oben° Winter 2023

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Das Mitgliedermagazin der Akademischen Sektion Wien des Österreichischen Alpenvereins 01·2023 // 122. Jahrgang


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Unser Bergmoment „Die Guides der Freeride Experience können es immer krachen lassen, egal wie die Bedingungen sind. Und wenn der Powder passt und ein Fotograf auch noch mit dabei ist, sieht das dann so aus! :-)“

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Rubrik

Inhalt

01·2023 // 122. Jahrgang

06 Fernsicht

Von Markus Hauser

09 Das berg:rudel

Neuigkeiten aus der Familiengruppe

10 Jugend- und FamilienWochenende Die ASW-Jugend auf Abenteuer

24 Neues von unserer Hütte

» 2023 – eine super Saison! » 100 Jahre – das muss gefeiert werden! » Die neue Wetterstation

29 Umweltbaustelle –

In der Mölltalleitn Um einem kleinbäuerlichen Betrieb unter die Arme zu greifen

11 Hochtourencamp am Dachstein 30 Salbitschijen hoch Drei Von der Garage bis zum Gipfel

12 Der Vollmond scheint helle Alle 29,5 Tage scheint verlässlich der Vollmond …

13 Der Teufelsgrat –

mein Teufelsgrat! Mit dem Oberfelsenpanther auf ­Klettertour

14 Ennstal rocks! 15 Durch das Kaisergebirge Das Alpinteam unterwegs

16 Freeride – Film – Festival – Experience und Future Ein Interview mit Volker Hözl

Impressum

Ein Interview mit Michi Wohlleben und Lukas Hinterberger

34 Mit dem Kajak durch

die ­Donauauen ASW-Oldies auf Entdeckungstour

35 Das Kletterparadies Sardinien Steile Klippen und türkisfarbenes Meer

36 Lyngen Alps

Skitourenwochenende im hohen Norden

38 Bike and Climb

Mit Zug und Rad ins Ennstal zum Klettern

39 Und es geht doch …

Wir haben öffentliche Anreisen getestet

40 Erinnern

» An langjährige Mitglieder » Nachruf Robert Renzler

Herausgeber: Akademische Sektion Wien, Teil des Österreichischen Alpenvereins, Maria-Theresien-Straße 3 / 2, 1090 Wien Redaktionsteam: Angela Hirsch, Barbara Reininger Autor*innen dieser Ausgabe: Dorit Aschauer, Gisbert Bauer, Hanna Domandl, Richard Franz, Max Hauser, Angela Hirsch, Fritz Hintermayer, Matthias Ihl, Magarete Liebmann, Egon Ostermann, Sarah Posteo, Barbara Reininger, Helga Schmid, Gertraud Schuller, Wolfgang Steffanides, Marvin Steinböck, Christoph Stummer, Peter Wirthumer Art-Direktion, Grafik und Illustration: Barbara Veit Lektorat: Andreas Aigner, Barbara Reininger Druck: Druckerei Janetschek GmbH Erscheinungsweise: eine Ausgabe im Jahr, Auflage: 3.100 Stück

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editorial

Servus! Wir freuen uns sehr, euch wieder durch ein oben° führen zu dürfen. Angela Hirsch

Grafikerin dieser Ausgabe

Barbara Veit Grafikdesignerin in Wien. Entwicklung / Konzeption der neuen Gestaltungslinie des oben° seit 2015. veitdesign.at

Fotos dieser Ausgabe

Cover, Bergmoment, Rücken zur Verfügung

gestellt von

Wir haben Volker Hölzl, Gründer des Freeride Filmfestivals getroffen und einen Blick h ­ inter die Kulissen und auf die F ­ reeride-Szene ­geworfen. Lukas H ­ interberger und Michi Wohlleben, erzählen uns über Ihr A ­ benteuer, wie sie in 45 Stunden über drei unter­ schiedliche Varianten auf den S ­ albitschijen ­geklettert sind. Außerdem haben wir 100 Jahre T ­ heodor-Körner-Hütte g ­ efeiert. Einen Folder, mit einem historischen ­Rückblick über diese Zeit, haben wir dieser Ausgabe beigelegt. Und, wir haben eine neue Wetterstation auf der Hütte, auch davon ­erzählen wir euch. Begleitet uns, wenn wir mit dem Kajak in Ungarn oder zum Klettern, unter anderem, in Sardinien und mit den Skiern in Norwegen unterwegs sind. Und es gibt Nachwuchs in unserer Sektion. Ratet, wie die neue Gruppe heißt! Hier ein Tipp, sie fängt wie so manche Gruppe bei uns an, berg:… Die Lösung findet ihr natürlich im Heft! Und ich sage Danke für euer Interesse am oben° und verabschiede mich nun aus dem Redaktionsteam. Ich wünsche euch viel ­Lesevergnügen mit der diesjährigen Ausgabe! Alles Liebe Angela

Volker Hölzl Gründer Freeride Filmfestival und Freeride Experience

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fernsicht

Fernsicht Text und Foto: Max Hauser, Vorstandsvorsitzender

In meiner letzten Fernsicht habe ich Bezug drauf genommen, dass es manches Mal schon reicht, auf die Hügel am Stadtrand von Wien zu gehen, um einen Blick in die Ferne zu gewinnen. Die Vollmondwanderungen in den Hügeln von Wien gibt es noch immer, und sie sind beliebter denn je. Auch alle a ­ nderen Bereiche des Vereins haben sich nach den schwierigen Corona-Jahren sehr positiv ­entwickelt! Eine neue Gruppe, die berg:luft (Altersgruppe 45 – 60) hat sich geründet und schließt damit eine Lücke bei uns im Verein. Unsere ­berg:räusche sind sowieso fast immer unterwegs und derzeit sicher eine der a ­ ktivsten Gruppen der ASW. Auch u ­ nsere K ­ inder-, Jugend- und Familien­gruppen sind viel unterwegs und entwickeln sich p ­ rächtig. Keinesfalls unerwähnt bleiben dürfen n ­ atürlich unsere Felsenpanther, der Chor und alle A ­ ktivitäten unter dem Banner „­ einfach raus“. Alle ­Gruppen freuen sich über I­nteressierte, die mitkommen, mitmachen und mitorganisieren! Auch zu feiern gab es dieses Jahr so e ­ iniges: Unsere Theodor-Körner-Hütte ist 1923 ­fertig gestellt worden und damit 100 Jahre alt ­geworden, was wir natürlich gebührend ­gefeiert haben. Auf organisatorischer Ebene war ebenso ein ereignisreiches Jahr. Wir haben seit dem Sommer mit Barbara und Andreas zwei neue Mitarbeiter*innen in unserem Backoffice, und auch im Finanzreferat konnten wir mit Michi und Michi zwei neue Profis gewinnen. Ein herzliches Willkommen und ein großes Dankeschön!

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Aber eigentlich erscheint der Text ja unter dem Titel Fernsicht, daher möchte ich noch einen Blick in die Ferne also 2024 wagen. Es steht viel Arbeit im Bereich unserer Hütte und beim Sektionslokal an. Andreas wird sich hauptsächlich um unseren sehr d ­ ringenden Hüttenumbau kümmern, aber auch darum, dass unser, schon etwas in die Jahre ­gekommenes Sektionslokal, einer E ­ rneuerung unterzogen wird. Unser Alpinteam bereitet fleißig das Tourenprogramm vor und eine neue Studierendengruppe ist gerade im ­Entstehen. Beim Blick in den Terminkalender sehe ich auch bereits viele Aktivitäten für den Jahreswechsel und das erste Halbjahr, was mich sehr freut (vielen Dank liebe Tourenführer*­ innen). Nur die aktuell immer sichtbarer ­werdenden Veränderungen unseres Klimas machen mich nachdenklich. Deswegen möchte ich euch einladen, 2024 vermehrt Öffi-Touren zu probieren und damit vielleicht auch neue Möglichkeiten und eine neue ­Gemütlichkeit zu entdecken! Damit wünsche ich euch frohe Festtage, ­wunderbare, unfallfreie Bergmomente und freue mich, möglichst viele von euch 2024 bei einer Aktivität am Berg zu treffen. Max Hauser


statistik

Gut zu wissen, … … dass du das Alpenvereins­jahrbuch BERG 2023 in deiner Sektion bestellen kannst. Die Themen heuer sind die W ­ ildspitze, das Mountainbike sowie die Vorarlberger „Trad-Kletterqueen“ Barbara Zangerl und der nepalesische 8.000er-Rekordmann ­ Nirmal Purja.

… dass du dich jederzeit bei uns melden kannst, wenn du z. B. eine Idee für einen Themenabend, einen Artikel fürs oben°, einen Workshop oder eine Tour hast und bei der Durchführung Unterstützung von uns möchtest.

… dass du deinen Alpenvereins­ausweis auf alpenverein.at/meinalpenverein auch digital aufs Handy laden kannst.

… dass wir uns freuen, wenn du uns bei diversen Projekten, z. B. im Wegereferat unterstützt!

… dass du viele Hütten ­online reservieren und auch die V ­ erfügbarkeit der Betten vorab prüfen kannst. Bettencheck: caa.alpenverein.at/service/ bettencheck

Aktuelle Zahlen Die Entwicklung unserer Sektion (Stand 23. Oktober 2023) Infografik: Barbara Veit

ASWMitglieder Gesamt: 4.692

Aus folgenden Staaten haben wir jeweils ein Mitglied, und sie heißen

Liechtenstein Tobias

Malta Matthias

Mitgliederzahlen nach Regionen

4.640 Europa 3.698 davon in Österreich 24 14 2 2 2 2 4

Kanada / USA Australien / Neuseeland Kenia / Südafrika Vereinigte Arabische Emirate Indien Indonesien Nepal

Norwegen Antonio

Zypern Felix

Russland Oxana

Kenia Valtter

Südafrika Jacek

China Robert

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team

Neu im … Vorstand

Michael Haberfellner Finanzreferat

Michael Haider Finanzreferat

Vereinsmanagement

Andreas Aigner

Barbara Reininger

Alpinteam

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Tobias Bauernfeind Übungsleiter Bergwandern

Hannes Franks Übungsleiter Skitouren

Stefan Schuster Übungsleiter Bergwandern

Ulrike Sedlmayr Übungsleiterin Bergwandern

Theres Scheucher Übungsleiterin Bergwandern


familie

Das berg:rudel Neuigkeiten aus der Familiengruppe Text und Fotos: Matthias Ihl, Jugendteam

Wenn ihr Interesse am ­berg:rudel habt, schreibt uns eine E-Mail

Aus zwei mach eins: Unsere beiden Familiengruppen berg:meute und Wolfsrudel haben fusioniert – seit Mai diesen Jahres gibt es das berg:rudel! Das heißt, wir haben jetzt eine Familiengruppe für Familien mit Kindern von ganz klein (ungeboren) bis groß (ca. 14 Jahre). Das berg:rudel will hinaus, um in der freien Natur Aktivitäten zu unternehmen. Dabei steht Familienfreundlichkeit und Inklusion im Mittelpunkt! Wir richten uns nach den Bedürfnissen unserer teilnehmenden Familien.

an ­bergrudel@ akademischesektion.at, haltet Ausschau auf der Webseite nach neuen Terminen!

Im Vordergrund stehen Bergsport-­Aktivitäten, die mit den Kindern gemeinsam unter­ nommen werden können. Manchmal ergibt sich aber auch die Möglichkeit für anspruchsvollere sportliche Unternehmungen der Elternteile, bei denen man sich die Kinder­ betreuung aufteilt. Erste Unternehmungen Nach dem Kick-Off Treffen am 1. Mai ging es unverzüglich mit den ersten spontanen Unternehmungen los. Von Anfang an war die Idee, die „Arbeit“ (Organisation usw.) auf möglichst viele Schultern zu verteilen. Jede / r mit ­ausreichend Motivation und Tatendrang ist aufgefordert, unsere Gruppe aktiv ­mitzugestalten. Nach einigen Verabredungen zum Indoor-Klettern und Karenz-Wandern unter der Woche war es dann soweit: Unsere erste offizielle Familienwanderung mit Übernachtung auf der Julius-Seitner-Hütte am Gipfel des Eisensteins in den Türnitzer Alpen wurde auch gleich zum ersten Highlight. Wir durften einen sehr schönen Hüttenaufenthalt mit kulinarischen Genüssen und ganz viel Spiel und Spaß mit den Kindern verbringen!

Jugend- und Familienwochenende Gastein Seitdem gab es einige Familien­wanderungen, Treffen im Motorikpark, zum Bouldern und etliche weitere Verabredungen nach dem Motto „Mitglieder für Mitglieder“. Ein paar ­aktive Familien unseres Rudels nahmen auch am Jugend- und Familien-Wochenende teil, das dieses Jahr erstmals stattfand. Das JuFa-Wochenende soll in Zukunft zum fixen Programmpunkt werden! Nach den eher ruhigen Sommermonaten starteten wir im September wieder mit zwei Familien­ wanderungen durch: Anfang des Monats auf die Ochsenburger Hütte bei Wilhelmsburg und Ende des Monats auf die Rax mit ­Übernachtung im Habsburghaus. Neuzugänge willkommen! Outdoor-begeisterte Familien sind bei uns immer willkommen! Da die Gruppe noch im Aufbau begriffen ist, sind wir für tatkräftige Unterstützung dankbar. Traditionell werden wir im Jänner 2024 mit unserem Winter­ treffen auf der ehemaligen Schafhütte „Am Gießhübl – genussverliebt“ ins neue Jahr ­starten. Wir freuen uns auf Euch und ein ­erlebnisreiches neues Jahr 2024!

