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Gute Nacht – in jedem Alter…
from Neu Nota Bene 07
by Mateo Sudar
Die erfolgreiche Reihe der GeriatrieForen der Johannesklinik Bad Wildbad befasste sich diese Mal mit dem Themenbereich der Schlafstörungen im Alter
Das 7. GeriatrieForum Bad Wildbad der Johannesklinik fand zum ersten Mal in neuen Räumlichkeiten statt. Tagungsort war das König-Karl-Forum Bad Wildbad, ein kürzlich renoviertes Kleinod, das sich insbesondere für Tagungen, Seminare, Vorträge und Kammerkonzerte hervorragend eignet. Vorgesehen ist, auch die künftigen GeriatrieForen in diesem angemessenen Rahmen in der Stadtmitte von Bad Wildbad zu veranstalten.
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Als Referent konnte Herr Dr. HeinzWilhelm Gößling gewonnen werden, ein renommierter Neurologe, Psychiater, Psychotherapeut und Hypnotherapeut, der sich seit vielen Jahren mit diesem Themengebiet beschäftigt und auch schon mehrere Bücher hierüber geschrieben hat.
Am Vormittag stand mit dem Motto: „Gute Nacht auch im Alter“ die Biologie und Psychologie des erholsamen Schlafs im Mittelpunkt der Tagung. Insbesondere die Frage „Wie sieht eine erholter Nachtschlaf aus?“ weckte das Interesse der vielen Zuhörer aus allen Fachbereichen.
Dr. Gößling stellte das typische Schlafprofil eines Menschen vor, das aus fünf unterschiedlichen Schlafzyklen besteht, die sich mehrfach in der Nacht wiederholen. Interessant festzustellen war, dass im ersten Nachtdrittel der Tiefschlafanteil sehr hoch ist. Dies hat zur Folge, dass man durchaus schon nach wenigen Stunden tiefen Schlafes am nächsten Morgen ausgeruht und fit sein kann, was insbesondere tröstlich für diejenigen ist, die nur kurz schlafen und früh wach sind.
Jeder Mensch hat einen individuellen Schlafbedarf. Gestört werden kann der Schlaf durch innere und äußere Einflussfaktoren: Schmerzen, Koffein, Alkohol, Nikotin, Drogen, Wechseljahre, Ernährung, Bewegung. Auch durch Lichtreize unmittelbar vor dem Einschlafen durch Monitore (TV, Computer, Mobiltelefone, Tablets) kann der Schlaf negativ beeinflusst werden, was in der Empfehlung mündete, zwei Stunden vor dem Schlafengehen auf die Benutzung solcher Geräte zu verzichten.
Während des Schlafs ändert sich auch die Körpertemperatur, d.h. sie sinkt teilweise um mehr als 1 Grad ab. Diese erforderliche Maßnahme des Körpers kann beispielsweise durch Schlafen in kühlen Räumen unterstützt werden, was zu einem besseren Schlaf führt.
Am Nachmittag standen die Schlafstörungen beim Alterspatienten mit der Frage „Was tun?“ im Mittelpunkt des Vortrags von Herrn Dr. Gößling.
Neben primären Schlafstörungen gibt es sehr viele Erkrankungen, die zu schlechtem Schlaf beitragen. Hierzu zählen insbesondere depressive Störungen, Angststörungen, dementielle Erkrankungen, Morbus Parkinson, Herzund Kreislauferkrankungen. Auch kann die Einnahme von Medikamenten Schlafstörungen zur Folge haben, z.B.
Vorschau auf das 8. GeriatrieForum Bad Wildbad
Thema: Psychiatrische Erkrankungen in der Lebensspanne
Termin: 17. Mai 2017 entwässernde Medikamente (Diuretika), Cortison oder Antidepressiva.
Dr. Gößling stellte in diesem Zusammenhang die fünf wichtigsten Faktoren für einen gesunden Schlaf vor:
A Viel Licht und körperliche Aktivität tagsüber
A Angemessener Umgang mit Alkohol, Nikotin, Koffein und Schlaftabletten
A Meiden von Bildschirmen, Arbeit und Problemen (mindestens zwei Stunden vor dem Zubettgehen)
A Freude auf das eigene Bett als guten Platz zum Schlafen
A Regelmäßige Selbstentspannung
Im weiteren Verlauf stellte Dr. Gößling eine Vielzahl von Medikamenten vor, die zur Therapie der Schlafstörungen verwendet werden. Diese können zwar den Schlaf anstoßen, bewirken aber kein Durchschlafen. Nebenwirkungen sind insbesondere Müdigkeit tagsüber, Sturzneigung, Schwindel und Abhängigkeit. Von einer regelmäßigen Einnahme sollte unbedingt abgesehen werden.
