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Mountainbikes ausverkauft

Text und Fotos: Peter Wirthumer

In den letzten Jahren hat sich die „Singletrail-Skala“ (STS) etabliert. Diese teilt die Wege in Schwierigkeitsklassen von S0 (einfache

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Wege) bis S5 (gefühlte Klettersteige) ein. Diese Schlagzeile oder ähnliche hat wohl kaum jemand erwartet. Dennoch wurde sie während der Corona-Krise oftmals gedruckt. Dazu haben allerdings nicht nur die letzten Wochen geführt, sondern ein jahrelanger Trend zum muskelunterstützten Fahren im Gelände – kurz Mountainbiken.

Wie der Einstieg hierfür gut klappen kann? Dazu soll dieser Artikel helfen – von der Planung über die Durchführung und Nachbereitung. Hier findet ihr sowohl einige Tipps und Anregungen, als auch Hinweise zu weiterer Information online – diese sind mit einem  markiert.

Grundsätzlich gilt: Eine MountainbikeTourenplanung hat naturgemäß viele Überlappungen mit der Vorbereitung anderer Bergabenteuer. Aspekte wie, die Gruppe zu kennen, sich über das Wetter zu informieren genauso wie seine eigene Leistung richtig einzuschätzen, brauchen also nicht weiter erläutert zu werden. Daher möchte ich auf folgende Punkte näher eingehen:

1. Planung der Tour Die Kenngröße einer Mountainbike-Tour sind die zu bewältigenden Höhenmeter. Dies ist in der Regel der Wert, welcher über Spaß und Leid entscheidet und daher in der Planung bewusst gewählt werden sollte. Doch Vorsicht! Wie der Autor dieses Artikels zum eigenen Leidwesen bereits festgestellt hat, sind fünmal 200 Höhenmeter nicht zu vergleichen mit einmal 1000 Höhenmetern. Logisch, oder? Zur konkreteren Planung einer Tour empfehle ich die App  komoot. Basierend auf Opencycle-Maps sind insbesondere im deutschsprachigen Raum – und dem Wienerwald! – viele Touren online und können daher bequem geplant werden. Für längere Reisen ist auch  wikilocs oder  trailforks (Fokus: trails) sehr zu empfehlen. Neben Strecke und Höhenprofil werden auch die Beschaffenheit des Untergrunds und die Wegtypen angezeigt (gut: Singletrack, böse: Straße).

2. Zeitmanagement Ein Wort noch zur Zeitschätzung: Die benötigte Zeit hängt sehr von der eigenen Fitness ab. Als Faustregel kann jedoch folgendes Maß genommen werden:

» Für die Aufstiegsstrecken summiere 1 Stunde je 500 Höhenmeter und 30 Minuten je 5 Kilometer Länge. » Für die Abfahrtsstrecken füge ein Drittel der obigen Zahl hinzu. » Berücksichtige, dass es bei schwierigen

Trails bergab auch wesentlich länger dauern kann. » Technische Pannen sind nicht ausgeschlossen, und daher sollte stets ein

Puffer verfügbar sein. » Somit ist dann die Route geplant, die

Rahmenbedingungen stehen fest und es bleibt nur noch ein wichtiger Teil zur Vorbereitung, nämlich die richtige Ausrüstung.

3. Ausrüstung Die Auswahl des richtigen Mountainbikes kann aufgrund von Platzmangel an dieser Stelle leider nicht diskutiert werden. Hier sind aber Tipps für einen kurzen Check der Einsatzbereitschaft des Bikes:

» Bremsen drücken und dabei das Rad nach vorne und hinten bewegen. Alles fest? » Luftdruck der Räder überprüfen! Wenn du mit der Hand hineindrücken kannst, ist es zu wenig. » Überprüfe die Stabilität der Räder und des Vorbaus, indem du sie quer zu rütteln versuchst. Knarrt etwas oder gibt es zu viel Spiel? » Ist die Federung richtig eingestellt? Bei

Inspiration für das Wiener Gebiet findest du am Komoot-Profil von „pdoubleu“. einfachem Wippen sollte der Dämpfer für leichte „Stock-und-Stein-Strecken“ (S2) bis zu 20 Prozent einsinken, für Strecken mit

Sprüngen und Drops bis zu 10 Prozent. » Schaltung und Gänge: Kann ich unproblematisch alle Gänge hinauf- und hinunterschalten? » Licht: Habe ich der Tour entsprechende

Lichtquellen bereit? Denn es kann durchaus später werden als man plant.

