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Das Mitgliedermagazin der Akademischen Sektion Wien des Österreichischen Alpenvereins 01·2021 // 120. Jahrgang


Rubrik

Unser Bergmoment „We trace the sun across the sky And we laugh til we cry“ aus „Last Summer“ by Lost Prophets

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Rubrik

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Rubrik

Inhalt

01·2021 // 120. Jahrgang

06 Fernsicht

Von Günther Schlicker und Samuel Felder

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Neu im Team Wir stellen vor

09 ASW-Dolomitenwoche 2021

Wieder auf Tour

10 berg:meute – Die neue Familien-

gruppe der ASW stellt sich vor Mit der Familie in die Berge

12 Skifahren im Corona-

Winter 2020 / 21 Trotz geschlossener Hütten auf die Piste

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Felsenpanther – Erlebnisse der ASW-Oldies im zweiten Corona Jahr Eine Bildgeschichte von der Hohen Wand

16 berg:rausch – Klettertage an

der Bischofsmütze Von A wie Abenteuer über H wie Heli bis T wie Traumwetter

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Gipfelbuch Ein Fotorundblick

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Mountainbikes ausverkauft! Tipps und Anregungen für den Einstieg

24 Entwicklungen im ­Mountain­bikesport Nachgefragt beim Profi

28 Sportklettern auf Mallorca Im Hochsommer auf der Partyinsel

30 Rechts riecht es nach Weizen, links nach Meer Ein Bericht einer Radreisen-Anfängerin

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Zug oder nicht Zug, das ist hier die Frage! Alles eine Frage der Planung

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Wie läuft‘s auf der Theodor-­ Körner-Hütte Erfolgreicher Start trotz Corona

34 Wissenswertes zur Geschichte

der Theodor-Körner-Hütte Das besondere Kraftzeichen: der Luster

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oben°wissen-Nachlese: Kletterszene diskutiert

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Wenn das alte Kletterseil zum Wäschekorb wird Upcycling im Test

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Upcycling in Wien Nachgefragt bei der garbarage

Impressum Herausgeber: Akademische Sektion Wien, Teil des Österreichischen Alpenvereins, Maria-Theresien-Straße 3 / 2, 1090 Wien Redaktionsteam: Angela Hirsch und Elisabeth Lackner Autor*innen dieser Ausgabe: Samuel Felder, Gabriele Gottwald-­Nathaniel, Anna Heinzle, Fritz Hintermayer, Angela Hirsch, Matthias Ihl, Elisabeth Lackner, Bibiane Kaufmann, Uli Pistotnik, Günther Schlicker, René Sendlhofer-Schag, Wolfgang Steffanides, Marvin Steinböck, Christoph Stummer, ­Samantha Wehr, Peter Wirthumer Art-Direktion, Grafik und Illustration: Barbara Veit Lektorat: Elisabeth ­Lackner­, Franz Neruda Druck: Druckerei Janetschek GmbH Erscheinungsweise: eine Ausgabe im Jahr, Auflage: 2.800 Stück

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editorial

Ein- und ­Ausblick! Elisabeth Lackner

Grafikerin dieser Ausgabe

Barbara Veit Grafikdesignerin in Wien. Entwicklung / Konzeption der neuen Gestaltungslinie des oben° seit 2015. veitdesign.at

Fotograf dieser Ausgabe

Liebe Freunde der Akademischen Sektion Wien! Seit der letzten Ausgabe des oben° ist e ­ iniges passiert. Mitglieder der A ­ kademischen Sektion Wien waren bei großer Hitze auf Mallorca, auf abenteuerlicher Klettertour auf der Bischofsmütze, beim Skifahren am Semmering und fleißig am Biken. Über diese Touren und die bisherigen Ausflüge und ­Erlebnisse unserer neuesten Gruppe, der berg:meute, lest ihr hier. Wir freuen uns, euch in dieser Ausgabe die ­neuesten Entwicklungen im Mountain­ bike-Sport aus erster Hand von René ­Sendl­hofer-Schag, dem Mountainbike-­ Koordinator des ÖAV, präsentieren zu ­dürfen. Auch aus unseren Reihen warten zahlreiche Tipps zu Sicherheit, Wartung und Material im Bereich Mountainbike-Sport auf euch. Müssen alte Kletterseile in den Müll? Was kann aus ausrangierten Sportgeräten noch so entstehen? Zu diesem Thema haben wir mit der Gründerin eines Upcycling-Shops ­gesprochen und uns ein paar Tipps geholt.

Cover, Bergmoment, Rücken

Wie es auf der Körner-Hütte läuft und ob die Anreise zur Wandertour oder Skitour mit dem Zug empfehlenswert ist, verraten wir euch im Heft. Schaut rein ins neue oben°! Alles Liebe! Bernhard Hostek Ist Jurist, leidenschaftlicher Musiker und Hobbyfotograf in Tirol instagram.com/bern.heart

Elisabeth

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fernsicht

Neue Heraus­forderungen – neue Chancen Text: Günther Schlicker und Samuel Felder Foto: Angela Hirsch

Besonders in Zeiten der P ­ andemie hören wir sehr oft: „Wir stehen vor neuen Heraus­forderungen.“ Im Bergsport ist uns das durchaus vertraut; aber hier stellen wir uns Heraus­ forderungen freiwillig und gerne, ja meist suchen wir sie sogar. Wir wollen selbst­gesteckte Ziele erreichen, Schwierig­ keiten überwinden, streben Erfolgs­ erleb­nisse an, können kreativ sein, Neues ausprobieren und uns vielleicht insgesamt verbessern. Ein wesentlicher Punkt ist, dass wir dabei gerne in Gruppen mit anderen Gleich­gesinnten u ­ nterwegs sein wollen. Ziele dieser freiwilligen Herausforderungen sind Chancen auf schöne Natur- und Gruppen­ erlebnisse und sportliche Betätigung. Während der Pandemie sind zusätzliche Anforderungen auf uns zugekommen und haben unsere Tourenführer*innen, aber auch Vorstand und Vereinsmanagement vor neue Herausforderungen gestellt. Gruppenzu­sammenkünfte und persönliche Kontakte waren eingeschränkt bzw. nicht möglich, der Betrieb auf unserer Hütte musste um­organisiert und neuen Regeln angepasst werden. Um die Kommunikation, den Informationsaustauch und Kontakte bei der Vereins­arbeit aufrechtzuerhalten, haben die meisten von uns mit dem Aufkommen von Corona ­gelernt, mit Videokonferenzen umzugehen. Die einen liebten es, die a ­ nderen hassten es. Dank Zoom war es uns möglich, unsere Vorstandssitzungen online und später hybrid (mit teilweiser Onlinebe­teiligung) und als eine der wenigen Sektionen, wenn nicht sogar die einzige, die Hauptversammlung digital abzuhalten. Es ist also gelungen, Knowhow zu erlernen, um auch die n ­ ächsten Hauptversammlungen in hybrider Form

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abhalten zu können und so die Teilnahme für jene Mitglieder zu e ­ rmöglichen, die aus ­ver­schiedenen Gründen nicht anreisen können. Es war ein schöner Erfolg, dass die pandemie­bedingten Heraus­forderungen dazu genutzt wurden, die ASW auch im ­digitalen Bereich weiterzuent­wickeln. Ein zusätzlicher aktueller Fortschritt auf ­diesem Gebiet ist die Implementierung eines neuen kostengünstigeren Tools für die ­Buchung unserer Veranstaltungen, das bereits ­demnächst zum Einsatz kommen wird. An dieser Stelle einen herzlichen Dank an Timon Höbert, der im Beirat mitwirkt und A ­ ngelegenheiten im Bereich digitale ­Infrastruktur und Digitalisierung unterstützt. Herausfordernd ist natürlich auch unsere Theodor-Körner-Hütte. Die im Jahr 1922 ­erbaute Schutzhütte oberhalb von Anna­berg im Lammertal muss immer wieder an a ­ ktuelle Anforderungen angepasst werden. Wir freuen uns, dass wir mit Christoph einen neuen Pächter gefunden haben, der bereits seine erste Saison beenden konnte. Unser Hütten­ team wird sich auch in Zukunft bemühen, gemeinsam mit ihm unseren alpinen Standort auf 1454 m Seehöhe weiterzuentwickeln. Im Jahr 2022 wird unsere Theodor-Körner-­ Hütte 100 Jahre alt. Wir sind stolz auf dieses besondere Jubiläum, und die Hütte blickt auf eine lange und abwechslungsreiche ­Geschichte zurück. Wir laden daher schon jetzt ein, sich das Jubiläumsjahr vorzumerken, und nach der hoffentlich überstandenen Pandemie, einen Besuch auf unserer Hütte zu planen. Es ist eine wunderbare Chance, die p ­ hantastische alpine Umgebung mit der berühmten ­Bischofsmütze sowie das Angebot unseres neuen Hüttenwirtes zu genießen.


statistik

Gut zu wissen, … … dass du auf unserer Homepage akademischesektion.at Infos zu Veranstaltungen und Updates findest. … dass die Körner-Hütte nicht nur eine eigene tolle Website hat, sondern auch auf Facebook und Instagram v­ ertreten ist. Schau mal rein unter: koerner-huette.at facebook.com/koerner.huette instagram.com/theodorkoerner_huette … dass du unter alpenverein.at um eine Prämie ansuchen kannst, wenn du neue Mitglieder wirbst. … dass du als Mitglied des Alpenvereins bei zahlreichen ­Vorteils­partnern Rabatte bekommst. Mehr Infos findest du unter alpenverein.at.

Aktuelle Zahlen

Aufteilung nach Mitgliedschaft 2021

Die Entwicklung unserer Sektion (Stand Oktober 2021) Infografik: Barbara Veit

Mitgliederzahlen der letzten 5 Jahre

3.062 3.305 3.548 3.615 3.748 2017 2018 2019 2020 2021

Mitglieder 57,1 % Partner 12,7 % Menschen mit Beeinträchtigung 0,2 % Bergrettung 0,2 % Jugendleiter 0,3 % Senior 5,3 %

Junior 5,8 % Student in Familie 1,8 % Kind / Jugend in Familie 10,2 % Kind / Jugend 0,6 % Treumitglied 5,6 % Ehrenmitglied 0,2 %

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team

Neu im Vorstand

Timon Höbert Beirat für IT-Infrastruktur und Digitalisierung

Neu im Alpinteam

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Michael Ciesielski Übungsleiter Klettersteig

Markus Hauser Übungsleiter Bergwandern

Paul Witt-Dörring Übungsleiter Skifahren und Übungsleiter ­Bergwandern

Maximilian Wagner Übungsleiter Klettersteig

Lev Heinzle Übungsleiter Sport­klettern, Leitung Jugendgruppe ­berg:TiB


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ASW-Dolomitenwoche 2021 Text: Erik Nussbaum Fotos: Günther Schlicker

