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Flüchtlinge unterstützen im Johanneshaus psychisch kranke Menschen
from Neu Nota Bene 03
by Mateo Sudar
In der Arbeitstherapie des Johanneshauses geht es zu, wie in einem Bienenstock. In einem Raum montieren psychisch kranke Menschen Korkenzieher, im Flur werden Kartons von A nach B getragen, in einem anderen Zimmer verpacken Bewohner Rouladennadeln oder leisten Vorarbeiten für die Möbelindustrie. Mitten drin sind Sahle Tekleab, Yasin Salik und Yonas Berhane aus Eritrea. Die drei Asylbewerber leben in den Bad Wildbader Flüchtlingsunterkünften und sie gehören zu den ersten, die die Möglichkeit zum arbeiten nutzen. Das Johanneshaus bietet den Männern die Chance, sich durch Arbeit in die Gesellschaft zu integrieren, doch bis es soweit war, musste so manche bürokratische Hürde überwunden werden.
„Wir wollten einfach helfen, ohne für den Asylbewerber-Einsatz Förderanträge stellen zu müssen oder Konzepte erarbeiten zu lassen“, erzählt Manfred Preuss, der Sprecher des Johanneshauses. Doch die Behörden seien von dieser Hilfsbereitschaft überfordert gewesen. Denn obwohl den Flüchtlingen inzwischen nach drei Monaten Aufenthalt in Deutschland ungeachtet ihres Status erlaubt wird, eine Arbeit aufzunehmen, seien die Rahmenbedingungen dafür anfangs unklar gewesen. Am 27. April war es dann endlich soweit. Die ersten Flüchtlinge kamen, um die Arbeitstherapie des Johanneshauses zu unterstützen – für einen Euro Lohn die Stunde, fünf Tage die Woche.
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Zu tun gibt es für sie dort genug. Von den 117 psychisch kranken und motorisch eingeschränkten Bewohnern arbeiten 35 in den Werkstätten und stellen Alltagsgegenstände her, beziehungsweise montieren Verbindungselemente für die Möbelindustrie. Betreut werden sie von Ottmar Mössinger und einer weiteren 50-Prozent-Kraft. Die Männer aus Eritrea unterstützen die Bewohner bei der Arbeit und helfen, wenn die Kranken an ihre Grenzen stoßen. Außerdem mähen sie den Rasen, helfen bei Transportarbeiten und pflegen die Außenanlagen auf dem weitläufigen Gelände. „Ich bin froh, dass wir die Jungs haben“, sagt Mössinger.
Und die Flüchtlinge freuen sich, dass sie sich in die Gesellschaft einbringen können. Yonas Berhane, der in seinem Heimatland einen Bachelor in Wirtschaft erworben hat und in Bad Wildbad durch seinen eindrucksvollen Bericht über seine gefährliche Flucht bekannt wurde (wir haben berichtet), macht deutlich, dass es von keiner Seite Ressentiments gibt. Die Asylbewerber akzeptieren die psychisch kranken Menschen und diese tolerieren die Flüchtlinge, auch wenn es manchmal Verständigungsschwierigkeiten gibt. Eine elektrische Bohrmaschine kannten die Männer aus Eritrea nicht, bevor Mössinger ihnen das Gerät erklärte. „Wir unterhalten uns per Mimik und mit Brocken-Englisch“, sagt der Leiter der Arbeitstherapie und lacht. „Die Leute hier vermitteln uns das Gefühl, egal woher du bist, du bist willkommen“, freut sich Yonas Berhane.
Das Johanneshaus hat Kapazität für insgesamt fünf Flüchtlinge. Zwei weitere werden demnächst folgen. Preuss bedauert allerdings, dass es oft einen Wechsel gibt. Die Flüchtlinge werden in andere Unterkünfte verlegt und müssen ihre Arbeitsstelle wieder verlassen. „Wir wollen darauf hinwirken, dass die, die Arbeit haben, auch so lange wie möglich in Bad Wildbad bleiben können“, so Preuss. Immerhin seien die behördlichen Strukturen inzwischen geschaffen. Der Verdienst von einem Euro pro Stunde befinde sich allerdings an der unteren Grenze. „Wir müssen aufpassen, dass die Asylbewerber nicht als billige Arbeitskräfte missbraucht werden“, so Preuss. Darauf wird aber sicher auch der Arbeitskreis Asyl achten, dessen Mitglieder unter der Regie von Vera Müller und Roswitha Oschewsky den Kontakt zwischen Arbeitgebern und Flüchtlingen herstellen.

Nicole Biesinger
„Mein Hund –Partner auf vier Pfoten“ lautet der Titel der Informations- und Verkaufsausstellung, die am Sonntag, dem 23. August 2015, von 11 bis 18 Uhr wieder im Kurpark Bad Liebenzell stattfindet. Bereits zum achten Mal bietet die Veranstaltung rund um den Hund in Bad Liebenzell erneut viel Spaß für die ganze Familie.
