Sonderheft 06/2021

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Hausarzt Gynäkologie/Urologie/Andrologie

Unterstützung bei der Familienplanung Update zu Medikation und Supplementen bei Kinderwunschpatientinnen Foto: © shutterstock.com/ FotoDuets

tion erfolgen. Liegt ein Eisenmangel bei Männern vor, führt dieser zu einer gestörten Spermiogenese. • Die Abklärung der Gerinnung bzw. der Ausschluss einer Gerinnungsstö­ rung ist ebenfalls wesentlich.

Allgemeine Empfehlungen

Gerade in puncto Kinderwunsch gibt es zahlreiche Empfehlungen für die Einnahme von Medikamenten, Nah­ rungsergänzungsmitteln und Vitaminen. Dadurch, dass sich das durchschnittliche Alter der Frauen bei der ersten Geburt auf ca. 30,1 Jahre (2019) erhöhte – vor zehn Jahren waren es noch ca. 28,8 Jahre –, wird auch das „Schwangerwerden“ an sich schwieriger und infolgedessen das Angebot an sogenannten Nahrungser­ gänzungsmitteln größer.

Nahrungsergänzungen rund um die Schwangerschaft Wurden vor 20-30 Jahren die meisten Frauen zwischen 20 und 25 Jahren kom­ plikationslos schwanger, ist der Kinder­ wunsch heute mit vielen Ängsten und Sorgen vergesellschaftet. Das durch­ schnittliche Paar plant zwei Kinder, das Angebot an präkonzeptionellen und pränatalen Abklärungsmöglichkeiten ist breit. Hoch ist der Anspruch an die Kinder selbst. Selbstverständlich soll­ ten diese gesund und zum geeigneten Zeitpunkt geboren werden. Aufgrund des höheren Alters der Frau und auch des Mannes sollten die Voraussetzungen für eine Schwangerschaft so perfekt wie möglich sein. Heute stehen zahlreiche Präparate zur Verfügung, die genau das

Foto: © Holzinger

Autorin: OÄ Dr.in Evelyn Düsing Fachärztin für Gynäkologie, Geburtshilfe und Reproduk­ tionsmedizin sowie für All­ gemeinmedizin, ÖGUM II, kinderwunschinstitut-wels.at

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erfüllen wollen – aber halten sie, was sie versprechen? Angesichts der Fülle von Ratschlä­ gen gilt es, den Überblick darüber zu bewahren, welche Bestandteile von Nahrungsergänzungsmitteln tatsäch­ lich klinisch relevant und der Patientin zu empfehlen sind. Die Tabelle fasst die wichtigsten dieser für die Schwan­ gerschaft relevanten Inhaltsstoffe zusammen.

Abklärung bei frustranem Kinderwunsch Bleibt ein Kinderwunsch unerfüllt, sind gewisse Parameter zu bestimmen: • Der TSH-Wert sollte idealerweise zwischen 1 und 1,5 mU/l liegen. • Auch der Prolaktin-Wert muss vor Beginn einer Behandlung im Norm­ bereich sein (3,8-23,2 µg/l). Bei stark erhöhten Werten sollte eine SchädelMR zum Ausschluss eines Prolakti­ noms durchgeführt werden. Sind die Werte bis 80 µg/l erhöht, ist Cabergolin in einer Dosierung von 0,12-0,25 mg pro Woche zu verschreiben. • Zudem muss der Eisenstoffwechsel von Frau und Mann überprüft werden. Bei einem Ferritinwert von < 30 ng/ml und/oder einer Transferrinsättigung von < 20 % sollte eine Eisensubstitu­

„Der Kinderwunsch ist heute mit vielen Ängsten und Sorgen vergesellschaftet.“

Natürlich spielen auch die Ernährung und der Lifestyle eine wichtige Rol­ le. Dass eine ausgewogene Kost und sportliche Aktivität die Fertilität positiv beeinflusst, ist allgemein bekannt. Vor allem niedrigglykämische Lebensmittel und eine mediterrane Kost (viel Fisch) sind zu bevorzugen. Einen weiteren entscheidenden Faktor stellt die Zahngesundheit dar. Regel­ mäßige Besuche beim Zahnarzt und die Sanierung von Karies sollten selbstver­ ständlich sein. Außerdem ist das soge­ nannte vaginale Mikrobiom ein wichti­ ger Faktor. Durch die Nähe der Scheide zum Darm kann es wiederholt zu einem gestörten Vaginalmikrobiom kommen. Eine adäquate Hygiene im Schambereich und evtl. Milchsäurebakterien können die Scheidenflora günstig beeinflussen. Selbstverständlich darf die Gesundheit der Männer bei Paaren mit Kinder­ wunsch nicht vernachlässigt werden. So können Nahrungsergänzungsmittel wie Vitamin C und E, Zink, Folat und Selen die Samenqualität verbessern. Auch Co­ enzym Q10 trägt zur Spermienbeweg­ lichkeit bei. Alkohol und Nikotin wirken sich klarerweise negativ aus. Darüber hi­ naus tun das Handy in der Hosentasche und die Sitzheizung im Auto den Sper­ mien nicht gut. In Sachen Ernährung sind rote Beeren, Tomaten, grüner Tee und Bitterschokolade ein guter Tipp. Üblicherweise reichen die in Drogerien und Apotheken erhältlichen Präpara­ rate aus. Nur bei zusätzlichen Risiko­ faktoren bzw. Diagnosen können noch andere Mittel notwendig sein. Die Ver­ ordnung sollte jedoch den behandeln­ den Gynäkologen bzw. den Spezialisten in Kinderwunschinstituten vorbehalten bleiben. <


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