Neu Nota Bene 03

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nota bene

Sommer ist die Zeit, in der es zu heiß ist, um das zu tun, wozu es im Winter zu kalt war.

2. Jahrgang | 2. Ausgabe | Juli 2015 | € 5,00
– Mark Twain (1835 – 1910), US-amerikanischer Erzähler und Satiriker –

Inhalt

03 Editorial

Grußworte von Anneli Zenker und Manfred Preuss

04 Wissenschaft und Medizin

Die Johannesklinik Bad Wildbad im Wandel der Zeit

05 Ferienpraktikum in der Johannesklinik Bad Wildbad

Hurra – Ferien

06 Pflegeversicherung

Von drei Pflegestufen zu fünf Pflegegraden

07 Aktuell

Flüchtlinge unterstützen im Johanneshaus psychisch kranke Menschen

(Quelle: Wildbader Anzeigenblatt)

08 Bad Liebenzell

Gib dem Menschen einen Hund und seine Seele wird gesund!

10 Literatur

„Da geht noch was – mit 65 in die Kurve“

11 Bad Wildbad

Enzanlagenbeleuchtung in Bad Wildbad

12 Bad Wildbad

Impressionen von den Sommerfesten in der Hochwiese

14 Ernährung

Der Sommer kommt

15 Gewaltfreie Kommunikation

Nein sagen ohne nein zu sagen

16 Bad Wildbad

Rossini

18 Johanneshaus Bad Liebenzell-Monakam

Kurzzeitpflege Monakam

19 Johannesklinik Bad Wildbad

Johannesklinik präsentierte das 5. GeriatrieForum Bad Wildbad

20 Johanneshaus Bad Wildbad

Selbstbestimmung als höchstes Gut

22 Ergotherapie

Die Spiegeltherapie in der Ergotherapie

23 Natur und Heilkunde

Der Eisenhut – tödlich giftige Schönheit

Impressum

Herausgeber:

MHT

Gesellschaft für soziale

Dienstleistungen mbH

Hochwiesenhof 5–10

75323 Bad Wildbad

www.mht-dienstleistung.de

www.johanneshaus-bad-wildbad.de

www.johannesklinik-bad-wildbad.de

www.johanneshaus-bad-liebenzell.de

Redaktion:

Gabriele Steckler | Martin Kromer

gabriele.steckler@monacare.de

Grafische Umsetzung:

Dagmar Görlitz

kontakt@goerlitz-grafik.com

Drucktechnische Umsetzung:

Bildquellen:

Seite 2: Stefanie Preuss

Haymo Zenker, Thomas Müller, Mateo Sudar

Bild Rückseite: Unsere beiden Ferienpraktikantinnen (s. Artikel S. 5)

Karl M. Dabringer

dabringer@gmx.at

Auflage: 3.000

nota bene | Juli – 2015 Seite 2

Editorial

Sommer – die wärmste der vier Jahreszeiten. Wir genießen die wärmende Sonne, sind viel an der frischen Luft. Wir sitzen bei einem kühlenden Getränk vielleicht nach einem heißen Tag unter schattenspendenden Bäumen bei einem lauen Sommerwind in einem Kurparkgarten und plaudern mit Freunden. Oder – wir genießen nach einem kurzen kräftigen Gewitter die erfrischende Luft auf dem Balkon der Stadtwohnung – Energie auftanken…

Genießen Sie in dieser dritten Ausgabe die Berichte und Aktivitäten der letzten Monate in und um unser Unternehmen. Lassen Sie sich durch verschiedene Themen und Fotos anrühren. Nota bene – wohlgemerkt. Seien Sie wieder gespannt …

Anneli Zenker

Zum Geleit

Da heißt es doch immer, die Sommermonate wären journalistisch gesehen eine absolute „Sauregurkenzeit“ – nichts los, nichts wirklich Berichtenswertes. Wenn ich mir die neue Ausgabe der nota bene so ansehe, kann ich all davon nichts feststellen. Von wegen „Sommerloch“ – dem Redaktionsteam ist es erneut gelungen, einen abwechslungsreichen Mix aus Unternehmensinformationen, dem Leben in den Johanneseinrichtungen, aktuellen gesundheitspolitischen Themen und interessanten Schlaglichtern aus dem öffentlichen Leben beider Standorte Bad Wildbad und Bad Liebenzell zusammenzutragen. Themen gab es auch diesmal mehr, als eine Ausgabe in der Lage ist aufzunehmen. Und so ist die redaktionelle Abstimmung, was kommt rein und was nicht, oder auch, was wird wo platziert, nicht immer einfach. Allen Autoren und Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern, die ihre Beiträge zum Gelingen der nota bene leisten, sei daher an dieser Stelle auch einmal von Herzen gedankt. Ohne eine Gewichtung vornehmen zu wollen oder auch nur zu können, hat mich der Artikel über die psychiatrisch beeinträchtigten Bewohner des Johanneshauses Bad Wildbad im Stadtbild besonders berührt. Das Werben um Verständnis für die Menschen, für und mit denen unser engagiertes Team lebt und arbeitet, für ihre Probleme, ihre Besonderheiten und ihre Bedürfnisse – der Artikel macht mir deutlich, dass es in unserer ansonsten so aufgeklärten und modernen Gesellschaft, in der gerade in der heutigen Zeit das Thema Inklusion einen so großen Stellenwert einnimmt, auch das Recht auf Kranksein geben muss. Wie wir mit denen umgehen, die aus der Sicht der Gesunden ein wenig anders sind, auch das ist ein Beitrag für eine humane Gesellschaft.

GlobalConcept.Consult AG

Juli – 2015 | nota bene Seite 3 Editorial
nota bene

Geriatrische Rehabilitation in Baden

Württemberg Die Johannesklinik Bad Wildbad im Wandel der Zeit

Unter geriatrischer Rehabilitation versteht man die Rehabilitation alter Menschen (Durchschnittsalter der Patienten in der Johannesklinik derzeit 82,3 Jahre), die zumeist akut erkrankt waren und gleichzeitig an mehreren Krankheiten leiden (Multimorbidität) und die durch die Erkrankungen ihre Selbständigkeit in den Aktivitäten des täglichen Lebens verloren haben und drohen, pflegebedürftig zu werden.

Aufgabe und Ziel der geriatrischen Rehabilitation ist es, die individuelle Selbständigkeit wiederherzustellen und Pflegebedürftigkeit zu vermeiden.

Um dies zu erreichen, arbeitet in der Johannesklinik ein multiprofessionelles Team, bestehend aus Pflegekräften, Ärzten, Therapeuten (Krankengymnasten, Masseure, Ergotherapeuten, Logopäden) und Sozialarbeitern eng zusammen.

Hierfür existiert in Baden-Württemberg seit mehr als 20 Jahren ein Geriatriekonzept, das zuletzt 2014 überarbeitet wurde.

Vor Beginn der Behandlung wird von allen Beteiligten ein geriatrisches Assessment, d.h. eine Einschätzung und Beurteilung vorhandener Fähigkeiten und Ressourcen der Rehabilitanden erhoben. Anschließend wird gemeinsam im therapeutischen Team, an dem alle Berufsgruppen teilnehmen, eine individuelle Therapieplanung mit klar definierten Zielen vorgenommen. Wöchentlich wird überprüft, ob diese Ziele erreicht wurden bzw. ob eine Anpassung der Ziele oder eine Änderung der Therapie erforderlich sind.

Notwendige Hilfen im häuslichen Umfeld des Rehabilitanden werden durch die Johannesklinik ebenso organisiert wie die Weiterleitung aller erforderlichen Informationen an die Weiterbetreuenden am Entlassungstag (Arztbrief,

Pflegeüberleitungsbogen, therapeutische Abschlussberichte).

Am Ende des stationären Aufenthalts wird erneut ein Assessment durchgeführt und damit auch der Rehabilitationserfolg dokumentiert. Trotz des hohen Alters und der Multimorbidität gelingt es in mehr als 80 % der Fälle, die Betroffenen wieder in die frühere Wohnumgebung zurück zu bringen. Auch die Mobilität wird durch die Rehabilitation entscheidend verbessert: so können anfangs nur 38 % der Rehabilitanden alleine aufstehen, während es bei Entlassung 78 % können. Noch offensichtlicher sind die Erfolge beim Treppensteigen: können anfangs nur 23 % der Patienten Treppensteigen sind es am Ende 76 %!

Trotz großer Erfolge wurde und wird die geriatrische Rehabilitation in BadenWürttemberg nicht in ausreichendem Maße finanziell unterstützt. Das hat in den letzten Jahren dazu geführt, dass immer mehr geriatrische Rehabilitationskliniken in Baden-Württemberg aus wirtschaftlichen Gründen geschlossen werden mussten. So existiert im Großraum Stuttgart nur noch eine von ursprünglich fünf Kliniken. Viele Kliniken haben ihre Bettenanzahl reduziert, um nicht noch größere Verluste zu produzieren.

Hauptgrund hierfür sind die finanziell nicht ausreichenden Anpassungen der Vergütungen, d.h. der Tagessätze. Viele Kliniken haben in den letzten 10 Jahren lediglich 5 % bis 10 % mehr Geld erhalten, obwohl die Lohnkosten und Nebenkosten um das Dreifache gestiegen sind.

