Neu Nota Bene 07

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nota bene

Die Geburt Jesu in Bethlehem ist keine einmalige Geschichte, sondern ein Geschenk, das ewig bleibt.

3. Jahrgang | 3. Ausgabe | Dezember 2016 | € 5,00
Martin Luther (1483 – 1546), deutscher Theologe und Reformator

03 Editorial

WĂŒnsche zur Weihnacht von Anneli Zenker und Manfred Preuss

04 MĂŒtter und VĂ€ter der Pflege (2)

Die große Vision des Jean Henri Dunant

06 Gewaltfreie Kommunikation

Schenken und beschenkt werden

07 GeriatrieForum Bad Wildbad

Gute Nacht – in jedem Alter 


08 Umgebung Bad Liebenzell

Den Atem der Geschichte spĂŒren – mittelalterliche Klosterkultur in Hirsau

10 Mal ’was anderes 


Vergiss mich nicht

11 Winterzauber online

Vier Wochen Winterzauber online

12 Winterzauber 2016

Bad Wildbad am 2. Advent – die Stadt der Lichter und Herzen

14 Johanneshaus Bad Liebenzell-Monakam

Schmerz – lass nach

Neue Pflegedienstleitung in Bad Liebenzell

15 Johanneshaus Bad Liebenzell-Monakam

Betreuungsassistentin – was ist das genau?

16 Bad Wildbad

Neues Leben im alten Theater – zurĂŒck zu königlichem Glanz

18 ErnÀhrung

Ein Ma(h)l um die halbe Welt!

19 Ergotherapie

SturzprÀvention in der Ergotherapie

20 Kultur

Konzert des Ensembles Sarband in Bildern

von Otto Pankok und Tobias Melle und ich

23 Natur und Heilkunde

Hamamelis – die Zaubernuss

Impressum

Herausgeber:

MHT

Gesellschaft fĂŒr soziale

Dienstleistungen mbH

Hochwiesenhof 5–10

75323 Bad Wildbad

www.mht-dienstleistung.de

www.johanneshaus-bad-wildbad.de

www.johannesklinik-bad-wildbad.de

www.johanneshaus-bad-liebenzell.de

Redaktion:

Gabriele Steckler | Martin Kromer | Wolfgang Waldenmaier

gabriele.steckler@monacare.de

Grafische Umsetzung:

Dagmar Görlitz

kontakt@goerlitz-grafik.com

Drucktechnische Umsetzung: Karl M. Dabringer

dabringer@gmx.at

Auflage: 3.000

nota bene | Dezember – 2016 Seite 2
Inhalt
Schenken bedeutet eigentlich Helfen, ist ursprĂŒnglich Rettung in der Not. Ist es nicht ĂŒbertrieben, an Weihnachten so viel Luxus hin- und herzuschieben?
Schenken könnte man das ganze Jahr –mal hier, mal da .
Auch wenn wir nur ein wenig weitergeben, viele brauchen es dringend fĂŒr ihr Leben .

Wir wĂŒnschen allen Bewohnerinnen, Bewohnern und Rehabilitanden, unseren Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern, ihren Angehörigen und Familien, den GeschĂ€ftspartnern und Freunden unserer Einrichtungen, Ihnen allen von Herzen eine gesegnete Weihnacht und ein gesundes und erfolgreiches Neues Jahr.

Der atemberaubende Artikel ĂŒber Sarband (Seite 20 bis 22), einer wunderbaren Weihnachtsgeschichte aus der realen Welt gleich, wird uns helfen, Zuversicht und Hoffnung zu vermitteln.

Ihre

Anneli Zenker Manfred Preuss

GeschĂ€ftsfĂŒhrerin MHT GlobalConcept.Consult AG

Dezember – 2016 | nota bene Seite 3 Editorial
nota bene

Am 10. Dezember des Jahres

1901 wurde der erste Friedensnobelpreis vom Nobelpreiskomitee des Norwegischen Parlaments in Oslo verliehen. Der Preis wurde je zur HĂ€lfte den beiden GrĂŒndervĂ€tern der „Allianz fĂŒr Ordnung und Zivilisation“ zuerkannt. Dieses war zum einen der Pazifist FrĂ©dĂ©rik Passy fĂŒr die GrĂŒndung der „Friedensliga“ im Jahre 1867 und zum anderen Jean Henri Dunant (1828-1910) fĂŒr die GrĂŒndung des Roten Kreuzes (1863) und die Initiierung der Genfer Konvention (1864).

Geboren wurde Henri Dunant am 8. Mai 1828 in Genf. Der Christliche Glaube und das soziale Engagement der Eltern prĂ€gten von Anfang an das Leben des jungen Dunant. Im wohlhabenden und einflussreichen Elternhaus wurde die Bedeutung der sozialen Verantwortung frĂŒh vermittelt und vorgelebt. Die Mutter Dunants setzte sich fĂŒr die Belange von BedĂŒrftigen und Kranken ein, der Vater engagierte sich fĂŒr Waisenkinder und fĂŒr die Resozialisierung von StraftĂ€tern. Mit dieser VorprĂ€gung wuchs der junge Henri heran.

Die Erweckungsbewegung des 19. Jahrhunderts war Dunants religiöse Heimat und sein Wirkungsbereich. Durch die Teilnahme an den Veranstaltungen der „SociĂ©tĂ© EvangĂ©lique“ lernte er, dass nicht nur Bibelstudien und Schriftauslegungen, sondern auch die UnterstĂŒtzung von Hungernden und Kranken zum Gesamtbild eines Christenmenschen unabdingbar dazugehören.

Im Jahre 1852 wurde Dunant im Alter von 24 Jahren SekretĂ€r der Schweizerischen Evangelischen Allianz. Im gleichen Jahr war er MitbegrĂŒnder der Genfer Gruppe des Christlichen Vereins junger MĂ€nner (CVJM) – und im Jahre 1855 schließlich war er maßgeblich an der Schaffung der internationalen Dachorganisation „YMCA“ in Paris beteiligt.

Henri Dunants Ausbildung zum Bankangestellten und sein Aufstieg innerhalb eines Schweizer Bankhauses fĂŒhrten ihn in den Folgejahren auf zahlreiche Auslandsreisen. Bei den GeschĂ€ftsreisen im Auftrag seiner Bank nach Algerien, Tunesien und Sizilien konnte er trotz seines jugendlichen Alters und der spĂ€rlichen Erfahrung beweisen, dass er durchaus ein talentierter Verhandlungspartner mit dem notwendigen FingerspitzengefĂŒhl fĂŒr die jeweilige Situation war. Seine EindrĂŒcke aus jener Zeit beschrieb er in seinem ersten Buch „Notice sur la RĂ© -

Die große Vision des Jean Henri Dunant

Ein Schweizer GeschÀftsmann verÀndert mit seiner Idee die Welt

gence de Tunis“. Dieses Buch verschaffte Dunant wissenschaftliche Anerkennung und Kontakte in weite Kreisen – unter anderem fĂŒhrte seine Reputation ihn sogar zu einem Treffen mit Napoleon III. in Solferino.

Hier in Solferino sollte sich nun das Leben des Jean Henri Dunant in eine neue Richtung bewegen. Am 24. Juni 1959 kam er auf seinem Weg dorthin am Schlachtfeld vorbei. Napoleon III. fĂŒhrte hier einen Feldzug gegen Österreich. Dunant war erschĂŒttert. Eine Unzahl Verwundeter, Sterbender und Toter lag

nota bene | Dezember – 2016 Seite 4 MĂŒtter und VĂ€ter der Pflege (2)

auf dem Schauplatz dieser kriegerischer Auseinandersetzung. Ohne Hilfe, ohne Versorgung und ohne Bergung. Es schien sich niemand zu kĂŒmmern, es gab keine ZustĂ€ndigkeiten. Henri Dunant improvisierte mit Hilfe der ortsansĂ€ssigen Bevölkerung einen Notdienst. Er errichtete Behelfslazarette und organisierte eine Versorgung durch Ärzte und Schwestern, er besorgte Verbandsmaterialien und notwendige Medikamente.

weißen Flagge mit rotem Kreuz garantierte - die erste „Genfer Konvention“. Im Jahre 1876 gab sich die Organisation schließlich den Namen „Internationales Komitee vom Roten Kreuz“. Die Verleihung des ersten Friedensnobelpreises in der Geschichte war die logische Konsequenz aus Henri Dunants unermĂŒdlichem Einsatz fĂŒr die Verwirklichung seiner weltumspannenden Vision von Mitmenschlichkeit und MenschenwĂŒrde.

Diese Erlebnisse schildert Henri Dunant in seinem 1862 erschienenen Buch „Eine Erinnerung an Solferino“. Darin entwickelt er auch zum ersten Mal eine große Vision: Auf der Basis von Freiwilligkeit und NeutralitĂ€t sollte eine Hilfsorganisation gegrĂŒndet werden, die nationenĂŒbergreifend Verwundete versorgt und pflegt.

Im Jahr 1863 wurde in Genf ein internationales Komitee mit Vertretern aus sechzehn Nationen gegrĂŒndet. Ein Jahr spĂ€ter wurde von insgesamt zwölf Staaten eine Übereinkunft getroffen, die den Schutz der Kriegsverwundeten und des Hilfspersonals unter einer

Dezember  –  2016 | nota bene Seite 5 MĂŒtter und VĂ€ter der Pflege (2)

Ich fĂŒhle mich ungemein beschenkt, wenn Du etwas von mir annimmst –wenn Du an der Freude teilhast, die in mir ist, sobald ich Dich beschenke. Und Du weißt, ich gebe nicht in der Absicht, Dich in meine Schuld zu bringen, sondern weil ich die Zuneigung leben möchte, die ich fĂŒr Dich empfinde. Annehmen mit WĂŒrde ist vielleicht das grĂ¶ĂŸte Geschenk. Unmöglich kann ich die beiden Seiten voneinander trennen. Wenn Du mich beschenkst, schenke ich Dir mein Annehmen. Wenn Du von mir nimmst, fĂŒhle ich mich sehr beschenkt.

