Kurzvorschau Butter bis zum Rand

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Steven Schneider

Backstage bei Backstage der Familie Wiesner Gastr ie

«Papa Wiesner hat mich inspiriert, Dinge zu tun, die andere als bireweich abkanzeln würden.»
Michel Péclard, Marktbegleiter, Zürich

… 3 …

«Manuel, der Sicherheitsfanatiker, Daniel, der Entdecker: eine Kombi, die durch Bescheidenheit, Offenheit und Direktheit besticht.»

Christoph Jordi, Unternehmensberater, Zürich

… 2 …

«Die FWG ist am Puls, kopiert nicht, folgt keinen Trends, sondern setzt im besten Fall selber Trends.»

Lukas Bosshard, Vermietungsspezialist, Zürich

… 1 …

Backstage bei der Familie Wiesner Gastr! ie

TAKE-OFF!

Hier beginnt unser raketisches Buch –aber du musst nicht hier mit Lesen anfangen. Das geht auch mittendrin. Denn wo immer du unser Buch aufschlägst, wirst du informiert, unterhalten und hoffentlich inspiriert. Apropos Inspiration: Alle Fotos von Inneneinrichtungen sind in unseren coolen Restaurants entstanden. Und falls du die noch nicht kennst: Schau vorbei!

Die Raketen-Triebwerke werden gezündet.

Inhalt Take-off!

Die FWG-Rakete hebt ab.

Die FWG-St y

Familienangelegenheiten:

Die Eltern Anita und Fredy erinnern sich –und die Söhne Manuel und Daniel unterhalten sich über alles, was zu einer modernen Unternehmensführung gehört.

kennen.

Outside View

Vom Marktbegleiter bis zum Lieferanten, von der Branchenkennerin bis zum Coach: So blicken andere auf uns:

Michel Péclard Erlebnisgastronom 78

Ivo Christow Storyteller 80

Philippe Dietrich Coach 82

Rolf Hiltl Vegi-Papst 130

Fabio de Salvador Stammgast 132

Lukas Bosshard Vermieter 134

Gretel Weiss Branchenkennerin 158

Matthias Krebs Seafood-Lieferant 162

Sandro Wellenzohn Digitalpartner 164

Unsere Werte

Familiär, bodenständig, bunt – und natürlich raketisch!

Inside View

Wie erleben unsere Mitarbeitenden die FWG?

Colin Restaurant-Geschäftsführer 144

Kitti Botschafterin 92

Sämi Delivery 94

Jay Teamleaderin 96

Stelly Service 146

Sebastian Foodentwickler 148

Events

Expertenseiten

Vorsicht, jetzt gibt es eine Menge zu lernen!

Unsere Fach-Expertinnen und -Experten stellen ihr Wissen und ihre Erfahrung zur Verfügung: 198

Iwan & Thomas Operations 54

Jolanda & Nina

HRM/Mitarbeitendenentwicklung 58

Manuel FWG-Foundation 66

Marc Digitalisierung/IT 106

Wie es sich für eine Familie gehört: Wir feiern gern!

Partizipati!

Partizipation wird bei uns grossgeschrieben. Deshalb kommen die folgenden Seiten direkt von unseren engagierten Mitarbeitenden.

Champions 232

Vitality Creators 234

Planet Heroes 236

Super Users 238

Velokurier*innen 240

Supportoffice 242

Kay & Marco

Food & Beverage/Foodcoaching 110

Daniel W. Restaurants 114

Corinne Financeadministration 118

Christoph Organisationsentwicklung 208

Rebeca Marketing 212

Daniel S. Nachhaltigkeit 216

Manuel Supportoffice 220

Anhang

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Hier findest du alles, was uns auch noch wichtig ist: eine Chronik, einige LinkedIn-Beiträge und unsere Helplines.

Die FWG-St y

50 Gespräche zwischen Daniel und Manuel Wiesner über moderne Unternehmensführung, Transparenz in finanziellen Angelegenheiten, zu viel Arbeit und die Herausforderung Generationenübergabe.

Die Eltern: Anita und Fredy Wiesner über Wagemut, Veränderungen, Loslassen.

