Neu Nota Bene 20

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nota bene

Leben ist das, was passiert, während du fleißig dabei bist, andere Pläne zu machen

8. Jahrgang | 1. Ausgabe | März 2021 | € 5,00
John Lennon (1940 – 1980), Musiker, Komponist und Friedensaktivist

Inhalt

03 Editorial

Grußworte von Anneli Zenker und Manfred Preuss

04 Corona

Coronapandemie – Antworten zur Impfung

06 Aus der Region Bad Liebenzell

„Himmelsglück“ – ein Turm mit großartigem Aussichtserlebnis

08 Johanneshaus Bad Wildbad

Dankeschön

09 Johanneshaus Bad Wildbad

Herausforderungen mit Herz, Willen und Leidenschaft meistern

10 Literatur

Als Einstein und Gödel spazieren gingen

11 Bad Liebenzell

Der Wiesenknopf – Blume des Jahres 2021

12 Hoffnung

Nun muß sich alles, alles wenden

14 Ernährung

„Milch-Verzicht“ – ein Selbstversuch

16 Johanneshaus Bad Liebenzell-Monakam

Sorgen einfach weggeblasen

17 Johanneshaus Bad Liebenzell-Monakam

Schallplatten drehen sich beim Monakamer Wunschkonzert

18 Aus der Region Bad Wildbad

Sehnsucht nach Freiheit und Freizeitvergnügen

20 Johannesklinik Bad Wildbad

Auf zu neuen Ufern

21 Kommentar

Schluss mit der Stigmatisierung von Pflegeheimen, ihren Bewohnern

und Mitarbeitenden

22 Ergotherapie

Ergotherapie in Zeiten von Corona

23 Natur und Heilkunde

Weißdorn – der Herzstärker

Corona-Ticker

Stand 8. März 2021

A weltweit mehr als 116,8 Millionen Infektionsfälle

A weltweit knapp 2,6 Millionen Tote

A europaweit mehr als 38 Millionen Infektionsfälle

A europaweit mehr als 866.000 Tote

A mehr als 2,5 Millionen Infektionsfälle in Deutschland

A mehr als 72.000 Tote in Deutschland

Täglich weltweit mehr als 337.000 neue Infektionsfälle.

Jeder einzelne ist einer zu viel!

Achtsam bleiben, zu unser aller Schutz – Abstand, Maske, Händehygiene!!!

Impressum

Herausgeber:

MHT

Gesellschaft für soziale

Dienstleistungen mbH

Hochwiesenhof 5–10

75323 Bad Wildbad

www.mht-dienstleistung.de www.johanneshaus-bad-wildbad.de www.johannesklinik-bad-wildbad.de www.johanneshaus-bad-liebenzell.de

Redaktion:

Gabriele Pawluczyk

gabriele.pawluczyk @monacare.de

Martin Kromer

Wolfgang Waldenmaier

Bianka Zielke

Grafische Umsetzung:

Dagmar Görlitz

kontakt@goerlitz-grafik.de

Drucktechnische Umsetzung: Karl M. Dabringer

dabringer@gmx.at

Auflage: 3.000

nota bene | März – 2021 Seite 2

Editorial

Liebe Leserinnen und Leser,

nun ist es bereits ein Jahr her, dass wir erstmalig direkten Kontakt mit dem Corona-Virus hatten. Wir haben zwischenzeitlich weitestgehend gelernt, unser Leben auf ihn einzustellen. Veränderung, d.h. Loslassen von liebgewordenen Gewohnheiten, erleben wir fast täglich. Wir wissen auch, ein Leben ohne diesen Virus wird es in Zukunft nicht mehr geben. Die Schnelltests und Impfungen geben uns Zuversicht und Hoffnung, dass wir auf eine neue Normalität zugehen.

Trotz allem ist es notwendig und wichtig, Pläne für die nächsten Tage, die nächsten Wochen, die nächsten Monate, das nächste Jahr zu schmieden – Urlaub, Familienfeiern, die schon mehrfach verschoben wurden, Besuche von Freunden und Verwandten, die wir gerne wiedersehen wollen, Menschen aus der Nachbarschaft, mit denen wir gerne wieder mal einen Kaffee trinken möchten. All das planen wir und das Leben zeigt uns, was wir realisieren können. Stets auch ohne Corona gab es Situationen, die wir ausgiebig geplant hatten und dann doch anders verliefen. Stets machen wir Erfahrungen, dass, wie bereits John Lennon sagt: das Leben das ist, was passiert, während du fleißig dabei bist, andere Pläne zu machen.

Ich wünsche Ihnen für all das, was vor uns liegt, Gesundheit, Gelassenheit und die Hoffnung auf eine sich recht bald zeigende neue Normalität – nota bene, wohlbemerkt…

Ihre

Die Welt ist eine andere geworden. Und diesmal hat es alle getroffen. Sorgen um die eigene Gesundheit, das eigene Leben, Zukunftsängste, persönliche Einschränkungen, Shutdowns, Lockdowns und sonstige Downs, Solidarität, Empörung, Zusammenhalt, Protest – nie zuvor lag all das so untrennbar verbunden direkt beisammen. Haben wir wirklich schon begriffen, dass diese Pandemie dauerhaft unser Leben verändern wird, dass nichts mehr so sein wird wie bisher? Ich erinnere aus den Erzählungen meiner Eltern und Großeltern, dass diese nach zwei vernichtenden Weltkriegen von ihren Hoffnungen, von Zuversicht und von ihrem festen Glauben sprachen, ihrem Leben wieder eine positive Wendung zu geben – ob mit oder ohne Glauben. Können das die Menschen heute noch, sind wir durch Wohlstand verweichlicht? Dabei machen wir bei all den Beschränkungen doch derzeit auch positive Erfahrungen – Hilfsbereitschaft, Unterstützung der Schwachen, Nachbarschaftshilfe, das Besinnen auf Familie, auf Wesentliches. Das sind große Chancen, unser aller Leben wirklich nachhaltiger zu gestalten. Können wir das bewahren, wenn die Gefahren mit der Zeit wieder in den Hintergrund treten? Denn auch ungezügelte Arroganz, Rücksichts- und Respektlosigkeit haben sich breit gemacht. Denken soll und darf jeder, was er will. Das bestreitet ernsthaft niemand. Aber wenn es nun mal Regeln und rechtliche Grenzen gibt, dann hat man sich daran zu halten. Wer Masken-, Abstands- oder Besuchsregeln nicht einhält, der gefährdet nicht nur sich selbst – er gefährdet vor allem auch andere Menschen, im Ernstfall sogar Menschenleben. Ist das so schwer zu begreifen? In diesem Sinne scheint querdenken dafür zu stehen, dass man nicht mehr geradeaus denken kann. Ich wünsche mir, dass ein Ruck durch die Gesellschaft gehen möge, dass Hoffnung und Zuversicht zurückkehren, dass wir mit der großen Chance der begonnenen Impfungen wieder mehr von dem zurückgewinnen, was wir in früheren Zeiten als Normalität empfunden haben. Ohne die positiven Aspekte, die uns diese Pandemie hat erfahren lassen, zu vernachlässigen. Die Mitarbeitenden in den sozialen und gesundheitlichen Einrichtungen sind die wahren Helden unserer Zeit. Wenn sich unsere Gesellschaft nur ein wenig von deren Engagement, Einsatzbereitschaft und Menschenliebe annimmt, dann werden wir auch die Zukunft meistern. Gemeinsam. Da bin ich mir sicher…

März – 2021 | nota bene Seite 3 Editorial Zum
Geleit

Die ersten Impfstoffe gegen COVID-19 sind zugelassen und die Impfungen haben begonnen. Zu dieser Impfung sind viele Fragen im Umlauf. Um eine möglichst umfassende Information zu ermöglichen, geben wir deshalb Antworten aus ärztlicher Sicht.

Coronapandemie Antworten zur Impfung

Ist denn ein so schnell produzierter Impfstoff nicht gefährlich?

Warum gibt es so schnell einen Impfstoff?

Aufgrund der Tatsache, dass von Coronainfektionen die ganze Welt betroffen ist, haben Forschungsinstitute und Pharmafirmen weltweit mit bisher nicht gesehenem finanziellem und menschlichem Aufwand die Suche nach dem Impfstoff begonnen. Den Ausschlag gab die Idee, ein seit mehreren Jahrzehnten bekanntes Verfahren zur Herstellung von Krebsmedikamenten zur Impfstoffherstellung zu nutzen. Die Beobachtung, dass man gezielt sogenannte mRNA herstellen konnte, die die Antikörperproduktion anregt, ganz bestimmte Zellen (bislang Krebszellen) anzugreifen, führte zu den erfolgreichen Versuchen mRNA zu erstellen, die diese Antikörperherstellung gegen Corona-Viren anregt. Das erklärt die Schnelligkeit beim Finden eines Impfstoffes.

