

Erholen und genießen … �
… bei Schüttes – das geht immer – von früh bis spät. Zum Mittagessen, zur Kaffeezeit und zum Abendessen. Leicht, frisch und bewusst regional wird gekocht in der mehrfach ausgezeichneten Küche. Dazu bieten wir Ihnen eine Vielzahl persönlich ausgesuchter Weine. Genießen Sie das einmalige Ambiente im schmucken Fachwerkhaus mit Wellnessbereich und neuen Zimmern. Wir verwöhnen Sie gerne, Ihre Familie Schütte und alle Mitarbeiter

Gehen Sie mit uns fünf Tage lang auf Wanderschaft durch die herrliche Natur
unseres Schmallenberger

Sauerlandes:
Unsere Wanderwochen vom 21.06. - 27.06.2020




Liebe Leserinnen und Leser! Heidi Bücker
Vor einigen Tagen machte sich im Radio ein kluger Mann so seine Gedanken über den demografischen Wandel und die erkennbare Abkehr von der Stadt und dem Trend zum Leben auf dem Lande. Hieß es früher „Stadtluft macht frei“, so müsse es heute wohl eher lauten „Landluft macht frei“. Nun, wir Sauerländer wussten das schon immer und bestätigen gerne, dass wir die Freiheiten auf dem Land in vollen Zügen genießen.
In unserer WOLL-Sommerausgabe zieht sich wie ein roter Faden diese Sehnsucht nach Freiheit und Selbstbestimmtheit. Seien es die Menschen, die uns Rede und Antwort gestanden haben (Seite 136) oder diejenigen, die wir aufgrund besonderer Leistungen und wenig bekannter Erinnerungen getroffen haben (Seite 24).
Auch verschiedene kulturelle Veranstaltungen stehen diesen Sommer bei uns auf dem Land an: Der spirituelle Sommer in Schmallenberg (Seite 20), die Mongolfiade (Seite 136) oder die Meilerwoche in Berghausen (Seite 124).

Hieß es früher “Stadtluft macht frei”, so müsse es heute wohl eher lauten “Landluft macht frei”.
Das Landleben ist bunt und bietet so viele Möglichkeiten. Das haben unsere Autoren und Fotografen auch in dieser Ausgabe wieder eindrucksvoll bewiesen. Holen Sie sich ein kühles Getränk, suchen Sie sich ein schattiges Plätzchen und lassen Sie sich von den Geschichten von Worten, Orten, Land und Leuten aus unserem schönen Sauerland begeistern. Das Team des WOLL-Magazins wünscht Ihnen viel Spaß dabei!
Freiheit versprechen auch unbeschwerte Tage am Möhnesee (Seite 94) oder Biggesee-Listersee (Seite 98): Die duften nach Sonnencreme und Pommes und klingen nach Kinderlachen und Bauchklatschern. Für die Sicherheit sorgen hier die Rettungskräfte des DLRG (Seite 101). Und wer keine Lust auf Wasser hat, trotzdem aber draußen an der frischen Luft sein möchte, der ist auf den Sauerländer Golfplätzen (Seite 108) oder – wenn’s etwas actionreicher sein darf – im Green Hill Bikepark (Seite 150) willkommen.






Sauerländer Kleinode von Kappest
Heiten Strüllecken im Uentroptal







In einem heißen Sommer gibt es nicht Schöneres als kühles, frisches Wasser in der Natur. Das Uentroptal bei Lenne hält das gleich mehrfach bereit. Ausgangspunkt für einen erfrischenden Spaziergang zum Thema Wasser ist der Mehrgenerationenspielplatz am südlichen Dorfrand. Wem noch nicht warm genug ist, der kann sich dort sportlich betätigen – ganz unabhängig vom Alter. Gleich gegenüber kommt die erste Erfrischung direkt aus den Schieferbergen: Heiten Strüllecken. Die von Uli Steinmetz – der tatsächlich auch von Beruf Steinmetz war – kunstvoll gefasste Quelle dient wohl schon seit Generationen den Wanderern, Spaziergängern und vor allem Radfahrern dazu, ihre Flaschen aufzufüllen. Ihr Wasser ist zwar kein offiziell zertifiziertes Trinkwasser, kommt aber so unmittelbar aus dem Berg, dass die Einheimischen zu sagen wissen, dass man es bedenkenlos trinken kann. Wer also schon immer mal den Geschmack



von unaufbereitetem, reinem Quellwasser direkt aus dem Berg probieren wollte, hat hier die Gelegenheit dazu.





Zur weiteren Abkühlung kann man anschließend vom Spielplatz aus etwa 950 Meter auf einem bequemen Spazierweg das Tal hinaufschlendern, bis zum Wassertretbecken im Uentroptal. Nur wenige Tretbecken liegen so idyllisch, umgeben von Wiesen und Wäldern, am Zusammenfluss zweier Bäche. Ganz im Sinne des Vaters der Tretbecken – dem Pfarrer und Heilkundigen Sebastian Kneipp – steht auch ein Becken zur Abkühlung der Arme bereit. Wer sich nur einmal den Puls kühlen möchte, hat etwas unterhalb des Tretbeckens am Wanderweg noch einmal die Gelegenheit dazu: Eine weitere Quelle sprudelt dort munter aus einer alten Mauer unterhalb eines Heiligenhäuschens – malerisch aufgestellt im steilen Hang. ■

Fotograf Klaus-Peter Kappest besucht Ihre Lieblingsorte! Kennen Sie besondere Aussichtspunkte, Wegekreuze, Bauwerke, Bäume oder andere Punkte, die man einmal besucht haben sollte? Dann schicken Sie uns eine E-Mail an redaktion@woll-magazin.de oder schauen Sie auf der Facebookseite „WOLL – Sauerländer Kleinode“ vorbei. Auf dieser Plattform sammeln wir Ihre Tipps. Diese Orte stellen wir Ihnen dann in Zukunft an dieser Stelle vor.










BILDEREDITION WOLLBlick No.42
von Klaus-Peter KappestDie „Blaue Lagune“ ist ein fotografischer Höhepunkt im Schieferbau Nuttlar. Die ehemalige Schiefergrube kann im Rahmen spezieller Gruppenführungen auf Voranmeldung besichtigt werden. Regelmäßig finden dort auch Fotoworkshops mit Klaus-Peter Kappest statt. (Siehe: www.fotoworkshops-sauerland.de)

Es ist ein sonniger Mainachmittag, als uns der alte, weise Sauerländer vor der Tür seines selbsterbauten Hauses die Hand gibt. Es dauerte eine ganze Weile, bis Heinrich Fischer die Tür geöffnete hatte. „Ein alter Mann ist kein D-Zug“, war sein kecker Kommentar dazu. Das muss der 96-Jährige aber auch nicht mehr sein. In seinen Garten schaffen wir es heute allemal.
Nur ein paar Steinwürfe von seinem Haus entfernt finden wir den unscheinbaren Eingang zu einem Naturparadies, das Heinrich Fischer sein Eigentum nennt. Schon bevor wir durch das alte Tor eintreten, dürfen wir einen der zahlreichen Schätze des Gartens bewundern. Ein üppiger Stachelbeerstrauch reckt seine saftig-grünen Äste durch den Zaun.
Naturparadies mit Schätzen des Gartens
Das ist eine der besten Stachelbeersorten, die er je gegessen habe, erklärt er. Den Namen kennt er nicht, doch den Steckling hatte er vor langer Zeit selbst geschnitten und gezogen. Wie fast alle Pflanzen seiner umfangreichen Samm-
lung stammt auch dieser Strauch aus der direkten Umgebung. Aus Albaum, um genau zu sein. Im Laufe seines Lebens hat Heinrich Fischer sich um einige Gärten in der Umgebung gekümmert. Mit seinen Kenntnissen und Fähigkeiten, seinen Erfahrungen und einem guten Auge hat er im Laufe der Jahre und Jahrzehnte eine umfangreiche Sammlung der besten Sorten aus der Umgebung angehäuft. Mit einer bemerkenswerten Selbstverständlichkeit erzählt er bei unserer Schnuppertour durch sein Naturparadies von den unterschiedlichen Techniken, die er genutzt hat. Stecklinge, Wurzelausläufer und Veredelungen hat der erdverbundene Albaumer, genauso wie auch sein kleines Gartenhüttchen oder die Leiter, selbst gemacht oder angefertigt.

Als wir gemächlich durch den Garten streifen, umschwirren uns unterschiedlichste Insekten. Heute herrscht hier geschäftiges Treiben, das gute Dutzend Apfelbäume und ein paar der Birnbäume haben ihre Blütenpracht für die fleißigen Bestäuber geöffnet. Mit zwei Gehstöcken führt uns der Bienenfreund zielstrebig durch seine Grünanlagen. Zwischen Reihen von Weihnachtsbäumen weist er uns immer wieder auf kleine Besonderheiten seiner Anpflanzungen hin.

