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Das Mitgliedermagazin der Akademischen Sektion Wien des Ă–sterreichischen Alpenvereins 01¡2020 // 119. Jahrgang


Rubrik

Unser Bergmoment Der Tag neigt sich dem Ende zu. Auf den letzten Metern ein Blick zurück auf den heutigen Gipfel, den wir wenige Stunden zuvor überquerten. Die bereits tief stehende Sonne erreicht zum letzten Mal für diesen Tag die Wiesen und Wälder um das Schneebergdörfl, zeichnet lange Schatten und macht damit eine Landschaft sichtbar, die wenige Momente zuvor noch nicht zu sehen war. Das ist die Magie in der Natur!

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Rubrik

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Rubrik

Inhalt

01·2020 // 119. Jahrgang

06 Fernsicht

Von Andreas Wiederin

07 Gut zu wissen & Statistik 08 Wir stellen vor Neu im Team

09 Aktivitäten im Rückblick 10 berg:TiB –

Die ASW-Jugendgruppe Eine Vorstellung

12 berg:rausch

Hangboards selber machen!

13 oben°wissen –

Climbers for Future

Initiative gegen den Klimawandel

14 Faszination Vulkane 17 Auf dem zweithöchsten

Gipfel Österreichs!

Tourenbericht aus den Ötztaler Alpen

18 Gipfelbuch

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Felsenpanther auf dem Stüdlgrat

Unsere Oldies treiben’s auf die Spitze

23 Der ASW-Chor und …

… kreative Lösungen in Corona-Zeiten

24 Check deine Kletterausrüstung! Tipps vom Profi

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Mein Bergretter versteht mich nicht

Die 5 Grundregeln der Psychischen Ersten Hilfe

29 PächterInnen gesucht! Für unsere Körner-Hütte

30 Nachruf auf Florian Steinbauer 31 Nachruf auf Dr. Julius Hanak 32 Wir stellen vor: Neu im Vorstand

33 Danke!

An Franz Neruda und Florian Steinbauer

Ein Fotorundblick auf die Aktivitäten unserer Mitglieder

Impressum Herausgeber: Akademische Sektion Wien, Teil des Österreichischen Alpenvereins, Maria-Theresien-Straße 3 / 2, 1090 Wien Chefredaktion: Sandra Hinterlechner AutorInnen dieser Ausgabe: Samuel Felder, Gundi und Helmut Frank, Samira Galler, Hannah Geiser, Niko Hartmann, Lev Heinzle, Sandra Hinterlechner, Fritz Hintermayer, Angela Hirsch, Bibiane Kaufmann, Wolfgang Ladenbauer, Grete Liebmann, Uli Pistotnik, Günther Schlicker, Bernhard Stecher, Christian Steiner, Johannes Vass, Andreas Wiederin, Andreas Würtele Art-Direktion, Grafik und Illustration: Barbara Veit Lektorat: Franz Neruda Druck: Druckerei Janetschek GmbH Erscheinungsweise: zwei Ausgaben im Jahr, 2020 nur eine Ausgabe, Auflage 2.500 Stück

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editorial

Griaß eich! Sandra Hinterlechner

Grafikerin dieser Ausgabe

Barbara Veit Grafikdesignerin in Wien. Entwicklung / Konzeption der neuen Gestaltungslinie des oben° seit 2015. veitdesign.at

Fotograf dieser Ausgabe

René Baumgartner hat Freude am fotografischen ­ Gestalten und geht dieser Leidenschaft in der Natur nach, hat sich aber auch der authentischen Portraitfotografie verschrieben. renebaumgartner.com

Als geborene Salzburgerin erscheint mir ein herzliches Griaß eich – das ja auch vielfach beim Wandern und Bergsteigen verwendet wird – als der authentischste Gruß, den ich hier als neue Chefredakteurin unseres oben° an euch richten kann! Also: Griaß eich! Und ja, ich bin ein wenig stolz! Zum e ­ inen darauf, neue Chefredakteurin dieses ­schönen Magazins sein zu dürfen, aber auch darauf, dass die Mitglieder unserer ­Sektion ab Mai wieder a ­ ktiv waren und ­unter Berücksichtigung der neuen Regeln am Berg so spannende Unter­nehmungen organisiert haben. Eine Zusammenfassung unserer Aktivitäten findet ihr auf Seite 9. Neben den gewohnten Infos und Updates aus der Sektion stellen wir euch in diesem Heft die Jugendgruppe, unsere berg:TiB, vor. Neugierig, wofür das steht? Das erfahrt ihr ab Seite 10! Weiters berichten wir über Unternehmungen, die unsere Mitglieder nach draußen führten, und begeben uns mit Uli in die Welt der Vulkane. Schließlich zeigen wir euch auf den Seiten 24 und 25, worauf es ankommt, wenn man die nicht mehr ganz neue Kletter­ ausrüstung auf ihre Sicherheit checken möchte. Und in einem spannenden Artikel erfahren wir dann ab Seite 26, wie wichtig neben der medizinischen Ersten Hilfe auch die psychischen Aspekte sind. Das Jahr 2020 war ein Ausnahmejahr, weshalb diesmal auch nur eine Ausgabe unseres oben° erscheinen wird. Deshalb gilt heuer umso mehr: Schaut rein ins neue oben°! Alles Gute und bleibt gesund!

Eure Sandra

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fernsicht

Fernsicht Text und Foto: Andreas Wiederin, Vorstandsvorsitzender

Eine unsichtbare Gefahr mit geringer Eintritts-­ Wahrscheinlichkeit aber potentiell dramatischen Folgen. Keine Ahnung, wie knapp eine Situation an einer Katastrophe war, außer es geht wirklich schief. Das Übernehmen von Verantwortung für sich und andere. Risikomanagement durch der Situation angepasstes Verhalten und wo nötig Schutzausrüstung. Spreche ich noch von einer Skitour oder schon von der „neuen Normalität“ mit COVID-19? In unserem Alltag sind wir ein in der Geschichte beispielloses Maß an Sicherheit gewohnt. Wir können uns im Normalfall vom Arbeitsplatz bis zur Skipiste darauf verlassen, dass sich irgendjemand darum kümmert, für uns alle denkbaren Gefahrenquellen so weit wie möglich unschädlich zu machen. Und wenn doch etwas passiert, haftet meistens irgendwer. Dabei ist bei genauer Betrachtung nichts s­ icher, sondern alles letztlich Statistik, und jede Entscheidung ein Spiel mit Eintritts-Wahrscheinlichkeiten. Und es kommt noch schlimmer: Oft k­ önnen wir ein bestimmtes Risiko nur reduzieren, indem wir ein anderes erhöhen.

Ein Beispiel von unseren Hochtouren: Das Gehen in der Gletscherseilschaft entschärft die Konsequenzen eines Spaltensturzes, allerdings bezahlen wir dafür mit der Möglichkeit eines unhaltbaren Sturzes der gesamten Seilschaft auf steileren Hängen – wir müssen abwägen. Ähnlich verhält es sich bei der Wahl zwischen Schnelligkeit, dem besten Mittel gegen Steinschlag oder herannahende Gewitter, und ­optimaler Absicherung beim Alpinklettern, die die Konsequenzen eines Sturzes minimiert. Die Situation der vergangenen Monate hat mir wieder einmal vor Augen geführt, wie ­universell die Strategien eigentlich sind, derer wir uns bedienen, um unsere kleinen und ­großen Abenteuer gut zu überstehen. Am Berg können wir lernen, uns jenseits gesicherter Räume, im Spannungsfeld oft widersprüchlicher ­Anforderungen zu bewegen. Wir trainieren, ­richtige Entscheidungen zu treffen, obwohl wir nicht alle Faktoren kontrollieren können. Vielleicht hilft uns das ja auch, ein gutes Maß zu finden zwischen unseren sozialen (Berg-)­Aktivitäten und der Minimierung von ­COVID-19-Übertragungsrisiken. Das mit dem Lieber-draußen-treffen ist für uns im Alpenverein sowieso der beste Tipp!

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statistik

Gut zu wissen, … … dass ihr unter akademischesektion.at seit kurzem unsere neue, modernisierte Website findet! … dass unser Format Einfach raus am Donnerstag unter der Leitung von Uli Pistotnik sich vom Donnerstag als fixem Tag verabschiedet hat und nun Einfach raus heißt. Zielgruppe sind nach wie vor TeilnehmerInnen, die unter der Woche über Tagesfreizeit verfügen und Lust haben, an dem abwechslungsreichen Programm teilzunehmen. … wir auf unserer Website eine Rubrik News haben, auf der ihr aktuelle Neuigkeiten aus der Sektion oder Relevantes für den Bergsport findet. So zum Beispiel unser Corona-Update mit den wichtigsten Infos und Links vonseiten des Österreichischen Alpenvereins. … dass ihr euch für unseren Newsletter registrieren könnt und etwa ein Mal pro Monat die neuesten Infos aus der Sektion erhält! Wo? ­Natürlich auf unserer Website ;)!

Mitglieder ASW

Aktuelle Zahlen

Zugehörigkeit zu unseren Gruppen

Die Entwicklung unserer Sektion (Stand: August 2020) Text: Samuel Felder, Sandra Hinterlechner Infografik: Barbara Veit

26 %

2 % 3 %

50 %

3 % Die Verteilung unserer Mitglieder auf unsere Gruppen. Mitglieder der Altersgruppe 50+ sind keiner bestimmten Gruppe zugeordnet, was aber nicht heißt, dass sie weniger aktiv sind ;) Und noch eine kleine Anmerkung: natürlich darf und soll der Übergang zwischen den Gruppen fließend sein!

16 % 0 – 5 Jahre berg:meute 6 – 12 Jahre Wolfsrudel 13 – 17 Jahre Jugendgruppe 18 – 30 Jahre berg:rausch 30 – 50 Jahre Bergfieber 50+

64 130 125 625 1973 1010

2 % 3 % 3 % 16 % 50 % 26 %

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team

Neu in der Kommunikation! Text und Foto: Sandra Hinterlechner, Kommunikation

Liebe ASW-Mitglieder, es freut mich sehr, mich an dieser Stelle ­vorstellen zu dürfen! Mein Name ist Sandra und ich habe mit April die Agenden der Vereins­ kommunikation übernommen. Gleich zu Beginn meiner neuen Tätigkeit: ­Stillstand. Lockdown. Keine persönlichen Treffen. Keine persönlichen Erklärungen oder ­Übergaben. Und doch stand dies meinem ­allerersten und gleich sehr verantwortungs­ vollen Projekt – nämlich dem Lektorieren und Feinschleifen der neuen Website – nicht im Wege. Im Gegenteil: Ich, mein Notebook, die Texte und das Handy als Verbindung zu ­unserem Lektor Franz Neruda und natürlich zu ­meinem Kollegen Samuel im Backoffice waren ein wunderbares Remote-Team! Nun, nachdem glücklicherweise wieder mehr Leben in unseren Alltag und somit auch in das Sektionsleben gekommen ist, besteht meine Aufgabe darin, euch mit Informationen zu ­unseren Vereinsaktivitäten zu versorgen. Etwa über Facebook, den Newsletter, über die Website und natürlich auch hier in unserem oben°-Vereinsmagazin!