Die Dringlichkeit und der hohe finanzielle Einsatz ermöglichten es, Testungen in viel größerer Zahl durchzuführen und außerdem die verschiedenen Stufen der Zulassung teilweise parallel durchzuführen, so dass sehr schnell die notwendigen Studien erste Ergebnisse ermöglichten. Normalerweise dauert es mehrere Jahre, bis 10.000 Testpersonen beobachtet werden können, um auch ganz selten auftretende Nebenwirkungen feststellen zu können. Schwere Nebenwirkungen können somit schon jetzt weitgehend ausgeschlossen werden.

Wirken denn diese Impfstoffe?

Diese Frage ist tatsächlich nicht ganz so einfach zu beantworten. Gegen die Virusform, die am Anfang gefunden wurde, wirken die zugelassenen Impfstoffe mit 70 bis 95%iger Sicherheit. Auf jeden Fall führten sie zu abgeschwächten Krankheitsverläufen und deutlich weniger Todesfällen.

Zum Vergleich: Die seit Jahren erfolgreich genutzten Grippeimpfstoffe liegen bei einer 60 bis 80%igen Sicherheit. Die Coronaimpfstoffe, auch Astra Zeneca, sind somit noch etwas wirkungsvoller. Da das Coronavirus sich aber im Verlauf der Zeit verändert, ist es nicht sicher, wie lange der Impfstoff wirkt. Wir kennen das von der Grippeimpfung, die deshalb jährlich erneuert werden muss. Auch kann noch nicht gesagt werden, ob die geimpften Menschen nicht weiterhin ansteckend sein können. Da die Forschung aber weiter geht, rechnet man damit, diese Fragen in ein paar Monaten beantworten zu können.

Verändert diese mRNA nicht meine Gene?

Mit mRNA wird seit mehreren Jahrzehnten geforscht und in dieser doch recht langen Zeit gab es keine Hinweise auf genetische Veränderungen.

nota bene | März – 2021 Seite 4 Corona

Warum dauert es so lange, bis der Impfstoff für uns verfügbar ist?

Impfstoffproduktion ist sehr aufwändig und die wenigsten Pharmaproduktionsstandorte sind in der Lage, diese Impfstoffe herzustellen. Da Impfstoffe, anders als sonstige Medikamente, vielen Millionen meist gesunden Menschen verabreicht werden, ist der Anspruch an die Produktionsprozesse so hoch wie bei keinem anderen Medikament. Außerdem war die Nachfrage nach bisher keinem anderen Impfstoff weltweit so groß. Aber es werden immer mehr Impfstoffe nach gründlicher Prüfung zugelassen, so dass wir zunehmend mehr Menschen impfen können.

Welche Nebenwirkungen gibt es bei der Impfung?

aufgetreten. Diese Menschen hatten allerdings auch schon früher starke Allergien. Es ist bisher niemand an der Impfung gestorben. Wenige sehr kranke Menschen sind wenige Tage nach der Impfung, aber nicht durch die Impfung verstorben.

Es gibt auch keinerlei wissenschaftliche Untersuchungen, dass die Coronaimpfung unfruchtbar machen würde. Dies sind nur Verschwörungstheorien, die durch die sozialen Medien geistern, um Menschen zu verunsichern.

Wann kann ich denn mit einem Impftermin rechnen?

In Deutschland wurde von vielen Experten aus den unterschiedlichsten Fachrichtungen beschlossen, die Bevölkerung in einer festgelegten Reihenfolge zu impfen. Zunächst werden die – von der Coronapandemie am stärksten betroffenen – Bewohner von Alten- und Pflegeeinrichtungen und deren Behandler und Pflegekräfte sowie die über 80-Jährigen geimpft. Dann folgen die über 70-Jährigen und danach die über 60-Jährigen, gesundheitliche Risikogruppen und Risikoberufe. Ergänzt wurde dies durch die Erzieherinnen in den Kitas und Grundschullehrer, um die Kinderbetreuung sicherstellen zu können.

Die Nebenwirkungen, mit denen gerechnet werden muss, sind tatsächlich deutlich größer, als beispielsweise bei der Grippeimpfung. Diese Nebenwirkungen treten bei mRNA-Impfstoffen wie Biontech und Moderna vor allem nach der zweiten Impfung auf. Bei den sogenannten Vektorimpfstoffen, wie Astra Zeneca und Johnson, nach der ersten Impfung. Diese Nebenwirkungen sind unangenehm, aber verschwinden nach wenigen Tagen folgenlos. Bis zu 50 % haben mit Schmerzen an der Einstichstelle, Kopfschmerzen und mehr oder weniger starkem Fieber zu rechnen, was zur kurzzeitigen Einnahme von Medikamenten führen kann. Auch Abgeschlagenheit für mehrere Tage ist möglich. Teils starke allergische Reaktionen bis hin zur Bewusstlosigkeit sind bei einigen Menschen

In dieser Phase können zusätzlich chronisch Kranke ihren Hausarzt bitten, ein entsprechendes Attest zu erstellen und einzureichen. Diese Gruppen sind in Deutschland schon rund ein Drittel der Bevölkerung – gute 25 Millionen Menschen. Von der Impfwilligkeit dieser Gruppen und der hoffentlich zunehmenden Impfstoffproduktion ist abhängig, ab wann quasi jeder sich zur Impfung anmelden kann. Wir hoffen, dass dies im Sommer bis Herbst diesen Jahres so weit ist.

Ich würde mich sofort gegen Corona impfen lassen, egal mit welchem der zugelassenen Impfstoffe.

Facharzt für Arbeitsmedizin

Betriebliches Gesundheitsmanagement

Betriebsarzt in der MHT-Gruppe

Definitionen

Die DNA, ausgeschrieben Desoxyribonukleinsäure, ist ein Molekül, das aus Nukleinsäure besteht. In Deutschland findet auch immer wieder die Abkürzung DNS anstelle der DNA Anwendung. Bei RNA , oder auch Ribonukleinsäure genannt, handelt es sich um einen Strang, der aus Nukleotiden besteht.

Eine mRNA , auch messenger-RNA (englisch messenger ribonucleic acid) oder deutsch Boten-RNS genannt, ist eine einzelsträngige Ribonukleinsäure (RNA), die genetische Information für den Aufbau eines Proteins (Eiweiß) trägt.

März – 2021 | nota bene Seite 5
Corona
Dr. Tilman Günther

Nach all den coronabedingten Einschränkungen zieht es die Menschen mit Beginn der wärmeren Jahreszeit wieder in die Natur. Das bietet auch so manche Chance, Neues zu entdecken.

„Himmelsglück“ –
Ein Turm mit großartigem Aussichtserlebnis

Wer hoch hinaus will, kann in diesem Jahr einen ganz besonderen Turm im Nordschwarzwald besteigen. Als ein neues touristisches Highlight ist in der Glücksgemeinde Schömberg ein Aussichtsturm entstanden, der den Namen „Himmelsglück“ trägt.

Der stylisch gestaltete Aussichtspunkt ist eine gelungene Kombination aus traditioneller Holzbauweise mit modernem Stahlskelett, der nun Pfingsten 2021 eröffnet werden soll.

Mit einer finalen Höhe von 55 Metern zählt der Turm aktuell als höchster in dieser Bauweise konstruierte Aussichtsturm in ganz Deutschland. Verbaut wurde dafür das Holz heimischer Weißtannen in Kombination mit 120 Tonnen verzinktem Stahl. Wer direkt vor dem Turm steht und den Kopf in den Nacken legt, kann sich in etwa eine Vorstellung von dem visionären Pro -

jekt und den gigantischen Dimensionen des 3,8 Millionen Euro teuren Baus machen, der schon von weitem sichtbar aus dem Wald hervorragt.

Wer zu Fuß ganz nach oben will, muss 300 Stufen bewältigen. Aber bereits nach zwanzig und fünfunddreißig Höhenmetern gibt es zum Verschnaufen jeweils eine Aussichtsplattform. Wer sich bis nach ganz oben traut, wird mit traumhaften Aussichten belohnt. Zu-

nota bene | März – 2021 Seite 6 Aus der Region Bad Liebenzell
Fotos: Sabine Zoller

dem gibt es installierte Fernrohre, die bei klarer Fernsicht den Blick im Osten über den Schwarzwald bis weit auf die Schwäbische Alb mit der Burg Hohenzollern erlauben und im Westen sogar die Vogesen in der Ferne erkennen lassen.

Zum perfekten „Himmelsglück“ gibt es in der Glücksgemeinde zudem ein besonderes Novum. Denn auch Turmbesteiger mit Handicap können unvergessliche Augenblicke auf dem Aussichtsturm genießen und die Plattformen problemlos barrierefrei erreichen. Ein Aufzug ermöglicht die bequeme Fahrt nach oben und auch wieder hinunter. Wer aber dennoch Lust auf einen Adrenalinkick verspürt, kann für seinen individuellen Weg nach unten aus zwei weiteren Optionen wählen. Nervenkitzel pur verspricht die „Flying Fox“- Seilrutsche, mit der es rasant abwärts bis zur Endstation in den Kurpark geht. Wer es lieber etwas gemütlicher haben möchte,

kann langsam schwebend mit der „Flyline“ den eindrucksvollen Höhenunterschied durch den Wald erleben.