Schenken und beschenkt werden


Die Adventszeit steht unmittelbar vor der TĂŒr. Eine Zeit, die durch viel Einkaufhektik geprĂ€gt ist, da wir uns am Heiligen Abend gegenseitig beschenken wollen. Gleichzeitig ist es eine besinnliche Zeit, in der gelesen oder vorgelesen wird. Ich habe mir in den letzten Tagen das Grundlagenwerk von Marshall B. Rosenberg zur Gewaltfreien Kommunikation (GFK) – Eine Sprache des Lebens – nochmals zur Hand

genommen. Ich wollte wissen, was Marshall Rosenberg ĂŒber das Schenken geschrieben hat. Da mich die Worte, die ich gefunden haben, sehr bewegt haben, möchte ich diese hier zitieren:

„Wenn wir von Herzen schenken, dann tun wir das aus der Freude heraus, die immer dann entsteht, wenn wir das Leben eines anderen Menschen bewusst bereichern. Auf diese Weise zu schen-

ken, ist sowohl fĂŒr den, der gibt, als auch fĂŒr die, die nimmt, ein Gewinn. Die Beschenkte freut sich ĂŒber die Gabe, ohne sich ĂŒber Konsequenzen Gedanken zu machen, die Geschenke aus Angst, SchuldgefĂŒhl, Scham oder Profitstreben mit sich bringen. Der Gebende gewinnt durch die StĂ€rkung seiner Selbstachtung; das geschieht, wenn wir erleben, dass unsere Handlungsweise zum Wohlergehen eines anderen Menschen beitrĂ€gt. Um die Gewaltfreie Kommunikation (GFK) anzuwenden, mĂŒssen die Leute, mit denen wir kommunizieren, nicht in der GFK ausgebildet sein. Sie mĂŒssen nicht mal die Absicht haben, sich im Kontakt mit uns einfĂŒhlsam zu verhalten. Wenn wir selbst mit den Prinzipien der GFK im Einklang bleiben – einzig und allein um einfĂŒhlend zu geben und zu nehmen –und alles tun, was wir können, um anderen zu vermitteln, dass dies unser einziges Motiv ist, dann werden sie mit uns in den Prozess hineingehen und wir sind am Ende in der Lage, einfĂŒhlsam miteinander zu kommunizieren. Ich sage nicht, dass es immer schnell geht. Aber ich bleibe dabei, dass sich das EinfĂŒhlungsvermögen unvermeidlich entfaltet, wenn wir den Prinzipien der GFK treu bleiben.“

In dieser Haltung können wir zu Friedensstiftern werden – so wie Jesus, dessen Geburtsfest wir bald feiern.

nota bene | Dezember – 2016 Seite 6 Gewaltfreie Kommunikation

Gute Nacht – in jedem Alter


Die erfolgreiche Reihe der GeriatrieForen der Johannesklinik Bad Wildbad befasste sich diese Mal mit dem Themenbereich der Schlafstörungen im Alter

Das 7. GeriatrieForum Bad Wildbad der Johannesklinik fand zum ersten Mal in neuen RĂ€umlichkeiten statt. Tagungsort war das König-Karl-Forum Bad Wildbad, ein kĂŒrzlich renoviertes Kleinod, das sich insbesondere fĂŒr Tagungen, Seminare, VortrĂ€ge und Kammerkonzerte hervorragend eignet. Vorgesehen ist, auch die kĂŒnftigen GeriatrieForen in diesem angemessenen Rahmen in der Stadtmitte von Bad Wildbad zu veranstalten.

Als Referent konnte Herr Dr. HeinzWilhelm GĂ¶ĂŸling gewonnen werden, ein renommierter Neurologe, Psychiater, Psychotherapeut und Hypnotherapeut, der sich seit vielen Jahren mit diesem Themengebiet beschĂ€ftigt und auch schon mehrere BĂŒcher hierĂŒber geschrieben hat.

Am Vormittag stand mit dem Motto: „Gute Nacht auch im Alter“ die Biologie und Psychologie des erholsamen Schlafs im Mittelpunkt der Tagung. Insbesondere die Frage „Wie sieht eine erholter Nachtschlaf aus?“ weckte das Interesse der vielen Zuhörer aus allen Fachbereichen.

Dr. GĂ¶ĂŸling stellte das typische Schlafprofil eines Menschen vor, das aus fĂŒnf unterschiedlichen Schlafzyklen besteht, die sich mehrfach in der Nacht wiederholen. Interessant festzustellen war, dass im ersten Nachtdrittel der Tiefschlafanteil sehr hoch ist. Dies hat zur Folge, dass man durchaus schon nach wenigen Stunden tiefen Schlafes am nĂ€chsten Morgen ausgeruht und fit sein kann, was insbesondere tröstlich fĂŒr diejenigen ist, die nur kurz schlafen und frĂŒh wach sind.

Jeder Mensch hat einen individuellen Schlafbedarf. Gestört werden kann der Schlaf durch innere und Ă€ußere Einflussfaktoren: Schmerzen, Koffein, Alkohol, Nikotin, Drogen, Wechseljahre, ErnĂ€hrung, Bewegung. Auch durch Lichtreize unmittelbar vor dem Einschlafen durch Monitore (TV, Computer, Mobiltelefone, Tablets) kann der Schlaf negativ beeinflusst werden, was in der Empfehlung mĂŒndete, zwei Stunden vor dem Schlafengehen auf die Benutzung solcher GerĂ€te zu verzichten.

WĂ€hrend des Schlafs Ă€ndert sich auch die Körpertemperatur, d.h. sie sinkt teilweise um mehr als 1 Grad ab. Diese erforderliche Maßnahme des Körpers kann beispielsweise durch Schlafen in kĂŒhlen RĂ€umen unterstĂŒtzt werden, was zu einem besseren Schlaf fĂŒhrt.

Am Nachmittag standen die Schlafstörungen beim Alterspatienten mit der Frage „Was tun?“ im Mittelpunkt des Vortrags von Herrn Dr. GĂ¶ĂŸling.

Neben primÀren Schlafstörungen gibt es sehr viele Erkrankungen, die zu schlechtem Schlaf beitragen. Hierzu zÀhlen insbesondere depressive Störungen, Angststörungen, dementielle Erkrankungen, Morbus Parkinson, Herzund Kreislauferkrankungen. Auch kann die Einnahme von Medikamenten Schlafstörungen zur Folge haben, z.B.

Vorschau

auf das 8. GeriatrieForum Bad Wildbad

Thema: Psychiatrische Erkrankungen in der Lebensspanne

Termin: 17. Mai 2017

entwÀssernde Medikamente (Diuretika), Cortison oder Antidepressiva.

Dr. GĂ¶ĂŸling stellte in diesem Zusammenhang die fĂŒnf wichtigsten Faktoren fĂŒr einen gesunden Schlaf vor:

A Viel Licht und körperliche AktivitĂ€t tagsĂŒber

A Angemessener Umgang mit Alkohol, Nikotin, Koffein und Schlaftabletten

A Meiden von Bildschirmen, Arbeit und Problemen (mindestens zwei Stunden vor dem Zubettgehen)

A Freude auf das eigene Bett als guten Platz zum Schlafen

A RegelmĂ€ĂŸige Selbstentspannung

Im weiteren Verlauf stellte Dr. GĂ¶ĂŸling eine Vielzahl von Medikamenten vor, die zur Therapie der Schlafstörungen verwendet werden. Diese können zwar den Schlaf anstoßen, bewirken aber kein Durchschlafen. Nebenwirkungen sind insbesondere MĂŒdigkeit tagsĂŒber, Sturzneigung, Schwindel und AbhĂ€ngigkeit. Von einer regelmĂ€ĂŸigen Einnahme sollte unbedingt abgesehen werden.

Dr.med. Thomas MĂŒller

Chefarzt Johannesklinik Bad Wildbad

Dezember  –  2016 | nota bene Seite 7 GeriatrieForum Bad Wildbad
Dr. Thomas MĂŒller (rechts) und Dr. Heinz-Wilhelm GĂ¶ĂŸling

FrĂŒher oder spĂ€ter kommt man an dieser beeindruckenden Anlage entweder auf der B 463 vorbei oder geht als Besucher des Finanzamtes hinein. Und dann kann man neugierig werden, fasziniert von der fast tausend Jahre alten Klosteranlage in Hirsau. Auch Menschen, die sich mit Geschichte eher schwer tun, werden unwillkĂŒrlich von dieser AtmosphĂ€re gefangen genommen. Allein die Vorstellung, dass hier vor hunderten von Jahren Menschen gelebt haben, gibt der Fantasie reichlich Spielraum.

Um sich ĂŒber die frĂŒhere, immense Bedeutung des Klosters klar zu werden, hier eine kurze geschichtliche Zusammenfassung: Angefangen hat alles mit der Translation (ÜberfĂŒhrung) der Gebeine des Hl. Aurelius von Riditio um das Jahr 830 von Mailand in die abgelegene Nazariuskapelle (erbaut um 765) nach Hirsau. Hier wird vermutet, dass es ursprĂŒnglich eine Klosterzelle gab, die ausgebaut wurde. Über deren Aussehen ist weiter nichts bekannt.

Erlafried, ein Vorfahr des Grafen von Calw, ließ dann eine einfache Saalkirche mit Rechteckchor errichten, deren Grundriss Mitte des letzten Jahrhunderts durch archĂ€ologische Grabungen bekannt wurde. Ob von Anfang an ein Benediktinerkloster geplant war, ist nicht bekannt. Dieses erste Aureliuskloster bestand bis um das Jahr 1000 und verfiel dann. An gleicher Stelle entstand unter dem Grafen Adalbert von Calw ein Neubau, die 1071 geweihte romanische Aureliuskirche, eine dreischiffige flachgedeckte SĂ€ulenbasilika auf kreuzförmigem Grundriss mit gewölbten Seitenschiffen.

Mit der Vollendung dieser Kirche und den dazugehörenden KonventgebĂ€uden setzte unter der FĂŒhrung des energischen Abtes Wilhelm (1071-1091) ein ungeahnter Aufstieg des Klosters zu einem der bedeutendsten deutschen Reformklöster cluniazensischer PrĂ€gung ein. Auch wegen der strengen Lebensweise seiner Mönche, die vielen Vorbild war, hatte Hirsau einen großen Zulauf. Der dadurch rasch anwachsende Besitz des Klosters ermöglichte und erforderte wegen der steigenden Zahl der Mönche einen Neubau, der auf der linken Nagoldseite errichtet wurde. Abt Wilhelm erlebte

die Fertigstellung der im Vergleich zum Aureliuskloster erheblich vergrĂ¶ĂŸerten Anlage nicht mehr. Lediglich die Weihe der Kirche St. Peter und Paul konnte er im Mai 1091, wenige Wochen vor seinem Tod, vollziehen.