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jugend

Jugend- und Familien-Wochenende in Bad Hofgastein Die ASW-Jugend auf Abenteuer in den Bergen Text und Fotos: Matthias Ihl, Jugendteam

Macht mit! Bei Fragen könnt ihr Euch jederzeit an jugendreferat@ akademischesektion.at wenden.

Nachdem im Frühjahr überraschend eine Reservierung für eine größere Gruppe im Hofgasteiner Haus der Naturfreunde frei wurde, entstand schnell die Idee, eine neue Veranstaltung der Alpenvereinsjugend aus der Taufe zu heben, nämlich ein v­ erlängertes Wochenende, bei dem Jugend und F­ amilien (die offiziell auch zur Alpenvereins­ jugend ­gehören) gemeinsam eine schöne, ­spannende, erlebnisreiche und erholsame Zeit in den Bergen verbringen können. Die Schloss­alm im Gasteiner Tal bietet dafür optimale Voraussetzungen: Gute Erreichbarkeit mit ö ­ ffentlichen Verkehrsmitteln und Seilbahn. Außerdem gibt es eine sehr gute Infrastruktur, spannende Klettersteige und Wanderungen aller Schwierigkeitsgrade zu entdecken. Darüber hinaus ist das Angebot auch für Kinder verlockend, es warten ein Motorikpark, ein Abenteuerspielplatz und ein Slackline-Parcours auf kleine Gäste. Viele der umliegenden Almen eignen sich als ­unschwierige Ausflugsziele mit vielfältigen Einkehrmöglichkeiten. Perfekt also sowohl für Familien mit Kindern jeden Alters, als auch für Jugendliche, die richtig etwas ­erleben wollen. Und Action! Unsere Jugendteamleiter*in-Stellver­treterin Hannah Geiser war von an Anfang bei der ­Organisation im Dauereinsatz. Für sie bot sich die Möglichkeit, das Praxismodul ihrer Ausbildung zur Alpinpädagogin durch­ zu­führen und bravourös abzuschließen. ­„Hannahs Jugendliche“ waren bei allen

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­ ktivitäten mit viel Engagement dabei und A haben gemeinsam mit ihr sämtliche Klettersteige der Umgebung erkundet. Außerdem unternahmen sie auch mehrere Sonnen­ aufgangs- und Nachtwanderungen. Insgesamt waren auch vier Familien mit ­Kindern im Alter von bis zu vier Jahren in ­Gastein mit dabei. Sie alle nutzten das ­vielfältige Angebot auf der Schlossalm und erkundeten auf Wanderungen die Umgebung samt kulinarischer Leckerbissen auf den ­umliegenden Almen. Unser Quartier, das renovierte Hofgasteiner Haus ist sehr gut als Basislager geeignet. Sowohl die Zimmer als auch die Küche dürfte sich auf 4 Sterne Niveau bewegen und ­garantiert gute Erholung auf knapp 2.000 Meter Höhe. Ausblick Nachdem es heuer so gut geklappt hat, wollen wir auch im nächsten Jahr wieder ein ­­Jugend- und Familienwochenende im ­Sommer ­organisieren, möglicherweise in ­Verbindung mit einem Biodiversitäts­ workshop für Jung und Alt. Termin und Ort ­werden Anfang nächstes Jahr festgelegt und wie immer in einem Newsletter und auf den ­bekannten S ­ ocial Media Kanälen und auf ­unserer ­Webseite kommuniziert.


draussen

Hochtouren-Camp am Dachstein Von der Garage bis zum Gipfel – Fortbildung vom Feinsten Text und Fotos: Richard Franz, Leitung Alpinteam

Kompakt & Komfort – das waren auch heuer wieder die Schlagwörter für das Hochtourencamp vom 21. bis 23. Juli 2023 am Dachstein. Freitagmittag ging es zuerst mit dem Zug und später dann mit dem Bus bis zu u ­ nserem Stützpunkt, dem Berghotel Türlwand. Das Hotel liegt praktisch neben der Dachstein-Seilbahn und wartet auch mit einer Sauna auf. Diese wurde auch am Samstag fleißig benützt, denn das Wetter war an diesem Tag alles andere als hochtourenfreundlich. Trockentraining Das tat dem Ausbildungsbetrieb allerdings keinen Abbruch, denn eine Gletscher­ seilschaft und „Lose Rolle“ lässt sich auch auf der Wiese und zur Not sogar in der Garage üben. Die Kuhfladen standen dabei ­symbolhaft für die Gletscherspalten. Die ­Garage wiederum war der perfekte Ort, um die S ­ teig­eisen einzustellen. Man unterschätzt oft, wie lange es dauert, bis man diese ­angepasst hat. Deshalb auch der Tipp: Unbedingt noch auf der Hütte die Steigeisen einstellen, bevor es ins Gelände geht.

Endlich draußen Nach eineinhalb Tagen intensivem ­Trockentraining und Theorie fuhren wir dann am Sonntag bei besten Bergwetter mit der Seilbahn auf den Dachstein. Da wir nur einen Tag oben am Gletscher hatten, hatten wir uns auch dazu entschlossen etwas später zurückzufahren, sodass wir den Tag auch wirklich nützen konnten. Fleißaufgabe bis ganz nach oben Und wie wir ihn genützt haben! Gehen im Schnee und Eis, im Flachen und im S ­ teilen; Steigeisen und Felskontakt, Toter Mann, Mannschaftszug, Orientierung w ­ urden ­intensiv geübt, und plötzlich s­ tanden wir beim Einstieg zum Klettersteig auf den ­Dachstein. Genug Zeit war übrig, und somit stürmten wir noch hoch zum ­Gipfel. Eine mehr als würdige Krönung für ein f­ antastisches Wochenende mit hoch m ­ otivierten Teilnehmenden in einer ­fantastischen Bergkulisse. Schon etwas im Eilschritt ging es dann zurück über die gezogene Spur zur Seilbahn­station. Einige von uns konnten dann sogar die ­Abfahrt auf dem Dach der Dachsteingondel genießen, bevor wir uns mit dem Zug w ­ ieder auf den Rückweg nach Wien machten. Das einzige Drama des Ausfluges war dann auch wirklich, dass es im Zug kein gekühltes Bier mehr gab. Aber auch das haben wir gut ­überstanden ;-).

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Der Vollmond scheint helle Alle 29,5 Tage scheint verlässlich der Vollmond … und wir veranstalten eine Vollmondtour Text und Fotos: Peter Wirthumer, Alpinteam

Dank engagierter ­Mitglieder können ­Wanderungen oft ­besonders enden, wie mit Feuer oder in einem

Eine Tour bei Nacht? Und das auch noch regelmäßig? Absolut! Der Vollmond ist in seinem wiederkehrenden Erscheinen etwas ganz Besonderes und bereichert durch seine Stimmung jedes Nacht-Naturerlebnis. In der Nacht sind Erlebnisse intensiv, weil unsere Wahrnehmung eingeschränkt ist. Das erlaubt ein Eintauchen in die Natur, welches mit Entspannung und guter Unterhaltung als Gruppe belohnt wird.

Schrebergarten

Unsere Vollmondtouren haben dieses Jahr verschiedenste Formen angenommen. ­Beispielsweise waren wir im Februar mit Ski und Schneeschuh auf der Ganzalm nähe dem Stuhleck, im April haben wir die ­Wanderung bei einem Osterfeuer beendet und im September in einem Schrebergarten. Dazwischen waren Besuche der Jubiläumswarte oder des Cobenzl beliebte Zwischenstopps. Einmal haben wir unter dem Vollmond auch (fast) die Donauinsel umradelt. Die Vollmondtouren ziehen ganz unterschiedliche Interessensgruppen an. Dies wird möglich durch das E ­ ngagement ­verschiedener Mitglieder unserer S ­ ektion, beispielsweise Mathias Ihl mit dem ­berg:rudel, Silke Sohler mit Fokus auf

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­ undefreundliche Wanderungen, Margit h ­Buchmann und Christoph Baumgartner, die auf ihrem Grund ein Feuererlebnis ­ermöglicht haben. Vollmondtouren haben auch den p ­ raktischen Vorteil der einfachen Terminfindung! Daher notiert euch gleich die Vollmonde der ­nächsten Monate im Kalender. In N ­ ewsletter und auf der Website erscheinen z­ eit­gerecht die Details zur Anmeldung. Ideen für ­besondere Vollmonderlebnisse sind herzlich willkommen.

Der Supervollmond Ein Supervollmond tritt auf wenn Vollmond und Erdnähe sich bis auf etwa 360.000 km nähern. Dies passiert im Schnitt alle 13,6 Monate, also doch recht oft. Viel seltener: 2 Supermonde in einem Monat – wie es diesen ­August ­passiert ist.


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Der Teufelsgrat – mein Teufelsgrat! Mit dem Oberfelsenpanther auf Klettertour in der Hohen Wand Text und Fotos: Fritz Hintermayer, Felsenpanther Alpinteam

Anfang September machte sich eine ­Abordnung der Felsenpanther (die Gruppe ­unserer älteren Klettersemester) auf zur Hohen Wand, um den Teufelsgrat zu klettern. Di, 5.9., Hohe Wand, Teufelsgrat, ca. 5 SL, Grad 3+, 3 Teilnehmer: Benno, Cornelia, Fritz. Der Bericht ist auch im Pantherbericht 23 / 6 von Fritz Hintermayer nachzulesen und kann über f.hintermayer@gmx. at bezogen werden.

Die Teilnehmer mit vollem Namen: Benno Kremslehner, Cornelia Keck und ich (Fritz Hintermayer). Gefragt war diesmal eine eher kurze Tour mit kurzem Zustieg, da passte die Route mit dem diabolischen Namen genau. Beliebt und gut abgesichert Der Teufelsgrat ist sicher nicht die wildeste Hohe Wand Kletterei, aber das möchte man ja auch nicht immer. Die Schlüsselstelle ist der Übertritt vom Grat in die Verschneidung rechts davon – eine Herausforderung für ­kleiner gewachsene Kletterer. Auch in der 1. Seillänge kann man sich, je nach V ­ ariante, eine 4+ Stelle geben. Damit zählt der Teufels­ grat zu den beliebtesten Klassikern der Hohen Wand. Die Route ist gut mit Bohr­ haken abgesichert und es gibt übrigens auch eine direkte Variante an der Kante, die ca. mit 5- zu bewerten ist. Beim Klettern hatten wir ideale Bedingungen und bestes Wetter. Nur beim Ausstieg lagen einige von U ­ nwettern gefällte Bäume wüst durcheinander und ­erschwerten das Fortkommen. Da hat offenbar wirklich der Teufel gewütet.

Der Grat und ich – eine lange Geschichte Bei der Rast nach dem Ausstieg wurde zunächst geblödelt (Teufel), dann kamen Gedanken an frühere Begehungen – keine Ahnung, wie oft ich ihn schon geklettert bin. Er war mein erster Kletterweg auf der Hohen Wand, etwa 1966. Später war er mir einfach zu kurz, aber seit der Einrichtung der edlen ersten Seillänge, ist das wieder eine Standard-Tour. Vor 20 Jahren habe ich am Teufelsgrat auch das Klettern mit ­meinem Sohn Bernhard sehr genossen. Und eine besondere Erinnerung ist auch unser ­Klettererlebnis dort im November 2020, mein 80. Geburtstag. Fünf Panther kletterten damals genussvoll den Grat bei h ­ errlichstem ­Herbstwetter. Oben die Überraschung: Walter Pistulka hatte Sekt und echte Gläser mitgenommen und beim Ausstieg wurde in bester Laune gefeiert.

Schwierig war dann auch das Auffinden eines geöffneten Lokals an einem Dienstag. Es ist gelungen, wir sind dann in Waldegg, ziemlich weit weg, eingekehrt!

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Ennstal rocks! Text und Fotos: Marvin Steinböck, Alpinteam

Nachdem wir die letzten fünf Jahre jeden Sommer ein Kletterwochenende in der Wachau verbracht hatten – Zelten und ­Kletterspots unsicher machen inklusive – war diesmal vom 18. bis 20. August das Ennstal an der Reihe. Nach etwas über zwei Stunden Anreise ins Ennstal fiel uns sofort das satte Grün der Landschaft auf. Die Auswahl an Kletterspots zum Sportklettern dort ist groß. Insgesamt 25 Kletterplätze befanden sich allein in einem Umkreis von 15 Autominuten von unserem Campingplatz in Großraming. Das Selektieren der Spots ging flott, da nur wenige davon längere Routen (> 18 m) im unteren Schwierigkeitsgrad (< 6 a) auf­wiesen. Und Insidern zufolge ist das wichtigste ­Kriterium bei der Auswahl der Kletterspots ohnehin das ausreichende Vorhandensein Hängematten-tauglicher Bäume. ;-) Sternschnuppen inklusive Am Freitag suchten wir den Weißenstein auf. Die Wand dort bietet viele schöne Routen und eignete sich aufgrund der konstant hohen Temperaturen an diesem Wochenende und ihrer Südexposition primär für den späten Nachmittag und Abend. Am Camping­ platz angekommen packten wir u ­ nsere ­Kocher aus und bereiteten das gemeinsame Abendessen zu. Danach konnten wir bei klarem Himmel die Sterne beobachten und dank der Perseiden auch einige Stern­ schnuppen bestaunen. Vom Sauzahn in die Enns Am Samstag zog es uns dann zum Sauzahn, dem wohl schönsten und auch bekanntesten Kletterspot in der Gegend. Der Fels war top und dank des umliegenden Waldes fand sich immer ein Schattenplätzchen. N ­ achdem wir unsere Hände geschunden und h ­ eldenhaft einige Exen aus der letzten Route gerettet

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hatten, ging es zurück zu unserem Base­ camp. Dort angekommen stürzten wir uns ins kühle Nass, denn praktischerweise endet ein Ausläufer der Enns direkt vor dem ­Campingplatz. SUPn und noch mehr klettern Nach dem Abendessen bot es sich an mit dem mitgebrachten SUP den Fluss zu ­checken – mit niedrig fliegenden Fleder­ mäusen und nahe an der Oberfläche ­schlafenden Fischen ein interessantes und mystisches Erlebnis. Am Sonntag pilgerten wir dann noch zum Pfenningstein. Der Kletterspot besteht aus einem großen von allen Seiten kletterbaren Felsblock. Hitzebedingt mussten wir uns auf die nordwestlich exponierten Routen ­beschränken. Als wir nach verrichteter ­„Arbeit“ den Zeltplatz erreichten, waren wir froh darüber, nochmal die Badegelegenheit vor der Heimreise nutzen zu können. Was wir von dem Wochenende mitnehmen, sind tolle Erinnerungen, strapazierte Finger­ kuppen (dank des griffigen Gesteins am Sauzahn) und jede Menge Müsli (von dem ich wohl zu viel besorgt hatte).


