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Vorwort des Präsidenten Leben bedeutet Veränderung. Vor 75 Jahren war der Zeitgeist geprägt durch die Erfahrungen des ersten Weltkriegs und der anschliessenden Wirtschaftskrise, welche auch für unsere ländlichen Bevölkerung mit viel Entbehrungen verbunden war. In der Landwirtschaft hielt die Mechanisierung Einzug, und die daraus folgende Steigerung der Produktivität verwandelte das Landschaftsbild grundlegend. Mit der Gründung der Naturschutzvereinigung Grütried vor 75 Jahren zeigten unsere Vorfahren Pioniergeist; sie gehörten zu den Ersten im Thurgau, welche sich auf Gemeindeebene für ihre Interessen organisierten. Die Bedeutung von Biodiversität war ihnen bewusst, lange bevor der Begriff in die Umgangssprache aufgenommen wurde. Mit vereinten Kräften ist es ihnen gelungen, das Grütried als Fläche für aussergewöhnliche Lebensräume zu schützen. Wer sich mit den Vorgängen der Natur auseinandersetzt, erkennt bald, dass es mit dem Schutz allein nicht getan ist. Das Grütried wäre kein Ried sondern ein sumpfiger Wald, wenn nicht Menschen rodend und mähend eingegriffen hätten – und dies nicht weiterhin täten. Weil bei diesen Arbeiten kaum ein finanzieller Ertrag erwirtschaftet werden kann, sind weiterhin Menschen nötig, welche sich für die Pflege und weitere Entwicklung des Grütrieds einsetzen. Die Veränderungen in der Natur lassen sich aber nicht vollständig steuern. Auf den Klimawandel weltweit haben wir kaum Einfluss. Für
viele Lebensräume ist der Nährstoffeintrag massgebend, denn die wirklich seltenen Tier- und Pflanzenarten finden im Grütried mehrheitlich auf kargen Böden ihren Lebensraum. Anhand des Aussterbens von einst verbreiteten Pflanzenarten – wie beispielsweise der Mehlprimel – kann man erkennen, dass die Düngermenge (v.a. Stickstoff) im Grütried mittels Regen und Wasserzuleitungen aus den umliegenden Feldern in den letzten 75 Jahren erheblich zugenommen hat. Seit 12 Jahren bin ich in diesem Verein mit dabei, und seit bald sechs Jahren Präsident. Die vielleicht geringsten Veränderungen haben sich während dieser Zeit im Vorstand des Vereines ergeben. Die Aufgaben zugunsten der biologischen Vielfalt im Grütried wahrzunehmen, aber auch für die Bevölkerung einen erlebnisreichen Erholungsraum zu erhalten, ist mit diesem eingespielten Team leicht zu erfüllen. Herzlichen Dank! Im Sinne einer lebendigen Veränderung freue ich mich, wenn möglichst viele Mitmenschen das Grütried kennen lernen und wenn immer auch neue Leute uns unterstützen, sobald helfende Hände oder gute Ideen erforderlich sind. Bernhard Wettstein im September 2011