Nach einer durch Corona bedingten Pause 2020 waren heuer wieder 36 Teilnehmer*­ innen bei der Dolomitenwoche dabei. Unser Hotel lag im Zentrum von St. Kassian im ­Gadertal und war ein phantastischer Ausgangspunkt. Am ersten Tag ging es über herrliche ­Blumenwiesen auf das Amphitheater der Dolomiten, die Hochebene der Pralongià, zur Ütia de Bioch mit gemeinsamer Einkehr. Ein Teil der Gruppe machte noch einen Umweg auf die Pralongià, um das Panorama zu ­genießen. Bei der Ütia Pralongià legte Fritz mit einigen Damen eine kesse Sohle aufs Parkett, passend zur Musik von Harfe und Harmonika, die dort gerade aufspielten. Am nächsten Tag ging es über den ­Heiligkreuzkofel-Klettersteig. Der Klettersteig ­verläuft unterhalb der beeindruckenden Wände des Heiligkreuzkofels. Nach der Kreuzkofelscharte geht es auf den Gipfel mit wunderbarem Rundblick. Frida und A ­ rnulf nahmen noch die Zehnerspitze über einen weiteren Klettersteig erfolgreich in Angriff. Der Abstieg über den Lavarella-Sattel, eine ewig lange Schotterhalde, und einen ­Höhenweg mit ein bisschen Auf und Ab führte direkt zum Hotel. Für die „gemütliche“ Partie genügte als Ziel das Rifugio S. Croce und die Heiligkreuz-Kirche. Am dritten Tag entschied sich eine Gruppe für eine Wanderung zu den Eisenöfen (Malghe Valparola), eine gemütliche Alm, die natürlich eine Einkehr wert war. Andere ­stiegen noch zum Passo di V ­ alparola auf, vorbei an einem Soldatenfriedhof (­Cortina di Soldàs) zum gut besuchten R ­ ifugio ­Valparola und „durften“ dafür bei kaltem Wind und Regen auf den Bus warten. Eine weitere Gruppe wanderte zu den Wasser­fällen des

Pisciadu-Flusses in der Nähe des für viele ­bekannten Pisciadu-Klettersteigs. Für den vierten Tag war zumindest bis 15.00 Uhr kein Regen angesagt. Also sollte der Kaiserjägersteig auf den Lagazuoi Piccolo möglich sein. Knapp vor dem Gipfel wurde es ungemütlich. Es begann zu regnen, dazu kam Graupelschauer und eisiger Wind. Die Gipfelrast war daher kurz. Abstieg durch die Via Ferrata Galleria, einen Stollen, den die Italiener im Ersten Weltkrieg in den Berg ­getrieben haben. Unten ging es mit dem Wetter erst so richtig los: fast Wolkenbruch, heftiger Wind! Was hat der Wetterbericht ­versprochen? Auch mit widrigem Wetter war es eine beeindruckende Tour. Für Donnerstag war Schlechtwetter vorhergesagt. Daher besuchten wir das Museum Ladin auf Schloss Thurn in St. Martin. Bald schien aber die Sonne, und es wurde eine tolle Wanderung von Runch aus über den Lech Dla Lunch zum Lech da Sompunt ­möglich. Dann führte ein kurzer Höhenweg nach Stern, von wo uns ein Bus zurück brachte. Freitag freuten wir uns auf den Klettersteig Les Cordes (B bis C), aber leider war der Fels nach dem Regen nass und rutschig. Also ging es über den Normalweg zur Ütia ­Gardenaccia. Doch nicht für alle: Die drei ­Profis Fritz, Norbert und Benno bezwangen den Steig erfolgreich. Die Wanderung führte weiter über eine schöne Alm zum Aussichtspunkt Col Plö Alt. Es gab tolle Tiefblicke, nur am Gipfel fiel etwas Nebel ein. Trotz aller Wetterkapriolen war die ­Begeisterung in der Gruppe ungetrübt und alle freuen sich auf die ASW-Dolomiten-­ woche 2022.

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berg:meute

Die neue Familiengruppe der ASW stellt sich vor Text: Matthias Ihl und Anna Heinzle Fotos: Mitglieder berg:meute

Mit der Familie in die Berge „Wege ins Freie”: Das Motto des Österreichischen Alpen­ vereins unterstreicht das Leitbild der Alpenvereine und bringt die Wichtigkeit von Natur- und Bergerfahrungen für die körperliche und seelische Gesundheit des Menschen zum Ausdruck. Das trifft natürlich in besonderem Maße auch auf junge und werdende Familien zu. Deshalb war es Ende 2019 für einen kleinen Kreis von Neu- und Fast-Eltern in der Akademischen Sektion Wien schnell beschlossene Sache, dass eine Familiengruppe mit Fokus auf die Altersgruppe 0 bis 6 Jahre nicht nur Sinn macht, sondern möglichst schnell in die Tat umgesetzt werden sollte. Nach einer ersten ­Versammlung in den Sektions­räumlichkeiten zum gegenseitigen Kennenlernen und Ideenaustausch ging das neugewählte Organisations­team, Anna und Matthias, eifrig daran, die ersten Ausflüge und Touren zu planen. Unsere erste „Meuterei” führte uns per ­Seilbahn auf das Rax-Plateau, um bei Schnee und Sonne, und zum Teil mit Schnee­ schuhen bewaffnet, von der Bergstation bis zum Otto-Haus zu wandern. Nach einer Stärkung und viel Zeit zur spielerischen ­Erkundung der Umgebung ging es weiter zur Höllental­aussicht und wieder zurück über den ­Praterstern zur Seilbahn. Rundum ein sehr gelungener Ausflug mit vielen neuen ­Gesichtern und einigen erfolgreichen ersten Gehversuchen auf Schneeschuhen! Die zweite Veranstaltung war ein gemeinsamer Kletternachmittag Anfang März

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2020 in der Kletterhalle Wien im 22. Bezirk. Dort konnten Eltern und Kinder ihre ersten ­Kletterversuche wagen. Und dann kam die Pandemie! Danach war dann dank der einsetzenden Corona-Krise erst einmal Schluss mit unseren Aktivitäten. Unser Skiausflug zum Semmering musste leider genauso coronabedingt ­abgesagt werden wie der erste Versuch eines Schnupperklettertags an der Lutterwand. Im Juni konnten wir dann zwischenzeitlich eine Wanderung zur Gaststätte Schießstätte entlang des Stadtwanderwegs Nr. 6 ­organisieren. Eine Chance, die sich etliche Familien nicht entgehen ließen. Danach gab es wieder eine Zwangspause, die bis weit ins Jahr 2021 reichen sollte. Zum Glück wird es Eltern mit Kleinkindern eher selten langweilig. Dennoch konnten wir die „Besinnungspause” gut nutzen, z. B. für Ausbildungen (Matthias: Übungsleiter ­Familienbergsteigen auf der Tauplitzalm im Rahmen der Familiengruppenleiter-Aus­ bildung der Alpenverein Akademie), aber auch, um einige Tourenideen schon mal ­privat auszuprobieren und zu testen. Der Neustart Im Sommer 2021 konnte eine Wanderung im Wienerwald organisiert werden. Wir ­starteten in Rekawinkel und wanderten den wunder­schönen Panoramaweg am Troppberg entlang. Zu Mittag erreichten wir den ­Wienerwaldhof und legten dort eine Rast ein. G ­ estärkt traten wir dann wieder den Rückweg an, und auch unsere kleinen ­Mit­wanderer konnten ein paar Schritte selbst wandern. Nach einer neuerlichen Erhebung der a ­ ktiven Mitglieder starteten wir voll Elan in die ­nächsten Abenteuer: Vorläufiger Höhepunkt


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war unser Ausflug Ende September auf die Hohe Wand, wo wir in zwei Gruppen unterwegs waren. Die kleineren Kids besuchten den Streichelzoo und den Kindererlebnisweg mit vielen Spielmöglichkeiten, während für ältere Kinder (bzw. wanderfreudige Eltern mit Kraxe) der Völlerin-Steig vom Sonnen­ uhr-Parkplatz an der Mautstraße aufs P ­ lateau als Alternative angeboten wurde. Zum Mittag­essen trafen einander alle im Naturparkstüberl und stärkten sich mit Suppen, ­Knödeln und Kasnocken. Danach machten ­einige Familien noch einen Abstecher zum Aussichtsturm. Ein rundum gelungener ­Ausflug, bei dem für alle etwas dabei war! Ausblick Wir wollen in Zukunft gerne mindestens einmal im Monat eine gemeinsame Ver­ anstaltung durchführen. Jede und jeder, die / der dafür Ideen hat oder auch selbst in der Planung aktiv werden möchte, kann sich gerne bei uns melden! Vorfreude ist ja bekanntlich die schönste Freude: Deswegen möchten wir ein paar wiederkehrende Fixevents ins Leben rufen, die der berg:meute einen jährlichen Rahmen geben.

» Ein Klettertag (Sommerferien) (Schnupper-)Klettern für die ganze Familie, Picknick » Ein Wochenende auf der Schneealpe (Ende Juli / Anfang August) Schneealpenhaus Wander- und Erholungsausflug auf die Schneealpe / Windberg, eventuell kombiniert mit dem „Vielfalt bewegt!”-Workshop des Hauptvereins. Die Termine dafür werden in den nächsten Wochen auf der Homepage publiziert. Wir hoffen auf viele Anmeldungen und rege ­Teilnahme! Unsere Zukunftsvision ist eine aktive Gruppe von gleichgesinnten Familien, die alters- und kindgerechte Bergsportaktivitäten gemeinsam und regelmäßig ausübt. Die berg:meute soll, wie in der Akademischen Sektion üblich, mit den Mitgliedern mitwachsen und „älter werden”. Mehr Informationen zum Organisationsteam findet ihr auf akademischesektion.at/gruppen/ bergmeute

Angedacht sind momentan, sofern es die momentane Situation zulässt: » Ein Wintertreffen (Dezember / Jänner) (Kennenlern-)Treffen mit Einkehr,­ ­kleine Wanderung oder Rodeln (je nach S ­ chnee­lage), Iglubau etc. » Ein Skiausflug (Februar / März) Schnupperskitag für Anfänger-Kinder, ­Skifahren oder Schneeschuhwandern für die erfahrenen / älteren Kinder und ­Erwachsenen.

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Skifahren im ­Corona-Winter 2020 /  21 Text: Uli Pistotnik Fotos: Martin Pistotnik

Der Winter begann in Österreich mit ­geschlossenen Hotels. Unsere geplante ­„Kripperlroas“ plus Wintersport in Ebensee konnte nicht stattfinden. Gut beraten war man, wenn man im ­Dezember noch schnell in die Schweiz fuhr, da gab es geöffnete Hotels und Lifte. Auf den Sesselliften fuhr man im Allgemeinen allein, in den Gondeln fuhren Betonklötze mit statt Touristen und auf den Pisten fürchtete man sich fast – so einsam fühlte man sich. Am 19. Dezember 2020 wurden allerdings dann die Grenzen zwischen der Schweiz und ­Österreich geschlossen.