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Durch das Kaisergebirge Das Alpinteam unterwegs Text und Foto: Richard Franz, Leitung Alpinteam

Marchtrenk. Ein Dörfchen unweit von Wels, das manche von uns eigentlich im Marchfeld verortet hätten. Warum auch immer der ­Railjet Richtung Zürich hier einen Stopp ­einlegen möchte. Die kryptische Durchsage mit dem Zeitprädikat „auf unbestimmt“ ­eröffnete doch früher als erwartet den ­Ansturm auf die für den Gipfel mitgebrachte Schokolade. Mehr als zwei Stunden und einem ­obligatorischen Speisewagenbesuch später war auch klar, warum wir das Abstellgleis von Marchtrenk so lange genießen durften: Direkt vor uns war ein Güterzug entgleist und hatte Treibstoff verloren. Zum Glück nur Sachschaden. Aber sicherlich einer der ­ungewöhnlicheren Verspätungsgründe. Das Taxi war dennoch pünktlich am B ­ ahnhof Kufstein, und so kamen wir knapp vor 21 Uhr auf der Gaudeamushütte an, wo uns schon ein paar gesättigte Frühauf­ steiger e ­ rwarteten. Die Marchtrenk-Fraktion hatte dann durchaus Stress die Zeit bis zur ­Hüttenruhe noch vernünftig zu nützen. Am nächsten Tag splittete sich unsere Gruppe auf – je nach Bergpräferenz und Knie­ verfassung. So konnten wir mit der Ellmauer Halt, Hinterer Goinger Halt, M ­ aukspitze und Ackerlspitze den gesamten Wilden Kaiser abspannen. Die Aussicht war durchaus mystisch. Die Ackerl­spitzeElite diskutierte zum Schluss sogar Farben von Radsocken, weil die Hütte auf den letzten

der 1.950 Bergauf-Höhenmetern nicht und nicht ­näherkommen wollte. Irgendwann war sie doch da und der Empfang am Stripsen­ jochhaus mehr als gebührend. Am nächsten Tag ging es über die Pyramiden­spitze Richtung Kufstein. Nach der Lichtung einiger Nebel- und Wolkenschleier setzte sich die 1.-Oktober-Spät­ sommer-Sonne nochmal so richtig durch. Einige T ­ eilnehmende hatten noch immer zu viel Energie und erledigten zusätzlich zwei ­Gipfelkreuze (Petersköpfel und Naunspitze) in Form eines kurzen Berglaufes. Knapp vorm Ziel wurde der etwas w ­ eiter hinten gehende Teil der Gruppe vom ­Richtung-Kufstein-Schild noch etwas in die Irre geführt wurde. Anstelle von direkt hinab nach Kufstein entpuppte sich der doch-nicht-so-direkte-Wanderweg als eine Instagram-würdige Klammstrecke mit einem ordentlichen Stufengegenanstieg. Man will nach 2.100 bergab-Höhenmetern aber auch wirklich nichts auslassen. Dann ging es aber auch schon wirklich zum Bahnhof und vorbei am entgleisten Güterzug, der nun fast schon wieder aufgerichtet war, pünktlich Richtung Wien. An dieser Stelle wollen wir auch an alle, die nicht bei der Alpinteamwanderung dabei sein konnten und sich als Tourenführerinnen und Tourenführer mit großem Engagement im Verein einbringen, nochmal ein großes DANKE sagen! Wir freuen uns schon auf die nächste gemeinsame Bergtour :-).

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Freeride – Film – Festival – Experience und Future Volker Hölzl und Harry Putz sind die Gründer des Freeride Filmfestivals, das uns jedes Jahr den Herbst versüßt, bis wir endlich wieder die Latten unter unseren Zehen spüren dürfen. Ich treffe Volker auf ein, zwei Kaffee und habe so viele Fragen … Interview: Angela Hirsch, Beirätin mit Volker Hölzl, Gründer des Freeride Filmfestivals (FFF) und der Freeride Experience, Mitinitiator von Freeride for Future Fotos: Zur Verfügung gestellt von Volker Hölzl

Angela Hirsch: Seit Jahren kann ich es nach dem FFF nicht mehr erwarten, den Schnee unter meinen Latten zu spüren. Das ist jedes Jahr das Gleiche, aber wie hat sich das FFF im Laufe der Jahre verändert? Volker Hölzl: 2010 haben wir im WUK ­angefangen. In den 14 Jahren, in denen das FFF stattfindet, hat sich die Qualität der Filme massiv erhöht. Es ist schon fast so eine Art Arthouse-Programm geworden. Die Anzahl der Einreichungen hat sich vom letzten Jahr

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bis heuer verdoppelt. Das Programm wird immer internationaler. Uns ist auf­gefallen, dass wir in der internationalen F ­ ilm­szene bemerkt werden. Es kommen sogar ­Einreichungen aus Übersee. Wir haben einen Stellenwert mit dem FFF erreicht, der über den DACH-Raum hinausgeht. Heuer haben wir auch viele Einreichungen von Frauen – fast ein Drittel. Das ist bemerkenswert, da wir letztes Jahr keine einzige Einreichung von Frauen hatten.


interview

Freeride Filmfestival freeride-filmfestival.com

Angela: Mir ist aufgefallen, dass es immer wieder einen neuen Stil bei den Filmen gibt, wie wählt ihr die Filme aus? Volker: Prinzipiell läuft es so ab: Wir w ­ ickeln die Einreichungen über filmfreeway, eine internationale Plattform, bei der die ­Einreichung standardisiert ist, ab. Im Team sind wir knapp 10 Personen und wir wählen nach unterschiedlichen Kriterien aus. Es gibt formelle Kriterien wie z. B. die Länge, dann kommen Qualitätskriterien dazu, wie z. B. Story, ­Cinematographie, wie hoch ist der Freeride-Anteil etc.. Die Qualität ist so hoch, dass Amateure mittlerweile geringe C ­ hancen­ haben. Manche fliegen nach Japan zum ­Skifahren und machen eine Self-Made-Doku – so etwas zeigen wir nicht. Das widerspricht dem Freeride for Future-Gedanken. Zum Powdern brauche ich nicht nach Ü ­ bersee ­fliegen. Die Möglichkeiten in den Alpen ­reichen für drei Leben aus! Ausschlusskriterien sind bei uns mittlerweile Filme mit Helikopterflügen. Seit 2019 gibt es Freeride for Future, die Initiative ist aus einem Umweltgedanken heraus entstanden. Idealerweise steigen die Protagonist*innen selber auf und kommen ohne technische Hilfsmittel aus.

The Freeride Experience – Ride with a Guide freeride-experience.at

Angela: Wie hat sich das FFF über die Jahre für dich verändert? Volker: Ursprünglich war es nur eine ­Kino-Tour durch die DACH-Region, 10 Stopps im Tourbus und die Athlet*innen und ­Akteur*innen waren dabei. Das ist nur mehr ein Teil. Jetzt haben wir eine zusätzliche Kino-Tour – die FFF-Cinema-Edition. Unser Programm kann zukünftig in ganz Europa gesehen werden, in über 50 Kinos in der DACH-Region und den Beneluxstaaten. Außerdem sind wir mit dem Programm das dritte Jahr online und es kann über unserer Website gestreamt werden.

und unterstützt, da fragt man sich natürlich. Ich denke, dass Freeriden als Sport eigentlich nicht im Wettkampf betrieben werden kann. Free und riden heißt ja schon, das ist freies Skifahren im Gelände und sollte nicht dafür da sein, um sich im Wettkampf zu messen. Nichts destotrotz gibt es die Profi-Tour – die Freeride World Tour (FWT). Die FWT hat sich seit über 10 Jahren als Wettkampfserie ­organisiert – bis jetzt. Freeride kann man nicht vereinnahmen. Die FWT war bis dato eine Art Friends-Treffen. Ich denke, dass das jetzt verloren geht und viele der Athlet*innen aussteigen werden, da sie mit der FIS nichts zu tun haben wollen. Angela: Was denkst du, wie sich der Sport weiterentwickeln wird? Volker: Es wird sich jetzt erst recht eine ­unabhängige Szene abspalten, in der es rein um den Sport und das Naturerlebnis geht – das ist für mich persönlich eine Riesen­ motivation – das Naturerlebnis. Auf der ­anderen Seite wird es einen organisierten Bereich geben, der von einem Massen­ verband abgewickelt werden wird. Angela: Ist genug Platz für alle da? Volker: Ja. Zum Glück gibt es Skigebiete, damit die Leute nicht überall hinaufgehen. Dort werden die Wege und Abfahrten in ­gewisser Weise kanalisiert. Man kann neben der Piste im freien Gelände runterfahren. Für die Naturliebhaber*innen und ­Expert*innen gibt es immer die Möglichkeit aufzusteigen und eigene Wege und geheime Abfahrten zu finden.

Angela: Und wie hat sich das Freeriden in den letzten Jahren verändert? Volker: Die Freeride World Tour (FWT) ist von der FIS übernommen worden. Die FIS ist ein für mich sehr kritischer Sportverband. Wenn der Chef der FIS behauptet, dass die FIS ein klimaneutraler Sportverband sei und gleichzeitig Skigebiete in Saudi-Arabien baut

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interview

Angela: Mit euch kann man ja quasi auch „live“ on Tour gehen – was ist die ­Freeride Experience? Volker: Die Freeride Experiences sind ­dreitägige Freeride-Camps. Staatlich g ­ eprüfte Berg- und Skiführer*innen sind unsere ­Freeride-Guides mit denen es ins freie ­Gelände zum Tiefschneefahren geht. Wir sind in ausgewählten Skiresorts in Kleingruppen mit maximal sieben Personen unterwegs. Fokus bei der Freeride Experience ist das Fahren. Es geht beim Camp aber immer auch um Tourenplanung und Sicherheit am Berg in einem Learning by Doing-­Prozess. Von in der Früh weg geht es mit dem Guide um s­ icherheitsrelevante T ­ hemen, die ­besprochen und erörtert werden.

Wie z. B. die Planung der Aufstiegspur und dabei macht man sich gleich Gedanken, wo man (mit Berücksichtigung der Sicherheits­ aspekte) herunterfährt. Beim FFF haben wir eine K ­ ooperation mit Risk‘n’fun vom ÖAV. Wir ­wollen, dass das Publikum sich den Spaß auf der Kinoleinwand gönnt und sich ein paar Gedanken zur Sicherheit macht. Spaß, Sicherheit und Erlebnis treffen sich bei der Freeride Experience. Angela: Vertraust du uns eine Anekdote aus dem Tourbus an? Volker: 2015 hatten wir einen Film über einen Bergführer aus dem Iran. Sina Shamyani. Er war damals mit im Tourbus. Auf der Fahrt von Innsbruck nach Deutschland hatten wir befürchtet, dass Sina aufgrund der ­damaligen Flüchtlingsproblematik nicht

TOP 10 Freeride-PLAYLIST Heinz Reich, leidenschaftlicher Freerider und FM4-Moderator und die Redaktion ­verraten, welche Lieder ihnen so durch den Kopf gehen … Heinz Reich

18 oben°

Titel

Interpret

… wenn im Herbst der Winter vor der Tür steht.

Wenn der Winter kommt

Element of Crime

… beim Skischuhe zuschnallen.

Rock it

Herbie Hancock

… beim Aufstieg.

Morning Sun

Melody Gardot

… bei der Vorfreude auf den Hang …

Mountains Crave

Anna von Hausswolff

… wenn‘s buckelig, harschig, eisig – also perfekte „lehrreich“ Bedingungen hat.

Pain

De la Soul ft. Snoop Dogg

… wenn’s einfach POW POW ist und dir der Grinser nicht vergeht.

Feels right

Biig Piig

… Wenn die Oberschenkerl brennen.

Adore U

Fred Again. ft. Obongjayar

… beim „Zammsitzen“ danach

It's great when we're together

Finley Quaye

… wenn die Saison vorbei ist.