Um das Glücksgefühl der anreisenden Besucher successive zu steigern, entstehen auf dem Weg zum Turm mehrere Erlebnisstationen auf dem sogenannten Turmpfad, der als „Augenblickrunde“ angelegt ist. Auf dem

Weitere Informationen:

www.himmelsglueck-schoemberg.de/

Rundweg, der gleichzeitig einen naturpädagogischen Nutzen bietet, gibt es vieles rund um den Lebensraum Natur zu entdecken. So zum Beispiel das Totholz, das für viele kleine und große Waldbewohner Unterschlupf und Wohnraum bereithält. Neben einer Holzmurmelbahn und einem Holzxylophon ist ein Biotop entstanden und zudem werden Infotafeln eingesetzt, um wissenswerte Details über die Tiere im Wald zu erfahren.

Allerdings müssen sich die Besucher rund um die vielfältigen Abenteu-

er am Aussichtsturm noch in Geduld üben. Der Coronapandemie geschuldet, mussten seitens der Touristik & Kur Schömberg viele Planungen verworfen werden. Zu den derzeit finalen baulichen Fragen müssen daher auch noch die organisatorischen Themen, wie Öffnungszeiten und Eintrittspreise, geklärt werden.

März – 2021 | nota bene Seite 7 Aus der Region Bad Liebenzell

Das neue Jahr 2021 hatte gerade begonnen und wir waren glücklich darüber, dass wir im Johanneshaus entgegen aller schwarzen Prophezeiungen jetzt schon fast ein Jahr lang coronafrei geblieben sind. Einfach ein Geschenk, dass wir so lange verschont geblieben waren! Da bekomme ich die Nachricht, dass es einen Covid19-Fall in meinem Team gab. Zuallererst mache ich mir Sorgen um vorerkrankte Bewohner. In den folgenden Tagen werden alle im Johanneshaus getestet und es werden weitere Bewohner und Kollegen mit Covid19 entdeckt.

DANKESCHÖN

Am meisten haben mich die Menschen berührt, die in einer kurzen Nachricht oder einem Anruf ein „ich denke an euch“ ausdrückten oder sogar kleine Päckchen mit Süßigkeiten schickten. Es sind Ärzte, die wirklich ansprechbar waren, wenn Unterstützung notwendig

war, und viele andere, die signalisierten, dass sie sich dem Johanneshaus und uns allen verbunden fühlen.

Der größte Dank gebührt natürlich unseren Bewohnern für ihre Geduld und ihre Disziplin während der Quarantäne. Ich glaube, die meisten von uns können sich nicht vorstellen, was es für einen Menschen, der in seiner Biografie

bereits Schlimmes erlebt hat, bedeutet, einen kleinen Wohnbereich nicht mehr verlassen zu dürfen und an jeder Tür immer wieder zurückgeschickt zu werden! Da fühlen sich die lauten Klagen über Maskenpflicht und Reiseeinschränkungen da draußen recht seltsam an….

Natürlich war diese ganze Situation nur dadurch zu schaffen, dass alle im Team zusammengehalten haben. Ganz selbstverständlich sprangen Kollegen für diejenigen ein, die in Quarantäne mussten, stellten eigene Planungen hintenan, um die Versorgung der Bewohner zu gewährleisten. Die Reibungen in den Abläufen und die dadurch entstehenden Diskussionen haben letztendlich oft das Verständnis füreinander verbessert. Und viele von uns, Mitarbeiter wie Bewohner, sind einander näher gekommen in diesen schwierigen Zeiten.

Eine fast nicht zu bewältigende Herausforderung in den letzten Monaten stellten die täglichen Corona-Tes-

tungen dar, die für alle Mitarbeiter vor jedem Dienstantritt sichergestellt werden mussten. Und das bei durch Corona eingeschränkten PersonalRessourcen. Die Pflegedienstleiterin organisierte unermüdlich notwendiges Material, stellte Pläne und Listen zusammen, koordinierte die Dienste und sprang zusätzlich immer wieder auch selbst beim Testen ein.

Wie froh waren wir alle, als wir für die Testungen Ende Januar Unterstützung von zwei Soldaten des Jägerbataillons 292 der Fürstenberg Kaserne Donaueschingen bekamen! Die beiden jungen Männer wurden im Vorfeld ihres Einsatzes intensiv in Hygienevorschriften, Testhandhabung und Auswertung eingearbeitet. Aber natürlich lösten die fremden Männer mit Uniformen unter den Schutzkitteln, deren Gesichter man hinter den Schutzmasken und Visieren nicht erkennen konnte, bei vielen Mitarbeitern zunächst etwas Unbehagen aus. Doch schon nach wenigen Tagen gehörten die Soldaten gewissermaßen zum Team. Sie waren stets freundlich, sie testeten zügig und behutsam und freuten sich mit uns, wenn wir mit negativen Testergebnissen zum Dienst antreten durften. Und die beiden jungen Männer sagten, sie fühlten sich wohl hier, machen diese Aufgabe gern. Nur ausfragen lassen sie sich nicht, nicht mal von einer Psychologin…

Aber DANKE sagen darf die Psychologin schon, im Namen des ganzen Teams: Wir sind wirklich froh, dass die beiden uns in den letzten Wochen unterstützt haben und wir freuen uns, dass wir das Glück hatten, zwei so nette Soldaten geschickt zu bekommen!

nota bene | März – 2021 Seite 8 Johanneshaus Bad Wildbad

Ein Start mit Hindernissen…

Herausforderungen mit Herz, starkem Willen und Leidenschaft meistern

Als ich Anfang Mai 2020 meine neue Verantwortung als Pflegedienstleitung im psychiatrischen Pflegeheim Johanneshaus Bad Wildbad übernahm, standen wir mitten in der ersten Phase der Coronakrise. Alles war anders als all das, was man je zuvor gelernt oder in seinem bisherigen Berufsleben selbst erfahren hatte.

Seit Mitte März 2020 war ein detaillierter Pandemieplan implementiert. Alle Mitarbeitenden wurden in Bezug auf das Verhalten bei Coronaverdacht unterwiesen. Abstandsregeln waren, soweit dies in der Pflege und Therapie überhaupt möglich ist, konsequent einzuhalten, therapeutische Gruppenangebote mussten unter Wahrung des Sicherheitsabstands massiv reduziert werden. Dies war für unsere Bewohnerinnen und Bewohner, aber auch für alle Mitarbeitenden eine große Herausforderung.

Es war anfangs schwer, fehlende Schutz ausrüstung zu beschaffen, also habe ich regelmäßig und bei verschiedenen Anbietern bestellt. Durch gute Kontakte unseres Unternehmens ist es aber bald gelungen, ausreichend Schutzausrüstung in Eigenregie zu organisieren.

Durch Corona war es die erste Zeit unmöglich, in das normale „Alltagsgeschäft“ rein zu finden. Mitarbeitenden

bestehende Unsicherheiten oder auch Ängste zu nehmen, erforderte viele persönliche Gespräche. Aber auch in der Dienstorganisation machte Corona vieles an Veränderungen erforderlich. Dabei war es immer unser oberstes Ziel dass es unseren Bewohnerinnen und Bewohnern trotz notweniger Auflagen nach dem Infektionsschutzgesetz gut geht und ihre Bedürfnisse erfüllt werden.

Die Aufrechterhaltung von Besuchen für unsere Bewohnerinnen und Bewohner war eine Aufgabe, der sich unser gesamtes Team in besonderer Weise verpflichtet gefühlt hat. Dies ohne nennenswerte Probleme geschafft zu haben, hat uns viel Freude bereitet.

Als wir im Januar/Februar diesen Jahres eine heftige Infektionslage in unserer Einrichtung hatten, haben sich die Probleme deutlich verschärft. Inzwischen haben wir auch die gemeistert. Und das, obwohl auch zahlreiche quarantänebedingte personelle Ausfälle hingenommen werden mussten.

Ich danke meinem gesamten Team für seinen engagierten und leidenschaftlichen Einsatz zum Wohl unserer Bewohnerinnen und Bewohner. Ihr seid einfach großartig. Das ist eine gute Basis für unsere künftige Zusammenarbeit.

Dreher, Jahrgang 1988, ist seit Mai 2020 Pflegedienstleiterin im Johanneshaus Bad Wildbad.

7 2006 hat sie am Berufskolleg Erkelenz die Fachhochschulreife absolviert.

7 Am Hermann-Josef Krankenhaus Erkelenz hat sie 2010 ihre Ausbildung zur examinierten Gesundheits- und Krankenpflegerin abgeschlossen.

7 Nach Stationen im Städt. Krankenhaus Heinsberg, der Caritaspflegestation Heinsberg und der St. Antonius Klinik Wegberg kam sie im Juli 2015 zum Johanneshaus Bad Wildbad und hat von März 2017 bis April 2020 die Aufgaben einer Wohnbereichsleiterin wahrgenommen.

7 Von März 2019 bis November 2020 hat sie erfolgreich eine Weiterbildung zur Leitung einer Funktionseinheit in Heidelberg absolviert.