Kurz zu mir: Die ASW und ich haben eine grundlegende Gemeinsamkeit! Auch mein (Bildungs-)Hintergrund liegt an der Universität Wien. Ich habe Pädagogik, Romanistik und Kommunikations­wissenschaft studiert und ­später auch vier Jahre lang dort gearbeitet. Derzeit bin ich als freie Fotografin und als Mama von zwei kleinen Kindern im Einsatz. Meine Leidenschaften am Berg sind derzeit vor allem das familienfreundliche Wandern und das Einfach-draußen-in-der-Natur-sein. Manchmal, leider zu selten, findet man mich in der Boulderoder Kletterhalle, in einfachen Genuss-Routen am Felsen, am Klettersteig oder auch auf ein­ fachen, alpinen Tagestouren. Außerdem bin ich ausgebildete Übungsleiterin im Sportklettern. Ich freue mich, in Zukunft auch als Mitglied aktiv am Alpinprogramm der ASW teilzunehmen und hoffe, dort viele von euch zu treffen! Eure Sandra

Ihr erreicht mich unter: kommunikation@akademischesektion.at

Neu im Alpinteam

Stefan Lahaa Übungsleiter Freeride

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Johannes Vass Übungsleiter Skitouren

Pavol Vyhilidal Übungsleiter Hochtouren


Rubrik

Ein Rückblick Von feinen Skitouren, verzweifeltem Bouldern und dem Aufwachen nach der Stille Text: Sandra Hinterlechner Foto: Timon Höbert

Das Jahr 2020 begann, wie es das sollte: Nach einem berg:rausch-Meet-up im Jänner folgten darauf gleich mehrere unserer jährlichen ­Highlights in Form von diversen Schneeschuhund Skitouren-Wochenenden. Zuerst ging es Mitte Jänner mit Jürgen ins schöne Sölktal. ­Diesmal waren es 51 TeilnehmerInnen – und bei Top-Neuschneeverhältnissen war für alle etwas dabei!

Kletterinnen und Kletterer auf Youtube – ein wenig verzweifelt die Küchenzeile entlang. In der Sektion wurde die Zeit trotzdem gut ­genutzt: Sandra und Franz gaben der von ­Florian und Samira schön gestalteten Website den ­letzten Schliff, und Samuel und Florian ­führten M ­ aterialbestellungen durch. Unsere TourenführerInnen können nun auf Leih-­ Equipment zugreifen, juhu!

Anfang Februar galt wieder das legendäre Motto „Get it on, get 2gether, get ready for ­Off-Piste" mit Herbert und Angela in Mallnitz. Kein Hang war sicher vor den kritischen Blicken auf Lawinenrisiko und Abfahrtstauglichkeit. Bergfieber und berg:rausch haben dort ihre ­Spuren im Schnee hinterlassen!

Die Ersten, die wieder aktiv wurden, war eine Gruppe um Uli und den Chor, die sich regelmäßig draußen zum Singen und Wandern traf. Natürlich mit Babyelefanten-Abstand! Im Juni und Juli kamen wir wieder richtig in Schwung: Heidi wanderte mit einer Gruppe auf die Hohe Wand, Norbert organisierte eine W ­ anderung auf den Gahns, die Jugendgruppe traf sich wieder und Oliver rief zum Wildnis-Trekking-Wochenende im Nationalpark ­Kalkalpen auf, aus dem die Erkenntnis lautet: Im Biwaksack schlafen ist kalt!

Am Valentinstag entführten uns Peter und sein Team nach Eisenerz. Zwar entpuppte sich die Wirtin im Hotel nicht gerade als ­Herzchen, doch das störte die Stimmung nicht. Bei ­wunder­baren Bedingungen musste der ­berühmte Kragelschinken dem Ansturm all ­unserer ­Gruppen standhalten. Schließlich waren unsere „berg:räusche“ Anfang März unter der Leitung von Timon in Admont im Gesäuse. „Trotz schöner Lines ein Wochenende offline. Notwendige Zutaten: 18 liebe Leute, eine große Prise Essen, 1 Löffel Splitboard, mehr Ski als Leute, zu wenig Felle, eine kleine Prise Schnee und einmal Timons Geburtstag“, fasste berg:rausch zusammen. Wunderbar, oder? Das geplante Wochenende in Johnsbach und ein Ausflug unserer berg:meute auf den ­Semmering fielen dem Corona-Virus zum Opfer. Was dann folgte, wissen wir alle! Sehnsüchtig starrten wir bei schönstem Wetter in Richtung Berge und boulderten – inspiriert durch findige

Auch die berg:meute „meuterte“ im Juli w ­ ieder, nämlich den Stadtwanderweg 6 ab der ­Bergkirche Rodaun mit Matthias und Anna. Im ­August erklommen Niko und Bernhard mit einer Gruppe die „Sexy Gerti“, und mit Samuel ging es zuerst auf den Olperer und dann auf den ­Großen Geiger und den Großvenediger. Die Lehre aus dieser Tour: Waden sind nicht dafür gemacht, von Steigeisen angebohrt zu werden, wie Samuel für euch getestet hat. Und schließlich erstürmten sechs unserer Felsenpanther anlässlich Fritz´ Achtziger den Stüdlgrat – ­herzliche Gratulation an Fritz und die Panther! Wir freuen uns jetzt schon auf neue Erlebnisse in den nächsten Monaten, auch wenn diese wohl überwiegend draußen stattfindet werden. Aber, da schließe ich mich Andreas und seiner Fernsicht an: Draußen sind wir ja eh gerne!

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jugend

berg:TiB Die Jugendgruppe will hoch hinaus Ja, es gibt wieder eine Jugendgruppe in der Akademischen Sektion! Oder sollen wir sie lieber berg:TiB nennen? Wie auch immer, wir finden jedenfalls beides super! Wofür berg:TiB steht, erfährt ihr hier. Eine Vorstellung. Text und Fotos: Hannah Geiser und Lev Heinzle

Hannah Geiser und Lev Heinzle

Der Anfang Im Jänner beschlossen wir, Hannah und Lev, dass es endlich an der Zeit ist, dass unsere ­Sektion wieder eine Jugendgruppe bekommt. Das erste Problem: In der Sektion gibt es kaum Jugendliche. Das zweite Problem: Jugendliche sind unglaublich viel beschäftigt!

Warum nicht? Der Plan ist, ab sofort ein Mal pro Monat ­wechselnde Aktivitäten zu unternehmen: ­Bouldern, Seilklettern, Fahrradfahren, Wandern oder auch anderes. Und wenn man es einmal gemütlicher haben möchte, wäre ein netter Film- und Spieleabend auch drin.

Wir streuten also mit der Hilfe von Sam und Samira über sämtliche Kanäle, dass wir eine­ ­Jugendgruppe aufbauen wollen und dass wir dafür – Überraschung – Jugendliche suchen. Und tatsächlich: Ende Jänner gab es das erste Treffen, nämlich zum Bouldern in der ­Blockfabrik.

Lockdown Das zweite Treffen klappte ebenfalls super, und es gab potentielle neue Teilnehmer­Innen. Diesmal machten wir die Boulderbar am Hauptbahnhof unsicher. Der Plan für das dritte Treffen: Seilklettern in der Kletterhalle Wien. Und was geschah? Wir hatten natürlich genau das erste Lockdown-Wochenende ausgesucht. Uns blieb nichts anderes übrig, als das Klettern schweren Herzens abzusagen. Wir nutzten ­allerdings diese Zeit, um weitere Jugendliche, die Interesse zeigten, zu kontaktieren und ­gemeinsam mit ihnen zu planen.

Zwei Jugendliche waren gekommen. Luxus­ betreuung! Wir hatten also viel Zeit für die ­beiden. Motiviert und mit viel Spaß ging es darum, die ersten Boulderprobleme zu lösen und sich ganz nebenbei einmal kennen­ zulernen. berg:TiB Auch über den Namen zerbrachen wir uns ­gemeinsam mit den Jugendlichen ewig den Kopf, bis irgendwann in Anlehnung an ­berg:meute und berg:rausch der Name berg:TiB entstand. Was TiB bedeutet? Ganz einfach: Teens in den Bergen! Da jedoch die Berge von Wien manchmal doch ganz schön weit weg sind, kann man das B auch ersetzen und neue Wortkreationen erschaffen – wie beispielsweise „Teens in der Boulderbar“ oder auch „Teens in den Bäumen“.

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Restart März, April und Mai vergingen, und endlich waren im Juni wieder Aktivitäten möglich. ­Diesmal ging es zum Seilklettern zur Ruine Dürnstein. Dank des neu angeschafften Materials in der Sektion war dies auch problemlos möglich. Mit Maske, Helm, Gurt und Seilen ausgestattet ging es also an einem der bisher heißesten Tage in die Wand. Für manche war es das erste ­Klettern am Fels überhaupt und damit auch ziemlich herausfordernd.


Rubrik

Aktuell Unser vorerst letzter Ausflug war eine Radtour vom Praterstern zum Motorikpark im 22. Bezirk Ende Juli. Alle Hindernisse wurden gemeistert, es gab ein kleines Picknick und obendrauf eine Schlacht mit Rindenmulch. Mittlerweile gibt es vier Jugendliche in der Gruppe und sie wächst weiter. Im September soll der nächste Ausflug stattfinden – Outdoor-Klettern – bevor es zu kalt wird. Im bald herannahenden Winter ­planen wir eine Schneeschuhwanderung und auch ein Iglu zu bauen! Für nächstes Jahr haben wir schon Pläne: A ­ ktivitäten wie Hochseilg­ärten, Klettersteige oder Bootstouren stehen auf ­unserer Liste, eventuell auch eine längere Tour mit Zelten. Wir freuen uns sehr über weitere Teilnehmer­ Innen, aber auch über Sektionsmitglieder, die einmal Zeit und Lust haben, eine Tour aufgrund ihrer Qualifikation zu begleiten (z. B. Übungs­ leiterInnen Klettersteig). Und wer hat sich diese verrückte Idee in den Kopf gesetzt, eine neue Jugendgruppe zu ­starten? Hier die Porträts von Hannah und Lev Lev Heinzle ist Sozialpädagoge und Fach­erzieher für Integration und arbeitet als Jugendcoach mit Jugendlichen mit psychiatrischen D ­ iagnosen. Lev ist seit circa zwei Jahren Mitglied der ­Akademischen Sektion und ist auch bei der berg:meute aktiv. Seine Ambition, Jugendleiter zu sein, sind der Spaß und die Gemeinschaft mit Jugendlichen. Der Umstand, dass es zu wenig ­günstige Angebote für Jugendliche gibt, ist ein weiterer Antrieb für sein Engagement im ­Alpenverein. Wandern, Klettern und Mountain­biken sind Levs Leiden­schaften in der Natur. Und wenn man ihn nicht in der Boulderbar oder in einer ­Kletterhalle antrifft, ist die Wahrschein­ lichkeit groß, dass er gerade mit seinem Bike die Umgebung von Wien unsicher macht. Und als Übungsleiter für ­Sportklettern lässt er das Klettern und Bouldern in der Jugend­gruppe ­bestimmt nicht zu kurz kommen. Hannah Geiser ist angehende ­Lehrerin für die Fächer F ­ ranzösisch, Chemie und Biologie. Im Mai hat sie ihre Ausbildung in Alpin­

pädagogik begonnen. Hannah sind die Themen Naturschutz und Klimawandel in letzter Zeit immer wichtiger geworden, weshalb sie sich seit Kurzem auch bei Fridays for Future engagiert. In ihrer Freizeit liest sie vorwiegend Abenteuerromane in allen möglichen Sprachen, geht viel wandern, hilft im Sommer gerne bei der Heuernte in Osttirol aus und versucht auch hie und da einmal, ein paar Boulder-Probleme zu lösen. Hannah ist seit einem Jahr in der Akademischen Sektion (berg:rausch), aber schon lange Alpen­vereinsmitglied. Der Umstand, gemeinsam mit jungen Menschen Freude an der Natur zu haben, ist für sie der Antrieb, Jugendleiterin im Alpenverein zu werden. Kinder und J­ugendliche sollen früh lernen, die Natur zu lieben und zu achten, ist ihre Devise. Und das geht doch ­bekanntlich am besten, wenn man viel draußen herumtobt und Spaß hat!