We have all the time in the world

Louis Armstrong


interview

mit uns e ­ in­reisen darf. Es kam jedoch ganz ­anders. Die bayrischen Grenzpolizisten waren so nett, dass das Ganze in einem Fotoshooting mit Sina und den Polizisten ­geendet hat. Angela: Ich bin noch neugierig, wieviel Paar Ski hast du? Volker: Ich habe nur mehr einen F­ ­reerideSki mit 108 mm – damit fahre ich alles, Piste und Gelände. Pistenski habe ich schon seit 20 Jahren nicht mehr. Angela: Was hast du immer beim Skifahren dabei? Volker: Ich habe immer den Rucksack mit Fellen und Freeride-Ausrüstung – also die komplette Sicherheitsausrüstung, was zum Trinken und einen Müsliriegel dabei. Es gibt immer irgendwo eine Gelegenheit rauf­ zugehen. Seit letztem Jahr ist auch immer ein Flachmann mit selbstgemachten Zirbenschnaps vom Harry (Harry Putz, meinem

Partner vom FFF) dabei, damit wir nachher, wenn wir wieder unten sind, anstoßen ­können. Angela: Welche Gedanken gehen dir beim Einfahren in den Hang durch den Kopf? Volker: Ich möchte mich auf mein eigenes Bauchgefühl verlassen und mich nicht vom Gruppendruck beeinflussen lassen. A ­ ufgrund langjähriger Erfahrung beim Freeriden höre ich auf meinen Bauch. Mit höchster ­Wahrscheinlichkeit sagt mir das am besten, wie ich die richtigen Entscheidungen treffe. Und da ist eben auch öfters dabei, dass ich sage: da fahr ich nicht rein. Wichtig für meine Entscheidung ist auch, ob ich den Hang ­vorher schon gesehen habe. Im Idealfall hat man ihn vorab von unten gesehen und ist in der Nähe raufgegangen. Angela: Und welcher Song geht dir durch den Kopf, bevor du in den Hang reinfährst? Volker: „Wolken“, von Oehl, ein junger ­Künstler aus Wien. Da musst du reinhören. Der ist so positiv und bringt mich gleich in eine super Stimmung! Danke Volker, für das nette und ­interessante Gespräch!

Redaktion Titel

Interpret

Sunny

Bobby Hebb

United States of Whatever

Liam Lynch

Du bist schön von Hinten

Stereo Total

The Time Is Now

Moloko

Hyper, Hyper

Scooter

Astounded

Bran Van 3000 / C. Mayfield

Happy Fxxxing Life

5K HD

Prisencolinensinainciusol

Adriano Celentano

Winter Rose

Nicolas Jaar

oben° 19


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Gipfelbuch Ein Rundblick auf die Aktivitäten der Akademischen Sektion Wien seit Jänner 2023

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von unterwegs findest du auf akademischesektion.at/gipfelbuch Schicke auch du uns deinen Bergmoment an kommunikation@akademischesektion.at

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hütte

Neues von der ­TheodorKörner-Hütte Text: Christoph Stummer, Hüttenpächter Fotos: Christoph Stummer und Barbara Reininger

2023 hatten wir eine super Saison Die große Herausforderung erwartete uns dieses Jahr gleich am Anfang, mit Schlechtwetter und immer noch viel Schnee im April und Mai. Um zur Hütte zu gelangen, ­mussten wir uns zuerst einmal einen Weg ­frei­schaufeln. Ab Juni war das Wetter aber sehr b ­ eständig, und wir wurden mit vielen ­Tages- und Nächtigungsgästen belohnt.

Im Umkreis der Hütte kann man leichte ­Wanderungen unter­ nehmen, die ­berühmte Bischofsmütze besteigen und sich auf ­mehreren ­Klettersteigen und ­Kletterrouten ­austoben.

Tolles Team Dass wir alle so gut versorgen konnten, liegt auch an unserem tollen Team! Die große Neuigkeit: Meine Freundin Victoria hat uns heuer das erste Mal die ganze Saison auf der Hütte unterstützt und mit Charme und Tatkraft sehr viel zur Zufriedenheit unserer Gäste beigetragen. Außerdem hatten wir in dieser Saison mit Doris Gwechenberger und Philipp Leipelt großartige Mitarbeiter*innen, die gemeinsam mit uns für Gastfreundschaft und Gemütlichkeit gesorgt haben. Danke dafür! Neue Ausstattung auf der Hütte Damit wir für den Gästeansturm besser ­gerüstet sind, bekamen wir in diesem Jahr neue Tiefkühltruhen von der Sektion, die uns das Leben erleichterten. Auch eine neue Schneidemaschine tut in der Küche gute Dienste. Seit Juni haben wir außerdem eine ­Wetter­station! Neben den aktuellen Daten kann man sich auch die h ­ istorische ­Entwicklung der Wetterdaten in den ­letzten 24 Stunden, 30 Tagen oder 365 Tagen ansehen. Das ist zum Beispiel im Winter für Skitourengeher ein super Service für ihre Tourenplanung.

24 oben°

100-Jahrefeier Unsere Hütte ist 100 Jahre alt! So ein runder Geburtstag gehört natürlich zünftig gefeiert und so konnten wir im Juni gut 100 Gäste zur 100-Jahrefeier begrüßen. Die Feier war sehr stimmungsvoll. Jung und Alt machten sich an den Aufstieg und feierten ein ganzes Wochenende lang, dass es unsere Hütte nun schon so lange gibt. Bei strahlendem Sonnenschein konnten wir sogar auf der Terrasse grillen. Es gab Live-Musik, Gesang und die Gäste hatten viele gute Gespräche über die bewegte Geschichte der Hütte. Am Abend gab es sogar noch ein Lagerfeuer. Ich denke, dass es allen sehr gut gefallen hat. Ausgezeichnetes Saison-Finish Das Traumwetter diesen Herbst war für unsere Hütte natürlich großartig. Blauer ­Himmel von Ende August bis Mitte Oktober und kaum Regen bescherten uns einen guten Saisonschluss mit vielen Nächtigungen und noch mehr zufriedenen Tagesgästen, bis zum endgültigen Abschiedsabend. Nachdem nun Ruhe eingekehrt ist, oben auf der Theodor-Körner-Hütte, ist für uns die Arbeit noch nicht ganz zu Ende. Victoria und ich räumen zuerst einmal die Hütte auf und erledigen alles, wofür im Trubel der Saison keine Zeit war. Es steht ein Großputz an, und außerdem haben wir einiges damit zu tun, die Hütte innen und außen winterfest zu machen. Und was machen wir im Winter? Nachdem wir jetzt schon den dritten ­Sommer auf der Hütte sind, fallen uns die meisten A ­ bläufe bereits um einiges l­eichter. Trotzdem ist eine Hüttensaison immer sehr


hütte

Leicht erreichbar, ist die ­Theodor-Körner-Hütte ein ­beliebtes Ziel für ­Tagesgäste, und die schwärmen vor allem vom beeindruckenden Ausblick auf der Sonnenterrasse auf die Gipfel der Hohen Tauern.

­ nstrengend, und wir werden eine Zeit a lang gefühlt gar nicht mehr von der Couch ­aufkommen! :-D Vielleicht gönnen wir uns noch ein paar ­Urlaubstage in der Sonne und werden es so richtig genießen, einfach mal tun und lassen zu können, was wir wollen. Vielleicht zieht es uns auch noch, für die eine oder andere Tour, in unsere schönen Berge. Die nächste Saison … 2024 wird wieder einiges passieren. Eine über 100 Jahre alte Hütte muss n ­ atürlich an allen Ecken und Enden ständig e ­ rneuert werden, um den Standard, den ein Gast heutzutage fordert, auch erfüllen zu ­können. D ­ eshalb steht im kommenden Jahr ein g ­ rößerer Umbau an. Keine Sorge, das ­traditionelle Erscheinungsbild der ­Theodor-Körner-Hütte bleibt selbst­ver­ ständlich erhalten! Wir verraten auch noch nicht zu viel, aber ihr dürft auf jeden Fall gespannt, auf mehr Komfort in gewohnter gemütlicher Umgebung, sein.

Die Theodor-Körner-Hütte ist unsere S ­ ektionshütte und liegt traumhaft auf 1.456 Metern, am Fuß der Bischofsmütze. Sie kann in eineinhalb Stunden von Annaberg-Lungötz, im schönen Lammertal, erwandert w ­ erden, oder auch auf einer etwas ­anspruchsvolleren Überschreitung des Gosaukamms von Gosau aus. Hüttenwirt Christoph Stummer und sein Team sorgen mit vielen Spezialitäten und wunderbaren Kuchen für das kulinarische Wohl der Gäste.

koerner-huette.at

Wir freuen uns auf jeden Fall auf euer ­Kommen!

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hütte spezial

100 Jahre TheodorKörner-Hütte Unsere Theodor-Körner-Hütte wurde vor 100 Jahren erbaut – das muss natürlich gefeiert werden! Text: Fritz Hintermayer, Felsenpanther Alpinteam Fotos: Pia Minixhofer und Florian Schmid

1923 erbaut, ist die Theodor-Körner-Hütte eine der wenigen Schutzhütten in den Alpen, die sich ihren ursprünglichen Charakter ­bewahrt hat. Wie ein Knusperhäuschen fügt sich die Hütte oberhalb von Annaberg im Lammertal auf 1.456 Metern Seehöhe harmonisch in die Natur ein. Der direkte Blick auf die i­mposante Bischofsmütze und das Tennengebirge ist atemberaubend. Zur 100-Jahres­feier trafen Jung und Alt ­zusammen, um dieses beeindruckende Jubiläum ein ganzes Wochenende lang ­gebührend zu feiern. Dazu wurden der 17. und 18. Juni 2023 aus­gesucht, was sich als wettertechnischer V ­ olltreffer erwies. Zum Jubiläum ein neuer Kletterspot Schon eine Woche vor der Feier ­machten sich einige Unerschrockene der ­Akademischen Sektion auf ins schöne ­Lammertal, um den Klettergarten in der Nähe der Hütte zum Jubiläum mit neuen Routen aufzuwerten. Am 10. Juni trafen dafür einige Kletter*innen der ASW bei der Hütte ein und richteten im neu erschlossenen Bereich am Sockel des Angersteins einige Toprope-­ Routen ein und komplettierten b ­ ereits ­vorhandene. 30 Minuten von der Hütte entfernt finden damit nun auch Sportkletterbegeisterte einen entspannten Einstieg in ein Klettervergnügen in herrlicher Umgebung. Zum eigentlichen Fest, eine Woche später, reisten die Kletterenthusiast*innen der ASW dann schon am Freitag an, so dass

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der ­Samstagvormittag zum Klettern genützt werden konnte. Flo (Florian Schmid) klettert mit seinem „Flozirkus“ einige anspruchsvolle Wege, während Matthias Vigl und ich eine leichtere Vier-Seillängentour machten, die letzte Seillänge in Erstbegehung. Eine der neu eingebohrten Routen wurde sogar ­„Flozirkus“ benannt. Abends gab es noch ein gemütliches Beisammensitzen im kleineren Kreis und es wurde auch gesungen. Das Fest beginnt Am Samstag des Feierwochenendes fand der für ASW-Mitglieder reservierte Abend statt. Hüttenwirt Christoph transportierte die Gäste, die nicht so gut zu Fuß waren, per SUV hinauf und später wieder h ­ inunter. Die meisten ließen es sich jedoch nicht nehmen, selbst zur Hütte hinaufzusteigen, um das J­ubiläum der Theodor-Körner-Hütte ­gebührend zu begehen. Bei prächtigem ­Wetter, als dann alle auf der Terrasse Platz genommen hatten, begann der ­„offizielle“ Teil. Max Hauser, unser Vorsitzender, begrüßte die Gäste und gab einen kurzen R ­ ückblick auf die Motivation zum Hüttenbau vor 100 Jahren. Es folgte die Vorstellung des neuen Hütten-Folders durch M ­ atthias Vigl (der ­Kletter-Matthias) und mich (Fritz ­Hintermayer). Der Folder enthält ­wesentliche P ­ hasen der Hüttengeschichte, nicht ­chronologisch, sondern nach Themen ­geordnet. Auch unsere „Quasi-Zeitzeug*­


hütte spezial

innen“ aus Salzburg kamen zu Wort und berichteten über einige Details beim ­Hüttenbau, der nur durch vom Idealismus getriebene, freiwillige Fronarbeit möglich war. Anschließend stellte Hüttenreferent Florian Schmid die neuen Klettermöglichkeiten in Hüttennähe vor, die die Hütte für Kletterer noch attraktiver machen sollen. Jugend­ referatsleiter Matthias Ihl (der Wetter-­ Matthias) präsentierte die neue, von ihm für die Hütte gestiftete Wetterstation. Beim Abendessen war dann Gelegenheit zum P ­ laudern mit lange nicht gesehenen ­Mitgliedern.

Hungrig zu bleiben war an diesem Wochenende ein Ding der Unmöglichkeit. Die Küche der Theodor- Körner-Hütte ließ wieder wie immer keine Wünsche offen. Neben vielen anderen kulinarischen Köstlichkeiten sorgte Hüttenwirt Christoph Stummer auch mit einem üppig bestückten Grillofen für volle Mägen und glückliche Gesichter. Mit guten Gesprächen verging die Zeit rasant, und wir verabschiedeten uns s­ chlussendlich etwas wehmütig ins Tal, freuen uns aber schon auf die nächsten 100 Jahre ­Theodor-Körner-Hütte!