7 Sabrina Dreher ist seit 2012 verheiratet und Mutter eines 11jährigen Sohns.

März – 2021 | nota bene Seite 9
Johanneshaus Bad Wildbad
Sabrina Dreher Sabrina

Buchtipp

Als Einstein und Gödel spazieren gingen Jim Holts Ausflüge an den Rand des Denkens

lichen Sprache spannend erzählt. Warum vertauscht ein Spiegel rechts und links und nicht oben und unten? Das Buch führt den Leser an diese verblüffenden Fragen genauso heran, wie an die Fragen aller Fragen: Warum gibt es eigentlich etwas und nicht nichts?

Die Spaziergänge von Albert Einstein mit seinem 25 Jahren jüngeren Kollegen, dem Mathematiker und Logiker Kurt Gödel, über den Campus der Universität Princeton sind bis zum heutigen Tage legendär. Den Weg von den Wohnhäusern der beiden bis zu den Hörsälen auf dem Universitätsgelände legten die beiden fast jeden Tag zu Fuß zurück – philosophierend in wissenschaftliche Gespräche vertieft. Der Essayist und Philosoph Jim Holt schreibt in seinem neusten Buch über diese

und zweiundzwanzig weitere Episoden und Erzählungen über die Themen Zeit, Raum und Unendlichkeit.

Gibt es so etwas wie Zeit überhaupt, oder ist sie nur eine bloße Einbildung und Illusion, die wir benötigen, um zu existieren? Einstein sagt: „Die Zeit gibt es nur, damit nicht alles gleichzeitig passiert“. Faszinierende Erkenntnisse aus Wissenschaft, Philosophie und philosophischer Wissenschaft werden von Holt in einer fesselnden, verständ-

Jim Holt erzählt in seinem Buch von den revolutionären geistigen Einsichten und Umwälzungen des 20. Jahrhunderts. Er berichtet von theoretischen Erkenntnissen, Sachverhalten und Zusammenhängen, die heutzutage zwar der allgemeinen wissenschaftlichen Sicht auf die Beschaffung der Welt entsprechen, die aber dennoch unglaublich erscheinen und mit unserem Verstand und unserer „ganz normalen“ menschlichen Natur kaum zu fassen und zu verstehen sind. Dass uns der Autor an den Rand des Denkens führen will, sagt schon der Untertitel des Werkes. Dass dies gelingt steht außer Frage. So schreibt die New York Times : „Jim Holt ist einer der wirklich besten Science-Autoren der jüngsten Zeit“.

Im Vorwort gibt Jim Holt schon einen Hinweis, welches Ziel sein Buch letztlich verfolgt: „Als Ideal schwebt mir eine Cocktailparty-Unterhaltung vor: einem interessiertem Freund eine tiefgründige Idee in amüsanter und anregender Weise verständlich zu machen, indem man sie auf das Wesentliche reduziert“. Nun, dies ist dem Autor in vollem Umfang geglückt.

Jim Holt: Als Einstein und Gödel spazieren gingen. Ausflüge an den Rand des Denkens

Rowohlt Verlag, Hamburg 2020

nota bene | März – 2021 Seite 10 Literatur

Der große Wiesenknopf –Blume des Jahres 2021

1979 gründete Loki Schmidt, die Ehefrau des damaligen Bundeskanzlers Helmut Schmidt, die Stiftung zum Schutze gefährdeter Pflanzen, die seitdem Jahr um Jahr eine besondere Wildpflanze auswählt, deren Bestand in unseren Breitengraden gefährdet ist. Mit dem Ziel, die Öffentlichkeit für die Thematik des Wildpflanzenschutzes zu sensibilisieren, werden seltene Gewächse zur „Blume des Jahres“ gekürt, damit sie nicht vollständig aus der Naturlandschaft verschwinden.

Mit der Wahl des Großen Wiesenknopfes setzt sich die Loki Schmidt Stiftung zudem f ür den Erhalt seines artenreichen Lebensraumes ein, der insbesondere auf Feucht- und Nasswiesen für zahlreiche Tier- und Pflanzenarten eine wichtige Lebensgrundlage bietet.

Bad Liebenzell präsentiert den großen Wiesenknopf bereits seit 2017 als Symbolpflanze für den SOPHI Park und richtet damit den Fokus auf die komplexen Probleme der Grünlandwirtschaft, zumal extensives, also schonend genutztes Grünland in den letzten 50 Jahren massiv zurück gegangen ist. Die purpurfarbenen Blütenbällchen des großen Wiesenknopfes zieren scheinbar schwebend die Titelseite zum Begleitbuch des philosophischen Parkes und sind real von Juni bis in den

Herbst im Themenfeld der Aufklärung zu bestaunen. Bienen lieben die fast einen Meter hoch werdende Pflanze, die pro Ähre bis zu 40 Blüten trägt und als überlebenswichtige Blume für den Hellen und Dunklen WiesenknopfAmeisenbläuling dient, die als Schmetterlingsarten die Vielfalt der Insektenwelt bereichern.

Im Mittelalter galt der große Wiesenknopf als eine häufig verwendete Heilpflanze und wurde zum Schutz vor Pest und Tuberkulose eingesetzt. In der Wundbehandlung galten seine Wirkstoffe als heilend und daher wird diese ungiftige Pflanze auch heute noch als entzündungshemmendes Heil- und Küchenkraut benutzt sowie als Heißgetränk mit entgiftender Wirkung als Tee getrunken.

Wer Garten oder Balkon hat, kann sich mit der „Blume des Jahres – Samenpostkarte 2021“ nicht nur einen eigenen großen Wiesenknopf heranziehen, sondern sorgt durch die Aussaat zudem f ür ein reichhaltiges Nahrungsangebot zahlreicher Insekten.

Weitere Informationen unter www.loki-schmidt-stiftung.de.

März – 2021 | nota bene Seite 11 Bad Liebenzell
Sabine Zoller Fotos: Sabine Zoller

Zusammenhalt, Gemeinschaftssinn und Zuversicht haben in diesen so belastenden Zeiten der Coronapandemie vieles erleichtert. Und dennoch, so manches Mal ist man verzweifelt. Aber eines dürfen wir nie aufgeben – die Hoffnung.

Nun muß sich alles, alles wenden

Das Prinzip Hoffnung in Philosophie, Religion, Literatur und Musik

Was für ein Wort, was für ein Menschheitsgefühl, was für eine beruhigende Aussicht und frohe Erwartung schwingt bei diesem großen Begriff mit – Hoffnung. Keine vage Prophezeiung oder eventuelle, unsichere Zukunftsaussicht ist damit gemeint und herauszuhören, sondern von der ursprünglichen Bedeutung her etwas Tiefgründiges, Sicheres, Zuversichtliches, Mut machendes. Schon die Elpis (Hoffnung) der alten Griechen beinhaltete alle auch uns bekannten wunderbaren Verknüpfungen mit diesem Wort, wie Optimismus, Vertrauen, Ausweg, Chance oder Rettung.

Die ausgeprägte Sehnsucht nach Behütetsein, nach Geleit und Fürsorge sind Urgefühle eines jeden Menschen. Schon seit Anbeginn, seit unsere Spezies diesen Planeten bevölkert. Die Hoffnung macht doch etwas, was man ein zufriedenes, erfülltes Leben nennt, überhaupt erst möglich. Was wäre denn dieses Leben ohne die Gabe zu hoffen? Die Alternative zu einem auf sein Glück hoffenden, zuversichtlichen Menschen wäre ein von Selbstzweifeln, Depression, Fremdbestimmtheit und dem Gefühl des schutzlosen Dahintreibens gequältes Individuum. Die Hoffnung speist dagegen seine Heilkraft – zumindest im nichtreligiösen Sinne – aus dem eigenen Inneren und hat den Anschein eines unabhängigen Lebensentwurfs.

In der Philosophie hat die Hoffnungs-Thematik eine ganz herausgehobene Bedeutung. Im Werk „Das Prinzip Hoffnung“ des deutschen Philosophen Ernst Bloch steht einer der wichtigsten Leitsätze schon im Vorwort: „Es kommt darauf an, das Hoffen zu lernen. Seine Arbeit entsagt nicht, sie ist ins Gelingen verliebt statt ins Scheitern“. Der Philosoph

nota bene | März – 2021 Seite 12

und Mediziner Giovanni Maio stellt zum Beispiel fest: „Hoffnung ist ein Offensein für das, was kommen wird und das wir nicht ändern können, und ein Vertrauen darauf, es bewältigen zu können“. Friedrich Nietzsche postuliert: „Die Hoffnung ist der Regenbogen über den herabstürzenden Bach des Lebens“ und Friedrich Hölderlin gibt uns kurz und bündig zu bedenken: „Was wäre das Leben ohne Hoffnung?“

Die Religion zeigt uns noch einen ganz anderen Blickwinkel auf die Thematik Hoffnung, nämlich die Frage nach dem Woher und Wohin. Im Christentum ist es der Apostel Paulus, der im 1. Korintherbrief die Hoffnung als eine der drei Hauptsäulen für das Menschenleben erhebt. Er stellt sie mitten hinein zwischen Glaube und Liebe: „Nun aber bleiben Glaube, Hoffnung, Liebe – diese drei…“ Ein berühmter Vers, der gerne bei Hochzeiten als Trauspruch Verwendung findet. Im Islam lautet ein vielzitierter Spruch: „Arbeite weiter. Glaube weiter. Hoffe weiter. Gott gibt dich nicht auf.“ Aus der jüdischen Welt ist uns ein wunderbares Sprichwort überliefert, das heißt: „Es ist gut zu hoffen, aber schlecht zu warten.“

Doch ganz gleich, ob es sich um eine persönliche Krise, vielleicht eine schlimme Erkrankung, um zwischenmenschliche, vielleicht partnerschaftliche Probleme, um Not, Krieg, Verfolgung oder, wie aktuell, um eine sich ausbreitende Pandemie mit den notwendigen einschneidenden Maßnahmen handelt: ein hoffnungsvoller Blick in die Zukunft ist in allen diesen Situationen existenziell notwendig. Alles andere käme einer Kapitulation vor dunklen, undurchschaubaren Mächten gleich. Ob und wie die menschliche Fähigkeit, Hoffnung zu hegen erlernt werden kann, wie Ernst Bloch dies fordert,

ist schwer zu beantworten. Wahrscheinlich ist uns die Fähigkeit, auf etwas hoffen zu können, von Anfang an mitgegeben. Sonst könnte kein Mensch seinen normalen Alltag bewältigen mit all seinen Höhen und Tiefen, an Ausnahmesituationen oder extreme, belastende Veränderungen gar nicht zu denken.

