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Gemeinsam, individuell und retour

AUS DEN CLUBS
Daniela Moor und Damiano Zemp geben einen kleinen Einblick ins Clubleben während des Lockdowns. Ein Dialog über Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft.
Von Davide Bogiani
Seit dem 19. April haben die Rollstuhlclubs ihre sportlichen Aktivitäten wieder aufgenommen. Nach langem Unterbruch konnten wir einige der Clubs wieder besuchen und uns austauschen.
Die beiden Sportchefs, Daniela Moor (RC Winterthur/Schaffhausen) und Damiano Zemp (Gruppo Paraplegici Ticino GPT) haben uns Auskunft über ihr Trainingsangebot gegeben.
Liebe Daniela und lieber Damiano, im vergangenen Jahr hat die Pandemiesituation den Bundesrat gezwungen, Sportstätten zu schliessen und so Sportaktivitäten zu verunmöglichen. Wie habt ihr diese Zeit erlebt und wie habt ihr euch im Club organisiert?
Daniela Moor: Nach einer unfreiwilligen Pause unserer Schwimmaktivitäten im 2019 wegen Umbauten im Schwimmbad freuten wir uns alle auf den Start im Jahr 2020. Die Ankündigung des Lockdowns im März 2020 traf uns deshalb nicht nur unerwartet, sondern auch mitten in den Vorbereitungen der GV. Wir hatten viele Fragen: Wie weiter? Was jetzt? Wo durchführen? Warum nicht? Wie lange nicht? Welche Alternativen gibts? Der ganze Sportbetrieb wurde per sofort eingestellt, sowohl das Schwimmbad wie auch die Badmintonhalle wurden geschlossen.
Damiano Zemp: Es war keine einfache Zeit. Was uns am meisten Mühe bereitete, war die Ungewissheit über die Dauer dieses Unterbruchs der sportlichen Aktivitäten. Unsere Trainerinnen und Trainer waren aber stets mit den Sportlern in Kontakt. Wir haben die Zeit genutzt, um neue Projekte aufzubauen. Ab 1. März 2021 durften Kinder und Jugendliche das Training wieder aufnehmen. Das hat unsere U21Basketballmannschaft sehr gefreut. Ende März war dann die Begeisterung gross, als wir ein polysportives Training für Kinder anbieten konnten. Einmal im Monat traf sich eine Gruppe von acht Kindern sowie Trainerinnen und Trainern am Samstagmorgen in Camignolo, um neue Sportarten zu entdecken.
Welche Schwierigkeiten brachte die Pandemie für euren Club mit sich, und welches sind eure Stärken gewesen?
Daniela Moor: Wir informierten alle unsere Mitglieder per
EMail, Whatsapp und Telefon. Die Reaktionen waren verständnisvoll und positiv. Da wir seit Längerem mit Mangel an Leiterinnen und Leitern zu kämpfen haben, fokussierten wir uns nun auf dieses Problem und mobilisierten im privaten Umfeld sowie mit einem offenen Brief an unsere Mitglieder neue Trainerinnen und Trainer. Erfreulicherweise konnten wir so nicht nur eine neue Schwimmleiterin, sondern auch einen neuen Vizepräsidenten sowie einen neuen Beisitzer gewinnen.
Damiano Zemp: Ich habe das grosse Glück, ein Team aus erfahrenen, begeisterten und pflichtbewussten Trainerinnen und Trainern zu haben, die die Situation souverän gemeistert haben. Wir selber haben kein alternatives OnlineProgramm angeboten, haben aber unsere Mitglieder auf das Pro


gramm «stayactive@home» der SPV aufmerksam gemacht. Ich befürchtete, dass diese verordnete Pause für einige Mitglieder ein Motivationskiller sein würde. Unsere Trainerinnen und Trainer konnten aber dank ihrer grossen Leidenschaft und des stetigen Kontakts zu den Sportlerinnen und Sportlern die Spannung hochhalten.
Was habt ihr in dieser Zeit gelernt?
Daniela Moor: Kommunikation ist das A und O, nicht nur im privaten Umfeld, sondern speziell im Verein, wo viele Mitglieder nur wenige Kontakte nach aussen pflegen konnten. Per EMail, Whatsapp und Telefon machten wir auf unsere wenigen Aktivitäten aufmerksam, brachten persönlich Weihnachtsgebäck vorbei, stellten sicher, dass alle wohlauf waren und ausreichend Unterstützung im Alltag hatten.