berg:TiB steht für Teens in den Bergen! Die Gruppe richtet sich an Jugendliche zwischen 14 und 18 Jahren, die Spaß an Bewegung und Gemeinschaft haben. Wer mitmachen möchte, wendet sich am b ­ esten per E-Mail an die Jugendgruppe: jugendgruppe@akademischesektion.at oder ihr schickt eine SMS / Whatsapp an 0680 / 249 21 26. Eine Mitgliedschaft in der Sektion ist (vorerst) nicht notwendig.

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berg:rausch

berg:rausch Hangboard-Action Wenn im Winter das Kletter-Wetter nicht mitspielt, gibt es eine Trainingslösung: Hangboards! Wie ihr so ein Trainingsgerät selbst bauen könnt, erfährt ihr hier. Text: Samira Galler, Johannes Vass und Christian Steiner Fotos: Sarah Schäfer

Wer kennt das nicht? Da hat man sich im ­ ommer endlich ordentliche Fingerkraft S ­erarbeitet, und was folgt dann? Lange ­Monate des Winters, in diesem Jahr obendrauf noch ein Lockdown – schnell schwindet da die Finger­kraft! In dieser Situation konnten sich alle glücklich schätzen, die ein Hangboard in den eigenen vier Wänden besitzen. Noch besser: ein selbstgebautes Hangboard! Bloß – wie baut man so etwas eigentlich? Um das herauszufinden, machten sich zehn berg:rausch-Mitglieder im Dezembers 2019 auf den Weg in eine Tischlerei im Weinviertel. ASW-Mitglied Christian Steiner, Tischler und begeisterter Kletterer, hatte sich bereit erklärt, uns beim Bau unserer eigenen Hangboards anzuleiten. Und so geht es Das Grundelement der Boards stellt eine Platte aus Birkenschichtholz dar. Auf diese sind oben und an den beiden Seiten bündig weitere Schichtholzplatten geleimt, welche individuell gewünschte Griffe und Fingerlöcher tragen. ­Mittig sind drei unterschiedlich starke Holz­ l­eisten montiert, auf die man sich ebenfalls ­hängen kann. Um die Boards zusammenzubauen, haben wir folgende Arbeitsschritte ausgeführt 1. Trägerplatte (750 x 250 x 18 mm) aus ­Birkensperrholz zuschneiden und rund­ herum mit einem Bandschleifer glätten. 2. Zwei Blöcke aus Birkensperrholz mit ­f­olgenden Abmessungen fertigen: 250 x 180 x 36 mm und 390 x 90 x 36 mm, dann zuschneiden, verleimen und die ­Kanten schleifen.

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3. Die drei gefertigten Blöcke auf die Träger­ platte leimen (eventuell zusätzlich mit Schrauben oder Zwingen fixieren). 4. 3 Stück Fingerleisten unterschiedlicher ­Stärken mit einer Breite von circa 25 mm aus Hartholz fertigen. Diese an den Ober­ seiten ungefähr 15 Grad abrunden, ebenso an den Kanten. 5. Löcher in die Fingerleisten bohren und mit geeigneten Schrauben an der Trägerplatte fixieren. EXPERTENTIPP: Leisten in ­abnehmenden Dicken von oben nach unten montieren. Die dünnste Leiste sollte die Stärke von 8 mm nicht unterschreiten! 6. Gewünschte Griffe und Fingerlöcher ­anzeichnen. 7. Schablonen für die Oberfräse bauen. 8. Die Schablonen auf die Blöcke s­ chrauben ­(fixieren) und in gewünschter Tiefe ­ausfräsen. 9. Falls Fingerlöcher gewünscht sind, können diese auch gebohrt werden. 10. Oberfläche abschleifen und alle Aus­ fräsungen mit Schleifpapier abrunden. 11. Mehrere Befestigungslöcher bohren und ansenken. 12. Geeignetes Befestigungsmaterial b ­ esorgen und über einem Türstock montieren. ­EXPERTENTIPP: Bei Gipskartonplatten an der gegenüberliegenden Seite des Türstocks eine Gegenplatte montieren und das ­Hangboard durschrauben! 13. Auf den Erfolg anstoßen :D! Ein riesengroßes Dankeschön an Christian, der diesen wunderbaren Tag möglich gemacht hat!


klima

Ein oben°wissen zum Dahinschmelzen Extrembergsteiger Stefan Gatt hielt bei unserer Reihe oben°wissen ein l­ eidenschaftliches Plädoyer für unsere Mitverantwortung als ­ BergsteigerInnen in der Klimakrise. Wir alle seien ‚Climbers for future‘. Text: Bibiane Kaufmann Foto: Haddasah Carlson / Unsplash

Fritzi hat keine Angst

Kommt euch das bekannt vor? Wir alle wissen mittlerweile um die Folgen der Klimakrise. ­Einige von uns versuchen auch, Akzente in die richtige Richtung zu setzen. Aber die meisten von uns ziehen aus Hilflosigkeit, U ­ nwissenheit oder B ­ equemlichkeit immer noch keine ­Konsequenzen. Stefan Gatt, Initiator der ­Kampagne ­Climbers for future, hat uns bei einem Vortrag in der Reihe oben° wissen davon überzeugt, endlich unsere Hintern zu bewegen.

10 Prozent reduzieren, etwa bei u ­ nseren ­Kletterreisen, beim Konsum und der ­Ernährung“.

Stefan hat beachtliche alpinistische L ­ eistungen vollbracht – etwa eine Abfahrt mit dem Snowboard vom Mount Everest oder die ­Liegend-Bergung eines Verletzten aus ­ 7500 Metern Höhe am Cho Oyu. Bei uns aber klingt er nicht heroisch, sondern sehr ­nachdenklich.

„Ich bin mir sicher, dass es die Summe der kleinen Beiträge sind, die Großes bewirken können!“, so Stefan auf der Website seiner ­Kampagne Climbers for future. Eines der ­erklärten Ziele von Climbers for future ist, der Bundesregierung einen klaren Klimaschutz-­ Auftrag zu erteilen: das Einhalten des Pariser Klimaabkommens, intakte Bergwälder statt neuer Skigebiete und zielgerichtete klima­ schützende Subventionen.

vor dem Klimawandel. Falls es nötig ist, so beruhigt er, senken wir die Temperatur einfach wieder. Wir müssen nur Celsius auf Kelvin wechseln.

Das sind die Entwicklungen, die ­unaufhaltsam passieren: » Die Gletscher schmelzen rasant und ­unwiderruflich. » Der Permafrost taut auf. Die Folgen sind Steinschlag, ganze Bergstürze und das Freisetzen von stark treibhauswirksamem Methan. » Naturkatastrophen wie Starkregen-­ Ereignisse nehmen zu. » Das Abschmelzen der Arktis bewirkt den ­Verlust eines riesigen Schilds und ­beschleunigt die Erwärmung. » Klimaflucht wird zu einem globalen Thema. Stefan habe keine Patentlösungen, aber „ich würde mir wünschen, dass wir Bergsteiger und Kletterer aktiv ein Zeichen setzen, indem wir jedes Jahr unseren CO2-Fußabdruck um

Er schlägt vor, den öffentlichen Verkehr ­bestmöglich zu nutzen und auf Kurzstreckenflüge zu verzichten. Er selbst fährt beispielsweise zu internationalen alpinistischen Zielen soweit es geht mit der Bahn. „Ich möchte die Wege dorthin neu erleben“, sagt er.

Dem wollen wir uns als ASW und Teil des ­Alpenvereins anschließen. Als alpine Vereine haben wir ein großartiges Instrument zur Hand, öffentlich gehört zu werden und den alpinen Raum maßgeblich mitzubestimmen – abseits kommerzieller Interessen. Mein persönlicher Aufruf: Füllt unsere ASW-­ Facebook-Gruppen mit Gedanken, Beiträgen und Streitereien dazu! Alle Infos und die Unterschriftenliste findet ihr unter climbersforfuture.org.

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Rubrik

Im Krater des Mutnovski, Halbinsel Kamtschatka: Fumarolen und Gletscher

Vulkane – Eine ­wilde Faszination Ein Bericht über vielfältige Exkursionen zu Vulkanen in aller Welt. Text und Fotos: Uli Pistotnik

Als wir aufgrund der Corona-Krise am 13. Mai 2020 unsere erste ASW-Vorstandssitzung als Videokonferenz abhielten, hätte ich gerade mit einer GEO-Exkursion des Gebirgsvereins, bei der auch viele ASW-Mitglieder angemeldet waren, auf Santorin sein sollen, der wahrscheinlich berühmtesten griechischen Vulkaninsel. Die Exkursion wurde verschoben, und ich hatte Zeit, mich an ASW- und andere Reisen zu ­vulkanischen Destinationen, die ich organisiert hatte, zu erinnern. Vulkane faszinieren, denn sie sind wild und gefährlich, liefern Geothermal­ energie und oft heiße Quellen und ihre Gesteine ver­wittern zu fruchtbaren Böden. Sie treten vor allem an t­ ektonischen Plattengrenzen auf, aber auch über einzelnen Hot Spots des Erdmantels.