Unter seinem Nachfolger, Gebhard von Urach, verließ die Mönchsgemeinschaft dann 1092 das Aureliuskloster, dieses bestand als untergeordnetes Priorat weiter. Die Kirche wurde 1584 nach Teilabbruch zur Scheune umfunktioniert und hat in dieser Gestalt eindrucksvolle Reste ihrer romanischen Bausubstanz bewahrt.

Wie bei St. Aurelius folgte die Anordnung der KlausurgebĂ€ude bei St. Peter und Paul dem St. Gallener Klosterplan, dem mittelalterlichen Idealbild eines Benediktinerklosters. Im Zuge von Abt Wilhelms Klosterreform wurde dann daraus der „Hirsauer Plan“, die Grundlage fĂŒr die sogenannte Hirsauer Bauschule, die zahlreiche Ă€hnlich gebaute NeugrĂŒndungen – streng und schlicht durchgebildete, flachgedeckte KirchenrĂ€ume ohne Krypta – im gesamten sĂŒddeutschen Raum nach sich zog.

Eine kleine ErlÀuterung der Hirsauer Reform verdeutlicht den politischen Aspekt:

nota bene | Dezember – 2016 Seite 8
Quellennachweis: Bilder und Text in AuszĂŒgen von der Stadt Calw. Den Atem der Geschichte spĂŒren mittelalterliche Klosterkultur

Vorreiter der Cluniazensischen Reformbewegung war das Kloster Hirsau, das im Investiturstreit offen fĂŒr Papst Gregor VII. und gegen Heinrich IV. Partei ergriff. Der mit Abt Wilhelm befreundete Ulrich von Zell stellte um 1080 die Hirsauer Reform-Konstitutionen (Consuetudines Hirsaugienses) auf. Von da an zogen die Hirsauer Prediger durch die deutschen Lande (vor allem Schwaben, Franken, Bayern, Hessen, ThĂŒringen, Österreich, Elsaß) und polemisierten fĂŒr die „Freiheit der Kirche“ und gegen die kaiserliche Partei, gegen das Vogtwesen und gegen die Vergabe von Klostergut an Laien. Die Aufnahme

von LaienbrĂŒdern und OblatenÂč wurde nachdrĂŒcklich gefördert. Über 100 Klöster traten der Hirsauer Reformbewegung bei, eine eigene Kongregation bildete sich jedoch nicht. Nach dem Ende des Investiturstreits (1122) verebbte der Reformeifer und die Bedeutung Hirsaus ging zurĂŒck

Mitte des 15. Jahrhunderts erlebte Hirsau eine zweite wirtschaftliche und geistige BlĂŒte. Es unterhielt Kontakte zur Melker Klosterreform und schloss sich 1458 der Bursfelder Kongregation, einer monastischen Reformbewegung, an.

Nach der Reformation 1534 wurden eine Klosterschule eingerichtet und zwei Jahre spÀter der Konvent aufgelöst. Herzog Friedrich setzte an Stelle des mittelalterlichen Abtshauses ein her-

zogliches Schloss, das mit seiner nach außen gerichteten, gegliederten Renaissance-Fassade dem gesamten Baukomplex einen reprĂ€sentativen Charakter verlieh. Die romanische Anlage hat mit der Zeit mehrere bauliche VerĂ€nderungen erfahren. Mit der gotischen Marienkapelle, die bis heute kirchlich genutzt wird, und dem prĂ€chtigen Renaissance-Jagdschloss der WĂŒrttembergischen Herzöge, in dem nach der Zerstörung die berĂŒhmte Ulme wuchs, die Ludwig Uhland zu seinem Gedicht

„der Ulmenbaum“ inspirierte, wurden weitere Baustile hinzugefĂŒgt.

Knapp 60 Äbte und evangelische (ab 1560) Pröbste leiteten das Kloster bis 1694. 1692 wurde das bedeutendste deutsche Reformkloster nördlich der Alpen, das ehemalige Benediktinerkloster St. Peter und Paul, wĂ€hrend des pfĂ€lzischen Erbfolgekrieges durch französische Truppen zerstört. Noch heute beeindrucken die weitlĂ€ufigen Ruinen mit dem 37 Meter hohen romanischen Nordturm „Eulenturm“ der Doppelturmfassade am Westzugang der Basilika. Die Lage des sĂŒdlichen GegenstĂŒcks ist an den freigelegten Grundmauern erkennbar. Vom Schloss und dem spĂ€tgotischen Kreuzgang (1474-1503) stehen noch die Umfassungsmauern. Kirche und Klausur blieben lediglich in den Grundmauern erhalten.

Das außergewöhnliche Ambiente des Hirsauer Klosters dient heute als Open-Air-Kulisse des Calwer Klostersommers. Hier sei dem interessierten Leser wĂ€rmstens empfohlen, das Klostermuseum zu besuchen, in dem man in die Geschichte Hirsaus und das Leben der Hirsauer Benediktinermönche eintauchen kann.

Diese Fakten als Hintergrund, wenn man langsam durch die Anlage geht, die hunderte von Jahren alten Grabsteine vieler Äbte, die in der Außenmauer eingelassen wurden, betrachtet und befĂŒhlt, die Wege, die vor so langer Zeit bereits Mönche beschritten haben, verfolgt und womöglich einer Hochzeitsgesellschaft begegnet, die so intensiv durch das Weiß der Braut und die festlichen Farben der HochzeitsgĂ€ste die VergĂ€nglichkeit und gleichzeitig die Zukunft bewusst macht – all das ist ein eindrĂŒckliches Erlebnis, das die Wichtigkeit der eigenen Person auf ein gesundes Maß reduzieren kann.

Âč Oblaten war eine Bezeichnung fĂŒr Menschen, die entweder im bisherigen Lebenskontext blieben, dem Kloster aber ihre GĂŒter vermachten und von diesem dafĂŒr unterhalten wurden, oder es waren Menschen, oft aus einfachen VerhĂ€ltnissen, die im Kloster als LaienbrĂŒder oder -schwestern lebten und dienten. HĂ€ufig waren es auch Adlige, die ihren Lebensabend im Kloster verbrachten.

Dezember – 2016 | nota bene Seite 9 Umgebung Bad Liebenzell
Gabriele Steckler spĂŒren –Klosterkultur in Hirsau

Vergiss mich nicht

Eine etwas andere Pflegedokumentation


Endlich kommt der Van mit den Hunden an. Heute sind es 38. Nach der langen Fahrt von Spanien warten die Hunde sehnsĂŒchtig darauf, endlich aus ihren KĂ€figen zu kommen. Manche jaulen herzzerreißend und andere strecken verzweifelt ihre Pfoten durch die Gitterboxen nach Roswitha aus, die im Mittelgang des Transporters steht. Sie versuchen sie anzustubsen, als wollten sie sagen: „Nimm mich – ich will mit dir gehen
“

Roswitha (GrĂŒndungsmitglied und Vorsitzende des Tiernothilfe e.V. – Hilfe fĂŒr europĂ€ische Streuner und Tierheimhunde) verschafft sich erst mal einen allgemeinen Überblick – sind alle wohlauf? Ja, zum GlĂŒck! Einer nach dem anderen wird aus seiner Box geholt, sein Wohlbefinden und die Papiere geprĂŒft – dann endlich dĂŒrfen die neuen Besitzer oder Pflegestellen ihren Hund in Empfang nehmen. Die Emotionen sind auf dem Höhepunkt – manche Besitzer weinen vor Freude, endlich ihrem auserwĂ€hlten „Liebling“ ein neues Zuhause geben zu können. Die Hunde scheinen zu verstehen, was vor sich geht, bei manchen dauert es nur Minuten bis sie sich hoffnungsvoll an ihre neuen Besitzer schmiegen und unbedingt gestreichelt und in den Arm genommen werden wollen. Andere sind etwas zurĂŒckhaltender oder Ă€ngstlicher in der Kontaktaufnahme. Manche ignorieren das

andere Ende der Leine, denn das ErschnĂŒffeln der Umgebung ist erst mal das Wichtigste. Oft mĂŒssen die Hunde die LeinenfĂŒhrigkeit erst noch lernen und brauchen ein paar Tage, bis sie Vertrauen zum neuen Besitzer fassen.

Mulan heißt die vermeintliche HĂŒndin, die ich in Empfang nehme. Mulan ist der Name einer chinesischen Kriegerin und Prinzessin. Die „Prinzessin“ hebt ihr Bein beim “GeschĂ€ftmachen“ aber sehr hoch, denke ich. Ein kurzer Kontrollblick -ups- Mulan ist ein RĂŒde! Nicht immer stimmen die Angaben, die aus Spanien gegeben werden, erklĂ€rt Roswitha. Es kann schon mal vorkommen, dass ein

Hund etwas grĂ¶ĂŸer oder kleiner, leichter oder schwerer als angegeben ist. Doch das Geschlecht war bisher immer eine recht zuverlĂ€ssig Angabe. In meinem Fall ist das nicht schlimm, da er bei mir nur zur Pflege ist und vermittelt werden soll, sobald sich ein Interessent meldet.

Mir ist etwas bange, ob Mulan brav im Auto mitfĂ€hrt. Aber ĂŒberhaupt kein Problem, gelassen und souverĂ€n schaut er aus dem RĂŒckfenster und legt sich bald hin. Unterwegs halte ich noch an einem Shop fĂŒr Tierzubehör und kaufe ein paar Dinge ein. WĂ€hrenddessen bleibt er ruhig und geduldig im Auto. Toller Hund, denke ich. Zuhause angekommen, wird das Haus erstmal aufge -

regt schnuppernd untersucht – oh lecker - ein Lebkuchenherz an der Wand


Die erste Nacht verlief ruhig, er hat ganz lieb auf seiner Decke gelegen und mich bis 08.30 Uhr schlafen lassen und -juchee- stubenrein ist er auch (das ist nicht immer selbstverstĂ€ndlich, da die meisten Hunde eine ungewisse Vergangenheit hinter sich haben, oft ein Leben auf der Straße oder im Zwinger). Nach dem morgendlichen Spaziergang wird der kleine Bub (naja klein ist er eigentlich nicht) erst mal shampooniert und geduscht, da sein Fell staubig und schmutzig ist. Begeistert ist er nicht, aber er lĂ€sst die Prozedur ergeben ĂŒber sich ergehen. Und siehe da, sein Fell ist nun schön kuschelig, bekommt den ersten Glanz und er riecht jetzt auch deutlich besser.

