Prolaktinoms durchgeführt werden. Sind die
Werte bis 80 µg/l erhöht, ist Cabergolin in einer Dosierung von 0,120,25 mg pro Woche zu verschreiben. • Zudem muss der Eisenstoffwechsel von Frau und Mann überprüft werden.
Bei einem Ferritinwert von < 30 ng/ml und/oder einer Transferrinsättigung von < 20 % sollte eine Eisensubstitu
tion erfolgen. Liegt ein Eisenmangel bei Männern vor, führt dieser zu einer gestörten Spermiogenese. • Die Abklärung der Gerinnung bzw. der Ausschluss einer Gerinnungsstörung ist ebenfalls wesentlich.
Allgemeine Empfehlungen
Natürlich spielen auch die Ernährung und der Lifestyle eine wichtige Rolle. Dass eine ausgewogene Kost und sportliche Aktivität die Fertilität positiv beeinflusst, ist allgemein bekannt. Vor allem niedrigglykämische Lebensmittel und eine mediterrane Kost (viel Fisch) sind zu bevorzugen. Einen weiteren entscheidenden Faktor stellt die Zahngesundheit dar. Regelmäßige Besuche beim Zahnarzt und die Sanierung von Karies sollten selbstverständlich sein. Außerdem ist das sogenannte vaginale Mikrobiom ein wichtiger Faktor. Durch die Nähe der Scheide zum Darm kann es wiederholt zu einem gestörten Vaginalmikrobiom kommen. Eine adäquate Hygiene im Schambereich und evtl. Milchsäurebakterien können die Scheidenflora günstig beeinflussen. Selbstverständlich darf die Gesundheit der Männer bei Paaren mit Kinderwunsch nicht vernachlässigt werden. So können Nahrungsergänzungsmittel wie Vitamin C und E, Zink, Folat und Selen die Samenqualität verbessern. Auch Coenzym Q10 trägt zur Spermienbeweglichkeit bei. Alkohol und Nikotin wirken sich klarerweise negativ aus. Darüber hinaus tun das Handy in der Hosentasche und die Sitzheizung im Auto den Spermien nicht gut. In Sachen Ernährung sind rote Beeren, Tomaten, grüner Tee und Bitterschokolade ein guter Tipp. Üblicherweise reichen die in Drogerien und Apotheken erhältlichen Präpararate aus. Nur bei zusätzlichen Risikofaktoren bzw. Diagnosen können noch andere Mittel notwendig sein. Die Verordnung sollte jedoch den behandelnden Gynäkologen bzw. den Spezialisten in Kinderwunschinstituten vorbehalten bleiben. <
X Tabelle: Bei Kinderwunsch indizierte Nahrungsergänzungsmittel
Präparat Dosierung
Folsäure oder Folat
≥ 400 Mikrogramm (0,4 mg) täglich
Natürliches Vorkommen
in grünen Kohlsorten, Spinat, Eiern, Weizenkeimen
Coenzym Q10 zwischen 100 und 200 mg täglich in Fleisch, Geflügel, Fisch, Leber, Eiern
Anmerkung
Mit der Einnahme dieses Vitamin-B-Derivats ist bei bestehendem Kinderwunsch bereits vor der Schwangerschaft zu beginnen. Es beugt einem offenen Rücken oder anderen Spaltbildungen bei Feten vor. Einnahmebeginn einige Monate vor der Schwangerschaft. Verbessert die Eizellqualität (v. a. bei Frauen, die älter als 35 Jahre sind) und reduziert oxidativen Stress.
Vitamin E maximal 200 mg täglich Vitamin C maximal 500 mg täglich in Spinat, Brokkoli, Weizenkeimöl, Pflanzensamen, Getreidekörnern, Haselnüssen Wirkt antioxidativ und dient dem Zellschutz. in Obst, Gemüse, Sanddorn, Hagebutte Antioxidans, unterstützt die Hormonbildung in der Schilddrüse und Nebenniere, stärkt das Immunsystem.
Vitamin B6 (Pyridoxin)
1,2-1,9 mg täglich in Fleisch, Geflügel, Vollkornprodukten, Bananen, Kartoffeln, Weizenkeimen, Sojabohnen Verbessert den Aminosäurestoffwechsel sowie den Homocysteinabbau.
Vitamin B12
Omega-3Fettsäuren
4,5 µg-5,5 µg täglich in der Schwangerschaft in tierischen Produkten, Eigelb, Leber, Milchprodukten (CAVE: Veganer) Unterstützt die Zellteilung, Blutbildung und Nervenfunktion.
bis zu 1.000 mg täglich in Lachs, Hering, Sardinen, Makrelen, Leinöl, Chiasamen, Walnüssen Wichtig für den Aufbau von Zellmembranen, unterstützt das Immunsystem und kann die Eizellqualität verbessern.
Asparaginsäure
500-2.000 mg täglich in Linsen, Hülsenfrüchten, Spargel, Shatavari („Indischer Spargel“), Fisch und Fleisch Diese Aminosäure verbessert die Eizellqualität.
Myo-Inositol 2 x 2 g täglich (bei PCO) in Vollkornprodukten, Nüssen, Zitrusfrüchten, Rosinen, Kohl, Muttermilch
Vitamin D Individuell anzupassen. in fettreichen Fischen Frauen mit PCO ist die Gabe von Myo-Inositol zu empfehlen. Dieses Medikament verbessert einerseits die Eizellqualität, andererseits wirkt es positiv auf den Insulinstoffwechsel, der bei PCO-Patientinnen häufig gestört ist. Vorsicht bei psychiatrischen Erkrankungen! Vor einer Kinderwunschbehandlung sollte der Vitamin-D-Spiegel bestimmt und ein Mangel ausgeglichen werden.
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