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zu königlichem Glanz

Mehr als 150 Jahre sind vergangen, seitdem das Königliche Kurtheater in Bad Wildbad erschaffen wurde. Es gab gute Zeiten, schlechte Zeiten, Kriege sind geführt worden, Herrschaftsverhältnisse haben sich geändert – das Kurtheater hat alles überlebt. Es steht in alter Pracht in den Kuranlagen. Sein Äußeres hat sich leicht verändert, der Moderne in Maßen angepasst. Seine „Seele“, d.h. Bühne und der herrliche Saal mit seiner Empore, ist so, wie sie es nach dem Ausbau am Ende des 19. Jahrhunderts immer gewesen ist. Keine bösartige Absicht, das Theater dem Verschwinden durch Abriss anheim geben zu wollen, konnte dem Kurtheater etwas anhaben. Jeweils im rechten Augenblick fanden sich mutige und beherzte Menschen, die das Kurtheater davor bewahrt haben. Menschen, die seinen historischen und ideellen Wert erkannt hatten.

In der Saison 2016 knüpft das Königliche Kurtheater an seine alten Traditionen wieder an und „steht mit beiden Beinen fest im Spielplan“. In den ‚Badblättern‘ von Wildbad finden wir 1878 folgende Notiz: „Das Theater ist Vereinigungspunkt der besten Gesellschaft und wird täglich von Sr. Durchlaucht, dem Prinzen von Wittgenstein, allen anwesenden Grafen und Baronen und einem Flor reizender Damen besucht.“ Welch eine Theaterkarriere! Das Theater war erst wenige Jahre vorher, 1864, als kleines, einfaches Gebäude errichtet worden. Man nimmt an, dass der Theaterdirektor Albert Hirsch es auf eigene Kosten günstig in unverputztem Fachwerk als Mischung aus Schwarzwald und Schweizerhaus erstellen ließ. Als Architekt kommt der Bad- und Bauinspektor

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Franz Ulrich Mayr in Frage. Bad Wildbad, ein aufstrebender, herrschaftlicher Kurort, benötigte dringend ein eigenes Theatergebäude, denn in Wildbad gab es bis zu dieser Zeit nichts Vergleichbares.

Zur Erholung bei einer Badekur war und ist Vergnügen aber unbedingt zu empfehlen. Theater wurde bis dahin nur in sehr bescheidenem Umfang im „Oberen Conversationssaal“ des Badhotels gespielt. Das neue Haus war ein sogenanntes „Vaudeville Theater“. Das Vau- deville hat seine Ursprünge im Pariser Jahrmarktstheater und ist oft mit Musik und Tanz verbunden. 1872 ging das private Theater in den Besitz des Landes Württemberg über. Als 1885 Peter Liebig aus Mainz als Theaterdirektor nach Wildbad gerufen wurde, nahm das Theater einen rasanten Aufschwung.

Ähnlich vergleichbar ist nun 2016 der große Erfolg des Fördervereins Kurtheater Wildbad e.V. unter dem Vorsitz von Dr. Thomas Käppler und Gerd Müller zu betrachten. Im Jahr 1888 erhielt das Theater dann einen neuen Namen: „Königliches Kurtheater“. 1897/98 wurde es im Rahmen der Umgestaltung der Kuranlagen umgebaut. Der vielfältig in Bad Wildbad tätige Architekt Albert von Beger machte aus dem schlichten

Stadt findet sich heute noch im vorhandenen Peter-Liebig-Brunnen und einer nach ihm benannten Straße. Er liegt in Wildbad begraben.

Bis 1914 wurde das Theater vorübergehend von der Direktion des herzoglich sächsisch-altenburgischen Hoftheaters geführt, an welchem Peter Liebig als Intendanzrat bereits längere Zeit die Leitung gehabt hatte. Im Anschluss daran wurde die Theaterdirektion an die Herren Steng und Krauß, eine renommierte Theaterfamilie, aus Heilbronn übergeben. In den Jahren zwischen den zwei Weltkriegen blühte das Theater erneut auf. Auch während des Krieges wurde der Spielbetrieb aufrechterhalten. Ältere Wildbader, Einwohner und Gäste erin-

„Etwas“ ein prachtvolles Kleinod. Äußerlich erhielt das Theater stilistisch Renaissance-Elemente. Der Innenraum, in dem jetzt 200 Personen, auch auf der Galerie, Platz fanden, wurde mit Stuckdekor im Rokokostil verziert und einer barocken Anlage angenähert. Somit entsprach die Gestaltung des Kurtheaters nun ganz den Vorstellungen des anspruchsvollen Publikums. Peter Liebig blieb bis zu seinem Tod 1910, also 25 Jahre, Theaterdirektor in Bad Wildbad. Seine besondere Ehrung der gefallen war, tat sich eine Gruppe am Erhalt des Kurtheater Interessierter zusammen und gründete den „Förderverein Kurtheater Wildbad e.V.“. Die Pläne der Landesregierung, das Kurtheater abzureißen, realisierten sich glücklicherweise nicht, da 1999 das Kurtheater in den Besitz des Fördervereins überging. 2001 begannen die Restaurierungsarbeiten, die 2005 mit einer Grundsanierung abschlossen. Das Kurtheater war ab diesem Zeitraum im bescheidenen Rahmen bespielbar, so dass am 1. Juli. 2005 mit der Kammeroper „L´inganno felice“ von Gioachino Rossini unter der Leitung von Alberto Zedda das Haus wieder eröffnet werden konnte. In den folgenden Jahren fanden einige wenige Veranstaltungen sowie regelmäßig das Belcanto-Festival „Rossini in Wildbad“ im Kurtheater statt. Die Renovierung ging in Teilschritten weiter bis zur Fertigstellung 2014. Am 10. Juli 2014 wurde mit der konzertanten Aufführung von Rossinis nern sich an beglückende Aufführungen im „Schmuckkästchen“ am Rande des Kurparks. Bis Mitte der 1960er Jahre wurde das Theater bespielt. Am 24. Juni 1967 fand mit dem Lustspiel in drei Akten „Dame Kobold“ von Calderon de Berta in der, damals als Landeskurtheater bezeichneten, historischen Spielstätte die letzte Aufführung statt. Danach verfiel das Theater zusehends.

Am 24.Juni 1987, zwanzig Jahre auf den Tag genau nachdem der letzte Vorhang

„Il viaggio a Reims“ der reguläre Spielbetrieb im Königlichen Kurtheater wieder aufgenommen! Seitdem hat der Vorstand des Fördervereins mit viel Initiative, Leidenschaft und selbstlosem Einsatz ein abwechslungsreiches Programm zusammengestellt, das für jeden Geschmack etwas bietet.

Wie sagt doch der Dichter Oscar Wilde: „Die Bühne scheint mir der Treffpunkt von Kunst und Leben zu sein“.

Astrid Liebehenz

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