Als Wiener brauchte man ein Ferienhaus in einem Skigebiet oder eine Einladung von einem Freund. Dann konnte man auf T ­ ouren gehen und sogar fahrende Lifte finden. Die Westösterreicher frohlockten: So schön – nämlich ohne Gäste – war das Skifahren schon lange nicht! Im Osten Österreichs gab es zunächst wenig Schnee, aber dann kam er und es lohnte sich, auch nur für einen Tag wegzufahren: Unterberg, Wechsel, Semmering, Stuhleck, Veitsch, Hochkar … vielleicht sogar bis ­Hinterstoder mit seinen schönen Varianten. Rechtzeitig gründete Gerti eine WhatsApp-Tourengruppe und man konnte sich informieren, wer wann wohin fährt und traf sich zufällig am Berg. Nach mehreren Versuchen am Wechsel, am Semmering oder auf der Veitsch ent­wickelte sich das Stuhleck zum Lieblings­gebiet. ­Solange es noch Liftbetrieb gab wurde es von Rettenegg oder – wenn man einen Chauffeur hatte – auch vom Pfaffensattel aus ­bestiegen. Bei der geschlossenen Hütte und beim ­Gipfelkreuz traf man dann auf­einander, bevor man mit großen Abständen die ­Abfahrt begann. Vielleicht ging sich noch eine sonnige Rast – mit großen Abständen – am Waldrand aus. Leider war keine Einkehr im Forellenhof möglich, aber die schon f­ olierten Fische w ­ arteten bereits beim o ­ ffenen ­Verkaufsfenster und konnten am Abend zu

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Hause genossen werden. Die Verkäuferin im Forellenhof strahlte: „Das G ­ eschäft geht gut und ist viel einfacher als mit Bedienung!“ Endlich jemand, der nicht über Corona klagte – und wir als Tourengeher waren auch ­zufrieden. Dann beendeten die Lifte die Saison, aber dank des Kunstschnees, von dem viel zu viel erzeugt worden war, und der sehr guten ­Präparierung hielten die Pisten am Stuhleck und am Hochkar noch bis Mai! Für das Stuhleck traf man einander bei Kehre 3 der Straße zum Gasthaus Schieferhof und stieg über die Pisten auf zum Gipfelkreuz, eventuell mit Abfahrt zur Steinbachalm und neuerlichem Aufstieg. Beim internen Wettbewerb „Wer war wie oft am Stuhleck?“ siegten Hermann und Walter ex aequo mit sieben Besteigungen,

gefolgt von Christa mit vier bis fünf Unter­ nehmungen. Abgesehen vom Stuhleck war Walter ­sicherlich der Ideenreichste bei seinen Tourenzielen, vom Schneeberg über die Veitsch zum Seckauer Zinken und Krautgartkogel. Hermann nutzte hingegen jede Minimal-Schneelage für den Unterberg. Ich erlebte dafür am 9. Mai eine Muttertags­ skitour am Hochkar mit anschließendem Bad im Lunzer See. Die WhatsApp-Tourengruppe bewährt sich auch außerhalb der Skisaison. Man erfährt von Gipfelbesteigungen und Reisen, von Grete, dass der Kirschblüten-Radweg auch im Herbst bei verfärbtem Laub schön ist, und von Hermann, dass am Hochschwab schon Schnee liegt. Wir freuen uns jedenfalls auf den nächsten Winter!

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Die Felsenpanther 2021 Erlebnisse der ASW-Oldies im zweiten Corona-Jahr Text: Fritz Hintermayer Fotos: Benno Krenslehner und Fritz Hintermayer

Anders als 2020 (mit dem Glockner als Höhepunkt) war 2021 ein schwaches Pantherjahr. Warum? Weil der Oberpanther wegen einer schweren Operation am 1. Mai lang außer Gefecht war. Einige andere, besonders die Vorsteiger, waren ebenfalls lädiert, sodass wir erst im August vorsichtig mit dem Klettern beginnen konnten. Wir sind eben doch eine Oldie-Partie! Bis jetzt gab es fünf Panthertermine, davon zwei am Peilstein, zwei auf der Hohen Wand und einen auf den Friedrichsplatten.

Die erfolgreichen Panther nach drei Stunden Kletterei. Wo werden wir das Bier trinken?

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Die Lust am Klettern hat uns wieder gepackt, und solange es die Temperaturen zulassen, wollen wir weitermachen. Ein wichtiger Aspekt dabei ist auch die anschließende „Nachbesprechung“ bei Bier & Co. Da kommt man oft ins Philosophieren und Blödeln. Repräsentativ möchte ich das Szenario auf der Hohen Wand / Postlgrat als Bildgeschichte beschreiben.


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Die Panther-Kerngruppe beim Anseilen, v. l. n. r.: Walter (Panthera superbus), Benno (Panthera leptosomus), Fritz Grimmlinger (Panthera philosophicus), Norbert (Panthera officinalis)

Über die Kante zum Stand, nach einer genussvollen Seillänge – macht sichtlich Spaß.

Die letzte Anstrengung zum Ausstieg (ohne Baum Herbstlicher Blick

fast nicht möglich).

auf den Skywalk – gruseln ohne Gefahr!

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berg:rausch – Klettertage an der Bischofsmütze Von A wie Abenteuer über H wie Heli bis T wie Traumwetter Text und Fotos: Marvin Steinböck

Mittwoch zu Mittag treffen wir einander auf dem Parkplatz Hofalm – ein paar Minütchen später als erwartet aufgrund einer un­ge­ planten Sightseeing-Tour (mit schlechtem Orientierungssinn sieht man mehr von der Welt!) und vieler roter Kreisverkehre in Wien. Trotz jeder Menge Gepäck (die Material­ seilbahn wurde von den Tourenführern kategorisch ausgeschlossen) und gefühlten 40 Grad Celsius (20 Grad Celsius waren es, denke ich, schon) gelingt uns der Aufstieg zur Hofpürglhütte in eineinviertel Stunden. Auf 1705 Höhenmetern angekommen, werden wir von der Hüttenwirtin Regina

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­ illkommen geheißen. Anstatt der g w ­ ebuchten Lagerplätze bekommen wir ohne Aufpreis Zimmer zugeteilt. Top! Regina hat die Hütte sehr heimelig eingerichtet. Einzig der ­konsequente Verzicht auf Klo­deckel in den Toilettenanlagen transzendiert mein V ­ erständnis. Heinzi, wie Regina den Hütten­wirt nennt, ist ein sehr i­nteressanter ­Charakter. Anders als bei den meisten Hütten­wirten dauert es bei ihm ein Zeitl, bis er auftaut. Ist es jedoch vollbracht, kommt er richtig in den Flow und kann viele interes­sante Episoden aus seiner leistungs­ sportlichen Laufbahn erzählen. Er ist ­übrigens jener, dem wir die Klettergärten in unmittelbarer Nähe der Hütte zu verdanken haben. An die 250 Routen hat er eingebohrt und rund 200 seiner Expressschlingen zur Nutzung für jedermann hängen lassen.


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Diesen Luxus wollten wir sofort auskosten und nutzten die Zeit bis zum Sonnenuntergang, um einige Routen zu klettern. Abends überrascht uns Oli mit seiner Prognose, dass es als Nachspeise Obstsalat gibt. In der Tat bekommen wir Obstsalat! Geschätzter ­Zuckeranteil der eingelegten Früchte  100%. Leider trifft diese Prognose auch auf die Folgetage zu. Das Hüttenpersonal scheint Obstsalat zu lieben. Aber hey, die Hütte kann nicht in jeder Hinsicht perfekt sein! Donnerstagvormittag stehen Knotenkunde und Seiltechnik auf dem Programm. Wir haben Traumwetter! Es dauert nicht lange, bis wir über die vielen Sportkletter­ routen herfallen. Der Zustieg von der Hütte ­beträgt nur wenige Minuten. Eine Suppe auf der Hütte zwischendurch ist daher drin. ­Nachdem wir am Abend Erfahrungen und Anekdoten ausgetauscht haben, widmen wir uns Hannas witzigem Gesellschaftsspiel. Freitag wird unser abenteuerlichster Tag. Wir teilen uns auf! Eine Dreierseilschaft, geführt von mir, besteigt die Große Bischofsmütze. Der charakteristische Doppelgipfel zählt zu den markantesten Berggestalten ­Österreichs. In acht Seillängen bis zum Schwierigkeitsgrad IV erklimmen wir den Gipfel und haben eine wunderbare Fernsicht. Eine Dreierseilschaft, geführt von Timon, sowie eine Zweierseilschaft erklimmen in sechs Seillängen bis zum Schwierigkeitsgrad III+ den Eisgrubenturm. Eine Mehrseillängentour mit ebenso spektakulärer Aussicht. Samstag läuft nichts nach Plan. Zum Glück, denn es war Schlechtwetter prognostiziert und ein Hüttentag geplant. Stattdessen üben wir am Vormittag Flaschenzüge und Standplatzbau. Am Nachmittag setzen wir das Gelernte in Dreierseilschaften in einer Mehrseillänge in die Praxis um. Als einige von uns danach sportklettern, passiert leider ein Unglück. Sophia (Name aus D ­ atenschutzgründen ­ge­ändert) kommt beim Betreten der ­Felswand ins Rutschen und springt von dem Felsbrocken, auf dem sie stand, zu Boden. Bei der Landung verdreht sich ihr Bein und das Sprunggelenk erleidet eine Fraktur.

­ eilnehmerin Christina, eine ausgebildete T Krankenpflegerin, ist sofort zur Stelle und übernimmt die Erstversorgung (hochlagern, stützen, Körper vor Unter­kühlung schützen). An ein selbstständiges Fortbewegen oder gestütztes Gehen ist nicht zu denken, da die Schmerzen zu groß sind und dies die Heilung beeinträchtigen würde. Ich hole Bandage und Kühlbeutel aus der Hütte und informiere Heinz, der bei der Berg­ rettung ist. Dieser setzt sofort einen Notruf ab und f­ ordert eine H ­ ubschrauberbergung an. B ­ innen 30 Minuten ist der Heli vor Ort und landet nach minuten­langer Gebiets­ er­kundung auf dem Landeplatz neben der Hütte. Der B ­ ereich um den Kletterfels ist für eine L ­ andung ungeeignet. Er setzt einen R ­ etter ab. Dieser begibt sich zu Fuß zur Unfallstelle und bereitet Sophia auf den Abtransport mit Seilwinde vor. Wenig später kommt der Heli mit Seil angeflogen. Der R ­ etter klinkt sich und Sophia ein. ­Gemeinsam fliegen sie zum Landeplatz bei der Hütte. Dort steigen sie in den Heli. Während­dessen hat Hanna Sophias Gepäck in der Hütte z­ usammengesucht und zum Heli gebracht. Mit Sack und Pack geht's dann ins nächst­ge­legene ­Unfallkrankenhaus, wo noch am s­ elben Tag operativ der Bruch ­behandelt und eine Schiene eingesetzt wird. Sophia, die das ganze Prozedere sehr tapfer durchsteht, wird diesen s­ pektakulären Tag mit ­Heliflug – nicht zuletzt, weil die H ­ eilung ­Monate dauert – so schnell nicht vergessen. Der Sonntag ist unser letzter Tag. „Klettern was geht!“, lautet die Devise. Bis zum frühen Nachmittag genießen wir bei Sonnenschein und angenehmer Temperatur die Routen im nahegelegenen Klettergarten. Danach ­steigen wir Richtung Parkplatz ab. Wir ­erfrischen uns im Almsee, bevor es zurück nach Wien geht. Wenn ich ein letztes Wort noch sag': Mah, waren das fünf geile Tag! :) Hard Facts: Mittwoch, 8.9. bis Sonntag, 12.9.2021 Hofpürglhütte auf 1705 m, Dachsteingebirge Eines der größten Sportklettergebiete ­Österreichs 2 Tourenführer + 6 Teilnehmer*innen

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Gipfelbuch Ein Rundblick auf die Aktivitäten der Akademischen Sektion Wien seit Jänner 2020

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Mehr Fotos von unterwegs findest du auf akademischesektion.at/gipfelbuch

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Schicke auch du uns deinen Bergmoment an kommunikation@akademischesektion.at

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Mountainbikes ausverkauft! Text und Fotos: Peter Wirthumer

Diese Schlagzeile oder ähnliche hat wohl kaum jemand erwartet. Dennoch wurde sie während der Corona-Krise oftmals gedruckt. Dazu haben allerdings nicht nur die letzten Wochen geführt, sondern ein jahrelanger Trend zum muskelunterstützten Fahren im Gelände – kurz Mountainbiken. Wie der Einstieg hierfür gut klappen kann? Dazu soll dieser Artikel helfen – von der ­Planung über die Durchführung und Nachbereitung. Hier findet ihr sowohl einige Tipps und Anregungen, als auch Hinweise zu ­weiterer Information online – diese sind mit einem  markiert. Grundsätzlich gilt: Eine Mountainbike-­ Tourenplanung hat naturgemäß viele Überlappungen mit der Vorbereitung anderer Bergabenteuer. Aspekte wie, die Gruppe zu kennen, sich über das Wetter zu informieren genauso wie seine eigene Leistung richtig einzuschätzen, brauchen also nicht weiter erläutert zu werden. Daher möchte ich auf folgende Punkte näher eingehen:

In den letzten Jahren hat sich die „Singletrail-Skala“ (STS) etabliert. Diese teilt die Wege in Schwierigkeits­ klassen von S0 (einfache Wege) bis S5 (gefühlte Klettersteige) ein.

