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Innovativer Impfstoff gegen Gürtelrose

Neues Vakzin zeichnet sich durch hohe und lang persistierende Wirksamkeit aus

Die Expertinnen und Experten der MedUni Wien (v.li.n.re.): Univ.-Prof.in DDr.in Eva Schernhammer, Zentrum für Public Health; Priv.-Doz.in Dr.in Monika Redlberger-Fritz, Zentrum für Virologie; Univ.-Prof. Dr. Rainer Kunstfeld, Universitätsklinik für Dermatologie.

In den vergangenen eineinhalb Jahren konnte man den Eindruck gewinnen, es gebe nur mehr ein Virus. Alle anderen Viren sind medial in den Hintergrund gerückt, haben deshalb aber nicht an Gefährlichkeit eingebüßt. Das gab Univ.-Prof. Dr. Rainer Kunstfeld von der Uniklinik für Dermatologie an der MedUni Wien bei einem Pressegespräch in Wien zu bedenken.* Als sehr infektiöses Beispiel nannte er das VarizellaZoster-Virus (VZV). Wer in jüngeren Jahren – meist als Kind – die Windpocken hatte, bei dem kann im späteren Alter das Virus wieder aktiv werden und eine Gürtelrose/einen Herpes Zoster auslösen. „Zwar ist die Sterblichkeit bei der Gürtelrose nicht sehr hoch“, erläuterte Univ.-Prof.in DDr.in Eva Schernhammer, Leiterin der Abteilung für Epidemiologie am Zentrum für Public Health der MedUni Wien. Die sehr schmerzhafte Erkrankung könne aber mit schweren und langanhaltenden Komplikationen wie der Post-ZosterNeuralgie einhergehen, von der bis zu 30 Prozent aller Patienten betroffen sein können. Weitere mögliche Komplikationen sind Post-Zoster-Pruritus, bakterielle Superinfektionen, Augenbeteiligungen oder ZNS-Manifestationen.1

Immunsystem kontrolliert das Virus

Behandelt wird Herpes Zoster mit virushemmenden Medikamenten. Die Therapie ist am effektivsten, wenn sie innerhalb der ersten drei Tage nach dem Auftreten der ersten Bläschen begonnen wird. Einer zeitnahen Diagnose kommt daher große Bedeutung zu. Die gute Nachricht: Der in den vergangenen Jahren in Österreich nur fallweise erhältliche neue Totimpfstoff gegen Gürtelrose ist seit dem heurigen Herbst uneingeschränkt verfügbar (siehe Infobox). Im Gegensatz zur alten – nicht mehr empfohlenen – Lebendimpfung schützt er auch nach mehreren Jahren noch sehr zuverlässig vor dem Auftreten eines Herpes Zoster und den damit verbundenen Komplikationen.1,2 „Es handelt sich um zwei Teilimpfungen, die allen Menschen ab 50 Jahren empfohlen werden“, hielt Priv.-Doz.in Dr.in Monika Redlberger-Fritz, Zentrum für Virologie der MedUni Wien und Mitglied des Nationalen Impfgremiums, fest. Der Impfplan 2022 empfehle die Immunisierung darüber hinaus immunsupprimierten Personen ab 18 Jahren. Die Impfung wirkt vorbeugend, indem sie die Immunabwehr boostet. Das Varizella-Zoster-Virus verbleibt zwar weiterhin in den Nervenzellen, jedoch wird es vom Immunsystem effektiv kontrolliert. Eine Prüfung des Immunstatus sei vor der Impfung nicht notwendig, so Dr.in Redlberger-Fritz. „Denn mehr als 99 Prozent der über 50-Jährigen tragen das Variella-Zoster-Virus in sich. Und eine von drei Personen erkrankt im Laufe des Lebens an Gürtelrose.“

X Infobox: Phase-III-Studien

Mag.a Karin Martin

* Medientermin des Pharmakonzerns GlaxoSmithKline (GSK) zum Start der Informationskampagne

Gürtelrose-Info.at, 30.9.2021, Presseclub Concordia, 1010 Wien.

Quellen: 1 BMSGPK. Impfplan Österreich 2021. 2 Shingrix Fachinformation. Stand: September 2021. 3 Lal H et al. N Engl J Med. 2015;372(22):2087-96. 4 Cunningham AL et al., N Engl J Med 2016;75:1019-32. 5 Boutry C et al. Clin Infect Dis. 2021 Jul 20:ciab629.

Shingrix® ist ein rekombinanter, adjuvantierter Totimpfstoff, bestehend aus einem Teil des Oberflächenglykoproteins E (gE) des Varizella-Zoster-Virus (VZV) und einem Adjuvanssystem. Die Wirksamkeit bei älteren Erwachsenen wurde in zwei placebokontrollierten Phase-III-Studien über einen Zeitraum von vier Jahren untersucht.2,4 In allen Altersgruppen ab 50 Jahren zeigte sich eine Wirksamkeit von über 90 Prozent in der Vorbeugung von Herpes Zoster bei Verabreichung von zwei Dosen im Abstand von zwei Monaten.2,4 In einer noch andauernden Folgestudie konnte das Anhalten der Wirksamkeit von über 90 Prozent mittlerweile über einen Zeitraum von über sieben Jahren belegt werden.5 Shingrix® ist seit September 2021 in Österreich uneingeschränkt verfügbar.

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