Im Mai 2018 waren wir auf Nysiros und haben die Insel mit ihrem jungen Vulkankrater durchwandert. Aber auch auf der Halbinsel Methana gibt es einen eindrucksvollen jungen Vulkan, der zuletzt 277 bis 239 v. Chr. ausgebrochen ist, und einige weitere schlummern submarin in der Ägäis. Sehr interessante Reiseziele sind die Vulkane auf den Liparischen (Äolischen) Inseln, die wir mit ASW- und GEO-Exkursionen schon mehrmals besucht haben.

von links nach rechts: ASW am Gipfel des Vesuv, 2011; Stricklava am Vesuv, 2011; Krater auf Nysiros

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draußen

Besonders eindrucksvoll ist der Stromboli, dessen „strombolianische Tätigkeit“ namens­ gebend für häufige kleine Eruptionen ist und die besonders in der Nacht sehr gut zu beobachten sind. Ein Erlebnis ist dann auch der nächtliche Abstieg über die Aschenhalde, der von vielen zunächst gefürchtet, dann aber als sehr flott und bequem erlebt wurde. Namensgebend für alle Vulkane ist die Insel Vulcano. Sie bietet neben intensiv nach ­Schwefel duftenden Solfataren am Kraterrand auch einen zum Baden einladenden, ­geothermal geheizten Schlammtümpel, dessen Schlamm sehr gesund sein soll. Bei der Anreise zu den Liparischen Inseln ­besuchten wir auch den in den Vororten von Neapel liegenden Vesuv mit seinen um den ­Gipfel anzutreffenden Fumarolen und eindrucksvollen Stricklaven und einige der berühmten archäologischen Sehenswürdigkeiten. Außerdem besuchten wir die Phlegräischen ­Felder nördlich von Neapel, ein dicht besiedeltes aktives Vulkangebiet, wo 1538 in wenigen Tagen ein kleiner Kegelvulkan, der Monte Nuovo, entstand und wo sich der Erdboden ­regelmäßig um mehrere Meter hebt und senkt. Der Serapis-Tempel (eine ehemalige r­ ömische Markthalle) zeugt von diesen B ­ ewegungen der Erdkruste: Erbaut an Land, lag er ­zwischenzeitlich 7 Meter unter dem Meeresspiegel, was Fraßspuren der Bohrmuscheln ­dokumentieren, jetzt ist er wieder aus dem Meer ­empor­gehoben.

Die Vulkane im Mittelmeer liegen an der ­Subduktionszone der Afrikanischen Platte unter die Europäische Platte. Eine Sonder­stellung nimmt der nordwestlich des Stromboli im Tyr­rhenischen Meer liegende Marsili ein, der größte aktive Unterwasservulkan Europas. Der Fuß des Vulkans liegt etwa 3000 Meter und der Gipfel etwa 450 Meter unter der Wasserober­ fläche. Im Jahr 2002 erregte er das Interesse der Wissenschaftler, als ein Tsunami die Küsten Siziliens und der Liparischen Inseln erreichte, der vom Ausmaß her nicht mit einer Rutschung von der Sciara del Fuoco des Strombolis zu erklären und wohl auf den Unterwasservulkan zurückzuführen war. Seit 2006 wird der Marsili intensiv erforscht, und man entdeckte eine ­Riftzone (Dehnungszone), die sich um einige Zentimeter im Jahr erweitert. Zahlreiche Vulkane liegen rund um den ­Pazifischen Ozean, daher wird diese Zone auch als Pazifischer Feuerring bezeichnet. Die Subduktion der Pazifischen Platte unter die Asiatische Platte lässt auf der Halbinsel ­Kamtschatka Vulkane entstehen, die wir im ­Rahmen einer Geo-Exkursion 2004 besucht und einige davon auch bestiegen haben. Hier herrscht u ­ nberechenbare Natur, und die ­Kombination aus Feuer, Eis und Stechmücken beeindruckte uns. Die Vulkane in Chile liegen an der Subduktion der Pazifischen Platte unter die Südamerikanische Platte und sind zum Teil ausgezeichnete Skitourenziele, die wir mit der ASW 2015 ­aufgesucht haben. Wir sind durch Araukarien-­

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Rubrik

ASW im Thermalbad, Chile, 2015

Wälder gewandert, die in der vulkanischen Asche hervorragend gedeihen, haben in natürlichen und künstlich gefassten Thermalwässern gebadet und Siedlungen besucht, die durch den Ascheregen des Vulkans Calbuco im April 2015 verschüttet worden waren.

Vulkane Mount Kenya, Kilimandscharo und der Ol Doinyo Lengai, der einzige aktive Karbonatit-­ Vulkan der Welt. Seine Lava ist nur 500 bis 600 Grad Celsius heiß, sehr dünnflüssig und wird beim Erstarren weiß – die Einheimischen nennen ihn daher „Sugar Candy Mountain“.

Indischer, Pazifischer und Atlantischer Ozean verfügen über mittelozeanische Rücken, wo sich die Erdkruste ausdehnt und Ozean­boden neu gebildet wird, um an den Rändern der Ozeane in den Subduktionszonen wieder ­verschluckt zu werden. Die vulkanische Tätigkeit ist dort meist submarin, aber es können auch Inseln e ­ ntstehen. Island liegt auf dem Mittel­ atlantischen Rücken, wo sich Nordamerika von Europa um circa 2 Zentimeter pro Jahr entfernt. Der Große Geysir auf Island ist weltweit ­namensgebend für geothermale Springquellen; das isländische Wort „geysa“ bedeutet so viel wie ­herausspritzen.

Im Norden des Great Rift Valley liegt in ­Äthiopien das Afar-Dreieck, eine Depression, in der drei Grabenbrüche zusammentreffen.

In Ostafrika durchzieht eine Dehnungszone, das Great Rift Valley, den Kontinent. Entlang dieses Grabensystems entstanden unter anderen die

Der Vulkan Dallol, sein Gipfel liegt 90 Meter unter dem Meeresspiegel, gilt weltweit als der Ort mit der höchsten Jahresdurchschnitts-­ Temperatur von 34,4 Grad Celsius. Aus­ gedehnte Salzwüsten, Schwefelfelder und tätige Vulkane liegen hier nebeneinander. Der ­berühmteste Vulkan ist der Erta Ale, einer von nur wenigen Vulkanen, die einen flüssigen ­Lavasee in ihrem Krater besitzen. Ich hoffe, dass wir möglichst bald die ­Santorin-Naxos-Reise antreten und weitere ­Exkursionen zu interessanten Zielen durch­ führen können.

ASW auf Vulcano, 2011, am Kraterrand

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draußen

Hochtour in den Ötztaler Alpen Auf die „Sexy Gerti“ und den zweithöchsten Gipfel Österreichs Text und Fotos: Niko Hartmann, Bernhard Stecher

Als es in den Ötztaler Alpen Anfang August über Nacht 14 Zentimeter Neuschnee gab, waren wir schon wieder von unserem erfolgreichen H ­ ochtouren-Wochenende zurück. Der u ­ rsprünglich geplante ASW-Hochtourenkurs 2020 wurde aufgrund der Corona-­­Ein­ schränkungen umgeplant und mit verkleinerter Teilnehmeranzahl umgesetzt. So verbrachten wir bei traumhaftem Wetter vier Tage am ­Taschachhaus, wo wir uns als Gruppe – ­ungestört von anderen Gästen – ein eigenes Bettenlager teilen konnten. Gleich am ersten Tag kam richtiges West­ alpen-Feeling auf. Unser zugeteilter Frühstücks-Slot ist um 04:30 Uhr. Wir mussten zweimal n ­ ach­fragen, ob wir die Uhrzeit r­ ichtig verstanden hatten. Es passte, denn uns ­erwartete eine lange, aber lohnende Tour auf den zweit­höchsten Berg Österreichs. In der Morgendämmerung ging es direkt über den aperen Taschachferner und anschließende Schneefelder auf die Wildspitze auf 3768 Meter. Oben angekommen, freuten wir uns über den ­unbeschreiblichen Ausblick und genossen die Sonne. Den o ­ bligatorischen Gipfelschnaps ­holten wir dann aber unten auf der Hütte nach.

Am nächsten Tag trieb uns der Aufstieg auf die 3424 Meter hohe „Sexy Gerti“ (Anmerkung: In einschlägigem Kartenmaterial auch als Südliche Sexegertenspitze bekannt) den Puls in die Höhe. Dazu kamen die sommerlichen ­Temperaturen, die uns kräftig ins Schwitzen brachten. Der Vorteil von Sonne und blauem Himmel: Oben-Ohne-Fotos am Gipfel. Der Nachteil: ständige Steinschlaggefahr im Rand­bereich des Gletschers. Beim Abstieg ­konnten wir dem eiskalten Gletscherbach nicht ­wider­stehen und holten uns die notwendige Erfrischung. Zum Abschluss stand am letzten Tag noch Trockentraining auf dem Plan. An einer Wand hinter dem Taschachhaus konnten die ­TeilnehmerInnen Rettungstechniken, wie ­Mannschaftszug, lose Seilrolle und Münch­ hausentechnik, üben. Mit der hereinziehenden Kaltfront im Rücken ging es dann zurück ins Tal.

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Gipfelbuch Ein Rundblick auf die Aktivitäten der Akademischen Sektion Wien seit Sommer 2019

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Mehr Fotos von unterwegs findest du auf akademischesektion.at/gipfelbuch Schicke auch du uns deinen Bergmoment an kommunikation@akademischesektion.at

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draußen

Felsenpanther auf dem Stüdlgrat Sechs Oldies treiben´s auf die Spitze Text: Fritz Hintermayer Fotos: Benno Krenslehner

„Fritz, du wirst heuer 80, und da muss eine o ­ rdentliche Bergtour her“, sprach Slawomir und wir einigten uns auf den Großglockner über den Stüdlgrat. Ein Aufruf an die Felsenpanther ergab folgendes Team: Walter, Benno, Fritz (Grimme), Zoltan, Christa und ich. Bei der Trainingstour auf den ­Ankogel bildete sich ein sehr positiver Teamgeist heraus, den wir weitertragen wollten.

Die Felsenpanther auf dem Gipfel des ­Großglockners: müde, aber glücklich und ganz allein

Einem runden Geburtstag vorausgehende Überlegungen führen zu einem außergewöhnlichen Unternehmen: Sechs Bergfexe im Durch-

Am 20. August begann die Bergtour mit dem 800-Meter-Aufstieg zur Stüdlhütte auf 2800 Meter. Wir stiegen noch ein Stück in Richtung Stüdlgrat auf, um den Einstieg zu erkunden. 21. August, 6.30 Uhr, es geht los! Vor uns ­liegen 1000 Höhenmeter bis zum Gipfel. Beim Grateinstieg gibt es schon die erste Kom­pli­ kation: Zoltan, Walter und Grimme nehmen den direkten Weg, Grad 3. Ich will auf der sicheren Seite bleiben und führe Christa und Benno den einfacheren Anstieg. Dabei bricht mir gleich ein Tritt aus, später noch ein Griff. Das bewirkt ein extrem vorsichtiges und langsames Höher­ kommen. Als wir schließlich den eigentlichen Grat erreichen, sind die anderen über alle Berge. Beim Frühstücksplatz auf 3550 Meter können wir telefonieren und verabreden, dass die erste Seilschaft weiter oben (ziemlich lang) auf uns wartet. Bis dorthin übernimmt Benno die Führung, weil ich mit der Höhe zu ­kämpfen habe. Dann bilden wir die ursprünglich ­geplanten Seilschaften: Zoltan, Christa, ich und Walter, Grimme, Benno dahinter.

schnittsalter von 78 Jahren suchen und meistern eine ernste Herausforderung.

