Courage
Workshop gegen Diskriminierung
Bild: Pixabay / Gerhard Janson
Eine Reportage von Wilma Klabunde
Ein Glück, dass es an diesem trüben Dezemberwochenende am Rande des Ruhrgebiets nicht schneit. Mit meinem Rucksack auf dem Rücken und einer Umhängetasche über der Schulter gehe ich die rutschige Treppe hoch, zum Eingang des Jugendbildungszentrums Hattingen. Ich öffne die Tür und werde von Jutta Babenerd von der Landeskoordination für Schule ohne Rassismus/ Schule mit Courage - der Organisatorin des Seminars - in Empfang genommen. Ich melde mich an und bekomme ein Zimmer zugeteilt. Das Zimmer ist minimalistisch eingerichtet. Beim Eintreten fällt mein Blick auf ein Einzelbett. Links neben der Tür steht ein Schrank, rechts neben der Tür ein Schreibtisch. Eine weitere Tür im Raum führt mich ins Badezimmer. Durch ein Fenster über meinem Bett sehe ich einige von Nebel umhüllte Bäume und hinter ihnen den Weg, der zum Jugendbildungszentrum führt. Bis zum Start des Seminars habe ich noch 45 Minuten Zeit. Ich schaue mir nochmal aufmerksam das Programm an, welches Frau Röder mir vor dem Seminar geschickt hat. Durch die hellhörigen Flure höre ich im Minutentakt weitere Seminar-Teilnehmer:innen eintreffen. Es wird wieder still auf den Gängen und einige Zeit später gehe ich hinunter in den Eingangsbereich, wo sich vor den Seminarräumen schon eine überschaubare Anzahl an Teilnehmer:innen versammelt hat. Ich sehe mich um. Dort steht ein Tischkicker neben der Tür, durch die ich das Gebäude eben erst betreten habe. Rechts von mir stehen einige Tassen und Teller um eine Kaffeemaschine herum. Ich schaue in erwartungsvolle, neugierige Gesichter, die teilweise angeregte Unterhaltungen führen. Bis jetzt sind wir ca. 15 Teilnehmer:innen. Vermute ich. Ein Blick auf die Uhr verrät mir, dass es jeden Augenblick losgehen wird. Im Seminarraum angekommen, lässt sich jede:r von uns an einem der aufgestellten Tische nieder. Auf meinem Tisch liegen ein Stift und daneben eine Tasche mit Magazinen und Broschüren passend zum Seminar. Die durch Aufregung und Erwartung entstandene Stille wird von einer Vor10 Leonarda 1/2022
stellungsrunde der Teamer unterbrochen. Auch wir sollen uns vorstellen. Dazu finden wir uns in Dreiergruppen zusammen und erarbeiten „Kennlern-Dreiecke“. Nach der Hausführung, auf die eine zweistündige Mittagspause folgt, stellen wir unsere Kennlern-Dreiecke in der großen Gruppe vor. Mittlerweile sind wir vollzählig. Auf die Phase des Kennenlernens folgt eine Erwartungsabfrage mit folgenden Leitthemen: „Das erwarte ich vom Seminar“; „Das erwarte ich vom Team“; „Das erwarte ich von der Gruppe“; „Mit dem Gefühl möchte ich Sonntag nach Hause fahren“. Mir fällt auf, dass bei der Erwartungsabfrage häufig von Offenheit und Meinungsfreiheit, die sowohl vom Team als auch von den anderen Teilnehmer:innen erwartet wird, und von Tipps im Umgang mit Parolen die Rede ist. Bevor es mit der ersten Workshop-Phase losgeht, führen wir ein Standogramm zu folgenden Fragen durch: Wie häufig begegnet mir Diskriminierung im Alltag? Ist Rassismus eine Frage der Bildung? Spielt Rassismus in der Politik eine Rolle?
»Obwohl die TeilnehmerInnen ähnliche Meinungen haben, wird viel diskutiert.« Für die Workshop-Phase teilt sich die Gruppe in vier Bereiche auf: Rassismus, Sexismus, Antisemitismus, Antiziganismus, um mehr über eine dieser zentralen Formen von Diskriminierung zu erfahren. In den jeweiligen Workshops werden auf kreative Weise Definitionen und Hintergründe erarbeitet. Nach der Erarbeitungsphase stellt jede Gruppe ihre Ergebnisse vor. Von der Aufregung, die ich zu Beginn festgestellt habe, ist kaum mehr etwas zu spüren. Sowohl bei dem Standogramm als auch in der Workshop-Phase wird mir beiläufig deutlich, dass viel diskutiert wird. Und das, obwohl meiner Auffassung nach alle Workshopteilnehmer:innen ähnliche Meinungen vertreten. Nach Abschluss des ersten Seminartages gehen wir alle, wie