Lass uns reden Die Welt hat sich verändert. 28

Millionär über Nacht Erinnerungen an die Kindheit. 30

Butter bis zum Rand Man ist fair und achtet auf Qualität. 32

Das Familienmitglied Für den Erfolg ist harte Arbeit nötig. 34

Dazugehören Auch als Kind will man schon Teil der Firma sein. 46

Den Hof fortführen Die Suche nach dem richtigen Beruf. 48

Zeit, das rare Gut Ein Entscheid: Freiheit oder nicht? 50

Grenzen überschreiten Unterschiedliche Charaktere, gemeinsamer Antrieb. 52

Bruderliebe Man will einander auch mal an die Gurgel. 70

Risikomanagement Unterschiedlicher Wagemut? Perspektivenwechsel hilft. 72

Paartherapie Ohne Coaching geht es nicht. 74

Weder Fisch noch Vogel Beim Spagat helfen Regeln. 76

Ein herausfordernder Balanceakt Der Liebestanz auf dem Hochseil. 84

Wer nicht da draussen wartet … Die beste aller Partnerinnen. 86

Die Rakete zünden Die Corona-Pandemie als Raketen-Abschussrampe. 88

Die Nachfolge planen Die Uhr tickt, die Definition von Erfolg wandelt sich. 90

Wofür es uns braucht Brutale Entscheide bleiben Chefsache. 98

Das Burger-Debakel Scheisse, so viel falsch gemacht. 100

Rückenwind für alle Viel fordern, viel geben. 102

Menschen mögen An der Spitze ist man einsam. 104

Kultur? Kultur! Investitionen in die Mitarbeitenden zahlen sich aus. 122

Lohntransparenz Und niemand redet mehr übers Geld. 124

Das Lohnsystem Anreize schaffen für das nächste Level. 126

Cashless essen Schmerzte zu Beginn beträchtlich. 128

Das Ziel: besserer Service Technologie im Restaurant steigert die Quality Time. 136 Bye bye Budget Weg mit Budget und Bonus, her mit Gelassenheit! 138

Erfolgsbeteiligung Rocketfuel für die Teambildung. 140

Wie man Sympathien verliert In Sachen Trinkgeld tickt die Branche (noch) anders. 142

Von Anfängen Nur selten läuft ein Restaurant von Anfang an. 150

Ein neues Konzept 18 Monate Arbeit für die Menukarte. 152

Storytelling Die «wahre» Geschichte hinter dem Erfolg. 154

Gestern und heute Die Welt für Gastrounternehmer*innen ist heute anders. 156

Der Wert der Arbeit Es zählt immer die Sinnhaftigkeit. 166

Scheissgefühle Man kennt nicht alle, die sich für einen einsetzen. 168

Frontkämpfer Eine Firma, zwei Generationen, viel Klärungsbedarf. 172

Eine schöne Braut Verkaufen oder in der Familie behalten? 174

War früher alles besser? Es ist wichtig, einander zu verstehen. 176

«Du kannst das nicht!» Das Familienglück auf dem Prüfstand. 178

Die Love Story Anitas und Fredys grosses Abenteuer. 180

Die Anfänge der Firma Deutsche Episode mit glimpflichem Ausgang. 182

Eine Million Schulden Übernahme der Sandwich-Läden in Zürich. 184

Arbeit ohne Ende Ohne Fleiss rein gar nichts. 186

Das Brezel-Wunder Fredy wird fast Brezelkönig. 188

Der Lucky Punch Endlich schuldenfrei. 190

Australisches Hoch Dank Bauchgefühl ein Megaerfolg. 192

Der Hafenkiosk Die Lust, immer wieder etwas auszuprobieren. 194

Nooch und Negishi Die ersten asiatischen Konzepte. 196

Adrenalin Manuel versucht sich als Velokurier. 200

Reden! Feedback wird institutionalisiert. 202

Sitzungskultur Klare Regeln für effizienten Austausch. 204

Arbeitszeugnis 2.0 Eine FWG-Pioniertat für die ganze Schweiz. 206

Datendiskussionen Klare Verhältnisse: Echtzeitdaten für Entscheide. 224

Moderne Strategie Flache Hierarchie, gemeinsame Strategie. 226

Innovation Rasant unterwegs auf der Überholspur. 228

Inspiration Wer Output hat, muss wissen, wo es Input gibt. 230

Scheitern Nur eine stetig verbesserte Idee wird zur echten Innovation. 244

Baustelle Soziale Medien Es braucht den zweiten Anlauf. 246

Talentprogramme Echte Tellerwäscher*innen-Geschichten. 248

Und morgen? Nächstes Level? Zwischen Expansion, Auslandträumen und Agilität. 250

Lass uns reden

Manuel: Lass uns reden, Daniel.

Daniel: Gern, Manuel.

