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Der Hausstaubmilbe Herr werden

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Durchschnittlich dauert es sieben Jahre, bis eine Milbenallergie festgestellt wird

Foto: © shutterstock.com/ SciePro

Die Hausstaubmilben der Gattung Dermatophagoides gelten als Hauptauslöser einer Hausstaubmilbenallergie und weisen unter den Innenraumallergien die höchste Sensibilisierungsrate auf. Ebenso können Vorratsmilben aus der Familie der Acaroidea und Glycyphagidae, die nicht nur in Vorräten, sondern auch im Hausstaub zu finden sind, eine Allergie verursachen. Verantwortlich für die Beschwerden sind genauer gesagt die im Staub vorhandenen Milbenproteine, welche aus dem Milbenkot und den zerfallenen Körpern toter Milben stammen. Besonders im Herbst und Winter, während der Heizperiode, werden Allergiker von Beschwerden gequält1 .

Milbenallergie hat immer Saison

Während bei saisonalen Allergenen wie Gräsern oder Pollen die Betroffenen nur während einer bestimmten Jahreszeit Symptome haben, berichten Patienten bei einer Milbenallergie häufig über eine dauerhafte nasale Obstruktion, wiederkehrende Phasen mit Niesreiz und Rhinorrhoe sowie ein eingeschränktes Riechvermögen. Hinzu kommen meist Beschwerden einer Sinusitis wie ein Druckgefühl im Stirnbereich. Besonders nachts und am Morgen unmittelbar nach dem Aufwachen sind die Symptome sehr stark. Des Weiteren stellen Leiden wie Schlafstörungen, Ekzeme, Tubenfunktionsstörung und nächtlicher, trockener Reizhusten keine Seltenheit dar. Aufgrund der Symptomatik sind Patienten oft in ihrem täglichen Leben sowie auch beim Schlafen beeinträchtigt. Bei ungefähr 40 Prozent der Patienten tritt eine Hausstaubmilbenallergie allein auf. Jedoch kann eine Allergie gegen Hausstaubmilben mit anderen Atemwegsallergien einhergehen, beispielsweise einer Gräserpollenallergie oder einer Allergie >

gegen Baumpollen. Darüber hinaus kann eine Allergie gegen Meeresfrüchte, Schalen- und Krustentiere durch die Kreuzreaktivität der Tropomyosine bedingt sein. Diese kommen als Eiweißstrukturen in ähnlicher Form auch in Milben vor1 .

Achtung, hohes Asthmarisiko!

Infolge der oft unspezifischen Probleme, die sich meist schleichend entwickeln und nicht immer die anfallsartigen Nies- und Juckreizattacken aufweisen, wird die Diagnostik erschwert. Bei den nasalen und bronchialen Symptomen gehen sowohl der Patient als auch der Arzt selten von einer Milbenrhinitis aus. Deshalb werden die Beschwerden häufig nur symptomatisch behandelt. Durchschnittlich dauert es sieben Jahre, bis eine Milbenallergie festgestellt wird, weswegen etwa jede zweite Hausstaubmilbenallergie nicht diagnostiziert ist. Dies hat zur Folge, dass im Vergleich zu anderen Atemwegsallergien Menschen mit einer Hausstaubmilbenallergie ein deutlich höheres Asthmarisiko haben – etwa jeder vierte Hausstauballergiker ist auch Asthmatiker2 .

Sicherer Beweis für eine Milbenallergie

Bei Verdacht auf eine Hausstaubmilbenallergie werden nach einer ausführlichen Anamnese Hauttestungen durchgeführt. Da es sich um eine Allergie vom Soforttyp (Typ-I-Reaktion nach Coombs und Gell) handelt, erfolgt zunächst ein Prick-Test. Er zeigt die typische Quaddelreaktion bei den diagnostischen Milbenextrakten. Anschließend lassen sich anhand eines Labortests spezifische IgE-Antikörper gegen Allergene der Hausstaubmilbe im Blutserum nachweisen. Zusätzlich kann ein Provokationstest vorgenommen werden. Bei diesem trägt der Facharzt die Allergen-Extrakte direkt auf die Nasenschleimhaut oder die Augenbindehaut auf. Zeigt sich daraufhin eine allergische Reaktion, gilt das als sicherer Beweis für eine Hausstaubmilbenallergie3 .

Allergenkarenz und Therapieoptionen

Zunächst liegt der Fokus darauf, die Allergenbelastung in den Innenräumen der Betroffenen zu reduzieren. Ziel einer Hausstaubmilbensanierung ist, die Milbenanzahl weitgehend zu verringern und einen ungünstigen Lebensraum für Milben zu schaffen. Nach sechs bis acht Wochen sollte überprüft werden, ob die Sanierungsmaßnahmen den gewünschten Erfolg bringen. Ist dies nicht der Fall, besteht die Möglichkeit einer medikamentösen symptomatischen Therapie. In etwa 90 Prozent der Fälle können rhinitische Beschwerden infolge einer Hausstaubmilbenallergie durch topische Medikamente, welche die Entzündungen hemmen, oder durch Antiallergika gemildert werden. Bei allergischem Asthma muss zudem ein Lungenfacharzt eine adäquate inhalative Therapie verordnen. Neben der Allergenkarenz ist die spezifische Immuntherapie die einzige kausale Möglichkeit, den Verlauf der Milbenallergie positiv zu beeinflussen. Diese kann entweder als subkutane Therapieform erfolgen, bei der das Allergen unter die Haut des Oberarms gespritzt wird, oder als sublinguale Variante, bei der die Allergene in Form von Tropfen oder Tabletten verabreicht werden. Im Zuge der Behandlung treten manchmal Nebenwirkungen auf. Dabei handelt es sich jedoch meist nur um Lokalreaktionen wie Rötungen und Schwellungen. Solche Reaktionen sind meist mit Antihistaminika behandelbar. Trotzdem sollte der Patient nach einer Injektion mindestens 30 Minuten zur Beobachtung in der Praxis bleiben. Bei der Hausstaubmilbe liegt die Erfolgsrate der spezifischen Immuntherapie zwischen 70 und 80 Prozent. Nach Abschluss der Immuntherapie können in den meisten Fällen eine Verminderung der Symptome sowie ein verringerter Medikamentenverbrauch festgestellt werden. Des Weiteren besteht die Chance, dass auch die Entwicklung von allergischem Asthma bronchiale verhindert wird bzw. die Ausprägung desselben deutlich geringer ausfällt1 .

Carola Bachbauer, BA

Quellen: 1 Kreutzkamp, B Milbenallergiker: Stiefkinder der

Allergologie? HNO-Nachrichten 44, 60 (2014). 2 Raulf, M et al. Milben und andere Innenraumallergene — von der Exposition über die Sensibilisierung bis hin zur Therapie. Allergo J 24, 18–30 (2015). 3 Schnyder, B, Schweri, Th, Thomann B et al. Hausstaubmilbenallergie. In: Schweiz. Med. Wochenschrift 2000; 130:443-447.

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