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1. Planung der Tour Die Kenngröße einer Mountainbike-Tour sind die zu bewältigenden Höhenmeter. Dies ist in der Regel der Wert, welcher über Spaß und Leid entscheidet und daher in der ­Planung bewusst gewählt werden sollte. Doch ­Vorsicht! Wie der Autor dieses Artikels zum e ­ igenen Leidwesen bereits festgestellt hat, sind fünmal 200 Höhenmeter nicht zu ver­gleichen mit einmal 1000 Höhenmetern. Logisch, oder? Zur konkreteren Planung einer Tour empfehle ich die App  komoot. Basierend auf Opencycle-Maps sind insbesondere im deutschsprachigen Raum – und dem Wiener­wald! – viele Touren online und können daher bequem geplant werden. Für längere Reisen ist auch  wikilocs oder  trailforks (Fokus: trails) sehr zu empfehlen.

Neben Strecke und Höhenprofil werden auch die Beschaffenheit des Untergrunds und die Wegtypen angezeigt (gut: Singletrack, böse: Straße). 2. Zeitmanagement Ein Wort noch zur Zeitschätzung: Die ­be­nötigte Zeit hängt sehr von der e ­ igenen Fitness ab. Als Faustregel kann jedoch ­folgendes Maß genommen werden: » Für die Aufstiegsstrecken summiere 1 Stunde je 500 Höhenmeter und 30 Minuten je 5 Kilometer Länge. » Für die Abfahrtsstrecken füge ein Drittel der obigen Zahl hinzu. » Berücksichtige, dass es bei schwierigen Trails bergab auch wesentlich länger ­dauern kann. » Technische Pannen sind nicht aus­ geschlossen, und daher sollte stets ein Puffer verfügbar sein. » Somit ist dann die Route geplant, die ­Rahmenbedingungen stehen fest und es bleibt nur noch ein wichtiger Teil zur Vorbereitung, nämlich die richtige Ausrüstung. 3. Ausrüstung Die Auswahl des richtigen Mountainbikes kann aufgrund von Platzmangel an dieser Stelle leider nicht diskutiert werden. Hier sind aber Tipps für einen kurzen Check der ­Einsatzbereitschaft des Bikes: » Bremsen drücken und dabei das Rad nach vorne und hinten bewegen. Alles fest? » Luftdruck der Räder überprüfen! Wenn du mit der Hand hineindrücken kannst, ist es zu wenig. » Überprüfe die Stabilität der Räder und des Vorbaus, indem du sie quer zu rütteln versuchst. Knarrt etwas oder gibt es zu viel Spiel? » Ist die Federung richtig eingestellt? Bei


mtb

einfachem Wippen sollte der Dämpfer für leichte „Stock-und-Stein-Strecken“ (S2) bis zu 20 Prozent einsinken, für Strecken mit Sprüngen und Drops bis zu 10 Prozent. » Schaltung und Gänge: Kann ich un­ problematisch alle Gänge hinauf- und hinunterschalten? » Licht: Habe ich der Tour entsprechende Lichtquellen bereit? Denn es kann durchaus später werden als man plant.

Inspiration für das Wiener Gebiet findest du am Komoot-Profil von „pdoubleu“.

Ist das Fahrrad bereit, kann es an die ­restliche Ausrüstung gehen: Während für den spartanischen Radler nebst der ­Sicherheitsausrüstung wohl ein wenig ­Trinken und Essen reicht, freut sich der Abenteuer-Biker wohl über eine voll­ständige Ausstattung. Als Werkzeug empfiehlt sich eine Luftpumpe, ein Multitool (inklusive ­Kettennieter) sowie eine kleine Zange und ein Mantelheber. Als Ersatzteile für eine Tagestour sind ein Ersatzschlauch und ein ­Kettenschloss (Größe entsprechend den ­hinteren Kränzen) hilfreich, bei längeren ­Touren sind auch die richtigen Bremsbeläge, ein Schaltauge und Kettenöl zu empfehlen. Tape und Kabelbinder haben auch schon so manchen Ausflug gerettet. Wie bei allen ­Outdoor-Sportarten sind ­Ersatzwäsche, Regenjacke, ein Erste-­Hilfe-Paket und aus­ reichend Essen und Trinken essentiell. 4. Los gehts! Wenn dann alles geplant und gewartet ist, kann es ja auch schon losgehen. Schwitze beim Aufstieg, liebe die Pause und juble bei der Abfahrt! Doch währenddessen nimm bitte stets Rücksicht auf andere Besucher des Waldes und der Wege – egal, wie sich diese fortbewegen. Denn legal fahren darf man nur dort, wo es ausdrücklich erlaubt ist.

Für weitere Infos empfehle ich die  ­„Fair-Play“- Regeln der Österreichischen ­Bundesforste. Dass das Thema „legales Mountainbiken“ in Österreich kein einfaches ist, ist vielleicht bereits bekannt. An dieser Stelle möchte ich dem  Verein WienerWaldTrails (WWT) ­meinen Dank und Hochachtung aus­ sprechen. Falls ihr Begriffe wie Dornröschen nicht nur in Märchen verwendet, Wurzeln nicht bloß die Füße der Bäume sind und Weidlingbach ein neuer Hotspot geworden ist, so u ­ nterstützt das Engagement der ­Burschen und Mädchen von WWT mit eurer ­Mitgliedschaft. Nach der Tour Wenn man dann mit brennenden S ­ chenkeln, leerer Trinkblase und dreckigem Rad ­wieder nach Hause kommt, sollte man der Aus­rüstung und sich selbst etwas ­Auf­merksamkeit schenken. Zum Putzen des Rades ist ein einfacher ­Gartenschlauch perfekt. Gemeinsam mit etwas Seife / Radreiniger kann der Dreck ­entfernt werden, insbesondere von allen beweglichen Teilen. Ein Hochdruckreiniger ist nicht zu empfehlen, da sich das Wasser dann in die Dichtungen der Dämpfer drücken könnte. Wichtig: Nach jedem Waschen muss die Kette wieder frisch geölt werden – es sei denn, ihr wollt die Montage des Ketten­ schlosses bei der nächsten Tour üben. Falls euch während der Fahrt Bedarf an notwendigen Wartungen aufgefallen ist, sollten diese zeitnah durchgeführt werden: etwa Bremsbeläge oder Scheiben wechseln, Bremsen entlüften, Dämpfern Luft geben, Gangschaltung justieren oder einen kürzeren Vorbau oder längeren Lenker probieren.

Tipp In der bergfieber-Bike-Gruppe auf Facebook werden regelmäßig Touren a ­ usgeschrieben. Du kannst dich unkompliziert über Tages­ fahrten informieren sowie Mitfahrer*­innen für deine nächste Tour suchen! In diesem Sinne … ride more!

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mtb spezial

Entwicklungen im Mountainbikesport Interview: mit René Sendlhofer-Schag, von Elisabeth Lackner Fotos: René Sendlhofer-Schag

Was macht für dich die Freude am ­Mountainbiken aus? René: Die Mischung aus körperlicher ­Betätigung bei der Auffahrt und die notwendige Konzentration, der Fokus, bei der Abfahrt am Trail. Ich bin durch und durch ein „Bergler“ und verbringe am liebsten jede ­Minute am Berg. Egal ob zu Fuß oder mit dem Bike – es geht für mich immer um die Natur, das Erlebnis draußen zu sein und sich wieder ein Stückchen „geerdeter“ zu fühlen. Speziell beim Biken liebe ich es, technische Trails zu meistern. Dabei geht es nicht um Geschwindigkeit (ich bin ein Hosensch*** wenn es schnell wird), sondern darum, ­möglichst keine Spuren zu hinterlassen und die Hindernisse am Weg so zu nehmen, wie sie sind. Entwicklung des Mountainbikesports Wie hat sich Mountainbiken in den letzten Jahren entwickelt? René: Bunt und in alle Richtungen würde ich sagen… Mountainbiken ist ein sehr ­viel­seitiger Sport. Es gibt dutzende Genres, die noch dazu einem s­ tändigen Wandel unter­liegen. Man kann g ­ emütlich auf Forst­straßen mit dem Hardtail auf Tour gehen, das ­Marathon-Fully für ­konditionell anspruchsvolle Touren auspacken, das Trailbike auf die umliegenden Gipfel tragen oder über die Alpen fahren, mit dem Enduro durch die gebauten Strecken in Trailparks düsen oder gänzlich abfahrtsorientiert

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mit dem Downhiller und Liftunterstützung die ­Bikeparks genießen. Und zu all diesen ­Facetten kann man dann auch noch mit oder ohne Motorunterstützung unterwegs sein. Vermutlich nimmt man allerdings die ­Entwicklung der E-MTB (Pedelecs) am ­stärksten wahr. Ein Trend, der ganz speziell auch durch die Corona-Pandemie an Fahrt aufgenommen hat und auch so schnell nicht abnehmen wird. Ich persönlich stehe dem Ganzen, mit all seinen positiven und ­negativen Aspekten, neutral gegenüber. Es freut mich, wenn das E-MTB Menschen dazu motiviert, gemeinsam in Bewegung zu kommen – das ist gut für die körperliche und seelische Gesundheit. Ich beobachte aber auch eine stark steigende Zahl an Menschen in den Bergen, am E-MTB aber auch bei allen anderen Bergsportarten. Speziell im Sinne des Alpenvereins gilt es, eine Balance zu wahren.

Was sollte sich in den nächsten Jahren in Bezug auf den Mountainbikesport ­verbessern? René: Technisch gesehen brauchen wir in ­Österreich mehr legale Infrastruktur zum Mountainbiken. Das fängt bei ­nieder­schwelligen Angeboten wie Fahrtechnik-­Arealen oder Pumptracks an und endet bei einem möglichst umfangreichen Netz an f­ reigegebenen Forststraßen und Wander­wegen zum Mountainbiken. Es darf nicht sein, dass man erst mal 50 Kilometer mit dem Auto fahren muss, um legal biken zu können. Es bewegt sich zurzeit sehr viel, aber wir brauchen noch ein wenig Geduld. Viele Jahre wurde das Thema entweder ignoriert, oder man schuf kleinregionale I­nsellösungen,


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ohne über den Tellerrand zu blicken. Mountain­biken wurde ghettoisiert – am ­besten irgendwo in einem finsteren Tal ohne Be­rührungspunkte zu anderen Naturnutzer*­ innen. Doch es gibt zahlreiche positive ­Beispiele, und ein Umdenken beginnt. Ich bin gespannt, wohin die Reise führt.

hat, dann hat’s auch auf dem Weg Platz.“ Da stimme ich ihr völlig zu. Mein Wunsch ist, nicht ständig alles aufgrund der wenigen „schwarzen Schafe“ aufzuschaukeln, sondern das Gros jener Sportler*innen zu betrachten, die sich rücksichtsvoll in unserem Naturraum bewegen.