In den seit seiner Ankunft vergangenen 5 Wochen hat der spanische Bub (er heißt nun mit Spitznamen Chico) folgendes gelernt: Treppen rauf und runter zu gehen, an der Leine ohne Gezerre zu gehen, Sitz, am Rad mitlaufen und ein paar Stunden alleine bleiben.

Chico ist ein auffallend freundlicher Hund, er spielt gerne mit seinen Art-

genossen, aber auch Menschen mag er sehr, ganz besonders, wenn er gekrault wird. Er bellt nicht, hat immer gerne Action, braucht viel Auslauf, kann sich aber auch mal ruhig auf seiner Decke ablegen (auch wenn er dazu noch er-

nota bene | Dezember – 2016 Seite 10 Mal ’was anderes 


mahnt werden muß). Leider hat sich noch kein Interessent fĂŒr ihn gefunden, aber ich bin sehr zuversichtlich, ein so toller Hund wird sicher bald jemanden finden.

Pflegemanagement MHT Gruppe

Über ihre Erfahrung als Pflegestelle fĂŒr einen in Not geratenen Hund sagt Monika Werner: „Ich habe mich fĂŒr den Tiernothilfeverein Vergiss mich nicht entschieden, weil alle Mitwirkende 100 %ig ehrenamtlich und trotzdem sehr gewissenhaft und professionell arbeiten. Auch wenn die Belastungen sehr hoch sind, Freundlichkeit und gute Laune sind immer dabei.“ Der Verein finanziert sich ausschließlich durch Spenden und VermittlungsgebĂŒhr. Die Pflegestellen tragen die Kosten fĂŒr Futter und Zubehör (Leine, Schlafplatz, etc.) selbst. Tierarztkosten und Haftpflichtversicherung trĂ€gt der Verein. Alle Hunde werden vor Ausreise vom Tierarzt untersucht und wenn erforderlich behandelt. Tiere ab ca. 1 Jahr sind kastriert oder sterilisiert.

Auch in diesem Jahr war der Ansturm auf den Winterzauber im Kurpark von Bad Wildbad sehr groß. Das haben die Online-Kennzahlen bereits im Vorfeld gezeigt. Bereist mit dem ersten Facebook-Bericht Anfang November gab es zahlreiche Likes und Kommentare von Menschen, die sich auf die Veranstaltung freuen. Alle paar Tage wurde mit den bestehenden sowie mit den neuen Fans der Facebook-Seite kommuniziert, Veranstaltungsbilder aus dem Vorjahr wurden prĂ€sentiert, Fragen der User beantwortet und „zurĂŒckgeliked“.

Die Interaktion der Menschen, die die MHT-Facebook-Seite besucht haben, sowie die durchweg positiven 5-SterneBewertungen der Veranstaltung sind ein eindeutiges Merkmal dafĂŒr, dass die Menschen den Winterzauber lieben. Egal, ob jung oder alt, egal, aus welcher Region, und egal, welches Geschlecht – die Fans der Seite sind bunt gemischt und doch haben sie in der Vor-Winterzauber-Zeit eines geteilt: Die gemeinsame Vorfreude.

Vor allem das zum zweiten Mal durchgefĂŒhrte Online-Gewinnspiel, bei welchem es fĂŒr zwei Personen ein „VIP-All-You-Can-Eat-And-Drink“ Winterzauberticket zu gewinnen gab, fand sehr großen Zuspruch. In Kombination mit diesem kulinarischen All-InclusiveTicket gab es zudem einen Wochenendaufenthalt in einer Ferienwohnung geschenkt, die unweit vom Winterzauber-Event gelegen ist. Dieses Gewinn-

Vier Wochen Winterzauber online

spiel hat fĂŒr zusĂ€tzliche 300 FacebookFans gesorgt, durch die Interaktion der einzelnen Menschen auf Facebook eine ĂŒberregionale Reichweite von ca. 18.000 Personen generiert und vor allem zwei Menschen sehr glĂŒcklich gemacht (siehe Foto).

Im nÀchsten Jahr wird es wieder exklusive Aktionen auf Facebook geben

und wer bereits heute ein Teil davon sein möchte, kann sich hier reinklicken: www.facebook.com/winterzauber.bad. wildbad/

Mateo Sudar MHT Projektmanagement

Dezember  –  2016 | nota bene Seite 11 Winterzauber online
Mateo Sudar (li.) mit den glĂŒcklichen Gewinnern Markus und Melanie Seifert

Inzwischen ist er bereits zu einer guten Tradition geworden. Zum fĂŒnften Mal hat der von der MHT mit den Johanneseinrichtungen in Bad Wildbad und Bad Liebenzell initiierte historische und nostalgische Weihnachtsmarkt seine besondere AtmosphĂ€re in das adventliche Bad Wildbad ausgestrahlt. Und zum vierten Mal war es eine Koproduktion gemeinsam mit der Stadt Bad Wildbad und der Touristik der Stadt als Winterzauber im Kurpark. Erstmals hat der Markt an drei Tagen stattgefunden.

„Unsere Idee eines vertrĂ€umten Weihnachtsmarktes mit viel Herz, Besinnlichkeit und einem durchweg erlesenen Angebot handwerklicher und kĂŒnstlerischer Angebote hat sich endgĂŒltig durchgesetzt. Der Winterzauber ist aus dem adventlichen Kalender Bad Wildbads und seiner weiteren Umgebung nicht mehr wegzudenken“ sagt Manfred Preuss, Initiator und fĂŒr die MHT Gruppe federfĂŒhrender Verantwortlicher fĂŒr Organisation und DurchfĂŒhrung der Veranstaltung. „Wir sind glĂŒcklich, dass es gelungen ist, unser Konzept durchzuhalten, und dass wir

Der Winterzauber im Kurpark von Bad Wildbad hat auch in diesem Bad Wildbad am 2. Advent

die Stadt der Lichter und der

uns damit wohltuend von vielen MĂ€rkten absetzen, auf denen Essen und Trinken im Vordergrund stehen. Wir wollen die Menschen gerade im Advent ein bisschen mehr auf die besinnlichen Aspekte des bevorstehenden Festes focussieren. Der Kommerz hat landauf landab ohnehin schon viel zu sehr die Oberhand gewonnen, da lasst uns doch ruhig eine kleine vertrĂ€umte Insel der Herzen sein.“

Auch in diesem Jahr wieder beeindruckte die Illumination des Marktes und des gesamten Kurparks um ihn herum in besonderer Weise. Der Park und seine historischen GebĂ€ude, wie auch das Königliche Kurtheater oder die Englische Kirche, wurden, so ins rechte Licht gesetzt, zu einer traumhaft stimmungsvollen Kulisse fĂŒr den gesamten Winterzauber. „Einfach nur großartig“ wĂŒrdigte Preuss

nota bene | Dezember – 2016 Seite 12 Winterzauber 2016

tausende Menschen berĂŒhrt und begeistert

Herzen

das hierfĂŒr verantwortliche Team der Touristik. „Dass es uns gelungen ist, durch die Akquisition von Sponsoren auch die Finanzierung der Illumination fĂŒr den dritten Veranstaltungstag zu sichern, macht uns schon ein bisschen stolz.“

Stolz spĂŒrte man auch, als Preuss ĂŒber das ĂŒberdurchschnittliche Engagement „seines“ Teams sprach. „Über 50 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der MHT und der Johanneseinrichtungen waren an den drei Veranstaltungstagen im Einsatz. Dieses Engagement, das in

der heutigen Zeit nicht mehr vorausgesetzt werden darf, kann ĂŒberhaupt nicht ausreichend gewĂŒrdigt werden.“ Die Techniker der Gruppe sind zudem rd. 3 Wochen mit dem Aufbau und mindestens weitere zehn Tage mit dem Abbau des Winterzaubers beschĂ€ftigt, ohne dass die notwendigen Aufgaben in den Einrichtungen aus den Augen verloren werden. „Wir haben dieses Jahr gemerkt, dass wir hinsichtlich der erneut etwas ausgeweiteten KapazitĂ€t des Winterzaubers nicht nur rĂ€umlich, sondern insbesondere auch logistisch an unsere Grenzen gekommen sind“

wirft Preuss kritisch ein. Er sehe dies aber durchaus auch als eine Chance, den Charakter dieser Veranstaltung fĂŒr die Zukunft zu bewahren und nicht durch unkontrolliertes Wachstum eventuell zu gefĂ€hrden.

Bleibt noch eine weitere Besonderheit dieses Winterzaubers gebĂŒhrend zu erwĂ€hnen. Das kulturelle Programm im WeihnachtscafĂ©, der Englischen Kirche und im Musikpavillon im Freien hat auch in diesem Jahr wieder zu dem ganz einzigartigen Charakter des Winterzaubers beigetragen. Bad Wildbad am 2. Advent – das ist wirklich etwas Besonderes. red.

Dezember  –  2016 | nota bene Seite 13 Winterzauber 2016 diesem Jahr
–der
wieder

Schmerz – lass nach

Vom Umgang mit akuten und chronischen Schmerzen

Im Jahr 2011 hat das „Deutsche Netzwerk fĂŒr QualitĂ€tsentwicklung in der Pflege“ (DNQP) den Expertenstandard „Schmerzmanagement bei akuten Schmerzen“ entwickelt. Im April 2015 wurde ein weiterer Standard mit dem Inhalt „Chronische Schmerzen“ eingefĂŒhrt. Diese beiden Expertenstandards sind der essentielle Handlungsleitfaden fĂŒr den Umgang mit allen Arten und Formen des Schmerzes in der Pflege. Die Erhaltung der individuellen LebensqualitĂ€t des Menschen steht ganz im Zentrum der Schmerzprophylaxe und der Schmerztherapie.