„Die sind das Klima schon gewohnt.“
Hier eine seltene, bunte Buchsbaumvariante und dort ein Absenker einer Korkenzieherhasel, echter Flieder und natürlich eine beeindruckende Vielfalt an Obstarten und -sorten.
Zabergäu Renette, Jakob Lebel und Gelbe Kugel
Zu jedem Baum und Strauch kann Heinrich Fischer eine Geschichte erzählen. Neben vielen bekannten Sorten (Zabergäu Renette, Roter Boskoop, Jakob Lebel, Grüne und Gelbe Kugel) finden sich auch unbekannte Namen in der Sammlung. Der Riesenapfel aus Marmecke, die Bergamotte aus Böminghausen, die Honigbirne aus Oberalbaum oder der Schafsnasen-Apfel vom Pfarrheim in Albaum sind ein paar Beispiele. Viele dieser lokalen Varianten tragen überhaupt keinen Namen oder haben nur eine lokale Bezeichnung.
Das Thema der lokalen Sorten ist Heinrich sehr wichtig. Aus eigener Erfahrung weiß er, dass sich die Ableger, Stecklinge und Edelreiser aus der Umgebung deutlich besser schlagen als die zugekauften Varianten. „Die sind das Klima schon gewohnt“, weiß der Naturfreund. Was für den weisen Mann schon länger glasklar zu sein scheint, dringt erst langsam ernsthaft in unser wissenschaftliches Verständnis der heimischen Pflanzenwelt ein. Umwelteinflüsse verändern im Laufe ihres Lebens das Erbgut von Pflanzenvarianten. Sie vererben diese Erfahrungen an ihre Nachkommen und tragen diese erworbenen Fähigkeiten, nachdem sie veredelt oder anderweitig vermehrt wurden. So haben lokale Obst- und Gemüsesorten nicht nur einen kulturellen oder romantischen Wert in sich, sie bieten auch einen praktischen Wert für Anbau und Züchtung.
Lokale Obst- und Gemüsesorten
In der heutigen globalisierten Welt, in der Lebensmittel aus der ganzen Welt verfügbar sind, wird vergessen, welche Schätze vor unserer Haustür wachsen. Lokale Obst- und Gemüsesorten bieten nicht nur frische und schmackhafte Alternativen, sie sind auch ein wichtiger Bestandteil unserer kulturellen Identität und unserer Umwelt.
Lokale Obst- und Gemüsesorten spielen außerdem eine entscheidende Rolle bei der Zucht neuer Sorten. Diese traditionellen Sorten sind oft natürliche Schatzkammern genetischer Vielfalt, die es den Züchtern ermöglichen, Eigenschaften wie Geschmack, Widerstandsfähigkeit gegen Krankheiten, Anpassungsfähigkeit an das Klima und Ertrag zu verbessern.
Ein Vorteil bei der Verwendung lokaler Sorten in der Zucht besteht darin, dass sie an die spezifischen Umweltbedingungen einer Region angepasst sind. Sie haben sich im Laufe der Zeit an das lokale Klima, den Boden und andere ökologische Faktoren angepasst. Indem man diese Anpassungsfähigkeit in die Zucht einbezieht, können widerstandsfähigere Sorten gezüchtet werden, die weniger Anfälligkeit für Krankheiten und Schädlinge aufweisen. Dies verringert den Bedarf an Pestiziden und trägt zur Nachhaltigkeit der Landwirtschaft bei.

Darüber hinaus sind lokale Sorten ein wichtiger Teil des genetischen Erbes einer Region. Durch den Erhalt und die Nutzung dieser Sorten in der Zucht tragen wir dazu bei, die genetische Vielfalt zu bewahren und den Verlust von einzigartigen genetischen Merkmalen zu verhindern. Dies ist von großer Bedeutung, um die Anpassungsfähigkeit von Kulturpflanzen an zukünftige Herausforderungen wie zum Beispiel den Klimawandel zu gewährleisten.
Im Sauerland haben sich im Laufe der Jahrhunderte unzählige lokale Obst- und Gemüsesorten angesammelt. Doch meist ist das Wissen über deren Namen und Verwendungen nicht aufgeschrieben worden. Mündliche Überlieferungen sind daher der Schlüssel zur Identifikation und Nutzung dieser Kulturschätze. Im Garten von Heinrich Fischer finden sich einige dieser seltenen Sorten. An vielen anderen Orten fristen interessante Sorten unerkannt und ungepflegt ihre letzten Jahre in Vergessenheit. Ist der letzte Baum einer Sorte gefällt, ist sie für immer verloren. So erhält der Garten des alten Sauerländer Naturfreundes unsere Natur und Kultur und ist nicht nur ein romantischer Blickfang an einem sonnigen Maitag.
KLIMAKLEBER, WALD UND WIESEN
Kennen Sie das? Herrlichstes Wetter, ein langes Wochenende und nichts wie raus aus dem Alltag? Für all jene, die nicht fliegen, Zug fahren oder aufs Radl steigen, bleibt das Auto das bewährte Fortbewegungsmittel. Meistens kommt man hier im Sauerland ungestört von Meschede bis Eslohe, von Schmallenberg bis Lennestadt. Es sei denn, eine Großbaustelle, oder eine, die es werden soll, legt eine ganze Region völlig lahm. So wie bei der unsäglichen, jetzt wenigstens gesprengten Talbrücke bei Lüdenscheid – eine Tragödie ganz eigener Art, die auch noch nicht zu Ende ist.
Marode Infrastrukturen gibt es im ganzen Land. Die zu reparieren und auf den neuesten Stand zu bringen, dauert – und kostet viel Geld. Umso erstaunlicher, dass in der Region Geld übrig war: für ein Naturzerstörungsprojekt erster Güte bei Bad Fredeburg. Da wurde eine neue Umgehungsstraße so brutal in die Natur gestanzt, dass kein Klumpen Erde, kein Büschel Gras mehr auf dem anderen blieb. Das alles nur, damit der Ortskern von Fredeburg noch toter wird, als er ohnehin schon ist.
Straßen bauen ist rund um Berlin ganz out. Genug öffentliche Ärgernisse gibt es auch so. Nicht nur bei dem zwölf Jahre zu spät abgeschlossenen Flughafenbau oder bei der Durchführung von Wahlen. Als ob die Stadt nicht schon genug Probleme hätte, wird sie nun seit einigen Wochen durch die Klimakleber lahmgelegt. Diese terrorisieren die Hauptstadt durch immer neue Aktionen. Die Feuerwehr musste mit Kränen anrücken, um die Straßen wieder frei zu bekommen. Seit April sind außerdem 74 Mal Einsatzfahrzeuge der Feuerwehr blockiert worden. Erst in der Silvesternacht, auch das Berlin-typisch, waren sie noch von Randalierern und Chaoten attackiert worden. Ein Ende der Klima-Blockaden ist nicht absehbar, zumal die milden Reaktionen der Berliner Justiz, Razzia hin, Razzia her, vielen eher noch Ansporn sein dürften.
Auch wenn jetzt zwischendurch manch Autofahrer lieber zuhause bleibt, als Gefahr zu laufen, auf der Berliner Stadt-
autobahn Avus steckenzubleiben – bringen diese Störmanöver wirklich ein Umdenken? Kommt es nicht vielmehr auf gute Politik an, die die Klimaziele in alltagstaugliche Rezepte umsetzt, die haltbarer sind als Pattex unterm Hosenboden? Immer geht’s dabei ums Geld, wie bei den Gesetzesvorhaben in Berlin. Wer muss welche Heizungs-Umrüstung wann bezahlen? Privatleute, Kommunen, Länder oder Bund: Wer trägt welche Lasten?
Auch im Sauerland erhitzen sich die Gemüter nicht nur am Straßenbau, sondern auch an der Energie- und Klimapolitik. Beispiel Windkraft. Auch dabei geht es um Zerstörung von Natur und Lebensraum, aber auch um Energieversorgung und Wirtschaftlichkeit. Die vom Borkenkäfer zerfressenen einstigen Waldgebiete bieten sich an: 24.000 ha Schadfläche. Was macht man damit? Waldumwandlung oder Walderhalt? Wie lässt sich das Gemeinwohl definieren, wenn sich das Gebot des Umstiegs auf Erneuerbare Energien mit Natur und Heimatpflege beißt? Naturschutzvereine haben neulich zur Diskussion geladen: „Wind! Wald? MegaWatt?“ lautete der griffige Titel der Veranstaltung, bei der Befürworter und Gegner der Windkraft zu Wort kamen.