Damiano Zemp: Der ganze Vorstand zusammen mit dem Leiterteam hatte nur eines im Visier: am Tag der Wiederöffnung bereit sein für einen starken Neustart. Die Zeit hat unser junger Vorstand genutzt, um an neuen Projekten (nicht nur sportlichen) zu arbeiten. Der GPT besteht aus Menschen. Ziehen alle in die gleiche Richtung, werden die Erfolge rasch sichtbar. Ich danke all meinen Kolleginnen und Kollegen im Vorstand und unseren Trainerinnen und Trainern für die unglaubliche Arbeit, die sie im Hintergrund geleistet haben. Und das alles ohne Entschädigung und neben ihren beruflichen Tätigkeiten. Chapeau!
Am 19. April 2021 konnten die Clubs die sportlichen Aktivitäten wieder aufnehmen. Mit welchen Gefühlen habt ihr die Trainings wieder begonnen?
Daniela Moor: Wir alle vom Vorstand und Leiterteam waren bereit und motiviert. Unsere Mitglieder jedoch zeigten noch verhaltene Begeisterung. Wir haben Anfang Juni beschlossen, den Sportbetrieb wieder zu starten und jedes Training durchzuführen, auch wenn nur eine Person teilnimmt. Derzeit schwimmen wir mit drei Teilnehmenden und zwei Leitenden. Das Badmintonteam mit zwei Spielenden ist noch verhalten unterwegs.
Damiano Zemp: Es ist unglaublich, welche Motivation da war! Sobald der Bund es erlaubte, unsere Trainings wieder aufzunehmen, kontaktierte ich unser Trainerteam. Es hatte schon das nötige Schutzkonzept vorbereitet, den Besitzer der Anlage kontaktiert, alle Athleten informiert und am 19. April schien es, als ob es nie eine Pause gegeben hätte.
Was sind die Zukunftspläne für eure Clubs?
Daniela Moor: Als Sportchefin und Einsteigercoach bin ich nur ein kleines Rad im ganzen Vereinsgefüge. Unser Rollstuhlclub besticht seit längerem durch sehr viele gut besuchte kulturelle Anlässe. Der Sport ist jeweils als ein zusätzliches Angebot gedacht, dem ich viel Zeit und Energie widme – sei es durch die Teilnahme und Mithilfe am Giro Suisse, beim Zürcher Sportfest in Winterthur oder an Tageskursen wie verschiedenen Handbiketouren. Unser wöchentliches Schwimm und Badmintonangebot werden wir überdenken müssen, sobald die Unsicherheitsfaktoren aufgrund der Pandemie vorüber sind. Motiviert werde ich durch die treuen Mitglieder, welche stets an allen Vereinsanlässen teilnehmen.
Damiano Zemp: Wir wollen immer mehr ein Club für alle werden. Unser Angebot soll nicht nur für junge, fitte und selbstRC CHUR
Ian Galliver, Sportchef
Im letzten Jahr musste sich jede und jeder selber um seine Fitness kümmern. Erst im neuen Schuljahr nahm der Club das Sportangebot wieder auf – bis zum nächsten Lockdown Mitte Oktober.
Aber in der Not wird man erfinderisch, heisst das Sprichwort. Da der übliche Trainingsbetrieb ausfiel, konnte jeder für sich passende Übungen finden. Ich ging viel im Rollstuhl spazieren.
Seit dem 19. April dürfen wir uns wieder treffen und zusammen Sport treiben. Das freut mich sehr!
ständige Leute ausgelegt sein. Angebote für Kinder und Senioren (in Zusammenarbeit mit Pro Senectute) sind bereits geplant. Powerchair Hockey ist seit April neu in unserem Programm. Wir sind dabei, unser Angebot noch stärker zu erweitern. Ab September bieten wir neu Yoga an, Fitness und Tischtennis sollten nach ein paar Jahren Ausfall wieder angeboten werden. Für Fechten sind wir im Gespräch mit dem lokalen Club. Zusammen mit Tennis, Basketball, Schwimmen und Wellness möchten wir so viele Leute wie möglich ansprechen.
Sportangebote
aller Clubs finden Sie auf www.spv.ch/ clubevents