Beim Umgang mir akuten und chronischen Schmerzen gelten folgende Regeln:

A Ziele: Schmerzen in der Entstehung vorzubeugen, sie zu reduzieren oder zu beseitigen. Eine Chronifizierung soll vermieden werden. Außerdem sollen Kontrakturen, Schonhaltung und ImmobilitĂ€t verhindert werden.

A Indikation: Ein angemessenes Schmerzmanagement mit dem Grundgedanken „Schmerz ist das, was der Betroffene kundtut“.

A Anspruch: Beherrschung der systematischen SchmerzeinschĂ€tzung durch das Pflegepersonal. Kommunikation der Pflegekraft mit dem Arzt, dem Bewohner, den Angehörigen bezĂŒglich der Einstellung, Überwachung und Wirkung von Medikamenten und allen anderen Maßnahmen.

A Maßnahmen:

1 Risikoerfassung/SchmerzeinschÀtzung mit Hilfe der systematischen Informationssammlung (SIS) und einem geeigneten Assessment-Instrument.

2. Begleitung/Überwachung der medikamentösen Therapie, im Hinblick auf Nebenwirkungen,

Wechselwirkungen und Wirksamkeit des PrÀparates. Die Gabe von Placebos ist zu unterlassen.

3. Nicht-medikamentöse Maßnahmen, wie Physiotherapie, schmerzlindernde Lagerungen, Handmassagen, Kalt-warmAnwendungen, Aromatherapie, Musik, SpaziergĂ€nge usw.

A Evaluation: Die Wirkung aller Maßnahmen muss sich im Pflegebericht widerspiegeln. Wichtig sind auch zeitnahe Fallbesprechungen und die Informationsweitergabe an alle eingebundenen Beteiligten.

A Qualifikation: FĂŒr die Planung, DurchfĂŒhrung und ÜberprĂŒfung aller Maßnahmen des Schmerzmanagements haben alle PflegefachkrĂ€fte verantwortliche Kompetenz.

Monika Werner und Wolfgang Waldenmaier

Neue Pflegedienstleitung in Bad Liebenzell

Seit 1. Oktober 2016 ist Frau Violina Staneva-Felser Pflegedienstleitung im Johanneshaus Bad Liebenzell-Monakam. Bereits innerhalb dieser kurzen Zeit hat sie mit ihrer freundlichen und leisen, dennoch aber bestimmten Art die Herzen ihrer Kolleginnen und Kollegen gewonnen. Frau StanevaFelser, geboren 1971, kam aus RheinlandPfalz nach Monakam. Ihre Ausbildung zur Altenpflegerin absolvierte sie 2005, die zur Wohnbereichs- und Pflegedienstleitung beendete sie im Jahr 2012.

Die Originalversion dieser gekĂŒrzten Verfahrensanleitung gilt im Johanneshaus Bad LiebenzellMonakam als neuer Hausstandard im Umgang mit akuten und chronischen Schmerzen.

Frau Staneva-Felser im GesprĂ€ch mit nb: „Gemeinsam mit einem aufgeschlossenen und freundlichen Team mache ich es mir zur Aufgabe, das Johanneshaus nicht nur zu einem Zuhause fĂŒr die Bewohnerinnen und Bewohner zu machen, in dem sie wohnen und leben - nein, ich möchte vor allem, dass sie sich auch wohlfĂŒhlen.“ Sie möchte dem Leben der Bewohner nicht ausschließlich mehr Jahre anfĂŒgen, sondern den gewonnenen Jahren mehr Leben schenken. Ihr Ziel sei es, zusammen mit dem Team jedem Bewohner, entsprechend seinen FĂ€higkeiten und in seiner SelbstĂ€ndigkeit, durch individuelle soziale Betreuung eine fachlich kompetente Pflege zuteil werden zu lassen. Frau Staneva-Felser war zwanzig Jahre Leistungssportlerin, zuletzt als Fussballerin in der Bundesliga in Bad Neuenahr. Sie beendete diese Karriere im Jahre 2000 als ihre Tochter geboren wurde und arbeitet seit 2001 in der Pflege. Zuvor studierte sie Tourismus- und Sportmanagement. Die Sportakademie schloss sie als diplomierte Sport- und Trainingslehrerin ab. red.

nota bene | Dezember – 2016 Seite 14 Johanneshaus Bad Liebenzell-Monakam

Betreuungsassistentin – was ist das genau?

Dass im Johanneshaus Bad Liebenzell-Monakam und Àhnlichen Einrichtungen ausgebildete PflegekrÀfte arbeiten, ist allgemein bekannt. Daneben gibt es aber auch seit 2008 die sogenannten Betreuungsassistenten. Was diese leisten, möchte dieser Artikel nÀher beschreiben.

Betreuungsassistenten begleiten pflegebedĂŒrftige Menschen in ihrem Alltag und unterstĂŒtzen sie, wenn sie Hilfe benötigen. Außerdem bieten sie

den Bewohnern tĂ€glich ein Programm. Mit ihrem vielfĂ€ltigen Angebot ermuntern sie Bewohnerinnen und Bewohner, geistig und körperlich aktiv zu bleiben. Sei es beim GedĂ€chtnistraining, der Gymnastik, dem Basteln, dem Singen, dem Vorlesen oder im Sommer auch bei AusflĂŒgen oder anderen Programmen im Freien. Gemeinsames Backen oder einfach ein nettes GesprĂ€ch fĂŒhren, gehören ebenso zu ihren Aufgaben. Die Bewohner entscheiden selbst, an welchen AktivitĂ€ten sie teilnehmen möchten. Das Angebot wird im Johanneshaus insgesamt sehr gut angenommen.

Meine Herzensaufgabe ist es, mit den Bewohnern zu singen. Oft erinnern sich selbst schwer demente Bewohner schon nach wenigen Akkorden auf der

Gitarre an die Lieder aus ihrer Jugend, denn Musik spricht mehrere Sinne an und ist deshalb auch fĂŒr sie noch erfahrbar. Das gemeinsame Singen ver-

hindert auch soziale Isolation, denn es fördert die Geselligkeit der Bewohner. Ganz im Sinne des alten Sprichworts: „Wo man singt, da lass dich ruhig nieder, böse Menschen haben keine Lieder.“

Immer donnerstags geht die Backgruppe in die hauseigene KĂŒche. Gemeinsam werden z.B. Kuchen oder in der Weihnachtszeit auch PlĂ€tzchen gebacken. Dazu werden die verschiedenen Aufgaben, wie Obst schĂ€len und Teig ausrollen, verteilt. Die Bewohner genießen die schöne WohlfĂŒhlatmosphĂ€re, es werden Erinnerungen geweckt und dabei wird sehr viel gelacht. Das gemeinsame Backen dient unter anderem der Förderung der Feinmotorik und dem Ansprechen

aller Sinne. Das Ende wird durch das gemeinsame „Verspeisen“ des Gebackenen versĂŒĂŸt.

Ramona Servay, Betreuungsassistentin im Johanneshaus Bad Liebenzell-Monakam

Dezember  –  2016 | nota bene Seite 15 Johanneshaus Bad Liebenzell-Monakam
Die Betreuungsassistentinnen im Johanneshaus Monakam, v.l.n.r.: Ramona Servay, Elke Wagner, Carmen Eble, Melanie Nestler und Michaela Feldmann mit Hund Oscar.
Das Königliche Kurtheater in Wildbad gestern und heute Neues Leben im alten Theater –
zurĂŒck

zu königlichem Glanz

Mehr als 150 Jahre sind vergangen, seitdem das Königliche Kurtheater in Bad Wildbad erschaffen wurde. Es gab gute Zeiten, schlechte Zeiten, Kriege sind gefĂŒhrt worden, HerrschaftsverhĂ€ltnisse haben sich geĂ€ndert – das Kurtheater hat alles ĂŒberlebt. Es steht in alter Pracht in den Kuranlagen. Sein Äußeres hat sich leicht verĂ€ndert, der Moderne in Maßen angepasst. Seine „Seele“, d.h. BĂŒhne und der herrliche Saal mit seiner Empore, ist so, wie sie es nach dem Ausbau am Ende des 19. Jahrhunderts immer gewesen ist. Keine bösartige Absicht, das Theater dem Verschwinden durch Abriss anheim geben zu wollen, konnte dem Kurtheater etwas anhaben. Jeweils im rechten Augenblick fanden sich mutige und beherzte Menschen, die das Kurtheater davor bewahrt haben. Menschen, die seinen historischen und ideellen Wert erkannt hatten.

In der Saison 2016 knĂŒpft das Königliche Kurtheater an seine alten Traditionen wieder an und „steht mit beiden Beinen fest im Spielplan“. In den ‚BadblĂ€ttern‘ von Wildbad finden wir 1878 folgende Notiz: „Das Theater ist Vereinigungspunkt der besten Gesellschaft und wird tĂ€glich von Sr. Durchlaucht, dem Prinzen von Wittgenstein, allen anwesenden Grafen und Baronen und einem Flor reizender Damen besucht.“ Welch eine Theaterkarriere! Das Theater war erst wenige Jahre vorher, 1864, als kleines, einfaches GebĂ€ude errichtet worden. Man nimmt an, dass der Theaterdirektor Albert Hirsch es auf eigene Kosten gĂŒnstig in unverputztem Fachwerk als Mischung aus Schwarzwald und Schweizerhaus erstellen ließ. Als Architekt kommt der Bad- und Bauinspektor

Franz Ulrich Mayr in Frage. Bad Wildbad, ein aufstrebender, herrschaftlicher Kurort, benötigte dringend ein eigenes TheatergebÀude, denn in Wildbad gab es bis zu dieser Zeit nichts Vergleichbares.

Zur Erholung bei einer Badekur war und ist VergnĂŒgen aber unbedingt zu empfehlen. Theater wurde bis dahin nur in sehr bescheidenem Umfang im „Oberen Conversationssaal“ des Badhotels gespielt. Das neue Haus war ein sogenanntes „Vaudeville Theater“. Das Vau-

nota bene | Dezember – 2016 Seite 16

deville hat seine UrsprĂŒnge im Pariser Jahrmarktstheater und ist oft mit Musik und Tanz verbunden. 1872 ging das private Theater in den Besitz des Landes WĂŒrttemberg ĂŒber. Als 1885 Peter Liebig aus Mainz als Theaterdirektor nach Wildbad gerufen wurde, nahm das Theater einen rasanten Aufschwung.