Dr.med. Thomas Müller
Chefarzt Johannesklinik Bad Wildbad
Früher oder später kommt man an dieser beeindruckenden Anlage entweder auf der B 463 vorbei oder geht als Besucher des Finanzamtes hinein. Und dann kann man neugierig werden, fasziniert von der fast tausend Jahre alten Klosteranlage in Hirsau. Auch Menschen, die sich mit Geschichte eher schwer tun, werden unwillkürlich von dieser Atmosphäre gefangen genommen. Allein die Vorstellung, dass hier vor hunderten von Jahren Menschen gelebt haben, gibt der Fantasie reichlich Spielraum.
Um sich über die frühere, immense Bedeutung des Klosters klar zu werden, hier eine kurze geschichtliche Zusammenfassung: Angefangen hat alles mit der Translation (Überführung) der Gebeine des Hl. Aurelius von Riditio um das Jahr 830 von Mailand in die abgelegene Nazariuskapelle (erbaut um 765) nach Hirsau. Hier wird vermutet, dass es ursprünglich eine Klosterzelle gab, die ausgebaut wurde. Über deren Aussehen ist weiter nichts bekannt.
Erlafried, ein Vorfahr des Grafen von Calw, ließ dann eine einfache Saalkirche mit Rechteckchor errichten, deren Grundriss Mitte des letzten Jahrhunderts durch archäologische Grabungen bekannt wurde. Ob von Anfang an ein Benediktinerkloster geplant war, ist nicht bekannt. Dieses erste Aureliuskloster bestand bis um das Jahr 1000 und verfiel dann. An gleicher Stelle entstand unter dem Grafen Adalbert von Calw ein Neubau, die 1071 geweihte romanische Aureliuskirche, eine dreischiffige flachgedeckte Säulenbasilika auf kreuzförmigem Grundriss mit gewölbten Seitenschiffen.
Mit der Vollendung dieser Kirche und den dazugehörenden Konventgebäuden setzte unter der Führung des energischen Abtes Wilhelm (1071-1091) ein ungeahnter Aufstieg des Klosters zu einem der bedeutendsten deutschen Reformklöster cluniazensischer Prägung ein. Auch wegen der strengen Lebensweise seiner Mönche, die vielen Vorbild war, hatte Hirsau einen großen Zulauf. Der dadurch rasch anwachsende Besitz des Klosters ermöglichte und erforderte wegen der steigenden Zahl der Mönche einen Neubau, der auf der linken Nagoldseite errichtet wurde. Abt Wilhelm erlebte die Fertigstellung der im Vergleich zum Aureliuskloster erheblich vergrößerten Anlage nicht mehr. Lediglich die Weihe der Kirche St. Peter und Paul konnte er im Mai 1091, wenige Wochen vor seinem Tod, vollziehen.


Unter seinem Nachfolger, Gebhard von Urach, verließ die Mönchsgemeinschaft dann 1092 das Aureliuskloster, dieses bestand als untergeordnetes Priorat weiter. Die Kirche wurde 1584 nach Teilabbruch zur Scheune umfunktioniert und hat in dieser Gestalt eindrucksvolle Reste ihrer romanischen Bausubstanz bewahrt.
Wie bei St. Aurelius folgte die Anordnung der Klausurgebäude bei St. Peter und Paul dem St. Gallener Klosterplan, dem mittelalterlichen Idealbild eines Benediktinerklosters. Im Zuge von Abt Wilhelms Klosterreform wurde dann daraus der „Hirsauer Plan“, die Grundlage für die sogenannte Hirsauer Bauschule, die zahlreiche ähnlich gebaute Neugründungen – streng und schlicht durchgebildete, flachgedeckte Kirchenräume ohne Krypta – im gesamten süddeutschen Raum nach sich zog.