Darüber hinaus braucht es in Österreich aber auch mehr Akzeptanz fürs Mountain­biken. Jedes Dorf hat einen Fußballplatz für ein paar wenige Sportler. Legal biken kann man aber kaum wo – obwohl nahezu jedes Kind ­Radfahren lernt.

Abgesehen von stadtnahen Erholungs­ räumen, wo aufgrund der großen Zahl an ­Naturnutzer*innen Lenkungen ­notwendig sind, ist mit einer Trail-Etiquette (ein Verhaltens­kodex) ein Miteinander am Berg möglich. Das zeigen unsere Nachbarn in der Schweiz sehr eindrucksvoll. Wo es m ­ öglich ist, werden Wanderwege geteilt. Ist die Nutzer*innendichte zu groß, teilt man die Sportarten auf bestehende Wege auf oder – in letzter Instanz – baut eigene S ­ trecken für Mountainbiker*innen. Für die v­ er­schiedenen Genres des Mountainbike-Sports ist unter­ schiedliche Infrastruktur notwendig. ­Während Tourenbiker*innen gut mit ­anderen Naturnutzer*innen auf Forststraßen und Wegen auskommen können, sollten für den Bereich Enduro und Downhill eigenen ­Strecken geschaffen werden.

Darüber hinaus ist Akzeptanz aber immer auf beiden Seiten notwendig. Auch wir Mountainbiker*innen müssen Verständnis für unsere Lebensraumpartner aufbringen. Der Wald ist nicht nur zur Erholung da, sondern auch Wirtschaftsstandort und Lebensraum von Tieren. Gerade hier kann der Alpenverein einen wertvollen Beitrag zur Bewusstseins­ bildung leisten. Was kann man negativen Stimmen ­ent­gegnen, die sagen, dass Mountainbike-­ Strecken nicht mit anderen Sportler*innen (z.B. Wander*innen) vereinbar sind? René: Mein grenzenloser Optimismus ist vom Miteinander in den Bergen überzeugt. Eine Hüttenwirtin aus dem Stubaital hat einst zu mir gesagt: „Wenn’s in den Köpfen Platz

Erfordern neue Trails einen starken Eingriff in die Natur? René: Das kommt drauf an, welche Trails man bauen will. Betrachtet man die Flowtrails auf der Petzen, dann ja. Dort wurden

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tonnenweise Gestein gesprengt und viel Boden ­versiegelt, um den Trail errichten zu können. An anderen Orten werden bereits ­bestehende, oft schon verwitterte alte Wege revitalisiert um sie Biker*innen zugänglich zu machen. Es ist also alles möglich. Zudem muss man bei der Schaffung neuer Wege nicht nur den direkten Eingriff in den Boden berücksichtigen, sondern auch die Routen­ führung und die Auswirkungen neuer Nutzer*­­innenströme auf die jeweilige Region. Das hängt wieder davon ab, ob neue Trails im Rahmen eines Bikeparks angelegt oder ­bislang wenig erschlossene Naturräume ­genutzt werden. Die Frage ist also nicht ganz so einfach zu beantworten …

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Ich persönlich denke, dass es – ganz s­ peziell im alpinen Raum – bereits ausreichend Wege fürs „klassische“ Mountainbiken (Forststraße rauf, Wanderweg oder F ­ orststraße runter) gibt. Neben den markierten Alpenvereins­ wegen gibt es eine Vielzahl an nicht ­markierten Wanderwegen und Steigen. Wo ein Wille, da ein Weg – auch ohne neue ­Strecken anlegen zu müssen. Für die weiteren Genres des Sports ­ (Enduro, Downhill) sowie für die bereits oben ­erwähnten Möglichkeiten in Talnähe muss Infrastruktur geschaffen werden. Hier gilt es den Eingriff immer wieder aufs Neue vor Ort abzuwägen.


mtb spezial

Tipps vom Profi Sicherheitstipps für Anfänger*innen Fahrtechnikkurse und gute Planung Ich empfehle Anfänger*innen einen ­­Fahrtechnikkurs zu besuchen und sich ­langsam an die Schwierigkeiten der Trails heran­zutasten. Macht euch vertraut mit ­lokalen / gängigen Schwierigkeitsskalen, um keine bösen Überraschungen zu erleben. Einfache Trails für Anfänger*innen werden lt. Singletrail-Skala mit S0 bis S1 (blau) bezeichnet. Dort erwarten dich dann kaum große Hindernisse, du musst lediglich mit kleinen Stufen und Wurzeln rechnen. Wenn es diese Wege in deiner Umgebung nicht gibt, so sind Trail- und Bikeparks ein guter Start, um sich dem Thema Trails anzunähern. Vor der Fahrt Grundsätzlich sollte man sein Bike vor jeder Ausfahrt checken und eine detaillierte ­Tourenplanung durchführen. Entspricht die Strecke meinen konditionellen und fahr­ technischen Fähigkeiten? Welche Ausrüstung benötige ich? Habe ich ausreichend Ersatzteile, Verpflegung und Notfallausrüstung mit? Fahre auf keinen Fall alleine und stets auf Sicht – man muss jederzeit gefahrlos ­anhalten können!

Ansonsten gibt es bei allen Anbauteilen, von der Federgabel bis hin zu den Reifen, jedes Jahr etwas Neues. Picke dir dein Highlight raus. Unter uns: man muss nicht gleich jedem Trend folgen! Fully oder Hardtail? Wenn du ständig der Erste am Gipfel sein möchtest, dir Geschwindigkeit und Zeiten wichtig sind und du täglich überlegst, das ­Gewicht deines Bikes zu optimieren, dann greif zum Hardtail. Wenn du einfach nur gerne draußen ­unterwegs bist und ein wenig Komfort ­genießt, dann ab zum Fully. Auch hinsichtlich Sicherheit ist es meine erste Wahl. Die ­Federelemente sorgen für mehr Grip und verzeihen so manchen Fahrtechnikfehler. Ganz speziell beim E-MTB gibt es kaum noch einen Grund (abgesehen vom Preis), nicht zum Fully zu greifen. Das Mehrgewicht spielt hier keine Rolle.

Material Unverzichtbares Equipment Sicherheitsausrüstung wie Helm, (lange) Handschuhe und Sonnenbrille sind un­ erlässlich. Das ist wie die Dreieinigkeit beim Skitourengehen: Pieps, Schaufel und Sonde *g*. Ein Rucksack mit allen Ersatzteilen und passendem Werkzeug, Verpflegung, Erste-­Hilfe-Ausrüstung und Kleidung je nach ­Witterung ist Pflicht. Der neueste Shit beim Mountainbiken Die neuesten Trends beim Mountainbiken sind meistens Religionsfragen. Ich persönlich war vor vielen Jahren von der ausfahrbaren Sattelstütze begeistert – das war für mich wie die Erfindung des Rades selbst. Aktuell bin ich ein Fan von Einmalantrieben, also nur einem Kettenblatt vorne. Das spart Gewicht, Ärger beim Einstellen und ist wartungsarm.

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reise

Sportklettern auf Mallorca Ein paar Eindrücke eines Versuchs, im Hochsommer auf einer als Partymekka verschrienen Mittelmeerinsel zu klettern. Text: Sam Wehr Fotos: Sam Wehr und Timon Höbert

Sam und Timon trotz Hitze entspannt in Mallorca

„Hast du Tipps für Klettergebiete, in denen es auf Mallorca im Sommer aushaltbar ist?“, frage ich im Frühjahr 2021 einen Bekannten, dessen Social-Media-Account mir verraten hat, dass er dort momentan die Felswände unsicher macht. „Nur im Wasser“, antwortet er, „es ist jetzt Ende April schon zu heiß zum Klettern.“ Trotz dieser Hiobsbotschaft halten wir an unserer Idee fest, die eigentlich aus einer geplanten, später in den digitalen Raum verschobenen Konferenzteilnahme ent­standen ist: Die Felswände der berüchtigten Partyinsel zu erkunden – und das mitten im Hochsommer. Denn der Wunsch, mit Blick aufs Meer im Seil zu hängen und danach zur Abkühlung ins Wasser zu hüpfen hat sich ­bereits in unseren Köpfen festgebrannt. War es die beste Entscheidung? Lest und urteilt selbst! Man muss dazu wissen: Mallorca ist w ­ irklich mehr als die verrufenen Partytouristen und überfüllten Sandstrände. Das Meer ist glasklar, warm und karibisch türkis, das Essen köstlich (auch für Vegetarier*innen­ und ­Veganer*innen gibt es inzwischen

­ enügend Angebote in den L g ­ okalen!) und die ­Geschichte und Architektur f­ aszinierend. Und zuletzt wären da die Felswände der Insel: ein Eldorado fürs Klettern in allen Schwierig­keitsgraden! Somit sind wir im Juli 2021 nach ein paar Tagen wallender Hitze und aus­giebigem Sonnenbaden wohl die einzigen Gäste auf der Insel, die sich über das angesagte Gewitter und das darauf­ folgende k­ ühlere Wetter freuen – wenn auch nur für ein paar Stunden. Also: Möglichst früh auf­stehen und den Temperatursturz in eine möglichst hohe Anzahl an Kletterstunden umwandeln. Doch als wir auf die mittel­alterliche Kleinstadt Valldemossa und das malerisch schöne T ­ ramuntana-Gebirge zufahren, r­ egnet es schon wieder. Wir f­ ahren weiter und w ­ arten einmal ab. Und siehe da, die Wetter­götter entscheiden, uns einen Klettertag bei blauem Himmel an einer ­schattigen Wand zu s­ chenken. S’estret Die Temperaturen bleiben annehmbar, und wir treffen im Klettergebiet S’estret im S ­ ektor Cuarentón ein einheimisches Klettertrio und lernen schnell den spanischen Ruf für „Seil!“

Heiße Tipps » Himmelsausrichtungen – Einige Wände liegen nur vormittags im kostbaren ­Schatten, nur ein paar wenige den g ­ anzen Tag. Der Großteil bekommt so viel S ­ onne ab, dass klettern im Sommer leider ­un­möglich ist. » Sonnenschutz – Sonnencreme mit LVS 50+ und ein atmungsaktives T-Shirt sind Pflicht.

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» Wasser – Immer genügend Trinkwasser ­mitnehmen. » Mietwagen – Zu den Wänden kommt man am besten mit einem (möglichst kleinen und flexiblen) Mietwagen. Wir empfehlen eine Selbstbehaltsreduktion: Viele der Zufahrtswege sind nicht asphaltiert und hinterlassen unschöne (und teure) Spuren auf dem Lack – haben wir gehört ;–).


