FEUERWEHR THUN
Hilfe leisten, wo es Hilfe braucht 365 Tage im Jahr während 24 Stunden ist die Feuerwehr Thun einsatzbereit. Was heisst es, in dieser Milizorganisation tätig zu sein? Was bedeutet es für einen Selbstständigerwerbenden, eine Arbeitnehmende, einen Landwirt? Und was heisst es im Hochwasserfall? Thun ist die grösste Stadt der Schweiz mit einer Milizfeuerwehr. Einzig das Kommando ist teilweise professionalisiert. Über 100 Personen sind nebst ihrer Berufstätigkeit im Einsatz – im Ereignisfall und für Übungen. Sie bewältigen in drei Kompanien, dem Löschzug, der Einsatzkompanie Stadt und der Einsatzkompanie Land, insgesamt etwa 250 Ereignisse pro Jahr. Es sind Menschen mit ganz verschiedenen beruflichen Hintergründen: Arbeitnehmende in Berufen, die unterschiedlich viel Flexibilität zulassen und Selbstständigerwerbende in der Privatoder Landwirtschaft. Sie alle sehen sich mit der Herausforderung konfrontiert, den Beruf und das zeitlich anspruchsvolle Feuerwehramt zu vereinbaren. Besondere und zusätzliche Anforderungen stellen Extremereignisse wie das Hochwasser im vergangenen Sommer. Wie gelingt ein Engagement in der Milizfeuerwehr? Drei Mitglieder geben Einblick – in den Feuerwehr- und Arbeitsalltag, die Herausforderungen und Motivationen.
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ThunMagazin | 5/21
Flexibilität dank Selbstständigkeit Lukas Schönthal ist Inhaber und Geschäftsführer einer Fensterbauunternehmung. Er ist stellvertretender Kommandant und Einsatzleiter im Löschzug der Feuerwehr, jener Kompanie, die rund um die Uhr den Ersteinsatz sicherstellt. Ungefähr 100 bis 120 Einsätze leistet Lukas Schönthal – genauso wie seine Kolleginnen und Kollegen im Löschzug – jährlich. Ursachen sind Brände oder Personenunfälle und oft auch Fehlalarme von Brandmeldeanlagen. Zu den Notfalleinsätzen zu jeder Tagesund Nachtzeit kommen rund 70 planbare Termine wie Übungen. Lukas Schönthal schätzt die Flexibilität, die ihm seine Selbstständigkeit bietet. «Ich sehe es als Vorteil, dass ich die Entscheide, ob ich ausrücken kann oder nicht, selbst fällen und auch tragen kann», sagt der 47-Jährige. In anderen Berufen sei das nicht ohne Weiteres möglich. «Ich sehe das bei uns auf Baustellen. Ein Monteur kann nicht einfach
weg. Das Einbauen der Fenster lässt sich nicht aufschieben», vergleicht er.
Hilfe leisten motiviert Das Engagement bei der Feuerwehr ist intensiv. «Es bleibt oft einiges auf der Strecke. Und Zeit für weitere Hobbys bleibt mir nicht», so Schönthal. Der Einsatz in der Feuerwehr gibt allerdings viel zurück. «Die Kollegschaft steht für mich an erster Stelle. Sie ist sehr wertvoll. Und es befriedigt, wenn man den Leuten helfen kann», hält er fest. Das Hilfeleisten ist auch für Ramona Salzmann , ebenfalls Mitglied in der Feuerwehr Thun, ein wesentlicher Grund für ihr Engagement. «Ich kann dort helfen, wo Hilfe wirklich gebraucht wird», sagt sie. Und auch sie schätzt das Miteinander. «Die Feuerwehr ist für mich wie eine zweite Familie.» Gefordert während Unwetter Ramona Salzmann ist Teil der Einsatzkompanie Stadt und auch in der Füh-