Nach Sonnenuntergang wurde es dann so richtig stimmungsvoll. Hinter der Hütte flammte das Sonnwendfeuer auf, und auch auf den Berggipfeln ringsum konnte man die Feuer der Bergrettung sehen. Singend und plaudernd verbrachten wir alle gemeinsam einen lauen Sommerabend, der uns noch lange in Erinnerung bleiben wird. Schluss­ endlich zogen sich die Oldies in die unweit gelegene Astau-Hütte zurück, die Jüngeren blieben länger – viel länger. Geschichte und Kulinarik Am letzten Tag der Feier wurden dann alle weiteren Gratulant*innen aus dem Umfeld der ASW sowie lokale Ehrengäste auf der Hütte empfangen. Um 11 Uhr begann die Feier mit der Begrüßung der geladenen ­Festgäste, und die Dorfmusik spielte auf. Unter den Honorator*innen waren unter anderen Peter Kraus vom Hauptverein und auch Blas, ein früherer Hüttenwirt. Die ­Stimmung war heiter und bei bestem Wetter wurde sogar manches Tanzbein ­geschwungen. Im Laufe des Tages konnte man dann auch viel geschichtlich Interessantes im Zusammen­hang mit der Theodor-­ Körner-Hütte erfahren. So erklärte Harald ­Engländer zum Beispiel den historischen, ­holz­ge­schnitzten Luster in der Gaststube, auf dem Szenen aus dem Hüttenbau ­künstlerisch dargestellt sind. Im Anschluss wurde unter allgemeinem Beifall auch eine neue ­Hütten­tafel angebracht.

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wissen

Die neue Wetterstation auf der Theodor-­ Körner-Hütte Hintergründe und Anwendungsbeispiele für interessierte Besucher unserer Hütte Text und Foto: Matthias Ihl, Jugendteam

Feedback erwünscht Für Fragen, Anregungen und Ideen, wie man die Wetterdaten noch nutzen könnte (z. B. Wetter- oder Klima­ projekte für Schulklassen oder Jugendgruppen) steht der Autor jederzeit gerne zur Verfügung. Hier der Link zur Wetter­ station als QR-Code:

koerner-huette.at/wetter

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Am 17. Juni 2023 wurde zur Hundertjahrfeier der Hütte eine Wetterstation eingeweiht. Die Idee dazu entstand, weil wir für die ­Besucher*innen der Hütte (ob Bergsteiger*­ innen, Wander*innen, Mountainbiker*­innen oder Skitourengeher*innen) eine n ­ ützliche Erweiterung bieten wollten. G ­ leichzeitig war es mir ein Anliegen, ein kleines Andenken an meinen im letzten Jahr verstorbenen Vater zu schaffen. Die Station wurde Anfang Juni auf die Hütte transportiert, aufgebaut und ­getestet. Ein großer Dank geht in diesem Zusammenhang an unseren Hüttenwirt, Christoph Stummer, für seine t­ atkräftige ­Unterstützung! Was kann die Wetterstation? Nach gründlicher Recherche fiel die Wahl auf eine solarbetriebene Davis Vantage Pro 2 Aktiv Plus FARS Funk-Wetterstation mit ­aktiver Belüftung. Sämtliche Wetterdaten (Temperatur, Luftdruck, Luftfeuchtigkeit, Windstärke, Windrichtung, Regenmenge, UV Index, Sonneneinstrahlung, Luft­ qualität) w ­ erden auf unserer Wetterseite ­(koerner-huette.at/wetter) publiziert und in einem übersichtlichen Dashboard, samt ­lokaler Wettervorhersage und Live-Bildern von unserer Webcam, dargestellt. Z ­ usätzlich werden dort auch noch interessante ­Wetterinformationen von externen Quellen angezeigt, wie beispielsweise eine Wolkendecken-Animation der letzten 24 Stunden mit Daten des Global Infrared Satellite, ­interessante Informationen rund um Sonne und Mond und besondere Wetterwarnungen für die Region. Alle Daten der Wetterstation werden auch noch an andere Stellen weiter­

gegeben (z. B. AWEKAS, AERIS, Weather Underground), die sie zu wissenschaftlichen oder meteorologischen Zwecken nutzen. Wie kann man die Wetterstation nutzen? Neben den aktuellen Daten (auf der Webseite werden im Zwei-Minuten-Takt neue Daten veröffentlicht) kann man sich jederzeit die historische Entwicklung der Wetterdaten in den letzten 24 Stunden, 30 Tagen oder 365 Tagen ansehen. Das dürfte gerade im Winter zur Erstellung eines Wetterprotokolls der zurückliegenden Tage hilfreich sein, was z. B. für Skitourengeher*innen ein wichtiges Element für die Tourenplanung darstellt. Für die meisten Besucher*innen wird aber einfach ein schneller Blick auf das Dashboard ausreichen, um sich ein Bild der aktuellen Wettersituation zu machen. Die Wetter­ vorhersage bezieht die Daten der Wetterstation in die Berechnungen mit ein, liefert also eine sehr genaue Prognose der lokalen Verhältnisse in naher Zukunft. Im September wurde n ­ ochmals der ­WIFI-Router der Wetterstation g ­ etauscht, um für h ­ öhere Stabilität in der ­Daten­übertragung zu sorgen.


umwelt

Umweltbaustelle – In der Mölltalleitn Die Akademische Sektion plant eine Umweltbaustelle in Kärnten um einem kleinbäuerlichen Betrieb unter die Arme zu greifen. Text und Fotos: Gisbert A. W. Bauer, Umweltreferat

Die Umweltbaustellen des Alpenvereins bieten seit Jahren jungen Menschen die ­Gelegenheit sich bei diversen Projekten in den schönsten Gebieten Österreichs zu ­engagieren. Dabei reichen die A ­ rbeiten von Umweltschutzmaßnahmen, über Landschafts­pflege, bis hin zur Unterstützung ­kleiner bäuerlicher Betriebe. Die Schwerpunkte variieren von Projekt zu Projekt. Neben dem Einsatz für eine gute Sache, ­lernen die Freiwilligen auch die Region und die Menschen ihres Einsatzgebietes besser kennen und knüpfen neue Freundschaften. Gisbert Bauer hat bereits bei mehreren Umwelt­ baustellen mitgearbeitet und plant nun sein eigenes Projekt für die ASW.

Im Jahr 2024 soll nun auch mit Unter­ stützung der Akademischen Sektion Wien eine neue Umweltbaustelle in Kärnten ­ange­stoßen werden. Das Einsatzgebiet ­befindet sich tief im wunderschönen Mölltal, bei ­Obervellach. Auf einer Seehöhe von 1.200 m sind die F­ reiwilligen auf dem Hof der ­Familie S ­ chachner untergebracht. Hier betreibt ­Viktoria Schachner nicht nur eine ­Gast­wirtschaft, sondern bewirtschaftet auch

weitläufige ­­Alm- und Waldflächen im ­Schatten des Lonzaköpfl. Auch unter dem Namen Himmelbauer b ­ ekannt, ist die Gaststätte gut besucht. D ­ ementsprechend ist immer viel zu tun und Hilfe stets willkommen. Die Instandhaltung der Almfächen gestaltet sich dabei oft als besonders zeitaufwändig. Schneefall und Regen im Winter sorgen dafür, dass die Weideflächen von Bruchholz und gelösten Steinen übersäht sind. Zäune müssen repariert und wiedererrichtet ­werden. Weiters muss dem Zuwachsen der Almflächen durch Latschen Einhalt geboten werden. Genau an diesen Stellen werden die Freiwilligen des Alpenvereins ansetzen, um die Familie zu unterstützen. Durch Schwendarbeiten sollen die Almflächen für die Rinder gangbar gemacht und erhalten werden. Von der geräumigen Almhütte, wo wir nach getaner A ­ rbeit die Tage gemütlich ausklingen lassen, hat man einen tollen Blick. Auch eine W ­ anderung ist geplant, um die ­wunder­schöne Landschaft des ­Mölltals ­besser kennen zu lernen. Durchgeführt wird die ­Umweltbaustelle vorrausichtlich im ­August 2024. Der genaue Termin der Umweltbaustelle wird noch bekanntgegeben. Interessent*­ innen, die bei der Umweltbaustelle ­mitmachen w ­ ollen, können sich gerne unter Gisbert.B@gmx.at melden.

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interview

Salbitschijen hoch Drei Michi Wohlleben und Lukas Hinterberger geht es bei ihren Bergabenteuern vor ­allem um Pioniergeist und Grenzerfahrungen, nicht um Inszenierung. Die K ­ amera ist zwar dabei, dient aber mehr der Dokumentation als dem Hype. Ihr letztes P ­ rojekt ist nichtsdestotrotz beeindruckend und wird gerade als ­Kurzfilm beim EOFT Outdoor Filmfestival gezeigt: Die Wintertrilogie im F ­ ebruar 2023 am S ­ albitschjien in der Schweiz. Interview: Barbara Reininger, Vereinsmanagement, mit den Bergsteigern Lukas Hinterberger und Michi Wohlleben Fotos: Absolutpictures, Jake Holland und Michi Wohlleben

Ein gutes Team – nur, wer sich blind vertraut, kann auch schwierige ­Situationen meistern.

Voriges Jahr waren sie noch gescheitert, aber heuer im Februar klappte es dann: Michi Wohlleben (33) und Lukas Hinter­berger (30) verwirklichten ihren Traum von der Salbitschijen Wintertrilogie. Innerhalb von 45 Stunden kletterten die beiden Alpinisten und Bergführer, Mitte Februar, dreimal auf den 2.985 Meter hohen Gipfel – einmal über den Südgrat, einmal über den Westgrat und

einmal über den Ostgrat, insgesamt über 80 Seillängen bis in den 7. Schwierigkeitsgrad bei Schnee und Eis. Um eine möglichst spektakuläre, multi­ mediale Inszenierung geht es den beiden bei ihren Projekten nicht. Vielmehr s­ tehen ­Pioniergeist, Selbstüberwindung und das hautnahe Erleben einer unwirtlichen und oftmals atemberaubenden Natur im ­Vordergrund. Wir haben sie bei der EOFT – European Outdoor Festival Tour zum ­Interview getroffen. oben°: Wie seid ihr auf die Idee gekommen, alle drei Grate auf den Salbitschijen im Winter zu klettern? Michi Wohlleben: Erstens, sind es drei sehr schöne Grate, knapp 1.000 Meter auf den Gipfel, die sehr bekannt und beliebt sind. Zweitens gibt es dort einfach megaguten Fels zum K ­ lettern. Mittlerweile ist es im Sommer ein Extremklassiker, alle drei Grate aneinanderzuhängen. Lukas und ich klettern schon lange zusammen und haben dann recherchiert, ob es schon einmal im Winter gemacht wurde. Lukas Hinterberger: Im Winter kannst du noch Abenteuer erleben. Die Berge ­verändern sich durch den Klimawandel und schmelzende Gletscher immer mehr und im Sommer sind auch klassische Routen nicht mehr oder nur mehr unter Gefahr zu

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interview

Michi Wohlleben auf der spektakulären „Nadel“ am Gipfel des Salbitschjien.

­ egehen. Im Winter hast du keine Menschen b am Berg. Es gibt sehr viel Ruhe und noch die Möglichkeit, Dinge als erster zu tun. oben°: Was ist für euch der Reiz der ­Erstbesteigung? Lukas: Wir sind aufgewachsen mit Idolen von Erstbesteigungen, wie Reinhold Messner oder Hans Kammerlander, der Essenz etwas als erstes zu machen, dem Pioniergeist. Michi: Uns ist die Geschwindigkeit nicht ­wichtig, da geht es nicht um Rekorde, ­sondern um das Bergsteigen an sich. Und das können wir bei unseren Projekten noch finden. Der / die Nächste kann jetzt auch die Trilogie machen, aber toppen kann er oder sie es nicht. Es ist niemals das Gleiche, wie zu zeigen, dass es überhaupt geht. oben°: Ganz ohne zeitliches Ziel seid ihr aber nicht aufgebrochen, oder? Michi: Ursprünglich haben wir uns gedacht, dass wir das in einem Tag machen wollen.

Aber vor der Tour, haben wir dann den Südgrat gecheckt und gemerkt, dass es sich wahrscheinlich nicht ausgeht. Wir haben dann dementsprechend mehr Zeit ein­geplant und Biwakmaterial für zwei Ü ­ bernachtungen eingepackt, Schlafsäcke, einen Gaskocher und mehr Lebensmittel. oben°: Was ist bei der Planung so eines Vorhabens noch wichtig? Michi: Die Rahmenbedingungen waren für uns, dass maximal Lawinen Situation Stufe zwei herrscht und mindestens fünf Tage Schönwetter, am besten schon vorher, damit sich der Schnee gut setzt. Und bei der ­Temperatur sollte es nicht weniger als Minus 20 Grad auf dem Gipfel haben. Lukas: Technisch ist die Tour nicht schwierig, die Herausforderung ist allerdings die Länge, das mussten wir bedenken. Geplant war, zuerst von der Salbithütte den Südgrat zu klettern und dann über die Wand abzuseilen. So erspart man sich den gefährlichen Zustieg

oben° 31


Kälte, Schnee und ­Dunkelheit machen die Wintertrilogie am ­Salbitschjien zur ­Herausforderung.

zum Westgrat und ist gleich beim Einstieg. Nachdem wir den Westgrat geklettert sind, wollten wir über den Normalweg absteigen. Dann hinauf über den Ostgrat und über den Normalweg wieder zurück zur Hütte.

Die European Outdoor Film Tour (EOFT) ist die größte Outdoor-Film-

oben°: Hat es dann genau so funktioniert? Michi: Wir sind am ersten Tag noch im ­Dunkeln um zwei in der Früh am Südgrat los und dann geklettert und geklettert. Um 8 Uhr morgens waren wir das erste Mal am Gipfel, haben uns gleich abgeseilt und dann den langen Westgrat in Angriff genommen. Nach etwa 20 Seillängen war es halbsieben am Abend und wir haben uns auf einem P ­ lateau ein Biwak eingerichtet.

tour Europas und tourt jährlich durch 14 Länder. Es ­werden Filme zu den ­Themen Extremsport, Outdoor und Abenteuer gezeigt.