Manuel: Darüber, was wir waren, was wir sind und wohin wir uns bewegen.

Daniel: Sehr gut. Wir haben ja in kurzer Zeit einen grossen Wandel hinter uns gebracht.

Manuel: Genau. Die Familie Wiesner Gastronomie AG ist von einem patriarchisch geführten Unternehmen zu einer Firma geworden, die durch die Eigenverantwortung der Mitarbeitenden funktioniert.

Daniel: Sie funktioniert, weil breit gefächerte Kompetenzen den Laden am Laufen halten und nicht zwei Chefs.

Manuel: Die Welt hat sich eben verändert.

Daniel: Erinnerst du dich? Ich habe mal zu dir gesagt, dass wir zwei irgendwann Opfer unseres Erfolgs werden.

Manuel: Sofern wir weitermachen wie immer. Und deshalb haben wir auch etwas geändert. Kennst du das alte Foto von unseren Eltern Fredy, Anita und mir? Ich bin noch ein Kind und stehe an unserem mexikanischen Foodstand am Zürichfest neben meinen Eltern und helfe wacker mit. Und es gibt das viel jüngere Foto, auf dem ich als Vater den Kinderwagen mit meinem Sohn schiebe. Der Schnappschuss zeigt, wie mir der kleine Gian die Richtung zeigt. Betrachtet man die beiden Fotos, ist schnell klar, was sich alles verändert hat. In der Generation vor uns waren es Patrons, die den Weg vorgaben. Das ist heute anders.

Daniel: Heute ist auch alles viel komplexer.

Manuel: Deshalb muss eine erfolgreiche Firma heute anders funktionieren als gestern.

Daniel: Richtig. Das ist es, worum es in diesem Buch geht.

Manuel: Um Abgabe von Kontrolle.

Daniel: Um Vertrauen in die Mitarbeitenden.

Manuel: Um das Delegieren von Verantwortung.

Daniel: Aber auch um unser aufregendes Geschäft, das Erlebnisgastronomie heisst.

»Die Welt hat sich verändert.«

Manuel: Und um Innovationen und Provokationen, um Digitalisierung und Nachhaltigkeit, um Fehlerkultur und Scheitern.

Daniel: Um Unterschiede zwischen den Generationen. Um Emotionen und Konflikte in einem Familienunternehmen.

Manuel: Womit wollen wir anfangen?

Daniel: Mit dem Anfang, schlage ich vor.

Manuel: Sehr philosophisch: Wann fängt es bei uns an mit der FWG?

Daniel: Wie fändest du das, wenn wir dort anfangen, wo du und ich am Anfang unseres Arbeitslebens standen?

Manuel: Als Knirpse?

Daniel: Als Knirpse.

Manuel: In unserer Erziehung gab es zwei Phasen. Die erste, da waren das Geschäft und wir noch ganz klein. Gingen unsere Eltern zur Arbeit, schauten Babysitter zu uns. Dann wuchs das Geschäft rasant, wir Buben ebenfalls, und wir waren alt genug, um mit Fredy und Anita mitzugehen. Damals hatten wir am Zürichsee einen Food-Kiosk. Sie schufteten, und wir spielten oder verkauften Glacé oder brieten Würste für die Kundschaft. Ich glaube, ich war damals sieben Jahre alt. Du warst wahrscheinlich zehn, oder?

»Das Mithelfen war super fürs K frechnen.«

Daniel: Weiss ich nicht mehr genau. Aber ich erinnere mich, wie gross ich war. Nämlich noch nicht gross genug: Wir hatten die Glacés in einer Truhe drin. Wurde ein Glacé verlangt, musste ich zuerst den Glasdeckel zurückschieben, dann hochspringen und gleichzeitig tief hinuntergreifen, um es zu erwischen.

Manuel: Ich fand das Mithelfen im Kiosk super fürs Kopfrechnen.

Daniel: Wir waren Dreikäsehochs, aber wir kassierten ein und gaben Rückgeld.

Manuel: Einmal hat mir einer, der ein Glacé gekauft hat, ein Hunderternötli aus der Kasse geklaut und ist damit samt Glacé davongerannt. Ich bin ihm sofort hinterhergespurtet. Die Kasse habe ich offen zurückgelassen, sodass jeder sich darin bedienen konnte. Natürlich habe ich den Typen nicht erwischt, der war zwei Meter gross. Als ich geknickt zurückkehrte, tröstete es mich, dass immer noch gleich viel Geld in der Kasse lag.

