Hausarzt 07-08/2021

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Hausarzt medizinisch

Die Bedeutung der Regeneration

Foto: © shutterstock.com/ Gabriele Maltinti, SciePro, visivastudio

Sportmedizin: Welche Maßnahmen können fĂŒr die Vorbeugung eines Übertrainings empfohlen werden?

Das Modell des Überkompensationszyklus: 1. Alarmphase: Ausgelöst durch die Wahrnehmung einer bevorstehenden körperlichen Belastung, verbunden mit Emotionen, werden jene Organsysteme stimuliert (Atmung, Kreislauf, Energiestoffwechsel), die einen

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Juli/August 2021

erhöhten Energieumsatz bewerkstelligen werden. 2. Phase der Anpassung: Jetzt wird so viel Energie bereitgestellt, wie fĂŒr die BewĂ€ltigung der körperlichen Beanspruchung erforderlich ist – aerob und bei Bedarf zusĂ€tzlich anaerob. Die mögliche Dauer dieser Phase hĂ€ngt vom Grad der Beanspruchung ab: je höher, desto kĂŒrzer. 3. Jede körperliche Belastung mĂŒndet in einen Zustand der ErmĂŒdung, dessen Ausmaß von Umfang und IntensitĂ€t der Belastung abhĂ€ngt. ErmĂŒdung kann als Verminderung der körperlichen LeistungsfĂ€higkeit definiert werden – wegen des Verbrauchs von energetischen Ressourcen (z. B. Glykogen) und

Autor: Univ. Prof. Dr. Paul Haber Facharzt fĂŒr Innere Medizin und fĂŒr Internistische Sportmedizin, Wien gesundinschoenbrunn.at

wegen des Katabolismus der beanspruchten organischen Proteinstrukturen. 4. In der Phase der Erholung oder Regeneration werden die energetischen Ressourcen ergĂ€nzt (durch Nahrungsaufnahme), die beanspruchten Proteinstrukturen wiederaufgebaut und die ursprĂŒngliche LeistungsfĂ€higkeit wiederhergestellt. 5. Phase der Überkompensation: Sofern die Belastung bestimmten Mindestkriterien bezĂŒglich der IntensitĂ€t und Dauer entspricht, wird in dieser Phase auf Basis zusĂ€tzlicher Proteinstrukturen (je nach Beanspruchung – Ausdauer oder Kraft – z. B. Mitochondrienprotein oder Myofibrillenprotein) auch die LeistungsfĂ€higkeit gegenĂŒber dem Ausgangsniveau verbessert.

Angemessene Erholungszeit FĂŒr die Erholung und die Überkompensation gilt die an sich banale Feststellung, dass die zugrunde liegenden bio-

Foto: © Paul Haber, privat

ZunĂ€chst sei angemerkt, dass Übertraining, auch Überforderungssyndrom genannt, keineswegs nur ein Problem des Hochleistungssports darstellt. Es kann auch bei jugendlichen Sportlerinnen und Sportlern oder im Hobbysport auftreten, wenn großer Ehrgeiz auf geringe LeistungsfĂ€higkeit trifft. FĂŒr das VerstĂ€ndnis des Übertrainings und seiner Genese ist das aus der Stresstheorie abgeleitete Modell des Über- bzw. des Superkompensationszyklus hilfreich. Dieses beschreibt eine gesetzmĂ€ĂŸige Abfolge von funktionellen ZustĂ€nden in Zusammenhang mit körperlicher Belastung in fĂŒnf Phasen:


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