nota bene
Für dich fang ich den Sommer ein, den Rosenduft, des Himmels Blau und all die bunten Farben.
Regina Hesse (*1933), Großmutter
5. Jahrgang | 2. Ausgabe | Juli 2018 | € 5,00
Editorial
Grußworte von Anneli Zenker und Manfred Preuss
04 Mütter und Väter der Pflege (7)
Alles für die Menschenkinder – Luise von Marillac
06 GeriatrieForum
10. GeratrieForum Bad Wildbad
07 Kommentar
Autofahren im Alter (?)
08 Bad Liebenzell
Das Zeller Bad – ein Spaziergang durch die Liebenzeller Bädergeschichte
10 Pflegepolitik
Spahn will Pflegekräfte aus Albanien und dem Kosovo anwerben
11 Pflegepolitik
Den Ankündigungen Taten folgen lassen
12 Aus der Region
50 Jahre Fahrzeug Museum in Marxzell
14 Literatur
Das Internet muss weg
15 Kultur
Calwer Klostersommer und Sommerkino 2018 in Hirsau
16 Bad Wildbad
Die Kaffee-Manufaktur Bad Wildbad
18 Sommerausflüge
Kulinarischer Sommerspaziergang im Schwarzwald
20 Ernährung
Ein sommerlicher Schmaus mit Sinn
22 Ergotherapie
Ergotherapie in der betrieblichen Gesundheitsförderung
23 Natur und Heilkunde
Johanniskraut – für gute Stimmung
Terminvorschau
7. bis 9. Dezember 2018 Winter.Kurpark.Zauber
Der romantische Weihnachtsmarkt im Kurpark von Bad Wildbad
Impressum
Herausgeber:
MHT
Gesellschaft für soziale
Dienstleistungen mbH
Hochwiesenhof 5–10
75323 Bad Wildbad
www.mht-dienstleistung.de
www.johanneshaus-bad-wildbad.de
www.johannesklinik-bad-wildbad.de
www.johanneshaus-bad-liebenzell.de
Redaktion:
Gabriele Pawluczyk | Martin Kromer |
Wolfgang Waldenmaier
gabriele.pawluczyk @monacare.de
Grafische Umsetzung:
Dagmar Görlitz
kontakt@goerlitz-grafik.com
Drucktechnische Umsetzung:
Karl M. Dabringer
dabringer@gmx.at
Auflage: 3.000
nota bene | Juli – 2018 Seite 2 Inhalt
03
Editorial
Liebe Leserinnen und Leser unserer nota bene
Sommer Sonne Urlaubszeit – wieder ist es soweit – ob es das Abtauchen in ein kühles Nass, das Erklimmen von Höhen oder das Baumelnlassen der Seele ist, jetzt ist die Zeit etwas anderes zu tun.
Was Sie auch brauchen, wo es Sie auch hinzieht, wir wünschen Ihnen eine erholsame und frohe Zeit.
Es ist meine Zeit, wieder zu lesen, mich auf ein spannendes Buch oder sonstige Lektüre zu konzentrieren. Sollten Sie Freude an einer kurzweiligen Zeitschrift haben – bei einer Wanderpause an einer Hütte, beim Sonnenbaden am Strand, auf dem Liegestuhl im eigenen Garten oder der Terrasse –nehmen Sie die nota bene mit ins Gepäck. Land und Leute, Ernährung, Naturheilmittel und Pflege, alles Themen, die uns das ganze Jahr beschäftigen.
Sie erhalten vielleicht Anregungen zu neuem Tun, werden inspiriert, etwas zu verändern, oder bekommen Informationen, worüber Sie überrascht sein können. Egal was passiert, wir wünschen Ihnen viel Freude mit unserer neuen Ausgabe nota bene – wohlgemerkt…
Ihre
Anneli Zenker
Geschäftsführerin MHT
Zum Geleit
Die Diskussion in Politik und Gesellschaft über die Zukunft der Pflege gewinnt an Intensität. Das ist gut so. Ohne grundlegende neue Weichenstellungen und die Erkenntnis wie Bereitschaft, dass für die nächsten Jahrzehnte Milliardeninvestitionen notwendig sind, wird es aber nicht gehen. Dabei darf man dann durchaus einmal darauf hinweisen, dass die Altenpflege einer der Jobmotoren in Deutschland ist. Jede vierte in Deutschland neu geschaffene Beschäftigung entsteht hier. Auch bei den Ausbildungszahlen eilt die Altenpflege von Rekord zu Rekord und gibt Menschen eine sichere Berufs- und Lebensperspektive. Zu diesen Erfolgszahlen leisten private Träger einen wichtigen Beitrag. Über 50 % Prozent aller ambulanten Pflegedienste und Pflegeheime werden bundesweit von privaten Anbietern betrieben. Ihre Zahl wächst von Jahr zu Jahr an. Sie garantieren zukunftsfeste Jobs und sichern so die dringend benötigte Versorgung älterer Menschen. Die zahlreichen mittelständischen Betriebe pflegen in der Stadt und auf dem Land. In vielen Gegenden wäre ohne sie die Versorgung nicht gesichert. Die privaten Träger haben Milliarden Euros investiert und wollen das auch künftig tun. Studien und Untersuchungen belegen, dass allein die stationäre Altenpflege bis 2030 rd. 80 Milliarden Euro an Investitionen benötigt. Nur so lässt sich ein dauerhafter Pflegenotstand in Deutschland verhindern. Weder der Staat noch die Kirchen können das leisten. Es braucht privates Kapital und das verantwortungsbewusste Engagement privater Unternehmerinnen und Unternehmer. Auch das darf einmal gesagt werden.
Manfred Preuss GlobalConcept.Consult AG
Juli – 2018 | nota bene Seite 3 Editorial
nota bene
Alles für die Menschenkinder
Luise von Marillac (1591-1660)
Am 12. August 1591 wurde Luise von Marillac in Paris geboren. Der Name ihrer Mutter ist in den Wirren der Zeit in Vergessenheit geraten. Ihr Vater, der Witwer Louis de Marillac, hat das Kind erst nach einiger Zeit als sein eigenes anerkannt. Luise erlebte eine lieblose Kindheit, geprägt von Ablehnung, Gefühlskälte und Ungerechtigkeiten. Als das Kind vier Jahre alt war, heiratete ihr Vater erneut. Luise wurde in die Obhut der Dominikanerinnen von Poissy gegeben. Erst dort erhielt sie durch ihre ebenfalls im Kloster lebende Tante eine Erziehung, die auf Liebe, Güte und Zuneigung gegründet war. Ihr Vater starb, als sie dreizehn Jahre alt war. Sie wurde zur Vollwaisen, die sich von Anfang an gegen alle Ressentiments jener Zeit behaupten musste. Im Waisen-Pensionat in Paris, in dem schwere Arbeit den Tag bestimmte, kam sie mit den Fragen des Glaubens in Berührung. Zu dieser Zeit war Luise bereit, die strengen Regeln der Kapuzinerinnen zu ihren eigenen zu machen und deren Orden beizutreten. Doch es kam alle ganz anders. Auf Be-
nota bene | Juli – 2018 Seite 4 Mütter und Väter der Pflege (7)
Patronin der Sozialberufe
treiben ihrer durchaus noch vorhandenen Verwandtschaft heiratete Luise von Marillac den königlichen Sekretär Antoine Le Gras und führte in den folgenden Jahren ein sehr glückliches und erfülltes bürgerliches Leben. Man war Teil der höfischen Gesellschaft, wurde zu prächtigen Festen und Empfängen geladen und empfing selbst auserlesene Gäste. In diesen Jahren wurde dem glücklichen Ehepaar Le Gras ein Sohn geboren. Das Glück schien perfekt. Eine schwere Krankheit ihres gelieb ten Mannes, den sie aufopferungsvoll pflegte, führte Luise schließlich in eine tiefe Glaubenskrise. Ihr Mann starb im Dezember 1625. In dieser Zeit bekam sie geistlichen Beistand und mentale Unterstützung durch ei nen Mann, der gerade dabei war, selbst große Pläne für die Belange der Pflege zu entwickeln: Vinzenz von
rigsten und Ärmsten, auf die Kranken, Waisen und Ausgestoßenen zu richten. Ganz im Sinne des Priesters Vinzenz von Paul, dessen engste Mitarbeiterin sie schließlich wurde.
