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Berlin-Berlin

Jüdisches Museum in Berlin – eine unvergessliche Erfahrung

von Esat Kaan Dinc

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Was wir gleich am Dienstagmittag mitmachen mussten, war gewaltig. Wir wären unaufrichtig gegen uns selbst, würden wir es nicht mit dem Wort ‘gewaltig’ ausdrücken, denn an jenem Dienstagmittag hat man uns der deutsch-jüdischen Vergangenheit und deren einmaliger Grässlichkeit überantwortet. Und noch ehe man den Gleichgültigen spielen konnte, ist man zur Reflexion dessen, was sich ganz bösartig als Unmenschlichkeit des Jahrhunderts in die deutsche Geschichte eingeschlichen hat, verurteilt worden. Ja. Das jüdische Museum in Berlin-Kreuzberg war kein leicht zu schluckender Happen, sondern einer, der allen zunächst ganz unbeschwerlich die Kehle hinuntergerutscht ist und uns urplötzlich aber zu einem großen, dicken Kloß im Hals geworden ist. Eine Erfahrung, die in ihrer Heftigkeit alles Bisherige an jenem Mittag überstieg, war der sogenannte Memory Void, einer der symbolischen Leerräume im Libeskind-Bau (das aus Titanzink gebaute, neue der beiden Museumsgebäude). Im Memory Void befindlich: die Installation “Schalechet” (Hebräisch für gefallenes Laub), über 10.000 Gesichter mit aufgerissenen Mündern, aus schweren, runden Eisenplatten geschnitten, bedecken den Boden des Voids im Erdgeschoss. Es ist schwierig, Formulierbares aus dem Wahrgenommenen abzuleiten, ohne dabei in den Verdacht der Verharmlosung oder deskriptiven Versachlichung zu geraten. Doch einen Versuch wird man wohl oder übel wagen müssen: Die Gesichter und die ihnen ansehbare abrupte Verstummung als Ausdruck der Unmittelbarkeit des Schreckens, der über die Opfer von Krieg jeglicher Art hereingebrochen sein muss. Zynisch wird es, wenn man genau über diese Gesichter trampeln muss. Doch das sei auch irgendwie Sinn der Sache, ist uns mitgeteilt worden. Insgesamt eine Erfahrung, die sich in unser aller Gedächtnis niedergelegt hat, ohne jemals ausdringen zu können.

Jüdisches-Museum

Foto: Cornelia Kopitzki

Ach wie schön die Zeit nur war!

Ein Gedicht von Juliette Gueye

Montagmorgen um halb zehn Sah man uns am Bahnhof stehen Mit Sack und Pack, froh und munter. Zählten die Minuten runter

Bald ging’s los, auf nach Berlin Zehn Uhr vier: Abfahrtstermin! Doch wer dies glaubt, der sei gewarnt, Hat ohne die DB geplant

Denn kurz darauf da dacht‘ sie sich Nein euer Zug, der fährt heut‘ nicht Die Lehrerin zum Infostand Sofort sich ein Ersatzzug fand

Erleichterung machte sich breit Doch die nächste Hürde war nicht weit Kaum im Zug da hörten wir Auch dieses Fahrzeug bleibt heut‘ hier

Und wieder raus, da waren wir nun Wussten nicht so recht was tun Da sind wir plötzlich allesamt In den nächsten Zug gerannt

Die Koffer hoch in das Regal auf dem Weg nach Wuppertal…? Von dort aus dann ging’s auf ans Ziel Die Reise nach Berlin? Ein Kinderspiel!

Die U-Bahntüre, zu sie geht zerquetscht wird, wer im Wege steht Dann ein schlechtes Abendmahl Mit der Maus im Speisesaal

Fahrradtour quer durch die Stadt Strömender Regen, Straßen glatt Jüdisches Museum, angesehen danach auswärts essen gehen Spreerundfahrt im Sonnenschein Checkpoint Charlie? Auch schnell rein Mit den Kajaks fortbewegen Bloß nicht mit dem Schwan anlegen

Muskelkater abzusehen Später noch schön essen gehen Das Stasigefängnis, eindrucksvoll Dinge, die man lernen soll

Die East Side Gallery hübsch und bunt Laufen uns die Füße wund Essen gehen, dann in die Bar Ach wie gut die Stimmung war!

Die Lehrerinnen nicht vergessen Haben mit am Tisch gesessen Die beiden wie immer dabei Auch mal gerne bis nach zwei

Am Morgen noch zum Teufelsberg Die Kunst vor Ort, ein Meisterwerk Koffer holen im Hotel Oh die Zeit verging so schnell!

Auf zum Zug, nach Hause fahren Ach wie toll die Tage waren! Und zum Schluss noch ein Vermerk Danke Frau Kopitzki, Frau Gramberg

Sie waren auf der Stufenfahrt Weniger Lehrerin, mehr Kamerad Offenheit und Herzlichkeit Vertrauten uns, stets hilfsbereit

Kursfahrt mit dem Deutsch LK; Ach wie schön die Zeit nur war!

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