Parallel hierzu wurden in den letzten Jahren die Qualitätsanforderungen an die geriatrischen Rehabilitationskliniken erheblich erhöht. Das bedeutet, dass geriatrische Rehabilitationskliniken zertifiziert sein und auch an externen Qualitätssicherungsmaßnahmen teilnehmen müssen. Dies erfordert einen zusätzlichen hohen organisatorischen und personellen Aufwand, der zusätzliche Kosten verursacht und nicht rückfinanziert wird.

Es stellt sich die Frage, weshalb eine sinnvolle und erfolgreiche Maßnahme wie die geriatrische Rehabilitation –trotz der offensichtlichen Einsparungen durch die Vermeidung oder Reduktion von Pflegebedürftigkeit – nicht ausreichend unterstützt wird. Ein wesentlicher Aspekt hierbei ist die Tatsache, dass die Kosten für die geriatrische Rehabilitation durch die Krankenkassen getragen werden, die eingesparten Folgekosten aber den Pflegekassen zugute kommen.

Mittlerweile hat sich der Gesetzgeber der Problematik der Finanzierung angenommen und strebt an, dass die Pflegekassen als Profiteure der geriatrischen Rehabilitation an der Finanzierung derselben beteiligt sein sollen. Allerdings gibt es hierfür bislang außer Absichtserklärungen noch kein existierendes Konzept.

Ein weiterer Aspekt ist, dass Krankenkassen lokal bzw. regional organisiert sind und untereinander im wirtschaftlichen Konkurrenzkampf stehen. Dieser teilweise erhebliche Wirtschaftlichkeitszwang führt dazu, dass insbesondere in den Bereichen gespart wird, in denen die Krankenkasse die Kosten steuern kann. Hierzu gehören u.a. Kur- und Rehabilitationsmaßnahmen und auch Hilfsmittel, während medizinische Behandlungen beim Hausarzt und Krankenhausaufenthal-

nota bene | Juli – 2015 Seite 4 Wissenschaft und Medizin

te nicht gesteuert werden können, d.h. immer vergütet werden müssen.

Für Baden-Württemberg stellt sich die Situation so dar, dass immer weniger Kliniken immer mehr Patienten in immer kürzerer Zeit versorgen müssen. So betrug laut erstem Geriatriekonzept die durchschnittliche Verweildauer 1989 noch 39 Tage, wohingegen es jetzt weniger als 21 Tage sind.

Sollte es kein Umdenken der an der Finanzierung beteiligten Kostenträger geben, so ist die geriatrische Rehabilitation in Baden-Württemberg ernsthaft in Gefahr. Dies hätte zunehmende ernsthafte und unnötige Folgen für die betroffenen alten Menschen. Entsprechend ist in den letzten Jahren die Anzahl der Entlassungen aus der Akut-

klinik direkt ins Pflegeheim schon um 80 % gestiegen.

Erfreulicherweise kann in den letzten Jahren festgestellt werden, dass die Kostenträger die Notwendigkeit der geriatrischen Rehabilitation zunehmend feststellen und insbesondere auch unter dem Gesichtspunkt der demographischen Entwicklung, d.h. der zunehmenden Überalterung, erste Schritte zur Sicherung dieser erfolgreichen Behandlungsmöglichkeit eingeleitet haben, indem beispielsweise die Tagessätze deutlich (aber noch nicht ausreichend) erhöht wurden und neue Konzepte diskutiert und in Angriff genommen werden.

Dr. med. Thomas Müller

Ferienpraktikum in der Johannesklinik Bad Wildbad

Hurra – Ferien

Wir in Nordrhein-Westfalen haben schon Sommerferien. Für einige andere bedeuten Sommerferien, sich auf die Couch zu legen und nichts zu tun – wie wir es nennen „chillen“ oder „rum gammeln“. Aber wir hatten keine Lust, unsere Sommerferien auf diese Weise zu verbringen – auf der faulen Haut zu liegen. Stattdessen entschieden wir, uns in den Sommerferien sozial zu engagieren.

Wir entschlossen uns, ein freiwilliges Praktikum in der Johannesklinik durchzuführen. In der Johannesklinik arbeiten Menschen unterschiedlicher Berufsgruppen, die verschiedene Tätigkeiten ausführen. Am ersten von fünf Praktikumstagen wurde uns vorgeschlagen, dass eine in den Beruf Physiotherapeutin hineinschnuppert und die andere in den Beruf Krankenschwester. So haben wir es dann auch gemacht. Während unserer fünf Tage Praktikum haben wir gelernt, dass jede einzelne Berufsgruppe zum Wohlbefinden und der Genesung der Rehabilitanden beiträgt.

Als Physiotherapeutin hat man beispielsweise die Aufgabe, den Rehabilitanden zu unterstützen, seine persönlichen Ziele in dieser Reha zu erreichen. Persönliche Ziele sind z. B., wieder laufen oder sich wieder selbstständig im eigenen Haus/in der eigenen Wohnung versorgen zu können. Um den Rehabilitanden diese Wünsche zu erfüllen, führen die Physiotherapeuten Therapien, wie das Stärken der Arm- und Beinmuskulatur mithilfe

Dr. med. Thomas Müller ist seit 1996 als Chefarzt in der Johannesklinik Bad Wildbad tätig Nach dem Ende des Studiums an der RuprechtKarls-Universität Heidelberg nahm er 1985 seine Tätigkeit als Arzt in der Kurpfalzklinik Heidelberg auf. Neben der Behandlung von Dialysepatienten wurden insbesondere Querschnittsgelähmte und Hämophiliepatienten (Bluter) behandelt. Von 1991 bis 1996 arbeitete er im SRH-Klinikum Karlsbad-Langensteinbach in der Inneren Abteilung bei Prof. Diehm und wurde dort Facharzt für Innere Medizin und Angiologie (Gefäßkrankheiten) und Geriatrie (Altersheilkunde), dem Fachgebiet in dem er auch schon seinen Doktortitel 1985 bei Prof. Oster im Bethanien-Krankenhaus Heidelberg erworben hatte.

von elektrischen Geräten mit den Rehabilitanden durch und trainieren Stück für Stück das Aufstehen, Stehen, Laufen und Treppensteigen.

Aber auch die Pflege der Rehabilitanden ist sehr wichtig. Deshalb kümmern sich die Krankenschwestern und Krankenpfleger rund um die Uhr um die Rehabilitanden. Wenn die Rehabilitanden in der Johannesklinik ankommen, wird zuerst ein Aufnahmeverfahren durchlaufen, in dem durch die Mitarbeitenden der Pflege alle wichtigen Infos über die Rehabilitanden erfragt und schriftlich festgehalten werden. Außerdem erhalten die Rehabilitanden, die dies nicht mehr alleine können, Unterstützung beim Waschen, Anziehen, Kämmen, beim Toilettengang und werden zu den Mahlzeiten begleitet. Eine ganz wichtige Aufgabe der Mitarbeitenden der Pflege ist es auch, jedem Rehabilitanden seine Medikamente zu verabreichen, Wunden zu versorgen, die Rehabilitanden und deren Angehörige nach Wunsch in verschiedenen Themen (z. B. einem künstlichen Darmausgang) zu schulen und verschiedene Hilfsmittel vorzustellen, die den Alltag erleichtern (z. B. Badewannenlifter).

Wir haben erkannt, dass die Rehabilitanden erst durch diese Reha wieder richtig am Alltag und damit am Leben teilhaben können, denn ca. 80 % der Rehabilitanden werden nach dieser Reha-Maßnahme nach Hause entlassen und nur 20 % gehen nach Abschluss der Reha in ein Pflegeheim.

Patricia Nohn (14 Jahre) und Judith Zollmarsch (15 Jahre)

Juli – 2015 | nota bene Seite 5 Wissenschaft und Medizin

Demenzkranke sollen künftig in der Pflegeversicherung besser gestellt werden. Bundesgesundheitsminister Hermann Gröhe (CDU) legte dazu in Berlin einen Gesetzentwurf für die geplante zweite Stufe der Pflegereform vor

Von drei Pflegestufen zu fünf Pflegegraden

Die zweite Stufe der Pflegereform soll im Januar 2016 in Kraft treten. Die Umstellung auf das neue System wird danach aber noch erhebliche Zeit in Anspruch nehmen, so dass der neue Pflegebedürftigkeitsbegriff und das Begutachtungsverfahren tatsächlich erst zwölf Monate später wirksam werden.

Profitieren sollen vor allem rund 500.000 Menschen mit kognitiven oder psychischen Beeinträchtigungen. Statt der bisher drei Pflegestufen wird es künftig fünf Pflegegrade geben. Dazu wird der Pflegebedürftigkeitsbegriff reformiert, der festlegt, wer welche Leistungen aus der Versicherung erhält.

Mehr Leistungen für große Mehrheit

Der Gesetzentwurf soll im August 2015 im Kabinett beraten werden und dann in den Bundestag gehen. Um die Reform zu finanzieren, sollen die von Arbeitnehmern und Arbeitgebern zu zahlenden Beiträge zum 1. Januar 2017 um 0,2 Prozentpunkte steigen. Dies bringt rund 2,4 Milliarden Euro in die Pflegekasse.

