Im Gespräch
dem amerikanischen Präsidenten von 1961 bis 1963. Doch ich bin andererseits natürlich auch froh, dass ich manche historischen Zeiten nicht erlebt habe. Am liebsten hätte ich eine Zeitmaschine, mit der ich immer mal kurz gucken, aber dann auch ganz schnell wieder nach Hause könnte. Denn ich weiß, dass viele Zeiten grundsätzlich viel schwieriger waren als unsere heute. Was wollten Sie schon immer mal machen? Ich hätte als Kind gerne Ballett gelernt, aber meine Eltern haben mir damals gesagt, dass das nicht unserer Gesellschaftsschicht entspricht, Tanzen war damals ein bisschen fancy. Genauso gerne hätte ich Reiten gelernt. Ich bedaure das bis heute, weil ich Pferde so gerne mag. Tatsächlich hätte ich heute gerne ein Pferd, ein Islandpferd, nicht so eins von den großen, sondern ein ganz gemütliches. Und manchmal überlege ich, ob ich nicht jetzt noch damit anfangen könnte, ich hab jetzt ja Zeit… Was werden Sie als erstes machen, wenn Sie im Ruhestand sind? Mein Mann und ich werden wahrscheinlich direkt wieder an die Ostsee fahren. Dort sind wir ja oft und ich denke, wir werden Köln dieses Jahr verlassen und entweder Richtung Ostsee oder Nordsee ziehen. Ich bin eine richtige Kölnerin, ich darf das sagen: Es ist nicht immer nur schön in der Großstadt, es ist laut, es ist grell und es ist dreckig. Ich möchte jetzt lieber mal an einem Ort leben, an dem es ruhiger ist und in der Nähe eines großen Sees oder der Meeresküste, das fände ich total schön. Reisen würde ich gerne mal nach Nordeuropa, aber lieber mit einem Frachtschiff, nicht mit einem großen Kreuzfahrtschiff. Was war das Verrückteste, das Sie je ausprobiert haben? Ich bin kein mutiger Mensch, ich habe nie einen Bungee-Sprung oder so etwas gemacht. Ich habe Höhenangst, also ist auch Klettern schwierig. Ich bin eine sehr vorsichtige Person. Ich weiß noch, wie ich als Kind in einer Mauer gehangen habe. Wir waren in einer Jugendherberge und da hochzuklettern,
war Teil einer Mutprobe. Ich dachte, ich kann alles und plötzlich hing ich da und kam nicht voran, hinter mir der Abgrund. Seitdem bin ich sehr vorsichtig geworden mit Mutproben, vielleicht ein bisschen zu sehr, das gebe ich ehrlich zu. Haben Sie eine Art Lebensmotto? Ich bin ein Mensch, der das Glas immer eher halbvoll als halbleer sieht. Manchmal muss man einfach versuchen, die Dinge eher positiv zu sehen. Als Lehrerin zum Beispiel ist es wichtig, den Kindern viel zuzutrauen. Oft höre ich Lehrer*innen, die sagen „die können nichts“, aber das stimmt so nicht. Was war Ihre schlechteste Schulnote? Ich glaube, ich hatte mal eine sechs in einer Mathearbeit. Mathe war nach der 8. Klasse ein No-Go bei mir, ich hatte aber auch nicht so gute Mathelehrer. Eine Biolehrerin, die hat mich mal das Fürchten gelehrt, aber dann war ich so fleißig, dass ich nach dem blauen Brief doch wieder auf eine drei gekommen bin. Ich habe das Wochenende damit verbracht, Moose und Farne zu sammeln, damit ich keine fünf bekomme. Noch abschließend: Was ist so eine Sache, die Sie den Schülerinnen und Schülern mitgeben wollen? Das habe ich auch schon zu meiner EF gesagt: Das Wichtigste, was ihr für euer Leben wissen sollt, ist folgender Satz des Philosophen Immanuel Kant: „Habe den Mut, dich deines eigenen Verstandes zu bedienen.“ Ich glaube, das ist der wichtigste Satz überhaupt für uns alle. Guckt doch nicht immer, was Wikipedia sagt oder die Mehrheit oder das Schulbuch, denkt selber darüber nach. Man kann mehr, als man eigentlich denkt. Wir leben in einer Zeit, in der wir manchmal denken, alles sei viel zu viel. Die Regierung macht, die Gesellschaft sagt, starke Gruppen sagen: „Macht das.“ Und trotzdem müssen wir immer aufpassen und Dinge hinterfragen. Nicht dass wir wie Anfang der 1930er Jahre den Zeitpunkt verpassen, an dem man noch sagen kann: „Stopp!“ Das finden wir einen gelungenen Abschluss und danken Frau Schmitt für das interessante Interview.
Kultur & Kunst
Ein Tag am Strand von Tasnim Ardouz
Weißt du, wie der Strand aussieht? Nach Meer und trockenem Sand, nach einem fantastischen Land und einer sonnengecremten Hand. Weißt du, wie der Strand sich anhört? Nach einem rauschenden Meer und Nach einem rufenden Heer. Weißt du, wie der Strand riecht? Nach heißem Sand und kühlem Meer Und nassen Badehosen, nach Wasserball Und Sonnencreme. Nach Sandstaub und Urlaub. Weißt du, wie der Strand schmeckt? Nach einem entdeckten Projekt, nach Einem unaufhaltsamen Prospekt. Weißt du, wie der Strand sich anfühlt? Nach heißer Haut und nach einem Dieb, der Sachen klaut.
1/2022 Leonarda 27