Der Weg war steinig, kräfteraubend, mühsam und so manches Mal ganz und gar aussichtslos. Doch vor der Resignation stand meist eine Wendung, die die Umstände wieder zum Positiven verkehrten. So traf sie im Jahre 1630 auf die Schafhirtin Marguerite Naseau, die es sich zur Aufgabe machte, ihr Leben den Kranken und Armen zu widmen. Sie war die erste, die sich Luises Auftrag anschloss. Bald sollten es weit mehr sein, die sich berufen fühlten, der Gruppe um Luise anzugehören. Luise von Marillac gilt heute als die Schutzpatronin all jener Menschen,
Paul (siehe Mütter und Väter der Pflege, Teil 6). Diese Begegnung hatte wohl den bedeutendsten Einfluss auf den Verlauf ihres weiteren Lebens.
Luise von Marillac war nun fest entschlossen, ihr Augenmerk auf die Nied-
Mit der heutigen 7. Folge hat die nota bene-Serie „Mütter und Väter der Pflege“ ihren Abschluss gefunden.
Der Autor, Wolfgang Waldenmaier, ist examinierter Altenpfleger, geboren und aufgewachsen in Heidelberg am Neckar.
Er lebt mit seiner Ehefrau in Bad Liebenzell-Monakam und gehört seit dem Jahre 2012 zum Pflegeteam des Johanneshauses Bad Liebenzell-Monakam. Seit Oktober 2015 ist er zu allem Glück stolzer Opa einer Enkeltochter.
Nach seiner Weiterbildung zum Praxisanleiter in den Pflegeberufen 2017 nimmt er diese Aufgabe auch in der Einrichtung wahr und ist ein verlässlicher und kompetenter Partner der Auszubildenden.
Freizeitaktivitäten: Radfahren, Tanzen (wenn der Dienstplan es zulässt)
Passion: Das Sammeln von Schallplatten, Vinyl kommt zurück!
Und schließlich: Aus vollem Herzen Redaktionsmitglied der nota bene
die sich in der sozialen Arbeit engagieren. Zu ihren Ehren wird alljährlich ihr Todestag, der 15. März, vor allem in der Katholischen Kirche als großer Gedenktag begangen.
Wolfgang Waldenmaier
Nota bene dankt Wolfgang Waldenmaier für seine großartigen Artikel und den bemerkenswerten Zyklus „Mütter und Väter der Pflege“.
Juli – 2018 | nota bene Seite 5 Mütter
und Väter der Pflege (7)
Foto Glasfenster: By GFreihalter, CC BY-SA 3.0, wikimedia
Mit dem mittlerweile 10. GeriatrieForum Bad Wildbad konnte die Johannesklinik ein kleines Jubiläum ihrer erfolgreichen Vortragsreihe begehen
10. GeriatrieForum Bad Wildbad
kenhaus Heidelberg, beschäftigte sich mit dem zunehmend häufig und heiß diskutierten Thema der selbständigen Mobilität im Alter – sollen alte Menschen noch Auto fahren dürfen?
Dr. Micol zeigte auf, dass sich der Anteil älterer und alter Menschen, die noch Auto fahren, innerhalb von dreißig Jahren verdoppelt hat, d.h. dass jetzt schon fast jeder vierte Autofahrer über 65 Jahre alt ist und dass nur in Deutschland, Belgien und in Frankreich der Führerschein unbegrenzt ist. In diesen Ländern erfolgen daher auch keine regelmäßigen ärztlichen Untersuchungen der Fahrtauglichkeit
Der erste Vortrag des Tages, gehalten von Herrn Dr. Dietmar Löbel, Facharzt für Mikrobiologie, Virologie und Infektionsmedizin und Facharzt für Laboratoriumsmedizin, beschäftigte sich mit dem stets aktuellen Thema der Problemkeime, den sogenannten MRGN, d. h. multiresistenten gramnegativen Keimen, die ein immer größeres Problem, insbesondere in Akutkrankenhäusern darstellen.
Zunächst schilderte Dr. Löbel, wie es zur Entdeckung von antibiotischen Substanzen kam, und erläuterte, wie diese immer weiter entwickelt werden konnten, so dass sie heute unverzichtbar in der Behandlung bakterieller Infekte sind. Er erklärte eindrücklich, wie es zur Ausbildung von Resistenzen kommt, d. h. dem Wirkverlust der Antibiotika bezüglich der Bekämpfung von Keimen. Problematisch wird dieser Wirkverlust dann, wenn drei oder vier antibiotische Substanzgruppen nicht mehr in der Lage sind, die Bakterien erfolgreich zu bekämpfen.
„Keine Angst vor den daraus resultierenden ´Killerkeimen´“ war die Aussage von Dr. Löbel. Er veranschaulichte deutlich, dass bei Einhalten der notwendigen Hygienemaßnahmen Menschen mit Problemkeimen durchaus am täglichen Leben teilnehmen können und nicht ständig streng isoliert werden müssen und, dass die Gefahr für gesunde Menschen an sich sehr gering ist.
Weiterhin zeigte Dr. Löbel auf, dass die Gefahr, die von diesen Keimen ausgeht, in den letzten Jahren eher rückläufig ist, und er beruhigte, dass noch in den allermeisten Fällen Antibiotika eine sehr gute Wirksamkeit haben. Allerdings solle jedes Mal streng geprüft werden, ob eine antibiotische Therapie wirklich erforderlich sei. Erkältung und Bronchitis bedürfen in der Regel keiner antibiotischen Behandlung.
Der Vortrag von Herrn Dr. William Micol, Internist und Geriater und Chefarzt am Agaplesion Bethanien Kran-
Insbesondere Herz- und Kreislauferkrankungen, Schlaganfälle und Demenz reduzieren die individuelle Fahrtüchtigkeit. Im hohen Alter kommt es sowohl zu einer leichten Zunahme der Unfallhäufigkeit als auch zu einem deutlich erhöhten Verletzungsrisiko und einer Steigerung der Unfallschwere, wie Dr. Micol anhand vieler Zeitungsartikel demonstrierte. Aber auch die Einnahme von Medikamenten führe häufig zu einer reduzierten Fahrtüchtigkeit.
Schon durch einen einfachen Test kann man Hinweise auf eine Fahruntüchtigkeit finden, in dem man einem alten Menschen während eines Spaziergangs eine Frage stellt. Bleibt dieser zur Beantwortung stehen, ist er vermutlich auch nicht mehr in der Lage, Auto zu fahren, da er nicht mehr als eine Tätigkeit (reden und gehen) gleichzeitig ausführen kann.
10 nota bene | Juli – 2018 Seite 6 GeriatrieForum
red
Es ist ein Schreckensszenario – ein älterer Autofahrer verursacht einen Unfall bei dem Menschen verletzt werden oder sogar sterben. Die Frage, ob oder wie lange man im Alter noch Auto fahren sollte, polarisiert.
Mit dem Alter steigt zweifelsfrei die Gefahr, einen Unfall beim Autofahren zu verursachen. Daten des Statistischen Bundesamtes von 2015 zeigen, dass über 64-jährige Autofahrer zu 67 % die Hauptschuld trugen, wenn sie in einen Unfall verwickelt waren. Bei den mindestens 75-Jährigen waren es sogar 75 %. Die Daten zeigen auch, dass ältere Menschen in komplexen Situationen schneller den Überblick verlieren als jüngere. Altersbedingte Beeinträchtigungen sind aber heute durchaus nicht mehr nur biologisch definierbar. Das Altern ist ein schleichender Prozess. Bereits ab 50 Jahren verschlechtern sich Sinne wie Sehen und Hören. Bei Menschen mit einer Erkrankung entwickeln sich Einschränkungen auch unabhängig vom Alter. Mangelnde Wahrnehmungs- und Reaktionsfähigkeit, Bewegungseinschränkungen oder Krankheiten wie Demenz und Diabetes können durchaus zur Gefahr für alle Verkehrsteilnehmer werden.