Welche Bedeutung die Hoffnung für das Menschsein besitzt, wird und wurde auch in der Musik und in der Literatur immer wieder deutlich. So vertonte der Musik-Titan Richard Wagner in einem seiner „Wesendonck-Lieder“ folgenden überwältigenden Vers:

Doch erstehst in aller Pracht, Glorie der düstren Welt, du am Morgen neu erwacht, wie ein stolzer Siegesheld.

Der Komponist Franz Schubert nahm sich das Gedicht „Frühlingsglaube“ von Ludwig Uhland und unterlegte ihm eine lautmalerisch tragende Klavierbegleitung:

Die Welt wird schöner mit jedem Tag, man weiß nicht, was noch werden mag, das Blühen will nicht enden; es blüht das fernste, tiefste Tal: Nun, armes Herz, vergiss die Qual! Nun muss sich alles, alles wenden.

Es spielt keine Rolle, ob sich die Gabe der Hoffnung aus Philosophie, aus der Religion, aus der Kunst oder aus der eigenen Lebenserfahrung speist, Hoffnung ist eine Kraft, die uns befähigt, selbst scheinbar aussichtslose Situationen unbeschadet durchzustehen und letztlich zu überwinden. Die Hoffnung ist eine zwar leise, aber starke innere Gewissheit, dass sich alles zum Guten wendet.

Seite 13 März – 2021 | nota bene Hoffnung
Wolfgang Waldenmaier

„Milch macht müde Männer munter“, wer kennt ihn nicht, den Slogan aus der Werbung. Eine Aufforderung der Milchindustrie, mehr Milch zu trinken. Abgelöst wurde diese Werbung von dem Satz: „Die Milch macht’s“.

Aber ist das so? Können wir der Milch so viel Positives abgewinnen, bzw. hat das einen gesundheitlichen Nutzen für uns, dass es den hohen Konsum rechtfertigt? Ca. 60 – 80 l Milch trinken wir durchschnittlich im Jahr, zusätzlich kommen noch diverse Milchprodukte hinzu. Eine kritische Betrachtung.

Um ihr Kälbchen zu versorgen, braucht die Kuh etwa 8 l pro Tag. Durch Hochleistungsfutter und Zucht erreicht manch eine Milchkuh in Spitzenzeiten bis zu 50 l am Tag. Die Milchproduktion hat sich in den letzten 100 Jahren von knapp 2.000 l pro Milchkuh auf durchschnittlich 10.000 l p.a. pro Milchkuh gesteigert. Das hat natürlich eine Auswirkung auf die Gesundheit der Kuh. Es kann zu Euterentzündungen führen, die mit Antibiotika behandelt werden. Rückstände davon können auch in der Milch enthalten sein, die wir uns dann zuführen. Die Aufnahme von zu viel Antibiotika kann zu Antibiotika Resistenzen führen. Dies bedeutet, dass ein Antibiotikum im Ernstfall nicht mehr wirken kann. Es wird berichtet, dass jährlich ca. 30.000 Menschen in Kliniken an Infektionen versterben, die mit Antibiotika-Gaben nicht mehr geheilt werden konnten.

Wenn eine Mutterkuh die Chance hat, kümmert sie sich liebevoll um ihr Kälbchen. Kühe sind sehr soziale Tiere und knüpfen Freundschaften. Einer Milchkuh wird das Kälbchen oft wenige Stunden nach der Geburt weggenommen, in Bio-Betrieben immerhin

„Milch-Verzicht“ –ein Selbstversuch

erst nach 3 Tagen. Sowohl die Mütter rufen nach ihren Kälbchen, als auch umgekehrt. Wahnsinniger Stress und Schmerz für beide.

Milch ist die Nahrung für Babys, das gilt für alle Säugetiere – auch für uns

Menschen. Nach der Säuglingsphase nimmt außer dem Menschen keine andere Art noch Milch zu sich, schon gar nicht von einer anderen Tierart. Milch enthält Wachstumshormone, die dafür da sind, den Säugling groß zu bekommen. Die Zellen sollen wachsen. Für

nota bene | März – 2021 Seite 14 Ernährung
Gesünder leben –Ernährung als Lebensstil (6)

uns Erwachsene ist das also gar nicht mehr nötig. Aber vielleicht sind diese Wachstumshormone auch der Grund, warum Krebszellen unter starkem Milchkonsum gut wachsen? Es wird zu mindestens vermutet.

Und nun noch die Sache mit dem Calcium für unsere Knochen. Milch wird in unserem Körper sauer verstoffwechselt, sprich Milch ist ein Säurebildner. Um diese Säure auszugleichen, werden die Mineralstoffdepots der Knochen und Zähne zum Puffern der Säure benutzt. Das erhöht das Risiko für Knochenbrüche und Osteoporose, statt es zu verbessern. Somit wäre es viel effektiver, das Calcium, das wir benötigen, über pflanzliche Lebensmittel zu decken, die im Körper Basen bilden – z. B. mit Broccoli, Grünkohl, Spargel oder Nüssen, Mandeln oder schwarzem Sesam. Auch Feigen, Datteln, Rosinen oder getrocknete Aprikosen sind gute Calciumquellen. Wichtig für die Aufnahme des Calciums in die Knochen ist darüber hinaus die Zufuhr von Vitamin D und Magnesium, denn Calcium kann ohne diese beiden nicht richtig verwertet werden.

Das sind jetzt nur ein paar Aspekte, die mich, nach dem Durcharbeiten einiger Artikel und Seiten zum Thema Milch, für diesen Artikel und die daraus gewonnene Erkenntnis dazu bewogen haben, in der diesjährigen Fastenzeit auf Milch und Milchprodukte zu verzichten. Natürlich betrifft das nicht nur die Milch im Kaffee, was ich mir am schwierigsten vorgestellt habe, sondern auch jegliche Art von Milchprodukten.

Sowohl Joghurt, Quark, Sahne, Butter als auch Käse fallen damit im Speiseplan weg. Hört sich vielleicht erstmal gar nicht so schwierig an, aber bei der Nahrungszubereitung fällt plötzlich doch auf, in wie vielen Lebensmitten Milch enthalten ist und dass eine Pizza oder Gratin mit Käse überbacken einfach doch lecker sind. Ach ja, und was

ist mit der Kugel Eis, die jetzt zum Frühlingsbeginn in der Eisdiele angeboten wird, muss ich da auch daran vorbei gehen?

Nachdem ich die ersten Tage den Kaffee schwarz getrunken habe, habe ich inzwischen Hafer-Sojamilch in der Barista Variante gefunden. Die lässt sich gut im Milchaufschäumer aufschäumen und einen „Latte“ Macchiato herstellen, prima. Für mein Müsli habe ich Sojajoghurt ausgewählt, es gibt auch Mandeljoghurt, Cashewjoghurt und weitere pflanzliche Joghurt-Alter-

nativen. Die Soja-Variante hat mir am besten geschmeckt. Aufs Brot und zum Backen habe ich die Butter durch eine gute Bio-Margarine oder ein neutral schmeckendes hochwertiges Öl ersetzt. Statt Käse nehme ich einen vegetarischen Gemüseaufstrich, da gibt es sehr

Infoquellen:

viele leckere Sorten. Mir schmeckt z. B. rote Bete-Meerrettich gut. Aber auch die Sorten Paprika-, Tomaten- oder Curry-Mango sorgen für Abwechslung.

Einen Schokoaufstrich zum Versüßen gibt es auch ohne Milch, ein Blick aufs Etikett hilft weiter. Für cremige Soßen gibt es pflanzliche Sahne-Alternativen oder weißes Mandelmus. Und zum Überbacken habe ich geriebenen Käse-Ersatz auf Mandelbasis probiert. Wenn man darauf nicht extra hinweist, merkt man dabei im Geschmack und optisch keinen Unterschied. Meinem Mann hat also der Flammkuchen trotzdem geschmeckt, Glück gehabt. In der Eisdiele habe ich mich für die Sorten Himbeere und Zitrone entschieden, beides Sorbets ohne Milch, na geht doch – Belohnung nach dem Sonntagsspaziergang gerettet.