Mehr Infos auf eoft.at

Lukas: Das Schlafen in dieser Höhe bei der Kälte ist dann kein richtiges Schlafen im eigentlichen Sinn. Wir hatten eine ganz ­reduzierte Ausrüstung; dünne Schlafsäcke und eine halbe Isomatte, und vor allem in den Morgenstunden haben wir ordentlich gefroren. Um fünf waren wir wach und dann ging es weiter. Gegen Mittag sind wir zum zweiten Mal auf dem Gipfel gestanden. Dann hinab zum Ostgrat und ein drittes und l­etztes Mal hinauf zum höchsten Punkt. Um 8 Uhr abends war unsere Winter-Trilogie dann ­geschafft – und wir auch. oben°: Gab es auch schwierige Situationen während eurer Trilogie? Michi: Am Ostgrat, dem letzten, waren wir schon ziemlich erschöpft. Außerdem ist der Grat verhältnismäßig flach und es liegt ­deshalb mehr Schnee. Dieser Schnee war dann auch noch sehr nass. Lukas ist hier vorausgegangen. Aber er hatte in seinem Job als Bergführer im Winter davor ein schlechtes

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Erlebnis mit einer Lawine und war von einem Moment auf den anderen in diesem n ­ assen Schnee wie gelähmt. So ist er plötzlich ­einfach umgedreht und zurückgekommen. oben°: Wie habt ihr das gelöst? Lukas: Wir sind ein echt gutes Team. In ­solchen Momenten hilft es, wenn du dich auf deinen Partner verlassen kannst. Wir reden immer viel miteinander und es hilft, einfach einen Spaß zu machen, um die Spannung aufzulösen. Michi hat dann übernommen und ist vorangegangen. Michi: Ich war da noch nicht so müde und mich hat es einfach interessiert, ob es geht. Es hat sich zwar richtig mies angefühlt, aber es ist gerade noch gegangen. Wäre auch mir das Risiko zu groß gewesen, hätten wir warten müssen, bis es wieder friert und dann hätten wir eine zweite Nacht am Berg ­verbracht. oben°: Obwohl euch Inszenierungen nicht so wichtig sind, seid ihr mit ­einem Film über eure Trilogie beim EOFT ­Outdoor-­Filmfestival dabei. Hattet ihr eine / n ­Kameramann / -frau mit? Lukas: Das ist nicht so spektakulär wie man vielleicht annimmt. Es besteht ja immer das Risiko, dass die Tour nicht klappt, und ­deshalb machen wir das mit einfachen ­Mitteln. Wir haben einen Kameramann, der auf einem sicheren Plateau, viel weiter unten, platziert ist und die Aufnahmen mit einer Drohne macht. Außerdem filmen wir selbst mit GoPro und Michis iPhone. Ein Monat nach der Tour sind wir nochmal a ­ ufgestiegen und haben ein paar Aufnahmen nach­ dokumentiert.


interview

Pioniergeist, Grenz­ erfahrungen und absolute Ruhe – das ist es, was ­Michi Wohlleben und ­Lukas­ Hinterberger bei

oben°: Ist Nachhaltigkeit ein Thema bei euren Projekten? Michi: Nachhaltigkeit ist uns wichtig, wir waren früher auf Expeditionen im A ­ usland. Aber mittlerweile erleben wir l­ieber ­Abenteuer zu Hause in den Alpen und ­vermeiden zu fliegen. Deshalb suchen wir uns unsere Projekte vor der Haustüre, wo es immer noch Vieles gibt, das noch nicht gemacht wurde. Wir können sogar mit ­öffentlichen Verkehrsmitteln anreisen.

­ihren Extremtouren suchen. Die Erstbe­steigung aller drei Grate des ­Schweizer Salbitschijen im Winter, innerhalb von 45 Stunden, zeigt eindrucksvoll, dass in den Alpen um die Ecke noch ­genügend Abenteuer warten.

oben°: Was macht man, wenn man nach so einer Rekordtour wieder „am Boden der Tatsachen“ angekommen ist? Lukas: (Lacht) Auf jeden Fall, nicht gleich schlafen gehen. Wir haben uns sicher noch bis Mitternacht in der Hütte unterhalten, dann ein bisschen geschlafen. Am ­nächsten Morgen haben wir zum Frühstück einen Schnaps getrunken und sind wieder ­aufgestiegen, um am Einstieg unsere Ski zu holen. Michi: Die positiven Emotionen halten ja nach so einer Tour schon länger an, sicher drei oder vier Wochen. Das sind intensive Tage, die man nie vergisst. Da genießt man das ­einfach ein bisschen. oben°: Habt ihr das dann auch gleich auf Social Media verbreitet? Michi: Ich bin da eher faul. Öffentlichkeitsarbeit spielt bei unseren Projekten nicht so eine große Rolle. Social Media ist Fluch und Segen und sehr vergänglich.

Da wirst du eine Woche gehypt und dann erinnert sich keiner mehr daran. Trotzdem freuen wir uns n ­ atürlich, wenn wir so eine Chance, wie bei diesem Filmbeitrag hier beim EOFT bekommen, der den Kick so eines ­Projekts wiedergibt. Lukas: Für mich persönlich gibt es einen ­großen Kontrast zwischen dem relativ ­einsamen Bergsteigen, wo es wirklich um ­authentische Dinge geht, und Social Media mit seinen Inszenierungen. Also z­ wischen dem, was passiert ist und dem, was ­dar­gestellt wird. Und trotzdem ist es schön, so einen Film anzuschauen, eben weil auch andere Menschen sozusagen ein bisschen mitmachen können. oben°: Seid ihr auch im Alpenverein aktiv? Lukas: Jetzt nicht mehr. Aber wir sind beide „Alpenvereinsgewächse“. Michi war als Kind im Kletterteam und als Jugendlicher im ­Expeditionskader des DAV. Bei mir war der Schweizer Alpenclub in der Jugend sehr ­wichtig für die ersten alpinen Netzwerke. Jetzt versuche ich als Bergführer der Jugend etwas zurückzugeben und sie zu begeistern. oben°: Ein kurzer Blick in die Zukunft: Ihr seid 75 Jahre alt und das Wetter ist traumhaft, was macht ihr? Michi: Wir packen unsere Eisgeräte und ­Steigeisen und gehen auf einen Gipfel, und alle werden sich denken, „was machen die alten Männer da“ (lacht). Danke für das Gespräch.

Lukas Hinterberger (30) ist in Gais, Appenzell aufgewachsen und wohnt jetzt in Appenzell Innerrhoden. Der gelernte Käser arbeitet hauptberuflich als Bergführer. Seine Expeditionen führten ihn unter anderem nach Pakistan oder China. Heute klettert er am liebsten in den Schweizer Alpen. Michi Wohlleben (33) geboren in Augsburg, ist verheiratet und hat einen Sohn. Er wohnt mit seiner Familie in ­Wolfhalden, im Kanton Appenzell Ausserrhoden, in der Schweiz. Bereits mit 14 stand er auf dem Mont Blanc und kletterte seine ersten Touren im 8. und 9. Schwierigkeitsgrad. Es f­ olgten die Großen Nordwände der Alpen und Expeditionen ins Himalaya. Einige Monate vor dem Abitur verließ er die Schule, um Profibergsteiger zu werden. Bekannt wurde Michi W ­ ohlleben durch die erste Wintertrilogie der Drei Zinnen gemeinsam mit Ueli Steck.

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reise

Mit dem Kajak durch die ­ Donauauen in Szigetköz / Ungarn ASW-Oldies auf Entdeckungstour im Flusslabyrinth der Auenwildnis der Kleinen Schüttinsel Text und Fotos: Grete Liebmann, Einfach raus Alpinteam

Die 'Kleine Schütt' (Kleine Schüttinsel, ungar. Szigetköz) ist eine Insel, die durch den ­Hauptstrom der Donau und der Mosoni-­ Donau gebildet wird. Sie ist 52,5 km lang und 6 bis 8 km breit, mit einer F­ läche von 375 km². Wir haben die heißen Tage im ­August genützt und sind zweimal mit ­Freunden zur Kleinen Schütt gefahren. Es gibt in dem weitläufigen Augebiet ­einige einfache Campingplätze als Stützpunkt. Die Kleine Schüttinsel ist von vielen ­verschiedenen Flussläufen mit einer Gesamtlänge von 200 km durchzogen. Seit 1987 ­stehen große Teile unter Naturschutz.

Mit dem Boot die ­Auenlandschaft ­erkunden – Abenteuer und ­Natur­genuss, nur 100 km von Wien entfernt.

In der Auenwildnis Bei der ersten Tour starteten wir im ­nörd­lichen Teil der Schüttinsel am Vadvíz ­Campingplatz bei Dunakiliti. Von breiten Flussarmen zweigt man in enge, schilf­ bewachsene kleine Seitenarme ein, dann ­öffnet sich wieder ein ruhiger Binnensee mit Badeplatz. Die Auenwildnis der Kleinen Schütt hat uns sehr gut gefallen und einige Paddelfreund*innen unserer Altersgruppe: 80 (+ / -5 Jahre) hatten großes Interesse, das Gebiet kennenzulernen. So sind wir bei Prachtwetter nochmals zu einer Paddeltour zur Schüttinsel gefahren. Wir haben eine Kajakrunde von der ersten Tour wiederholt, dann aber mit Detailkarten und GPS-Daten etliche für uns neue Routen und Flussläufe erkundet. Nach den Kajaktouren gab es am Campingplatz ein kühles Bier und Pizza und einen gemütlichen Ausklang des Tages. Paddeln im Geisterwald Die letzten zwei Tage stand das Augebiet im südlichen Teil der Kleinen Schütt auf dem Programm. In diesem Bereich wurden vor zehn Jahren neue Dämme gebaut, um das Wasser in der Au zu halten. Es stehen viele abgestorbene Bäume im aufge­stauten

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Wasser, eine sehr pittoreske Szenerie. Da es kaum Strömung gibt, kann man mit dem Kajak im Slalom um die Bäume herum­ paddeln, wie durch einen Geisterwald. Wir waren dort zwei Nächte am „Part Campingplatz“ bei Ásványráró (15 km nördl. von Györ). An den insgesamt sechs Kajaktagen sind wir pro Tour ca. 10 bis 20 km Flussstrecke gepaddelt, in ca. 5 bis 7 Stunden mit Badepausen. Bei Rundtouren muss man teilweise gegen die Strömung paddeln, um wieder ­zurückzukommen. Auf Augenhöhe mit Reiher und Biber In diesem Gebiet gibt viele Enten, ­Kormorane, Silber- und Graureiher, sogar den seltenen Purpurreiher haben wir g ­ esehen. Viele ­angenagte oder auch g ­ efällte Bäume lassen auf eine große Biber­population schließen. Unerlässlich für die E ­ rkundung der Flussläufe ist eine sehr g ­ enaue Karte, in der auch die Strömungs­richtung und die Stärke der Strömung der Flüsse eingezeichnet ist und auch Dämme, an denen man tragen muss. Detailkarten haben wir von Google Maps und Outdooractive downgeloadet. Unterwegs konnten wir so per GPS-Daten nachsehen, wo wir uns in der Au befinden. In der Nähe der Campingplätze gibt es gute Stellen zum Ein- bzw. Aus­booten mit Parkmöglichkeit. Alle Campingplätze v­ er­mieten Kajaks und Kanus. Leihgebühr pro Person / pro Tag war 6.000,– Forint, ca. 18,– Euro.


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Von türkisblauen Buchten bis wildes ­Hinterland: Das Kletterparadies Sardinien Steile Klippen und türkisfarbenes Meer, kühle Schluchten und griffiger Kalk: Das alles und noch viel mehr bietet Sardinien. Ein paar Eindrücke, die als ­Inspiration bei der Wahl des nächsten Reiseziels dienen können. Text und Foto: Dorit Aschauer, Alpinteam

Resümee: Sardinien bietet unglaublich viel Diversität, von kühlen Schluchten bis hin zu steilen F­ els­massiven mit interessanter Struktur, und stellt somit ein

Die Auswahl an Klettergebieten auf der Insel ist enorm. Während im Osten die u ­ nzähligen Sportkletter- und Plaisirrouten im griffigen Kalkgestein auf einen warten, sind es im ­Westen der Insel die Granitwände, die mit ihren selbstabzusichernden Routen die ­Herzen der Trad-Kletterer*innen höher­ schlagen lassen. Da wir nur zehn Tage Zeit haben, entschieden wir uns, lediglich die ­Ostküste und das Landesinneren zu ­erkunden.