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Es ist schon ziemlich spät, und so können wir die oft wunderschönen Formationen und Ausblicke nicht so richtig genießen. Der letzte Teil des Grates bietet noch einige technische

„Schmankerln“, die es früher einfach nicht gab. Gegen 19 Uhr erreichen wir endlich den Gipfel! Der grandiose Ausblick, die absolute Ruhe, das wäre wohl einladend gewesen zu einer längeren Gipfelrast. Aber die Sonne steht bedenklich tief und daher nichts wie Abstieg! Die Scharte, früher ein berüchtigter, s­ chmaler Firngrat, ist nur mehr ein Stück Erde. Zum Kleinglockner hinauf und dann hinunter zum Leitl geht es zügig von Stange zu Stange. Sehe ich richtig? Da steigt jemand auf! Ein Bergführer l­eitet eine „Mondscheinpartie“ auf den ­Glockner. Wir klettern in die Nacht hinein, zum „Leitl“. Wo früher der Schnee begann, gähnt jetzt eine finstere Höhle. Über felsige Schründe geht es tiefer. Da tauchen von unten Lichter auf, und schon sind einige freundliche, junge Bergführer da, die uns Labung und Hilfe a ­ nbieten. Der „Mondschein-Bergführer“ hat sie angerufen und heraufgebeten. So kommen wir alle sicher über Felspassagen hinunter, die wir allein nur schwer gefunden hätten. Endlich erreichen wir den Schnee und sind gegen Mitternacht auf der Adlersruhe. Der Hüttenwirt empfängt uns hilfsbereit und verständnisvoll. Kurze Labung, Spendensammlung für die Bergführer und ab ins Lager. 22. August. Abstieg zur Stüdlhütte. Was f­ rüher ein harmloser Spaziergang war, besteht jetzt aus einem neu eingerichteten Klettersteig ­hinunter zum Gletscher. Der beginnt mit einer riesigen Spalte, darüber eine wackelige Holz­brücke. Schließlich erreichen wir heil die ­Stüdlhütte und beenden die Tour beschaulich und in bester Stimmung.


draußen

Der ASW-Chor in ­Corona-Zeiten Unser Sektionschor fand höchst kreative Lösungen für das gemeinsame Singen in Zeiten des Abstandes und der Masken! Wie das im Detail aussieht, lest ihr hier. Text: Uli Pistotnik und Grete Liebmann Fotos: Uli Pistotnik und Ruth Kling

In den ersten Wochen des Lockdowns gerieten neben den berüchtigten Après-Ski-Bars bald auch Chöre in den schlechten Ruf, Cluster der Virenverbreitung zu sein, da beim Singen ­Tröpfchen und Aerosole sehr weit fliegen. So wurden Chorproben zunächst verboten und abgesagt. Und schließlich gab es ab Ende Mai 2020 diverse Empfehlungen des ­Öster­reichischen Chorverbandes, die allerdings nicht leicht einzuhalten waren. Wir wollten aber auf das gemeinsame Singen nicht verzichten und trafen einander einmal mit großen Sicherheitsabständen im Garten von Fritz und beschlossen dann, Wander-­­ Chor­sänger im Lainzer Tiergarten zu werden – im Freien ist alles leichter! So versammelten wir uns am 4. Juni 2020 nach einer Sternwanderung beginnend beim L ­ ainzer- oder beim Nikolaitor zum gemeinsamen Singen beim Wiener Blick. Wir verbrachten einen kurzen Regenguss bei Speis und Trank im Rohrhaus und sangen dann auf der Wiese oberhalb des Hauses noch weiter – glücklicherweise ist der Lainzer Tiergarten bis 21 Uhr geöffnet. rechts unten: Der ASW-Chor beim Hirschgstemm im Lainzer Tiergarten, Juni 2020

Nachdem wir unsere Chor-Outdoor-Erfahrung sehr gelungen fanden, trafen wir einander am 19. Juni 2020 nach einer etwas längeren Sternwanderung beim Hirschgstemm, stärkten uns und sangen dann direkt neben dem Haus bei den Tischen. Da Fritz, unser Chorleiter, ein ­bisschen später kam, übernahm Grete die ­Aufgabe der Chorleitung.

Nikolaitor, verabschiedeten sich noch einige freundliche Wildschweine mit ihren gestreiften Jungen von uns. Und auch eine Eule, mit etwa einem Meter Flügelspannweite, flog von ihrem Platz auf einem Baum vor uns lautlos davon. Am 7. Juli 2020 dachten wir uns etwas ­besonders Stilvolles aus. Wir trafen einander zur Jause im Gasthaus Schießstätte im M ­ aurer Wald und gingen dann zum Singen in den ­prähistorischen Hornsteinbergbau auf der Antonshöhe. Zu Beginn sangen wir den Kanon „Dona nobis pacem“ in Gedenken an Renate Pollaschek, die uns viele Jahre lang am Klavier begleitet und eine verlässliche und schöne Altstimme gesungen hat. Sie war nach langer Krankheit am Tag zuvor in Traiskirchen zu Grabe getragen worden – wir vermissen sie sehr! Die Akustik im Steinbruch war nicht so gut, wie wir es uns erwartet hatten, dafür begleiteten uns einige Mitwanderer als Zuhörer, die sogar zeitweise applaudierten. Ehrlicherweise müssen wir zugeben, dass die Corona-Zeit für den ASW-Chor eine ­bereichernde und abwechslungsreiche Phase war!

Weder Hasen noch Rehe, Hirsche oder ­Wildschweine haben sich über unseren Gesang beklagt. Im Gegenteil, die Vögel zwitscherten sogar mit uns! Abends beim Heimweg auf den unterschiedlichen Routen zum Lainzer- oder

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tipps

Persönliche Schutzausrüstung im Bergsport Check deine Kletterausrüstung! In Anlehnung an den ersten Teil dieser 2-teiligen Serie, der im letzten oben° erschien, erklärt euch Andreas Würtele im Folgenden die wichtigsten Schritte, wie ihr die Sicherheit eurer ­Kletterausrüstung überprüfen könnt. Text und Fotos: Andreas Würtele, gerichtlich beeideter Sachverständiger für Sicherheitseinrichtungen am Berg, Sachkundiger für PSA im Bergsport

Einleitend eine kurze Zusammenfassung aus dem ersten Teil dieser Serie, in dem wir vor allem auf die Skitourenausrüstung einge­ gangen sind: Die Persönliche Schutzausrüstung (PSA) wird überall dort eingesetzt, wo einzelne ­Personen vor Risiken für ihre Gesundheit oder ihr Leben geschützt werden müssen. Beispiele sind etwa der Gehörschutz, der Atemschutz oder eine Schnittschutzhose.

Einbindeschlaufe: Das schützende Material ist durchgerieben und das tragende Gurtband in der Schlaufe bereits ­abgescheuert

Um Menschen bei Tätigkeiten in großer Höhe vor dem Herunterfallen zu schützen, kommt die PSA gegen Absturz zum Einsatz, wie beispielsweise bei Dachdeckern oder Monteuren. Nachdem ein Versagen dieser Ausrüstung schwerwiegende Folgen für die betreffende Person hat, gibt es strenge gesetzliche Vorgaben für den Verkauf und die Verwendung dieser speziellen PSA. Natürlich finden im professionellen ­Bereich auch Überprüfungen des Materials durch ­unabhängige Prüf- und Zertifizierungs­ institute statt oder auch eine jährliche Über­ prüfung durch Sachkundige. Dass auch die Kletterausrüstung unter die PSA gegen Absturz fällt, ist den wenigsten bekannt. Während man als Kletterhallen­ betreiberIn, BergführerIn oder auch als alpiner Verein ein g ­ ezieltes PSA-Konzept für sein „Geschäft“ ­entwerfen und implementieren sollte, da beim Verleih natürlich Fragen der H ­ aftung

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greifen, möchte ich mich im Folgenden auf einige Tipps zur Bewusstseinsbildung für den privaten ­Bereich beschränken. 1. Unterscheidung zwischen metallischen, textilen und Kunststoff-Komponenten Während die PSA aus Metall (zum Beispiel ­Karabiner, Sicherungsgeräte) – vorausgesetzt sie ist in einwandfreiem Zustand (mehr dazu weiter unten) – praktisch unendlich haltbar ist, haben textile und Kunststoff-Komponenten ein vom Hersteller vorgegebenes Ablaufdatum. Vor allem bei Helmen ist die Alterung durch UV-Strahlung, die durch das Tragen im Freien unausweichlich auftritt, ein Thema, da der Kunststoff spröd wird und die schützende ­Energieabsorption unter Umständen nicht mehr einwandfrei auftritt. Im schlimmsten Fall kann der Helm einfach zerbröseln. Wie lang ein Ausrüstungsgegenstand maximal ver­wendet werden soll, bestimmt der Hersteller und schreibt das in die Gebrauchsanleitung (das ist das Zettelwerk, welches man meist beim Kauf gleich unbeachtet herunterreißt und entsorgt). Dem Internet sei Dank, hat man über die ­Herstellerseiten meist eine zweite Chance! 2. Sichtprüfung Es lohnt sich wirklich, Zeit aufzuwenden und jeden Ausrüstungsteil genau anzusehen: Sind alle Nähte in Ordnung, ist das Band­ material noch nicht abgenutzt, sind die Metall­ teile nicht schon verschlissen, z. B. durch


tipps

Der Kunststoff bei diesem Helm ist spröde und er sollte unbedingt ausgetauscht werden

häufige V ­ erwendung abgeschliffen, sodass scharfe Grate entstanden sind, deformiert oder k­ orrodiert? Gerade bei gebogenen oder u ­ mgekanteten Metallteilen, wie sie bei Sicherungs­geräten oder Steigeisen vor­kommen, sollte man zusätzlich genau auf Übermüdungs-Brüche oder -Risse achten. Wenn man die oben gestellten Fragen nicht eindeutig mit Ja beantworten kann, lohnt sich der Besuch beim Bergsporthändler seines ­Vertrauens. 3. Funktionsprüfung Funktionieren noch alle Gegenstände wie am ersten Tag? Blockieren die Gurtschnallen noch richtig, quetscht das Grigri das Seil noch richtig ein oder ist schon ein gewisser Durchlauf dabei? Sollte auch hier nicht immer ein eindeutiges Ja herauskommen, lohnt sich wieder die Tour zum Fachhandel. 4. Wartung und Reparaturen Was man alles selber machen darf, findet man in der bereits erwähnten Gebrauchsanleitung. Ebenso finden sich darin Infos, wie man die ­Ausrüstung pflegt. Generell kann man sagen, dass man immer nur mit lauwarmem Wasser und ohne Chemie hantieren sollte, maximal mit ein wenig Seife. Jedoch wirkt sich das Befreien von Schmutz und Staub meist recht positiv auf die Funktionalität – insbesondere bei beweglichen Teilen – aus. Scharfe Grate und Kanten kann man ganz vorsichtig mit feinem Schleifpapier entschärfen, solange die Materialstärke (mindestens 80 Prozent des Urzustandes) ­insgesamt noch akzeptabel ist. Zudem bewirkt oft ein kleiner Tropfen Öl echte Wunder: Schwer