Das ganze übrigens kurz, nachdem die Sauerländer Botschaft in Berlin mit einem anderen Infrastruktur-Thema auf sich aufmerksam gemacht hatte: „K(ein) Bit im Kornfeld.“ Auch hier gibt es erheblichen Diskussionsbedarf, denn statt auf der Datenautobahn Gas zu geben, zockelt das Sauerland auf der Umgehungsstraße hinterher.
Neulich hatte ich einen Traum: Klimakleber hatten sich auf die neue Straße bei Fredeburg geklebt. Nichts ging mehr: Kein Bagger, kein Auto kam mehr durch. Und man beschloss die Umwandlung der geteerten Schadfläche in das, was sie einst war: Wald und Wiese …

5 Fragen auf der WOLL-Bank
WOLL: Frau Cramer, eine bekannte Wochenzeitschrift hat vor über zehn Jahren über Sie geschrieben: „Smart, blond, trinkfest“. Was davon stimmt?
Catharina Cramer: (lacht) Das müssen Sie jemand anderen fragen. Jedenfalls meiner Haarfarbe bin ich bis heute treu geblieben und mit einem frischgezapften Warsteiner anzustoßen und gemeinsam den Moment zu genießen, gehört einfach dazu.
WOLL: Warstein, der Stammsitz Ihres Unternehmens, und das Sauerland liegen Ihnen, wie man an vielen Stellen lesen kann, sehr am Herzen. Woher kommen diese Liebe und Sympathie für das Sauerland?

Catharina Cramer: Das Sauerland ist meine Heimat. Ich bin hier geboren und aufgewachsen, genauso wie meine
Kinder. Ich liebe es, raus in die Natur zu gehen, denn bei uns im Herzen Deutschlands ist es nicht so hektisch, aber gleichzeitig so vielseitig. Wir haben viele Seen und Wälder sowie idyllische Ortschaften, die es sich zu entdecken lohnt. Und auch nach einer Auslandsreise freue ich mich am Ende immer wieder darauf, nach Hause zu kommen.
WOLL: Zum 250-jährigen Firmenjubiläum im Jahr 2003 hat Ihr Vater Albert Cramer Sie mit 25 Jahren als neue Konzernchefin präsentiert. Wie haben Sie sich damals gefühlt?




Catharina Cramer: Ich war natürlich aufgeregt, aber auch nie allein, denn mein Vater hat mich immer unterstützt. Ich kann mich bis heute genau an die ersten Jahre erinnern, in denen mein Vater mich langsam in das Geschäft und die

Verantwortung eingeführt hat. Es war und ist eine große Ehre, aber auch Aufgabe, die Haus Cramer Gruppe in der neunten Generation weiterführen zu dürfen. Das mache ich bis heute jeden Tag mit großer Leidenschaft und viel Freude.
WOLL: In diesem Jahr findet die 30. Warsteiner Internationale Montgolfiade statt. Welche Bedeutung hat das für Sie?
Catharina Cramer: Die „WIM-Woche“ Anfang September ist immer eine ganz besondere, nicht nur für uns als Veranstalter, sondern auch für die gesamte Region. Ich freue mich schon jetzt darauf, die Heißluftballone in den Himmel steigen zu sehen. Dass die WIM in diesem Jahr zum 30. Mal stattfindet, macht mich stolz. Als mein Vater in den 80er Jahren die erste Montgolfiade veranstaltet hat, war diese mit der heutigen nicht zu vergleichen. Jetzt kommen Ballonfahrer aus der ganzen Welt für zehn Tage in unser kleines Städtchen und machen unsere WIM zu einer der größten Ballonsportveranstaltungen in Europa. Alle
WOLL-Leserinnen und -Leser sind natürlich bei der Warsteiner Internationalen Montgolfiade herzlich willkommen!
WOLL: Wenn über das Sauerland gesprochen wird, tauchen fast immer die Begriffe Schützenfest und Bier auf. Können Sie das erklären?
Catharina Cramer: Sowohl Schützenfeste als auch Bier gehören sozusagen zur DNA des Sauerlandes. Mit einem frischgezapften Warsteiner verbinden die Sauerländer und Sauerländerinnen überall auf der Welt ein Stück Heimat. Und die Schützenvereine sind bei uns besonders tief verwurzelt und so wichtig für die Gemeinschaft in den Städten und Dörfern. Eine schöne Tradition, die für uns Sauerländer aber so viel mehr bedeutet.
WOLL: Vielen Dank, Catharina Cramer, für die Antworten auf unsere „Fünf Fragen auf der WOLL-Bank“. Gibt es noch etwas, was Sie den WOLL-Leserinnen und -Lesern sagen möchten?
Catharina Cramer: Das Beste gegen Sonnenbrand sind Ferien im Sauerland, woll! ;)
INT. BRASS FESTIVAL SAUERLAND-HERBST 2023

Das internationale Brass Festival Sauerland-Herbst präsentiert 2023



3 Open-Air-Sommerkonzerte
auf der Freilichtbühne Herdringen, 59757 Arnsberg:
UnglauBlech
DO 27.07.2023 – 19:30 Uhr
Andreas Martin Hofmeir und Quartett
FR 28.07.2023 – 19:30 Uhr
UND 20 Konzerte vom 30.09.-28.10.2023 im Sauerland u.a. mit:






• Christoph Moschberger & Da Blechhauf`n
• James Morrison Quartett
• Federspiel
• Stockholm Chamber Brass
• Frederik Köster & Mohannad Nasser
• Gewandhaus Brass Quintett

• Kapelle SO & SO
Whitburn Band
SA 29.07.2023 – 19:30 Uhr
Die Termine und Veranstaltungsorte für alle Konzerte und Workshops
finden Sie unter www.sauerland-herbst.de
vorbehalten
Änderungen
Veranstalter Hochsauerlandkreis
Fachdienst Kultur / Musikschule Steinstr. 27 | 59872 Meschede Telefon: 0049 291 94 1800 sauerland-herbst@hochsauerlandkreis.de www.sauerland-herbst.de
Gefördert durch:

Sauerland Seelenorte
Stein-Zeit-Mensch
Die Kunst auf dem Rothaarkamm

Ein Tempel wie die Akropolis in Athen oder eine überdimensionale Grillhütte ohne Dach – die Kommentare der Wanderer zur Kunstinstallation am Kreuzungspunkt zwischen Waldskulpturenweg und Rothaarsteig bei Kühhude sind so vielfältig und bunt wie die unterschiedlichen Menschen, die dort des Weges kommen. Stein-Zeit-Mensch heißt das Werk des international bekannten Künstlers Nils Udo, das als eines von elf Exponaten an dem Wanderweg von Bad Berleburg nach Schmallenberg steht, der unter dem Namen Waldskulpturenweg die Region auch bei kunstaffinen Menschen bekannt gemacht hat, die zuvor nie etwas vom Sauerland oder gar dem Wittgensteiner Land gehört hatten. Ohne Zweifel ist Nils Udos Beitrag der beliebteste am Weg. Irgendetwas löst das Werk bei jedem Betrachter aus – unabhängig davon, wie viel Erfahrung in der Rezeption von Kunst er im Gepäck hat. Resonanz nennt Michael Gleich, der Autor der Beschreibun-
gen der Sauerland Seelenorte, diesen Effekt. Und diese zuverlässige Resonanz macht das Kunstwerk zu einem würdigen Sauerland Seelenort.
Tiefe Ehrfurcht
Als Seelenort vorgeschlagen wurde es vom viel zu früh verstorbenen Hubertus Schmidt, dem ehemaligen Tourismusdirektor von Schmallenberg, einem der geistigen Väter des Seelenorte-Projektes. Schon gezeichnet von seiner schweren Krankheit, empfand er die Ehrfurcht besonders tief, die das Werk von Nils Udo durch seine Bezüge zu Vergänglichkeit und Ewigkeit hervorruft. So wurde Hubertus Schmidt auch zum ersten Erzählpaten des von ihm so tief empfundenen Seelenortes. Nach seinem Tod übernahm Elisabeth Grube diese Aufgabe. Die inzwischen im Ruhestand befindliche, ehemalige Pastorin der evangelischen Gemeinde in Gleidorf führt
heute Wanderer, die sich Begleitung wünschen, behutsam durch den Wald zur Skulptur und vor allem durch die Gedankenwelt des Künstlers Nils Udo.