Daniel: Geld war eigentlich nie ein grosses Thema in unserer Familie.

Manuel: Für uns Buben eh nicht. Wir hatten genug damit zu tun, Brüder zu sein. Ich erinnere mich, dass wir dauernd miteinander spielten.

Daniel: Und stritten. Ich habe dir sogar mal eine Rippe gebrochen, Manuel.

Manuel: Echt? Warst du das? Weiss ich nicht mehr.

Daniel: Doch, doch.

Manuel: Woran ich mich aber erinnern kann, ist, wie du mich an den Füssen gepackt und am Boden durch die Stube geschleift hast. Dabei rutschte mein T-Shirt nach oben und die Haut an meinem Rücken war so verbrannt und tat extrem weh.

Daniel: Tut mir leid. Aber im Ganzen haben wir sehr gut miteinander funktioniert. Wie Buben halt sind, die gern Fussball spielen und rangeln.

Manuel: Es ist heute ja nicht viel anders, auch wenn Fussball und Rangeln von Arbeit und Diskussionen abgelöst wurden. Aber zurück zum Geld: Als wir klein waren, hatten unsere Eltern fast kein Geld.

Daniel: Das stimmt. Ein besonderer Moment ist mir dabei immer in Erinnerung geblieben. Das war, als Fredy das Café Sandwich in Zürich, das er zusammen mit einem Partner betrieb, auf eigene Rechnung übernahm. Sein Geschäftspartner wollte es in Konkurs gehen lassen, aber das wollte Fredy nicht. Also hat er die Firma übernommen. Und zu uns gesagt: «Buben, ich bin über Nacht Millionär geworden.»

Manuel: Wir träumten einen Moment lang.

Daniel: Aber nur, bis er ergänzte: «Schuldenmillionär.»

Millionär über Nacht

Butter bis

Daniel: Sofern unsere Familie damals, als Manuel und ich klein waren, nach der Schuldenübernahme des Café Sandwich wieder Geld gehabt hatte, steckte man es gleich wieder in die Restaurants.

Manuel: Es dauerte lange, bis meine Mutter mir beim Kleiderkauf einmal sagte: «Manuel, du darfst dir jetzt auch mal einen Markenpulli aussuchen.» Ich weiss noch genau, wo wir standen, weil es für mich irgendwie wie ein Schock war, sonst war ja sparen angesagt. Klar, später wohnten wir in einem Einfamilienhaus, und das gehörte uns sogar. Also hatte sich die harte Arbeit mit der Zeit doch auch gelohnt. Aber wir lernten von Anita und Fredy von Beginn weg, auf das Geld zu achten und sparsam zu sein.

Daniel: Wir wurden sehr werteorientiert erzogen. Und mit Regeln. Wir durften nie mit vollem Mund reden, auch nicht schmatzen, dafür mussten wir am Tisch gerade sitzen und am Schluss sauber aufräumen.

Manuel: Die Werte von zu Hause galten auch im Geschäft. Unsere Eltern haben uns vorgelebt, dass man allen Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern auf Augenhöhe begegnen soll. Auf keinen Fall, wirklich nie, dürfe man von oben auf andere Menschen herabschauen.

Daniel: Ich erinnere mich an einen Mann, der bei Fredy und Anita als Tellerwäscher arbeitete. Ich war damals ein Knirps, und eines Tages sagte er zu mir: «Weisst du, Daniel, was mir hier ein gutes Gefühl gibt? Wir sind alle gleiche Teile eines Puzzles. Das weiss ich, weil Fredy uns alle jeden Tag ganz herzlich begrüsst.»

zum Rand

Manuel: Wir bekamen von Beginn weg viel vom Geschäft mit. Eine meiner frühen Erinnerungen ist, dass ich Fredy fragte, warum die Brezeln in unserer Verkaufstheke mit Salz bestreut seien. «Weisst du», erklärte er, «das Salz macht, dass die Kunden Durst bekommen, also bestellen sie mehr zu trinken.»

Daniel: Es ging ja auch um den Profit. Und dabei immer um Langfristigkeit.

»Wir sind gleiche Teile eines Puzzles.«

Manuel: Ich erinnere mich noch an Anita, die oft morgens um sechs im Zürcher Seefeld im Café Sandwich stand und Brötchen schmierte. Wir waren einige Male dabei und halfen und sie sagte zu uns: «Buben, Butter immer bis ganz an den Rand streichen, gell?