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links: Abhängen im b ­ erg:rausch-Outfit nahe Santanyí rechts: Timon beim DWS in der Cala Sa Nau

(la cuerda!). Mit Helm (el casco) klettern aber nur wir. Bei den teilweise noch f­ euchten Wänden kam uns das Magnesium (el ­magnesio), das wir so wie all unser anderes Kletterzeug in einem riesigen 23-Kilo-Koffer transportieren, gerade recht. Die Routen dort sind gut, nur etwas abgeschmiert und kurz. Wir fragen also unsere neuen Amigos nach ihren besten Tipps für unseren Kletterurlaub. Die sind sich einig: Die Kombination aus dem Besten, was Mallorca zu bieten hat, findet man im Südosten der Insel!

Mallorca: Ein Eldorado für Sportklettern und DWS – zur r­ ichtigen Jahreszeit.

Port d‘Andratx Bevor wir, nach einem Zwischenstopp am nördlichsten Punkt der Insel, am Cap ­Formentor, wieder gen Südosten fahren, ­versuchen wir uns an einer Wand an der Westküste, gegenüber der Villenreihen von Port d’Andratx, in der Cala Llamp. Doch schon während der ersten Route, mit wilden Ziegen im Rücken und nach einem kurzen, aber abenteuerlichen Zustieg durch Sand und Palmengestrüpp, ist uns klar, dass es die einzige für heute bleibt. Es ist heiß, sehr heiß. T-Shirt und schwitzen oder Sonnenbrand? Wir entscheiden uns, abzubrechen und ­stattdessen am Strand zu faulenzen. Santanyí Bekannt ist diese Gegend unter Sportler*­ innen vor allem für ihre Idealvoraus­ setzungen für Deep Water Soloing (DWS), bei dem man ungesichert über dem Meer klettert. Wir haben auch hier nach ein paar

Tagen des Entspannens bei über 30 Grad im Schatten wieder Glück und erwischen gegen Ende unseres Urlaubs einen windigen und bewölkten Morgen und können anschließend sogar den ganzen Vormittag im Kletter­gebiet Torre d’en Beu sportklettern. Direkt am Meer und über den rauen Wellen klettern wir im Sektor „Germany“ einige traumhafte Routen, allein mit ein paar einheimischen Fischern, die uns interessiert beobachten. Danach g ­ önnen wir uns im Ort ein veganes Mittagessen im „Retro­way“. Am nächsten Tag finden wir sogar noch eine anfängerfreundliche DWS-Route namens „Frogger“ für Timon in der Cala Sa Nau. Mulmig ist mir schon zumute: Wird er es unbeschadet aus dem ­Wasser schaffen, sollte er fallen? Zum Glück turnt er gekonnt die Route hinunter und wieder hinauf, bis wir uns endlich wieder unter ein paar Pinien vor der prallen Sonne verstecken können. Also: Mallorca im Sommer? Am Ende der Reise angekommen, lässt sich festhalten: Mallorca ist eine wunderschöne Insel, es gibt viel zu sehen, zu genießen und zu erleben. Der Fels ist toll, die Aussichten grenzgenial, das Meer unglaublich warm und blau. Aber zum Klettern sollte man lieber das Frühjahr oder den Herbst ansteuern. Die Hitze macht richtig träge, und ohne etwas Glück sind die Wände einfach nicht kletterbar. Wir sind trotzdem um einige ­Erfahrungen reicher und freuen uns aufs nächste Mal, hasta luego!

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Rubrik

Rechts riecht es nach Weizen, links nach Meer Ein Bericht einer Radreisen-Anfängerin. Von Lübeck bis Stralsund. Text und Fotos: Angela Hirsch

Sightseeing-Tipp: Wismar Reisetipp: Zug mit Radplatz

Gemütlich sitze ich beim Frühstück und mir fällt ein Katalog über Radreisen in die Hand. Ich habe knapp elf Tage Zeit für eine Reise, inklusive Urlaub. Ich rufe einen a ­ bsolut ­rad­reiseerprobten Freund an und frage ihn nach möglichen Zielen. Ich entscheide mich für die Ostsee und denke mir: Da ist es flach und das Abenteuer überschaubar. Tipps sind schnell eingeholt, zwei Radtaschen ­gekauft sowie das Nötigste an Radwerkzeug, ein Ersatzschlauch, eine Trinkflasche samt ­Halterung und ein Zugticket nach Lübeck. Die erste Etappe: 70 Kilometer. Ein guter Tipp: „Mach’ genug Pausen.” Mit neun Kilo Gepäck und meinem alten Drahtesel steige ich in den Nachtzug. Einmal durch Lübeck laufen und schlafen, dann kann es losgehen.

­rechtzeitig buchen sowie Quartiere Mitnehmen:­ Bikini und Haube

Es regnet. Am Weg raus aus Lübeck sprechen mich zwei ältere Damen an, die auch mit dem Rad unterwegs sind. Irgendwie schaffen wir es gemeinsam aus der Stadt, der Weg wird sofort angenehmer und die Sonne kommt raus. Nach einer ausgiebigen Pause setze ich in Travemünde mit der Fähre nach Priwall über. Ich radle gemütlich vor mich hin, rechts riecht es nach Weizen, links nach Meer. Die zweite Etappe von Zierow über Rerik nach Wendelstorf ist fast geschafft. Der Weg bis Rostock ist wenig spannend. Warne­ münde gefällt mir gar nicht und ist total ­überlaufen. Der Hintern tut irre weh. 170 Kilometer hat er bereits durchgehalten, jetzt will er eine Pause. Ein Pausentag hat gutgetan. Rostock ist ein feines Städtchen. Es geht weiter auf den Darß. Rückenwind kann jeder. Von 54 Kilo­ metern Strecke waren 34 Kilometer mit Gegenwind. Wegen der Wettervorhersage buche ich ein Zimmer, es soll die nächsten Tage Gewitter geben. Doch ich habe Glück,

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mir sind ein paar Tage am Strand vergönnt, Sonne statt Gewitter. Was für ein wunderschöner, kilometerlanger, einsamer Strand. Die letzte Etappe steht an. Es geht zirka 15 Kilometer durch den Wald. Ich komme mir vor wie auf einem MTB-Trail. Endlich raus aus dem Wald begrüßt mich der Gegenwind. Eine Weile später dreht der Wind – wunderbar. Ich allerdings muss auch umdrehen, ich habe die Abzweigung verpasst und muss zurück. In Stralsund treffe ich Kitty und Uschi, die zwei Radfahrerinnen aus Lübeck wieder. Sie haben sich immer wieder bei mir erkundigt, wie es mir geht, und ein bisschen auf mich aufgepasst. Nachdem wir uns verabschiedet haben – Endspurt. Ich trete voll in die Pedale. Mir kommt vor, ich stehe, so stark weht der Wind. Voll Adrenalin komme ich fix und fertig nach 80 Kilometern gegen den Wind an und habe einen Riesengrinser im Gesicht. Bevor es weitergeht, mache ich noch einen Tag Pause in Stralsund. Zum Glück bin ich am Vortag angekommen. Der Wind ist jetzt so stark, es wäre unmöglich gewesen zu radeln. Von den Backsteinbauten habe ich genug gesehen. Ab in den Zug und nach Hannover zu Freunden. Dort hat es 38 Grad. Wir radeln 40 Kilometer durch die Stadt bis wir uns total v­ erschwitzt in einer Kneipe am W ­ asser nieder­lassen und uns die Getränke fast schon zur Abkühlung ins Gesicht schütten. Am nächsten Tag geht es wieder mit dem Zug nach Wien. Beim Aus-dem-Fensterschauen lächle ich, ich hatte so eine schöne Zeit: am Rad bei 15 bis 38 Grad, von Lübeck bis Stralsund und durch Hannover, von Wien mit dem Zug gen Norden und zurück, von einer Radreiseanfängerin zum Radreisefan – und überlege schon, wohin die nächste ­Radreise geht.


unterwegs

Zug oder nicht Zug, das ist hier die Frage! Text und Foto: Angela Hirsch

Es ist nicht besser oder schlechter, ­sondern

Da sitze ich am Bergfieber-Stammtisch und erzähle stolz, bereits ein Klimaticket gekauft zu haben, und gleich kommt die Frage, ob ich mit dem Zug bei Ski- oder Wandertouren etc. nicht viel eingeschränkter bin in meiner Flexibilität.

­ lanungsansatz an. Früher war die Planung P mit dem Zug die Ausnahme, jetzt ist es die mit dem Auto. Mein Gepäck ist genau ­überlegt, der Skisack hat nun Rollen, der Koffer kann geschultert werden: Ich bin aufs Zugfahren eingestellt.

Mmmh, darüber musste ich erst nach­ denken. Da ich seit Langem kein Auto mehr habe, fahre ich schon einige Jahre zum Freeriden, ans Meer (in den Süden und den ­Norden) oder zu Freunden mit dem Zug. Bin ich nun weniger flexibel oder mehr? Beides!

Brauche ich länger mit dem Zug? Ja und nein. Auf der Hauptverbindungsstrecke in den Westen bin ich viel schneller mit dem Zug, im Süden bin ich zirka gleich schnell. Steige ich in einen Anschlussbus, brauche ich ­ver­mutlich länger als mit dem Auto. Doch das macht mir nichts aus. Ich kann im Zug ­arbeiten, lesen, essen, aufstehen, aufs Klo gehen (jede Anfahrt zur Raststation kostet auch Zeit) und ein Nickerchen machen (so komme ich schon fast wieder munter zu Hause an). Und einer der größten Vorteile ist: Ich kann aus dem Fenster schauen, eine Auszeit nehmen, nachdenken oder einfach nur schauen. Mein Alltag ist sowieso dicht getaktet mit Arbeit, Hobbies, Sozialleben etc., Pausen sind selten. Genau das suche ich doch draußen in der Natur, eine Auszeit. Also warum nicht auch einfach die Stunde mehr im Zug, beim Warten auf den Bus usw. ­nutzen, eine Auszeit nehmen und in die ­Gegend schauen!?

anders mit dem Zug. Es ist einfach nur eine andere Planung.