Durch die geplante Reform könnte nach einer Studie ein deutlicher Anteil von neuen Pflegefällen geringere Leistungen erhalten als derzeit. Die Politik hatte sich allerdings darauf festgelegt, dass kein Pflegebedürftiger, der heute Leistungen aus der Pflegeversicherung erhält, durch die Umstellung schlechter gestellt wird. Die große Mehrheit der Pflegebedürftigen soll mehr Leistungen erhalten.

Neues Begutachtungsassessment (NBA) der Pflegegrade

Entscheidend für die Einstufung in einen Pflegegrad wird nicht mehr der zeitliche Aufwand sein, sondern der gesamtheitliche Eindruck des Pflegebedürftigen. In einer Testphase, die seit dem 08. April 2014 läuft, wird dieses neue Verfahren bereits erprobt.

Was sind die fünf neuen Pflegegrade?

Der neue Pflegebedürftigkeitsbegriff soll sich nicht mehr an dem minütlichen Pflegeaufwand orientieren. Maßstab soll in Zukunft der Grad der Selbständigkeit sein. Dieser soll durch sechs festgelegte Kriterien, denen jeweils ein fester Punktwert zugeordnet ist, bestimmt werden. Im neuen Begutachtungsassessment (NBA) werden nach Schwere der Beeinträchtigung in den Bereichen der Selbständigkeit Punkte vergeben. Mit ihnen werden dann anhand einer Skala von 0 bis 100 der Pflegegrad ermittelt. Anhand dieser Punkte erfolgt die Einteilung der Pflegebedürftigen in einen der fünf Pflegegrade. Durch die geplante Umstellung soll niemand schlechter gestellt werden als vorher. Die Pflegebedürftigen, die bereits eine Pflegestufe haben, werden automatisch und ohne Antrag in einen neuen Pflegegrad eingestuft:

A Pflegestufe 0 = Pflegegrad 1

A Pflegestufe 1 = Pflegegrad 2

A Pflegestufe 1 + Eingeschränkte Alltagskompetenz = Pflegegrad 3

A Pflegestufe 2 = Pflegegrad 3

A Pflegestufe 2 + Eingeschränkte Alltagskompetenz = Pflegegrad 4

A Pflegestufe 3 = Pflegegrad 4

A Pflegestufe 3 + Eingeschränkte Alltagskompetenz = Pflegegrad 5

A Härtefall = Pflegegrad 5

Im Begutachtungsassessment (NBA)

werden folgende Bereiche überprüft:

A Hilfe zu Alltagsverrichtungen: Ähnlich wie bei den Pflegestufen werden hier der Zeitaufwand für die Pflege und Unterstützung erfasst

A Psychosoziale Unterstützung: Dieser Bereich ist im Vergleicht zu den Pflegestufen neu und erfasst den Hilfebedarf, z. B. bei Verwirrtheit, Depressionen, Strukturierung des Tages

A Nächtlicher Hilfebedarf: Ebenfalls ein Kriterium, was schon bei den Pflegestufen zählte

A Präsenz am Tag: Hier wird überprüft, ob die Person noch Gefahren erkennt und für bestimmte Zeiten alleine gelassen werden kann

A Unterstützung beim Umgang mit krankheitsbedingten Anforderungen: z. B. Medikamentengabe, Wundversorgung, Blut zucker-Messung

A Organisation der Hilfen: Wer kann Hilfe leisten? Reicht die Pflege durch Angehörige oder ist professionelle Hilfe notwendig?

Von der Fachöffentlichkeit wurde der neue Gesetzentwurf mehrheitlich begrüßt. Es ist aber darauf hinzuweisen, dass es sich bei dem vorgelegten Entwurf erst um den sog. Referentenentwurf handelt, der im Laufe des Gesetzgebungsverfahrens noch Veränderungen erfahren wird. (red.)

Quellen: www.onvista.de/www.pflege-grad.org

nota bene | Juli – 2015 Seite 6 Pflegeversicherung

Flüchtlinge unterstützen im Johanneshaus psychisch kranke Menschen

In der Arbeitstherapie des Johanneshauses geht es zu, wie in einem Bienenstock. In einem Raum montieren psychisch kranke Menschen Korkenzieher, im Flur werden Kartons von A nach B getragen, in einem anderen Zimmer verpacken Bewohner Rouladennadeln oder leisten Vorarbeiten für die Möbelindustrie. Mitten drin sind Sahle Tekleab, Yasin Salik und Yonas Berhane aus Eritrea. Die drei Asylbewerber leben in den Bad Wildbader Flüchtlingsunterkünften und sie gehören zu den ersten, die die Möglichkeit zum arbeiten nutzen. Das Johanneshaus bietet den Männern die Chance, sich durch Arbeit in die Gesellschaft zu integrieren, doch bis es soweit war, musste so manche bürokratische Hürde überwunden werden.

„Wir wollten einfach helfen, ohne für den Asylbewerber-Einsatz Förderanträge stellen zu müssen oder Konzepte erarbeiten zu lassen“, erzählt Manfred Preuss, der Sprecher des Johanneshauses. Doch die Behörden seien von dieser Hilfsbereitschaft überfordert gewesen. Denn obwohl den Flüchtlingen inzwischen nach drei Monaten Aufenthalt in Deutschland ungeachtet ihres Status erlaubt wird, eine Arbeit aufzunehmen, seien die Rahmenbedingungen dafür anfangs unklar gewesen. Am 27. April war es dann endlich soweit. Die ersten Flüchtlinge kamen, um die Arbeitstherapie des Johanneshauses zu unterstützen – für einen Euro Lohn die Stunde, fünf Tage die Woche.

Zu tun gibt es für sie dort genug. Von den 117 psychisch kranken und motorisch eingeschränkten Bewohnern arbeiten 35 in den Werkstätten und

stellen Alltagsgegenstände her, beziehungsweise montieren Verbindungselemente für die Möbelindustrie. Betreut werden sie von Ottmar Mössinger und einer weiteren 50-Prozent-Kraft. Die Männer aus Eritrea unterstützen die Bewohner bei der Arbeit und helfen, wenn die Kranken an ihre Grenzen stoßen. Außerdem mähen sie den Rasen, helfen bei Transportarbeiten und pflegen die Außenanlagen auf dem weitläufigen Gelände. „Ich bin froh, dass wir die Jungs haben“, sagt Mössinger.

Und die Flüchtlinge freuen sich, dass sie sich in die Gesellschaft einbringen können. Yonas Berhane, der in seinem Heimatland einen Bachelor in Wirtschaft erworben hat und in Bad Wildbad durch seinen eindrucksvollen Bericht über seine gefährliche Flucht bekannt wurde (wir haben berichtet), macht deutlich, dass es von keiner Seite Ressentiments gibt. Die Asylbewerber akzeptieren die psychisch kranken Menschen und diese tolerieren die Flüchtlinge, auch wenn es manchmal Verständigungsschwierigkeiten gibt. Eine elektrische Bohrmaschine kannten die Männer aus Eritrea nicht, bevor Mössinger ihnen das Gerät erklärte. „Wir unterhalten uns per Mimik und mit Brocken-Englisch“, sagt der Leiter der Arbeitstherapie und lacht. „Die Leute hier vermitteln uns das Gefühl, egal woher du bist, du bist willkommen“, freut sich Yonas Berhane.

Das Johanneshaus hat Kapazität für insgesamt fünf Flüchtlinge. Zwei weitere werden demnächst folgen. Preuss bedauert allerdings, dass es oft einen Wechsel gibt. Die Flüchtlinge werden in andere Unterkünfte verlegt und

müssen ihre Arbeitsstelle wieder verlassen. „Wir wollen darauf hinwirken, dass die, die Arbeit haben, auch so lange wie möglich in Bad Wildbad bleiben können“, so Preuss. Immerhin seien die behördlichen Strukturen inzwischen geschaffen. Der Verdienst von einem Euro pro Stunde befinde sich allerdings an der unteren Grenze. „Wir müssen aufpassen, dass die Asylbewerber nicht als billige Arbeitskräfte missbraucht werden“, so Preuss. Darauf wird aber sicher auch der Arbeitskreis Asyl achten, dessen Mitglieder unter der Regie von Vera Müller und Roswitha Oschewsky den Kontakt zwischen Arbeitgebern und Flüchtlingen herstellen.

Juli – 2015 | nota bene Seite 7 Aktuell
Bildquelle: Nicole Biesinger Die Flüchtlinge unterstützen die Bewohner des Johanneshauses und leisten Hilfestellung. Ottmar Mössinger, der Leiter der Arbeitstherapie (links) und Betreuer Marcel Raschmann (zweiter von rechts) verladen mit Yasin Salih (rechts) und Sahle Tekleab Kisten in den Transporter des Johanneshauses.

„Mein Hund –Partner auf vier Pfoten“ lautet der Titel der Informations- und Verkaufsausstellung, die am Sonntag, dem 23. August 2015, von 11 bis 18 Uhr wieder im Kurpark Bad Liebenzell stattfindet. Bereits zum achten Mal bietet die Veranstaltung rund um den Hund in Bad Liebenzell erneut viel Spaß für die ganze Familie.

Gib dem Menschen einen Hund und seine Seele wird gesund!