Entscheidend für eine unfallfreie Teilnahme am Straßenverkehr ist aber nicht nur das Alter, sondern vor allem der Gesundheitszustand des Fahrers. Daher kann man älteren Autofahrern nicht pauschal ihre Fahrtüchtigkeit absprechen. Sie verfügen oft über genügend Erfahrung, um vorausschauend zu fahren und ihren Fahrstil der jeweiligen Verkehrssituation anzupassen.
Helfen hier regelmäßige Eignungstests, wie sie in vielen anderen europäischen Ländern bereits seit langem bestehen? Hier ist die Fachöffentlichkeit durchaus geteilter Meinung, zumal befürchtet wird, dass ein positives Testergebnis den Fahrer möglicherweise auch dazu
Im Spannungsfeld zwischen der Angst der Jüngeren um Verkehrssicherheit und der Sorge der Älteren um Eigenständigkeit und Mobilität
Autofahren im Alter (?)
verleite, die eigenen Fähigkeiten im Straßenverkehr zu überschätzen. Der ADAC rät, dass ältere Autofahrer sich freiwillig ärztlich auf ihre Fahrtauglichkeit untersuchen lassen sollten. Gesundheitliche Defizite könnten außerdem zum Teil durch Fahrassistenzsysteme, wie eine Einparkhilfe, ausgeglichen werden.
Die Eigenständigkeit, die das Autofahren im Alter gewährleistet, ist ein wichtiger Lebensfaktor – da der öffentliche Nahverkehr gerade in ländlichen Gegenden teilweise nicht gut ausgebaut ist, steht das Autofahren nicht zuletzt auch für Selbstständigkeit und soziale Kontakte. Der Umstieg auf das Fahrrad ist zumindest keine sichere Alternative – fast jeder zweite verunglückte Radfahrer ist 65 Jahre oder älter.
Im Grunde würde es Sinn machen, Lenker unabhängig vom Alter zu testen, bevor Risiken entstehen oder steigen. Während zwischen dem 30. und 50. Lebensjahr die Fahrleistung am höchsten ist, nimmt sie mit fortschreitendem Alter ab. Eine österreichische Untersuchung zeigt, dass die Unfallrate ab 65 Jahren sanft ansteigt und dieser Anstieg mit 80 Jahren sehr deutlich und markant wird. Die Unfallrate ist dann fast so hoch wie jene der Altersgruppe der 17- bis 26-Jährigen.
In der öffentlichen Diskussion und bei der Suche nach Lösungen sollte man künftig vermehrt auf Freiwilligkeit setzen. Man darf den Betroffenen offen klarmachen, dass sie Schwächen, aber auch Stärken haben. Unterschiedlichen Beeinträchtigungen steht bei vielen äl-
teren Lenkern ein hohes Maß an Erfahrung und Routine entgegen. Zahlreiche Entscheidungen, über die ein junger Autofahrer nachdenken muss, laufen beim älteren automatisch ab. Und eine bedrohliche Erfahrung, dass oft auch bei extremer Ermüdung und in emotionalen Ausnahmesituationen mit dem Auto gefahren wird, ist völlig unabhängig vom Alter zu beklagen. red
Regelungen
in anderen europäischen Ländern:
Spanien
Wer in Spanien Auto fahren will, muss ab einem Alter von 65 Jahren den Führerschein alle fünf Jahre erneuern lassen. Zum Antrag gehört auch eine medizinische Untersuchung der Fahrtüchtigkeit.
Dänemark
Dänemark hat die Altersgrenze im Jahr 2015 angehoben. Statt schon mit 70 Jahren müssen Autofahrer erst ab 75 ein ärztliches Attest beilegen, wenn sie ihren Führerschein verlängern lassen wollen. Ab 80 muss der Antrag jedes Jahr gestellt werden.
Großbritannien
In Großbritannien sind Über-70-Jährige verpflichtet, alle drei Jahre ihren Führerschein verlängern zu lassen. Im Antrag müssen sie alle medizinischen Probleme auflisten, die fahrrelevant sein könnten.
Schweiz
In der Schweiz müssen Autofahrer über 70 Jahren im Abstand von zwei Jahren zur „vertrauensärztlichen Kontrolluntersuchung“, ähnlich wie auch LKW-Fahrer.
Italien
Autoführerscheine in Italien sind generell nur für eine bestimmte Zeit gültig. Ab einem Alter von 50 Jahren muss man sie alle fünf Jahre erneuern lassen, ab 70 alle drei Jahre, ab 80 alle zwei. Ein medizinischer Check gehört immer dazu.
Juli – 2018 | nota bene Seite 7 Kommentar
Seit mehr als sechs Jahrhunderten wird in unserem schönen Bad Liebenzell die Heilkraft des Wassers genutzt. Die historische Badekur, die aufwändigen Baden-fahrten in alten Zeiten machten die Stadtführerin neugierig. Es ergaben sich Fragen, die zu beantworten waren. So entstand die thematische Führung: „Das Zeller Bad – ein Spaziergang durch die Liebenzeller Bädergeschichte“.
Das Zeller Bad –ein Spaziergang durch die Liebenzeller Bädergeschichte
Der erste schriftliche Nachweis für die Anfänge unseres Heilbades stammt aus dem Jahr 1405. Der badische (!) Landesherr Markgraf Bernhard I. verordnete den Bau einer Badherberge an einer sehr besonderen Stelle. Warmes Wasser quoll dort in der Talsenke rechts der Nagold direkt aus der Erde hervor. Genau hier entstand das erste Badhotel: Es erhielt den Namen „Das Untere Bad“. Die Entwicklung des „Zeller Bad“ als überregional bekanntes Heilbad nahm damit seinen Lauf.
In den Anfangszeiten war die Badenfahrt ein Privileg der oberen Gesellschaftsschicht. Ein frühes schriftliches Zeugnis aus dem Jahr 1474 berichtet vom Besuch der Gräfin Margarethe von Württemberg. Aus Stuttgart kommend reiste sie mit einem Tross aus Bediensteten ins „Zeller Bad“. Es war üblich, dass in Fuhrwerken Haushaltsgegenstände, Küchenzubehör samt Personal, ja sogar komplette Betten in die Badeorte befördert wurden.
Die Jagd, sie war der Herrschaft vorbehalten, übte eine zusätzliche Anziehungskraft aus. Wild, darunter auch das Auerhuhn, war ringsum in den großflächigen Naturräumen reichlich vorhanden. Und ein warmes, geselliges Bad nach einem anstrengenden Jagdausflug ergänzte das Vergnügen.
Gebadet wurde in ausgemauerten Becken aus Buntsandstein. In den Badherbergen war jedoch auch das Baden in Wannen – damals waren es hölzerne Zuber – einzeln und zu zweit sehr beliebt. Thermalwasser wurde auf offenem Feuer zusätzlich gewärmt. Mit Ei-
nota bene | Juli – 2018 Seite 8
mern schleppten „Badknechte“ heißes Wasser heran und gossen es laufend nach.
Gesundheitliche Wirkungen des Wassers wurden in ärztlichen Beschreibungen propagiert. Das Zeller Bad war bekannt dafür, dass es die Gelbsucht zu heilen vermag. Erwähnt wurde außerdem eine positive Wirkung auf die Wundheilung. Es ist anzunehmen, dass oft auch Kriegsverletzungen behandelt wurden.
Wie auch heute noch, wurde die anregende Wirkung des Heilwassers auf Ausscheidung und Verdauung geschätzt. Von den Ärzten empfohlen wurde „Wandeln“ nach dem Trinken: Spazierengehen in der heute noch bestehenden wunderschönen Lindenallee ging einher mit unterhaltsamen Gesprächen und bot außerdem die Gelegenheit, sich in schöner Kleidung zu präsentieren.