Ähnlich vergleichbar ist nun 2016 der große Erfolg des Fördervereins Kurtheater Wildbad e.V. unter dem Vorsitz von Dr. Thomas KĂ€ppler und Gerd MĂŒller zu betrachten. Im Jahr 1888 erhielt das Theater dann einen neuen Namen: „Königliches Kurtheater“. 1897/98 wurde es im Rahmen der Umgestaltung der Kuranlagen umgebaut. Der vielfĂ€ltig in Bad Wildbad tĂ€tige Architekt Albert von Beger machte aus dem schlichten

Stadt findet sich heute noch im vorhandenen Peter-Liebig-Brunnen und einer nach ihm benannten Straße. Er liegt in Wildbad begraben.

Bis 1914 wurde das Theater vorĂŒbergehend von der Direktion des herzoglich sĂ€chsisch-altenburgischen Hoftheaters gefĂŒhrt, an welchem Peter Liebig als Intendanzrat bereits lĂ€ngere Zeit die Leitung gehabt hatte. Im Anschluss daran wurde die Theaterdirektion an die Herren Steng und Krauß, eine renommierte Theaterfamilie, aus Heilbronn ĂŒbergeben. In den Jahren zwischen den zwei Weltkriegen blĂŒhte das Theater erneut auf. Auch wĂ€hrend des Krieges wurde der Spielbetrieb aufrechterhalten. Ältere Wildbader, Einwohner und GĂ€ste erin-

„Etwas“ ein prachtvolles Kleinod. Äußerlich erhielt das Theater stilistisch Renaissance-Elemente. Der Innenraum, in dem jetzt 200 Personen, auch auf der Galerie, Platz fanden, wurde mit Stuckdekor im Rokokostil verziert und einer barocken Anlage angenĂ€hert. Somit entsprach die Gestaltung des Kurtheaters nun ganz den Vorstellungen des anspruchsvollen Publikums. Peter Liebig blieb bis zu seinem Tod 1910, also 25 Jahre, Theaterdirektor in Bad Wildbad. Seine besondere Ehrung der

gefallen war, tat sich eine Gruppe am Erhalt des Kurtheater Interessierter zusammen und grĂŒndete den „Förderverein Kurtheater Wildbad e.V.“. Die PlĂ€ne der Landesregierung, das Kurtheater abzureißen, realisierten sich glĂŒcklicherweise nicht, da 1999 das Kurtheater in den Besitz des Fördervereins ĂŒberging. 2001 begannen die Restaurierungsarbeiten, die 2005 mit einer Grundsanierung abschlossen. Das Kurtheater war ab diesem Zeitraum im bescheidenen Rahmen bespielbar, so dass am 1. Juli. 2005 mit der Kammeroper „LÂŽinganno felice“ von Gioachino Rossini unter der Leitung von Alberto Zedda das Haus wieder eröffnet werden konnte. In den folgenden Jahren fanden einige wenige Veranstaltungen sowie regelmĂ€ĂŸig das Belcanto-Festival „Rossini in Wildbad“ im Kurtheater statt. Die Renovierung ging in Teilschritten weiter bis zur Fertigstellung 2014. Am 10. Juli 2014 wurde mit der konzertanten AuffĂŒhrung von Rossinis

nern sich an beglĂŒckende AuffĂŒhrungen im „SchmuckkĂ€stchen“ am Rande des Kurparks. Bis Mitte der 1960er Jahre wurde das Theater bespielt. Am 24. Juni 1967 fand mit dem Lustspiel in drei Akten „Dame Kobold“ von Calderon de Berta in der, damals als Landeskurtheater bezeichneten, historischen SpielstĂ€tte die letzte AuffĂŒhrung statt. Danach verfiel das Theater zusehends.

Am 24.Juni 1987, zwanzig Jahre auf den Tag genau nachdem der letzte Vorhang

„Il viaggio a Reims“ der regulĂ€re Spielbetrieb im Königlichen Kurtheater wieder aufgenommen! Seitdem hat der Vorstand des Fördervereins mit viel Initiative, Leidenschaft und selbstlosem Einsatz ein abwechslungsreiches Programm zusammengestellt, das fĂŒr jeden Geschmack etwas bietet.

Wie sagt doch der Dichter Oscar Wilde: „Die BĂŒhne scheint mir der Treffpunkt von Kunst und Leben zu sein“.

Astrid Liebehenz

Dezember  –  2016 | nota bene Seite 17 Bad Wildbad

Ein Ma(h)l um die halbe Welt!

Von der Sinnhaftigkeit der regionalen ErnÀhrung

Immer wieder liest und hört man von den enormen Auswirkungen der globalen ErnĂ€hrungsweise, welche sowohl gesundheitliche, als auch ökologische Folgen nach sich zieht. Viele Menschen entscheiden sich deswegen verstĂ€rkt fĂŒr die regionalsaisonale ErnĂ€hrungsweise.

Verbraucher kaufen den Großteil ihrer Lebensmittel in SupermĂ€rkten. Hier handelt es sich in der Regel um Filialen großer Konzerne. Diese beziehen ihre Ware von Erzeugern aus aller Welt. Relevant ist dabei in erster Linie, welche Produkte den grĂ¶ĂŸten Gewinn versprechen. Alle anderen Kriterien, wie

Was ist regionale und saisonale ErnÀhrung?

Einfach ausgedrĂŒckt bedeutet dies, sich nur von Lebensmitteln zu ernĂ€hren, die in der eigenen Region und in der aktuellen Jahreszeit erzeugt wurden. Wie groß diese Region ist, ist Auslegungssache. Der Grundgedanke ist, zwischen Erzeugung und Verbrauch möglichst kurze Wege zurĂŒckzulegen.

Warum ist regionale ErnÀhrung wichtig?

Um diese Frage zu beantworten, hilft ein Blick auf die aktuelle Situation:

die QualitĂ€t, die externalisierten Kosten, die Belastung der Umwelt, soziale Ungerechtigkeiten oder kulturelle Auswirkungen, geraten dabei oftmals unter die RĂ€der. Daher wird die regionale ErnĂ€hrung immer wichtiger, wenn eine wirkliche VerĂ€nderung herbeigefĂŒhrt werden möchte.

Wie kann der Verbraucher von regionaler ErnÀhrung profitieren?

Regionale ErnÀhrung bietet eine ganze Reihe von Vorteilen. Der Kauf regionaler Ware bedeutet zum Beispiel kurze Wege. Kurze Wege zwischen Produk-

tion und Zielort ermöglichen einen geringen QualitĂ€tsverlust. Mehr NĂ€hrstoffe bleiben erhalten, die Ware ist frischer, schmeckt besser und hĂ€lt beim KĂ€ufer gegebenenfalls lĂ€nger. Mehr NĂ€hrstoffe ermöglichen eine gesĂŒndere, reichhaltigere ErnĂ€hrung. Und kurze Wege sowie wenige MittelsmĂ€nner ermöglichen niedrigere Preise. Hohe Transportkosten entfallen, Lager bleiben klein.

Die Ökologie und Umwelt profitieren ebenfalls enorm: KĂŒrzere Transportwege bedeuten weniger Umweltbelastung durch Verbrennung fossiler Brennstoffe. Der Kauf regionaler Produkte gestattet darĂŒber hinaus durch die damit verbundene Transparenz eine Einflussnahme des Verbrauchers auf die Erzeugungsmethoden. Der verringerte Preisdruck ermöglicht ökologisch vertrĂ€gliche Produktionsmethoden, was sich sowohl bei pflanzlichen als auch tierischen Produkten signifikant auswirkt – und das gleichermaßen auf die QualitĂ€t der Produkte wie auf deren ökologischen Fußabdruck.

Wer sich nun fragt, welche Gerichte es zu dieser Jahreszeit gibt, die möglichst regionale Inhaltsstoffe bieten, der kann sich auf der Webseite www. regional-saisonal.de von den vielen leckeren, regionalen uns saisonalen Gerichten inspirieren lassen. Die BeschrĂ€nkung auf regionale Lebensmittel ist also keine EinschrĂ€nkung. Vielmehr ist sie in vielerlei Hinsicht eine Bereicherung, sowohl gesundheitlich, ökologisch als auch kulinarisch. Viel Spaß beim Ausprobieren!

Mateo Sudar

UnabhÀngiger ErnÀhrungsberater und Mitarbeiter im MHT-Team

nota bene | Dezember – 2016 Seite 18 ErnĂ€hrung

Aufgabe der Ergotherapie ist es, SelbstÀndigkeit so lang wie möglich zu erhalten, gerade dann, wenn Krankheit oder Behinderung das Leben des betroffenen Menschen verÀndern. Nicht selten bringen Krankheit und Behinderung ein erhöhtes Sturzrisiko mit sich und verhindern damit die Möglichkeit, den Alltag zu bewÀltigen. Der ergotherapeutische Befund erhebt die FÀhigkeiten und Fertigkeiten der betroffenen Person in Bezug auf die Motorik, Kognition und die sozio-emotionalen FÀhigkeiten. Daneben werden das Umfeld angeschaut, in welchem die betroffene Person lebt, und Barrieren festgestellt, die die Person behindern, sich zu betÀtigen.

Hierzu ein Beispiel: Ein Ă€lterer Herr, der an mittelgradiger Demenz leidet, lebt nach dem Tod seiner Frau allein zu Hause. Zweimal wöchentlich kommt eine Betreuungskraft zu ihm. In der Wohnung bewegt er sich frei in allen Zimmern und auf der Veranda. Altersbedingt trĂ€gt er eine Brille. Leider vergisst er des Öfteren, wo er diese abgelegt hat. Die Arthrose in HĂŒfte und Knie bewirkt, dass er leicht schlĂŒrft. In seine Hausschuhe schlĂŒpft er hinein, ohne sie am Riemen zu befestigen. In der warmen Jahreszeit hat er die Gewohnheit, sich nach dem Essen auf der Veranda zur Mittagsruhe hinzulegen. Vor ein paar Tagen wĂ€re er beinahe ĂŒber die Schwelle an der VerandatĂŒr gestolpert, er hatte sie ohne seine Brille ĂŒbersehen. Hier besteht ein erhöhtes Sturzrisiko, welches in den persönlichen FĂ€higkeiten des Ă€lteren Herrn als auch seines Lebensumfeldes begrĂŒndet ist. Die ergotherapeutische Behandlung verfolgt hier verschiedene Ziele:

Sicher zu Hause leben

Die Schwelle an der VerandatĂŒr wird mit einem leuchtenden Klebeband versehen, welches ihn diese auch ohne Brille erkennen lĂ€sst. Das Umfeld wird dahingehend angepasst, dass die be -

SturzprÀvention in der Ergotherapie

troffene Person sicher zu Hause leben kann.