Eine kleine Erläuterung der Hirsauer Reform verdeutlicht den politischen Aspekt:


Vorreiter der Cluniazensischen Reformbewegung war das Kloster Hirsau, das im Investiturstreit offen für Papst Gregor VII. und gegen Heinrich IV. Partei ergriff. Der mit Abt Wilhelm befreundete Ulrich von Zell stellte um 1080 die Hirsauer Reform-Konstitutionen (Consuetudines Hirsaugienses) auf. Von da an zogen die Hirsauer Prediger durch die deutschen Lande (vor allem Schwaben, Franken, Bayern, Hessen, Thüringen, Österreich, Elsaß) und polemisierten für die „Freiheit der Kirche“ und gegen die kaiserliche Partei, gegen das Vogtwesen und gegen die Vergabe von Klostergut an Laien. Die Aufnahme von Laienbrüdern und Oblaten¹ wurde nachdrücklich gefördert. Über 100 Klöster traten der Hirsauer Reformbewegung bei, eine eigene Kongregation bildete sich jedoch nicht. Nach dem Ende des Investiturstreits (1122) verebbte der Reformeifer und die Bedeutung Hirsaus ging zurück

Mitte des 15. Jahrhunderts erlebte Hirsau eine zweite wirtschaftliche und geistige Blüte. Es unterhielt Kontakte zur Melker Klosterreform und schloss sich 1458 der Bursfelder Kongregation, einer monastischen Reformbewegung, an.
Nach der Reformation 1534 wurden eine Klosterschule eingerichtet und zwei Jahre später der Konvent aufgelöst. Herzog Friedrich setzte an Stelle des mittelalterlichen Abtshauses ein her- zogliches Schloss, das mit seiner nach außen gerichteten, gegliederten Renaissance-Fassade dem gesamten Baukomplex einen repräsentativen Charakter verlieh. Die romanische Anlage hat mit der Zeit mehrere bauliche Veränderungen erfahren. Mit der gotischen Marienkapelle, die bis heute kirchlich genutzt wird, und dem prächtigen Renaissance-Jagdschloss der Württembergischen Herzöge, in dem nach der Zerstörung die berühmte Ulme wuchs, die Ludwig Uhland zu seinem Gedicht

„der Ulmenbaum“ inspirierte, wurden weitere Baustile hinzugefügt.
Knapp 60 Äbte und evangelische (ab 1560) Pröbste leiteten das Kloster bis 1694. 1692 wurde das bedeutendste deutsche Reformkloster nördlich der Alpen, das ehemalige Benediktinerkloster St. Peter und Paul, während des pfälzischen Erbfolgekrieges durch französische Truppen zerstört. Noch heute beeindrucken die weitläufigen Ruinen mit dem 37 Meter hohen romanischen Nordturm „Eulenturm“ der Doppelturmfassade am Westzugang der Basilika. Die Lage des südlichen Gegenstücks ist an den freigelegten Grundmauern erkennbar. Vom Schloss und dem spätgotischen Kreuzgang (1474-1503) stehen noch die Umfassungsmauern. Kirche und Klausur blieben lediglich in den Grundmauern erhalten.
Das außergewöhnliche Ambiente des Hirsauer Klosters dient heute als Open-Air-Kulisse des Calwer Klostersommers. Hier sei dem interessierten Leser wärmstens empfohlen, das Klostermuseum zu besuchen, in dem man in die Geschichte Hirsaus und das Leben der Hirsauer Benediktinermönche eintauchen kann.
Diese Fakten als Hintergrund, wenn man langsam durch die Anlage geht, die hunderte von Jahren alten Grabsteine vieler Äbte, die in der Außenmauer eingelassen wurden, betrachtet und befühlt, die Wege, die vor so langer Zeit bereits Mönche beschritten haben, verfolgt und womöglich einer Hochzeitsgesellschaft begegnet, die so intensiv durch das Weiß der Braut und die festlichen Farben der Hochzeitsgäste die Vergänglichkeit und gleichzeitig die Zukunft bewusst macht – all das ist ein eindrückliches Erlebnis, das die Wichtigkeit der eigenen Person auf ein gesundes Maß reduzieren kann.
¹ Oblaten war eine Bezeichnung für Menschen, die entweder im bisherigen Lebenskontext blieben, dem Kloster aber ihre Güter vermachten und von diesem dafür unterhalten wurden, oder es waren Menschen, oft aus einfachen Verhältnissen, die im Kloster als Laienbrüder oder -schwestern lebten und dienten. Häufig waren es auch Adlige, die ihren Lebensabend im Kloster verbrachten.