­lohnendes Reiseziel für Kletterer dar. Buchtipp: Kletterführer von Maurizio Oviglia

Die ersten Tage verbrachten wir in Cala ­Gonone, einem kleinen und sehr charmanten Küstenort. Einer der bekanntesten und auch beliebteste Kletterspot zum Sportklettern ist Cala Fuili, eine Bucht mit Wänden direkt am Meer und somit die ideale Möglichkeit, Klettern und Baden zu verbinden. Die Routen sind alle sehr gut mit (neuen) Bohrhaken abgesichert und der wasserzerfressende Fels mit Löchern, Leisten und vielem mehr, ­be­eindruckte uns sehr. Ein weiteres Highlight war die Mehrseil­ längentour auf die Pedra Longa, eine aus dem Meer ragende, markante Felsnadel. Es gibt kurze, aber auch längere Plaisir­ kletter­routen, die zwischen dem 5. und 7. Schwierig­keitsgrad angesiedelt sind. Der Fels ist eine Mischung aus Kalk und D ­ olomit, sehr griffig und ein wahrer Genuss. Wir

ent­schieden uns für die Route „Signorina ­Fantasia“ mit 4 Seillängen im oberen 5. Grad. Die Kulisse war unbeschreiblich, das Rauschen des Meeres, während man klettert und die Standplätze über dem türkisblauen Wasser – wir kamen aus dem Staunen nicht mehr heraus. Nach ein paar kletterfreien Tagen fuhren wir ins Landesinnere, nach Ulassai. Dieses ­Bergdorf auf knapp 800 m ist einer der Gründe, die Sardinien so facettenreich macht. Es gibt dort eine sehr bekannte Schlucht, den Canyon Sa Tappara. Auch nach Tagen hat man dort immer noch nicht alles abgeklettert. Die Wände sind steil, leicht überhängend und erfordern technisches Klettern. Ulassai hat ein ganz eigenes Flair und ­entwickelt sich zu einem Hotspot für ­Kletter*innen- und Outdoorbegeisterte. In der Nähe des Canyons hat ein Campingplatz eröffnet und im Ortskern gibt es ein eigenes Hostel für Kletterer*innen, das jährlich ein eigenes Festival veranstaltet. Abgesehen vom Klettern ist während unseres Aufenthalts auch die sardische Kulinarik nicht zu kurz gekommen und wir haben uns durch einige Spezialitäten gekostet. Am Ende unseres Urlaubs waren wir alle ein wenig wehmütig, dass wir nicht noch länger bleiben konnten. Sardinien sieht uns ­bestimmt wieder, wir haben längst nicht alles erkundet und der unberührte Westen wartet nur darauf geklettert zu werden.

Das Bergdorf Ulassai

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Lyngen Alps Skitourenwoche im hohen Norden Text und Fotos: Egon Ostermann, Beirat Alpinteam

Ein Abenteuer in der unberührten Natur Norwegens mit langen Skitouren-Tagen und Fjord-Angeln.

Wir waren überwältigt vom 360 Grad Blick mit Fjorden, weißen Bergen – die Natur in ihrer vollen Winterpracht.

Skitouren I like Als begeisterte Bergsteiger waren wir ­(Herbert, Rene, Hermann, Leo, Martin, ­Bernhard und ich) gemeinsam bereits auf ­vielen Bergen in den Alpen. Vor allem im ­Winter, da es für uns ein faszinierendes Erlebnis ist, mit Skiern unberührte Gebiete hinabzubrettern. Diese Erlebnisse ver­ binden, und man will sie immer und immer wieder ­erleben. Es war daher naheliegend für uns, dies auch etwas weiter entfernt von ­Österreich zu tun. Unsere Wahl fiel auf N ­ orwegen – genauer gesagt auf die Lyngen Alps. Eine Gegend mit unzähligen Fjorden, ­Fischen und für uns wichtig – viel Niederschlag und unberührter weitläufiger ­Bergmassive.

Die anschließende Abfahrt auf einer butter­ weichen Firnauflage machte Lust auf mehr und so entschieden wir uns, noch einen ­zweiten Gipfel zu besteigen. Immerhin würde es noch bis 22 Uhr hell sein. G ­ esagt, getan – um ca. 18 Uhr erreichten wir den zweiten Gipfel. Die Sonne wurde schon langsam fl ­ acher, das Panorama und die Abgeschieden­heit im hohen Norden waren für uns ein atemberaubendes Erlebnis. Trotz der warmen Temperaturen waren auch hier die Abfahrtsverhältnisse perfekt – keine Spur von Schneedurchfeuchtung.

Flug nach Tromsö mit h ­ errlichem Panorama Mitte April hieß es also – auf nach Tromsö. Bereits der Flug via Oslo bot uns ein atemberaubendes P ­ anorama über die Lofoten. In Tromsö angekommen, wurden wir von strahlendem Sonnen­schein b ­ egrüßt. Dieser sollte noch bis 22 Uhr anhalten. Nach einem ­leckeren Abendessen mit Fisch und Wein, starten wir am nächsten Tag bei traum­ haftem Wetter mit dem Bus u ­ nseres Tiroler Guide die erste Eingehtour. Butterweiche Firnabfahrten Bei frühlingshaften Temperaturen begannen wir unsere erste Tour in kurzen T-Shirts. Schon nach kurzem Aufstieg durch dünne Birkensträucher sahen wir den Fjord in seiner vollen Pracht. Der weitere Aufstieg war auf Grund der fast sommerlichen Temperaturen anstrengend, aber die Aussicht am Gipfel entschädigte uns für jegliche Anstrengung.

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Apartment mit Fjord-Blick Auf der weiteren Fahrt mit Bus und Fähre kamen wir schließlich in unser Quartier, wo uns unser Tiroler Guide schon sehnlichst erwartete, er fragte nur: „Habt ihr eh beide Gipfel gemacht.“ „Na klar, man muss jede Minute Sonnenschein heute genießen, bei dem bescheidenen Wetterbericht für die kommende Woche.“ Nach einer typisch norwegischen Stärkung (Burger, Pommes und Bier) bezogen wir unser Apartment, das für eine Woche unser Zuhause sein würde. Von der Terrasse aus hatte man einen genialen Blick auf den Fjord. Herausforderndes Wetter – Abfahrt bis zum Meer Der nächste Tag startete noch mit Sonnenschein, doch nach kurzer Zeit drehte das Wetter komplett. Am Gipfel angekommen, war es vorbei mit der Aussicht – Wind, Schnee, Sturm erwarteten uns und wir waren froh über jede Kleidungsschicht, die wir die letzten 1.200 Hm heraufgeschleppt hatten. Auch hier zeigte sich ein wesent­


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licher Unter­schied zu Skitouren in den Alpen. Beim Weggehen vom Meer weg schwitzt man wesentlich mehr auf Grund der hohen Luftfeuchtigkeit, nach ca. 400 – 500 Höhenmeter wird es definitiv windig und am Gipfel kann wettermäßig alles passieren – White out, Regen, Schnee, Sturm kommen im ­Minutentakt – da braucht man wirklich gutes Gewand – Goretex hat hier eine ganz andere Bedeutung.

Nach dem Aufstieg eine Abfahrt bis ins Meer

Perfekts Wetter in den Lynen Alps

Die Abfahrt war aber trotz der mittel­mäßigen Sicht ein Wahnsinn. Ganz anders als bei Abfahrten in den Alpen, hatte man kilo­ meter­breite Hänge vor sich, keine Bäume, die im Weg standen und um die man mühsam h ­ erumfahren musste, maximal Birken­sträucher, die aber kein Hindernis ­dar­stellten. Man konnte die Weite voll ausnutzen und im perfekten Tempo weite und schnelle Schwünge hinunterziehen. Ein Traum für j­ede / n Off-Pist-Fahrer*in. So auch für uns. Und wenn das Wetter mitspielt, hat man auch ständig Blick hinunter zum Fjörd, man fährt quasi immer Richtung Meer Fisch, Fisch, Fisch Nach der Skitour ging es erst einmal z­ urück ins Apartment und direkt zum Essen. Denn im Vergleich zu Österreich gibt es in ­Norwegen keine bewirtschaften Hütten. Nach der Jause ging’s in die Sauna und ­an­schließend in den 4 – 5 Grad kalten Fjord – Kneippkur á la Lyngen, ein unver­gessliches Erlebnis. Um den perfekten Norwegen

­ kitourentag abzurunden, muss man sich S aber nochmal so richtig warm anziehen. Denn für einen echten norwegischen Fisch zum Abendessen, geht es mit einem Fischerboot raus auf den Fjord. Es wimmelt hier nur so von Fischen und so dauert es nicht lange bis jede / r noch so unerfahrene Fischer*in einen Dorsch an der Angel hat. Dank Herbert, der auch ein Meister im Fischausnehmen ist, war es uns möglich einen frisch gefangenen Fisch nach zwei Stunden in die Bratpfanne zu geben. Nach einem ausgiebigen 3-Gänge-Abend­ essen mit Fisch und Weißwein (den man auf Grund, der hohen Alkoholsteuern im Idealfall aus Österreich mitnimmt) gab es dann noch den einen oder anderen Absacker im ­Apartment, und so endete ein perfekter ­Skitouren Tag in Lyngen. Norwegen, ich komme wieder Abgesehen vom Wetter, welches uns täglich ein neues Gesicht zeigte, liefen die Tage sehr ähnlich ab: Frühstück, Skitour auf einen Berg, dessen Namen man sich nicht merkt, weil er einfach unaussprechlich ist, Sauna, ­Schwimmen im Fjord, Fischen, Abendessen, Absacker – and repeat. Für uns der perfekte Tagesablauf. Die ­gechillte Atmosphäre und unberührte Natur, gepaart mit den wenigen Skitourengeher*­ innen, denen man begegnet, bleiben mir auch nach mehreren Monaten Abstand in intensiver Erinnerung. In diesem Sinne: ­Norwegen wir kommen in jedem Fall bald mal wieder!

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unterwegs

Bike and climb Wie wir mit einer guten Idee und voller Motivation von Wien ins Ennstal ­ gestartet sind und die Realität dann doch ganz anders ablief. Text: Sarah I. Schäfer, Alpinteam Foto: Lovrenc Pavlin

Klettern im Ennstal – das verspricht, laut Website, die größte Klettergartendichte Österreichs. Fast 1.000 Routen vom 3. bis 11. Schwierigkeitsgrad und kurze Zustiege. Für uns Grund genug diesen Teil Österreichs für ein verlängertes Wochenende erkunden zu wollen. Der Plan, zu zweit mit dem Zug von Wien ins Ennstal zu fahren, mit dem Fahrrad zu den Felsen zu radeln und dann ganz viel zu klettern. Am Bahnhof Losenstein im Ennstal angekommen, ging es gleich mal bergauf. Der kleine Berg bzw. Hügel zu ­unserer Unterkunft gab uns schon einmal einen Vorgeschmack auf die kommenden Tage und die Landschaft hier. Harter Zustieg – toller Fels Für den ersten Tag hatten wir uns das Kletter­gebiet „Langenstein“, oberhalb der Ortschaft Laussa, ausgesucht. Circa 7 km und 40 Minuten mit dem Rad – das sollte ja wohl locker schaffbar sein. Womit wir nicht gerechnet hatten – der steile Anstieg rauf zum Klettergebiet. Die Radtaschen voll ­gepackt mit Kletterseil, Exen und Jause haben die ganze Sache nicht leichter gemacht. Nach zwei Kurven musste ich mit meinen 8-GangRad aufgegeben und schieben. Womit wir allerdings auch nicht gerechnet hatten – mit der Freundlichkeit und Herzlichkeit der ­Anwohner*innen hier. In der nächsten Kurve ist ein kleiner Transporter stehen geblieben und der Fahrer fragte uns, ob er uns mitnehmen soll. Da wurde dann nicht lange überlegt. Schnell waren die Räder im ­Kofferraum verladen und wir stiegen ein. Das Klettergebiet selbst befand sich dann nur fünf Minuten von der Straße entfernt, im Wald. Der löchrige und scharfe Fels (Rauwacke) war für uns zum Klettern sehr ungewohnt. Aber nach ein paar Routen, die super gebohrt und abgesichert sind,

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waren wir im Flow. Nach einem erfolg­ reichen Kletter­tag packten wir unsere Sachen ­zusammen und mussten zum Glück nur mehr bergab rollen. Das nächste Mal mit E-Bike Am zweiten Tag ließen wir die Räder s­ tehen und wurden von unserer Gastgeberin zum geschichtsträchtigen Klettergebiet ­Pfennigstein gefahren. Auch hier wäre der Anstieg mit dem Rad sonst sehr b ­ eschwerlich ­geworden. Zum Abschluss unserer Tour radelten wir dann noch von Losenstein, ­entlang des Ennstalradwegs, nach Steyr. Von hier nahmen wir den Zug zurück nach Wien. Wir sind immer noch überzeugt davon, dass es eine super Idee ist, mit dem Zug und dem Rad zum Klettern zu fahren. Aber vielleicht sollten wir auf den Rat unserer Gastgeber hören und das nächste Mal mit E-bikes ­fahren. Zumindest im hügeligen Ennstal.


unterwegs

Und es geht doch … Wir haben weitere öffentliche Anreisen getestet und unser Reiserepertoire mit Falträdern erweitert. Ein Rückblick. Text: Angela Hirsch, Berätin Fotos: Angela Hirsch und Andreas Altzinger Tipp: Radförderungen ­ausschöpfen!

