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Ankunft Köln
Tage und 5 Nächte durch 5 Länder gefahren
Miron Brykulskyi ist im März aus der Ukraine nach Deutschland gekommen und besucht zurzeit die siebte Klasse an unserer Schule. Wir freuen uns, dass wir ihn für die LEONARDA interviewen durften! Er hat unsere Fragen schriftlich beantwortet.
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Miron, seit wann bist du in Köln?
Ich bin am 3. März nach Deutschland gekommen, also ich bin jetzt schon seit zwei Monaten hier.
Möchtest du uns etwas über den Weg hierhin und deinen neuen Alltag erzählen?
Ich bin nach Deutschland mit meinen Eltern und meinem Hund mit dem Auto gekommen. Wir waren 5 Tage unterwegs, wir sind durch 5 Länder gefahren. Es war sehr anstrengend. Am Tag sind wir gefahren und in der Nacht haben wir in Hotels oder bei unseren Bekannten geschlafen. Viele Leute auf dem Weg haben uns geholfen. Wir sind nach Köln gekommen, weil hier meine Oma lebt. Ich habe früher meine Oma oft in Köln besucht, deshalb kenne ich diese Stadt sehr gut. In der Ukraine habe ich Deutsch gelernt, deswegen konnte ich schnell neue Freunde in der Schule finden. In Odessa habe ich Tischtennis gespielt und jetzt trainiere ich in der Mannschaft 1. FC Köln. Ich freue mich wirklich sehr, dass ich jeden Tag Training habe und am Wochenende nehme ich oft an Turnieren teil. Es geht mir eigentlich ganz gut und vielleicht auch besser als anderen Kindern und Jugendlichen, die zum ersten Mal in ihrem Leben ins Ausland gekommen sind und die Sprache nicht verstehen. Aber natürlich vermisse ich meine Freunde in Odessa, meine Schule und mein Leben. Ich hoffe, dass der Krieg in der Ukraine bald zu Ende ist und wir zurückfahren können.
Wie fühlst du dich an unserer Schule?
Ich fühle mich in der Schule wohl, es ist eine tolle Atmosphäre hier. Ich habe viele Freunde, sie helfen mir alle im Unterricht, wenn ich etwas nicht verstehe. Die Lehrer sind sehr lieb.
Was machst du gerne bzw. was sind deine Hobbies?
Ich spiele gern Tischtennis. Mein Hobby ist Basketball.
Was wünschst du dir (für die Gegenwart und für die Zukunft)?
Ich wünsche mir, dass der Krieg in der Ukraine zu Ende ist. Und auch, wenn ich hier in Deutschland länger bleiben soll, wünsche ich mir, Deutsch so gut zu beherrschen, dass ich dann alles verstehen kann und frei sprechen kann.
Möchtest du uns noch etwas anderes von dir erzählen?
Ich möchte mich bei allen Lehrern, dem Direktor und allen Schülern des Leonardo da Vinci Gymnasium bedanken, dass sie mir die Chance gegeben haben, ein normales Leben weiterzuführen. Ich fühle mich in der Schule wirklich wohl.
