Hausarzt 11/2021

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Hausarzt medizinisch

Cannabinoide in der Schmerzmedizin

Foto: © shutterstock.com/ HQuality

Stellenwert für die Behandlung von Patienten mit Spastik, neuropathischen Leiden sowie im palliativen Setting*

Cannabinoide werden in Leitlinien und Empfehlungen der Fachgesellschaften meist als Zweit- oder Drittlinienmedikamente angeführt, trotz begrenzter wissenschaftlicher Evidenz. Jedoch besteht bei den Expertinnen und Experten Einigkeit darüber, dass Cannabinoide immer erst dann eingesetzt werden sollten, wenn Standard­ therapien nicht wirken oder mit erheblichen Nebenwirkungen verbunden sind. Da der Begriff „Cannabinoide“ sowohl

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November 2021

Δ-9-Tetrahydrocannabinol (THC und Analoga) als auch Cannabidiol (CBD) umfasst, soll hier auf deren unterschiedliche Wirkungsweisen und Evidenzen näher eingegangen werden.

CBD oder THC? Die beiden Cannabinoide THC und CBD unterscheiden sich grundlegend in ihrem pharmakologischen Profil. THC ist ein Agonist an den Cannabinoidrezeptoren

CB1 und CB2. Die Aktivierung der präsynaptischen Rezeptoren hemmt über Rückkopplungsmechanismen die weitere Freisetzung erregender (oder inhibitorischer) Neurotransmitter. Ziel ist die Modulierung der synaptischen Transmission, um überschießende Reaktionen zu verhindern. Gleichzeitig ist die Aktivierung von CB1R aber auch der Grund für die psychotropen Effekte der Substanzen. Mit CBD verhält es sich anders: CBD, eine „Multitarget Drug“, interagiert


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