Mehr Infos auf oesterreich.gv.at

Umdenken beim Skitourengehen „Runter vom Gas!“ statt schnell hin, rauf, ­runter und zurück. Wir gönnen uns eine Woche Skitourengehen. Kennt ihr ­ St. Antönien? Das ist, wenn ihr in Gargellen ein bisschen weiter und über den Kamm ­drüber schaut, dann landet ihr in der Schweiz. Ok, die Anreise ist für ein Wochenende ein wenig zu weit, aber warum nicht eine längere A ­ uszeit nehmen? Der Bus bringt euch bis ins Bergsteigerdorf St. Antönien. ­Vorort um­gezogen, mit einem Rücksack vorne und einem hinten, geht es gemütlich rauf zu S ­ imona auf die Sulzfluh. Tagsüber ­Skitouren gehen, nachmittags auf der Sonnenterasse sitzen und abends trifft man sich bei Kerzen­licht in der Stube und teilt das köstliche Essen aus den Töpfen, tauscht sich über Routen, Erlebnisse uvm. aus und plant die nächste Tour. Braucht man Rat oder Nachschub im Topf, findet man immer ein offenes Ohr bei Simona. Man sitzt auf der Sulzfluh mitten in einem Skitouren­eldorado. Andere kommen später in G ­ ruppen die Forststraße rauf. Das Gebiet ist groß genug, um jeden Tag eine schöne Tour zu finden! Und wenn man den Freitag einplant, dann hupft man in den Hotpot mit Aussicht und kocht ein bisschen seine M ­ uskeln weich. Und jetzt mit Zu(g)stiegshilfe Wir haben uns E-Transportfalträder gekauft! Der letzte Ausflug mit den Hardtails über den Reschenpass zum Klettern in Südtirol

und im Trentino, hat viele Höhenmeter in unsere W ­ adeln gezaubert. Mit Ü40 gönnen wir uns deswegen ein wenig Unterstützung. Nach dem Karnischen Höhenweg wollen wir an den Weissensee. Faul wie ich bin, fahre ich nach dem Abstieg mit dem Zug bis ­Greifenburg und erst von dort nach ­Techendorf. D. h. ca. 10 km, 380 Höhenmeter mit zwei Radtaschen und einem 38l-Rucksack über einen MTB-Schotter- / Forst- / W ­ aldweg bei 32 Grad (ok, ich war nicht im Eco-­Modus unter­wegs wie das zweite Rad, das in ­Obertrauburg gestartet ist und ein wenig Akku sparen musste). Das alles war kein ­Problem – wie großartig ist das!?! Und weil wir von den Vorteilen der öffentlichen Anreise nicht genug bekommen können, hupfen wir auch Freitag abends mit unseren neuen kleinen Zu(g)stiegshilfen in den Zug und fahren nach Leogang und nach Brixen in Südtirol, um Mountainbikes zu testen. Die Zeit vergeht so schnell, dass ich kaum mit meinen Erledigungen fertig werde. Bis ich Zeit finde, um aus dem Fenster zu schauen, ist es schon wieder dunkel. Auf der Rückfahrt werden die Testbikes besprochen und wir sind schon wieder so froh, dass wir im Zug und nicht im Auto sitzen. Das Auto ist wirklich nur mehr ein teures Accessoire, das in der Garage verstaubt.

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erinnern

85 Jahre Alpenverein – Dr. Hanna Domandl Text: Hanna Domandl und Helga Schmid Fotos: Hanna Domandl

Gemeinsam mit dem Arbeitskollegen Dr. Josef­ Goldberger ­gründete Hanna in Salzburg die Jugendgruppen des­ Alpenvereins.

Dr. Hanna Domandl ist mit 85 Jahren Mitgliedschaft das längstdienende ­Mitglied der ASW.

Dr. Hanna Domandl ist unser Mitglied mit der längsten Mitgliedschaft. Sie wurde als Johanna Mayer am 25. Februar 1920 in Wien geboren. Ihre Kindheit und Jugend verbrachte sie in Prag, Gießen, Freiburg im Breisgau und in Marburg an der Lahn. 1938 war sie im Arbeitsdienst und begann anschließend das Studium Germanistik, Geschichte und Geografie in München. Ab 1940 studierte sie in Wien. Zum Berg­steigen brachten sie ihre Eltern, war doch ihr Vater, der Historiker Dr. Theodor Mayer, bei den Gebirgsjägern in Innsbruck. Auch ihre M ­ utter war eine ausdauernde und b ­ egeisterte ­Bergsteigerin, so dass der Ausflug in die Berge zum wöchentlichen Wochenend­ programm der Familie gehörte. Hanna Domandl promovierte 1943 in Wien in Geschichte. Die Nachkriegs­wirren ­brachten sie nach Salzburg, wo sie im Hause der Familie Neumayer Kost und Logis fand. G ­ emeinsam mit dem Arbeits­ kollegen Dr. Josef Goldberger gründeten sie in S ­ alzburg die Jugendgruppen des ­Alpen­vereins. Es gab damals zwei G ­ ruppen, eine Mädchengruppe geleitet von Hanna

und eine Bubengruppe, geleitet von Dr. Goldberger. Erst im Jahre 1952 wurde mit einer ­gemischten Gruppe die Tennengebirgs­ überquerung durchgeführt. Ziele waren die Hausberge rund um S ­ alzburg, wie ­Untersberg, Tennen­gebirge, Hagen­ gebirge, Göll, Staufen oder Schlenken. Der ­Alpenverein hatte kein Auto, alle Touren mussten mit öffentlichen V ­ erkehrsmitteln erreichbar sein. Bis vor ungefähr 10 Jahren fuhr Hanna noch Alpinski und wechselte dann zu Langlauf, ein Sport, den sie bis zu ihren 100. Lebensjahr ausführte. Ihr Ehemann Sepp Domandl starb 2001. Hanna lebt nach wie vor in ihrem Haus in Salzburg, seit kurzer Zeit mit Pflege. Seit ungefähr zehn Jahren macht ein Bergfreund, Dr. Gernot Hillbrand, kleinere Bergtouren mit ihr. Bis in die Gegenwart gehen sie den Gaisbergrundweg gemeinsam. Nun im 104. Lebensjahr wird der Tagesablauf etwas ­ruhiger, aber tägliche Spaziergänge in Parsch gibt es nach wie vor.

Die Domandls waren im Jänner 1983 mit ­Ehrenmitglied DI Erich Sulke bei unserer ­Akademiker-Skihütte in der Hinterglemm Skifahren. Erich stürzte bei seiner letzten Abfahrt: Am Abend ging es ihm nicht gut und er kam ins Krankenhaus Zell / See, wo er zwei Tage später, am 15.1.1983 an einem nicht erkannten Dünndarmriss verstarb. Im selben Jahr wurde die Hütte in Erich-Sulke-Hütte umbenannt. Wolfgang Steffanides, Archivar

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erinnern

Gertraud Schuller – 80 Jahre Mitgliedschaft Text: Gertraud Schuller und Wolfgang Steffanides Foto: Gertraud Schuller

Gertraud Schuller wurde 1931 als Gertraud Gerstner in Klagenfurt geboren und ist seit 80 Jahren Mitglied der Akademischen Sektion Wien. Da ihre Eltern, Dr. Hans und Gertrud Gerstner, eifrige Wander*innen und Bergsteiger*innen waren und sie, wo immer möglich, in die Berge mitnahmen, wurde sie bereits als Kind in der ASW e ­ ingetragen. Früh lernte sie schwimmen, Skifahren und ­Eislaufen und war immer viel draußen ­unterwegs.

In den Bergen unterwegs Während ihrer Studienjahre ­begann für Gertraud S ­ chuller eine Zeit, in der sie in der ­Akademischen Sektion sehr aktiv war. So ging sie unter anderem auf S ­ kitouren und Wanderungen in die Stubaier oder Ötztaler Alpen oder auch in Bernina. Später war sie im Sommer und im Winter besonders gern in den Südtiroler ­Bergen unterwegs.

Der 2. Weltkrieg beendete dann leider die unbeschwerten Jahre, und auch nach dem Krieg waren durch die allgemeine Armut und den Wiederaufbau größere Unter­ nehmungen nicht möglich. Aber auch die schweren Zeiten gingen zu Ende.

In den letzten Jahren unternimmt die ­Jubilarin nun altersbedingt nur mehr k­ leinere Ausflüge, erinnert sich aber gern an die ­Erlebnisse in der Akademischen Sektion mit Bergkamerad*innen wie Ingeborg Sulke, ­Lore-Lotte Hassfurther, Irmgard Patzelt, Susanne-Auguste Daum und Roswitha ­Engländer.

Ehrenmitglied Robert Renzler verstorben Text: Barbara Reiniger Foto: Elias Holzknecht

Die Akademische Sektion Wien des ­Österreichische Alpenvereins trauert um den ehemaligen AV-Generalsekretär ­Robert ­Renzler, der am 20. Mai 2023 beim ­Bergsteigen verunglückt ist. Mit Robert Renzler verliert die Alpenvereinsfamilie eine außergewöhnliche Persönlichkeit, deren ­Engagement den Alpenverein mitgeprägt hat. Robert Renzler hat als Berg- und Skiführer über 1.000 Klettertouren in den Alpen, in den Dolomiten und im Yosemite a ­ bsolviert und erfolgreiche Expeditionen unter a ­ nderem zum Gasherbrum II und zum M ­ asherbrum geleitet. Als Veranstalter der ersten Kletter­

weltmeisterschaft in I­nnsbruck trug er ­maßgeblich zur Entwicklung des Sport­ kletterns bei. Er war geschäfts­führender Präsident des Weltkletterverbandes und Präsident der UIAA Mountaineering ­Commission. Von 2002 bis 2020 führte er als Generalsekretär des Österreichischen ­Alpenvereins nicht nur die Versicherung für ­Alpenvereinsmitglieder ein, sondern ­gestaltete mit der „Tirol Deklaration“ auch weltweit gültige Ethikgrundsätze für das Bergsteigen mit. Unter seiner Führung wurde auch die G ­ eschichte des Alpenvereins, unter anderem in der NS-Zeit wissenschaftlich ­aufgearbeitet.

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programm

Kommende Aktivitäten und Highlights Das vollständige Programm findet ihr laufend ­aktualisiert auf akademischesektion.at/termine 19. – 21. Jänner 2024

26. – 28. Jänner 2024

Schiwochenende und Techniktraining für Skifahrer*innen und Skitourengeher*innen auf der Tauplitz mit Dorit Aschauer

Skitouren- und Schneeschuh-Wochenende im Gesäuse mit Egon Ostermann

18. Februar 2024

Bergfieber Skitour im Sölktal mit Lena Lepuschütz

23. – 25. Februar 2024

Bergfieber Ladies Skitouren-Wochenende Südwienerhütte mit Lena Lepuschütz

1. – 3. März 2024

Skitouren- und Schneeschuh-Wochenende mit Jürgen Minichmayr

5. – 7. April 2024

Skitouren Wochenende

im Raurisertal / Kolm-Saigurn mit Hannes Franks 13. – 20. Juli 2024

ASW-Dolomitenwoche

mit Gerti und Günther Schlicker

Laufende Aktivitäten UWZ_Vermerk_GmbH_4C_Umweltzeichen_Vermerk.qxd 31.05.13 08:02 Seite 1

jeden Montag 18 Uhr

boulder:rausch, Boulderbar

Hannovergasse 21, 1200 Wien der Richtlinie „Druckerzeugnisse“ (aktuellegedruckt Infosnach in der berg:rausch-Facebookgruppe des Österreichischen Umweltzeichens Druckerei Janetschek GmbH · UW-Nr. 637 oder auf Instagram) Auch über unseren Newsletter und Facebook gedruckt nach der Richtlinie „Druckerzeugnisse“ des Umweltzeichens halten Österreichischen wir euch über Neuigkeiten am Laufenden. Druckerei Janetschek GmbH · UW-Nr. 637 Zum Newsletter könnt ihr euch auf akademischesektion.at anmelden. gedruckt nach der Richtlinie „Druckerzeugnisse“ des Österreichischen Umweltzeichens · Druckerei Janetschek GmbH · UW-Nr. 637

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gedruckt nach der Richtlinie „Druckerzeugnisse“ des Österreichischen Umweltzeichens Druckerei Janetschek GmbH · UW-Nr. 637


danke

Danke! Text und Foto: Angela Hirsch, Beirätin

Und wieder ist ein oben° fertig und für mich ist es an der Zeit, aus der Redaktion ­auszusteigen und das oben° nun endgültig zur Gänze ans neue Redaktionsteam zu übergeben. Davor ist noch etwas Wichtiges zu sagen, nämlich DANKE! Danke an all die Autor*innen die mit uns ihre Erlebnisse und Gedanken teilen. ­Unsere Tourenführer*innen, Mitglieder und ­Hüttenpächer*innen sorgen immer dafür, dass wir am Laufenden gehalten werden und einen Überblick über die Sektions­ geschehnisse bekommen. Sie alle sorgen dafür, dass wir spannende, interessante und unterhaltsame Inhalte ins oben° packen können. Und wir hatten viele tolle Interview­ partner*innen, die uns jede Frage geduldig

beantwortet haben. Danke auch an die ­Fotograf*innen, die uns mit einem Blick eine ihrer Erinnerungen schenken. Ein Heft wie das oben° braucht so viele helfende Hände im Hintergrund. Ganz besonders möchte ich Franz Neruda für seine Geduld, Inputs und vor allem für die sprachliche Qualitätssicherung von unendlich vielen Texten, bis zur Ausgabe des letzten Jahres, danken! Und Barbara Veit gibt dem oben° sein wundbares Aussehen und Feeling, danke dafür! Ja und dann ist da noch jemand, denen wir alle danke sagen müssen! Euch liebe ­Leser*innen! Euer Feedback und eure Ideen machen das oben° erst zu dem, was es ist!

Wenn du beim nächsten oben° mitmachen möchtest, wende dich an redaktion@ akademischesektion.at

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Akademische Sektion Wien des Österreichischen Alpenvereins Maria-Theresien-Straße 3 / 2, 1090 Wien Telefon: +43 / 677 / 637 45 876 E-Mail: office@akademischesektion.at Öffnungszeiten Sektionsbüro: Mo–Fr nach telefonischer Vereinbarung akademischesektion.at facebook.com/ akademischesektion

„Es ist nicht nur ein Sport, es ist ein Naturerlebnis. Für mich ist Freeriden sportliche Herausforderung und Naturerlebnis.“ Volker Hölzl


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