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oben°wissen-Nachlese: Kletterszene diskutiert braune Routennamen

Vor dem Sommer lud oben°wissen zwei Diskutanten zur brandheißen Diskussion rund um Wiens populärsten Kletterführer, den Keltenkalk 4.

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Text und Foto: Bibiane Kaufmann

Wie in anderen Büchern von Routensetzer Thomas Behm sind viele seiner Routennamen bewusste Anspielungen auf die NS-Ideologie (Heimaterde, Massenmenschenhaltung, Panzerkrieg, Runenzauber, Weiße Kraft, Wotanskrieger, Kristalltag, Gauland, Hammergott, Runengymnastik). Sie sind Denkmäler für Neonazi-Bands (Skaldensang, Totenburg, Panzerdivision Marduk) oder sonst rechte Provokationen (Zigeunerpolitik, Negerbrot, Greta Dummberg). Der Standard, Die Presse, Augustin und Falter berichteten.

Behm klettert gerne mit Kickl (2019 Erstbegehung am Rauchtalwandl) und schreibt in rechtsextremen Blättern (Freilich-Magazin).

Es geht also nicht um einzelne Ausrutscher und Geschmacklosigkeiten. Vielmehr besetzt hier jemand systematisch gemeinsamen Raum, Natur, Fels mit bewussten rechtsextremen Provokationen. Schon vor zehn Jahren thematisierten einige Medien das. Aber als Kletterin bleibt einem oft nur die Wut oder die Route auszulassen (bringt genau nichts). Umso wichtiger, dass es Alpenverein und Naturfreunde gibt, die das neuerlich entschieden mit einer Aussendung verurteilten und Werte wie Weltoffenheit, Inklusion, Antirassismus und Antifaschismus hochhalten. Als junge Kletter*innen, Alpinist*innen und Berg-Wander*innen sind wir aktiver Teil beim Durchsetzen dieser Werte. Oben°wissen hatte dazu Martin Achrainer zu Gast, der eine Broschüre zum Thema Antisemitismus im Alpenverein herausgegeben hat, und Lukas aus einer Social-Media-Klettergruppe.

Für Behm sind die Aussendungen„Pflicht Antifaschismus“ einer verweichlichten „linksliberalen Hallenkletterjugend“. Tja, in einem ungeregelten Raum wie dem Routensetzen geht Reviermarkieren eben nur so lang, wie es der Rest der Community akzeptiert. Intoleranz kann sich dabei niemals auf Toleranz berufen. Wir waren uns daher einig, dass man den Verlagen klarmachen muss, was läuft, aber auch, dass es alternative Kletterführer und kreative Ideen braucht, statt „Is ma wurscht“. In diesem Sinn berichtete der Standard jüngst, dass bei der Route „Festung Europa“ auf der Hohen Wand nun jemand eine Gedenktafel für die Opfer der europäischen Flüchtlingspolitik angebracht hat. Sonst noch Ideen? Schreib‘ mir! ;)

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