Bis an den Rand!» Da verstand ich zwei Dinge: Es gibt Regeln, an die man sich halten muss, und es gibt so etwas wie Fairness gegenüber den Gästen.

Daniel: Qualität war immer wichtig, von Anfang an. Es gibt keine Kompromisse in unseren Restaurants. Metaphorisch gesehen gilt für uns bis heute: Butter bis zum Rand!

Das Familienmitglied

Manuel: Das Einhalten von Regeln hat etwas Klares und etwas Unverhandelbares. Das macht vieles einfach und gibt eine Richtung vor. Abkürzungen sind falsch.

Daniel: Für alle Beteiligten.

Manuel: So haben wir früh mitbekommen, dass harte Arbeit etwas Gutes und Befriedigendes ist.

Daniel: Unsere Eltern mussten uns das gar nie sagen, wir haben einfach zugeschaut und begriffen: Will man Erfolg haben, muss man etwas dafür tun. Familie ist wichtig, aber die Arbeit ist auch wichtig. So sind wir aufgewachsen.

Manuel: Mit Arbeit ist nicht nur das Geschäft gemeint, oder, Daniel? Unser Vater ist der hart arbeitende Geschäftsmann gewesen, lange Stunden im Einsatz, immer voll dran. Und unsere Mutter war wie unser Vater, auch wenn sie weniger im Geschäft zu tun hatte als er. Sie war dafür viel mehr für die Familie im Einsatz.

Daniel: Kann man das überhaupt trennen? Familie und Geschäft?

Manuel: Ich denke nicht. Früher nicht, und bis heute auch nicht. Unsere Eltern sind seit Jahren nicht mehr operativ tätig, aber wenn ich sie besuche, dann sprechen wir ziemlich bald übers Geschäft. Auch wenn ich sie liebe, gehe ich aus diesem Grund nicht immer gerne zu ihnen. Ausser meine Frau und meine Kinder sind dabei, dann sind wir abgelenkt und können über andere Themen sprechen.

Daniel: In einem Familienbetrieb wie dem unseren ist das Geschäft eben auch ein Familienmitglied.

Manuel: Eines, das, zumindest für uns, schon immer da war. Und mit uns mitgewachsen ist.

Daniel: Ja. Als wir heranwuchsen, hatte sich auch das Geschäft verändert. Anita und Fredy betrieben zusätzlich ein Café Sandwich im Shopville im Hauptbahnhof Zürich. Und das war superspannend. Ich durfte an schulfreien Nachmittagen immer mit meinen Freunden abmachen, aber manchmal wollte ich das gar nicht, sondern viel lieber im Shopville sein.

Manuel: Ich auch. Wir zwei haben dann dort unten im Shopville gegeneinander Fussball gespielt – heute mit den vielen Leuten nicht mehr vorstellbar. Fussball stand immer an erster Stelle bei uns, das ist unser Spiel. Auch als Jugendliche hatten wir auf dem Fussballplatz und als GC-Fans schöne Zeiten in den Neunzigerjahren. Anita und Fredy standen uns nie im Weg. Der Samstag gehörte dem Fussball, am Sonntag halfen wir mit, Glacé und Würste zu verkaufen.

»Das Geschäft ist ein Familienmitglied.«

Daniel: Du warst aber auch viel bei deinen Freunden zu Hause.

Manuel: Klar. Die rissen sich sogar um mich. Denn wir hatten zu Hause keinen Fernseher. Also luden mich meine Schulkameraden zu sich nach Hause ein, sagten ihren Müttern: «Mami, der arme Kerl kann nie Fernseher gucken», die Mütter hatten Erbarmen, und wir schauten alle den halben Nachmittag fern. 

In Familienfirmen gilt es, die Interessen der Unternehmung, die Bedürfnisse der Familie als Ganzes und jene der einzelnen Individuen darin zu erkennen und auf einen möglichst grossen gemeinsamen Nenner zu bringen. Das passiert im Idealfall im Rahmen eines transparenten, fairen Prozesses, in dem man die Richtung, in die es gehen soll, gemeinsam festlegt. Die Familie Wiesner stellt sich diesen Herausforderungen, indem sie mich neben der üblichen Verwaltungsratstätigkeit speziell mit der Evaluation von und Vermittlung in Familienthemen betraut hat.

