29. Jahrgang.
Februar
Für die Paſſiouszeit. „Des Menſchen Sohn iſt kommen, zu fuden und ſelig zu machen, das verloren iſt.“ So bezeichnet unſer lieber Heiland ſelbſt den- Zwe> ſeines Kommens in die Welt, Luk. 19, 10. Dieſe Worte ſind honigſüßes Evangelium für alle verlorenen, namenloſem Unglü>k anheimgefallenen Sünder. Der Sohn des Vaters, Gott von Art, ward Menſch, von der Jungfrau Maria geboren.
In unſer armes Fleiſh Verlkleidet ſih das ewig
und Blut Gut.
Wozu? Des Menſchen Sohn iſt gekommen, um fi) um unſerer Miſſetat willen verwunden und um unſerer Sünde willen zerſhlagen zu laſſen, um -unſere Strafe zu tragen. Er iſt gekommen, damit die Sünde zugeſiegelt, die Miſſetat verſöhnt und die ewige Gerechtigkeit gebradjt werde. Er iſt gekommen, um den Palaſt des ſtarken Gewappneten zu ſtürmen. O darin ſah es fehrectlic) aus: unbe{hreibliger Jammer, grenzenloſes Elend, Totengeru<h überall! Aber des Menſchen Sohn fchrak nidt zurü> vor des Todes und der Hölle Macht. Jn heißem Kampfe gewann er den Sieg; in ſ{hwerer Arbeit erwarb er die armen gefeſſelten, tyranniſierten, hoffnungsloſen Leibeigenen des Satans. Der Stärkere kam über den Starken, überwand ihn und nahm ihm ſeinen Harniſch, darauf er ſi<h verließ — die Sünde. Für wen? Für mich und dich! „Gott hat den, der von keiner Sünde wußte, für uns zur Sünde gemacht, auf daß wir würden in ihm die Gerechtig-
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Aummer
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feit, die vor Gott gilt.“ Wir ſollen die Feſſeln der Sünde [oswerden, unſere Schuld ſoll bezahlt, von den Schre>en des Todes und der Tyrannei des Teufels ſollen wir befreit, und die Gerechtigkeit, die vor Gott gilt, ſoll unſer werden, das heißt, wir ſollen ſelig, unausfpredjlid) glü>li<h werden. Dazu ift des Menſchen Sohn gekommen. Das läßt er uns ſagen, predigen, fonderlic) in der Paſſionszeit. Da folgen wir unſerm Erlöſer gleihſam Schritt für Schritt auf der Marterſtraße. Wir ſehen, wie er ſtreitet und leidet, wie er {wißt und blutet, wie er die Kelter allein tritt, daß ſein Gewand rotfarben wird, bis er gen Himmel und in die Hölle hinein und über den ganzen Erdkreis rufen kann: , „Es iſt vollbracht!“ Das zeigt er uns und damit ſucht er uns, damit findet er uns, damit macht er uns ſelig. Damit wirkt er in uns den Glauben und ſchenkt uns ſeinen Sieg. “Damit will er aber neben uns aud) nod) andere ſuchen und ſelig machen, die nod) in der Finſternis und im Schatten des Todes ſißzen. Jhm ſoll große Menge zur Beute gegeben werden, Sef. 58, 11. 12. Und wir, die er gefunden hat, ſollen fie ihm durd das Wort vom Kreuz einſammeln helfen. Dies Wort iſt eine Gotteskraft, die da ſelig macht, 1 Kor. 1, 18. Es ift da8 einzige Miſſion8mittel, das wir haben, aber aud) eins, das nie Teer zurüd>kommt. Das laßt uns denn treulich anwenden, wo immer uns der Heiland eine Tür auftut, damit aud) durd uns die Zahl ſeiner Auserwählten mit eingebracht werde, welche einſt preiſen werden das Lamm, das erwürgt iſt und uns Gott erkauft hat mit ſeinem Blut. :