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Breitensport im Verein – Jörg Losigkeit vom TSV Husum
Warum muss das sein? Breitensport im Verein
Jörg Losigkeit vom TSV Husum setzt auf eine breite Akzeptanz
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von Hermann-J. Hoffe
Jörg Losigkeit ist IT-Berater und viel unterwegs. In seinem Heimatort Husum leitet er die Taekwondo Abteilung des TSV Husum, des größten Sportvereins in der Stadt. Der Breitensport spielt naturgemäß in diesem Verein eine übergeordnete Rolle. Jörg Losigkeit leitet den gleichnamigen Fachbereich im Verein. Die Förderung und Entwicklung des Gesundheitssports, Fitnessangebote und Rehabilitation stehen ganz oben auf der Angebotsliste des Vereins. Dazu kommt für Jörg die Aufgabe, die Grundlagen für wichtige Zertifizierung zu schaffen, damit die Sport- und Fitnessangebote mit qualifizierten Trainerinnen und Trainern und in der gebotenen Form erfolgen. Außerdem kümmert sich der umtriebige Taekwondo-Freund um die übergeordneten Verbandsangelegenheiten im Verein. Im Gespräch mit dem DTUMagazin berichtet er über seine langjährigen Erfahrungen mit der Taekwondo-Abteilung des Vereins und sein besonderes Engagement für den Breitensport.
DTU 20: Jörg, Du bist verantwortlich für die Taekwondo Abteilung des TSV Husum, und zudem für den Fachbereich Breitensport. Der TSV Husum ist ein uralter und natürlich ein traditioneller Verein. Welche Bedeutung hat der Breitensport insgesamt für den Verein?
Jörg Losigkeit: Der Breitensport ist für den Verein sehr wichtig. Ob Trampolin, Boxen, auch Kampfsport oder Sport für Rentner. So gesehen machen wir ja fast alles. Es gibt eigentlich nichts, was es nicht gibt. Auch Dart oder Schwimmen. Wir sind sehr vielfältig. Das ist sehr wichtig für Husum. 10 Minuten Basketball oder Fußball. Bei den Kindern bauen wir mal einen Parcours auf, was die unheimlich toll finden. Währenddessen müssen sie dann ein Rätsel lösen. Es wird alles spielerisch aufgebaut. So etwas gibt es sonst nirgends, Beim Schwimmen, da springst du ins Becken und musst anfangen hin und her zu schwimmen. Beim Yoga brauchst du deine Ruhe. Da fängst du langsam an. Und bei uns ist es so, die kommen rein, die kennen sich teilweise von der Schule oder von der Arbeit her. Und dann geht es los.
DTU 20: Welche Bedeutung hat Taekwondo im gesamten Verein? Eine Randgruppe?
Jörg Losigkeit: Mittlerweile hat sich Taekwondo etabliert und ist mittlerweile eine der größten Abteilungen beim TSV, aber auch in Schleswig-Holstein.
DTU 20: Das heißt, der Anteil der Taekwondo-Leute im Verein ist groß, weil sie auch andere Sportarten neben Taekwondo betreiben oder die Angebote nutzen?
Jörg Losigkeit: Genau. Es gibt einige, die mal zum Schwimmen gehen oder halt zum Yoga. Die finden das toll, dass sie bei uns mehrere Sachen machen können. Und Sie bezahlen nur einen Beitrag.
DTU 20: Was wird von den Mitgliedern vor allem beim Taekwondo geschätzt und woran mag das liegen?
Jörg Losigkeit: Das ist für viele der Mitglieder ein toller Ausgleich, weil wir halt Breitensport machen. Wir machen nicht nur Kampf. Bei den Kindern haben wir vor dem Training eine Aufwärmphase, die allen unheimlich viel Spaß bringt. Bei den Erwachsenen spielen wir auch mal
DTU 20: Das heißt, es gibt gute Vorbilder, gute Trainer, die das auch vermitteln? Und Kinder, die dann vor allen Dingen neugierig sind und mit Begeisterung mitmachen?
Jörg Losigkeit: Zurzeit haben wir nur einen Trainer.
DTU 20: Und das bist Du?
Jörg Losigkeit: Ja, leider. Es wurde in letzter Zeit versäumt, Trainer auszubilden und heranzuziehen. Die Kinderabteilung habe ich vor fünf Jahren übernommen. Da waren das vier Kinder. Und weil der Trainer das ein bisschen militärisch machte, er war vielleicht noch zu jung und konnte mit Kindern nicht richtig umgehen, habe ich das Training übernommen. Ich habe selbst eine Tochter. Meine Frau ist Erzieherin und ich habe bis jetzt immer mit anderen Kindern zu tun gehabt. Dann entwickelt man ein anderes Gefühl dafür, wie man mit denen umgehen muss. Mittlerweile ist diese Abteilung 32 Kinder stark.
DTU 20: Was sind Deine sportlichen Hintergründe im Taekwondo? Oder gibt es keinen sportlichen Hintergrund, sondern einfach die Erkenntnis, Taekwondo ist eine interessante Sportart, die machen wir jetzt mal?
Jörg Losigkeit: Ich habe erst 2011 mit Taekwondo angefangen, weil ich gesagt habe, ich muss mich wieder ein bisschen bewegen. Neben Taekwondo laufe ich. Taekwondo ist für mich einfach so, das bringt Spaß. Das ist Breitensport. Ich habe mich immer für Selbstverteidigung interessiert, und für diesen Bereich habe ich mich auch spezialisiert
DTU 20: Du hast Taekwondo dann eher als die Sportart gesehen, die gewisse Dinge vermittelt, und das auf eine interessante Art und Weise? Eben Fitness und Bewegung?