Hildegard von Bingen

Die Veranstaltung „Mein Hund“ ist eine Plattform für alle Hundeliebhaber, die sich mit Gleichgesinnten treffen und austauschen möchten sowie um

allerlei Informationen aus erster Hand zu erhalten. Das Rahmenprogramm steht wieder im Vordergrund, auch in diesem Jahr wird es sehr vielfältig sein.

Jedes Jahr aufs Neue ein Highlight ist das kostenlose Hunderennen. Jeder kann seinen vierbeinigen Freund ins Rennen schicken. Die Hunde, die einzeln auf einer abgesperrten Bahn starten, werden von ihren Besitzern angefeuert und so zu Höchstleistungen angespornt.

Neben dem Programm stehen viele Informations- und Hundezubehörstände vor Ort bereit. Ob neue Trends von Halsbändern, Leinen, Kleidung für alle Regen- und Ausgehtage sowie exquisite Leckerlis – der Hundefreund findet hier alles, was das Hundeherz begehrt.

nota bene | Juli – 2015 Seite 8 Bad Liebenzell

Der Eintritt für Erwachsene beträgt 4 Euro. Schüler, Rentner und Studenten erhalten den Eintritt zum ermäßigten Preis von 3 Euro. Der Eintritt für Hunde und Kinder bis zwölf Jahren sind in Begleitung eines Erwachsenen frei.

In Bad Liebenzell begeistern alljährlich unsere vierbeinigen Freunde große wie kleine Besucher auf einer Veranstaltung, auf der sich alles um den Hund dreht.

Show und Equipment rund um den Hund

Natürlich ist auch wieder das Tierheim Pforzheim vertreten. Der Verein ist bereits seit der ersten Hundeausstellung mit von der Partie. Dadurch konnten schon viele Hunde in liebevolle Hände gegeben werden und haben somit ein neues Zuhause finden können.

Hundeschulen und Tiertherapeuten aus der Umgebung informieren und geben Tipps über die Erziehung und Gesundheit des „besten Freundes“. Ein

wichtiges Thema ist die Ernährung der Vierbeiner. Häufig können bei falscher Fütterung sogar Allergien auftreten – bei den Profis vor Ort können sich die Besucher über die richtige Ernährung und Haltung kundig machen.

Hundebesitzer dürfen natürlich ihre Lieblinge auf die Veranstaltung mitbringen, Voraussetzung ist ein gültiger Impfausweis.

Juli – 2015 | nota bene Seite 9
Weitere Informationen erhalten Sie direkt beim Veranstalter „Messen und Ausstellungen Michael Piesch“ unter Telefon: 07032|954930 oder unter www.meinhund-messe.de

Die Autorin Christine Westermann reflektiert gekonnt über das Leben

Da geht noch was –mit 65 in die Kurve

Fragen Sie sich nicht auch manchmal, was da noch kommt? Jetzt, wo ein gewisses Alter erreicht wurde? Da kommt doch nichts mehr, was einen vorantreibt – nur noch das unaufhaltsame Älterwerden.

Nein, da geht noch was, meint Christine Westermann in ihrem neuen Buch. Die 1948 in Erfurt geborene Fernsehund Radiomoderatorin reflektiert in Ihrem neuen Buch über zwei Jahre ihres Lebens, in denen sie sich mit dem Altwerden beschäftigt hat, beschäftigt wurde. Es ist ein emotionales Buch mit erfrischender Selbstironie, aber auch tieferen Passagen, die einem noch lange nachgehen. Man könnte meinen, ein Buch über das Altern müsse melancholisch, wenn nicht sogar depressiv sein, einem die Endlichkeit allen Seins vor

Kurzvita

Christine Westermann, am 2. Dezember 1948 in Erfurt geboren, ist bekannt als Radio- und Fernsehjournalistin. Nach langjährigen Stationen bei der „Drehscheibe“ und der „Aktuellen Stunde“ ist sie heute vor allem bekannt durch die Sendung „Zimmer frei“, die sie seit 1996 zusammen mit Götz Alsmann moderiert. „Zimmer frei“ wurde 2000 mit dem Adolf-Grimme-Preis ausgezeichnet und genießt heute Kultstatus bei den Zuschauern.

Augen führen. Aber in dem allem einen Höhepunkt, einen Aufruf zum „carpe diem“ zu sehen, der nicht beschwert sondern beflügelt, gelingt nur wenigen so gut wie Christine Westermann.

Vieles in unserem Leben wirft uns aus der Bahn und manchmal wünschten wir uns, es gäbe ein Handbuch, in dem alles steht, was man zur jeweiligen Situation wissen muss. Wie gehe ich mit einem Vorgesetzten um, der der Meinung ist, ich sei nicht mehr jung genug für meinen Job? Wie nehme ich angemessen unerwünschte Kommentare über mein Alter an? Und wieso fühle ich mich immer noch nicht so alt, wie die Anderen mich sehen (wollen)? Ist der Vorteil des Alters nicht der, dass man die Fehler der Jugend bereits begangen und daraus möglicherweise sogar gelernt hat? Wieso ziehen wir so

eine extreme Trennlinie zwischen der jungen Generation und der älteren? Warum verbinden wir nicht aus beiden Welten das Beste?

Mit 65 Jahren ist Christine Westermann auf dem Höhepunkt ihres Lebens und „atmet sich durch den Tag“. Sie konzentriert sich nicht mehr auf das, was war und kommen wird, sondern auf das, was ist , und versucht, das Schubladendenken hinter sich zu lassen und dafür Menschen neu zu begegnen, lernt aber trotzdem noch aus ihrer Erfahrung. Es gelingt ihr, ihre Arbeit sehr realistisch zu beschreiben, und sie hegt trotz allen Erfolges immer noch Selbstzweifel, dass sie es besser hätte machen können. Sie betrachtet sich nicht als Maßstab aller Dinge und trotz ihres Erfolges ist sie eine völlig normale Frau, mit der man sich, egal welchen Alters, identifizieren kann.

Christine Westermann nimmt einen mit auf eine Reise, an deren Ende das Ziel noch ungewiss ist. Denn hier und jetzt ist doch alles in Ordnung, oder?

Felicitas Steckler

Christine Westermann ist eine Buchliebhaberin und -kennerin und stellt in mehreren Sendungen („Bücher“ WDR 5; „frauTV“ WDR Fernsehen; „Buchtipp“ WDR 2) Neuerscheinungen vor. 2010 erhielt sie den Ersten Deutschen Radiopreis in der Kategorie „Bestes Interview“ für ihren WDR 2 „Montalk“. Christine Westermann hat bislang 4 Bücher veröffentlicht: die Bestseller „Baby, wann heiratest du mich?“, „Ich glaube, er hat Schluss gemacht“ und gemein-

sam mit Jörg Thadeusz, „Aufforderung zum Tanz“. „Da geht noch was – mit 65 in die Kurve“ stand monatelang an der Spitze der Spiegel-Bestsellerliste.

(Quelle: Da geht noch was – mit 65 in die Kurve)

Christine Westermann, „Da geht noch was – mit 65 in die Kurve“, erschienen am 07.11.2013 im Verlag Kiepenheuer & Witsch, ISBN: 978-3-462-04561-1, 92 Seiten, gebunden, Preis Deutschland 17,99 € / Österreich 18,50 €

nota bene | Juli – 2015 Seite 10 Literatur

Enzanlagenbeleuchtung in Bad Wildbad

Eine der großen Attraktionen von Bad Wildbad ist das alljährlich stattfindende große Sommerfest im Kurpark, dessen Höhepunkt auch in diesem Jahr wieder die beeindruckende Enzanlagenbeleuchtung war. Am frühen Abend verwandeln Tausende von Lichtern und Lampions den Kurpark in eine flimmernde Zauberlandschaft. Besonders im fließenden Wasser der Enz spiegelt sich die vielfältige Farbenpracht. Zahlreiche Attraktionen,

Tanz und musikalische Unterhaltung der Stadtkapelle Wildbad oder des Musikvereins Enzklösterle komplettieren den stimmungsvollen Sommerabend. Vereine und Gastronomen bieten Getränke und Leckerbissen an. Einer der Höhepunkte ist stets das Feuerwerk am späteren Abend - und nach dem Feuerregen am Himmel kann noch weiter getanzt und gefeiert werden. Auf dem Kindertag im Kurpark am zweiten Tag des Sommerfestes bieten Bad Wild-

bader Vereine und Institutionen viele Mitmach-, Spiel- und Spaßaktionen an. Das Bad Wildbader Sommerfest hat sich zu einem absoluten Besuchermagneten entwickelt. Tausende Gäste strömten auch in diesem Jahr wieder in den Kurpark, um sich von den romantischen Beleuchtungen in den Bann ziehen zu lassen – ein großes Kompliment für die Initiatoren und all die fleißigen Helfer, die diesen Zauber lebendig werden lassen. (red.)

Juli – 2015 | nota bene Seite 11

Impressionen von den Sommerfesten in der Hochwiese

Am 28. Juni 2015 feierten das Johanneshaus und die Johannesklinik bei herrlichem Sommerwetter gemeinsam ihre Sommerfeste in Bad Wildbad. Unter der musikalischen Umrahmung der Orchester vereinigung Calmbach erfreuten sich Bewohner, Patienten, Mitarbeiter und zahlreiche Gäste an den kulinarischen Angeboten und dem abwechslungsreichen Programm – für Jung und Alt, für jeden wurde etwas geboten. Der liebevoll gestaltete Spieleparcours für Kinder und die erstmals angebotenen Bunkerführungen durch die unterirdischen Schutzanlagen, die noch Mitte der 60er Jahre durch die Bundeswehr angelegt worden waren, waren besonders stark frequentiert.