Gut drei Wochen habe ich das nun schon so praktiziert. Ein Resümee bis jetzt? Es fühlt sich gut an, ich habe nicht das Gefühl von Verzicht. Ich empfinde es eher spannend, neue Lebensmittel und Rezepte auszuprobieren. Ich habe auch keine Heißhungerattacken. Es geht mir gut mit der Nahrungsmittelumstellung, so dass ich mir überlege, diese neue Gewohnheit auch nach der Fastenzeit weiter bei zu behalten. Allein schon, weil es sich gut anfühlt, einen kleinen Beitrag zum Tierwohl beizutragen.

Vielleicht ermutigt dieser Artikel den ein oder anderen Leser, es auch mal für eine Weile auszuprobieren, auf Milch zu verzichten. Nur Mut.

Buch: Der Murks mit der Milch, ISBN 978-3-89189-045-5 www.zentrum-der-gesundheit.de/artikel/milch/milch www.natuerlich-quintessence.de/online-artikel/der-murks-mit-der-milch/ https://welttierschutz.org/kuhplusdu/ https://www.planet-wissen.de/ gesellschaft/trinken/milch/pwiediemilchkuheinlebenfuerdiemilch100.html www.peta.de (Tierrechtsorganisation)

März – 2021 | nota bene Seite 15 Ernährung

Mit ein bisschen Kreativität ist Abwechslung für Bewohnerinnen und Bewohner von Pflegeheimen auch während der Pandemie möglich. Was im Johanneshaus Bad Liebenzell-Monakam geboten wurde, war alles andere als Trübsal zu blasen…

Sorgen einfach weggeblasen

Joachim Bänsch, ein Solohornist vom Sinfonieorchester in Stuttgart, ist auf die sehr schöne Idee gekommen, während der Coronapandemie ehrenamtlich Musik für die Bewohnerinnen und

kob und zwei Alphörnern auch auf der Terrasse des Johanneshauses Bad Liebenzell-Monakam.

Alphörner kann man bis zu einer Entfernung von 9 km gut hören und so war es natürlich gewährleistet, dass die Bewohnerinnen und Bewohner wie auch die Mitarbeitenden in der Einrichtung in den Genuss der wirklich beeindruckenden Klänge dieser besonderen Instrumente kamen.

Aber es blieb nicht nur bei den Alphörnern. Nachdem die Alphörner zur Seite gelegt waren, setzten die beiden ihr kleines Konzert auf Trompeten fort.

Als sie dann aber auch noch zwei Regenschirme auspackten, befürchteten die besorgten Zuhörer, sie müssten bald abbrechen, da die Regenwahr-

scheinlichkeit an diesem Tag recht hoch lag und tatsächlich Regenschauer angesagt waren. Weit gefehlt, es war der Überraschungsmoment der beiden Musiker, denn nun fingen sie doch tatsächlich an, auch noch auf ihren Regenschirmen zu musizieren. Die Überraschung war gelungen. Mit viel Witz, Spaß und Enthusiasmus haben die beiden besonderen Gäste dann letztlich auch den vorhergesagten Regen vertrieben.

Die Freude und Begeisterung bei den Bewohnerinnen und Bewohnern des Johanneshauses war groß. Und für die Dauer dieses kleinen, aber feinen Konzertes waren die Sorgen des Corona-Alltages verflogen – ein wenig jedenfalls.

Bewohner von Senioren- und Pflegeheimen zu spielen, um in diesen schwierigen Zeiten ein wenig Lebensfreude zu verbreiten.

So erschien er auf seiner Tour am 2. Februar 2021 mit seinem Sohn Ja-

nota bene | März – 2021 Seite 16 Johanneshaus Bad Liebenzell-Monakam
Bianka Zielke

Seit einigen Wochen findet im Johanneshaus Bad Liebenzell-Monakam eine regelmäßige Schallplatten-Diskothek mit Hörerwünschen und viel guter Laune statt.

Ein Bewohner stellte seinen Plattenspieler zur Verfügung, Pflegekräfte und eine Mitarbeiterin des Reinigungspersonals spendeten eine Vielzahl an allseits beliebten Platten aus alten eigenen Beständen.

Wenn die Stimmen von Peter Alexander, Rudolf Schock, Catarina Valente oder Katja Ebstein aus den Lautsprechern erklingen, werden Erinnerungen wach – und manchmal rollen auch Tränen der Rührung, wenn ein alter Schlager wieder einmal direkt zu Herzen geht.

Mit dem notwendigen Abstand, Maske und kleineren Gruppen hat auch das Monakamer Wunschkonzert seinen festen Platz in der Pandemie.

März – 2021 | nota bene Seite 17 Johanneshaus Bad Liebenzell-Monakam
red
drehen sich beim Monakamer Wunschkonzert
Schallplatten

Waren es zu Jahresbeginn

tanzende Schneeflocken, die für Massenandrang an den Ausflugszielen in Bad Wildbad führten – so sind es nun die wärmer und täglich länger werdenden Frühlingstage, die die Menschen erneut in die Natur und in die Wälder locken.

Sehnsucht

nach Freiheit und Freizeitvergnügen

Um in Bad Wildbad für den nächsten großen Ansturm gewappnet zu sein, sollen Besucher im Vorfeld mehr über attraktive Ausflugsiele und abenteuerliche Wanderrouten erfahren. Die Touristik Nördlicher Schwarzwald e. V. startete daher unter dem Motto „Wandern auf der Raute“ eine neue Ausrichtung unter dem Aspekt Besucherlenkung und Angebotsvielfalt, um die Besucherströme im Nordschwarzwald besser zu koordinieren.

„Bei uns gibt es so vieles zu entdecken“, berichtet Marketingleiterin Corinna David, die davon überzeugt ist, dass nicht jeder Wanderer eine zertifizier-

te Tour auswählen muss, um das gut ausgeschilderte Wegenetz im Nordschwarzwald zu nutzen. „Wer in die Natur hinaus geht, hat sicherlich keine Lust, so viele Leute wie in einer Fußgängerzone zu treffen“, so David, die dazu ergänzend berichtet: „Wer ungestört den Zauber der Natur erleben und eine Kulisse ohne Lärm genießen möchte, der muss sich nur trauen, die Wanderhighways und Premiumpfade zu verlassen.“

Wer dem Rauten-Wander-Wege-Netz des Schwarzwaldvereins vertraut,

kann Wege kürzen, wenn die Beine schmerzen, und ist bei einem Wetterumschwung flexibel genug, um kurzfristig die Tour zu ändern. Auch die Stadt im Oberen Enztal hat für den zu erwartenden Ansturm vierzehn leichte und anspruchsvollere Touren rund um die Bäderstadt ausgewählt, auf denen man sich bequem aus dem Weg gehen kann. Für Desiree Hahn von der Touristik muss es nicht zwingend ein Besuch des „Baumwipfelpfades“ oder der „Wildline Hängebrücke“ sein, um Natur pur zu erleben.

nota bene | März – 2021 Seite 18
Fotos: Sabine Zoller

Besondere Erlebnisse bieten Touren, die als Rundwanderweg immer wieder sicher zum Ausgangspunkt zurückführen.

Hierbei gilt es jedoch, die angegebenen Beschreibungen zu unterschiedlichsten Konditionen und Erfordernissen zur Trittsicherheit zu beachten. Das Angebot der Bad Wildbader Touristik reicht vom einfachen Spaziergang durch den Kurpark mit leichtem Anstieg übers Kurhaus, den Rosengarten, das Vogelhaus, das Schweizerhäuschen und den Karlsberg mit Obelisk bis zum Abenteuerspielplatz „Räuberberg“ oder zum vierzehn Kilometer langen Rundwanderweg Sulzkar, bei dem man über beeindruckende Felsformationen staunen kann.

Für anspruchsvolle Wanderer ist der „Sprollenhäuser Hut“ empfehlenswert, der als historischer Rundwanderweg auf einer Länge von rund 7,6 Kilometern durch die aussichtsreiche Landschaft rund um den kleinen Schwarzwaldort bis Christophshof und wieder zurückführt.

Der rund zehn Kilometer lange Fautsburg Rundwanderweg beschreibt auf 21 Tafeln zwischen der Großen und der Kleinen Enz die Geschichte der Bergorte Aichelberg, Hünerberg, Meistern und Rehmühle rund um die histo -

rische Fautsburg und bietet zudem eine spannende Geocaching Tour. Bis zu 800 Höhenmeter sind auf dem beindruckenden Themen-Wanderweg rund um das Heidelbeerdorf Enzklösterle zu überwinden und bieten zehn interaktive Thementafeln mit Informationen rund um die schmackhaften kleinen blauen Beeren.

Wer sich darüber hinaus mit dem Fahrrad auspowern möchte, kann auf zwei Reifen die schönsten Ecken im nördlichen Schwarzwald auf dem „Naturparkradweg“ und dem „Enztalradweg“ erkunden.