Jörg Losigkeit: Genau. Ein bisschen Dehnung, Fitness, Bewegung. Der Zusammenhalt in der Gruppe ist natürlich auch sehr schön. Das macht mir unheimlich viel Spaß.
DTU 20: Und vielleicht noch die Selbstverteidigung. Gerade Mädchen lernen so etwas, damit sie sich im Zweifelsfalle verteidigen können, um einen Angriff abzuwehren und sich kurzfristig auch gegen Übermächtige wehren zu können.
Jörg Losigkeit: Ja, man sagt ja immer, wir bringen denen das so bei. Nach dem Motto: wir könnten es, aber wir machen es nicht. Wie ein Porschefahrer. Der könnte zwar 220 auf der Landstraße fahren, aber cruist da ganz gemütlich mit seinen 100 rum, weil er es einfach nicht will. Er weiß, er könnte es, aber er will einfach nicht. Die jungen Menschen lernen ja auch, dass wir jeglichem Konflikt aus dem Wege gehen. Das ist das Schöne dabei. Aber es ist richtig, die größte Gruppe sind bei uns Mädchen.
DTU 20: Noch einmal zum Thema Breitensport. Es ist der Sport für die breite Masse. Ohne dass die Teilnehmer besondere Leistungssportabsichten haben. Welche Aktivitäten gehören bei Euch dazu? Was fasst ihr da alles darunter? Ich habe gesehen, Gesundheit spielt eine große Rolle bei Euch.
Jörg Losigkeit: Wir trainieren Sprungtechniken. Wir trainieren im Sommer draußen. Da lernen die Jungen und Mädchen ihren Körper durch verschiedene Untergründe kennen. Wir gehen mal barfuß durch den Wald, durch die Stadt, über Eisen. Auch, dass die Ernährung wichtig ist. Dass wir sagen, wenn ihr euch vernünftig ernährt, ist das für euch schon die halbe Miete. Gerade bei den Kindern. Die tauschen sich dann aus und erzählen, zu Hause, da essen wir gar kein Fleisch. Bei der letzten Weihnachtsfeier, da haben wir viele, die dann nicht Kuchen oder solche Sachen mitbringen, sondern Obst. Oder wir haben auch eine Koreanerin da. Die macht dann solche Täschchen aus Reis und Gemüse, oder Reis und Fleisch, damit die Kinder auch mal was anderes kennenlernen.
DTU 20: Das heißt, ihr macht die Sachen spielerisch, nicht gezwungen, um etwas anderes kennenzulernen? Was hat Corona mit Euch gemacht?
Jörg Losigkeit: Da sind wir eigentlich gut durchgekommen. Wenn ich von anderen Abteilungen höre, dass dort die Zahlen eingebrochen sind, sind die bei uns gleichgeblieben. Nach den Lockerungen sind wir sogar wieder mehr Mitglieder geworden. Anfang letzten Jahres, im April, habe ich dem TSV ein Konzept mit Eingangs- und Abstandsregeln und Hygieneregeln erstellt. Der Verein hat dann gesagt: Okay, ihr könnt eine Prüfung machen. Ihr könnt auch weiter trainieren. Und wenn es uns dann selbst mal zu heikel wurde, dann haben wir gesagt: So, heute ist kein Training. Wir machen das Online. Die DTU hat ja auch entsprechende Kurse angeboten. In der Whatsapp-Gruppe, haben wir die Termine mitgeteilt. Und es waren unheimlich viele da. Da hat man auch gesehen, Mensch, der ist ja auch da, toll. Das war echt klasse. Auf einmal waren 300 Kinder und mehr Kinder in einer Schulung drin.
DTU 20: Wie siehst Du die Entwicklung, im Breitensport Taekwondo in den kommenden Jahren?
Jörg Losigkeit: Das hört sich jetzt komisch an, aber es kommt auf die Infrastruktur an, was man vor Ort hat. Wir zum Beispiel haben eine Sporthalle für alle Sportarten, aber wir haben keine Matten, die man auslegen kann. Und wenn wir nach Dänemark fahren, da trainiert unser Großmeister, die haben eine eigene Kampfhalle für sich. Da fahren unsere Mädchen und Jungen jeweils mit Begeisterung hin, weil sie dort anders trainieren können.
DTU 20: Ihr macht mit den Möglichkeiten, die Euch zu Verfügung stehen, viel und schafft dadurch eine große Nähe zum Taekwondo insgesamt?
Jörg Losigkeit: Auf jeden Fall. Das spricht sich an Schulen rum. Ich habe bei meiner Arbeit seinerzeit Überstunden gemacht, damit ich vormittags in Schulen Taekwondo vorstellen konnte. Da sind dann auch wirklich einige Jugendliche zu uns gekommen, und machen das heute noch weiter. Solche Sachen sind enorm wichtig. Vor Corona haben wir einige Veranstaltungen gemacht, ob bei den Husumer Hafentagen oder bei der Sparkasse. Da kriegen wir auch einen kleinen Obolus, und dann kaufen wir dafür halt irgendwelche Anzüge oder Westen.
DTU 20: Das sind viele interessante Eindrücke aus deiner Arbeit und zeigen eindrucksvoll die Bedeutung des Breitensports im Taekwondo. Wir wünschen Dir und der Taekwondo-Abteilung des TSV Husum viel Erfolg in der Zukunft.