Für das Johanneshaus war die Ehrung einzelner Bewohner, die sich im besonderen Maße für das Allgemeinwohl im Johanneshaus eingesetzt

nota bene | Juli – 2015 Seite 12

haben, sicherlich der Höhepunkt des Sommerfestes. In der Johannesklinik war man stolz, viele ehemalige Patienten als Gäste begrüßen zu können – ein eindrucksvoller Beweis deren Zufriedenheit mit ihrem früheren Klinikaufenthalt.

Ein besonderer Dank gilt allen Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern, die sowohl in der Vorbereitung, aber auch in der Durchführung der Sommerfeste großes Engagement gezeigt haben. Sie alle waren einfach großartig. (red.)

Juli – 2015 | nota bene Seite 13 Sommerfeste in der Hochwiese

Der Sommer kommt. Wie jedes Jahr. Weihnachten auch. Wie jedes Jahr.

Irgendwie neigen Menschen dazu, diesen simplen Kreislauf zu ignorieren. In den kalten Wintermonaten werden ein paar Kilos angesetzt, um sie im Sommer irgendwie abzutrainieren. Dabei verlässt man sich oft auf die Versprechen der Hochglanzmagazine, welche uns suggerieren, dass wir auf die Schnelle so aussehen wie die Person auf der Titelseite. Das verkauft sich zwar gut, aber ist für die Gesundheit nicht immer die beste Methode. Dabei wären wir auch schon beim Thema dieser Kolumne: Gesundheit und Ernährung! In diesem und den nächsten Artikeln werden Mythen, voreilige Schlüsse, Ernährungs-Unwissenheit sowie -Unsicherheit thematisiert und klar gestellt. Jeder Leser kann dabei für sich entscheiden, wie er diese Informationen aufbereitet. Die Informationen werden alle aus seriösen und vor allen Dingen unabhängigen Quellen gespeist.

Diäten sind schwer und langfristig nicht effektiv Sie ergeben vielleicht einen kurzfristigen Erfolg, auf lange Sicht ist aber keine Diät der Welt umsetzbar! Wieso? Weil die meisten Diäten auf eine drastische Kalorienreduzierung oder einseitige Ernährung ausgerichtet sind. Der menschliche Körper aber ist für diese Art des Lebens nicht beschaffen. Eine kurzfristige Diät in der Fastenzeit oder vor dem Strandurlaub sowie Reinigungskuren und dergleichen sind gut gemeinte Ansätze, jedoch verlieren sie ihre Wirkung, wenn man nach der Kur oder der Fastenzeit genauso weitermacht wie davor. Ein Apfel am Tag sorgt nicht automatisch für eine bessere Gesundheit, wenn sonst viel Fleisch, Weißbrot, verarbeitete Lebensmittel, zuckerhaltige Nahrungsmittel und Zigaretten auf dem Speiseplan stehen.

Nach der Nahrungsaufnahme entstehen in unserem Körper Synergieeffekte all der Nahrungsmoleküle, die dazu führen, dass wir gesund oder krank werden. Wie es genau abläuft und welche Wechselwirkungen zu einem bestimmten Resultat führen, kann kein Ernährungswissenschaftler der Welt zu 100 % erklären, aber es gibt Wahrscheinlichkeiten, die relevant sind. Eine Quintessenz von Dr. Campbell ist 1):

„Wenn wir mehr gesunde Nahrungsmittel (und damit sind überwiegend Obst und Gemüse gemeint) zu uns führen, desto eher begünstigen sich all die Vitamine, Antioxidantien, Ballaststoffe, Mikro- und Makronährstoffe gegenseitig und führen zu einer besseren Gesundheit und weniger Erkrankungen.“

Doch dies deckt leider keine zeitlich begrenzte Diät ab, sondern nur ein Wandel des eigenen Lebensstils. Konstante, gesunde Ernährung, Bewegung, viel Wasser, Sonnenlicht, frische Luft, ein wohliges Umfeld und Verzicht auf negativen Stress sind gute Grundlagen, um gesund zu werden und zu bleiben. Grundsätzlich sollten Sie klein anfangen, damit Sie auf Dauer motiviert bleiben. Fangen Sie doch heute mit dem ersten Schritt an und trinken Sie den gesamten Tag nur Wasser und dabei mindestens 1 Liter auf 30 kg Körpergewicht. Sie werden einen positiven Unterschied spüren.

Welche weiteren Schritte Sie angehen können, um dauerhaft gesund zu bleiben, werden in den kommenden Artikeln erläutert. Kommen Sie gerne auf mich zu, falls Sie bereits davor konkrete Fragen haben.

Mitarbeiter der MHT und unabhängiger Ernährungsberater

nota bene | Juli – 2015 Seite 14 Ernährung
1) Aktuell einer der renommiertesten Ernährungswissenschaftler der Erde und seit über 50 Jahren auf diesem Gebiet tätig

Wir kennen alle Situationen, in denen wir lieber „nein“ gesagt hätten, uns dies jedoch, aus welchen Gründen auch immer, nicht trauen und „ja“ sagen. Im Nachhinein sind wir über uns verärgert, dass wir nicht den Mut hatten, „nein“ zu sagen. Noch weniger haben wir dann den Mut, hinzugehen und unser „ja“ wieder in ein „nein“ zu verwandeln. Auch hierfür gibt es unterschiedlichste Beweggründe.

Die Gewaltfreie Kommunikation setzt hier an. Sie will uns unterstützen im gegenseitigen Verständnis, die Wünsche/ Bedürfnisse beider Seiten zu hören und entsprechende Strategien zu entwickeln, die beide Seiten mit Freude erfüllen.

Versuchen wir es an einem Beispiel deutlich zu machen:

Eine Freundin fragt mich: „Möchtest Du mit mir am Samstag ins Kino gehen. Es läuft der Film „Grüne Tomaten“. Ich würde so gerne mit Dir dort hineingehen. Der Film muss richtig gut sein.“ Obwohl ich mir unsicher bin, sage ich nach einigem Zögern „ja“.

Ich hatte am Samstag noch nichts weiter vor, außer, dass ich mir gesagt hatte, dass ich nach dieser anstrengenden Woche den Samstag ganz ruhig, vielleicht mit einem Buch allein verbringen möchte. Hinzu kommt, dass ich den Film bereits dreimal gesehen habe.

Ich fühlte mich unwohl, nachdem ich meiner Freundin zugesagt hatte. Doch meine Entscheidung zurücknehmen?

Nein, da muss ich jetzt durch. Ich möchte meine Freundin nicht verärgern.

Nachdem ich mit der Gewaltfreien Kommunikation in Kontakt kam, habe ich mir diese Situation nochmals vor Augen geführt und mich gefragt, wie ich es hätte anstellen können, dass ich meiner Freundin authentischer geantwortet hätte.

Ich habe in der Folge mit Unterstützung der vier Schritte der Gewaltfreien

Nein sagen ohne nein zu

sagen

Kommunikation versucht, Klarheit in meine Bedürfnisse zu bekommen:

Wahrnehmung (Beobachtung)

Als du mich angesprochen hast, ob ich mit dir am Samstag ins Kino gehe, um den Film ´Grüne Tomaten´ anzuschauen, und dazu spontan „ja“ gesagt habe,

Gefühl und Bedürfnis war ich wütend, weil ich wieder mal nicht den Mut hatte, zu mir und meinen Wünschen zu stehen. Danach wurde ich traurig, weil mir Wahrhaftigkeit/ Aufrichtigkeit in einer Freundschaft wichtig sind.

Bitte/Wunsch

Wie geht es dir, wenn du das von mir hörst?

Annahmen der GFK

A Ein „nein“ zu einem Anderen, ist ein „ja“ zu den eigenen Bedürfnissen

A Die eigenen Bedürfnisse sind genauso wichtig wie die der Anderen.

Vollkommene Aufrichtigkeit ist der Weg zur Originalität. Charles Baudelaire

Meine Bitte könnte aber auch lauten: Wärest du bereit, über diese Situation nach dem Sport am Montagabend mit mir zu sprechen?

In der Folge habe ich meiner Freundin von dieser Veränderung erzählt.

Sie war froh, meine Bitte zu hören, und wir trafen uns am besagten Montagabend. Ich konnte ihr sagen, dass ich damals gerne nach einer anstrengenden Arbeitswoche das Wochenende in Ruhe und Zurückgezogenheit, vielleicht mit einem Buch, verbracht hätte. Ich hatte damals jedoch nicht den Mut, zu meinen Bedürfnissen zu stehen. Ich habe angenommen, dass ich sie, wenn ich „nein“ sage, verärgere oder enttäusche.

Meine Freundin war überrascht über diese Äußerungen, da sie gar nichts von der anstrengenden Arbeitswoche geahnt hatte. Gerne hätte sie auch meine Wünsche berücksichtigt und dann wären wir zu einem anderen Zeitpunkt ins Kino gegangen.

