Altern neu denken Telemedizin als innovative Therapieoption (auch) für betagte Menschen* chronischen Schmerzen, die Rehabilitation bei Patienten mit kardiologischen oder neurologischen Erkrankungen, die Förderung der Selbstständigkeit im Alltag sowie die Analyse der Durchführung von Aktivitäten des täglichen Lebens3.
Teletherapie ermöglicht das Erbringen von Therapieleistungen aus der Ferne – unterstützt durch die Anwendung von Informations- und Kommunikationstechnologien wie der Videokonferenz. Diese Form der Behandlung zielt darauf ab, Selbstständigkeit und Gesundheit von Patienten zu fördern, damit sie so schnell wie möglich wieder ihren Alltag bewältigen können1. Durch die technologischen Fortschritte, welche die Telemedizin mit sich bringt, gelingt es, auf globale Herausforderungen (z. B. die COVID-19-Pandemie) und sich ändernde Gesundheitsbedürfnisse der Bevölkerung zu reagieren und sich diesen anzupassen2. Teletherapie ist ein Anwendungsbereich der Telemedizin, „bei der ein GDA (Gesundheitsdiensteanbieter) aktiv aus der Entfernung in die Behandlung von Patienten eingreift“1. Beispiele für teletherapeutische Anwendungsbereiche sind Therapien nach orthopädischen Operationen oder bei
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November 2021
Kernelement der Teletherapie ist die Interaktion mit einem Therapeuten (z. B. Physiotherapeut, Ergotherapeut, Logopäde). Somit handelt es sich bei der Teletherapie nicht um eine Eigentherapie des Patienten mittels Software. Die Software wird vielmehr unterstützend und ergänzend eingesetzt4. Die persönliche und unmittelbare Berufsausübung des Therapeuten stellt daher weiterhin eine Grundvoraussetzung der Teletherapie dar und grenzt diese klar von digitalen Gesundheitsanwendungen wie Gesundheitsapps ab.
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Autorin: Mag.a Dr.in Judith Goldgruber Leiterin Albert Schweitzer Institut der Geriatrischen Gesundheitszentren, Graz
Hohe Zufriedenheit der Patientinnen und Patienten
Autor: Dr. Wolfgang Kratky, MBA Leiter Digital Health in den Geriatrischen Gesundheitszentren, Graz
Teletherapie muss jedenfalls folgende Voraussetzungen erfüllen5: • Teletherapie darf keine reine Softwarelösung sein. • Nur zugelassene Therapeuten dürfen teletherapeutische Leistungen erbringen. • Der Therapeut muss zu jeder Zeit die Kontrolle über die Behandlung behalten. • Teletherapie muss individuelle Therapie zulassen. • Eine ortsunabhängige Ausführung von Übungen durch den Patienten muss möglich sein. • Die Durchführung einer Übung muss für den Patienten leicht und verständlich sein. • Die verwendeten Medien sollten keine besonderen Kenntnisse ihres Nutzers erfordern. Bisherigen Studien zufolge ist die Zufriedenheit der Patienten mit Teletherapie hoch. Die Übereinstimmung von Teletherapie und Face-to-Face-Therapie bezüglich des Therapieplans liegt bei 83,3 Prozent, die diagnostische Übereinstimmung beträgt zwischen 59,7 und 93,3 Prozent.6, 7 In der deutschen Regelversorgung wurde die mehrfach evaluierte EvoCare-Teletherapie (z. B. 8) 2013 als erstes Versorgungsverfahren unter Nutzung neuer Medien zugelassen. Dr. Achim Hein, Gründer der EvoCareTeletherapie, Berater und Experte für Digitalisierung im Gesundheitswesen, Telemedizin und Demografie-Wandel, meint dazu: „Teletherapie ist digitale Behandlung und nicht Anwendung von Technik.“ Dass soziale Interaktion in der Teletherapie wichtig ist, zeigt sich auch im Gespräch mit Seniorinnen und Senioren, die über ihre ersten Erfahrungen mit digitalen Medien berichten: „Die Technik war eine tolle Ergänzung, aber der Kontakt mit den Menschen, der gehört auch dazu.“
Autorin: Kerstin Löffler, BA MA Wissenschaftliche Mitarbeiterin Albert Schweitzer Institut, Graz
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Hausarzt extra