Verkauf ihrer guten Parzellen nahe der Lindenallee zu bewegen. So entstand vor rund 100 Jahren mit dem neu angelegten Kurpark ein Kleinod. Heute darin zu spazieren oder auf den Bänken zu ruhen, den gepflegten, informativen Apothekergarten aufzusuchen, im Frühsommer den Duft der Linden-
Um 1900 nahm die Zahl der Besucher ständig zu. Stadtschultheiß Hugo Mäulen setzte viele Hebel in Bewegung um Liebenzell attraktiv für die „Sommerfrischler“ zu machen. Mit viel Überredungskunst und langen Verhandlungen gelang es ihm, die Landwirte zum
blüten in vollen Zügen zu genießen, Graureiher und prächtige Stockenten aus nächster Nähe zu beobachten und später auf den Kurparkbrücken dem Lauf der Nagold nachzusinnen – dies alles begeistert und tut der Seele gut. Wertvolle Ressourcen stellen sie dar:
unser heilendes Wasser und eine reizvolle, gesunde und unzerstörte Natur. Die Geschichte lehrt uns nicht nur in Bad Liebenzell, dass Grundlegendes eine immerwährende Bedeutung hat.
Juli – 2018 | nota bene Seite 9 Bad Liebenzell
Waltraud Maas
Abbildungen: altes
Foto: Stadtarchiv Bad Liebenzell, weitere Fotos: Maas
Die öffentliche Diskussion um die Situation der Pflege in Deutschland nimmt Fahrt auf. Nota bene wird diese Diskussion begleiten und über Entwicklungen in Politik, Gesellschaft und betroffenen Verbänden berichten.
In Deutschland fehlen bis zu 50.000 Pflegekräfte. Der Gesundheitsminister will es Fachkräften aus Südeuropa leichter machen, in der Bundesrepublik zu arbeiten.
Krankenhäuser in Deutschland seien schon längst auf ausländische Pflegekräfte angewiesen, sagt Gesundheitsminister Spahn. Die Bundesregierung will innerhalb des kommenden Jahres Maßnahmen auf den Weg bringen, um den Pflegenotstand in Deutschland zu beseitigen. Wie im Koalitionsvertrag vereinbart, sollen daran mehrere Ministerien zusammenarbeiten. Dazu will Bundesgesundheitsminister Jens Spahn (CDU) gezielt Fachkräfte in Südosteuropa anwerben.
Besonders im Kosovo und in Albanien gebe es ein hohes Potenzial an jungen Fachkräften, sagte er der Bild am Sonntag. „Dort ist die Pflegeausbildung häufig besser, als wir denken.“
Es gebe aber erhebliche Probleme bei der Visa-Vergabe: „Was mich verzweifeln lässt: Diese ausgebildeten Fachkräfte müssen oft zehn Monate auf ein Visum für Deutschland warten. Diese Abläufe müssen wir beschleunigen.“ Auch die Anerkennung ausländischer Berufsabschlüsse dauere zu lange.
Krankenhäuser sind bereits auf ausländische Pfleger angewiesen
Spahn wies darauf hin, dass bis zu 50.000 zusätzliche Pflegekräfte benö -
Spahn will Pflegekräfte aus Albanien und dem Kosovo anwerben
tigt würden. „Da werden wir auch im Ausland suchen müssen.“ Es sei kaum mehr möglich, in Deutschland ein Krankenhaus oder eine Pflegeeinrichtung ohne ausländische Pflegekräfte zu betreiben.
Pflegenotstand – »Wir schaffen es eben nicht mehr«
In Deutschland fehlen 60.000 bis 100.000 Pflegekräfte. Nachwuchsprobleme, schlechte Bezahlung und fehlende Anerkennung machen den Pflegenden zu schaffen.
Bundesarbeitsminister Hubertus Heil (SPD) will eine spezielle Aufenthaltserlaubnis für ausländische Pflegekräfte einführen. „Ausländer, die als Pfleger arbeiten wollen, sollten für ein halbes
Jahr nach Deutschland kommen dürfen. Bedingung: Sie erhalten keinen Cent aus den Sozialsystemen und wenn sie nach den sechs Monaten keine feste Stelle als Pflegekraft haben, müssen sie wieder gehen“, sagte Heil. Wichtig sei auch, dass Deutschland „endlich ein ordentliches Zuwanderungsgesetz“ bekomme.
Heil kündigte zudem an, er wolle die Löhne von Pflegekräften bis Mitte nächsten Jahres deutlich erhöhen und einen Flächentarifvertrag in der Pflege erreichen. Zusätzlich verspricht Familienministerin Franziska Giffey (SPD) eine Ausbildungs- und Informationsoffensive zu Pflegeberufen.
Quelle: ZEIT ONLINE
nota bene | Juli – 2018 Seite 10 Pflegepolitik
Mit der Ankündigung der Bundesregierung, es Fachkräften aus Südeuropa zu erleichtern, in Deutschland zu arbeiten, wird eine im Kern alte Forderung des bpa aufgenommen. Endlich. Aber auch andere Regionen sollten in den Focus der Überlegungen rücken. So stehen auf den Philippinen Tausende hervorragend ausgebildete Pflegfachkräfte zur Verfügung, die willens und bereit sind, ihren Beitrag in Deutschland zu leisten – der Transfer scheitert jedoch in der Regel an administrativen Hindernissen. Ohne spürbare Aufstockung des Botschaftspersonals vor Ort ist eine zügige und zeitnahe Bearbeitung der Ausreiseanträge schlicht unmöglich.
Auch zur aktuellen Ankündigung, dass Deutschland „endlich ein ordentliches Einwanderungsgesetz“ bekommen müsse, hat der bpa in seinem 10 Punkte umfassenden Forderungsprogramm aus 2017 für eine gesicherte Altenpflege bis zum Jahr 2030 bereits erklärt: „Allein mit inländischen Potenzialen sowie der Digitalisierung und Robotik werden wir die Fachkräftelücke bis 2030 nicht schließen können. Deshalb fordern wir ein Einwanderungsgesetz, das mit einer Initiative der Bundesregierung zur Gewinnung von Pflegefachkräften verbunden ist. Damit wird es möglich sein, gezielt Fachkräfte aus Drittstaaten zu werben, Zuwanderung nach den Bedarfen des deutschen Arbeitsmarktes zu steuern und die bisherigen bürokratischen Hürden zu mindern. Das Gesetz muss Verwaltungsverfahren zur Anerkennung ausländischer Fachkräfte erleichtern
Von 27.000 Pflegediensten und Pflegeheimen in Deutschland (Stand 2017) wird mehr als die Hälfte von größtenteils privaten mittelständischen Unternehmerinnen und Unternehmern geführt. Ihre Zahl wächst stetig an. Sie sichern die Pflegeversorgung in der Stadt und auf dem Land, bieten zukunftssichere Jobs, tragen unternehmerisches Risiko, sorgen für Vielfalt und investieren, wo andere sich zurückziehen.
Der bpa – Bundesverband privater Anbieter sozialer Dienste e.V. als größter Interessenverband dieser Träger hat sich bereits 2017 zu den wichtigen Herausforderungen und Aufgaben für die Entwicklung der Altenpflege umfassend positioniert.
Den Ankündigungen Taten folgen lassen
und beschleunigen. Wir brauchen dazu eine zentrale Bundesanerkennungsstelle für Berufsabschlüsse, die als einheitlicher Ansprechpartner fungiert. Ein Einwanderungsgesetz muss bundeseinheitliche Anforderungen an die Sprachkenntnisse ebenso regeln wie kostenlose Sprachkurse an Goethe-Instituten im Ausland im Rahmen einer Anwerbungsinitiative der Bundesregierung. Die elektronische Antragstellung und das gesamte Anerkennungsverfahren müssen auch aus dem Ausland möglich werden. Für Unternehmen in Deutschland müssen transparente Übersichten aller nötigen Anforderungen und Fördermöglichkeiten bezüglich der Fachkräftegewinnung im Ausland zur Verfügung gestellt werden.“
Die Löhne von Pflegekräften bis Mitte nächsten Jahres deutlich zu erhöhen –dies ist sicher eine Ankündigung, die von Arbeitgebern wie Arbeitnehmern in der Pflege gleichermaßen bereits seit langem gefordert wurde und Hoffnungen weckt. Wie dies allerdings mit
einem Flächentarifvertrag bei den unterschiedlichsten Rahmenbedingungen in den Ballungszentren oder den ländlich strukturierten Gebieten in Deutschland gelingen soll, wird nicht verraten.