Wir stellten fest, dass es für uns wichtig ist, dass wir uns offen und ehrlich – im Sinne authentisch – austauschen. Keiner will den Anderen verletzen oder gar verärgern, wenn er zu einem Vorschlag „nein“ sagt. Wir kamen überein, dass wir zukünftig, wenn wir uns

A über ein „nein“ ärgern, denken, dass der andere sich für seine Bedürfnisse einsetzt, und wollen versuchen, im gegenseitigen verständnisvollen Gespräch auch die Bedürfnisse des Anderen herauszuhören, und

A wollen versuchen, die eigenen Bedürfnisse genauso wichtig zu nehmen wie die der Anderen, indem wir diese mutig und mit Unterstützung der 4 Schritte der GFK ansprechen.

Anneli Zenker

Juli – 2015 | nota bene Seite 15 Gewaltfrei Kommunikation

Am Anfang stand die Begeisterung der Bad Wildbader Bürger für das baufällige Kurtheater und dass man als Mittel zu seiner Erhaltung ein neues Musikfestival auf die Füße stellen wollte. Hierfür fand man im Archiv den berühmtesten musikalischen Kurgast: Gioachino Rossini. In Wildbad nahm Rossini zwanzig Bäder, verbrachte also rund drei Wochen im Schwarzwald. Das «Theater-Journal» in München berichtete:

Unter den Gästen in Wildbad ist eine Person, die das Privileg hat, die Aufmerksamkeit aller Badenden auf sich zu ziehen. Es ist ein betagter Mann, etwas wackelig auf den Beinen, aber mit einem offenen Ausdruck und einem lebhaften Blick, der sich in der Gästeliste unter dem Namen Rossini, compositeur de musique eingetragen hat. Er ist ausgesprochen liebenswürdig zu allen, die sich um ihn kümmern. (Nach der italienischen Übersetzung, die 1929 von Radiciotti überliefert wurde)

Das kleine Festival ist unter der künstlerischen Leitung von Intendant Jochen Schönleber (seit 1991 dabei) zu einem weltweit anerkannten Markenzeichen für Bad Wildbad geworden. Im Zentrum stehen junge, vielversprechende Künstler und international begehrte Profis, die von den Bad Wildbadern quasi „adoptiert“ werden.

Rossini in Wildbad

Insbesondere in Fachkreisen wird es als Kleinod geschätzt, das mit großem Erfolg verheißungsvollen Nachwuchskünstlerinnen und -künstlern im Belcanto-Stil eine breite Bühne bietet.

Gerade die Rossini-Festspiele stellen –obgleich eines der kleinsten internationalen Opernfestivals – seit nunmehr 27 Jahren ebenso eindrucksvoll wie erfolgreich unter Beweis, dass auch auf regionaler und lokaler Ebene Musikerleb -

nisse auf allerhöchstem künstlerischem Niveau möglich sind.

Mittlerweile werden bis zu fünf Opernproduktionen jährlich vorgestellt und in aller Welt als hochgeschätzte CD verkauft, vom Funk gesendet und fürs Fernsehen aufgezeichnet. Das Festival ist international gut etabliert. Einige der besten jüngeren Rossini-Sänger haben in Bad Wildbad debütiert: Klangvolle Namen wie Joyce DiDonato,

nota bene | Juli – 2015 Seite 16
Fotos: Patrick Pfeiffer und Roxana Vlad

Pavol Brslik, Michael Spyres, Jessica Pratt oder Olga Peretyatko haben von hier aus mit CDs erstmals auf sich aufmerksam gemacht. Von Neuseeland bis Kalifornien kommen die Besucher nach Bad Wildbad.

Mittlerweile werden die ganz großen Titel von Rossini mit den Top-Sängern ihrer Generation aufgeführt, bei NAXOS entsteht so die Gesamteinspielung aller ROSSINI-Opern. Und immer gewichtiger werden die Titel anderer Komponisten im Umfeld Rossinis, wie Mayr, von Winter, Mercadante, dieses Jahr von Lindpaintner.

Neben Rossini gibt es jedes Jahr Raum für zeitgenössische Musik. 1993 wurde eine Stockhausen-Uraufführung gefeiert, Wolfgang Rihm ließ zwei seiner Stücke uraufführen, Mauricio Kagel, György Kurtág, Dieter Schnebel und viele andere Komponisten waren in Bad Wildbad, zuletzt, im Jubiläumsjahr 2013, Helmut Lachenmann.

Der internationale Belcanto-Nachwuchs wird im Rahmen der Akademie BelCanto, bestehend seit 2004, unter der Leitung von Raúl Giménez und anderen namhaften Sängern und Dozenten feingeschliffen.

Es geht der künstlerischen Leitung um die Entdeckung von begabten Künst-

lern, von zu Unrecht vergessenen Werken und eben um die Präsentation des Neuesten. Diese besondere Subtilität des Repertoires stellt immer wieder neue, höhere Anforderungen an das kleine Festival, was so jedes Jahr zu einer immer wieder neuen, spannenden Aufgabe wird.

Juli – 2015 | nota bene Seite 17 Bad Wildbad
Redaktion ROSSINI IN WILDBAD

Sucht man Monakam auf der Landkarte, ist das fast wie die Suche nach der Stecknadel im Heuhaufen. Dennoch werden immer wieder Menschen aus vielen Gegenden Deutschlands auf diesen beschaulichen Ort, oberhalb des traditionsreichen Kur- und Badeorts Bad Liebenzell auf einer sonnigen Bergkuppe am Rande des Nordschwarzwalds gelegen, aufmerksam.

Denn in Bad Liebenzell befindet sich unterhalb dem Wahrzeichen der Stadt, einer aus dem 13. Jahrhundert stammenden Burg, eine Rehabilitationsklinik der AOK. In der AOK-Schlossbergklinik in Bad Liebenzell können, neben anderen Indikationen, pflegende Angehörige einen Aufenthalt zur Rehabilitation verbringen und dabei körperlich und seelisch wieder auftanken.

Aus ganz Deutschland in den Nordschwarzwald

Nicht selten ist es jedoch so, dass es pflegenden Angehörigen, die sonst tagaus tagein und nicht selten auch während der Nachtstunden viel Herzblut und Kraft in die Betreuung ihrer Schutzbefohlenen investieren, sehr schwer fällt, Ihre Lieben für einen Zeitraum von drei Wochen in fremde Obhut zu geben. So lange dauert ein Reha-Aufenthalt in der Schlossbergklinik üblicherweise mindestens. Aus diesem Grund wenden sich immer wieder Menschen aus weiteren Entfernungen an an das Johanneshaus Bad Liebenzell-Monakam und fragen an, ob der zu pflegende Angehörige parallel zu ihrer Rehabilitationsmaßnahme in Bad Liebenzell im Johanneshaus untergebracht werden könnte. Selbstverständlich helfen wir da sehr gern weiter, so dass wir nahezu das ganz Jahr hindurch ein bis zwei Personen, deren Angehörige in Bad Liebenzell zur Reha sind, in unserem Haus beherbergen. Dabei gelingt es uns auch für unsere Bewohnerinnen und Bewohner in Kurzzeitpflege, so etwas wie ein wenig Kur- oder Rehagefühl entstehen zu lassen. Mit den passenden Verordnungen durch Ärzte können auch Pflegebedürftige direkt

hier im Johanneshaus Krankengymnastik und Ergotherapie durch unsere externen Dienstleisterinnen und Dienstleister entsprechend ihrer individuellen Erfordernisse erhalten. Während die Rehabilitanden in der Schlossbergklinik Therapien und Anwendungen erhalten oder einfach auch nur die Zeit in Bad Liebenzell nach ihren eigenen Bedürfnissen gestalten können, sorgen unsere vielfältigen Betreuungsangebote für allerlei Abwechslung und Kurzweil für unsere pflegebedürftigen Gäste.

Wer nicht mit dem eigenen Auto angereist ist, kann mit dem Bürgerrufauto oder dem Bus die räumliche Distanz von ca. 3,5 km und ca. 200 Höhenmetern zwischen Bad Liebenzell und Monakam ohne Anstrengung überwinden. Da wir ein offenes Haus haben, ist somit ein Besuch jederzeit möglich. Dabei können sich die pflegenden Angehörigen vom Wohlergehen ihrer Schützlinge überzeugen und die gemeinsame Zeit in ruhiger, entspannter Atmosphäre genießen. Unsere Pflegeund Betreuungskräfte sind durchaus gern bereit, den einen oder anderen Hinweis auf Vorlieben und häusliche Gewohnheiten der Bewohnerinnen und Bewohner in der Kurzzeitpflege aufzunehmen, um diese in den Alltag hier in der Einrichtung zu integrieren und damit etwas heimatliche Struktur zu bieten.

Ein weiterer Pluspunkt des Johanneshauses ist die eigene Küche, in der die Mahlzeiten frisch zubereitet werden und die auf Wunsch auch ganz individuelle Bitten erfüllt und von unseren Gästen sehr gelobt wird.

nota bene | Juli – 2015 Seite 18 Johanneshaus Bad Liebenzell-Monakam
Ehepaar Koops aus Mühlhausen Burg Liebenzell

Johannesklinik präsentierte

das 5. GeriatrieForum Bad Wildbad

mb. Mit dem 5. GeriatrieForum Bad Wildbad konnte die Johannesklinik schon ein kleines Jubiläum der erfolgreichen Vortragsserie feiern. In seinem Grußwort betonte der stellvertretende Bürgermeister Jochen Borg, dass sich die GeriatrieForen der Johannesklinik als feste Institution im Gesundheitskalender Bad Wildbads etabliert haben.