gängige Karabiner schließen wieder sauber, Wirbel bei Klettersteigsets drehen sich plötzlich wieder und Klettersteigkarabiner knirschen auf einmal nicht mehr so schrecklich beim ­Bedienen. Wichtig: Sparsam mit der S ­ chmierung umgehen, andere (textile) Teile abdecken und keine Allzweck-Wundermittel à la WD-40 ­verwenden, denn die verkleben meist nur. Am ­besten eignet sich Teflon-Spray. 5. Austausch Egal, ob am Ende der Lebensdauer eines ­Produkts eingeschränkte Funktionalität steht oder lediglich sichtbare Abnützungsspuren, schließlich stellt sich natürlich auch die Frage nach dem Austausch. Dies soll kein Plädoyer für die Bergsportindustrie sein, aber unsere ­Ausrüstung wird – im Großen und Ganzen – durchaus zum Positiven weiterentwickelt: Entweder werden die Produkte bequemer, leichter, einfacher in der Anwendung oder ­sicherer. Zudem ist gerade im Kletterbereich eine Preis­entwicklung nach unten zu beobachten. Der Autor hat zu Beginn seiner „Karriere“ (in ­Schilling-Zeiten) deutlich mehr für Gurt, Seil, Express und Co. bezahlt als man heute für ­deutlich bessere Produkte, selbst von nam­haften Markenherstellern, ausgibt. Aber unterm Strich muss jeder selbst entscheiden, ob ihm sein Leben die paar Euro wert ist, oder ob man den gleichen Geldbetrag beim letzten Bier ­einspart. Denn, wie eingangs erwähnt, ein ­Versagen der PSA bei Absturz ist fatal!

links: Materialabtrag ­Karabiner – das passiert durch intensive Nutzung rechts: Auf Dauer werden Sicherungsgeräte durch das Seil und Schmutz abgeschliffen. Vor der Verwendung eines solchen Gerätes sollte man zu­mindest einen genauen Funktionstest machen.

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wissen

Hilfe, mein Bergretter versteht mich nicht! Text: Wolfgang Ladenbauer, Sandra Hinterlechner Foto: Wolfgang Ladenbauer

Im Umgang mit Verunfallten am Berg spielt neben der medizinischen Versorgung auch die psychische Betreuung eine große Rolle – was allerdings nicht allen R ­ ettern bewusst ist. Wolfgang Ladenbauer lässt uns im folgenden Artikel an seiner langjährigen Erfahrung als Arzt und Bergretter teilhaben und erläutert uns die fünf Grundregeln der Psychischen Ersten Hilfe (PEH). Diese richten sich aber nicht nur an R ­ ettungs-Profis, sondern an uns alle, und zeigen, wie wir mit einfachen Mitteln einer ­verunfallten Person psychisch beistehen können – sollten wir einmal zu Erstrettern werden. Folgende Situation: Eine etwa 50-jährige ­Wanderin stürzt im alpinen Gelände und kullert ein gutes Stück eine felsdurchsetzte Grasflanke hinunter. Die Familie muss hilflos zusehen, kann selbst nicht helfen und verständigt sofort die Bergrettung, die auch zeitnah eintrifft. Was ­passiert? Der Hubschrauber nähert sich der Verletzten, der behandelnde Arzt steigt aus, fragt die Verunfallte nach ihrer Versicherungs­ nummer, steigt wieder zurück in den Hubschrauber und fliegt davon. Die Verunfallte liegt allein im Gelände und denkt, sie sei tot­ geweiht. In diesem Fall hatte die Frau durchaus Ver­letzungen, aber es herrschte keinerlei ­Lebensgefahr. Sie wusste nicht, dass die Retter nur noch einmal wegfliegen, um ihre Rettung ­vorzubereiten und fünfzehn Minuten später wieder zurückkehren würden, um sodann die Bergung durchzuführen und sie ins Spital zu fliegen. „In diesem Fall wurde alles falsch gemacht, was man in einer Rettungssituation nur falsch machen kann“, so Bergrettungs-Profi Wolfgang Ladenbauer, „da mit der Verunfallten nicht kommuniziert wurde und sie unnötigerweise

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Todesangst ausstehen musste, da man sie in Unwissenheit über ihren Zustand und den ­Rettungsprozess gelassen hat.“ Deshalb hält Wolfgang Ladenbauer fest: ­Psychische Erste Hilfe (PEH) sollte ein ­inte­grierter Bestandteil jeder Ersten Hilfe sein und ist ein ganz zentrales Instrument im ­Rettungsprozess. PEH ist „alles, was wir mit einem in Not Geratenen, also Verunfallten, ­Erschöpften oder Verirrten tun und was nicht zu den rein m ­ edizinischen Verrichtungen gehört“. Im Folgenden präsentiert uns Wolfgang die wichtigsten Ergebnisse einer umfassenden ­Untersuchung der Bergrettung Nieder­ österreich, die festhält, was von Verunfallten als gewünscht oder störend erlebt worden war. Aus dieser Studie ergaben sich die folgenden 5 Grundregeln für die Psychische Erste Hilfe. 5 Grundregeln der (alpinen) PEH: 1. Sage, dass du da bist, wer du bist und was geschieht! 2. Suche oder biete vorsichtigen ­Körperkontakt! 3. Sprich, informiere und höre zu! 4. Akzeptiere feinfühlig den Verunfallten in seinem Zustand! 5. Schirme den Verletzten vor Zuschauern ab! Grundregel 1: Sage, dass du da bist, wer du bist und was geschieht! Die Aufnahme und Aufrechterhaltung v­ erbaler Kommunikation mit Information und Aufbau einer Beziehung sind am Anfang das W ­ ichtigste. Allgemeine Informationen und im speziellen ­Informationen über die Helfer haben sich als besonders wichtig herausgestellt. Die Nennung der Namen der Helfer und wie der Verletzte


Rubrik

die Helfer ansprechen kann, ist sehr hilfreich. Der Erstkontakt sollte mit Begrüßung und ­Vorstellung erfolgen. Das Fragen nach der Anrede Du oder Sie wurde oft als störend ­empfunden. Immer wieder sollte man erklären, was genau geschieht, eventuell auch warum. Grundregel 2: Suche oder biete vorsichtigen Körperkontakt! Körperliche Behandlung und Berührung sind heikel und wurden sehr oft als störend erlebt, weil durch den Unfall die körperliche und ­seelische Integrität des Menschen verletzt ­worden war. Speziell eine zu nahe (mehr als Hand oder Arm) oder intime Berührung (z. B. streicheln) würden Kontrollverlust und eine w ­ eitere B ­ edrohung der Integrität bedeuten. Daher sollte man dem oder der Verletzten anbieten, sich anzuhalten: Der Helfer hält seine Hand hin und lädt das Unfallopfer ein, sich daran fest­zuhalten. Körperliches Berühren und Beruhigen soll der verletzten Person zeigen, dass jemand da ist, den Zustand ernst nimmt und ehrlich ist. Wichtig ist natürlich auch schmerzarme und bequeme Lagerung, Schutz vor Kälte, Hitze oder direkter Sonneneinwirkung, ein Getränk oder eine Zigarette anzubieten. Letzteres ist ein Punkt, an den Nichtraucher wohl nicht denken, der aber von Rauchern genannt wurde.

Folgendes gilt für Berührungen: » Am ehesten die Hand berühren, gefolgt von der Schulter, höchst selten mehr » Statisch ist besser als dynamisch (halten ist besser als streicheln) » Am besten: anhalten lassen » Am wenigsten und vorsichtigsten bei Frauen im Alter zwischen 20 und 40 Jahren und bei Snowboardern » Am ehesten bei schweren Verletzungen Grundregel 3: Sprich, informiere und höre zu! Untersuchung und Behandlung sollen immer begleitet sein von Ankündigungen und Informationen über die Verletzungen, die nächsten Handlungen und Absichten mit Angaben über Art, Dauer, mögliche Schmerzen und ­Maß­nahmen, wie Lagerung, Abtransport, Hubschrauber. Wie sollte kommuniziert werden? » Auf gleicher Ebene und nicht von oben herab – also bücken, hinknien oder neben den Verletzten setzen. » Eine verständliche Sprache verwenden, ­ausreichend laut und deutlich artikuliert. » Auch wenn Sie vielleicht nicht verstanden werden: Sprechen Sie trotzdem mit Bewusstlosen oder mit fremdsprachigen Menschen. Bewusstlose hören manchmal alles. Vorsicht bei Sterbenden, denn die letzte erhaltene Fähigkeit ist oft noch das Hören!

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wissen

» Vorsicht bei Gesprächen neben dem ­Betroffenen, auch beim Funken. Keine ­Diagnosen oder Prognosen nennen! Vor dem Verletzten auch nicht über Dinge sprechen, die er missverstehen könnte. » Keine Schuldzuweisungen! Im Gegenteil: ­Verständnis für das Vorgefallene zeigen. » Alles, was man sagt, muss wahr sein, aber man muss nicht alles Wahre sagen. Grundregel 4: Akzeptiere feinfühlig den ­Verunfallten in seinem Zustand! Ein Traumatisierter ist ein normaler Mensch mit normalen Bewältigungsstrategien in einer ­abnormalen, außergewöhnlichen Situation! Diese Sicht macht es möglich, uns ganz auf ihn in seiner momentanen Befindlichkeit, ­Verletzlichkeit und „Andersartigkeit" einzu­ stellen. Verunfallte erscheinen oft auffällig, gereizt, paranoid oder verstummt, also „krank oder gestört". Dies ist aber eine n ­ ormale ­Reaktion, und als Helfer sollte man sie ­akzeptieren und sich darauf einstellen. Grundregel 5: Schirme den Verletzten vor Zuschauern ab! Dieser Punkt spielt bei Unfällen mit vielen ­möglichen Zuschauern eine große Rolle, selten im alpinen Bereich, am ehesten noch auf der Piste. Hubschrauberrettung – eine ­Besonderheit Hier gilt als wichtige Erkenntnis, dass die Angst vor dem Hubschrauber deutlich größer ist, als wir angenommen hatten. In der Vorstellung der Bergrettung lag der Gedanke nahe, dass es für den Verletzten wünschenswert sein müsste, schnell und schmerzarm aus misslicher Lage in die Sicherheit eines Spitals geflogen zu ­werden. Die Angst vor dem Fliegen sollte dabei eine geringere Rolle spielen als die Angst und somit der Stress vor einer so schwer­

