INDat Report 02_2020

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Berater & Kanzleien

Prof. Dr. Markus Stadler

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Mit der Autorität als Entscheider Konsens generieren München. Sein Hauptbetätigungsfeld bringt es mit sich, dass RA Prof. Dr. Markus Stadler über konkrete Fälle nicht sprechen darf, denn die doppelnützige Treuhand verlangt häufig auch nach deren Beendigung Vertraulichkeit. Verkaufs- bzw. Insolvenztreuhandschaften wie Mefro Wheels und Elumatec sind publik geworden, auch der aktuelle Fall Eismann ist bekannt, bei denen Stadler, der auch Partner der Kanzlei Wellensiek ist, als Geschäftsführer der Cornelius Treuhand als sog. Treuhänder aktiv (gewesen) ist. Zu Stadlers Expertise zählen u. a. auch das Steuerrecht sowie komplexe Insolvenzpläne.

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Text: Peter Reuter Eigentlich schien seine berufliche Laufbahn als anwaltlicher Berater schon vorbestimmt zu sein, nachdem er sich seit 1997 in zwei Kanzleien auf die Bereiche Gesellschaftsrecht und Merger  & Acquisitions (M&A) spezialisiert und bei der internationalen Großkanzlei Noerr zusätzlich dem Steuer- und dem Insolvenzrecht verschrieben hatte. Doch dann kam es anders als geplant. Eigentlich sollte Stadler im Jahr 2003 bei der Auto-Teile-Unger Gruppe (A.T.U), einem Mandanten der Kanzlei Noerr, die den Buy-out an die Beteiligungsgesellschaft Doughty Hanson begleitet hatte, den geplanten Börsengang auf Unternehmensseite betreuen. Doch der Börsengang kam nicht zustande, weil die Unternehmensgruppe im Mai 2004 dem Einstieg der New Yorker Beteiligungsgesellschaft KKR den Vorzug gab. Eigentlich sei mit diesem Ereignis seine Aufgabe, den Börsengang rechtlich zu begleiten, beendet gewesen, sagt Stadler, doch dann sei er bei A.T.U »hängen geblieben«  – es wurden schließlich fast sechs Jahre  –, weil sich mit dem Einstieg des Investors interessante Perspektiven eröffneten, das Unternehmen zu entwickeln und daran an verantwortlicher Stelle mitzuwirken. Im Nachhinein seien diese sechs Jahre eine besonders wertvolle Erfahrung in gelebter Betriebswirtschaft gewesen, bemerkt Stadler, die ihm später nicht nur bei den Sanierungen in den Treuhandschaften, sondern auch in der Restrukturierungsberatung zugutegekommen seien. Seit Dezember 2003 leitete Stadler die Abteilung Corporate and Legal Affairs von A.T.U sowie den Bereich Investor Relations für den 2004 i. H. v. 150 Mio. Euro begebenen nachrangigen zehnjährigen Bonds. Auch übernahm Stadler die Funktion des Unternehmenssprechers. Als die Gewinne der Gruppe die hohe Fremdverschuldung infolge des LBO nicht mehr tragen konnten und A.T.U fortan Restrukturierungsprogramme entwickeln und umsetzen musste, sei er hauptsächlich mit diesen Sanierungsmaßnahmen beschäftigt gewesen. Es gab für Stadler aber noch eine weitere gestalterische Aufgabe: A.T.U hatte ein Unternehmen für Autoglasservice (Scheibenaustausch und Sofort-Steinschlagreparatur) erworben, für das Stadler die Geschäftsführung übernahm; dort baute er insbesondere die Versicherungskoope-

rationen aus. Mit der A.T.U First Glas GmbH, die sich zur Nummer zwei dieser Branche in Deutschland habe entwickeln können, habe die Gruppe »viel auffangen können«, sie habe zeitweise etwa ein Viertel zum EBITDA beigetragen. Unter anderem vor dem Hintergrund, dass Weiden in der Oberpfalz, der Hauptsitz von A.T.U, nicht der Mittelpunkt für sein ganzes Leben werden sollte, und da er bereits Kontakte zur Kanzlei Wellensiek unterhielt, übernahm er nach fast sechs Jahren praktischer Erfahrungen als Restrukturierer im Jahr 2009 als dessen Büroleiter und Partner den Standort München der Kanzlei Wellensiek. Dieses Büro zählte schon seinerzeit die Insolvenz­ verwaltung nicht zum Portfolio, und daran werde sich auch nichts ändern. Die Fokussierung auf Beratung und Treuhandschaften unter Ausschluss der Insolvenzverwaltung fördere die unterstützende Zusammenarbeit mit anderen Verwaltern z. B. bei komplexen Insolvenzplänen, in der Eigenverwaltung oder bei steuerrechtlichen Fragen. Am Standort München ist derzeit ein fünfköpfiges Team tätig, das auch den Bereich M&A abdeckt. Beim IT-Unternehmen HOB GmbH & Co. KG übernahm Stadlers Team z. B. die Funktion des Eigenverwalters.

3-Säulen-Modell mit Zu- und Abgängen Die traditionsreiche Kanzlei Wellensiek, die in den vergangenen Jahren einige personelle Abgänge zu verzeichnen hatte, ist derzeit an 14 Standorten mit insgesamt etwa 110 Mitarbeitern, darunter acht Equity-Partner, präsent und fußt auf einem sog. 3-Säulen-Modell aus Insolvenzverwaltung, Treuhandschaften und Beratung. Zum Februar 2019 schloss sich RA Prof. Dr. Jan Roth an, der u. a. den neuen Geschäftsbereich Nachlassvermögensverwaltung leitet; mit ihm kamen weitere neun Rechtsanwälte bzw. Verwalter samt Teams hinzu. Im August 2019 wuchs der Kölner Standort um zwei weitere Verwalter, sodass Wellensiek derzeit elf Verwalter zählt.


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