Dieses Mal bildeten neurologische Themen den Schwerpunkt des Forums. Mit Jens Heese, Geriater und Oberarzt der Neurologie im Helios-Klinikum Pforzheim, stand hierfür ein erfahrener und kompetenter Referent zur Verfügung.

Im seinem ersten Vortrag „Schlaganfall

Jede Minute zählt“ erläuterte Heese eindrucksvoll, dass durch rasches Handeln die Folgen eines Schlaganfalls häufig gering gehalten oder ganz vermieden werden können, insbesondere da in den letzten Jahren Behandlungsformen entwickelt worden sind, die nur in den ersten Stunden wirksam angewandt werden können. Hierzu gehören das Auflösen des Blutgerinnsels mittels Medikamente und die Entfernung von Blutgerinnseln durch Katheter. Rasches Handeln bedeutet aber auch, dass bei Schlaganfall der Weg ins Krankenhaus direkt über den Notarzt zu suchen ist und nicht erst der Hausarzt zuvor aufgesucht werden soll.

In diesem Zusammenhang stellte Heese die am Helios Klinikum Pforzheim seit Jahren erfolgreich arbeitende Schlaganfalleinheit vor („stroke unit“), die rund um die Uhr Patienten mit Schlaganfall und Schlaganfallverdacht aufnimmt, untersucht und behandelt.

Der zweite Vortrag befasste sich mit dem Morbus Parkinson (Schüttellähmung), einer langsam fortschreitenden Erkrankung, an der in Deutschland mehr als 200.000 Menschen leiden. Typische Symptome sind Verlangsamung von Bewegungen, instabile Haltung mit Neigung zum nach vorne stürzen, Verkleinerung der Schrift und grobes Zittern, das einseitig beginnt.

Auch hier erläuterte Heese die aktuellen Behandlungsmöglichkeiten, die insbesondere beim Zittern durch die Einpflanzung eines sogenannten „Hirnschrittmachers“, der spezielle Hirnareale stimuliert, gute Erfolge erzielen.

Der Chefarzt der Johannesklinik, Dr. Thomas Müller, zeigte sich sehr zufrieden über die lebhaften Diskussionen im Anschluss an die Vorträge und über das vorhandene Interesse an den GeriatrieForum, die Ende des Jahres eine Fortsetzung finden werden.

Juli – 2015 | nota bene Seite 19 Johannesklinik Bad Wildbad
Jens Heese Dr. Thomas Müller
(red.)

Das Johanneshaus Bad Wildbad ist ein offenes Pflegeheim für Menschen mit psychiatrischen Erkrankungen. Ins Johanneshaus ziehen Menschen dann ein, wenn sie aufgrund ihrer Erkrankung zeitweise oder auf Dauer nicht dazu in der Lage sind, ein selbständiges Leben zu führen.

Der Umzug wird häufig durch gesetzliche Betreuer veranlasst, wenn die Patienten infolge ihrer Krankheit ihr Leben oder ihre Gesundheit erheblich gefährden oder eine erhebliche Gefahr für Rechtsgüter anderer darstellen.

Sinn dieses Umzugs ist nicht die Erzwingung einer nicht vorhandenen Krankheitseinsicht oder einer fehlenden Behandlungsbereitschaft, sondern die Abwendung von Gefahr. Die Einrichtung erhält somit nicht den Auftrag, diese Menschen zu erziehen oder zu bessern, sondern sie zu schützen.

„Können die im Johanneshaus nicht dafür sorgen, dass ihre Bewohner sich ordentlich waschen und anständig anziehen?“

„Können die im Johanneshaus ihren Bewohnern nicht verbieten, in der Stadt Leute zu belästigen?“

Auf diese zunächst durchaus nachvollziehbaren Fragen von Mitbürgern aus Bad Wildbad gibt es nur eine klare Antwort: „Nein, das können und dürfen die Mitarbeiter im Johanneshaus nicht!“

Selbstbestimmung

als höchstes Gut

Psychisch erkrankte Bewohner im Stadtbild

Das Johanneshaus hat keine geschlossenen Stationen. Das bedeutet, dass die Bewohner sich, nachdem sie sich beim Pflegepersonal abgemeldet haben, selbstverständlich auch außerhalb der Einrichtung frei bewegen können und dürfen.

Die rechtliche Basis für den Umgang mit unseren Bewohnern bildet unser Grundgesetz. Dort heißt es in den ersten beiden Artikeln „Die Würde des Menschen ist unantastbar.“ und „Jeder hat das Recht auf die freie Entfaltung seiner Persönlichkeit.“

In unserem Land hat jeder Mensch das Recht, sein Leben nach seiner eigenen Lebensauffassung zu gestalten. Individuelle Macken und soziale Auffälligkeiten müssen dabei respektiert werden. Hierzu gehören auch solche Dinge wie mangelnde Körperhygiene und Distanzlosigkeit. Verwahrlosung alleine rechtfertigt nach gegenwärtiger Rechtsauffassung nicht die Einweisung in eine Klinik oder die Unterbringung in einer geschlossenen Einrichtung.

Das Pflegeteam kann nur bei erheblicher Eigengefährdung und bei Fremdgefährdung eingreifen. Diese muss im Akutfall durch einen Arzt bestätigt werden. Erst dann kann ein Patient in

die Klinik eingewiesen werden. Aber auch dort bedarf jede Form von Zwang gerichtlicher Anordnung.

Wir können bei vielen unserer Bewohner die Verhaltensmuster, die anderen zunächst oft befremdlich erscheinen, nicht verändern. Aber wir wollen versuchen, bei den gesunden Menschen „da draußen“ für ein bisschen Verständnis für die Eigenheiten unserer Bewohner zu werben.

Viele unserer Bewohner haben aufgrund ihrer Erkrankungen, oft aber auch aufgrund der Lebensumstände, in denen sie aufgewachsen sind, eine Vorgeschichte, wie sie die meisten nur aus schrecklichen Filmen kennen. Es ist nicht die Schuld eines Kranken, dass er an Schizophrenie oder Depression erkrankt oder dass sein Leben immer mehr durch eine Sucht aufgefressen wird. Bei diesen Erkrankungen stellt sich die Schuldfrage ebenso wenig wie bei Rheuma, Herz- oder Tumorerkrankungen. Dennoch erwartet man von psychisch Kranken immer wieder, dass sie sich „normal“, also „gesund“ verhalten können, wenn sie sich nur genügend anstrengen. Eine solche Erwartung bei körperlich Erkrankten würde jeder gebildete Mensch weit von sich weisen!

nota bene | Juli – 2015 Seite 20 Johanneshaus Bad Wildbad
Bewohner und Bewohnerinnen des Johanneshauses bei ihrem Sommerfest

Die meisten unserer Bewohner leiden an schizophrenen Erkrankungen. Betroffene sind oft sehr sensible Menschen, die sich anderen gegenüber nur schwer abgrenzen können. Ihre Wahrnehmung stimmt oft mit der Realität anderer Menschen nicht überein. Manche scheinen in einer ganz anderen Welt zu leben, wenn sie sich mit den Stimmen in ihrer Welt unterhalten. Dabei geht das Gespür für die eigene Körperpflege und für ein gesundes Sozialverhalten in der realen Welt oft zunehmend verloren. Die Bewohner verstehen die Ansprüche ihrer Umgebung nicht, fühlen sich fremdbestimmt und abgewertet und wehren sich gegen jede Bevormundung. Oft lassen sie sich durch das ihnen vertraute Team schließlich doch zum Duschen o.ä. motivieren; aber manchmal kann das auch lange dauern. Und dann ist auf beiden Seiten viel Geduld gefragt. Zwang löst bei diesen Menschen, die oft schon früh Übergriffe erlebt haben, massive Ängste und im schlimmsten Fall eine Eskalation der Symptomatik aus. Eine andere Bewohnergruppe leidet an den Spätfolgen langer Suchterkrankungen. Diese Menschen haben in aller Regel durch ihre Sucht alles verloren, was ihnen wertvoll war: Familie, Beruf, Wohnung, Gesundheit und Status. Es ist bei manchen von ihnen auch jetzt, wo sie bei uns im Johanneshaus leben, nicht möglich, dass sie keinen Suchtdruck mehr spüren. Und so kann es trotz guter Vorsätze und entsprechen-

der Absprachen passieren, dass diese Menschen in der Stadt versuchen, ihre Süchte zu befriedigen. Uns ist durchaus bewusst, dass es schwierige Situationen gibt, z. B. wenn Sie, verehrte Bürgerinnen und Bürger, um Geld angebettelt werden. Dazu möchten wir Ihnen folgendes sagen: Sie sind aus keiner Sicht verpflichtet, etwas zu geben. Im Gegenteil, mit Ihrem Geld unterstützen Sie die Sucht dieser Bewohner und, je mehr oder öfter Sie geben, desto häufiger werden Sie gefragt. Sollten denn jetzt diese Menschen in geschlossenen Einrichtungen untergebracht werden, nur damit wir Gesunden nicht mit dem Leid und dem Andersartigen konfrontiert werden? Wir denken „nein“! Dieser Schritt erscheint uns, in enger Absprache mit Ärzten und Betreuern, nur dann angebracht, wenn wirklich der Bewohner oder andere gefährdet sind. Je mehr man Einblick in die Lebenssituationen dieser Menschen bekommt, desto mehr wird man dankbar dafür, dass man selbst ein gesundes Leben führen darf. Vielleicht sollten wir uns wieder mehr darauf besinnen, dass dies nicht unser Verdienst sondern einfach nur ein Geschenk ist!