Der bpa Arbeitgeberverband stellt mit neu erarbeitenden Arbeitsvertragsrichtlinien (AVR) seinen Mitgliedsunternehmen eine arbeitsvertragliche Ordnung zur Verfügung, die sowohl den wirtschaftlichen Interessen ihrer Mitglieder als auch den sozialen Interessen ihrer Arbeitnehmer entspricht. Mit diesem AVR legt der bpa seinen Mitgliedern im gesamten Bundesgebiet nun eine tarifähnliche Regelung vor, die aus bundeseinheitlichen Mantelvorschriften und länderspezifischen Lohntabellen besteht. Ein Schritt in die richtige Richtung.
Juli – 2018 | nota bene Seite 11 Pflegepolitik
red
Nur wenige Kilometer von Bad Herrenalb entfernt liegt, idyllisch in das Albtal eingebettet, Marxzell – eine kleine Gemeinde im nördlichen Schwarzwald. Hier, wo einst Sägewerke als Inbegriff des technischen Fortschritts im Mittelpunkt des Interesses standen, erweckt heute in einem solchen Relikt aus alter Zeit ein Museum für Technologie und Automobile besondere Aufmerksamkeit.
Wer sich nun aber eine gestylte Galerie mit technischem Equipment vorstellt, wird sich wundern. Denn hier handelt es sich um kein „aufgeräumtes Muse -
Auf 3.600 qm Fläche beherbergt das in zweiter Generation privat geführte Museum eine Auswahl an Objekten, die es ohne die Sammelleidenschaft der Familie Reichert nie in ein Museum geschafft hätten. Abenteuerlich sind die Geschichten über die Zugänge von fingerhutgroßen Raritäten, rasanten Rennwagen und richtig schweren Rangierfahrzeugen, die millimetergenau platziert heute einen wahren Schatz darstellen. Für viele Oldtimerfans ist das Fahrzeugmuseum zu einer Anlaufstelle unter Kennern und Liebhabern geworden, denn hier gibt es Sachen zu sehen und zu bestaunen, die es anderswo nicht mehr gibt. Zu den Besonderheiten gehört das Ford T-Modell von 1915, ein Rolls-Royce Phantom III, Bj. 1936, der einst Queen Mary gehörte, und ein Citroën Kégresse, von dem es weltweit nur noch drei Stück gibt. Das seltene Halbkettenfahrzeug hatte 1931 den Himalaja überquert und wurde von Bernhard Reichert (1920-1984), dem Vater der heutigen Museumsinhaber Wolfgang und Hubert Reichert, in den Vogesen entdeckt. Nach einem
um“, sondern um eine liebevoll zusammengetragene Ansammlung von Raritäten, die eben sprichwörtlich dabei ist, „aus allen Nähten zu platzen“. Jeder Quadratzentimeter ist hier genutzt, um in dem mittlerweile dreistöckigen Museumsgebäude selten gewordene Dinge aufzubewahren.
Umtrunk in der hauseigenen Käserei des Besitzers erwarb er ihn für 300 Franc. In jener Zeit, als viele Vorkriegsfahrzeuge einfach verschrottet wurden, hatte er schon längst den Gedanken gefasst, „diese Schätze für die Nachwelt aufzubewahren“.
Fahrzeugmuseum Marxzell
Albtalstraße 2, 76359 Marxzell
Telefon: 07248 | 52 30
www.fahrzeugmuseum-marxzell.de täglich geöffnet von 14.00 – 17.00 Uhr
nota bene | Juli – 2018 Seite 12 Aus der Region
50 Jahre Fahrzeug Museum in Marxzell
1968 eröffnete er sein privates Museum in Marxzell nur unweit von der Geburtsstätte des Automobilpioniers Carl Benz in Pfaffenrot entfernt, dessen Patent-Motorwagen Nummer 1 von 1885 als erstes praxistaugliches Automobil gilt. Da auch seine Frau Klara und seine drei Kinder das Sammelfieber gepackt hatte, wurden Sonntagstouren der Familie zu Erkundungen auf Schrottplätzen umfunktioniert. Toll-
kühne Bergungen, gewagte Transporte und zufällige Entdeckungen von Fahrzeugen haben dazu beigetragen, das
vielfältige Spektrum des Museums zu bereichern. Sogar in Detroit entdeckte Monika, die Schwester der Museumsbrüder, ein ausrangiertes Feuerwehrfahrzeug, das nach Bremerhaven verschifft und von dort aus per Leih-LKW von Wolfgang und Hubert selbst abtransportiert wurde.
sowie Kfz-Kennzeichen aus aller Herren Länder ebenso wie Kameras, Puppen, Blechdosen und Modellautos zu entdecken. Alte Alltagsgeräte, Nähmaschinen, Telefone und Morsestationen lassen Besucher staunend verweilen. Darüber hinaus sorgen Leihgaben für Ausstellungen und Oldtimerausfahrten mit Chauffeur für ein lebendiges Museum, das seine Fans beim großen Jubiläumsfest 2018 auch mit Soul und
Binnen fünf Jahrzehnten hat sich eine Sammlung von 329 Motorrädern, 250 Oldtimern, 172 Fahrrädern, 105 Trak-
toren, 21 Feuerwehr-Fahrzeugen, 18 LKW’s, 11 Kutschen, acht Loks, vier Bahnen, drei Flugzeugen, zwei Panzern, einem Omnibus, einer Bergbahn und eines Hubschraubers ergeben, um nur einmal die „besonders schweren Brocken“ zu benennen. Zudem sind über 1.000 wertvolle Emaille-Werbe-Schilder
Funk-Musik von „Master“ Hope und Freunden begeisterte.
Sabine Zoller
Juli – 2018 | nota bene Seite 13
Das Internet muss weg
Schlecky Silbersteins nackte Wahrheiten über uns und das Netz
Gleich auf den ersten Seiten des neuen Buches des bekannten Internetbloggers Schlecky Silberstein fordert der Autor nicht etwa den Prüfstand für unser völlig außer Kontrolle geratenes Internet, sondern vielmehr den, wie er es nennt, Komplett-Reset, den großen Blackout. Silberstein legt auf 271 Seiten die Gefahren und deren Konsequenzen dar, die das Netz in seiner jetzigen Form auf unsere gesamte Gesellschaftsordnung, auf unsere Demokratie ausübt. In einem einzigartigen Parforceritt durch alle Bereiche unserer tagtäglichen Realität, bringt der Autor einleuchtende Erkenntnisse über das Produkt, das unser Leben bestimmt, tiefgreifend beeinflusst und sogar abhängig macht. Silberstein, der selbst von und mit dem Netz lebt, führt an Hand von unzähligen Beispielen vor Augen, wie weit diese neue Kommunikationsform in unser aller Leben eingedrungen ist.
Silberstein schreibt unter anderem vom „Desinformationszeitalter“, in dem es ausschließlich um relative Wahrheiten geht. Er postuliert die mittlerweile grassierende Abhängig-
keit des bisher freien Journalismus und er erklärt die Gründe und Hintergründe für den ausufernden Hass, der im Netz stattfindet.