Katja Berlinger, Verwaltungsrätin Familie Wiesner Gastronomie AG

Konzeptlaunch 2004

Nooch Asian Kitchen Asian Feelgood Food

In den Nooch Asian Kitchen findet man feine panasiatische FusionKüche: thailändische Curries, japanische Nudelsuppen oder Fried Rice und Noodle-Wok-Klassiker aus China, Vietnam und Korea. Ergänzt wird alles durch ein sehr breites Sushi-Angebot. Die einzigartigen Interior Designs entführen in faszinierende Unterwasserwelten, auf nostalgische Zugreisen oder in den charmanten Retro-Stil eines Siebzigerjahre-Lofts. Jeder Besuch ist eine sinnliche Entdeckung!

Standorte

• Basel Barfi

• Basel Singerhaus

• Bern Aarbergergasse

• Bern Viktoriaplatz

• Bern Westside

• Ebikon Mall of Switzerland

• Kriens Mattenhof

• Uster Bankstrasse

• Wallisellen Richti

• Zürich Badenerstrasse

• Zürich Steinfels

Restaurant-Brands

NegishiSushi Bar

Die Negishi Sushi Bar bietet Fusion Japanese Sushi mit einem Mix aus klassischem Sushi und innovativen Kreationen. Von traditionellem Nigiri und Maki bis zu Rollen mit Schweizer Gotthard-Zander oder frittiertem veganem Thonmousse – hier finden alle etwas nach ihrem Geschmack. Zusätzlich für Abwechslung sorgen ausgezeichnete Ramen-Suppen, Gyozas, BentoBoxen, Katsu Curries und Poke Bowls!

Unser Geheimtipp mit einer ganz speziellen Einrichtung: das Negishi im Circle beim Flughafen Zürich.

Zürich Pelikanplatz
Zürich Stadelhofen

Miss Miu Korean Fusion und panasiatische Küche

Miss Miu bietet einen einzigartigen Foodmix aus funky Korean Fusion und panasiatischen Classics. Spezialitäten sind etwa das brutzelnde Bibimbap aus der heissen Steinschale oder das Korean Fried Chicken. Die Interior Designs von Miss Miu sind extravagant gestaltet mit Burlesque-Flair und in Verlassenem-Zirkus- oder Art-déco-Stil.

Zudem gibt es Private Dining Areas, einen Karaoke-Raum sowie regelmässige Burlesque-Shows.

Konzeptlaunch

Standorte

• Zürich Europaallee

• Zürich Badenerstrasse

• Zug Metalli

Outback Lodge

Die Outback Lodge ist eine lebendige, zweistöckige Location mit zwei Australian Bars und einem grossen Restaurant. Zum Essen gibt es australisches Känguru, feinste Spare Ribs, Burger sowie die legendären Outback Chicken Wings. Bis spät finden in den Bars auch Live-Konzerte, DJ-Nights und Pub Quizzes statt. Perfekt für grosse Gruppen, Afterwork oder lange Abende. Zwei grosse Terrassen im Industrieflair sowie ein Private-Event-Raum laden zu einer unvergesslichen Zeit ein.

Standort
Zürich Stadelhofen

Restaurant-Brands

Konzeptlaunch 2020

Kitchen Republic

Die Kitchen Republic ist ein spannend inszeniertes Foodhall von verschiedenen Foodbrands wie Negishi Sushi Bar, Nooch Asian Kitchen, Poke Nation, The Butcher, Angry Chicken und Dumpling Brothers. Hier gibt es eine riesige Auswahl für jeden Geschmack: Burger, Noodles, Curries, Sushi, Dumplings, Poke Bowls oder Fried Chicken – perfekt, um verschiedene Gerichte zu probieren oder mit Freund*innen oder einer grossen Gruppe mit unterschiedlichen Vorlieben gemeinsam essen zu gehen. Zusätzlich gibt es zwei exklusive Räume, die man für Meetings

Daniel: Wir wohnten in Volketswil im Zürcher Oberland, und die Stadt Zürich hatte natürlich schon ihren Reiz. Auch das war ein Grund, weshalb wir gern mit dem Vater in die grosse Stadt gingen. So war unsere Welt schon früh viel grösser geworden als jene unserer Kumpels in Volketswil.

Manuel: Es war sicher auch so, dass wir dadurch früh selbstständig wurden, weil wir uns ja in der grossen weiten Welt bewegten.

»Kinder wo(en dazugehören.«

Daniel: Zu dieser grossen weiten Welt gehörte das Geschäft, und mich machte es stolz, ein Teil vom Geschäft zu sein. Es war nicht so, dass ich abwaschen musste, ganz im Gegenteil: Ich wollte abwaschen!