Ludmilla Bismarck und Karin Heimerdinger

Ludmilla Bismarck, geboren 1985, absolvierte 2006 erfolgreich die Ausbildung zur Gesundheits- und Krankenpflegerin in Remscheid (NRW). Noch im selben Jahr zog sie zu ihrem heutigen Ehemann nach Pforzheim und hat eine Stelle im Johanneshaus Bad Wildbad angenommen. 2008 übernahm sie die Leitung eines Wohnbereichs. Seit 2011 ist sie Pflegedienstleiterin in der psychiatrischen Pflege. Neben der Gesamtverantwortung für die Pflege ist sie auch für die Bereiche Belegungsmanagement und Qualitätsmanagement verantwortlich zuständig.

Engagiert lebt sie ihre Philosophie: „Wir, das gesamte Team des Johanneshauses, begleiten unsere Bewohner auf ihrem Weg – wohin dieser auch geht. Die Wege und Ziele unserer „Schützlinge“ sind individuell – so wie sie selbst. Ich bin stolz darauf, ein Teil des Teams zu sein. Gemeinsam erreichen wir das Bestmögliche.“

Karin Heimerdinger wurde in der letzten Ausgabe bereits vorgestellt.

Bei Fragen, Wünschen oder Anregungen dürfen Sie Frau Bismarck oder Frau Heimerdinger gerne unter der Telefonnummer 07081/931-310 kontaktieren.

Juli – 2015 | nota bene Seite 21
Bad Wildbad
Johanneshaus
Ein gutes Team – Geschäftsführerin Anneli Zenker und ihre PDL

Die Spiegeltherapie in der Ergotherapie

Die Spiegeltherapie ist eine Therapiemethode der Ergotherapie. Sie dient dazu, dem Nichtgebrauch einer Extremität entgegen zu wirken, und findet ihre Anwendung bei Krankheitsbildern wie Schlaganfall, Schmerzsyndromen, CRPS und peripheren Nervenläsionen.

Was geschieht in der Spiegeltherapie?

Ein Spiegel, welcher vor dem Patienten auf einem Tisch steht, wird so platziert, dass dieser genau in Verlängerung der Körpermitte steht.

Wie wirkt die Therapie?

Das Bild der Bewegung vermittelt dem Gehirn einen visuellen Eindruck davon, den Finger zu bewegen. Wiederholt dies der Patient mehrmals, wird das Gehirn angeregt das von der Schädigung betroffene Areal anzusteuern und diese Information weiterzugeben. Das Areal erhält die Information, hier ist etwas – eine Information die es aufgrund des Nichtgebrauchs entbehrt. Gelingt es, die Vorstellung herzustellen, wird das betroffene Areal so oft angesteuert und mit Information versorgt, dass sich die vorhandenen Strukturen erhalten und nicht abgebaut bzw. umgewandelt werden. Dies führt mittelfristig dazu, dass die betroffene Seite wieder wahrgenommen werden kann, eine Voraussetzung dafür, dass Bewegung zurückkehrt.

Der Ansatz der Spiegeltherapie geht auf die neurophysiologische Grundlagen zu-

Der Patient blickt im Spiegel auf die indirekt betroffene Extremität und stellt sich dabei vor, dieses sei die betroffene Seite. Mit der Bewegung, den Finger zu heben und zu senken, beginnt die Behandlung.

rück, die besagen, dass das menschliche Gehirn in seinen Hemisphären symmetrisch angelegt ist. Alle Areale einer Hemisphäre haben ihr Gegenstück auf der jeweils gegenüberliegenden Seite dieser Hemisphäre. Wird ein visueller Eindruck erzeugt, wird es auf ein Hirnareal projiziert und hier die Information weitergeleitet. Stellt sich der Patient vor, es handle sich um die betroffene Seite führt dies dazu, dass das geschädigte Areal angesteuert wird. Über den visuellen Eindruck wird das Gehirn dazu angeregt, ein Areal zu anzusteuern, welches geschädigt und deswegen von der Verarbeitung sensorischer Reize ausgeschlossen ist. Der Spiegel hilft dem Menschen, eine Empfindung für die betroffene Körperseite zu bilden.

Durch Schlaganfall, CRPS oder andere Erkrankungen kommt es zu vielfältiger Symptomatik in der betroffenen

Körperseite. So entsteht häufig eine pathologische Tonuserhöhung nach einem Schlaganfall oder ein hohes Schmerzempfinden bei CRPS. Das mentale Training der Spiegeltherapie hilft, die Spastik zu lösen und den Schmerz abzubauen.

Als Therapieverfahren hat die Spiegeltherapie in der Ergotherapie ein breites Anwendungsfeld. Sie ist zu einem therapeutischen Instrument geworden, welches dazu genutzt wird, die Wahrnehmung für die betroffene Körperseite und Extremität anzuregen und zu normalisieren. Darauf aufbauend können Funktion angebahnt und Fertigkeiten in alltagsrelevanten Betätigungen geübt werden.

Die Wirksamkeit dieser Therapiemethode ist in zahlreichen Studien belegt. Patienten werden während und nach

der Behandlung untersucht und die Veränderung gemessen. Damit handelt es sich um eine Methode, die sich aus der klinischen Praxis entwickelt und in ihrer Wirksamkeit als wissenschaftlich erwiesen hat.

nota bene | Juli – 2015 Seite 22 Ergotherapie

Natürliche Hilfe

Ein Ratschlag aus der Apotheke

Vielen Besuchern einer heutigen Apotheke ist sicherlich nicht bekannt, dass trotz der großen Anzahl chemisch produzierter Arzneimittel bis heute ungefähr ein Drittel des Arzneischatzes aus unserer Natur stammt. Selbst modernste Entwicklungen nutzen häufig die Natur als Lieferanten der Ausgangssubstanzen.

Um die Vielfalt der Pflanzenwelt mit ihren Arzneistoff liefernden Arten besser kennen zu lernen, bin ich immer wieder auch mit der Kamera in der Natur unterwegs, um einzelne Exemplare für mein Archiv festzuhalten.

In regelmäßiger Folge möchte ich deshalb an dieser Stelle einzelne Pflanzen vorstellen und über ihre Wirkungsweise informieren.

Friedrich Böckle

(Quellen-Apotheke,

Bad Liebenzell)

Der Eisenhut –tödlich giftige Schönheit

Wer im Juli – August den Apothekergarten in Bad Liebenzell besucht, wird in zwei Beetbereichen die wunderschönen Blüten des blauen Eisenhuts bewundern können. Die attraktive Pflanze ist jedoch eine der giftigsten Arten in ganz Europa! Selbst schon bei Berührung treten bisweilen Vergiftungserscheinungen wie nesselartige Ausschläge auf. Der Verzehr von nur 2 g der besonders giftigen Knolle ist für einen Erwachsenen bereits tödlich. In unseren Breitengraden sind zwei Vertreter anzutreffen – der gelbe und der blaue Eisenhut - wobei die gelbe Art, die auch als Wolfseisenhut bekannt ist, seltener ist. Ein häufiges Vorkommen ist in den Alpen und Karpaten zu verzeichnen. Beide Arten in natürlicher Umgebung nebeneinander zu sehen – wie auf meinem Foto –, ist dagegen eine Rarität.

(Aconitum napellus und Aconitum lycocotonum)

Wegen der großen Giftigkeit findet die Pflanze heute nur noch in homöopathischen Zubereitungen ihren Platz als Arzneimittel. Hauptanwendungsbereiche sind dabei Nervenschmerzen und Herzbeschwerden mit Angstgefühlen.

In der Kinderheilkunde ist auch der Einsatz bei fiebrigen Erkältungserkrankungen weiterhin beliebt und zeigt dabei erstaunliche Wirkung. Doch sollte diese Therapie Kinderärzten mit Erfahrung im Umgang mit Aconit vorbehalten bleiben!

Mit Aconit Schmerzöl der Firma Wala gibt es auch ein bewährtes Präparat

zur äußerlichen Anwendung bei Neuralgien oder Muskel- und Gelenkrheumatismus. Bei einer länger anhaltenden Therapie mit Aconitöl sollte jedoch auch ein Arzt hinzugezogen werden.

Überempfindlichkeitsreaktionen sind bekannt, jedoch relativ selten.

Abschließend möchte ich noch darauf hinweisen, dass die Pflanze bisweilen auch in Gärten zur Zierde angepflanzt wird. Wenn Kinder Zugang zu Ihrem Gartengrundstück haben, sollten Sie dies auf jeden Fall beachten!

Juli – 2015 | nota bene Seite 23 Natur und Heilkunde
Foto Eisenhut (Friedrich Böckle)
nota bene | November – 2014 Seite 24

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