Mit dem Kauf des Klimatickets bin ich jetzt noch flexibler! Ich wäre nie für einen Tag bis nach Fuschl gefahren und abends wieder zurück. Da ich bereits mein Ticket für ganz Österreich im Vorhinein gezahlt habe, k­ ostet mich die Fahrt nach Fuschl 0 Euro. Jede Fahrt kostet mich ab jetzt 0 Euro. Es fällt mir so leichter, mehr Zugkilometer für kurze ­Zeiträume zurückzulegen. Vorher waren Zugkosten auch ein Grund, nicht so weit für kurze Zeit zu fahren. Ich fühle mich mit dem Zug flexibler in der Wanderroutenplanung, da ich nicht immer wieder zum Ausgangspunkt, zum Parkplatz, zurückmuss. Von Wien bis nach Fuschl und zurück aus St. Gilgen am Wolfgangsee (die Wanderung war wunderschön!) – das hätte ich früher nicht gemacht. Von Freitagabend bis Sonntagnachmittag aufs Kitzsteinhorn – auch das hätte ich nicht mit dem Auto gemacht. Viel zu anstrengend ist mir das Autofahren und in Relation zu hoch die Kosten mit dem Zug. Jetzt plane ich Ausflüge mit Startpunkt im Osten bis weit in den Westen – auch für kurze Zeit. Also macht mich das deutlich flexibler. Und ja, natürlich gibt es auch Touren, die besser mit dem Auto zu ­machen sind. Es kommt halt auf den

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Wie läuft's auf der Theodor-Körner-Hütte? Der neue Hüttenwirt der Theodor-Körner-Hütte, Christoph Stummer, hat seine erste Saison erfolgreich hinter sich gebracht. Für oben° durfte ich ein Interview mit ihm führen, in dem er mir von der vergangenen Saison berichtet hat. Text: Christoph Stummer, Elisabeth Lackner Fotos: Christoph Stummer

Die Saison auf der Körner-Hütte dauert von Anfang Juni bis Mitte Oktober. In dieser Zeit ist der 27-jährige Christoph S ­ tummer rund um die Uhr auf der Hütte und b ­ etreut seine Gäste mit Herz und Schmäh. F­ rüher auf­zusperren ist wegen der Schnee­ verhältnisse unmöglich. Mangels einer Material­seilbahn muss der Schnee auf 1469 m Höhe s­ chmelzen, damit man die Hütte mit dem Auto erreichen kann. Dass die Hütte den Winter über eingeschneit und nicht zu e ­ rreichen ist, bedeutet auch, dass nach Saisonende viel zu tun ist. Zwei bis drei Wochen Arbeit stehen an, um die Hütte w ­ interfest zu machen, einmal ­komplett durchzuputzen, den Weg zur Hütte ­abzubauen, die Wasserleitungen leer zu ­kriegen usw. Die letzte Saison Mit dem Wetter steht und fällt das G ­ eschäft. Umso besser, dass man diesen Sommer Glück mit dem Wetter hatte. S ­ onnige Wochen­enden brachten zahlreiche ein­ heimische Wanderer, die auf Kaffee und Kuchen oder Kaspressknödl-Suppe ­vorbeikamen. Auch an Übernachtungsgästen mangelte es nicht. Und Corona? An der Körner-Hütte ging die ­Pandemie diesen Sommer fast spur­los vorbei. Trotz a ­ nfänglicher ­Befürchtungen verschlug es ­glücklicherweise auch ausländische

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Gäste auf die Hütte. Eine volle Auslastung der ­33 B ­ ettenwar zwar nicht möglich, damit genug A ­ bstand zwischen fremden G ­ ruppen ein­ge­halten werden konnte. Etwa 28 Betten wurden ­allerdings belegt. Darüber hinaus konnte der Betrieb relativ normal a ­ blaufen. Am Berg v­ ergessen die Leute, dass es ­Corona gibt. Ob das gut oder schlecht ist, bleibe offen, so der Hüttenwirt. Social-Media-Engagement mit großem Erfolg Schon vor dem Saisonstart 2021 begann Christoph mit Posts auf Facebook und ­Instagram, die Leute auf die doch etwas ­versteckte Hütte zu locken. Das Haus liegt nicht direkt am Weg, man muss eine ­Abzweigung nehmen, um es zu erreichen, daher, so der Hüttenwirt, müsse man eben auf sich aufmerksam machen. Und das ist ihm gelungen! Durch seinen Social-­MediaAuftritt sind Zeitungen und Fernsehsender auf ihn zugekommen und wollten über ihn und die Hütte berichten. Auch Servus TV war im Mai dieses Jahres für einen Dreh auf der Hütte. Nach erfolglosem Warten auf b ­ esseres Wetter wurde beschlossen, trotzdem zu drehen. Die Hütte war noch verschneit und konnte mit dem Auto nicht erreicht werden, weshalb Hüttenwirt und Kamerateam sich mit dem Equipment zu Fuß auf den Weg machten. Die volle Schönheit der Landschaft kam durch das schlechte Wetter nicht ganz zur Geltung. Gute Werbung für die Körner-­ Hütte war es trotzdem!


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Was ist das Schöne daran, Hüttenwirt zu sein? Das Schöne am Dasein eines Hüttenwirts, so Christoph Stummer, ist die Arbeit mit den Menschen. Als Gastgeber ist man dafür ­verantwortlich, dass sich die Leute auf der Hütte richtig wohl fühlen. Dass es dabei um mehr geht als nur um gutes Essen, Service und Sauberkeit, ist für den Hüttenwirt klar. Man muss in diesem Beruf die Menschen sehr mögen. Nur so kann man den Gästen ein gutes Gefühl vermitteln. Nach einer ­langen Saison ist das nicht immer leicht, ­weshalb sich Christoph Stummer nach ­Saisonschluss erst einmal seinen wohl­ verdienten Urlaub gönnt.

Stützpunkt der Akademischen Sektion Wien gebaut. A ­ nlässlich dieses Jubiläums freut sich ­Christoph auf einen Besuch der M ­ itglieder der ASW. Jeder Anwesende bekommt eine Flasche Zirbenschnaps, aber nur, wenn er sie am s­ elben Abend austrinkt, scherzt ­Christoph.

Die Faszination der Berge hat auch den ­Hüttenpächter gepackt. Die Gäste kommen auf die Hütte, um Berge zu erleben. Er ist stolz darauf, ein Teil dieser Berg-Experience zu sein.

Wer sich einen Gusto auf die l­eckeren ­regionalen Speisen holen und die ­wunderschöne Landschaft im A ­ ngesicht der Bischofsmütze bewundern will, kann auf I­nstagram oder F ­ acebook der ­Theodor-­Körner-Hütte folgen.

Die Körner-Hütte ist innerhalb von ein­­ein­ halb Stunden Gehzeit zu erreichen. Die ­Wanderung zur Hütte ist familienfreundlich und für alle Generationen geeignet. Wer dann noch nicht genug hat, kann von der Hütte aus z­ ahlreiche Gipfel besteigen und Klettertouren unternehmen. Wenn ihr noch nicht oben wart, schaut doch einmal vorbei!

100-Jahr-Jubiläum Nächstes Jahr wird die Theodor-KörnerHütte 100 Jahre alt. 1922 wurde sie als

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hütte

Wissenswertes zur ­Geschichte der ­Theodor-Körner-Hütte Das besondere Kraftzeichen: der Luster in unserer Theodor-Körner-Hütte! Text und Fotos: Wolfgang Steffanides, Sektions-Archivar (früher jahrzehntelang Hüttenwart)

Es ist ein geschnitzter und restaurierter ­Holzluster, 1924 geschaffen vom Hütten­ architekt Wilhelm Luksch und restauriert 1999 durch Harald Engländer. Architekt Luksch war schon der Schöpfer unserer ­ersten Hütte, der Langkofel-Hütte, deren ­derzeitige Gestalt auf die Eröffnung im Jahr 1903 zurückgeht. Lawinen hatten das erste Bauwerk sehr rasch zerstört. Die ­Ereignisse des Ersten Weltkriegs haben uns die Lang­kofel-Hütte entrissen. Nach langen Be­mühungen war es gelungen, vom ­italienischen Staat einen kleinen Geldbetrag zu erhalten, der die fi ­ nanzielle Grundlage für den ­Material­einkauf zum Bau einer neuen Hütte bildete. Die Not war allgemein sehr groß. Von unseren 475 Mitgliedern im Jahr 1914 waren nach der Katastrophe des E ­ rsten Weltkriegs gerade noch 167 am Leben. Und trotzdem wurde bereits am 31. Jänner 1919 beschlossen, am Gosaukamm einen Hüttenplatz zu suchen – wie schon im Jahr 1900. Die Sektion Linz stellte uns den Platz zur ­Verfügung, der im Eigentum der Bundes­ forste war, uns aber für vorerst 20 Jahre ­verpachtet wurde. Das gesamte Material musste hinauf­­ge­ tragen werden, fast immer von Menschen, und das waren meist Sektionsmitglieder, die für Fahrtkosten und eine sehr einfache

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Verpflegung diese schwere Arbeit leisteten. Und das ist auf dem Luster sehr realistisch figural d ­ argestellt! Die Arbeiten erfolgten ab Pfingsten 1922 und 1923, sodass bereits im 35. Bestandsjahr unserer Sektion, am 26. August 1923, unser nunmehriger Hütten­ standort feierlich eröffnet werden konnte. Vorerst war er nur für Sektionsmitglieder zugänglich und sehr einfach bewirtschaftet. Der Besuch war enttäuschend gering, s­ odass man bemüht war, zur Steigerung der Gäste­ zahlen eine entsprechende K ­ onzession zu erhalten. Das ist erst 1938 gelungen und bewirkte deutlich bessere Verhältnisse. Hütte und Sektion haben dann wieder die Krisenzeiten der Kriegs- und Nachkriegszeit zu ­bewältigen gehabt – und unser Luster hat alles überstanden! So hatten wir viele Jahrzehnte drei Hütten: für Unternehmungen im Fels eben unsere Theodor-Körner-Hütte, für Eistouren unsere Hofmannshütte im Glockner-Gebiet oberhalb der damals noch sehr nahen P ­ asterze und für Aktivitäten im Schnee unsere ­Erich-­Sulke-Hütte, früher Akademiker-Hütte, in der ­Hinterglemm. U ­ nsere Festschriften 100 bzw. 125 Jahre ASW geben genauere ­Informationen und sind noch erhältlich.


wissen

oben°wissen-Nachlese: ­ Kletterszene diskutiert braune Routennamen Vor dem Sommer lud oben°wissen zwei Diskutanten zur brandheißen ­Diskussion rund um Wiens populärsten Kletterführer, den Keltenkalk 4. Text und Foto: Bibiane Kaufmann

Wie in anderen Büchern von Routensetzer Thomas Behm sind viele seiner Routen­ namen bewusste A ­ nspielungen auf die NS-Ideologie (Heimaterde, Massenmenschen­ haltung, Panzerkrieg, R ­ unenzauber, Weiße Kraft, Wotanskrieger, Kristalltag, Gauland, Hammergott, Runengymnastik). Sie sind Denkmäler für Neonazi-Bands (Skaldensang, Totenburg, Panzerdivision Marduk) oder sonst rechte Provokationen (Zigeunerpolitik, Negerbrot, Greta Dummberg). Der Standard, Die Presse, Augustin und Falter berichteten. Behm klettert gerne mit Kickl (2019 Erst­ begehung am Rauchtalwandl) und schreibt in rechtsextremen Blättern (Freilich-Magazin). Es geht also nicht um einzelne Ausrutscher und Geschmacklosigkeiten. Vielmehr besetzt hier jemand systematisch gemeinsamen Raum, Natur, Fels mit bewussten rechts­ extremen Provokationen. Schon vor zehn Jahren thematisierten einige Medien das. Aber als Kletterin bleibt einem oft nur die Wut oder die Route auszulassen (bringt genau nichts).