Land Art nennt man in Deutschland die Kunstrichtung, der der 86-Jährige aus dem fränkischen Lauf an der Pegnitz angehört. Die englischsprachige Bezeichnung der Kunstströmung ist aussagekräftiger: Earth Works – Werke buchstäblich aus dem Schoß von Mutter Erde, eingefügt in die Erde, die Landschaft und die Natur. Nils Udo sagt selbst dazu: „Meine Arbeit besteht darin, in der Natur, mit der Natur zu arbeiten, parallel zur Natur zu arbeiten und vor allem aus ihr heraus zu arbeiten und für sie zu arbeiten. Das heißt: Meine Arbeit besteht nicht darin, mit Artefakten die Natur zu möblieren, das funktioniert nicht.“ Das ist ihm bei seinem Werk Stein-ZeitMensch besonders gut gelungen. Das Material – Stein und Holz – entstammt der Natur und seine Form und Farbe fügt sich harmonisch in das Umfeld eines alten Buchenwaldes ein.
Erde, Landschaft, Natur

Elisabeth Grube bringt die gedanklichen Bezüge, die Material, Form und Umfeld hervorrufen sollen, perfekt zum Ausdruck: Im Zentrum steht der überraschend gewaltige, massive
Felsbrocken – uralt und sehr viel weniger vergänglich als der Mensch, der ihn in die heutige Form gezwungen hat. Legt man eine menschliche Lebensspanne als Maßstab an, ist der Fels nahezu unvergänglich – und doch bröckelt er, es bricht mal was ab. Seine vermeintliche „Ewigkeit“ ist nicht so ewig, wie sie im Vergleich zum Menschen erscheint. Umringt ist er von mächtigen Douglasienstämmen – mindestens anderthalb Jahrhunderte gewachsen und somit im Vergleich zum Menschen ebenfalls alt und langlebig. Aber sie sind auf jeden Fall weniger langlebig als der Stein. Die erste Generation von Holzsäulen – aufgestellt im Jahr 2001 – war nach einigen Jahren so von Baumpilzen zersetzt, dass sie 2014 ausgetauscht werden musste. Die gestürzten Säulen liegen heute neben dem Kunstwerk. Der Pilz tut weiter sein Werk und so werden die alten Hölzer in ihrer Vergänglichkeit zu einem integralen Bestandteil des Werkes, dessen Grenzen zur umgebenden Natur somit noch mehr verschwimmen als vom Künstler zunächst geplant.
Wie der Titel der Skulptur sagt, ist der Mensch ein Teil des Ganzen – nach Stein und Holz der vergänglichste. Es geht hier aber nicht nur um das Bewusstsein der eigenen Zeitlichkeit. Man kann den Werktitel auch ohne Bindestriche lesen und gelangt zum Steinzeitmenschen. Seit vielen Jahrtausenden arbeitet der Mensch mit Stein und Holz. Er steht damit in der Tradition seiner Vorfahren, durch die Äonen. Als Teil dieses Ganzen ist er dann doch nicht so vergänglich wie das kleine Individuum, das da vor einer großen Skulptur steht.
Wie der Titel der Skulptur sagt, ist der Mensch ein Teil des Ganzen –nach Stein und Holz der vergänglichste.Seelenort-Erzählpatin Elisabeth Grube
Lieser Sensenhändler brachten Qualität in alle Teile Deutschlands
MitVerkaufserträgen die Familie
Rainer MohrmannQualität aus dem Sauerland war in ganz Deutschland auch schon gefragt, als Produktion und Verkaufswege noch mühsam erschlossen werden mussten. Auch nahm die Landwirtschaft noch eine andere Rolle ein, sie prägte Dörfer und Landschaften und beherrschte den ländlichen Raum. Die Menschen waren bereit, Mühsal auf sich zu nehmen, um ihr tägliches Brot zu verdienen und ihre Familien zu ernähren. Ein Beispiel, das für die Landwirtschaft wirtschaftlich notwendig war, ist der Einsatz guter Sensen gewesen. Und die kamen aus dem Sauerland und zum Teil aus dem Bergischen. Allerdings: Ohne findige Verkäufer wären diese zu einer Zeit, als es noch keine Katalog-Bestellungen und PostLieferungen gab, nicht in ganz Deutschland verkauft worden. Die hartnäckigen, gewieften Verkäufer kamen aus den Dörfern des Sauerlandes, wie zum Beispiel aus Liesen. Die dazu gehörenden Sensen lieferte meistens die Firma Cronenberg, ein Familienunternehmen aus dem Raum Arnsberg, das die Schritte der industriellen Revolution erfolgreich bewältigte und über Generationen mit der Zeit ging. Anerkannte Qualitäts-Sensen wurden zeitweise im Raum Arnsberg, aber auch an der Ennepe produziert.
Durch die aus dem Sauerland stammenden Hausierer wurden die Qualitätsprodukte schon vor dem Ersten Weltkrieg direkt bei Landwirten in ganz Deutschland, aber auch in Nachbarländern verkauft. Die Verkaufs-Touren gestalteten sich für die Verkäufer mühselig. Sie zogen zu Fuß, falls vorhanden, mit der Bahn oder anderen Gefährten wie zum Beispiel dem Fahrrad in ihre Verkaufsgegend und kamen dort von Hof zu Hof, um ihre Verkaufsgespräche zu führen, wohlwissend, dass die Qualität ihrer Sensen exzellent war. Aus vielen Familien Liesens waren die Väter unterwegs, um mit Sensenhandel eine zusätzliche Einkommensquelle zu erschließen. Oftmals waren die Verdienste durch spärliche Landwirtschaft oder andere Tätigkeiten in der
Umgebung eher bescheiden, so dass das Leben im Dorf sparsam verlief. Aus der Zeit vom Ende des Ersten Weltkriegs bis zum Teil in die 80er Jahre, in der die Lieser Händler unterwegs waren, gibt es wahrscheinlich keine Zeitzeugen mehr, wohl aber den ein oder anderen Kenner der Abläufe in den Familien, deren Väter oder Großväter ihren Nachfahren davon berichtet haben. So beschrieb Hans-Jürgen Dollberg im Jubiläumsband „700 Jahre Liesen. 1313 bis 2013“ bildhaft und inhaltlich fundiert den „Sauerländer Hausierhandel, Schlausmen und die Faukenschaize aus Liesen“. Sein Vater war noch zu Fuß, mit dem Fahrrad oder auf andere Weise unterwegs gewesen, wie viele andere Lieser auch, die ihren Familien von den Touren und Erlebnissen berichteten. Es leben aber nicht mehr viele Nachfahren, die authentisch über die Hausierer-Tätigkeiten berichten können.

Ewald Dollberg (Mitte), Sensenhändler aus Liesen, mit zwei Kollegen, mit denen er sich auf den Weg machte, um Bauern in allen Regionen Deutschlands zu besuchen. Nach Angaben der Familie entstand das Foto nach dem 2. Weltkrieg. Foto: Dollberg

Die Männer waren teilweise lange von ihren Familien getrennt. Bisweilen, wenn dieses Kommunikationsmittel schon zur Verfügung stand, konnte mit der Familie aus der Fremde telefoniert werden. Außerdem entwickelten die Händler ihre eigene Sprache, „Schlausmen“. Trafen sich die Händler abends nach getaner Arbeit und erfolgreich abgeschlossenen Verkaufsgesprächen in Gaststätten, in denen möglichst preiswert übernachtet werden konnte, berichteten sie von ihren Tageserfolgen. Damit keine einheimischen Zuhörer mithören konnten, um möglicherweise auf Einnahmen und Erfolge zu schließen, wurde eine Geheimsprache gesprochen, die eine Mischung aus Platt, Jiddisch und dem Rotwelschen gewesen ist. Diese Sprache wurde besonders vor den beiden Weltkriegen gepflegt.
Hans-Jürgen Dollberg führt in seinem Text über Sauerländer Hausiererhandel im Jubiläumsband (Seite 198) aus den rund 250 Schlausmen-Begriffen folgende als Beispiele an, die wir hier zitieren:
ernährt und neue Strukturen im Dorf finanziert
Aches – Bruder
Achile – Essen


Achin – Schwester
Affen – Sensenpacken
Asiak – Tabak
Auscher – Gutsbesitzer
Bauser – Fleisch
beduchen – betrügen

benschen – beten
beriweln – bezahlen
Chaim – Wein
dibbern – sprechen
dobbeln – essen
daff – gut

daffe Masematte – gutes Geschäft
Fauke – Sense
Faukenschaiz – Sensenhändler
Gallak – Pfarrer
Gammert – Spitzbube
Jack – Gewerbeschein
Jück – Frau
Kaffraime – Bauer
Mischpoke – Verwandtschaft
nuppen – hören

