Taekwondo 20 - Ausgabe Dezember 2021

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Fit mit Taekwondo – bis ins hohe Alter von Raffaella Delli Santi Taekwondo schult Körper und Geist. Diese Maxime lernt jeder Weißgurt ab der ersten Trainingseinheit, und jeder blickt voller Respekt auf die Großmeister, die bis ins hohe Alter noch regelmäßig im Dojang stehen. Taekwondo ist eine Sportart, die lange ausgeübt werden kann, auch auf Leistungsniveau. Das beweisen zum Beispiel die kontinuierlich steigendenden Teilnehmerzahlen in den hohen Altersklassen auf Technikturnieren, sowohl auf Regiona­llevel wie auch auf Europa- und Weltmeisterschaften. Iris Hitzemann, Formenwettkämpferin der ersten Stunde und Weltmeisterin bei der Online-WM im Dezember 2020, und Peter Johanns, Bronzemedaillengewinner auf den Poomsae-Weltmeisterschaften 2018 in der Altersklasse über 65 Jahre, zeigen eindrucksvoll, wie leistungsstark man mit Taekwondo bleiben kann.

Taekwondo als Leistungssport – und als Gesundheitssport

Roland Klein, Präsident des Bremer TaekwondoVerbands und seit über 50 Jahren aktiv, hat den Leistungssport Technik in Deutschland als erster Vizepräsident für diesen Bereich aus der Taufe gehoben und begleitet ihn seit jeher in vielfältigen Funktionen. Heute ist es ihm ein Anliegen, auch die gesundheitlichen Aspekte des Taekwondo in den Vordergrund zu rücken. Dafür sei das Formenlaufen sehr gut geeignet, sagt Klein, der neben dem Taekwondotraining auch Reha-SportEinheiten der in seinem Verein anleitet. Dabei überlege und experimentiere er immer, wie man TaekwondoBewegungen für trainingstherapeutische Maßnahmen im Rehasport und allgemein zur Prävention heranziehen kann: „Was kann man auf Basis der Poomsae machen? Wie kann man die Technikbewegungen nutzen?“, erläutert er und führt Beispiele auf, welche Techniken zur Behandlung von Schwachstellen und zur Mobilisierung herangezogen werden können. So hilft etwa der

Einbeinstand aus der Poomsae Kumgang, um das Gleichgewicht zu trainieren - das sei wichtig, um Stürze zu vermeiden, die gerade im Alter eine Kette an Folgeproblemen auslösen können. Momtong Makki trainiert die Rotationsmanschette, die Juchum Sogi-Stellung ähnlich wie Squats die Beinmuskulatur. Ein wichtiger Aspekt sei auch, durch die Übungen die Selbstsicherheit zu verbessern, daher ist deren Alltagstauglichkeit ein integraler Bestandteil. „Das hat Riesenpotential, denn die Leute wollen sich bewegen“, resümiert Klein und zeigt sich begeistert von der wachsenden Anzahl an älteren Startern auf Formenturnieren: „Der Ehrgeiz der Älteren ist da, die Leute wollen etwas leisten.“ Dies schaffe auch Akzeptanz zwischen Jung und Alt. Peter Johanns betreibt seit fast 50 Jahren Taekwondo, die Sportart ist ein Teil seines Lebens geworden: „Das Formentraining fasziniert mich immer noch und hält mich fit.“ Nach einem überstandenen Infarkt und absolvierter Reha ist es für ihn wichtig, wieder gemäßigt Sport zu betreiben. „Meine jetzigen Trainingseinheiten bestehen aus Joggen, Kraft- und Formentraining.“ Außerdem werde man im Alter unbeweglicher und die Gefahr zu stürzen steigt. Er bestätigt Kleins Erfahrungen: „Ich sehe einen großen Vorteil im Taekwondotraining, gerade im Formentraining, da hier besonders auch das Gleich­ gewicht trainiert wird.“ Seine Ärzte haben bestätigt, dass er seinen Infarkt ohne die vorangegangenen sportlichen Jahre nicht so gut und schnell überstanden hätte. Diese Erkenntnis gibt Peter nun auch weiter und hat Freunde mittlerweile überzeugt, sich in einem Fitnessstudio anzumelden. Und ob man Peter wieder auf der Wettkampffläche sehen wird? „Ich könnte mir gut vorstellen, wenn ich wieder einen gewissen Trainingsstand erreicht habe, auf einem Formenturnier zu starten.“ Wir wünschen es ihm - denn solche Vorbilder braucht es, für Alt und Jung! DTU-Magazin Taekwondo 20 - Ausgabe 10 12/2021 -

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