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wiegenden V ­ erletzung, die den Einsatz eines Hub­schraubers nötig machte. Gezielte ­Information über die Verletzungen und die ­Vorzüge eines Hubschrauber-Abtransports kann dieses U ­ nbehagen von vornherein ­verhindern. Im A ­ llgemeinen kann festgehalten werden, dass ein Hubschrauber-Abtransport für alle B ­ etroffenen großen Stress bedeutet. Daher ist auf sachliche Information vonseiten der Retter sowie auf Beruhigung zu achten! Und Vorsicht: Die Retter dürfen nicht durch ihre eigene U ­ nsicherheit, Angst oder Nervosität den Verletzten ­„anstecken“. Zusammenfassung Am wichtigsten sind für die Verletzten ein­deutig alle Maßnahmen im Zusammenhang mit dem Schmerz sowie die Erkundigung danach und die vorsichtige, schmerzvermeidende B ­ ehandlung. Gleich gefolgt von den Aspekten der Kom­ munikation: Beziehung, Information und ­Sprache! Es zeigte sich, dass das Bedürfnis nach Beruhigung sehr stark ausgeprägt ist. Oft sind Verunglückte auffällig, gereizt oder ­wirken paranoid. Die Bergretter müssen sich hier bewusst machen: Der / die Verunfallte ist ein normaler Mensch in Not mit n ­ ormalen ­Reaktionen auf eine abnormale, außer­ gewöhnliche Situation und kein psychiatrischer Patient. Das heißt: Einer der zentralen Punkte der PEH ist auch die Einstellung der Berg­retter der manchmal „abnormalen“ Erscheinung des Unfallopfers gegenüber. Es gilt, diese zu akzeptieren und sich darauf einzustellen und die Patienten in Form der PEH bestmöglich zu unterstützen. „Wenn dies gut gelingt, dann ist die PEH auch eine Trauma-Prävention, was mir persönlich sehr wichtig ist“, schließt Wolfgang seine Ausführungen ab. Wolfgang Ladenbauer ist Arzt der Allgemeinmedizin und Psychotherapeut und seit 1973 ehrenamtlicher Bergretter in Puchberg, davon 15 Jahre Landesleiter der Bergrettung Niederösterreich und Wien. Weiters sind er und seine Familie seit Generationen Mitglieder in der ASW, wo Wolfgang auch einige Jahre lang Berg­ rettungsreferent war.


Rubrik

PächterInnen für die KörnerHütte gesucht! www.koerner-huette.at Foto: Sandra Hinterlechner

Unser Pächterpaar Petra und Helmut kann ­leider aus persönlichen Gründen die Hütte in der kommenden Saison nicht weiterführen, deshalb suchen wir nun ebenso engagierte NachfolgerInnen! Zur Hütte Die Körner-Hütte liegt auf 1454 Meter Höhe, nahe der Stuhlalm, auf der Westseite des ­Gosaukamms. Die Hütte ist der ideale Ausgangspunkt für z­ ahlreiche Aktivitäten, von ­einfachen W ­ anderungen um den Gosaukamm, über Klettersteige bis hin zu Gipfel­besteigungen der berühmten Bischofsmütze und deren Nachbargipfeln. Aufgrund der leichten ­Erreichbarkeit ist sie auch beliebtes Ziel von ruhesuchenden Wanderern und Tagesgästen aus dem circa 90 Minuten entfernten Annaberg-­ Lungötz und den umliegenden Orten, die beim ­beeindruckenden Ausblick von der sonnenverwöhnten Terrasse Ruhe und Gelassenheit genießen. Anschrift Steuer 31, 5524 Annaberg-Lungötz Wir suchen PächterInnen für die Körner-Hütte ab dem Jahr 2021 (Start der Saison je nach Witterung Ende Mai bis Mitte Juni) Fachliche Voraussetzungen » Erfahrung in der selbstständigen Führung eines Gastronomiebetriebes, idealerweise Führung eines Hüttenbetriebes » Gute Kochkenntnisse, Speisen- und ­Getränkekonzept » Gastronomische Ausbildung: Koch / Köchin, KellnerIn oder Hotel-, GastgewerbeassistentIn

» Befähigungsnachweis: Pächter­Innen­ konzession oder Konzession (GewR) Hotel /  Gastronomie » Kenntnis der lebensmittelrecht­lichen ­(gewerberechtlichen) Vorschriften, u. a. der Hygieneverordnung, Unfall­ verhütungs­­vorschriften, HACCP-Richtlinien und sonstigen behördlichen Auflagen Persönliche Voraussetzungen » Identifikation mit den Grundsätzen und Zielen des Alpenvereins » Bergerfahrung und Naturverbundenheit » Freude am Umgang mit Gästen » Gebietskenntnisse » Flexibilität, Organisationstalent » Handwerkliches Geschick » Technisches Verständnis (Verantwortung für alle technischen Einrichtungen der Hütte) » Spaß daran, den einen oder anderen ­Hüttenmoment via Facebook zu teilen Bewerbung Wenn wir dein / euer Interesse geweckt haben, freuen wir uns auf eine schriftliche Bewerbung (inklusive Motivationsschreiben und Lebenslauf). Bevor du / ihr das Bewerbungsschreiben an uns losschickt, bitten wir dich / euch vorab um einen Besuch auf der Körner-Hütte. Bewerbungsfrist Sende / t dazu einfach eine E-Mail an: office@akademischesektion.at Betreff Bewerbung Pacht Körner-Hütte oder postalisch an: Akademische Sektion Wien, Maria-Theresien-Straße 3 / 2, 1090 Wien

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abschied

Nachruf auf Florian Steinbauer Text: Samuel Felder Foto: Lisa Deinhard

29. Juli 2020. Es scheint ein ­gewöhnlicher ­Mittwoch im Sommer zu sein. Viele unserer Freunde sind in den Bergen ­unterwegs. Auch wir planen Touren, packen Rucksäcke oder ­waschen schmutzige Wäsche vom Wochenende. Und plötzlich erreicht uns aus dem Nichts die traurige Nachricht, dass unser Flo S ­ teinbauer am Vortag einen tödlichen Para­ gleitunfall hatte. Auf einmal ist nichts mehr, wie es vorher war, Stille und Leere machen sich breit. Unverständnis. Es kann sich unmöglich um unseren Flo handeln.

Danke, Florian! Du hast uns gezeigt, wie das Leben geht.

Unser Flo. Immer motiviert, freundlich und ­unternehmungslustig. So viel hatten wir mit ihm geplant. Und er auch mit uns. Und von einem auf den anderen Moment lösen sich all diese Pläne in Luft auf.

Nicht das tragische Ende soll von dir bleiben sondern du als Mensch. Aus Florians Parte

Am Abend des 29. Juli treffen einander ­einige Mitglieder der berg:rausch-Gruppe, um ­gemeinsam zu verarbeiten und zu trauern. Was Mut macht, ist der Zusammenhalt, jeder bietet Hilfe an und niemand muss mit seiner / ihrer Trauer allein sein. Für alle, die Flo nicht gekannt haben: Er war ein aufgeweckter junger Mann, voller Ideen und Tatendrang. Einer, der etwas bewegen wollte. Durch gemeinsame Bergausflüge ist aus einer Bekanntschaft für viele schnell eine gute Freundschaft geworden. Flo war immer lebensbejahend, freundlich, mitreißend, ­unter­nehmungslustig und auch sehr ehrgeizig. Flo hatte eine gewisse Erwartung an sich und

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sein Leben. Und jeder von uns, der mit ihm ­diesen Weg gehen wollte, war herzlich will­ kommen, dies zu tun. Und viele von uns haben das auch getan. Nicht nur sein sonniges Gemüt und sein ­ansteckendes Lächeln haben ihn ausgezeichnet. Selten trifft man jemanden, der sich in einem so hohen Maße für einen Verein einsetzt. Ganz gleich, welche Aufgaben zu erledigen waren, Flo hat immer sofort gesagt: „Ja klar, das mache ich!” Egal, ob er belächelt wurde oder nicht –, ihm ging es darum, etwas zu verändern, und dabei ist er vor keiner Arbeit zurückgeschreckt. An vielen Ecken sind Flos Spuren zu sehen: an einer neuen Website, an neuem Material, ­welches er als Materialwart angeschafft hat, und an unserer neuen digitalen Zusammen­arbeitsPlattform. Viele von uns haben sich am Tag der Beisetzung auf den Weg nach Wels gemacht, im Gepäck unbeantwortete Fragen und Trauer. Aber es bleiben die Kraft und die Zuversicht, dass Flo sein Leben so gestaltete, wie es ihn glücklich gemacht hat. Eine Lebensweise, die uns Flo stets vorlebte und die viele von uns nachhaltig geprägt hat. Flo, wir werden deine Lebensweise fortsetzen und dich dabei stets bei uns im ­Herzen tragen! Wir möchten uns bei den Eltern von Flo für diesen wunderbaren Menschen bedanken und wünschen der Familie Steinbauer, s­ einer ­Lebensgefährtin Lisa und allen Freunden und Bekannten die nötige Kraft für diese sehr schwere Zeit! Flo, du wirst niemals vergessen sein!


abschied

Nachruf auf Dr. Julius Hanak Text: Gundi und Helmut Frank, Günther Schlicker Fotos: Albert Stamm, G. u. H. Frank

Unser langjähriges Sektionsmitglied Dr. J­ulius Hanak ist heuer im 87. Lebensjahr von uns gegangen. Er war seit seiner Studienzeit in Wien ab 1952 aktives Mitglied, war bei der V ­ ereinsarbeit sehr engagiert und hoch ­geschätzter Bergführer bei unzähligen g ­ rößeren und kleineren Bergtouren. 1959 unternahm er im Winter drei Erstbegehungen am G ­ roßen Grimming. Es folgten die Ausbildung zum ­Heeresbergführer, die Leitung zahlreicher Hochalpinistenkurse im Sommer und Winter sowie Ausbildungsaktivitäten, wie beispielsweise Eiskurse. Julius war damals Mitglied einer sehr aktiven Hochtourengruppe in der ASW, welche die großen Gebirge der Erde, wie Karakorum und Himalaja, im Blick hatte. Im Sommer 1963 scheiterte zwar der bereits weit fortgeschrittene Plan der Erstbesteigung des 7266 Meter hohen Dirans im pakistanischen Karakorum. Jedoch gelang im Jahr 1964 eine Expedition auf S ­ pitzbergen und ebenso die e ­ rfolgreiche bergsteigerische Erarbeitung in diesem G ­ ebiet. Julius war einer der acht Teilnehmer dieser „ASW-Spitzbergen-Kundfahrt“. Angereist wurde mit dem Postschiff, und man war mit Ski und zerlegbaren Schlitten im Gebiet des Magdalenen-­Fjords, im äußersten Nord­westen Spitzbergens, unterwegs. Dabei g ­ elangen ­sowohl vom Meeresniveau als auch vom ­Hochplateau aus zahlreiche Erstersteigungen. Sogar von einem Bad im Polarmeer bei 1,5 Grad wurde berichtet.