Manuel: Kinder wollen dazugehören, das sehe ich ja auch an meinen Kindern, die wollen auch immer mithelfen, obwohl sie noch sehr klein sind.

Daniel: Das war schon ein gutes Gefühl.

Manuel: Unsere Eltern waren ja die Ersten in der Schweiz, die in den Neunzigerjahren Frozen Yogurt anboten. Typisch Fredy. Und ich weiss noch, wie er uns auftrug, ins Restaurant Suan Long, das an der Löwenstrasse lag, Frozen Yogurt auszuliefern. Das kriegte man in Zürich also nur an zwei Orten: in unserem Café Sandwich im Shopville und im Suan Long. Jeweils mit zwei vollen Kübeln auf einem Handwägeli bahnten wir unseren Weg durch den Hauptbahnhof zur Löwenstrasse und lieferten den Frozen Yogurt beim Suan Long ab.

Daniel: Später lieferten wir sogar bis ans Bellevue. Das war eine wichtige Aufgabe, nicht einfach nur Beschäftigung für Kinder. Wir durften uns etwas darauf einbilden, dass wir zum Erfolg vom Geschäft beitrugen. Und das war wirklich sehr cool als Teenager. Als ich dann ins Gymnasium ging, wussten meine Schulkolleg*innen, dass unsere Familie einige Restaurants führte. Das machte mich interessant und brachte mir auch Bewunderung ein. Ganz ehrlich: Ich fand es cool, «jemand» zu sein.

Manuel: Ab einem gewissen Zeitpunkt war es dann auch klar, dass wir an den schulfreien Mittwochnachmittagen die Kassenbücher kontrollierten. Oder die alten Papier-Lunch-Checks aufklebten.

Daniel: Lunch-Checks wurden von Unternehmen, die keine Kantine hatten, an ihre Mitarbeitenden verteilt, die konnten damit dann ihr Mittagessen kaufen.

Manuel: Von den Restaurants kamen also diese Märkli schuhschachtelweise zu uns Buben. Wir klebten sie dann auf die vorgesehenen Bögen.

Daniel: Die wurden danach an die Lunch-CheckOrganisation geschickt und die haben uns den Betrag überwiesen.

Manuel: Jemand hat mal zu mir gesagt, ich hätte keine Tellerwäschekarriere, sondern eine LunchCheck-Kleber-Karriere gemacht.

Dazugehören

Daniel: Für mich war schon immer klar, dass ich in das Geschäft meiner Eltern einsteigen möchte.

Manuel: Für mich nicht. Ich wollte Architekt werden. Deshalb habe ich auch eine Schnupperlehre in einem Architekturbüro gemacht, das war aber keine gute Erfahrung. So entschloss ich mich zu einer kaufmännischen Lehre.

Daniel: Fredy hat nie erwartet, dass wir ins Geschäft eintreten, er hat keinen Druck gemacht.

Manuel: Stimmt. Wir zwei haben beide unabhängig entschieden, ins Geschäft einzutreten.

Daniel: Ist vielleicht etwas traditionell, aber mein Gedankengang war schon früh: Was der Vater macht, das mache ich auch. Das steckt womöglich auch ein wenig in den Genen: Unsere Vorfahren waren Bauern, den Gedanken, «den Hof fortzuführen», fand ich darum ganz cool.

Manuel: Ich habe mir das so eigentlich gar nie überlegt, bin einfach meinen beruflichen Weg gegangen, was nach der Lehre bedeutete, einen Job anzunehmen und den Treuhänder-Fachausweis zu machen.

Also arbeitete ich von Montag bis Donnerstag in einem Büro, freitags hatte ich frei, damit ich lernen konnte. Abends und samstags half ich in unserem Familienbetrieb.

Daniel: Du hast dir keine Pause gegönnt.

Manuel: Stimmt. Am Samstagmorgen bin ich zur Schule und am Nachmittag wieder ins Büro arbeiten gegangen. Als ich den Fachausweis hatte, machte ich samstags einfach den ganzen Tag die Buchhaltung für unser Geschäft. Ich weiss noch, ich ging jeden Samstag um sechs Uhr morgens an die Coop-Tankstelle auf dem Weg ins Büro, um warme Gipfeli für Fredy und mich zu kaufen.

Daniel: Die gleichaltrigen Kolleg*innen führten ein anderes Leben.