Umso wichtiger, dass es Alpenverein und Naturfreunde gibt, die das n ­ euerlich ­entschieden mit einer Aussendung ­ver­urteilten und Werte wie Weltoffenheit, ­Inklusion, A ­ ntirassismus und Antifaschismus hoch­halten. Als junge Kletter*innen, ­Alpinist*innen und Berg-­Wander*innen sind wir aktiver Teil beim Durchsetzen d ­ ieser Werte. Oben°wissen hatte dazu M ­ artin Achrainer zu Gast, der eine Broschüre zum Thema Antisemitismus im Alpenverein heraus­gegeben hat, und Lukas aus einer Social-Media-­Klettergruppe. Für Behm sind die Aussendungen­„Pflicht-­ Antifaschismus“ einer verweichlichten ­„linksliberalen Hallenkletterjugend“. Tja, in einem ungeregelten Raum wie dem ­Routensetzen geht Reviermarkieren eben nur so lang, wie es der Rest der C ­ ommunity akzeptiert. I­ntoleranz kann sich dabei ­niemals auf T ­ oleranz berufen. Wir waren uns daher einig, dass man den Verlagen klarmachen muss, was läuft, aber auch, dass es alternative K ­ letterführer und kreative Ideen braucht, statt „Is ma wurscht“. In diesem Sinn b ­ erichtete der Standard jüngst, dass bei der Route „Festung Europa“ auf der Hohen Wand nun jemand eine Gedenktafel für die Opfer der europäischen Flüchtlingspolitik ­angebracht hat. Sonst noch Ideen? Schreib‘ mir! ;)

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wissen

Wenn das alte Kletterseil zum Wäschekorb wird Text und Fotos: Elisabeth Lackner

Im Alpinsport ist es besonders wichtig, die Ausrüstung regelmäßig zu erneuern, um ­Sicherheit zu gewährleisten. Wie können wir es trotzdem schaffen, Müll zu vermeiden? Das beste Produkt ist jenes, das gar nicht erst produziert werden muss, und der beste Müll ist jener, der gar nicht erst entsteht. Wer seinen Konsum einschränken und Müll vermeiden möchte, der stößt im Alpinsport an seine Grenzen. Um Sicherheit und beste Erfolge zu garantieren, muss die Ausrüstung regelmäßig ersetzt werden. Was können wir aber tun, wenn das Kletterseil, der Radreifen, der Skistock oder das Zelt ausgedient haben? Muss alte oder kaputte Sportausrüstung im Müll landen? Der Frage, wie man diesen ­ausrangierten Teilen noch einmal Leben einhauchen kann, bin ich im Rahmen dieses Artikels nachgegangen und bin auf einige spannende Ideen gestoßen. Für Bastler*innen und Kreative ist Up­ cycling eine Möglichkeit, sich schöpferisch ­auszuleben. Ein Körbchen aus dem alten Kletterseil ist schnell gemacht. Es e ­ rfordert kein b ­ esonderes G ­ eschick und ist auch als Einsteiger*-­

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innen-Upcycling-Projekt geeignet. Das Seil wird einfach spiralförmig mit Heiß­ kleber ­aneinandergeklebt und dient nun als s­ chickes Körbchen. Der etwas v­ erbeulte Fahrradreifen macht sich mit neuem Lack sehr gut als dekorative Foto-Pinnwand, und die alten Karabiner wurden zu einem ­ungewöhnlichen Schlüsselbrett. Die Möglichkeiten sind mit ein bisschen Kreativität oder einer Pinterest-Recherche unendlich. Aus einem alten Ski kann ein ­Gewürzregal entstehen, aus dem alten Fahrradschlauch eine Geldbörse, Patches zum Löcher kleben oder eine Steinschleuder für die Kids. Mit etwas Geschick lässt sich aus der alten Scheibenbremse eine Uhr zaubern. Der alte Wanderschuh kann im Garten als lustiger Blumentopf Kräuter vor der Kälte bewahren, der Skistock daneben kann als Bohnenranke fungieren. Wer keine Lust hat, seine ausrangierten Dinge zu „verbasteln“, kann einiges davon sinnvoll weitergeben. Seile, Bandschlingen und Zelte ohne Stangen können direkt an die Seilretter geschickt werden. Infos findet ihr unter newseed.de. Aus den gesammelten Teilen werden neue Produkte gefertigt. Es entstehen zum Beispiel Boulderbags, Armbänder, Liegestühle, Gürtel, Untersetzer oder Schüsselanhänger. Wer besonders an seiner Ausrüstung hängt, kann sogar personalisierte Unikate in Auftrag geben.


wissen

Upcycling in Wien Wir haben ein Interview mit Gabriele Gottwald–Nathaniel, der Gründerin und Vorsitzenden der gabarage – upcycling design, einem Upcyclingprojekt in Wien, geführt. Interview: mit Gabriele Gottwald–Nathaniel, von Elisabeth Lackner Fotos: Christoph Liebentritt, www.moritz-scheer.at und www.gabarage.at

Können Sie unseren Leser*innen erklären, was der Unterschied zwischen Upcycling und Recycling ist? Beim Recycling entsteht neues Material, neue Produkte aus dem identen Ausgangsmaterial. Aus (Alt)Papier wird wieder Papier. Aus (Alt) Glas wird Glas. Unter Upcycling versteht man, dass das Ausgangsprodukt neu interpretiert wird und eine neue, aufgewertete Verwendung findet. Konkret heißt das bei uns z. B., dass aus alten Büchern Bücherhocker oder -lampen entstehen, alte Feuerwehrschläuche bei einer Schaukel zum Einsatz kommen oder alte Rolltreppenteile eine Sitzbank werden. gabarage upcycling design Schleifmühlgasse 6, 1040 Wien gabarage@gabarage.at www.gabarage.at

Vor allem in Bezug auf Nachhaltigkeit wird Upcycling als neuer Weg gesehen. Was sind die positiven Auswirkungen, die Upcycling auf den Einzelnen und die Umwelt hat? Durch Upcycling werden Produktzyklen verlängert. Defekte, ausrangierte Produkte oder Materialien bleiben länger im (Handels) Kreislauf und finden eine neue Verwendung. Damit soll auch ein klares Zeichen gegen die Mechanismen der Wegwerfgesellschaft ­gesetzt werden und ein positives Signal für die langlebige Verwendung von Rohstoffen. Warum haben Sie die gabarage – upcycling design gegründet? gabarage wurde im Rahmen einer EU-­ Initiative „Equal 1“ 2002 gegründet. G ­ esucht waren Projekte, die Menschen den W ­ ieder­-

einstieg in den Regelarbeitsmarkt ermög­ lichen­sollten. Unsere Idee war es, einen ­Betrieb zu gründen, der sich auf eine neue Art mit den Auswirkungen unserer Konsumund Wegwerfgesellschaft auseinandersetzt und dabei Beschäftigungs- und Arbeitsplätze für Menschen zu schaffen, die es am Arbeitsmarkt schwerer haben ihren Platz zu finden. Haben Sie Ideen, was die Leser*innen aus alten Kletterseilen, Karabinern, Ski, Ski­stöcken, Fahrradbestandteilen, ­Fahrradschläuchen, Zelten oder Zeltstangen machen könnten? Am besten wäre es bei uns einen Workshop zu buchen und gemeinsam Produkte zu entwickeln. Das ist nämlich bei uns m ­ öglich. Aus Fahrradschläuchen haben wir z. B. schon Ohrringe und Halsketten ent­wickelt. Fahrradteile haben auch schon Ver­wendung in ­Lampen gefunden. Aus alten Skiern haben wir vor einiger Zeit b ­ esondere Ringe aber auch Garderobenständer e ­ ntworfen. Der Phantasie sind bei uns kaum Grenzen ­gesetzt. Kann man als Privatperson ausrangierte Dinge direkt bei Ihnen im Shop abgeben? Bitte vorher anrufen oder schreiben. Wir ­können viele Dinge nehmen, aber nicht alle!

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danke

Danke Text: Angela Hirsch

Lieber Sam, danke, dass du auch während der so herausfordernden Zeit der Pandemie den Laden schupfst! Du machst so vieles für uns. Du bist immer für uns da – egal, ob wir Fragen zu unserer ­Mitgliedschaft, unsere Adresse geändert oder unseren Ausweis verloren haben und einen neuen brauchen. Du unterstützt das Alpinteam, wartest unsere Website, regelst unsere ­Finanzen. Für Angelegenheiten unserer Hütte bist du ein ganz wichtiger Ansprechpartner, ­genauso wie für den Hauptverein, mit dem du alles Wichtige für uns regelst. Ein ehren­ amtliches Team zu k­ oordinieren und zu informieren, ist ganz besonders schwierig, aber du bleibst immer an uns dran, vergisst nie, was noch zu erledigen ist, und hast uns immer im Blick – dafür d ­ anken wir dir sehr! Auch entwickelst du die Sektion weiter, installierst neue Tools, damit wir ein noch besseres Service bieten können, und bist für uns alle ein ­Ansprechpartner für Ideen, W ­ ünsche, Bitten und hast ein offenes Ohr für unsere Probleme. Danke, dass du das alles und so vieles mehr für uns machst! Du bist super!

Unser ASW-Buff Das stylische ASW-Buff ist nicht nur praktisch, es steht auch jedem ASW ­Mitglied. Es passt in jede Hosentasche und die Einsatz­möglichkeiten sind unbegrenzt. Ob klassisch um Hals, Kopf oder Nase, Stein­schleuder, ­kleines Sackerl zum Schwammerl t­ ransportieren oder bei trainierten ASW-Wadeln sogar als Strumpfband, unser multifunktionelles Buff kann man immer brauchen. Deswegen empfehlen wir euch es bei Ausflügen und a ­ lpinen ­Ent­deckungstouren jeder Art dabei zu haben, man weiß ja nie … Bestellungen an: office@akademischesektion.at Preis 15 Euro + Versand oder Abholung im Sektionsbüro nach ­Voranmeldung

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programm

Kommende Aktivitäten und Highlights Das vollständige Programm findet ihr laufend a ­ ktualisiert auf akademischesektion.at/termine

18. Jänner 2022, 18:30 – 23.30 Uhr

28. – 20. Jänner 2022

Bergfieber Skitour bei Vollmond Bergfieber und berg:rausch Ski- und Schneeschuh-Tourenwochenende mit Egon, Hermann, Lena, Marvin, Michi und Klaus

Anfang Februar

berg:rausch Anfänger*innen-Skitourentag

11. – 13. Februar 2022

Bergfieber Skitouren-Wochenende Triebental

Februar / März

berg:rausch Skitechnik-Wochenende

4. – 6. März 2022

berg:rausch Ski- und Schneeschuh-Tourenwochenende

11. – 13. März 2022

ASW Skitouren- und Schneeschuh-Wochenende

Sommer 2022

Vielfalt bewegt – Workshop auf der Schneealpe

jeden Montag

jeden Donnerstag

mit Marvin Steinböck

Laufende Aktivitäten boulder:rausch

UWZ_Vermerk_GmbH_4C_Umweltzeichen_Vermerk.qxd 31.05.13 08:02 Seite 1

powered by berg:rausch mit Samantha

gedruckt nach der Richtlinie „Druckerzeugnisse“ kletter:rausch des Österreichischen Umweltzeichens

Druckerei Janetschek GmbH · UW-Nr. 637 powered by berg:rausch mit Lovrenc

gedruckt nach der Richtlinie „Druckerzeugnisse“ des

Österreichischen Umweltzeichens Bergfieber Meet-Ups

Druckerei Janetschek GmbH · UW-Nr. 637

die Termine werden laufend auf die Website gestellt und auf Facebook veröffentlicht. gedruckt nach der Richtlinie „Druckerzeugnisse“ des Österreichischen Umweltzeichens · Druckerei Janetschek GmbH · UW-Nr. 637

gedruckt nach der Richtlinie „Druckerzeugnisse“ des Österreichischen Umweltzeichens Druckerei Janetschek GmbH · UW-Nr. 637


Akademische Sektion Wien des Österreichischen Alpenvereins Maria­Theresien­Straße 3 / 2, 1090 Wien Öffnungszeiten: Do 17.00 – 19.00 Uhr Telefon: +43 / 1 / 319 78 37 E­Mail: office@akademischesektion.at www.akademischesektion.at www.facebook.com/ akademischesektion

„And the sun went down as I crossed the hill” aus „Learning to fly“ von Tom Petty


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