März – 2021 | nota bene Seite 19 Aus der Region Bad Wildbad
Sabine Zoller

Muhammad Iyodo, Jahrgang 1988, ist seit Januar 2021 Assistenzarzt in der Johannesklinik Bad Wildbad.

7 Nach dem Studium der Humanmedizin an der Nationalen Medizinischen Universität Donetsk, Ukraine, hat er 2012 mit dem Doktor der Medizin abgeschlossen.

7 2014 hat er den Abschluss Master of Science (M.Sc) im Studiengang Gesundheitswesen an der Anglia Ruskin Universität, Cambridge, Großbritannien, erlangt.

7 Die C1 Qualifikation Deutsch und Deutsch Medizin Fachsprache erreichte er 2019.

7 Sein Praktisches Jahr als Assistenzarzt absolvierte er 2016 am Universitätsklinikum Abuja, Nigeria. Danach übernahm er dort eine Assistenzarztstelle in der Betriebsklinik des Büros des Staatssekretärs von Nigeria.

7 2019/2020 war er als Assistenzarzt in den Havelland Kliniken, Rathenow/ Brandenburg mit dem Schwerpunkt Innere Medizin/Geriatrie tätig.

7 Muhammad Iyodo ist verheiratet und hat zwei Töchter (5 und 7 Jahre alt). Die Familie lebt noch in Nigeria. Es ist geplant, dass die Familie nach Deutschland kommt, wenn die Ehefrau in diesem Jahr ihr BWL-Studium in Nigeria erfolgreich abgeschlossen hat. Eine Wohnung für die Familie hat er in Bad Wildbad bereits gefunden und bezogen.

In Nigeria geboren und aufgewachsen, hat Muhammad Iyodo sein Medizinstudium in der Ukraine abgeschlossen und seinen Master in Großbritannien absolviert. Die Johannesklinik Bad Wildbad heißt ihren neuen Assistenzarzt von Herzen willkommen.

Auf zu neuen Ufern

2013 bin ich zum ersten Mal nach Deutschland gekommen. Während meines Besuchs hatte ich Gelegenheit, einen ersten Blick auf das deutsche Gesundheitssystem zu werfen. Dies hat im Zusammenhang mit meiner Erfahrung während meines Masters mein Interesse an Deutschland geweckt.

In der Folge kam ich 2018 erneut mit dem festen Wunsch nach Deutschland, um meinen Traum zu verwirklichen, weiter Medizin zu praktizieren und Teil des deutschen Gesundheitssystems zu werden. Ich war dann bis Anfang 2021 in Berlin, wo ich die deutsche Sprache lernte und dann arbeitete.

Meine Leidenschaft für Geriatrie führte mich zur Johannesklinik in Bad Wildbad, einer sehr ehrenwerten Klinik. Ein tolles Haus mit familiärer Atmosphäre. Bei meinem ersten Besuch in der Klinik spürte ich die nette Arbeitsatmo-

sphäre und die Freundlichkeit der Mitarbeiter, die stets sehr hilfsbereit und bestrebt waren, einen bei jeder Gelegenheit zu unterstützen. Ich liebe die ruhige Umgebung, die wunderschöne Landschaft, den Wald, die Berge und die netten und freundlichen Bewohner von Bad Wildbad.

Ich lebe erst seit kurzer Zeit hier, aber ich habe bereits das Gefühl, eine der besten Entscheidungen meines Lebens getroffen zu haben, um die Gelegenheit zu nutzen, in der Johannesklinik zu arbeiten und in Bad Wildbad zu leben, wo andere Menschen Urlaub machen. Ich freue mich auf mein neues Leben in dieser wunderschönen Kurstadt und auf die weitere Zusammenarbeit mit den wunderbaren Menschen in der Johannesklinik.

nota bene | März – 2021 Seite 20 Johannesklinik Bad Wildbad

In den Wochen und Monaten vor Impfbeginn haben Aussagen die Medien beherrscht, wie Pflegeheime seien die Pandemie-Brandbeschleuniger, ein mangelnder Schutz von Pflegeheimen sei DAS Versagen der Politik oder deren Bewohner seien isoliert und weggesperrt u.a.m. Ein Appell zum verantwortlichen Umgang mit Sprache.

Kommentar

Schluss mit der Stigmatisierung von Pflegeheimen, ihren Bewohnern und Mitarbeitenden

von Manfred Preuss

Pflegeheime sind keine Abschiebebahnhöfe. Menschen, die dauernder Unterstützung bedürfen, haben in diesen Heimen ihren Lebensmittelpunkt. Das ist schwer genug, aber sie sind weder allein gelassen, noch isoliert und schon gar nicht weggesperrt. Wie alle, die in der Pandemie mit Kontaktbeschränkungen leben müssen, sind auch in Pflegeheimen Abstandsregelungen einzuhalten. Aber anders als bei denen „draußen“ bleiben soziale Kontakt zu den Mitbewohnern und den Mitarbeitenden als Bezugspersonen in einem gewohnten häuslichen Umfeld erhalten. Das ist nicht mehr, sondern weniger Isolation.

Als im letzten Frühjahr für kurze Zeit Betretungsverbote von Landesbehörden für Pflegeheime verhängt wurden, war es auch in dieser Phase möglich, unter strengen Hygieneanforderungen palliativ versorgte Bewohner zu besuchen. Und natürlich konnte man seine sterbenden Angehörigen begleiten. Diese Gestaltungsmöglichkeiten standen den Heimen jedenfalls offen. Engagierte Heimträger haben diese Herausforderung im Interesse ihrer Bewohner gemeistert.

Und die Bewohner von Pflegeheimen sind auch nicht ungeschützt. Die Hygi-

enebestimmungen gehen weit über das hinaus, was ansonsten im Gemeinwesen gilt oder möglich ist. Mitarbeitende wurden seit langem bereits zweimal, nunmehr dreimal wöchentlich getestet. Liegt in einem Heim ein Infektionsfall vor, wird jeder Mitarbeiter vor jedem Dienstantritt getestet. Alle Bewohner werden regelmäßig oder zusätzlich bei Vorliegen nur der leisesten Symptome getestet. Dies alles geschieht Tag für Tag, landauf landab, und fordert den Pflegern und Helfern überdurchschnittlichen Einsatz und beispiellose Kraftanstrengungen ab. Alles, was erforderlich ist, wird in vorbildlicher Weise nach besten Kräften geleistet. Und oft noch viel mehr. Die Politik hat hier, zumindest in Baden-Württemberg, die richtigen Rahmenbedingungen gesetzt.

Merkt eigentlich niemand, dass die oft unsägliche Nomenklatur in öffentlichen Medien zu einer Diskriminierung und Stigmatisierung sowohl der betroffenen älteren Menschen wie aber auch der aufopferungsvoll arbeitenden Mitarbeitenden führt? Nimmt man den Betroffenen vor Ort nun auch noch ihre Würde?

Viren entwickeln sich nicht in einem Pflegeheim von sich heraus, sie marschieren da auch nicht ein. Viren wer-

den von außen eingetragen. Und dies können noch so umfassende hygienische Vorkehrungen offenbar nicht völlig verhindern. Und so sind auch die Bewohner in Pflegeheimen betroffen davon, dass es immer noch zu viele selbstherrliche und zutiefst arrogante Menschen in unserer Gesellschaft gibt, die meinen, sich an keine Vorgaben und Gebote halten zu müssen. Hier fehlt es schlicht an Wertschätzung, Respekt und Verantwortung.

Unbestritten – alles, was unsere Gesellschaft zur Verbesserung der Lebenssituation und zum Schutz der Älteren in Pflegeheimen tun kann, muss getan werden. Hier dürfen und müssen wir alle Anstrengungen bündeln. Vor allem müssen wir impfen, impfen, impfen. Unsere älteren Bewohner sind nicht die Brandbeschleuniger der Pandemie, sie sind deren Verlierer.

Übersehen wir bei all dem nicht, dass man gerade mit unüberlegten Worten auch großen Schaden anrichten kann. Auch Ratschläge können Schläge sein. Wie wir mit unserer älteren Generation umgehen – das ist die Messlatte für eine humane Gesellschaft. Dies gilt für Politik und Wissenschaft ebenso wie für uns alle. Aber eben auch für einen verantwortungsvollen Journalismus.

März – 2021 | nota bene Seite 21 Kommentar

Die Coronapandemie hat das Leben vieler Menschen verändert. „Wir bleiben zu Hause“ – mit diesem Slogan wurde und wird dem Gebot, Abstand zu halten und soziale Distanz zu wahren, Rechnung getragen.

Ergotherapie in Zeiten von Corona

Alltag, das bedeutet normalerweise, regelmäßig wiederholende Aktivitäten und Routinen. Sie geben Sicherheit und entlasten davon, sich um das alltägliche Handeln Gedanken zu machen. Unbeschwert und ausgeglichen wird so ein Alltag erlebt, in welchem die Dinge scheinbar leicht von der Hand gehen. Corona hat diesen Alltag verändert und gewohnte Routinen unterbrochen. Diese Unterbrechung bedeutete Verlust von Vertrautem. Unsicherheit und Stress können die Folgen sein. Sinnvollen Maßnahmen des Schutzes der Gesundheit können diese jedoch in Gefahr bringen. Aus Stress, Unsicherheit und Verlust von Vertrauen wird leicht eine Krise im privaten und gesellschaftlichen Zusammenhang.