Herzlichen Dank für dieses Interview, Miron! Die LEONARDA-Redaktion Bilder zum Thema Zukunft von oben nach unten: Laura van Koten | 6D Ben Kastner | 5D Tilda Schultze | 5B





Warum wir den Umgang mit Nachrichten in der Zukunft neu lernen/lehren müssen
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Dies sind nur einige Werke, Eine Slideshow mit weiteren tollen Bildern findet ihr unter leonarda.koeln. Eine Kolumne von Lars Beier
Im 21. Jahrhundert ist es einfacher denn je, an Informationen zu kommen, sich politisch zu vernetzen oder Argumente der Gegenseite zu empfangen. Dies ist potenziell ein großer Gewinn für unsere Debattenkultur und gerade die jungen Generationen können als Digital Natives die Möglichkeiten unserer Zeit nutzen. In den vergangenen Jahren hat sich die Jugend in Protesten gegen die Klimapolitik und für ein gerechtes Urheberrecht über das Internet stark gemacht. Doch die digitale Welt birgt auch Probleme, die das eigentliches Potential zu einem Gift für unsere Generationen macht. Ein Problem ist die Geschwindigkeit, mit der wir Informationen aufnehmen. Mit sozialen Netzwerken wie Instagram, YouTube, WhatsApp und TikTok, die darauf angelegt sind, von einem Trend in den nächsten zu wechseln und mit rasantem Tempo Nutzer in Bubbles zu ziehen, schon bevor man die aufgenommenen Informationen verarbeitet und sich eine Meinung darüber gebildet hat. Die Informationen sind zugleich auch Unterhaltung, wodurch zu schnell zu viele Informationen aufgenommen werden, so dass wir, ohne uns aktiv für die Aufnahme zu entscheiden, schließlich die Distanz verlieren. Ebenfalls ist es auffällig, dass extreme Nachrichten häufiger angezeigt werden als andere, was charakteristisch ist für ein System, in dem Nachrichten zueinander in Konkurrenz stehen. Es kommen zwar auch positive Nachrichten durch den Filter; diese müssen aber herausragend sein, um mithalten zu können. Dadurch wird für positive Nachrichten die Messlatte, die sie erreichen müssen, so hoch, dass die unendlich vielen positiven Nachrichten, welche im Alltag entstehen, nicht gegen Nachrichten über Krieg, Hunger, Klimawandel, Korruption und Unfähigkeit in der Politik anbrüllen können. Durch dieses Ungleichgewicht wird suggeriert, dass es nur noch wenige positive Dinge gibt und dass man sowieso nichts mehr ändern kann. Um sich das zu veranschaulichen, muss man nur einmal in einem Kiosk alle Schlagzeilen der Zeitungen lesen oder sich auf YouTube News-Formate ansehen: Man stellt schnell fest, welch ein Ungleichgewicht von positiven und negativen Nachrichten dort herrscht. Die Folgen dieser Form der Berichterstattung sind bereits jetzt zu spüren: die Politikverdrossenheit in der Jugend wächst, man hört Sätze wie “Ich kann doch eh nichts ändern” oder “Die machen doch eh, was sie wollen”. Ein großer, sichtbarer Faktor ist außerdem die seit Corona gehäuft auftretende Depressivität unter Jugendlichen. Corona trägt sicherlich die Hauptschuld, aber vermutlich eher als ein Katalysator, der uns in Zeiten der Pandemie noch stärker vor guten Nachrichten isoliert, während gleichzeitig schreckliche Nachrichten aus der gesamten Welt auf uns einprasseln - ohne dass wir eine Chance haben, etwas zu verändern. Wenn wir diesen Umgang mit Nachrichten nicht ändern, werden wir als Gesellschaft in den nächsten Jahren massive Probleme erleben. Entweder werden wir eine emotionalisierte Debatte erleben, welche darin endet, dass wir nicht mehr miteinander reden und uns psychisch gebrochen in den jeweiligen Echokammern verkriechen, oder wir werden alles abblocken und die Probleme der Welt ignorieren. Um die Chancen der Technologie voll auszuschöpfen, müssen wir an Schulen und im Privaten den Umgang mit Medien neu erlernen und lehren. Wir müssen wieder einen gesunden Abstand zu Nachrichten bekommen, lernen, uns wieder Auszeiten zu nehmen, um uns dann ausgeruht wieder mit Themen beschäftigen zu können. So könnten tatsächlich nachhaltige Lösungen gefunden werden. Das Wichtigste ist allerdings, dass Schulen ihren Schüler:innen Beistand leisten bei Sorgen; dass sie ihnen Hilfe anbieten, Themen zu verstehen, die für sie vorher nicht relevant waren. Schulen müssen unbedingt einen kritischen Umgang mit Nachrichten lehren. Bisher ist dies nur der Fall, wenn Lehrer:innen selbst ein Interesse daran haben und es verstehen, auf Augenhöhe mit den Schüler:innen zu reden. Wenn es aber systematisch gelingen würde, dann könnte unsere Zukunft eine Zukunft mit Menschen sein, die unterschiedliche Standpunkte vertreten und die die Möglichkeiten unserer Zeit voll ausschöpfen können.