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Feuerwehr Thun: Hilfe leisten wo es Hilfe braucht

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Energie Thun AG

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FEUERWEHR THUN

Hilfe leisten, wo es Hilfe braucht

365 Tage im Jahr während 24 Stunden ist die Feuerwehr Thun einsatzbereit. Was heisst es, in dieser Milizorganisation tätig zu sein? Was bedeutet es für einen Selbstständigerwerbenden, eine Arbeitnehmende, einen Landwirt? Und was heisst es im Hochwasserfall?

Thun ist die grösste Stadt der Schweiz mit einer Milizfeuerwehr. Einzig das Kommando ist teilweise professionalisiert. Über 100 Personen sind nebst ihrer Berufstätigkeit im Einsatz – im Ereignisfall und für Übungen. Sie bewältigen in drei Kompanien, dem Löschzug, der Einsatzkompanie Stadt und der Einsatzkompanie Land, insgesamt etwa 250 Ereignisse pro Jahr. Es sind Menschen mit ganz verschiedenen beruflichen Hintergründen: Arbeitnehmende in Berufen, die unterschiedlich viel Flexibilität zulassen und Selbstständigerwerbende in der Privat- oder Landwirtschaft. Sie alle sehen sich mit der Herausforderung konfrontiert, den Beruf und das zeitlich anspruchsvolle Feuerwehramt zu vereinbaren. Besondere und zusätzliche Anforderungen stellen Extremereignisse wie das Hochwasser im vergangenen Sommer. Wie gelingt ein Engagement in der Milizfeuerwehr? Drei Mitglieder geben Einblick – in den Feuerwehr- und Arbeitsalltag, die Herausforderungen und Motivationen.

Flexibilität dank Selbstständigkeit

Lukas Schönthal ist Inhaber und Geschäftsführer einer Fensterbauunternehmung. Er ist stellvertretender Kommandant und Einsatzleiter im Löschzug der Feuerwehr, jener Kompanie, die rund um die Uhr den Ersteinsatz sicherstellt. Ungefähr 100 bis 120 Einsätze leistet Lukas Schönthal – genauso wie seine Kolleginnen und Kollegen im Löschzug – jährlich. Ursachen sind Brände oder Personenunfälle und oft auch Fehlalarme von Brandmeldeanlagen. Zu den Notfalleinsätzen zu jeder Tages- und Nachtzeit kommen rund 70 planbare Termine wie Übungen. Lukas Schönthal schätzt die Flexibilität, die ihm seine Selbstständigkeit bietet. «Ich sehe es als Vorteil, dass ich die Entscheide, ob ich ausrücken kann oder nicht, selbst fällen und auch tragen kann», sagt der 47-Jährige. In anderen Berufen sei das nicht ohne Weiteres möglich. «Ich sehe das bei uns auf Baustellen. Ein Monteur kann nicht einfach weg. Das Einbauen der Fenster lässt sich nicht aufschieben», vergleicht er.

Hilfe leisten motiviert

Das Engagement bei der Feuerwehr ist intensiv. «Es bleibt oft einiges auf der Strecke. Und Zeit für weitere Hobbys bleibt mir nicht», so Schönthal. Der Einsatz in der Feuerwehr gibt allerdings viel zurück. «Die Kollegschaft steht für mich an erster Stelle. Sie ist sehr wertvoll. Und es befriedigt, wenn man den Leuten helfen kann», hält er fest.

Das Hilfeleisten ist auch für Ramona Salzmann , ebenfalls Mitglied in der Feuerwehr Thun, ein wesentlicher Grund für ihr Engagement. «Ich kann dort helfen, wo Hilfe wirklich gebraucht wird», sagt sie. Und auch sie schätzt das Miteinander. «Die Feuerwehr ist für mich wie eine zweite Familie.»

Gefordert während Unwetter

Ramona Salzmann ist Teil der Einsatzkompanie Stadt und auch in der Füh-

Bild ganz links: Lukas Schönthal, Ramona Salzmann und David Baumann wirken mit Leidenschaft bei der Feuerwehr Thun mit. Einer der Gründe ist die grosse Kollegialität im Team. Bild oben: Menschen in Not zu helfen, das treibt die Angehörigen der Feuerwehr an. Bild links: Während des Hochwassers im Sommer war die Feuerwehr besonders gefordert.

rungsunterstützung tätig, hilft also dem Einsatzleiter. Die Einsatzkompanie Stadt rückt dann aus, wenn der Löschzug Unterstützung benötigt. Ersteinsätze leistet die Kompanie bei Ölereignissen oder Naturkatastrophen. Besonders gefordert war die Einheit demnach während des vergangenen Hochwassers in Thun. Insgesamt rund 70 Mitglieder der Feuerwehr pumpten unter anderem zahlreiche Keller aus und verhinderten grössere Schäden. 1500 Einsatzstunden erforderte das Hochwasser. Ramona Salzmann war während dieser Zeit in den betroffenen Gebieten vor Ort. Viele Einsätze leistete sie abends und in der Nacht, um sie mit ihrer Arbeit als Fachfrau Betreuung Kind in einer Kita zu vereinbaren. «In einigen Nächten hatte ich nur 3-4 Stunden Schlaf», blickt sie zurück.

Das Team ist entscheidend

Generell ist Ramona Salzmann aufgrund ihrer Arbeit oft abends, an Wochenenden oder für Nachtpikett im Dienst. Bei allen übrigen Einsätzen ist in ihrem Arbeitsverhältnis das Team entscheidend. «Meine Kolleginnen machen vieles möglich, dafür bin ich sehr dankbar», sagt die 32-Jährige. «Ohne diese Unterstützung wäre es eine riesige Herausforderung, die Einsätze zu prästieren.»

Sofort vor Ort auf dem Land

Eine weitere Einheit der Feuerwehr Thun ist die Einsatzkompanie Land. Sie stellt zusammen mit dem Löschzug den Ersteinsatz in Goldiwil und Heiligenschwendi sicher. In dieser Kompanie wirkt David Baumann mit, seit vergangenem Jahr als Kommandant. Er ist Landwirt in Goldiwil und hat ein eigenes Baugeschäft. Wie Lukas Schönthal sieht auch er die Selbstständigkeit als Vorteil für das Engagement in der Feuerwehr. «Und es hilft, dass ich meistens in Goldiwil und der näheren Umgebung bin und damit bei Notfällen hier rasch vor Ort sein kann», ergänzt er. «Am schwierigsten ist es, wenn es ‹tschädderet› und wir am Betonieren sind. Da kann ich nicht einfach so weg, schliesslich wird der Beton hart. In solchen Fällen muss ich rasch Ersatz auf der Baustelle organisieren», sagt er. «Meistens geht es immer irgendwie.» Wie seine Kolleginnen und Kollegen in der Feuerwehr, motiviert es auch David Baumann, dass er Menschen helfen kann. Und Tieren. Der 41-Jährige ist auch bei der Grosstierrettung im Einsatz. «Bis jetzt konnten wir alle Tiere retten. Das gibt natürlich besonderen Aufwind», sagt er.

Fazit: In der Milizfeuerwehr Thun tätig zu sein, erfordert Flexibilität, Organisationstalent, ein unterstützendes Umfeld und Belastbarkeit. Zurück gibt das Engagement das befriedigende Gefühl, helfen zu können – gemeinsam mit Kolleginnen und Kollegen, die wie eine Familie sind.

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