Hausarzt Gynäkologie/Urologie/Andrologie
COVID-19 unter androgenem Einfluss
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Zu wenig oder zu viel? „Der Rost macht erst die Münze wert“ *
In vielen Studien wurde beschrieben, dass bei geschlechtsspezifischer Stratifizierung der Inzidenzen Männer eher häufiger von einer SARS-CoV-2-Infektion bzw. von COVID-19 betroffen sind. Dies gilt insbesondere für die Altersgruppe der über 60-jährigen hospitalisierten Männer bzw. für Patienten mit schwerwiegendem Verlauf. Auch eine rezente Übersichtsar beit mit internationalen Vergleichsdaten zur Mortalität und zur länderspezifischen Übersterblichkeit zeigt gleichsam für Ös terreich einen Genderaspekt zu Unguns ten der Männer. Weltweit scheint eine hohe Variabili tät bei COVID-19-Erkrankungen in verschiedenen Populationen und eth nischen Hintergründen zu bestehen. Selbstverständlich beeinflussen der so zioökonomische Faktor sowie gewisse Lebensstilfaktoren die COVID-19-Er krankung bzw. die Genderspezifität ebenfalls: Doch selbst nach statistischer Berücksichtigung und Würdigung derar tiger Faktoren bleibt für gewisse ethni sche Gruppen ein erhöhtes Risiko einer SARS-CoV-2-Infektion bzw. eines kriti scheren Krankheitsverlaufs.
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Juni 2021
Interessant ist die Beobachtung, dass die Inzidenz einer COVID-19-Erkrankung präpupertär ausgesprochen gering ist. Wenn eine Infektion in dieser Alters gruppe vorkommt, so verläuft sie im Allgemeinen milder. Darüber hinaus verwundert es, dass sich bei Kindern oder Jugendlichen – anders als bei Er wachsenen – keine geschlechtsspezifi schen Differenzen zeigen. Somit stellt sich die Frage, ob gemäß die ser epidemiologischen Daten evtl. die Geschlechtshormone die unterschied liche Erkrankungshäufigkeit bei Män nern und Frauen begründen können und ob die Testosteronkonzentration bzw. ein Hormonmangel wie im Falle eines Hypogonadismus die Pathogenese, den Krankheitsverlauf oder gar die Mortali tät bei COVID-19 beeinflussen kann.
Androgenrezeptoraktivität entscheidend In den letzten Monaten konzentrierte sich die Forschung auf den Infektionsweg von SARS-CoV-2 und es konnte nach gewiesen werden, dass SARS-CoV-2 in
den Lungen wie auch in anderen Or ganzellen über einen Angiotensin-Con verting-Enzym-2(ACE2)-Rezeptor ein dringen kann. Hinlänglich bekannt ist: Der genannte ACE2-Rezeptor stellt ein Schlüsselglied im Renin-AngiotensinAldosteron-System dar und greift damit in die endokrinologisch-metabolische Achse, die Blutdruckregulation bzw. Flüssigkeitsbilanz entscheidend ein. Die Bindung von SARS-CoV-2 an den ACE2-Rezeptor erfolgt über spezifische S-Proteine. An diesem Andockmanöver sind noch weitere enzymatische Prozes se in modulierender Weise beteiligt – in erster Linie das transmembrane Prote ase-Serin 2 (TMPRSS2) oder Furin. Ein durch TMPRSS2 vermittelter Prozess ist entscheidend für das Eindringen von SARS-CoV-2 in die menschliche Zelle und spielt somit eine Schlüsselrolle bei der Infektion mit dem Virus bzw. bei der Krankheitsprogression von COVID-19. Das TMPRSS2-Membranprotein steht seinserseits unter der regulativen Kon trolle durch den Androgenrezeptor (AR). Es konnte nachgewiesen werden, dass die Androgenrezeptoraktivität