Päfferling – Zigarre
pelmen – rauchen
Raibach – Gewinn
Tiffel – Kirche
Üskers Jück – Gastwirtin
vermelikiechen – sich verheiraten
Der Sensenverkauf unterlag bestimmten Gewohnheiten. So erhielten die Bauern die Sensen sozusagen auf Probe und konnten diese im Sommer benutzen. Bezahlt wurde nach vier Monaten. Die Sensen erhielten die Verkäufer von den Herstellern bahnlagernd an Zielorten ihrer jeweiligen Routen, sodass es immer Nachschub gab. Die Bezahlung erfolgte nach der Ernte per Postanweisung. Auf diese Weise floss Geld ins Dorf, das hier zum Teil wieder investiert wurde und somit dem Ort zugutekam. In den 50er Jahren entwickelte sich der Tourismus. Zimmer zur Vermietung wurden eingerichtet, Häuser gebaut, Gastronomie und Geschäfte entstanden. Fortan kamen seit den 50er Jahren Urlauber aus dem Ruhrgebiet und sorgten für zusätzliche Einnahmen.
Nach dem Zweiten Weltkrieg konnten sich einige Verkäufer sogar schon ihr eigenes Fahrzeug kaufen. Ein VW kostete damals etwa 4.000 Mark. Hinzu kamen im Zielgebiet die Übernachtungen in Gasthöfen und die Abende, die dort zum Teil mit den Kunden verbracht wurden. Hier wurden Geschichten erzählt, die zur Stimmung beitrugen, um eine gute Atmosphäre für künftige Geschäfte zu schaffen. Die Bauern aus der Umgebung kamen mit den Händlern zusammen, um Neuigkeiten zu erfahren. Die Verkaufsgebiete erstreckten sich über alle Landschaften Deutschlands, von Norden nach Süden und Westen nach Osten bis zur Zonengrenze. Sensenhandel wurde auch mit dem angrenzenden Ausland betrieben.
Die Sensen kamen aus Müschede bei Arnsberg und aus Produktionsstätten entlang der Ennepe im Raum Gevelsberg/Haspe, die von der Firma Cronenberg übernommen oder gegründet und aufgebaut wurden. Sie entwickelte den Raum zum Zentrum der Sensenherstellung in Mitteleuropa und sorgte dafür, dass der Nachschub an Sensen nicht geringer wurde. Die Strukturänderungen in der Landwirtschaft und die damit verbundenen zeitgemäßen Maschinen und Methoden haben die Firma Cronenberg rechtzeitig umdenken lassen, hin zu neuen Produkten und Produktionslinien, zum Beispiel Türdichtungen und anderen Produkten. Somit ist der traditionsreiche Familienbetrieb immer zeitgemäß geblieben und konnte seinen Fortbestand der industriellen Entwicklung angleichen.
100 Jahre Chorgesang im Arpetal

Hermann-J. Hoffe
Marita Sapp/Hermann-J. Hoffe

Vom Männerchor zur Chorgemeinschaft
Die Gräuel und fürchterlichen Folgen des Ersten Weltkrieges von 1914 bis 1918 hatten auch vor dem Sauerland nicht Halt gemacht. Nur langsam erwachte das gesellschaftliche Leben wieder. In diesen Jahren gründeten sich im Sauerland neben den Schützenvereinen vor allem Männergesangvereine. Einer davon ist der 1923 gegründete MGV Cäcilia Arpe. Wie sehr der örtliche Pater Grundhoff und Fritz Hömberg sen. mit der Idee eines Gesangvereins in dem kleinen Dörfchen Arpe einem ehrlichen Interesse an Gesang und Musik entsprachen, zeigte sich bereits bei der Gründungsversammlung: 32 aktive Mitglieder wurden gleich beim ersten Treffen in den neuen Verein aufgenommen.
Die Chronik des Vereins zeigt beispielhaft die Höhen und Tiefen, die nicht nur Gesangvereine im Laufe ihres Daseins durchleben. Über die Jahrzehnte hat der Arper Männergesangverein das dörfliche Leben in den Orten Arpe, Kückelheim sowie den umliegenden Einzelhöfen maßgeblich geprägt. Nach dem Zweiten Weltkrieg bauten die aus dem Krieg zurückgekehrten Männer sogar eine eigene Halle für ihre Auftritte und Aufführungen sowie die vielen anderen Feierlichkeiten im Dorf. Ende der 70er Jahre wurde in Eigenleistung ein separater Probenraum für die wöchentlichen Chorproben an die Halle angebaut. 1995 übergab der Männergesangverein die Halle an den neu gegründeten Hallenträgerverein. Die rückgängigen Mitgliederzahlen machten es unmöglich, mit den verbliebenen Sängern
die Aufgaben und Kosten der Vereinshalle zu tragen. 2007 gründete sich in Arpe der Frauenchor „MissKlang“. Durch stetigen Mitgliederschwund beim Männergesangverein entschieden sich die beiden Chöre aus Arpe 2012, als gemischter Chor aufzutreten. Seitdem treffen sich jeden Dienstag Männer und Frauen gemeinsam zur Chorprobe. Am 13. Mai dieses Jahres wurde mit einem Jubiläumsabend und dem gleichzeitigen Bundessängerfest das 100-jährige Jubiläum gefeiert. Kurze Zeit nach dem Jubiläum sprach WOLL mit den beiden Vorsitzenden der Chorgemeinschaft Arpe, Hubertus Schauerte und Elisabeth Sapp.
WOLL: 100 Jahre Chorgemeinschaft Arpe. Was ist für jeden von Euch, im Nachhinein betrachtet, das wichtigste Ereignis in der Vereinsgeschichte?
Hubertus Schauerte: Das gerade stattgefundene Jubiläum ist, aktuell betrachtet, ein sehr wichtiges Ereignis. 100 Jahre Chorgesang im Arpetal. Wer hätte das vor 100 Jahren gedacht? Ein anderes Ereignis in der Vereinsgeschichte schmerzt ein wenig. 1995 haben wir die Vereinshalle übergeben. Durch den Rückgang an aktiven Mitgliedern war der Männergesangverein nicht mehr in der Lage, die für den Erhalt und Unterhalt der Vereinshalle notwendigen Arbeiten alleine durchzuführen.
Elisabeth Sapp: Das 100-jährige Jubiläum auf der einen Seite und die Tatsache, dass sich 2007 Frauen aus Arpe und Umgebung zum Frauenchor „MissKlang“ zusammengefun-
den haben und sich daraus 2012 die Chorgemeinschaft Arpe entwickelt hat.
WOLL: Hubertus, was ist anders beim Singen in einem gemischten Chor gegenüber der Zeit, als der MGV Cäcilia Arpe ein reiner Männerchor war?
Hubertus Schauerte: Das Liedgut hat sich verändert und irgendwie klingen die Lieder im gemischten Chor auch schöner. Im Männerchor fehlten uns immer ausreichend Tenorstimmen. Insgesamt ist die Harmonie im Verein auch besser.

WOLL: Elisabeth, welche Lieder oder welche Aufführungen, sind Deine persönlichen Highlights?

Elisabeth Sapp: Im Frauenchor sind es Lieder wie „Wunder geschehen“ oder „Let it be“, die wir immer sehr gerne gesungen haben. Im gemischten Chor proben wir derzeit „Conquest of Paradise“. Das könnte auch mein Lieblingssong werden.
WOLL: Hubertus, und bei Dir?
Hubertus Schauerte: Im Männerchor habe ich gerne die bekannten Lieder „Die Rose“, „Wanderer“ oder auch „Sierra madre“ gesungen.
WOLL: Was unternimmt die Chorgemeinschaft Arpe, damit in 25 Jahren das nächste große Jubiläum gefeiert werden kann?
Elisabeth Sapp: Wie alle Vereine treibt uns die Frage um: „Wie kann man junge Menschen für den Chorgesang begeistern?“ Wir haben es mit einem Projektchor versucht, wir haben das Liedgut geändert. Wenn jüngere Sängerinnen und Sänger dazukommen, dauert es häufig nicht lange, bis das Interesse nachlässt. Wenn einer aufhört, gehen die anderen neu Hinzugekommenen sofort mit. Bei dem weiblichen Nachwuchs sieht es etwas besser aus.
WOLL: Was ist Euer Wunsch für die kommenden Jahre?
Hubertus Schauerte: Unser größter Wunsch ist es, junge Menschen aus unseren Orten für den Chorgesang zu begeistern. Die Probenabende und die Auftritte machen viel Freude und Spaß. Daneben treffen wir uns zu vielfältigen Gelegenheiten in fröhlicher Runde. Im September fahren wir zum Beispiel nach Düsseldorf zum großen Bundeswehr-Musikfest. Und am 25. Juni erhält unser Verein die Zelter-Plakette, die höchste Auszeichnung für Amateurchöre.
Ein bisschen Stress muss sein!
Zu viel Arbeit, zu wenig Zeit für Erholung stören die innere Balance: Körper und Psyche reagieren. Schleichende Prozesse, die krankmachen.
Die neuen Anti-Stress-Seminare erfahrener Coaches zeigen uns körperliche und psychische Stresssymptome als Warnsignale. Hilfreiche Methoden und Tipps zur Stressbewältigung werden individuell angewandt.
Termine, Inhalte und Gebühren unter:

Sauerländer Fliegenviecher
Hand aufs Herz – mögen Sie Fliegen? Die kleinen, surrenden Viecher, die in den Sommermonaten während des Mittagsschlafes auf einem herumkrabbeln, die auf Kuchen und Steak landen, manche von ihnen klein, manche dick, brummend und schillernd. Und jedes Mal stellen wir uns die Frage: „Wo war die Fliege vorher?“ Und: „Wie viele Krankheiten bekomme ich, wenn dieses Tier weiterhin seinen Fuß in meiner Suppe badet?“ Nach Spinnen und Zecken sind Fliegen sicher die nächsten Tiere, die auf der Liste „Wesen, die unser Erdball nicht braucht“ landen würden.
Dabei haben Fliegen außergewöhnliche Fähigkeiten. Sie können Vergammelndes über Kilometer erschnüffeln. Und sie sind nützlich. Fliegenlarven fressen Blattläuse und sind selbst wichtige Futterquellen. Ohne Fliegenlarven würden viele Fische und Vögel schlichtweg verhungern. Wenn wir die gemeine Stubenfliege und die buntschillernde Schmeißfliege um ihre internationale Familie erweitern, sind da auch Schokoladengnitzen bei und die Drosophila, die die meisten als Fruchtfliege kennen. Schokoladengnitzen bestäuben Kakaopflanzen. Es gibt nur zwei Fliegenarten, die Kakao bestäuben können, die also dafür sorgen, dass wir Schokolade haben. Keine Biene, keine Schmetter-
linge, eine Fliege! Verrückte Welt. Die Drosophila ist die Heldin unserer Gentechnik. Die kleinen Fliegen erzeugen in nur zehn Tagen über 500 Nachkommen. Dank ihrer gelten die Mendelschen Gesetze als bewiesen und noch heute werden sie in der Forschung weltweit millionenfach eingesetzt.
Zugegeben, wenn Sie jetzt in der Sauerländer Sonne sitzen, genüsslich einen Milchkaffee oder eine Hopfenkaltschale schlürfend, dabei lesen, genießen, und sich gerade eine Schar Fliegen über den Apfelkuchen oder das Salamibrot hermacht, helfen diese Worte wenig. Dann helfen nur praktische Hinweise. Besprühen Sie beispielsweise Grillfleisch mit Lavendelöl. Die Fliegen stört das nicht, aber wenn Sie einmal das Fleisch probiert haben, werden Sie nicht mehr darum weinen, wenn die Fliegen darüber herfallen. Gegen Fliegen hilft auch hervorragend Sandelholz. Hierzu schnitzen Sie aus dem Sandelholz einen kleinen Dolch und stoßen ihn der Fliege durch das Herz. Sie werden sehen, eine absolut sichere Methode. Das Thema Kulinarik überspringen wir heute. Jeder, der mal mit dem Rad im Sommer unterwegs war, weiß, wie Fliegen schmecken. Da kann man selbst mit Ketchup nichts mehr retten.

„Wir lieben das Trinkwasser von Huxel wegen seines guten Geschmacks. Auch unser Benny hat natürlich immer davon ausreichend zur Verfügung. Als echtes Ruieken bevorzugt er es allerdings, unterwegs aus Pfützen zu trinken!“ – Tusche & Aquarellfarbe

Golfen und Gesundheit



Ich muss gestehen: Ich bin ein eher fauler Sportler, der sich zur regelmäßigen Ausübung zwingen muss. Dann jedoch wurde 1990 nicht weit entfernt von meinem Wohnhaus in Winkhausen der Golfplatz gebaut, sodass mir nichts anderes übrig blieb, als mit dem Golfen anzufangen. Ich kaufte mir ein Golfbuch, geschrieben von dem damals bekannten Sportjournalisten Harry Valérien. Er schrieb darin, dass es für Golfer vier Dinge im Leben gebe: Familie, Beruf, Freizeit und Golf. Was für ein Unsinn!, dachte ich. Golf ist doch Freizeit und es kann ja nicht so schwer sein, den Ball von sich wegzuschlagen? Aber ich merkte schnell: Er hatte Recht. Golf gehört nicht nur zu den schwierigsten Sportarten, sondern ist ein permanenter Kampf mit dem Ball, oder besser formuliert, mit sich selbst. Stellt man sich diesem Kampf, werden viele süchtig – und so ging es auch mir.
Es gibt dabei einen unschätzbaren Nebeneffekt, der mir am Anfang nicht bewusst war. Man treibt Sport und zwar nicht zu wenig. Während einer Golfrunde über 18 Loch läuft man etwa 10 Kilometer, macht hunderte von Schwüngen und wenn man die Schläger trägt, wie ich, so schleppt man etwa 12 Kilogramm hoch und runter. Die Kondition nimmt unbemerkt enorm zu und wenn man zu den Menschen gehört, bei denen längerdauernder Sport das Hungergefühl bremst, nimmt man auch ziemlich ab. Ich habe 20 Kilo verloren und halte seitdem mein Gewicht im Normbereich.
Dass regelmäßiger Sport eine lebensverlängernde Wirkung hat, ist gut belegt. Im Jahr 2010 erschien eine schwedische Studie, die den Einfluss des Golfens auf die Lebenserwartung untersucht hat. Dort spielen im Vergleich zu Deutschland etwa zehnmal mehr Menschen Golf, vergleichbar mit dem Fußball. Zudem gibt es in skandinavischen Ländern ausgezeichnete Register, sodass man hier auf gute Daten zurückgreifen kann. In dieser Studie wurde bei 300.000 Golfern die Lebenserwartung in Abhängigkeit von ihrem Handicap (ein Maß für die Spielstärke bzw. die Häufigkeit des Golfens) untersucht. Dabei zeigte sich eine Zunahme der Lebenserwartung bei den Golfern mit einem niedrigen Handikap (unter 20 besonders deutlich) von bis zu fünf Jahren! Das galt unabhängig vom Geschlecht und sozioökonomischen Status. Auch wenn andere Faktoren für die Lebenserwartung eine Rolle spielen können, so gibt die strenge Abhängigkeit vom Handicap gute Hinweise darauf, dass die regelmäßige sportliche Betätigung für das längere Leben verantwortlich ist.
Das ist ein enormer Effekt, der mit gelegentlicher sportlicher Aktivität wie Tennis oder im Fitnessstudio nicht annähernd zu erreichen ist. Meine Schlussfolgerung? Auf zum Golfen!
Golfgeschichten Was guckst du?
Üben, üben und nochmals üben auf der Driving Range, das ist der Leitspruch für ein (vielleicht) beständigeres Spiel auf dem Platz. Gemäß dem Motto: Die Hoffnung stirbt zuletzt. Ich hänge auch öfter dort herum, meist mit dem Walkman im Ohr, da ich mich gerne von vorbeigehenden Menschen ablenken lasse und dann Schläge fabriziere, die eher unterirdisch sind. So merke ich erst gar nicht, wenn jemand in meiner Nähe herumschleicht und meine mehr oder weniger erfolgreichen Bemühungen mitbekommt. Ein Golfer, der seine Annäherungsschläge auf der Pitching-Area übte, hatte wohl nicht auf dem Schirm, dass er gut sichtbar für jedermann dort stand. Meine allerbeste Golffreundin und ich kamen gerade vom Platz und sahen voller Verblüffung, dass er seinen Entfernungsmesser aus dem Bag zerrte und hochkonzentriert immer wieder dadurch lugte. „Was um alles in der Welt
macht er da, das sind doch höchstens 50 Meter bis zur Fahne“, kicherte ich.
„Probiert sicher sein neues Spielzeug aus“, grinste meine Freundin.
Wir schauten gebannt dem Treiben zu. Für sein weiteres Vorgehen wählte er schließlich sorgsam einen Schläger aus, noch mal durch sein Messgerät gepeilt und nach etlichen Probeschwüngen schoss er seinen Ball in die angrenzenden Bäume, fernab der Fahne. Enttäuscht schielte er auf sein mehr oder weniger nützliches Helferlein.
Dass wir dann auch noch da standen und schallend lachten, trug nicht dazu bei, dass sich seine Laune besserte. Denn spätestens jetzt wurde ihm klar, dass wir die ganze Aktion beobachtet hatten. Wir haben uns köstlich amüsiert. Aber wie das so ist: Wer den Schaden hat, braucht für den Spott nicht zu sorgen.
Diese Golfgeschichte von Angelika Brill ist aus dem Buch „Wir sind keine Weicheier“ und ist im WOLL-Verlag erschienen, im Sauerländer Buchhandel, an manchen Golforten und im WOLL-Onlineshope – www.woll-onlineshop.de erhältlich.
Angelika Brill: Wir sind keine Weicheier Golfgeschichten – WOLL-Verlag, Hardcover, 124 Seiten, 14,8 x 21 cm, ISBN: 978-3-948496-58-6 – 19,90 Euro


Jedes Tier ist es wert, gerettet zu werden
Lautes Zwitschern dringt aus dem Nebenzimmer, während Esther Rossa dem WOLL-Magazin von ihrer ehrenamtlichen Arbeit erzählt. Sie hat es sich zur Aufgabe gemacht, Wildvögeln eine zweite Chance zu geben. Und es ist viel mehr als nur eine Herzensangelegenheit. Die Tierschützerin weiß, wie wichtig Vögel für unsere Umwelt sind. Nur hat das leider kaum jemand auf dem Schirm.