Manuel: Ja. Manchmal traf ich meine Kumpels an der Tankstelle, morgens um sechs. Sie kamen vom Ausgang und ich ging zur Arbeit. Dann habe ich sie jeweils nach Hause gefahren, weil bekanntlich das letzte Bier eines zu viel war. 

Den Hof fortführen

Zeit, das rare

Gut

Manuel: Während dieser Phase als junger Mann habe ich meine Freizeit der Firma unserer Eltern geopfert. Du, Daniel, warst das Gegenteil, du bist mega ins Leben gegangen und warst mehrere Jahre auf Reisen. Ich fand es eine tolle Entscheidung von dir, nach dem Studium die Welt anzuschauen.

»Ich erlebte, was Freiheit heisst.«

Daniel: Ja. Zuerst hatte ich im Studium ein Auslandsemester in Belgien gemacht. Und nach dem Studium wollte ich richtig weit weg: Mein Plan war, fünf Jahre unterwegs zu sein. Ich habe Europa bereist, Südamerika, Zentralamerika und die amerikanische Westküste. Eine wertvolle Erfahrung. Zum Schluss wurden es zwar doch nur zwei Jahre. Aber die waren wichtig: Ich erlebte, was Freiheit heisst.

Manuel: Das Gegenteil von jetzt.

Daniel: In der jetzigen Lebensphase diktiert die FWG. Zeit ist das rare Gut. Geld wiederum ist nur die Belohnung für die viele Arbeit: Du kaufst dir was, hast aber zu wenig Zeit zum Geniessen. Reisen ist das Gegenteil. Du hast unendlich viel Zeit. Manuel: Trotzdem musstest du arbeiten, du brauchtest ja Geld.

Daniel: Klar, aber nicht viel. In Guatemala bildete ich mich zum Masseur aus und in den Hostels habe ich die Backpacker für 20 Dollar eine Stunde lang massiert. Ein paar Massagen haben ausgereicht, um mir die nächsten Tage zu finanzieren. Ausserdem lernte ich, Bändeli zu knüpfen, die ich dann auf der Strasse verkaufte.

Manuel: Ich habe nie eine ähnliche Freiheit wie du erlebt, Daniel. Wie ich schon erzählt habe: In der Zeit, in der man wie du als junger Mensch in die Welt hinausgeht, war ich zwar auch ein paarmal mit dem Rucksack einige Wochen unterwegs gewesen. Aber eigentlich habe ich schon als junger Mann zu viel gearbeitet. 

Daniel: Du hast immer einen Plan, Manuel. Du blickst voraus und bist strukturiert, sodass du Schritt für Schritt auf das Ziel zugehen kannst. Darum funktionieren wir beide so gut.

Manuel: Weil du der kreative Kopf bist. Ein Freidenker, der dort hingeht, wo es mir wehtun würde.

Daniel: Ah ja?

Manuel: Ja. Etwa beim Negishi an der Pilatusstrasse in Luzern. Es war noch nicht eröffnet und wir assen am Vortag zusammen mit den Mitarbeitenden zu Abend. Ich ging auf die Toilette und sah an der Wand einige hingemalte Sprüche mit zweideutigem Inhalt. Das war dein Konzept. Ich dachte: Hoppla, der traut sich was. Ob das hier im konservativen Luzern gut ankommt? Zwei Monate später war ich erneut dort, ging auf die Toilette, und was sah ich? Es waren unterdessen viel mehr Sprüche geworden. Du hast gespürt, was hier passt und wie weit du gehen kannst. Es denkt bei dir einfach immer weiter.

Daniel: Das ist die Stärke unserer Kombination.

Manuel: Ich setze Grenzen, du überschreitest sie.

Daniel: Wegen mir musst du die Grenzen weiter setzen. Und du holst mich zurück, wenn ich überborde.

Manuel: Wir wollen beide den Erfolg, und auf diese Weise pushen wir uns gegenseitig. Manchmal ist das eine Gratwanderung, denn man kann auch über das Ziel hinausschiessen.

»Ich setze Grenzen, du überschreitest sie.«

Daniel: Und das magst du nicht, Manuel. Du verlierst nicht gern.

Manuel: Stimmt, ich habe nicht mal immer Lust, meine Kinder im Spiel gewinnen zu lassen.

Daniel: Und ich kann nicht nein sagen.

Manuel: So leben wir zwei in diesem Spannungsfeld: Ich will nicht verlieren und du willst immer noch mehr machen. So sind wir beide immer unter Strom. 

Grenzen überschreiten

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