Die Angst zu fallen reduzieren

Die Therapeutin hört dem Ă€lteren Herrn geduldig zu, als dieser ĂŒber seine Angst spricht, zu stolpern. Sie erfasst damit die subjektive Sicht des Klienten in Bezug auf sein Sturzrisiko. Die Therapeutin klĂ€rt ihn darĂŒber auf, dass er die Schwelle zur Veranda an der Farbe erkennt, schult ihn darin, die Hausschuhe fest zu verschließen und vereinbart mit seiner Betreuungskraft, Brillen an mehreren PlĂ€tzen in der Wohnung zu deponieren. Mit dieser Beratung stellt sie eine Verbindung zwischen dem subjektiven Sturzrisiko und den objektiven Bedingungen her.

Das bewusste Sturzmanagement

Hier geht es darum, die Bereitschaft zum Training der Sturzprophylaxe zu

wecken und gegebenenfalls zu stĂ€rken. Anhand des Programms zur Sturzprophylaxe fĂŒhrt der Ă€ltere Herr Übungen in der Therapie durch, die die Kraft in Armen und Beinen stĂ€rken und die Balance verbessern. Zwischen den Therapiestunden macht er „Hausaufgaben“ und fĂŒhrt einzelne Übungen morgens nach dem FrĂŒhstĂŒck durch.

Aktiv bleiben

Der Ă€ltere Herr hat schon immer gerne gekocht und gebacken. Nach dem Tod seiner Frau ist es notwendig geworden, dieses tĂ€glich zu tun. In der Therapie stellt er einen Teig fĂŒr Pfannenkuchen, seinem Lieblingsgericht, her. Die Therapeutin gestaltet die Situation derart, dass er bei der TĂ€tigkeit sicher steht, wĂ€hrend er das HandrĂŒhrgerĂ€t bedient. Beides zusammen bewirkt eine KrĂ€ftigung der Bein- und Armmuskulatur, die in Bezug auf die Verminderung des Sturzrisikos bedeutsam ist.

Der Ă€ltere Herr lernt, AktivitĂ€ten, die Kraft und Balance verbessern, in tĂ€gliche BetĂ€tigungen einzubinden. Er erlebt, dass er trotz des Risikos zu stĂŒrzen sinnvollen BetĂ€tigungen nachgehen und seinen Alltag selbststĂ€ndig bewĂ€ltigen kann.

Dezember  –  2016 | nota bene Seite 19 Ergotherapie

Eigentlich war ich bisher immer der Meinung, ich wĂ€re weltoffen, kulturell interessiert und tolerant. Ich schaue die Nachrichten, ich lese die Tageszeitung, ich informiere mich im Internet in verschiedenen Quellen ĂŒber die Lage unserer Welt, ich singe klassische Musik, ich besuche Konzerte und ich helfe den Menschen, die Hilfe benötigen, wenn sie neben mir im Supermarkt stehen oder in der Bahn nicht verstehen, was der Schaffner ihnen zu sagen versucht, da sie gerade erst aus Kriegsgebieten hierhergekommen sind und unsere Sprache noch nicht können. Diese normalen Gutmenschhandlungen eben. Zwar kann ich nicht die Welt verbessern, aber wenigstens weiß der nette Algerier jetzt, wie viele Zonen man von MĂŒnchen bis nach Bad Tölz bezahlen muss. Ein Tropfen auf den heißen Stein ist besser als gar nichts, oder?

Doch dann traf ich Sarband. Ich konnte mir, ehrlich gesagt, nicht viel darunter vorstellen. Eine Gruppe KĂŒnstler aus aller Welt, die ihren Fokus auf arabische Musik, Jazz und Klassik gelegt haben. Sie arabisieren unsere alten KĂŒnstler, J.S. Bach zum Beispiel. Und diese KĂŒnstler sollte ich betreuen.

Ich arbeite zusammen mit meinem Freund fĂŒr ein kleines Musikmanagement in MĂŒnchen und dieses hat in Zusammenarbeit mit der Otto Pankok Stiftung das Ensemble Sarband und Tobias Melle engagiert, um den 50. Todestag Otto Pankoks in Wesel und DĂŒsseldorf feierlich zu gestalten. Also fuhren wir an einem sonnigen Montagnachmittag im Wohnmobil los, um an einem verregneten Dienstagmittag in Wesel anzukommen. Meine Stimmung hob sich, als ich sah, in welchem Dom das erste Konzert stattfinden sollte. Falls Sie einmal in der Gegend sind, der Willibrordi Dom in Wesel ist wirklich einen Besuch wert und, wenn sie GlĂŒck haben so wie ich, treffen sie dort auch noch den alten Dombaumeister. Doch ich schweife ab.

Die arabische Passion nach J.S. Bach

Konzert des Ensembles

Sarband in Bildern von Otto Pankok und Tobias Melle 
 und ich

Gegen spĂ€ten Nachmittag trafen die elf Musiker ein, per Zug aus MĂŒnchen oder aus Basel, eingeflogen aus dem Libanon. Und eigentlich auch aus der TĂŒrkei – doch leider bekam dieser KĂŒnstler kein Ausreisevisum, der tĂŒrkische Staat war dagegen. So hautnah habe ich die Auswirkungen von Erdogans Diktatur nie zu spĂŒren bekommen, ich dachte nicht, dass Musiker unter das Genre „Gefahr fĂŒr den Staat“ fallen. Was haben wir denn mit Politik zu tun?

Die BegrĂŒĂŸung untereinander war herzlich, auch wenn man sich noch nicht kannte. Einer von ihnen fragte mich, wo er denn sein Cello unterbringen könnte, er sei ĂŒbrigens Thomas. Ich zeigte ihm den Weg zur Sakristei und freute mich, dass dieser international bekannte KĂŒnstler so unglaublich freundlich war. Auch wenn mir in dem Moment noch nicht ganz klar war, wie bekannt diese Musiker alle sind. Nicht nur als gemeinsames Ensemble, sondern auch jeder fĂŒr sich hat eine beein-

nota bene | Dezember – 2016 Seite 20

druckende Karriere vorzuweisen. Über das Modern String Quartett mĂŒssen wir gar nicht erst reden, dieses sollte

eigentlich allen ein Begriff sein – wenn nicht, recherchieren Sie! Es lohnt sich, sie werden einige Werke und KĂŒnstler wiedererkennen.

Der musikalische Leiter dieses interkulturellen Ensembles ist Vladimir Ivanoff. Einer der beeindruckendsten Menschen, die ich bis jetzt kennenlernen durfte. Allein sein Lebenslauf lĂ€sst einen nur unglĂ€ubig staunend mit dem Kopf schĂŒtteln. Er ist nicht nur von ganzem Herzen Musiker, sondern auch Humanist. Nicht nur hat er Sarband gegrĂŒndet und leitet es, er unterrichtet auch noch nebenher und hat seine eigene Plattenfirma. Er erzĂ€hlte mir von einem Projekt, bei dem Profimusiker in MĂŒnchen SchĂŒler mit körperlicher und geistiger BeeintrĂ€chtigung unterrichteten, und dass die SchĂŒler nicht die einzigen waren, die mit sehr viel mehr als nur Musikpraxis und -theorie nach Hause gingen.

Die SÀngerin Fadia el-Hage ist eine der herausragendsten SÀngerinnen der arabischen Welt. Sie schafft es, als eine der wenigen die Vokaltechniken der westlichen klassischen und nahöstli-

chen Musik zu vereinen. Abgesehen davon ist sie auch noch ein bekannter Film- und Fernsehstar im Libanon. Und eine unglaublich faszinierende, sanftmĂŒtige und warme Persönlichkeit. Die Geschichten, die sie uns abends gemeinsam mit Vladimir Ivanoff beim Essen erzĂ€hlt hat, waren fantastisch. Sie erzĂ€hlten uns von LĂ€ndern, in denen der Krieg zum Alltag gehört und ein Bombenanschlag auf einen Mobilfunkturm eher lĂ€stig als erschreckend ist. Wo Konzerte vor Politikern einer Zensur unterliegen und Soldaten mit Kalaschnikows wie selbstverstĂ€ndlich vor der BĂŒhne stehen. Wo die Entscheidung, in einem anderen Land aufzutreten, bedeuten kann, niemals wieder seine Familie und Freunde im Heimatland zu sehen. Wo Textstellen des Alten Testaments ein Grund fĂŒr eine StaatsaffĂ€re sein können und Korrekturmaßnahmen mit vorgehaltener Waffe durchgesetzt werden.

Wenn man diese ErzÀhlungen bei einem guten Glas Rotwein und gesÀttigt von edlem italienischen Essen hört, dauert es eine Weile, bis einem bewusst wird, wie privilegiert wir eigentlich sind.

Soviel zu den Musikern an sich. Das Besondere an diesem Projekt ist ja, dass nicht nur ein Konzert gegeben wird, sondern die Musik mit Bildern unterlegt wird. In unserem Fall sind es nicht nur der Passionszyklus des expressionistischen Malers Otto Pankok, sondern auch moderne Fotographien aus aller Welt von Tobias Melle.

Dieser entwickelte die „Sinfonien in Bildern“, ein Zusammenspiel von Fotografie und Musik, das seinesgleichen sucht. Ihm beim Arbeiten, oder eher Musizieren zuzuschauen, ist fesselnd. Er lĂ€sst die Bilderfolgen nicht einfach nur ablaufen, nein, er achtet auf die Musik, die auf der BĂŒhne gespielt wird, und reagiert dann. Das Konzept entsteht natĂŒrlich schon vorher, doch wer-

Dezember  –  2016 | nota bene Seite 21 Kultur

den alle Bilder im Vorhinein im Einklang mit der Musik ausgesucht und aneinandergefĂŒgt.

