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Rüstig statt rostig

In Haslach an der Mühl startete eine Good-Practice-Initiative zu erweiterter Primärversorgung für Senioren

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Verbesserte Gesundheitskompetenz

Integrierte kommunale Versorgung: Die Grafik zeigt die Umsetzung der sozialen Verschreibung im Projekt GES.UND.

Mobilität im Alter ist wesentlich für Selbständigkeit und Lebensqualität. „Rüstig statt rostig“ ist ein partizipatives Pilotprojekt des Gesundheitsdienstleisters PROGES in Zusammenarbeit mit der PVE Hausarztmedizin plus in Haslach (OÖ) und der Gemeinde. Speziell geschulte Einwohner fungieren als Gesundheitspartner, die älteren Menschen dabei helfen, ihre Mobilität zu erhalten. Ziel ist es, Gebrechlichkeit und Sturzgefahr zu minimieren – eine innovative Herangehensweise, um kommunale Gesundheitsförderung mit Primärversorgung zu verknüpfen.

Neue Wege der integrierten Versorgung

„Haslach ist mit innovativen Projekten zum Zentrum der Gesundheitsentwicklung geworden – nicht nur für die Region des oberen Mühlviertels“ , sagte Albert Mahringer, Vorsitzender des Landesstellenausschusses der ÖGK in OÖ, bei der Vorstellung von „Rüstig statt rostig“ im Juli 2021. Dieses Projekt ist ein Add-on zum Vorzeigemodell GES.UND, mit dem Haslach seit 2019 neue Wege der integrierten regionalen Versorgung beschreitet, die sich am COPC-Ansatz (community oriented primary care) orientieren. Dabei wird gezeigt, wie Primärversorgungseinheiten dazu beitragen können, vorhandene Ressourcen der Bürgerinnen und Bürger mit bestehenden sozialen Strukturen zu verknüpfen, um gesundheitsfördernde Initiativen und soziale Netzwerke zu fördern.

„Schwerpunkte von GES.UND-Aktivitäten sind Bewegung, Kreativität, Hilfen im Alltag sowie soziales Miteinander und Gesundheitskompetenz“ , erklärte Dr. Erwin Rebhandl, Allgemeinmediziner und Mitbegründer des Gesundheitszentrums Hausarztmedizin plus. Um niederschwellige Projekte umzusetzen, hat PROGES in Haslach ein Gesundheitsbüro eingerichtet. „Wir sprechen Patientinnen und Patienten, die für ,Rüstig statt rostig‘ in Frage kommen, in der PVE direkt an. Jeder Interessierte ab 60 Jahren kann sich aber auch im Gesundheitsbüro melden“ , sagte Dr. Rebhandl. Gesund-

Rüstig-statt-rostig-Übungen: Die Gesundheitspartner werden von Therapeutinnen der PVE geschult.

heitspartner kann jede Bürgerin und jeder Bürger werden, vornehmlich wendet sich das Projekt an Personen ab 50, die sich gerne bewegen sowie gesundheitsbewusst und einfühlsam sind.

Kommunale Ressourcen nutzen

50 Gesundheitspartner sollen 50 ältere Bürgerinnen und Bürger neun Monate lang zwei- und dann einmal wöchentlich für 60 Minuten besuchen und mit ihnen Mobilisierungs- und Kräftigungsübungen durchführen. Ab Herbst werden die Ehrenamtlichen von Therapeuten der PVE in vier Workshops zu je drei Stunden betreffend Themen wie Bewegung, Ernährung, psychosoziale Faktoren des Älterwerdens, Kommunikation und Sturzprophylaxe geschult. „Das Programm wird individuell an die Bedürfnisse der alten Menschen angepasst. Beim Erstbesuch ist eine Physiotherapeutin von Hausarztmedizin plus dabei“ , erklärte Mag.a Julia Commenda, Projektkoordinatorin vom PROGES Gesundheitsbüro. Das Projekt wird von BMSGPK, Gesundes Österreich GmbH, Fonds Gesundes Österreich, ÖGK und Land OÖ gefördert.

Nachahmer gewünscht

„Dass geschulte Laien in der Lage sind, den Gesundheitszustand von gebrechlichen Menschen spürbar zu verbessern, hat eine Interventionsstudie der Medizinischen Universität Wien von 2013 bis 2016 bereits belegt“ , betonte Dr.in Doris Polzer, Geschäftsführerin von PROGES. Die Auswertung habe eine signifikante Steigerung der Handkraft und Lebensqualität sowie eine Reduktion der Sturzangst ergeben. Maringer hofft, dass „Rüstig statt rostig“ Nachahmer findet: „Wir starten ein menschlich enorm wertvolles Projekt, das gesundheitliche und soziale Unterstützung auf neuartige Weise verbindet.“

Mag.a Christine Radmayr

X Infobox: Kontakt PROGRES

Mag.a Julia Commenda

Tel.: 0699 17781213, E-Mail: Julia.Commenda@proges.at Web: proges.at/aktuelles X Nachgefragt: Was ist der zentrale Benefit des Projekts?

Birgit Gerstorfer MBA Landesrätin für Soziales und Gemeinden in OÖ

Dominik Reisinger Bürgermeister von Haslach an der Mühl

Mag.a Julia Commenda

Projektkoordinatorin PROGES „Corona hat die soziale, körperliche und seelische Beweglichkeit von vielen Menschen zusätzlich verschlechtert. ‚Rüstig statt rostig‘ betont das Miteinander und Füreinander.“

„‚Rüstig statt rostig‘ soll die Bewohner mobilisieren, selbst aktiv zu werden. Ein Beitrag, das Wohlbefinden und den sozialen Zusammenhalt zu steigern.“

„Aufgabe des Gesundheitsbüros ist es, die Bedürfnisse der Einwohner zu eruieren, mit PVE und Gemeinde niederschwellige Angebote zu kreieren und umzusetzen.“

„Ältere, nicht mehr so mobile Menschen in den Fokus aktiver Begleitung und Aktivierung zu rücken – wir als PVE unterstützen das. Gerade in der Primärversorgung sind wir auf solche Angebote angewiesen, um die Gesundheitskompetenz nachhaltig zu steigern.“

„Stakeholder pilgern jährlich nach Haslach, um sich innovative Projekte in Verbindung mit dem Primärversorgungszentrum anzuschauen und um sich Anregungen zu holen.“

Dr. Erwin Rebhandl Arzt für Allgemeinmedizin, Gesundheitszentrum Hausarztmedizin plus in Haslach

Albert Maringer Vorsitzender des Landesstellenausschusses der ÖGK in OÖ

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