Ist das Fahrrad bereit, kann es an die restliche Ausrüstung gehen: Während für den spartanischen Radler nebst der Sicherheitsausrüstung wohl ein wenig Trinken und Essen reicht, freut sich der Abenteuer-Biker wohl über eine vollständige Ausstattung. Als Werkzeug empfiehlt sich eine Luftpumpe, ein Multitool (inklusive Kettennieter) sowie eine kleine Zange und ein Mantelheber. Als Ersatzteile für eine Tagestour sind ein Ersatzschlauch und ein Kettenschloss (Größe entsprechend den hinteren Kränzen) hilfreich, bei längeren Touren sind auch die richtigen Bremsbeläge, ein Schaltauge und Kettenöl zu empfehlen. Tape und Kabelbinder haben auch schon so manchen Ausflug gerettet. Wie bei allen Outdoor-Sportarten sind Ersatzwäsche, Regenjacke, ein Erste-Hilfe-Paket und ausreichend Essen und Trinken essentiell.

4. Los gehts! Wenn dann alles geplant und gewartet ist, kann es ja auch schon losgehen. Schwitze beim Aufstieg, liebe die Pause und juble bei der Abfahrt! Doch währenddessen nimm bitte stets Rücksicht auf andere Besucher des Waldes und der Wege – egal, wie sich diese fortbewegen. Denn legal fahren darf man nur dort, wo es ausdrücklich erlaubt ist. Für weitere Infos empfehle ich die  „Fair-Play“- Regeln der Österreichischen Bundesforste.

Dass das Thema „legales Mountainbiken“ in Österreich kein einfaches ist, ist vielleicht bereits bekannt. An dieser Stelle möchte ich dem  Verein WienerWaldTrails (WWT) meinen Dank und Hochachtung aussprechen. Falls ihr Begriffe wie Dornröschen nicht nur in Märchen verwendet, Wurzeln nicht bloß die Füße der Bäume sind und Weidlingbach ein neuer Hotspot geworden ist, so unterstützt das Engagement der Burschen und Mädchen von WWT mit eurer Mitgliedschaft.

Nach der Tour Wenn man dann mit brennenden Schenkeln, leerer Trinkblase und dreckigem Rad wieder nach Hause kommt, sollte man der Ausrüstung und sich selbst etwas Aufmerksamkeit schenken.

Zum Putzen des Rades ist ein einfacher Gartenschlauch perfekt. Gemeinsam mit etwas Seife / Radreiniger kann der Dreck entfernt werden, insbesondere von allen beweglichen Teilen. Ein Hochdruckreiniger ist nicht zu empfehlen, da sich das Wasser dann in die Dichtungen der Dämpfer drücken könnte. Wichtig: Nach jedem Waschen muss die Kette wieder frisch geölt werden – es sei denn, ihr wollt die Montage des Kettenschlosses bei der nächsten Tour üben.

Falls euch während der Fahrt Bedarf an notwendigen Wartungen aufgefallen ist, sollten diese zeitnah durchgeführt werden: etwa Bremsbeläge oder Scheiben wechseln, Bremsen entlüften, Dämpfern Luft geben, Gangschaltung justieren oder einen kürzeren Vorbau oder längeren Lenker probieren.

Tipp In der bergfieberBikeGruppe auf Facebook werden regelmäßig Touren ausgeschrieben. Du kannst dich unkompliziert über Tagesfahrten informieren sowie Mitfahrer*innen für deine nächste Tour suchen! In diesem Sinne … ride more!

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