„Vögel haben keine Lobby“, erklärt sie. „Sie sind eben nicht so schön flauschig, wie ein Hund oder eine Katze – und vor allem nicht so präsent.“ Bald fünf Jahre ist es her, dass Esther Rossa den ersten Vogel bei sich aufnahm. Eine Schwalbe, die ihr Bruder zu ihr brachte. Sie nahm sich ein Herz und versuchte es. Im Internet fand sie Hilfe und auf die erste Schwalbe folgten zwei weitere. Zwei davon konnte sie wenige Wochen später in die Freiheit entlassen. Und dann gab es kein Halten mehr. „Ich habe mich über die verschiedenen Wildvogelarten belesen, mit anderen Päpplern gesprochen und mich mit Tierärzten ausgetauscht, Techniken gelernt und mir alles besorgt, was ich für den Start brauchte.“ Als examinierte Altenpflegerin sind ihr medizinische Themen nicht fremd. Einen winzig kleinen, fragilen Vogel zu behandeln, ist aber natürlich eine ganz besondere Aufgabe. „Im ersten Jahr habe ich etwa 250 Vögel gepäppelt, im vergangenen Jahr waren es über 600, und hätte ich nicht aus privaten Gründen einen Aufnahmestopp verhängen müssen, wären es wohl noch mehr geworden.“
Natürlich schaffen es nicht alle der Vögel, die zu Esther Rossa kommen. Aber sie gibt alles. Sieben Tage die Woche, 24 Stunden am Tag ist sie für ihre ganz kleinen und größeren Patienten da. „Bei Sonnenaufgang stehe ich auf, trinke einen Kaffee, bereite das Futter zu.“ Obst und Gemüse müssen geschnitten werden, Wildsamen gesammelt, Vitamine und Mineralstoffe ergänzt, für die Vegetarier Futterbrei angerührt, für die Fleisch- und Aasfresser Fleisch und Insekten zerlegt werden. Dann wird gefüttert, die Nester gereinigt, Medikamente gegeben, Wäsche gewaschen – und dann weitergefüttert. „Teilweise müssen die ganz kleinen alle zwanzig Minuten gefüttert werden. Das variiert von Art zu Art und ändert sich, wenn sie älter werden.“
Hilfe für groß und ganz klein
Vor allem Nestlinge werden zu ihr gebracht. Teilweise sind sie noch nackt. Der kleinste Spatz, der zu ihr gebracht wurde, wog gerade einmal ein Gramm. Aber auch Vögel, die einen Katzenangriff überlebt haben, gegen ein Auto oder eine Fensterscheibe geflogen sind oder von anderen Vögeln aus dem Nest geraubt wurden, kommen zu ihr. Vor allem aber die vielen geschwächten und abgemagerten Vögel machen Esther Rossa Sorgen. „Elstern, Rabenkrähen oder Eichelhäher, die eigentlich schon alt genug wären, um selbst zu überleben, werden fast verhungert bei mir abgegeben.“

Nicht selten passiert es aber auch, dass ihr Vögel übergeben werden, die aus Nestern stammen, die von Privatleuten ent-

fernt wurden – und dass, obwohl so etwas nur mit Ausnahmegenehmigung der unteren Naturschutzbehörde erlaubt ist. Manchmal sind es sogar Vögel, die auf der roten Liste stehen und vom Aussterben bedroht sind.






















Es gibt aber auch die anderen, die sich für Vögel einsetzen wollen – leider aber manchmal ohne ausreichendes Wissen. „Privatleute können einiges tun, um den Vögeln in ihrer Umgebung etwas Gutes zu tun. Einen streifen Rasen stehen lassen, Wildblumen säen und darauf achten, dass im Sommer kein Winterfutter gefüttert wird, sondern Wildsamen, vielleicht auch Frostinsekten, wenn man sich ein wenig eingehender damit beschäftigen möchte.“ Und vor allem ist der Vogelpäpplerin eines wichtig: „Wenn ein Vogel gefunden wird, darf er kein Wasser oder Futter bekommen. Dafür sind die Stationen zuständig. Das Einzige, was unbedingt, vor allem bei noch nackten Vögeln getan werden muss, ist, sie zu wärmen. Der Vogel hat nur diese eine zweite Chance und die muss er richtig nutzen dürfen.“
Unterstützer gesucht





















Esther Rossa fehlen derzeit die Mittel, um sich weiterhin um so eine große Zahl an Vögeln zu kümmern. Es gab Zeiten, da hatte sie bis zu 90 Vögeln in ihrem Esszimmer. Aber für die Auswilderung braucht sie wieder einen Ort, an dem sie ihre Volieren aufbauen kann. Und auch die Kosten müssen gedeckt werden. „Einen Vogel aufzupäppeln kostet mich etwa 50 bis 65 Euro“
, erklärt sie. Das bezahlt sie aus ihrer eigenen Tasche. Fördergelder zu bekommen, ist nicht leicht. Gerade, wenn es um Wildtiere geht, nicht nur Vögel, auch Eichhörnchen oder Igel haben es schwer. Aber die Tierschützerin bemüht sich und überlegt, einen Verein zu gründen, damit sie in Zukunft auch Spenden sammeln kann und vielleicht ehrenamtliche Helfer findet, die sie in ihrer Arbeit unterstützen. Derzeit gibt es nur eine weitere Vogelpäpplerin im gesamten Hochsauerlandkreis – definitiv zu wenig. „Wir haben europaweit einen SingvogelRückgang von etwa 70 Prozent. Das kommt beispielsweise durch das Insektensterben durch Pestizide, hochintensive Landwirtschaft und den Wegfall der Habitate. Die Vögel finden einfach nicht mehr genügend Nahrung. Mit unserer Arbeit können wir wenigstens einen kleinen Teil dazu beitragen, das aufzuhalten. Denn Wildvögel sind wichtig als als Schädlingsvertilger, Samenverbreiter und Blütenbestäuber.“


DIE KUHRASSEN IM SAUERLAND
Wagyu – das Rind aus Japan
Wagyus sind vom Ursprung eine japanische Rinderrasse, bekannt durch ihr sehr exklusives und schmackhaftes Fleisch. „Wa“ ist AltJapanisch und heißt „aus Japan“ und mit „gyu“ wird angedeutet, dass dieses Rind für die Fleischproduktion geeignet ist.
In dieser und den kommenden Ausgaben des WOLLMagazins SAUERLAND stellen wir in Wort und Bild Kuhrassen vor, die im Sauerland gehalten werden.
Sammelbegriff
Unter dem Sammelbegriff „Wagyu“ finden sich die Rinderrassen Kuroge (schwarz), Akaushi (rot/braun), Shorthon und Polled, wobei nur die beide erstgenannten Rassen Japan verlassen haben. Wagyu-Rinder, die in der Region Kobe geboren, gemästet und geschlachtet werden, dürfen den Markennamen „Kobe“ tragen. Dies ist vergleichbar mit dem französischen Begriff „Champagner“ – ebenfalls eine regionale Begrenzung. Der Ursprung des schwarzen Wagyu-Rindes in Japan geht zurück auf Tiere, die im zweiten Jahrhundert vom asiatischen Festland importiert wurden. Bis zum 19. Jahrhundert wurden sie als Zugtiere in der Land- und Forstwirtschaft sowie im Bergbau genutzt. Mit der Mechanisierung in den 1950er Jahren brauchte man diese Rinderrassen nicht mehr als Arbeitstiere. Daher konzentrierten sich die Bauern von da an vermehrt auf die Fleischproduktion.


