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Bundesstützpunkt Nürnberg

Taekwondo Bundesstützpunkt Nürnberg

INTERVIEW MIT BUNDESSTÜTZPUNKTTRAINER BERNHARD BRUCKBAUER

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Lorena Brandl, Vanessa Körndl, Marleen Nedic und Bernhard Bruckbauer

von Helena Stanek

Wie sieht der Alltag unseres Bundestützpunkttrainers Bernhard Bruckbauer aus? Welche Herausforderungen kommen auf ihn zu? Wie sieht das Training aus? Diese und viele andere Fragen interessierten uns. Wir haben uns mit Bernhard Bruckbauer, dem Bundesstützpunkttrainer in Nürnberg, unterhalten.

DTU 20: Wie sieht deine Arbeitswoche aus?

Bernhard: In einer normalen Arbeitswoche bin ich von Montag bis Freitag zweimal täglich am Bundesstützpunkt tätig. Wir fahren mal zu dritt, mal zu viert zum Training. Ich bin überwiegend für die Damen zuständig. Von den Sportlerinnen und Sportlern wurde es so gewünscht, dass einer von uns beiden mehr für die Herren und der andere mehr für die Damen als Ansprechpartner zur Verfügung steht. Unsere Trainingspläne unterscheiden sich auch ein bisschen. Es gibt Einheiten, die machen Sergej und ich zusammen. Doch wir haben auch getrennte Einheiten, einige laufen auch zeitlich getrennt. Das funktioniert eigentlich sehr gut, weil sich herausgestellt hat, dass manche Athleten auch etwas individueller trainiert werden wollen.

DTU 20: Wie viele Sportler trainieren bei euch unter der Woche?

Bernhard: Das ist sehr unterschiedlich. Wir haben immer Athleten darunter, die bei Lehrgängen unterwegs sind. Dann ist mal jemand krank oder verletzt. Zwischen fünf bis zwölf Athletinnen und Athleten sind in der Regel anwesend. Am Dienstag und Donnerstag sind es meistens mehr.

DTU 20: Du leitest ja selbst auch im eigenen Verein das Training. Wie kombinierst du diese Arbeit am Bundesstützpunkt und im Verein?

Bernhard: Am Dienstagabend trainieren wir in Nürnberg länger. Ich beobachte bei mir, dass das Training bei mir im Verein wiederum dem Training am Stützpunkt nützt. Wenn ich beim Training etwas verändern möchte, kann

es sehr leicht vorkommen, dass ich manche Sachen erst einmal im Vereins-Training austeste. Und danach, mit der gewonnen Erfahrung, erst bei den Sportsoldaten. Was sich am Stützpunkt bewährt und uns nach vorne bringt, das kann natürlich im Verein auch nicht schaden.

DTU 20: Wie groß ist dein Verein und wie viele Wettkämpfer betreust du im Verein?

Bernhard: Bei uns ist es so, dass es zwei Vereine sind, die sich zusammengehörig fühlen, aber es nicht sein dürfen, weil ein Verein eine Abteilung eines Fußballclubs ist. Die wollen das einfach behalten. Wir sind in beiden Vereinen gleich viele Leute, insgesamt rund 130 Mitglieder und sehr stolz darauf, dass durch das starke Engagement der Breitensporttrainer die Vereinsstärke gehalten werden konnte.

DTU 20: Wie viele Vereinsmitglieder sind wettkampfmäßig unterwegs?

Bernhard: Bei der Jugend sind einige dabei. Aber dort sind auch welche ausgestiegen, die in der Corona-Zeit die Priorität auf ein gutes Abitur gelegt haben. Die haben entschieden, entweder wir machen das voll und ganz oder wir konzentrieren uns auf unseren Schulabschluss. Die sind im Verein nun Helfer oder Trainer und somit auch eine Bereicherung. In der Berufsausbildung sind drei Athleten und Leonie, die jetzt zu Sport Voss geht. Außerdem habe ich noch vier Jugendliche, die als internationale Athleten trainieren.

DTU 20: Marlen, Lorena und Vanessa, das sind sozusagen Profis, die einen bei der Sportfördergruppe, Marlen bei der Polizei. Wie organisiert ihr das Training? Fahrt ihr immer gemeinsam hin?

Bernhard: Ja, wir haben inzwischen eine Fahrgemeinschaft, und das funktioniert richtig gut.

DTU 20: Was zeichnet diese drei Sportlerinnen aus?

Bernhard: Wer auf so einem Niveau wie die drei Athletinnen dabei ist, der muss Talent haben. Zum Talent kommen immer Fleiß und Disziplin. Man muss beständig arbeiten, vor allem auch nach Rückschlägen. Wenn ich jetzt von Verletzungen spreche, beeindrucken mich meine Damen wirklich sehr. Ausdauer, sich wieder freizuschaufeln, nach vorne gehen. Die drei haben mich immer wieder beeindruckt. Ab und zu muss ich ihnen aber auch mal Mut machen.

DTU 20: Also Fleiß, Disziplin und dieses Durchhaltevermögen?

Bernhard: Genau!

DTU 20: Wie beurteilst du als Vereinstrainer und als Vertrauensperson von Lorena Brandl die verpasste Olympiaqualifikation und was hat das bei euch beiden bewirkt?

Bernhard: Meine Erfahrung mit Lorena: wir siegen zusammen, wir verlieren zusammen. Oder anders: entweder sich zusammen über etwas freuen, oder zusammen auch über etwas frustriert sein. Das hat es bei uns noch nie gegeben, dass einer dem anderen Vorwürfe macht. Wenn ich der Meinung gewesen wäre, dass sie mehr Vorbereitung hätte haben sollen, dann hätte ich das in der Vorbereitung ansprechen müssen. Ich habe die gescheiterte Qualifikation hingenommen und versucht, da möglichst schnell wieder rauszukommen. Ändern konntest du ja sowieso nichts mehr. Das war gelaufen. Die Enttäuschung war wirklich sehr groß. Mir ging das schon durch Mark und Bein und ich hatte daran schwer zu tragen, aber wir haben das zusammen durchgestanden. Es hat uns wahrscheinlich in der Zusammenarbeit eher bestärkt.

DTU 20: Man sucht ja schon einen Grund und analysiert, was auf der Fläche passiert ist, oder?

Bernhard: Ich sehe die Ursache wesentlich in zwei Punkten. Das eine, Lorena war, bevor sie an Corona erkrankte, richtig stark. Nach ihrer Corona-Erkrankung ist sie am ersten Tag, als der Test negativ war, zur Europameisterschaft losgeflogen. Da habe ich bei Lorena gemerkt, dass sie körperlich instabil war. Eigentlich ist es ihre Stärke, dass sie einbeinig sehr stabil ist. Ich spreche jetzt nur von der Technik und von den Füßen. Für mich war nicht ersichtlich, dass Lorena mental viel-

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