Paracontact Herbst 2021_d

Page 11

WIR BEWEGEN

Fortsetzung von Seite 9

NACHGEFRAGT

1995 von der Schweizer Pa­raple­gi­ ker-Stiftung als «Paraple­gi­ker des Jahres» ausgezeichnet.

Orte der Hoffnung

Nach 15 Jahren unermüdlichen Schaffens bei der SPV ging Werner Waldispühl in Pension und ge­ noss fortan das Reisen mit seiner Frau Monika, seine zahlreichen Hobbys und die gemeinsame Zeit mit Familie und Freunden. Wäh­ rend der vergangenen zwei Jahre, da schweres, zusätzliches Leiden an seinen Kräf­ten zehrte, fand er fachkompeten­ te Hilfe im SPZ Nottwil. Glücklicherweise durfte er schliesslich daheim im Kreise der Familie end­gültig Abschied nehmen von seiner lieben Frau Monika, seinen Kin­dern Andrea und Philipp, seinen Grosskindern und allen Angehörigen und sei­ nen Freunden.

Romina Miracco koordinierte das Ethik-Forum des SPZ. Hier entstand die Idee zu «Orte der Hoffnung». Die Leiterin Pflegeentwicklung stellt das Projekt vor.

Werner Waldispühl hat uns bei­ spielhaft vorgelebt, wie ein schwe­ rer Schicksalsschlag ungeahnte Ener­gien freisetzen kann für ein sinnerfülltes Leben. Er war ein ver­ antwortungsvoller Unternehmer im Beruf und ein einfühlsamer Vorkämpfer, Berater und Freund für viele Rollstuhlfahrer und Le­ bensgefährten. Er war ein treu­be­ sorgter Vater für seine Kinder und Grosskinder, ein fröhlicher Le­ bens­­­­partner für seine Frau Monika. Hinter jedem grossen Mann steht eine starke Frau. Für den nachhalti­ gen Erfolg in Familie und Beruf ist das, vor allem wenn schwere Kri­ sen bewältigt werden müssen, eine wichtige Voraussetzung. Monika Waldispühl-Deville hat diese Part­ nerschaft überzeugend gelebt. Ihr gilt unsere hohe Wertschätzung und herzliche Teil­nahme. optional Lieber Werni, du hast die SPV zu dem gemacht, was sie heute ist. Wir werden dir immer in tiefster Dankbarkeit und Freundschaft ver­bunden sein. Paracontact I Herbst 2021

Von Gabi Bucher

Das Ethik-Forum veröffentlichte ein Manifest über Hoffnung. Weshalb? Alle zwei Jahre laden wir Patienten und An­gehörige zum Anlass «Ein Jahr nach der Erstrehabilitation» ein. Da­bei kam es vor, dass Patienten, welche die Klinik als Roll­ stuhlfahrer verlassen haben, als Fussgänger zurückkom­ men. Das freut uns natür­ lich sehr. Aber es wirft für die Patienten auch Fragen auf. Nach der medizinischen Aufklä­ rung gingen sie davon aus, sie würden nie mehr gehen können. Wir haben diese Fragen im Ethik-Forum aufgenommen und erkannt, dass wir während der Reha­ bilitation Hoffnungen nicht ausreichend Raum lassen. Im Manifest erklären wir un­ seren Mitarbeitenden, wie wir mit geäus­ serten Hoffnungen und Wünschen unse­ rer Pa­tienten umgehen. Hoffnung können wir we­der geben noch nehmen, aber wir können sie unterstützen.

klarmachen, dass wir im Moment mit dem arbeiten, was ist und schauen, was wir he­ rausholen können. So kann die Hoffnung bestehen bleiben. Die «Orte der Hoffnung» sollen helfen, verschiedene Wege aufzuzeigen, herausfordernden Situationen mit neuer Kraft zu begegnen.

Daraus entstand «Orte der Hoffnung»? Ursprünglich ging es um das Manifest und die Sensibilisierung der Mitarbeitenden. Aber wir haben festgestellt, dass es schön wäre, Orte zu haben, wo man Hoffnung schöpfen kann. Hoffnung gibt Kraft. Es ist kontraproduktiv, wenn wir den Patienten sagen, dass das, was sie sich wünschen, nie passieren wird. Wir wollen ihre Wünsche und Hoffnungen ernst nehmen, aber auch

Wer soll die Orte der Hoffnung besuchen? Einerseits unsere Patienten und deren An­ gehöri­ge, andererseits die Mitarbeitenden. Oft sind diese mit schwierigen Situationen konfrontiert. Ich hatte ein eindrückliches Gespräch mit dem früheren Leiter der In­ tensivstation. Er meinte, seine Arbeit sei herausfordernd, da die Schicksale auch für ihn belastend seien. Ich lud ihn ein, auf den Stationen vorbeizugehen, um zu se­ hen, welche Fortschritte die Patienten ma­ chen. Dass nun auch Orte entstanden sind, wo Hoffnung geschöpft werden kann, ist sehr schön!

Informationen Orte der Hoffnung www.paraplegie.ch/hoffnung

Wie muss man sich diese Orte vorstellen? Verteilt auf dem ganzen Cam­ pus in Nottwil, vom Hotel Sem­ pachersee bis zum See­platz, stehen zehn Info-Stelen. Jede Stele behandelt ein ande­ res Thema; von Wahrnehmung über Poten­ zial, Lebenskraft, Mo­tivation bis hin zu Neuanfang. Auch die Hoffnungslosigkeit hat ih­ren Platz. Auf jeder Stele ist ein kur­ zer Grundlagentext in Deutsch, Franzö­ sisch, Italienisch und Englisch. Über einen QR-Code erhält man vertiefte Informa­ tionen und Videos von Betroffenen und Experten.

11


Turn static files into dynamic content formats.

Create a flipbook
Issuu converts static files into: digital portfolios, online yearbooks, online catalogs, digital photo albums and more. Sign up and create your flipbook.