Tobias Melle schafft es auf eine berĂŒhrende Art, die Passionsbilder Otto Pankoks mit seinen eigenen Fotografien aus dem Nahen Osten und Amerika zu kombinieren. So entsteht eine völlig neue Art des Kunstgenusses, der nicht nur das Auge erfreut und ins Ohr geht, sondern einen auch tief bewegt zurĂŒcklĂ€sst.

Als ich das erste Mal dieses gemeinsame Zusammenspiel von Ton, Bild und DomatmosphĂ€re abends bei der ersten Probe erlebte, war ich zutiefst beeindruckt und zu TrĂ€nen gerĂŒhrt.

hohen Spitzbogenfenster ragen, durch die das Mondlicht in silbernen Bahnen fÀllt.

„Erbarme dich, mein Gott, um meiner ZĂ€hren willen!

Schaue hier, Herz und Auge weint vor dir bitterlich. Erbarme dich, mein Gott.“

Fadias Stimme bringt die Luft im Saal zu einem warmen, klagenden Vibrieren, das einem, unterstĂŒtzt durch die anderen Instrumente, durch Mark und Bein geht. Auch wenn Sie auf Arabisch singt, hat man doch das GefĂŒhl, jedes einzelne Wort bis ins Tiefste zu verstehen und zu verinnerlichen.

Stellen sie sich einen hohen Domsaal vor. Vorne, vor dem Altar, sind die Musiker auf einem Podest, in warmes Licht getaucht.

Hinter ihnen ragt eine große Leinwand empor, auf der die ersten Zeilen der Arie in Arabisch und in Deutsch auf einen steingrauen Hintergrund projiziert werden. Dahinter lĂ€sst sich das weitlĂ€ufige ChorgestĂŒhl erahnen, ĂŒber dem die

Doch dafĂŒr reicht keine Doppelseite, deswegen appelliere ich an Sie: Informieren Sie sich. Hören Sie sich die Musik entweder zuhause oder im Konzert an. Musizieren Sie selbst, fotografieren Sie, oder fĂŒhren Sie einfach mal ein GesprĂ€ch mit jemandem, den Sie noch nicht kennen.

Zum Abschluss möchte ich mich noch bedanken. Danke fĂŒr drei wundervolle Tage, gefĂŒllt mit zauberhafter Musik, fantastischen Bildern und KĂŒnstlern, die nicht nur handwerklich unglaublich versiert sind, sondern einen auch auf persönlicher Ebene tiefgreifend zum Bessern verĂ€ndern und berĂŒhren.

Doch vor allem lĂ€sst dieses Konzert in einem den Wunsch zurĂŒck, BrĂŒcken zu schlagen, neue Wege zu gehen und HĂ€nde zu reichen. Es zeigt einem, wie einfach es ist, GlĂŒck zu teilen, und Kulturen zu verbinden. Und die KĂŒnstler die bei diesem Projekt mitgewirkt haben, leben auf beispielhafte Weise die menschliche GĂŒte im alltĂ€glichen Miteinander, völlig unabhĂ€ngig von Hautfarbe, Herkunft, Hintergrund, Orientierung, Religion oder Ansicht.

Ich könnte Ihnen noch so viel mehr ĂŒber diese drei wundervollen Tage erzĂ€hlen, ĂŒber die KĂŒnstler, ihre Lebensgeschichten, ihre Freundlichkeit und ihren Humor, ĂŒber die Otto Pankok Stiftung und deren Mitglieder und ĂŒber den Maler mit dem großen Herz, der dahintersteckt. Über die Entstehung der Fotographien, die Arbeit mit Tobias Melle und mit allen Leuten, die daran beteiligt waren. Über diese unglaublich schöne Zeit, die mir so viel beigebracht hat.

Ich staune immer noch darĂŒber, dass so unterschiedliche Kulturen in der Musik so mĂŒhelos BrĂŒcken bauen können, wo andere Jahre brauchen, um ĂŒberhaupt eine Konversation zu Stande zu bringen.

Sarband zelebriert Bachs Passionswerke mit dem ihnen eigen orientalischen und jazzigen Touch, der seinesgleichen sucht, und erschafft eine musikalische Welt, in der die grausame RealitĂ€t doch immer wieder von Hoffnung ĂŒbertrumpft wird. Dazu die Projektion von Tobias Melle, der nicht nur seine eigenen beeindruckenden Sichtweisen in Bilder fasst, sondern diese mit den GemĂ€lden von Otto Pankok in eine natĂŒrliche Symbiose bringt, die einen immer wieder tief gerĂŒhrt zurĂŒcklĂ€sst.

Danke, dass ich mit Euch diese zauberhafte Zeit verbringen durfte, in der sich nicht nur mein KunstverstÀndnis komplett auf den Kopf gestellt hat, sondern auch meine persönliche Lebenseinstellung.

Wenn nur jeder einen Funken eurer Konzerte weitertragen wĂŒrde, dann wĂ€re die Welt um einiges friedlicher.

nota bene | Dezember – 2016 Seite 22 Kultur
Das ist die RĂŒckseite des Konzertprogrammes mit allen Unterschriften der KĂŒnstler.

Hilfe

Ein Ratschlag aus der Apotheke

Vielen Besuchern einer heutigen Apotheke ist sicherlich nicht bekannt, dass trotz der großen Anzahl chemisch produzierter Arzneimittel bis heute ungefĂ€hr ein Drittel des Arzneischatzes aus unserer Natur stammt. Selbst modernste Entwicklungen nutzen hĂ€ufig die Natur als Lieferanten der Ausgangssubstanzen.

Um die Vielfalt der Pflanzenwelt mit ihren Arzneistoff liefernden Arten besser kennen zu lernen, bin ich immer wieder auch mit der Kamera in der Natur unterwegs, um einzelne Exemplare fĂŒr mein Archiv festzuhalten.

In regelmĂ€ĂŸiger Folge möchte ich deshalb an dieser Stelle einzelne Pflanzen vorstellen und ĂŒber ihre Wirkungsweise informieren.

Friedrich Böckle (Quellen-Apotheke, Bad Liebenzell)

Bild: Zaubernuss (Hamamelis

Hamamelis –die Zaubernuss

In unseren Breitengraden ist es nicht einfach, im Winter eine blĂŒhende Arzneipflanze in der Natur anzutreffen. Eine der wenigen Ausnahmen ist der Hamamelisstrauch, der auch als Zaubernuss bezeichnet wird.

Weltweit sind nur fĂŒnf Arten von Hamamelis bekannt, wovon drei aus Nordamerika und zwei aus Ostasien stammen. Alle Arten haben die Eigenart, im Winter zu blĂŒhen, wobei die bei uns als Arzneilieferant verwendete Hamamelis virginiana meist schon im Oktober und November blĂŒht, wĂ€hrend

menden, adstringierenden und auch blutstillenden Eigenschaften nachgewiesen.

Sowohl aus den BlĂ€ttern als auch der Rinde werden PrĂ€parate hergestellt, die bei Hautverletzungen, lokalen EntzĂŒndungen der Haut und der SchleimhĂ€ute sowie bei Krampfaderbeschwerden und HĂ€morrhoiden eingesetzt werden.

dies die anderen Arten im Dezember, Januar und Februar jeweils vor dem neuen Blattaustrieb tĂ€tigen. Es ist also im ersten Moment etwas irritierend, blĂŒhende StrĂ€ucher oder kleine BĂ€ume ohne BlĂ€tter, jedoch mit hĂŒbschen gelben BlĂŒtenstĂ€nden anzutreffen.

Wie wertvoll Hamamelis als Heilmittel ist, haben die Apotheker von Indianern in Nordamerika erfahren, die diese Zauberpflanze bei allen Hautverletzungen und entzĂŒndlichen HautverĂ€nderungen ĂŒber Generationen hinweg erfolgreich eingesetzt hatten. Heute wissen wir, dass es hauptsĂ€chlich verschiedene Gerbstoffe sind, die fĂŒr diese hervorragende Wirksamkeit ursĂ€chlich sind. Entsprechende Studien an Hautkliniken haben die entzĂŒndungshem-

Die weitaus meisten PrĂ€parate sind dabei zur Ă€ußerlichen Anwendung konzipiert und als Salben, Cremes, Tinkturen oder ZĂ€pfchen in der Apotheke ohne Rezept erhĂ€ltlich. Eine innerliche Anwendung als Tee ist zwar möglich, wird jedoch wegen des doch etwas unangenehmen Geschmacks und der auch auftretenden Verdauungsbeschwerden auf Grund der Gerbstoffe nur selten praktiziert. Bei Nasen- oder Zahnfleischbluten leistet eine konzentrierte Abkochung der BlĂ€tter sehr gute Dienste. Dabei wird Watte mit dem Extrakt getrĂ€nkt und in die Nase eingefĂŒhrt. Bei Zahnfleischbluten macht man eine MundspĂŒlung mit dem Extrakt.

Hamamelis wird auch als Arzneimittel in der Homöopathie verwendet. Die Anwendungsbereiche sind im Bereich venöser Erkrankungen und frischer entzĂŒndeter Wunden angesiedelt.

Dezember  –  2016 | nota bene Seite 23
NatĂŒrliche
Natur und Heilkunde
virginiana) (F. Böckle)

Advent, das ist die stille Zeit, die Tage schnell verrinnen. Das Fest der Liebe ist nicht weit, fangt an, Euch zu besinnen.

Es gab wohl manchmal Zank und Streit, das soll uns nicht verzagen. Vergesst das Jetzt und seid bereit, Euch wieder zu vertragen.

Denn denkt nicht nur ans eigene GlĂŒck. Ihr solltet danach streben und anderen Menschen auch ein StĂŒck von Eurer Liebe geben.

Der eine wĂŒnscht sich Ruhm und Geld, die WĂŒnsche sind verschieden. Wir wĂŒnschen fĂŒr die ganze Welt nur Einigkeit und Frieden.

nota bene | Dezember – 2016 Seite 24

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Neu Nota Bene 07 by Mateo Sudar - Issuu