Besonderes Fleisch
Das besondere an diesen Rindern ist das Fleisch, das sich durch ausgesprochene Zartheit, Saftigkeit und einen intensiven Geschmack auszeichnet. Es ist zudem von einer gleichmäßigen Marmorierung durchzogen, was für den satten und vollen Geschmack sorgt. Das Fleisch von Wagyu-Rindern zählt zu den teuersten und exklusivsten Nahrungsmitteln der Welt. Es ist allerdings ein Mythos, dass die Saftigkeit des WagyuFleisches dadurch entsteht, dass diese Rinder massiert werden, klassische Musik hören und Wein trinken. Es ist vielmehr die Art der Haltung in einigen Bauernbetrieben, die für das Wagyu-Fleisch höchste Preise erzielt. Auch im Sauerland findet man die Wagyu-Rinder, zum Beispiel in Arnsberg-Bönkhausen: www.wagyu-sauerland.de
Fotografin Rebecca Becker
Aufgewachsen im Christine-Koch-Dorf Bracht, war sie von Kind an von Tieren und Natur umgeben und fasziniert. Als gelernte Tourismuskauffrau und passionierte Hobbyfotografin liegt es ihr am Herzen, das Sauerland von seinen schönsten Seiten zu zeigen. Kühe gehören bei ihr einfach dazu und sind für sie viel mehr als Milch- und Fleischlieferanten.
Der Weg ist das Ziel

Neuer Pilgerstein in Herhagen

Text und Foto: Ursel Schöne
Herhagen bei Eslohe liegt an einem der bekanntesten Pilgerwege Europas: dem Jakobsweg. Er galt in dieser Region als Teil eines weitverzweigten Netzwerks alter Heer- und Handelswege. Seit Jahrhunderten führt die Strecke von Obermarsberg nach Bonn und von dort aus nach Santiago de Compostela.
In der Dorfmitte wurde daher eine Bronzetafel aufgestellt und am 29. April im Rahmen einer kleinen Feier eingeweiht. Michael Kronauge als Vorsitzender des Sauerländer Heimatbunds, Heino von Groote, Präsident des Freundeskreises der Jakobspilger Paderborn, Bürgermeister Stephan Kersting sowie Pfarrer Liedtke von der evangelischen Kirchengemeinde waren zu Gast. Auch Annemarie Schmoranzer aus Ostwig, die sich zusammen mit ihrem inzwischen verstorbenen Mann Herbert in der Projektgruppe „Jakobswege im Sauerland“ engagiert hatte, war der Einladung zur Einweihung gefolgt.
Städteatlas Bad Fredeburg

Die Historische Kommission für Westfalen, das Institut für vergleichende Städtegeschichte und die Stadt Schmallenberg stellten vor einiger Zeit gemeinsam den Städteatlas Bad Fredeburg (Schmallenberg) im Kurhaus Bad Fredeburg der Öffentlichkeit vor. Landrat Dr. Karl Schneider stellte in seinem Grußwort fest, dass nach dem Städteatlas für Schmallenberg aus der ersten Runde, „Westfälischer Städteatlas“ von 1975 bis 2010, nun mit Bad Fredeburg die zweite Stadt aus dem Stadtgebiet in die Serie der „Atlanten westfälischer Städte“ aufgenommen wurde. „Mit dem Städteatlas erhalten wir weitere Erkenntnisse zur Geschichte von Fredeburg und haben einen wissenschaftlichen Beitrag zur Geschichte der Stadt vorliegen. Dies wird die weitere Erforschung von Fredeburg und dem Umland beflügeln.“

Dr. Angelika Lampen vom Institut für vergleichende Städtegeschichte betonte in ihrem Grußwort, dass das Institut überall auf großes Interesse stoße, wenn die Geschichte einer Stadt erforscht und niedergeschrieben wird. Der „Historische Atlas westfälischer Städte“ orientiert sich am Konzept der „Europäischen Städteatlanten“, das von der Internationalen Kommission für Städtegeschichte 1968 in Oxford beschlossen und 1995 in Münster erneuert wurde. Dr. Lampen: „Damit ist ein Vergleich zum Beispiel der Stadt Bad Fredeburg mit anderen europäischen Städten möglich.“
In seinem Vortrag „Bad Fredeburg und seine Geschichte im Spiegel des ‚Historischen Atlas westfälischer Städte‘“ stellte Prof. Dr. Wilfried Reininghaus sofort heraus, dass Fredeburg zwei Alleinstellungsmerkmale habe. Zum einen den Historiker Albert Karl Hömberg und zweitens die Tatsache, dass keine Stadt in Westfalen in ihrer Geschichte sechs verschiedene Landesherren vorweisen könne. Fredeburg hat also eine bewegte Geschichte hinter sich, die im Städteatlas zusammenfassend beschrieben und mit Abbildungen und sieben Karten eindrucksvoll veranschaulicht wird. Seinen an geschichtlichen Daten orientierten und mit humorvollen Details gespickten Vortrag schloss Prof. Reininghaus mit der Bemerkung ab: „Es hat sehr viel Spaß gemacht, diesen Städteatlas für Bad Fredeburg im Sauerland zu erstellen.“
Interessierte können den Städteatlas Fredeburg zum Preis von 39,90 Euro beim WOLL-Verlag – info@woll-verlag.de oder Telefon 0 29 71 – 87 0 87 bestellen.
Oh, wie schön ist Ohlenbach – das wissen auch die Münsterländer zu schätzen!
Am vergangenen Wochenende hieß es „Geschlossene Gesellschaft“ bei Gasthof Braun in Schmallenberg-Ohlenbach, denn der SuB Ascheberg feierte dort zwei Tage lang sein 50-jähriges Bestehen. Die Kleinstadt Ascheberg liegt im Münsterland und SuB steht für Ski- und Bob-Club, wobei sich hinter dem Namen kein wirklicher Sportclub verbirgt, sondern eine lustige, feierfreudige Gesellschaft. Die Gründung des Clubs, der heute 70 Mitglieder zählt, fand vor genau 50 Jahren statt, als vier junge Männer aus Ascheberg einmal das Skifahren im Sauerland ausprobieren wollten. Dafür wählten sie den Schwedenhang bei Altastenberg aus und wohnten in einer Ferienwohnung in Ohlenbach. Nach ihrem Kurztrip schwärmten sie an einem Kneipenabend ihren Freunden und Kollegen im Münsterland vor, wie schön es doch im Sauerland und ganz besonders in Ohlenbach sei. Die Kollegen wurden neugierig und wollten auch mal in das hochgepriesene Dörfchen mit den wenigen, dafür sehr netten und gastfreundlichen Einwohnern reisen. Und so wurde noch am selben Abend im Jahr 1973 der SuB Ascheberg gegründet. Der Mitgliedsbeitrag betrug damals eine Runde Bier.

Seit dieser Zeit kommen die „Ascheberger“ mit einem ganzen Reisebus jedes Jahr ein- bis zweimal nach Ohlenbach und übernachten im Gasthof Braun, wo über die Jahre mit Familie Braun eine herzliche Beziehung entstanden ist.
Heimkehr – eine Lesung mit Wolfgang Büscher

Der in Volkmarsen in Waldeck geborene Schriftsteller und Journalist Wolfgang Büscher wurde für sein Werk vielfach ausgezeichnet. Für seine Reportagen in „SZ“, „Zeit“ und „Welt“ erhielt er zahlreiche Preise. Mit seinem 2020 erschienenen Buch „Heimkehr“ eroberte Büscher die Spiegel-Besteller-Liste und ließ einen Kindheitstraum wahr werden: Er zieht in den Wald. In einer Jagdhütte an der hessisch-westfälischen Grenze schlägt er sein Feldbett auf und erlebt dort Frühjahr, Sommer, Herbst. Er richtet sich auf eine stille Zeit fernab der Stadt ein: Holzhacken, Feuermachen, ab und zu eine Jagd, ein Schützenfest, radikale Einsamkeit. Das Jahr wird ungeahnt dramatisch. Sturm, Hitze und Borkenkäferplage bringen den halben Wald um. Dröhnende Harvester und prasselnder Regen, Stunden auf dem Hochsitz und Begegnungen mit dem Revierförster, mit Jägern und Waldarbeitern prägen seine Wahrnehmung – ein nachdenkliches Buch über Waldeinsamkeit und Waldzerstörung.
Ort: SGV-Hütte Eslohe, An der Helle 2, 59889 Eslohe (Parkplätze an der Hütte)
Datum: 02. Juli, 16:00 Uhr
Veranstalter: Kunstverein pro Forma e.V., Eslohe, Edith Droste, Mobil: 0151 5062974, edithdroste@gmx.de


In Kooperation mit dem Sauerländischen Gebirgsverein e.V., Abteilung Eslohe
Im Vorfeld laden wir zur Teilnahme an einer Wanderung ein. Reinold
Kersting, SGV Eslohe und Bernadette Klens werden die etwa sechs Kilometer lange Wegstrecke mit Informationen und meditativen Impulsen begleiten. Der Weg führt über die St. Rochuskapelle und Sieperting durch die Homert zur SGV-Hütte.
Treffpunkt: Vor der Sparkasse Mitten im Sauerland, Hauptstr. 65, 59889 Eslohe
Datum: 2. Juli, 13.00 Uhr
Anmeldung: bei Edith Droste
Hinweis: An der Hütte können Kaffee, Kuchen und Getränke erworben werden.

Abendstimmung Hoher Knochen


Sommerimpressionen
Aussicht Knochenspitze


Weideröschen


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