Das Gefühl, die ganze Welt sei aus den Fugen geraten, ist im Moment weit verbreitet. In diesem Buch erfährt man verblüffendes Insiderwissen in puncto Meinungsmache auf verschiedenen Plattformen, wie zum Beispiel Facebook oder Twitter. Es wird ausführlich geschildert, wie es funktioniert, dass die aberwitzigsten und unerhörtesten Behauptungen im Internet zu „Tatsachen“ werden, Lügen und frei erfundene Thesen von Massen geglaubt und geteilt werden. Man erfährt, wie es kommt, dass die seriöse Presse, der meist fundiert recherchierende öffentlich-rechtliche Rundfunk und das Fernsehen allesamt als „Lügenpresse“ verunglimpft werden – und welche ausgeklügelten Mechanismen dahinterstecken. Und letztlich beschreibt Silberstein plastisch und durchaus spannend, wie ein weltbekannter Immobilienmogul nur mit Hilfe des Internets tatsächlich USPräsident werden konnte. Eine der markantesten Thesen dieses Buches lautet übrigens: „Wenn es nichts kostet, bist du selbst das Produkt.“
Wolfgang Waldenmaier
Schlecky Silberstein: Das
nota bene | Juli – 2018 Seite 14 Literatur
Der Buchtipp
Internet muss weg –Eine Abrechnung 2018, Knaus Verlag München
In der Ausgabe Dezember 2016 hat nota bene über Geschichte und Bedeutung der altehrwürdigen Klosteranlage St. Peter und Paul in Hirsau berichtet. In den Sommermonaten wird die verträumte Klosterruine alljährlich aus ihrem Dornröschenschlaf erweckt –durch mitreißende Konzerte und das Open Air Kinofestival Calwer Sommerkino
Calwer Klostersommer und Sommerkino 2018 in Hirsau
Von Ende Juli bis Anfang August bietet die historische Kulisse auch 2018 wieder für das hochklassige Kulturevent Klostersommer Konzerte international bekannter Stars aus den unterschiedlichen Stilrichtungen wie Klassik, Rock und Pop, Musical und Kabarett. Zu den Höhepunkten 2018 gehören sicherlich die Konzerte von Vanessa Mai (27.07.2018), Gregor Meyle (28.07.2018), die ABBANight (04.08.2018) oder das Konzert der SWR1-Kult-Reihe „Pop & Poesie in Concert“ (02.08.2018). Den Abschluss
bilden traditionsgemäß Musik und Feuerwerk bei „Kloster in Flammen“ (05.08.2018). Der Calwer Klostersommer ist nicht nur Kunstgenuss pur, sondern auch ein exquisites Erlebnis für alle Sinne. (Das ausführliche Programm finden Sie unter www.Klostersommer.de)
An die Reihe der Livekonzerte schließt sich ab Anfang August dann die Veranstaltungsreihe Calwer Sommerkino an – ein einzigartiges Kinovergnügen im Freien und unter Sternen, in dem
in diesem Jahr u.a. der mehrfach ausgezeichnete Film „3 Tage in Quiberon“ aus dem Leben Romy Schneiders zu sehen ist. (Das ausführliche Programm finden Sie unter https://calwer-sommerkino-hirsau.de)
Die einmalige Atmosphäre in der historischen Klosteranlage Hirsau hat alljährlich tausende von Besuchern ebenso begeistert wie die auftretenden Künstler selbst. Ein Besuch lohnt sich!
Juli – 2018 | nota bene Seite 15 Kultur
red
Foto: Förderverein Kommunales Kino
Seit Herbst letzten Jahres ist die Gastro-Szene in Bad Wildbad um eine Kaffee-Manufaktur bereichert worden. Rohkaffee aus drei Kontinenten (Mittel- und Südamerika, Afrika und Asien) wird in dem Familienbetrieb zu köstlichem Röstkaffee verarbeitet. Die Rösterei ist aufgrund ihres unscheinbaren Zugangs im Postgebäude gegenüber dem Wildbader Bahnhof (noch) ein Geheimtipp. Der Gast kommt nur über einen Aufzug ins Obergeschoss, wo ihn der Duft von Röstkaffee, Tee und leckerem Gebäck empfängt.
So unscheinbar das Gebäude und die Kaffee-Manufaktur von außen auch wirken, umso größer ist das Erstaunen, wenn sich die Aufzugstür zum ersten Mal öffnet und den Blick in ein gemütliches, geschmackvoll gestaltetes Ambiente freigibt. Für Kaffeegenießer eröffnet sich ein kleines Schlaraffenland – neben 14 sortenreinen (meist) Arabica-Bohnen werden auch 6 Filter- und Espresso-Mischungen (sogenannte Blends) angeboten. Von mild bis sehr kräftig in der Stärke und von fruchtig bis schokoladig in den Ge-
schmacksrichtungen wird ein großes Spektrum an unterschiedlichen Bedürfnissen abgedeckt. Eines haben die in Wildbad gerösteten Kaffees jedoch alle gemein – sie sind aufgrund der langen und schonenden Röstung sehr gut bekömmlich und magenschonend. Wer Lust hat, kann dem Röstmeister beim Kaffeerösten zuschauen, denn die Rösterei ist vom Gast- und Verkaufsraum nur durch eine Glaswand getrennt und voll einsehbar.
Dass der Betreiberfamilie eine transparente gläserne Produktion wichtig
Die KaffeeManufaktur Bad Wildbad Geschmack für Augen, Gaumen und Sinne
Kaffee-Manufaktur
Bad Wildbad
Öffnungszeiten:
Dienstag bis Sonntag von 11 bis 18 Uhr (Montag ist Ruhetag).
Weitere Infos sind unter www.kaffeemanufaktur-bw.eu abrufbar.
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Ein Event-Kaffee war das Ziel, das sich die Betreiberfamilie Maisenbacher, Vater Rolf mit seinen beiden Töchtern Franziska und Rebekka, gesetzt hat. Und Events gibt es viele in der Kaffee-Manufaktur Bad Wildbad –so werden zum Beispiel Seminare und Workshops rund um die Themen Schokolade, Kaffee und Torten angeboten.
ist, sieht der Gast nicht nur in der Kaffeerösterei, sondern auch in der angrenzenden Konditorei und Patisserie. Durch ein Schaufenster kann sich der Interessierte ein Bild von der Herstellung der vornehmlich aus Dinkelmehl erzeugten Torten, Kuchen und des Kleingebäcks machen. Auch die hausgemachten Pralinen und Schokoladen laden zum Hingucken und natürlich Probieren ein.
Kaffees, Torten, Kuchen und Pralinen können hier in einer in jedem Sinne geschmackvollen Atmosphäre verköstigt werden.
Besonderen Anklang finden die lokalen Bezüge bei den angebotenen Köstlichkeiten, so gibt es bei den Kaffee-Spezialitäten eine Wildsee- (eine kräftige Filterkaffeemischung) und eine Sommerberg-Mischung (milde
Espresso-Mischung) und bei den Torten eine König-Karl-Torte oder ein Holländer-Tännchen (in Anlehnung an die berühmten HolländerTannen, die früher für den Schiffsbau verwendet wurden). red
Von Kaffee-Verkostungen über RöstWorkshops, Pralinen-Kurse und TortenVerzierungen werden vielerlei Angebote in unterschiedlichen Ausprägungen für interessierte Einsteiger und Fortgeschrittene offeriert.
Wer Zeit und Lust hat, kann sich in dem angrenzenden Gastraum in einem außergewöhnlichen Ambiente den Genussangeboten widmen, alle
Für Gruppen werden regelmäßig Schauröstungen und Betriebsführungen durchgeführt –somit steht dem Wissensdurst von Kaffee- und Schokoladenliebhabern nichts im Wege, sich live über die Herstellung ihrer Lieblingsprodukte zu informieren. Ergänzt wird das ProduktPortfolio durch ein großes Sortiment verschiedener Tees sowie Kaffee- und Tee-Zubehörartikeln.
Juli – 2018 | nota bene Seite 17 Bad Wildbad
Kein Genuss ist vorübergehend, denn der Eindruck, den er zurücklässt, ist bleibend.