Was bedeutet eine Krise? Sie gleicht einer Situation, die nicht als beherrschbar und kontrollierbar erlebt wird und bisherige Handlungsweisen als nicht mehr sinnvoll und vernünftig erscheinen lassen. Manchmal ist eine Erstarrung die Folge, kaum eine oder gar keine Aktivität scheinen möglich. Umgekehrt kann es auch dazu kommen, besonderen Aktionismus zu zeigen, der den Eindruck erwecken lässt, handlungsfähig zu sein und die Situation zu kontrollieren. In beiden Fällen ist genau das nicht mehr der Fall. Eine in der Ergotherapie als Betätigungsdeprivation bezeichneter Zustand ist entstanden, in welchem die davon betroffenen Menschen ihrer bisher als sinnvoll erachteten Betätigungen verlustig gehen. Eine Gefahr für Gesundheit und Wohlbefinden.

Jede Krise ist ein Prozess der Veränderung und verläuft in Phasen. Zu Beginn dominiert das Erleben, das darf nicht wahr sein, das gibt es doch nicht. Diesem folgt ein chaotisch, emotionaler Ausbruch, der zugleich die Phase einleitet, in welcher erste Versuche gemacht werden, die Situation zu gestalten. Schließlich wird die Krise überwunden, in dem ein neuer Alltag entsteht.

Menschen in ihrer Handlungsfähigkeit zu stärken, ist zentrales Anliegen der Ergotherapie. Das prädestiniert sie gerade in Zeiten von Krisen und Umbrüchen, Menschen darin zu unterstützen, ihre Handlungsmöglichkeiten neu zu finden. Auch Menschen ohne Behinderung oder Erkrankung geraten in einer Krisensituation an ihre Grenzen, wie sich beispielweise auch in der Zunahme häuslicher Gewalt zeigt. Ergotherapie kann und soll einen Beitrag leisten, um dies zu vermeiden. Dafür müssen die Expertise und die Erfahrungen von Ergotherapeuten auch im Rahmen von Prävention und Gesundheitsförderung sowie im Gemein- und Gesundheitswesen stärker einfließen.

Über welche Kompetenzen verfügt Ergotherapie und wie sieht das praktisch aus? Unser Alltag ist bestimmt von Betätigungen aus den Bereichen Produktivität, Selbstversorgung, Freizeit und Erholung. Sie haben im Alltag ihren Platz und stehen in einem ausgewogenen Verhältnis zueinander – eine Balance, die Gesundheit und Wohlbefinden erzeugt. Ergotherapie kann dazu beitragen, die Balance auch in Zeiten einer Krise wieder herzustellen.

Ergotherapeuten unterstützen Menschen dabei, die Krisensituation und ihre Auswirkungen auf den Alltag und die Handlungsfähigkeit zu reflektieren. Dies lockert die ausschließliche Fokussierung auf die Krise und hilft, andere Aspekte des Lebens wahrzunehmen, wertzuschätzen und als Ressourcen zu nutzen. Das bedeutet, Routinen sollten, wenn möglich, erhalten bleiben. Erlaubt dies die Situation nicht, gilt es, neue zu schaffen. Dazu lohnt ein Blick auf die eigenen Aufgaben und Rollen, die man in seinem persönlichen Umfeld einnimmt. Was bleibt wie gehabt, was aber muss angepasst werden? Handlungsmuster anzupassen und zu verändern, ist besonders dann von Bedeutung, wenn es sich um persönlich wichtige Dine handelt. Überlegungen dazu, welche Aktivitäten persönlich regelmäßig und wichtig sind, sollen vorab gemacht werden. Das hilft, Prioritäten zu setzen.

Nicht zuletzt die berufliche Tätigkeit und damit die so wichtige Produktivität müssen in Zeiten von Corona angepasst werden und nicht selten wird das Zu Hause zum Arbeitsplatz. Hierbei Arbeit von Privatem zu trennen, ist nicht einfach, aber möglich, wenn

7 der Raum und die Zeit, in welcher gearbeitet wird, ungestört bleibt,

7 die Arbeitsumgebung möglichst ergonomisch gestaltet ist,

7 Pausen regelmäßig eingehalten werden

7 und nach Dienstschluss nicht an den Arbeitsplatz zurückgekehrt wird.

Die Coronakrise ist noch nie dagewesen, mittlerweile nicht mehr neu, doch in ihren Folgen noch nicht erforscht. Das wirkt auf uns Menschen und jede Krise bringt immer psychische Belastung mit sich. Ängste, Sorgen, schlechte Stimmung oder Ärger gehören dazu und brauchen ihren Raum. Auf Dauer kann sich die schwierige Situation allerdings verstärken. Es gilt herauszufinden, welche Dinge im persönlichen Leben besonders für schlechte Stimmung sorgen. Und Überlegungen anzustellen, wie sie zu reduzieren und damit zu kontrollieren sind. Ist das nicht möglich, so finden sich Wege, sie zu kanalisieren, ohne dabei Schaden anzurichten.

Die Beschreibung der möglichen Maßnahmen zeigt, den Alltag zu meistern, kann auch in Zeiten der Coronakrise gelingen. Die Ergotherapie trägt hier mit ihrem Wissen um Betätigung und ihrer Bedeutung für den Alltag dazu bei, die Krise zu überwinden. Den Alltag neu zu gestalten, lautet die Devise – und im Vertrauen in die eigene Handlungsfähigkeit die Krise zu überwinden.

Anke Matthias-Schwarz

Ergotherapeutin/Gesundheits- u. Sozialmanagement B.A.

nota bene | März – 2021 Seite 22 Ergotherapie

Natürliche Hilfe

Ein Ratschlag aus der Apotheke

Vielen Besuchern einer heutigen Apotheke ist sicherlich nicht bekannt, dass trotz der großen Anzahl chemisch produzierter Arzneimittel bis heute ungefähr ein Drittel des Arzneischatzes aus unserer Natur stammt. Selbst modernste Entwicklungen nutzen häufig die Natur als Lieferanten der Ausgangssubstanzen.

Um die Vielfalt der Pflanzenwelt mit ihren Arzneistoff liefernden Arten besser kennen zu lernen, bin ich immer wieder auch mit der Kamera in der Natur unterwegs, um einzelne Exemplare für mein Archiv festzuhalten.

In regelmäßiger Folge möchte ich deshalb an dieser Stelle einzelne Pflanzen vorstellen und über ihre Wirkungsweise informieren.

Bad Liebenzell)

Weißdorn – der Herzstärker

Im Frühjahr leuchten dem Wanderer speziell in Heckengebieten die strahlend weißen Blüten des Weißdorns entgegen. Weißdorn ist artenreich und kommt als Strauch oder Baum vor, bisweilen bis zu einer Höhe von 10m. Im Spätsommer leuchten dann diese Heckenlandschaften kräftig rot durch die Früchte des Weißdorns.

Zur Verwendung als Arzneimittel werden größtenteils die Blätter und Blüten von Crataegus laevigata verwendet, jedoch andere Arten und auch die Früchte enthalten ebenso diese herzwirksamen Inhaltsstoffe.

Die Wirksamkeit von Weißdornzubereitungen ist inzwischen in großen klinischen Studien untersucht und positiv bewertet worden. Der Herzdurchfluss wird wesentlich verbessert und als Folge der Herzmuskel besser durchblutet.

Die Inhaltsstoffe wirken nachweislich positiv inotrop (die Kontraktionskraft des Herzmuskels wird erhöht) und positiv chronotrop (die Frequenz des Herzschlags wird erhöht). Neben diesem wichtigen Effekt wird zudem bei Pati-

enten mit Herzrhythmusproblemen eine diesbezügliche Verbesserung erzielt.

Weißdornextrakte sind bei ungenügender Herzleistung somit das ideale Mittel aus der Natur und dies bei einem leichten bis sogar mittelschwachen Altersherz. Die Anwendung als Tee ist durchaus sinnvoll, bei stärkeren Herzbeschwerden jedoch in der Praxis nicht ausreichend, da die Menge der Wirkstoffe in der üblichen Trinkmenge nicht enthalten ist. Hier empfehlen sich dann die Trockenextrakte mit höherer Konzentration, die von der Industrie in Tropfen, Tabletten oder Kapselform angeboten werden.

Eine besondere Darreichung ist sicherlich der Liebenzeller Herzwein, den wir seit vielen Jahren produzieren und als Herzstärkungsmittel empfehlen. Die Hauptbestandteile sind Blüten und Früchte des Weißdorns. Das Herztonikum ist für alle Altersstufen ab 12 Jahren geeignet. Wegen des Alkoholgehalts ist eine Verwendung durch alkoholkranke und lebergeschädigte Personen jedoch untersagt.

März – 2021 | nota bene Seite 23
Natur und Heilkunde
Foto F. Böckle
nota bene | März – 2021 Seite 24

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