Seine Frau, Dr. Ilse Hanak, genannt Illi, war bei vielen Bergtouren dabei und teilte seine Liebe zu den Bergen. Als Illi und Julius einander zu Beginn der 1950er-Jahre in der ASW kennenlernten, bestand die „Aktivitas“ aus einer kleinen Gruppe von Bergbegeisterten, die viele gemeinsame Touren unternahmen. Was lag da näher, als den beiden zur Hochzeit ein rotes Perlonseil zu schenken? Mit diesem Seil, Liebesfaden genannt, haben sie auf ihrer Hochzeitsreise viele Berge, unter anderem auch den Mt. Blanc bezwungen. Neben seiner Leidenschaft für die Berge war Julius immer extrem in sozialen ­Bereichen e ­ ngagiert: Als evangelischer Militärsuper­intendent für das Bundesheer war er m ­ aß­geblich am Aufbau der evangelisch / ­­ökumenischen Militärseelsorge beteiligt. Auch die Betreuung der ö ­ sterreichischen ­UN-­Kontingente in den verschiedensten ­Ländern gehörte zu seinen vielfältigen ­Aufgabenbereichen. Nach seiner Pensionierung war er bis zuletzt als Bewährungshelfer, Schubhaft-­Seelsorger und in ähnlichen Aufgaben in karitativen ­Einrichtungen tätig. Die ASW bleibt stets mit ihm verbunden!

links: Julius unterwegs mit dem Schlitten in Spitzbergen, rechts: Julius und Ilse Hanak beim Wandern am Gosaukamm

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neues

Neu im Vorstand

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Pavol Vyhlidal Finanzreferent

Florian Schmid Hüttenreferent

Samantha Wehr Schriftführerin

Mein Name ist Pavol Vyhlidal, ich arbeite als Projekt­manager bei einem Tochterunter­ nehmen des Verbunds. Ich bin seit 2018 in der ASW aktiv, zuerst als b ­ egeisterter Teilnehmer bei allen m ­ öglichen Veranstaltungen und schließlich als Organisator diverser Outdoor-Aktivitäten. Mittlerweile bin ich Übungsleiter für Hochtouren und hoffe, unsere Mitglieder für diese schöne Disziplin ­begeistern zu können. Falls es Schnee gibt, bin ich gerne für eine Skitour zu haben. Und wenn die Berge doch zu weit entfernt sind, um sie kurzfristig von Wien aus zu erreichen, bin ich mit dem Rennrad oder auch zu Fuß in den vielen Museen und Kinos der Stadt unterwegs.

Ich bin 27 Jahre alt, in Süddeutschland geboren und für Studium und Job nach Wien gekommen. Ich arbeite bei der Stadt Wien im Bereich Klimaschutz und Smart City. In der ASW bin ich mittlerweile seit zweieinhalb Jahren und dabei viel und gerne am Berg unterwegs: Sportklettern, ­Alpinklettern und natürlich auch Wandern und Hoch­ touren. Durch den Verein finde ich immer wieder Touren­ partnerInnen für ­v­erschiedene Abenteuer am Berg, vor allem habe ich aber in der ­berg:rausch-Gruppe wirklich gute Freund­Innen gefunden. Ich freue mich auf meine Tätigkeit als Hüttenreferent und will als direkter Ansprechpartner und Vertreter des Vorstandes für die neuen Pächter der Körner-­Hütte da sein.

Ich bin in Wien geboren und lebe dort seit 26 Jahren in der Donaustadt. Nach meinem Lehramtsstudium in Englisch und Geschichte habe ich vor einem Jahr begonnen an einer Wiener HTL zu unterrichten. Für Kinder und Jugendliche engagiere ich mich auch seit vielen Jahren durch meine Mitarbeit im Ferienhort am Wolfgangsee. Ich bin sehr froh, vor drei Jahren in u ­ nserer Sektion eine Gruppe von ­Menschen gefunden zu haben, die für vielseitige Abenteuer zu haben sind, Neues aus­ probieren und sich gegenseitig unterstützen. Mit berg:rausch bin ich viel beim Klettern, auf Winterwochenenden und auch als Tourenführerin auf Kletter­ steigen unterwegs. So habe ich gelernt, dass zur erfolg­reichen Weiterentwicklung eines Teams nicht nur viel Motivation sondern auch gegenseitiges Vertrauen gehört. Durch mein Engagement möchte ich ­beides in unserer Sektion fördern.


danke

Olli 2020 / Danke Text und Foto: Angela Hirsch

Es war noch Winter, als in der Vorstands­ sitzung die Rede darauf kam, wer den Olli in diesem Jahr für außerordentlichen Einsatz für die S ­ ektion bekommen soll. Sofort fielen zwei Namen und schnell war die Entscheidung ­getroffen, dass wir heuer zwei Mitgliedern für ihr Engagement und ihren leidenschaftlichen Einsatz mit dem Olli DANKE sagen wollen. Lieber Franz Neruda! Ich weiß ja, du zweifelt etwas an meinen ­Worten, doch lass mich dir nochmal sagen: es ist eine Freude mit dir zu diskutieren, Worte zu zerfleddern, Punkte und Beistriche zu ver­ schieben – solange, bis es passt. Danke, dass du uns beim Erstellen des oben° unterstützt und uns so großzügig mit deiner Genauigkeit und Aufmerksamkeit zu Rate stehst! Du trägst einen großen Beitrag dazu bei, dass wir dieses Heft in solcher Qualität drucken können. Wir lernen von dir, wie wir Dinge besser machen können und nebenbei hört man ein paar Lebens­ weisheiten durch, aber nur wenn man genau zuhört. DANKE für deine Gelassenheit und dass du nicht müde wirst, uns „unter die Arme zu greifen“ und uns den einen oder a ­ nderen ­Fauxpas verzeihst! Das oben° und der Verein wären nicht halb so toll ohne dich!

Bitte bleib wie du bist und uns noch lange mit so viel Humor und deiner h ­ erzlichen, ­konstruktiven Art und all den Ver­besserungen erhalten! Der andere Olli Niemals hätten wir uns im Winter gedacht, dass wir einmal einen Olli posthum verleihen ­müssen. Mit einem Olli wollen wir auch Florian Steinbauer Danke sagen. Wie ihr vor einigen Seiten lesen konntet, ist Florian im Sommer bei einem schrecklichen Unfall tödlich verunglückt. Florian hat für uns die neue Website g ­ estaltet, hat sich gleich als Erster für die Position des ­Materialwarts gemeldet, hat dem Vorstandsund Alpinteam eine virtuelle Kommunikations­ plattform ermöglicht und entwickelt, war ­aktives, gestaltendes Teammitglied bei ­berg:rausch und war stets ganz vorne dabei, wenn es darum ging, unsere ASW weiterzu­ bringen. Immer mit einem Lächeln im Gesicht, war er mit viel Herz und Einsatz dabei. Florian, wir danken dir, dass du uns so viel ­Energie und Lebensfreude geschenkt hast, dass du uns ein guter Freund und Bergkamerad warst! Wir werden dich sehr in unserer Mitte vermissen. Im Namen aller deiner Begleiter­ Innen im Verein sagen wir dir Danke und mach’s gut, lieber Freund!

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programm

Kommende Aktivitäten und Highlights Das vollständige Programm findet ihr laufend a ­ ktualisiert auf akademischesektion.at/termine Wir haben geplant und getüftelt und freuen uns, euch auch in diesem besonderen Herbst und dem kommenden Winter einige vorbereitete Aktivitäten anbieten zu können! Viele Unternehmungen sind aber aufgrund der Umstände vorerst nur angedacht – bitte entnehmt den jeweils aktuellen Status und die genauen Termine dann unseren Facebook-Gruppen oder der Website.

5. November 2020

Einfach raus: Schöpfl-Rundweg-Wanderung Treffpunkt: Wöllersdorf bei Laaben mit Hermann Reiter

Herbst 2020

berg:rausch: Klettersteig für AnfängerInnen mit Samantha Wehr

Herbst 2020

berg:rausch: Klettertechnikkurs

(mehrere Termine) mit Micha Schöfthaler und Florian Schmid

Herbst 2020

berg:rausch: Tour durch die schönsten Herbstlandschaften mit Michael Haberfellner

Herbst 2020

berg:meute: Wanderungen in der Umgebung von Wien (Wienerwald, Wiener Alpen) mit Matthias Ihl und Anna Heinzle

Winter 2020 / 21

berg:meute: Familienskitag am Semmering mit Matthias Ihl und Anna Heinzle

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11. bis 16. Jänner 2021

Kripperlroas im Salzkammergut, kombiniert mit Winterwandern, Langlaufen und Skifahren (Piste und Touren)   Landhotel Post, Ebensee mit Uli Pistotnik


programm

Jänner 2021

berg:TiB: Schneeschuhwanderung mit Hannah Geiser und Lev Heinzle

Jänner / Februar 2021

berg:rausch: Skitourentag für Anfänger mit Johannes Vass

Februar 2021

berg:rausch: Skiwochenende samt Skitechniktraining mit Dorit Aschauer

Frühling 2021

berg:meute: Wanderungen in der Umgebung von Wien (Wienerwald, Wiener Alpen) mit Matthias Ihl und Anna Heinzle

März 2021

Hauptversammlung der Akademischen Sektion Wien als Online-Konferenz, alle Infos kommen per Newsletter

20. bis 27. März 2021

Winterwandern, Langlaufen, Skifahren und Singen Schallerwirt, Steirische Krakau mit Uli Pistotnik

Laufende Aktivitäten oben°wissen organisiert von Bibiane Kaufmann Eine Themenreihe der Akademischen Sektion Wien rund um den Berg kletter:rausch Marswiese, powered by berg:rausch

ab Oktober 2020 donnerstags, wöchentlich mit Micha Schöfthaler

boulder:rausch Boulderbar Hannovergasse, powered by berg:rausch

UWZ_Vermerk_GmbH_4C_Umweltzeichen_Vermerk.qxd 31.05.13 08:02 Seite 1

ab 20. Oktober, ab 16 Uhr, mit Sam und Timon: Hände an die Wände!

Einfach raus mit Uli Pistotnik gedruckt nach der Richtlinie für alle Naturverliebten, die„Druckerzeugnisse“ es wochentags nach draußen zieht des Österreichischen Umweltzeichens Druckerei Janetschek GmbH · UW-Nr. 637

berg:rausch Meet-up

für Outdoorfans und Studierende von 18 bis 29 Jahren gedruckt nach der Richtlinie „Druckerzeugnisse“ des Österreichischen Umweltzeichens Druckerei Janetschek GmbH · UW-Nr. 637

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Akademische Sektion Wien des Österreichischen Alpenvereins Maria-Theresien-Straße 3 / 2, 1090 Wien Öffnungszeiten: Do 17.00 – 19.00 Uhr Telefon: +43 / 1 / 319 78 37 E-Mail: office@akademischesektion.at www.akademischesektion.at www.facebook.com/ akademischesektion

„Technik und Können bringen dich nicht auf den Gipfel – es ist die Willenskraft, die am wichtigsten ist. Diese Willenskraft kannst du nicht kaufen oder von anderen empfangen – sie entspringt deinem Herzen.“ Junko Tabei, erste Frau am Mount Everest, 1975


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