Kulinarischer
Sommerspaziergang im Schwarzwald
K Der Forellenhof Buhlbach
Traditions- und Heimatverbundenheit
zeichnet das unternehmerische Engagement der Hotelierfamilie Bareiss aus, die im vergangenen Jahr den historischen Forellenhof in Buhlbach in stilsicherer Schwarzwaldarchitektur zu neuem Leben erweckt hat. Die liebevoll eingerichteten Stuben sind nach dem Bach und der Forellenzucht genannt und auf der sonnigen Sommerterrasse ist ein traumhafter Ausblick
auf das 1.800 ha große Baiersbronner Landschaftsschutzgebiet Buhlbach zu genießen. Kombiniert mit einer liebenswürdig-herzlichen Atmosphäre und einer handwerklich gekonnten Gastronomie werden hier unter der Leitung von Marina Schmiederer Forellenspezialitäten kredenzt, die es in dieser besonderen Version ausschließlich auf dem Forellenhof gibt. Ob Saiblingsfilet in Dill gebeizt mit Radieschenvinaigrette,
Fischeintopf mit Forellenklößchen und Maultäschle von Süßwasserfischen oder eine geräucherte Lachsforelle –das Angebot ist vielfältig und bei Tagesausflüglern ebenso begehrt wie bei Wandergästen. Denn hier, wo die historische Fischzucht seit 1908 besteht, wurde nun durch ein integriertes vom Bund gefördertes Forschungsprojekt auf 13 Zuchtteiche erweitert, so dass Saiblinge, Regenbogen-, Lachs-, Bach-
Der Schwarzwald ist nicht nur Waldund Erholungsgebiet. Im nördlichsten Teil von Deutschlands größtem zusammenhängenden Mittelgebirge gibt es ganz besondere Genussoasen, die in Buhlbach, Bad Liebenzell und im Gaistal zu entdecken sind. Als attraktive Ausflugsziele lassen sich der Forellenhof, das Badhaus 1897 und die Spechtschmiede durch ihre landschaftlich reizvollen Lagen wunderbar mit kulinarischen Köstlichkeiten aus der jeweiligen Region kombinieren. Überzeugen Sie sich selbst und gehen Sie auf Entdeckungstour
und Goldforellen in klarem Quellwasser heranwachsen können.
(https://www.bareiss.com/forellenhofbuhlbach/forellenhof-buhlbach.html)
K
Seit Jahrhunderten werden in Bad Liebenzell die Mineral- und Thermalwässer genutzt. Auch hier wurde einem
nota bene | Juli – 2018 Seite 18
Johann Wolfgang von Goethe (1749 – 1832)
Das Liebenzeller Badhaus 1897
denkmalgeschützten Gebäude, dessen Baugeschichte bis ins Mittelalter zurückreicht, 2016 seine ursprüngliche Bestimmung zurückgegeben. Durch das tatkräftige Engagement einer
Frauengruppe aus der Bad Liebenzeller Region konnten dem historischen Treffpunkt direkt an der Nagold neues Leben eingehaucht und durch die Namensgebung „Badhaus1897“ die ursprüngliche Nutzung in zeitgemäßer Form fortgesetzt werden. Hier werden von Donnerstag bis Sonntag in der eigenen Backwerkstatt leckere Kuchen nach Großmutters Rezepten hergestellt. Besonderes Augenmerk verdient der Liebenzeller Kranz von Sabrina Schrei-
ner, der ebenso wie der Schwarzwälder Käsekuchen und der Heidelbeerkuchen seine Liebhaber gefunden hat. Mit dem Duft von frisch gebrühtem Kaffee in der Nase fühlen sich Gäste bei einer unvergleichlichen Stimmung direkt an der Nagold sofort wie zu Hause und entdecken hier in den bunten und offenen Räumen ein Stück Heimat (http:// www.badhaus1897.de)
K Die Spechtschmiede im Gaistal Urwüchsig und fast dem Himmel nah liegt der Landgasthof Spechtschmiede im Gaistal am Ende des Bad Herrenalber „Quellenerlebnispfades“ und ist mit dem Gütesiegel „Qualitätsgastgeber Wanderbares Deutschland“ ausgezeichnet. Von hier genießen Gäste nicht nur den Blick auf eines der
schönsten Schwarzwaldtäler, sondern auch die deftige Küche der gebürtigen Straubingerin Aggi Greissinger. Gemeinsam mit Nadine Trost werden hier seit 2014 hausgemachte Maultaschen kredenzt, die so mancher im Rucksack mit nach Hause nimmt oder sich gar per Post nachsenden lässt. Neben der traditionellen Variante der
„Herrgottsbscheißerle“ mit geröstetem Speck und Kartoffelsalat gibt es eine große Auswahl an ideenreichen Variationen, darunter auch die „Gesattelte“, die zünftig mit Speck ummantelt ist (https://www.spechtschmiede.de)
Sabine Zoller
Juli – 2018 | nota bene Seite 19 Sommerausflüge
Dabei muss ein Schmaus nicht zwingend ungesund sein. In diesem Sommer besteht die Möglichkeit, alles anders zu machen als bisher. Neben dem festen Schmaus sollte diesen Sommer zudem besonderes Augenmerk auf den Punkt „Wasserhaushalt“ gelegt werden.
Vor allem bei Hitze sollte man regelmäßig „über den Durst“ trinken. Man verliert durch die hohen Temperaturen im Sommer viel Flüssigkeit, die man ausgleichen muss. Dabei sollte man auf die Qualität der Getränke achten – mit Limonaden und Fruchtsäften nimmt
man sehr schnell zu viele Kalorien auf. In einem Liter Limonade sind 36 Stück Würfelzucker.
Das Lebensmittel Nummer eins, welches stattdessen empfohlen wird, ist und bleibt Wasser. Geeignete Getränke sind natürlich auch Mineralwasser und ungesüßter Tee. Zudem kann man sich im Sommer verschiedene Kräutertees zunutze machen. Alle Minzen wirken zum Beispiel kühlend. Wer die Schweißproduktion reduzieren will, greift am besten zu Salbeitee. Der bewirkt, dass sich die Schweißporen zusammenziehen und man weniger schwitzt.
Ein Schmaus ist laut der Dudendefinition besonders leckere Mahlzeit, die Das kennt man nur zu gut und in eine relativ ungesunde Lebensrichtung Meist ist das einem nicht so bewusst vielen aneinandergereihten
Ein sommerlicher Schmaus mit
nota bene | Juli – 2018 Seite 20
„Schmäuse“
Dudendefinition eine „reichhaltige, die mit Genuss verzehrt wird“. und zu schnell lässt man sich davon Lebensrichtung verführen. bewusst – bis man die Folgen der „Schmäuse“ spürt.
sommerlicher mit Sinn
Kaffee hingegen sollte immer in Maßen getrunken werden. Jedenfalls gehört ein Glas Wasser dazu, dann nimmt man sicher genug Flüssigkeit auf.
Wie viel man im Sommer trinken sollte, hängt stark von Alter, Körpergröße, Körpergewicht und Aktivitätslevel ab. Richtwert für einen Erwachsenen sind zwei bis drei Liter Wasser pro Tag. Jedenfalls sollte man trinken, bevor man Durst bekommt – damit ist man auf der sicheren Seite.
Welche Regeln gelten für die Ernährung im Sommer?
Empfohlen wird, sich nach Lust und Laune durch die heimischen saisonalen Gemüse- und Obstsorten zu kosten. Salate, Rohkost, gedünstetes Gemüse – alles wunderbar und die bunte Vielfalt ist zudem nicht nur ein Schmaus für den Gaumen, sondern auch für die Augen.
Wenn es geht, sollte man immer zu den frischen Produkten greifen, so ist der Vitamingehalt am höchsten. Sehr wichtig ist es auch, im Sommer die Kühlket-
Eiweiß regt zur Wärmeproduktion an. Das kann man an heißen Tagen wirklich nicht gebrauchen. Mit einer ökologischen Vollwertkost hält man außerdem nicht nur sich selber kühl, sondern auch das Klima. Rund 20 Prozent der Treibhausgas-Emissionen entstehen über die Ernährung, fast die Hälfte davon über tierische Lebensmittel. Wenn man mehr Pflanzenkost isst, also mehr Obst, Gemüse und Getreide, wirkt sich das positiv auf das Klima aus und der sommerliche Schmaus wird nicht nur zum Genuss, sondern zum Genuss mit Sinn.
te bei Nahrungsmitteln einzuhalten. Bei empfindlichen Lebensmitteln wie Milchprodukten oder Fleisch muss man im Sommer aufpassen und sie schon beim Einkaufen gut kühlen, weil sie sehr leicht verderben. Fleisch verdirbt bei 20 Grad zehnmal so schnell wie bei null Grad. Es ist daher ganz wichtig, beim Einkaufen eine Kühltasche und Kühlakkus mitzunehmen und dafür zu sorgen, dass die Lebensmittel möglichst rasch in den Kühlschrank kommen.
Gibt es Lebensmittel, auf die man im Sommer verzichten sollte?
