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Starke Frau unter starken Männern
FRAUENPOWER IM SPORT
Jasmin Lustenberger, früher selber Spitzensportlerin, begrüsst die Kampagne «fastHER, smartHER, strongHER» von Swiss Olympic.
Von Gabi Bucher
Gut gelaunt und in forschem Tempo kommt sie angerollt, Jasmin Lustenberger. Als Assistentin Bereich Spitzensport und Nachwuchsförderung bei Swissshooting (Schweizer Schiesssportverband) und TK Leichtathletik bei Rollstuhlsport Schweiz ist sie in einer typischen Männerdomäne unterwegs. Aber man merkt schnell, dass sie genau weiss, was sie will, und dass ihr so schnell keiner was vormachen kann.
Blondinenwitze
Natürlich müsse sie sich mehr beweisen, als dies Männer tun müssten, bei ihrer Arbeit und im Sport. «Ich bin jung, eine Frau, blond und im Rollstuhl», sagt sie lachend, «das vereint in etwa alles, was es für Vorurteile braucht.» Aber damit könne sie umgehen. «Ich wuchs auf einem Bauernhof im Entlebuch auf», erklärt sie, «ich habe früh gelernt, was arbeiten heisst, trotz Rollstuhl.» Mit 17 sei sie nach Nottwil gezogen, weil sie die Sportschule absolvieren wollte. Da lernte sie schnell, selbstständig zu werden, das habe sie zu dem gemacht, was sie heute sei. «Ich weiss, was ich kann, was ich wert bin und wie ich auf Menschen zugehen muss.» Und seit noch nicht allzu langer Zeit sei sie auch wieder blond, fügt sie augenzwinkernd an, «eigentlich meine Na turfarbe. Da gibts schon den einen oder andern Blondinenwitz, aber den kontere ich auf meine eigene Art.» Sie sei selber sehr direkt, darum störe es sie nicht, wenn es andere auch seien, und solche Bemerkungen nehme sie nicht persönlich.
Mentale Fähigkeiten gefragt
Von der Kampagne von Swiss Olympic habe sie gehört. Sie finde es sehr gut, dass man endlich Frauenthemen im Spitzen
Jasmin Powerfrau in einer Männerdomäne
sport anspreche. «Ich möchte aber nicht, dass es zu einer Art AlibiÜbung verkommt, wie zum Beispiel die Quotenfrauen in Firmen oder in der Politik.» Sie wolle für ihre Leistungen wahrgenommen werden und nicht dafür, was sie als Frau leiste. «Im Schiesssport versuchen wir, alle gleich zu behandeln.» Wobei hier die Voraussetzungen auch etwas anders lägen. «Beim Schiessen kommt es weniger auf die anatomischen als vielmehr auf die mentalen Fähigkeiten an, darum fällt der Unterschied zwischen Männern und Frauen weniger auf als bei anderen Sportarten.» Interessanterweise zeige sich gerade im Schiesssport, dass Mädchen im TeenagerAlter den Jungs mental oft noch überlegen seien, später gleiche sich das allerdings wieder aus.
Eine Zyklus-App
Der Schiesssportverband ist sehr fortschrittlich aufgestellt. «Uns taxiert man oft als ‹hinterwäldlerisch›, aber wir haben letztes Jahr als einer der ersten Verbände eine ZyklusApp entwickelt», erzählt sie stolz. «Die Athletinnen geben ein, wann sie ihre Menstruation haben, wie stark sie ist und ob sie Schmerzen haben.» Die Verwendung der App sei selbstverständlich freiwillig, und nur der Verbandsarzt und ein bis zwei andere Personen hätten Zugang zu den Daten. Man wolle herausfinden, wie weit der Zyklus der Frau die Leistungen beeinflusse, und das Wissen allenfalls nutzen für die Trainingseinheiten. «Ich finde es wirklich wichtig, dass die Menstruation endlich kein Tabuthema mehr ist und ernst genommen wird.» Ihr Chef Daniel Burger habe die App initiiert. «Als Vater von vier Töchtern weiss er, worum es geht», meint sie lachend.
Jasmin Lustenberger liebt und schätzt ihre Arbeit und ihr Leben und fühlt sich sehr wohl, unabhängig davon, ob sie nun mit Männern oder Frauen arbeitet. «Man ist selber für sein Glück verantwortlich», ist sie überzeugt, «bist du positiv, kommt meistens auch Positives zurück.»