Man sollte sich beim Fleisch im Sommer zurückhalten. Denn viel tierisches
Welche Lebensmittel tun der Haut im Sommer gut?
Carotinoidreiche Lebensmittel bereiten die Haut auf die Sonne vor. Da sind die Marillen Vorreiter, die haben da Spitzenwerte. Auch der Kürbis, der schon langsam Saison hat, ist wunderbar für die Haut. Und natürlich die Karotte.
Bleibt, eine fröhliche und energiereiche Zeit zu wünschen – und bleiben Sie weiterhin gesund!
Mateo Sudar
Unabhängiger Ernährungsberater und Mitarbeiter im MHT-Team
Juli – 2018 | nota bene Seite 21 Ernährung
Ergotherapie in der betrieblichen Gesundheitsförderung
Gesundheit am Arbeitsplatz – ein Thema welches viele Menschen beschäftigt. Vor dem Wunsch gesund und leistungsfähig zu sein und bleiben zu wollen, gewinnt die Förderung und der Erhalt der Gesundheit auch am Arbeitsplatz eine immer größere Bedeutung.
Jedoch was heißt es, gesund zu sein? Gesundheit bedeutet Wohlbefinden. Gesund ist, wer sich körperlich, geistig, seelisch und sozial wohl fühlt. Gesundheitsförderung setzt an diesem Verständnis von Gesundheit an. Ziel ist es, Wohlbefinden am Arbeitsplatz zu unterstützen und zu verbessern.
Fühlt man sich bei der Arbeit wohl? Diese Frage würden viele mit „Jein“ beantworten. Eigentlich macht einem die Arbeit Freude, wenn da nicht …
Die Tätigkeit, die Bedingungen dieser Tätigkeit und die Person, die die Tätigkeit ausführt, stehen in einem Wirkzusammenhang der Arbeit zur Quelle von Wohlbefinden oder eben auch von Unwohlsein. Dies kann auch Beschwerden oder Befindlichkeitsstörungen zur Folge haben. Mit den Maßnahmen der Gesundheitsförderung wird das Unbehagen umgewandelt in Wohlbefinden. Dazu werden Lösungen erarbeitet, die an den Verhältnissen am Arbeitsplatz und am Verhalten der tätigen Person ansetzen.
Hier ein Beispiel, wie die Ergotherapie im Sinne der Gesundheitsförderung tätig ist: Entscheidet sich eine Pflegeeinrichtung dafür, Gesundheitsförderung zu betreiben, geht es im ersten Schritt darum, für das Thema Gesundheit zu sensibilisieren. Die Ergotherapeutin hält einen Impulsvortrag über Gesundheit und die Möglichkeiten, Gesundheit am Arbeitsplatz zu fördern. Anhand einer Befragung der Mitarbeitenden erhebt sie im zweiten Schritt den Bedarf an Gesundheitsförderung. In einem Fragebogen werden die Mitarbeitenden zu Beschwerden und Befindlichkeitsstörungen erhoben und Erwartungen an die Gesundheitsförderung erfragt. Aus der Auswertung ergibt sich der spezifische Bedarf an Maßnahmen in Bezug auf die Verhältnisse und das Verhalten.
Eine Maßnahme bezüglich der Verhältnisse ist die ergonomische Beratung am Arbeitsplatz. Die Ergotherapeutin analysiert die Arbeitstätigkeit und stellt die physischen Anforderungen fest. Für die Beratung stellt sie einen Katalog an Arbeitsmitteln zusammen, die die Tätigkeit erleichtern und gesundheitsschädliche Anforderungen abbauen. Die Ergotherapeutin beobachtet z.B. den Transfer eines Bewohners vom Bett auf den Toilettenstuhl und schlägt den Einsatz eines Rutschbrettes vor, um den Transfer zu erleichtern. Das Rutschbrett verändert die Bedingungen am Arbeitsplatz und ist individuell auf die tätige Person zugeschnitten.
Mit einem Workshop „Mein gesunder Rücken“ schult die Ergotherapeutin die Mitarbeitenden im rückengerechten Heben und Tragen von Lasten. Mit dem Workshop lernen die Mitarbeitenden sich so zu verhalten, dass sie für die Entlastung des eigenen Rückens bei der Arbeit sorgen.
Einmal pro Woche findet eine Ergosprechstunde statt. Hier erhalten die Mitarbeitenden die Gelegenheit, die bei der Arbeit aufgetretenen Befindlichkeitsstörungen, wie Schmerzen in Schulter, Nacken und der oberen Extremität, durch eine Bruessmassage oder eine Triggerpunktbehandlung lindern zu lassen. Die Ergotherapeutin zeigt ihnen Methoden der Eigenbehandlung, um Schmerzen selbst zu lindern. Sie berät die Mitarbeiter über den Grad der Schädigung und den Bedarf, eventuell einen Arzt zu Rate zu ziehen.
Ergotherapie im Betrieb – eine Förderung, die der Gesundheit dient und all denjenigen, denen ihre Gesundheit am Herzen liegt und die für deren Erhalt in der beruflichen Tätigkeit Sorge tragen möchten.
Anke Matthias-Schwarz
Ergotherapeutin
(aus ihrer Arbeit im Johanneshaus Bad Liebenzell-Monakam)
nota bene | Juli – 2018 Seite 22 Ergotherapie
Natürliche Hilfe
Ein Ratschlag aus der Apotheke
Vielen Besuchern einer heutigen Apotheke ist sicherlich nicht bekannt, dass trotz der großen Anzahl chemisch produzierter Arzneimittel bis heute ungefähr ein Drittel des Arzneischatzes aus unserer Natur stammt. Selbst modernste Entwicklungen nutzen häufig die Natur als Lieferanten der Ausgangssubstanzen.
Um die Vielfalt der Pflanzenwelt mit ihren Arzneistoff liefernden Arten besser kennen zu lernen, bin ich immer wieder auch mit der Kamera in der Natur unterwegs, um einzelne Exemplare für mein Archiv festzuhalten.
In regelmäßiger Folge möchte ich deshalb an dieser Stelle einzelne Pflanzen vorstellen und über ihre Wirkungsweise informieren.
Friedrich Böckle (Quellen-Apotheke, Bad Liebenzell)
Johanniskraut für gute Stimmung
Ab Ende Juni finden wir auf Spaziergängen das leuchtend gelb blühende Johanniskraut. In unserer Region sind dabei mehrere Arten des Hartheugewächses anzutreffen. Die Art Hypericum perforatum (Echtes Johanniskraut) ist dabei Ausgangsstoff für die Arzneiherstellung. Dabei dient die gesamte blühende Pflanze der Herstellung von stimmungsaufhellenden Präparaten. Die Blüten werden allein zur Zubereitung von öligen Hautpflegeprodukten bei trockener wunder Haut und bei Verbrennungen verwendet.
Schwerpunkt der medizinischen Anwendung von Johanniskrautextrakten ist die Behandlung von depressiven Verstimmungen. Dabei ist der erfolgreiche Einsatz bei leichten bis mittelschweren Depressionen durch Studien gut belegt.
Die dafür zugelassenen Arzneimittel müssen aber einen hohen Extraktge -
halt besitzen. Anwendungen als Tee sind deshalb in der Regel nicht allein ausreichend.
So positiv die Wirkungsweise auch ist, so sollten die Anwendungsbeschränkungen nicht unterschätzt werden. Es sind dabei hauptsächlich die sogenannten Wechselwirkungen mit vielen anderen stark wirksamen Arzneimitteln zu beachten. Sowohl Arzt als auch Apotheker sind hier als Berater gefragt.
Ein weiterer Negativfaktor ist die Erhöhung der Lichtempfindlichkeit bei hellhäutigen Patienten. Sonnenbrandähnliche Hautzustände können die Folge sein. Bei normaler Dosierung ist diese Problematik jedoch äußerst gering.
Fazit: Johanniskrautpräparate gehören in die Obhut von Arzt und Apotheker und haben in Drogeriemärkten nichts zu suchen.
Juli – 2018 | nota bene Seite 23
Natur und Heilkunde
(Foto Johanniskraut, F. Böckle)
nota bene | Juli – 2018 Seite 24