ImmoFokus Winter 2020

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Mit 18 Seiten extra!

Yes, we can! Stephan GrĂśĂ&#x;, Gernot Ressler & Andreas Sauer

Wir leben Immobilien. Vermittlung | Verwaltung | Bewertung | Baumanagement

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unter vollmöbliert verstehen wir etwas anderes.

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ImmoFokus


. t e k a P e n e i g y H o 4 0 Eu r e n d e n ! t a . e r a p c w w w. J et z t s

Winter 2020

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Yes, we can INTERVIEW MIT ANDREAS SAUER, STEPHAN GRÖSS & GERNOT RESSLER

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Hoch hinaus Interview mit Petru Huurinainen

INHALT

WINTER

Rubriken

Positionen & Meinungen

8 VOM HERAUSGEBER

62 YES, WE CAN!

Coverinterview mit Andreas Sauer, ­Stephan Größ & Gernot Ressler

9 EDITORIAL 178 VORSCHAU / IMPRESSUM

99 DER LAGEZUSCHLAG IM RICHTWERT

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100 WOLLEN WIR DAS SO?

IMMOBILIE IM FOKUS

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DIE BEWEGTE IMMOBILIENWIRTSCHAFT Kommentar von Philipp Kaufmann

56 AUFSTEIGER 58

PROBLEMLÖSER

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ImmoFokus

myhive-Objektreportage

Kommentar von Georg Flödl

Kommentar von Michael Pisecky

101 ALLES WIE GEHABT

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102 VOX FEMINA

Interview mit Georg Spiegelfeld

TOP DEAL 52 53

FLEXIBILITÄT PUR

82 GEMEINSAM STATT EINSAM

12 INNOVATIVE WOLKENKRATZER KURZ UND BÜNDIG 24

Kommentar von Philipp Kaufmann & Alexander Bosak

74 DREI IRRTÜMER

Interview mit Wolfgang M. Fessl

Unternehmen & Projekte

98 DIE ZWEI

NEUES START-UP MIT ALTEN HASEN

Interview mit Maximilian Pasquali und Kristian Radosavljevic

90 PRIORITÄT GRUNDRISS

Interview mit Ernst Kovacs

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ÖSTERREICHS GRÖSSTES NETZWERK AN INDIVIDUELLEN NATURSCHUTZ­ GEBIETEN

Kommentar von Hans-Jörg Ulreich

103 IMMOBILIENWIRTSCHAFT POST CORONA Kommentar von Andreas Köttl

104 PYRAMIDEN MIT PENTHOUSE

Kommentar von Hania Bomba

105 STIMMEN FÜR DAS EIGENTUM

Kommentar von Martin Prunbauer


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Die fünf Finalisten des Hochhauspreises

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Immobilie im Fokus

Österreichs größtes Netzwerk an individuellen Naturschutzgebieten

AUSGABE 106 FRECH GESAGT

Kolumne von Anita Körbler

Blueprint 112

VORWORT

von Thomas Malloth

114 WIR STEHEN VOR EINER ZEITWENDE

ImFokus

Branchen & Services

128

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WEIN UND IMMOBILIEN

REAL ESTATE ASSET MANAGEMENT 130 2021 Kommentar von Frank Brün

132

CORONA UND DIOKLETIAN

Kommentar von Gunther Maier

133 WOHNEN WÄHREND UND NACH DER PANDEMIE Kommentar von Karina Schunker

120 SOZIALE NACHHALTIGKEIT UND INTEGRATION SETZEN BEIDSEITIGE TOLERANZ VORAUS

134 HOCH HINAUS

122 KLIMANEUTRAL BIS 2040

140 MIT DER KRAFT DER SONNE

124 WARUM DIE STADT VON MORGEN REGENERATIV SEIN MUSS

146 MÜSSEN WIR UMDENKEN?

ZWISCHEN TRAUM UND WIRKLICHKEIT

168 B RINGEN NACHHALTIGE IMMOILIEN MEHR RENDITE? 169 VORBILDSTATUS 170 AUFGESTOCKT 171

TIROL ZEIGT ES VOR

172 RE/MAX AUF DEM STOCKERL 174

BUCHTIPPS

Interview mit Petru Huurinainen Interview mit René Neubauer

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App App Hurra „Was lange währt, wird endlich gut: Die neue App aus dem Hause Real Estate ­Media Group ist da.“

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ie COVID-19-Pandemie hat es uns deutlich vor Augen geführt: Digitale Technologien verändern die Art und Weise, wie Inhalte produziert, verbreitet und konsumiert werden. Als Real Estate Media Group haben wir darauf bereits im Herbst dieses Jahres mit der Ausweitung und gleichzeitigen Spezialisierung unserer der Newsletter begonnen. Von Montag bis Donnerstag informieren wir mit dem Early Bird Newsletter um 7 Uhr Früh (in Konkurrenz zum Ö1 Morgenjournal) über das aktuelle Geschehen. Mittwoch um 14 Uhr stehen bei People in Motion Persönlichkeiten der Immobilienbranche im Mittelpunkt. Der Donnerstag um 14 Uhr gehört mit Positionen & Meinungen dem Gedankenaustausch. Mit dem Closing the Week begleiten wir Sie ins Wochende. Und am Dienstag? Ab kommendem Jahr liefern wir Ihnen am Dienstag um 14 Uhr mit den Facts & Figures ImmoFakten – wie zB Statistiken, interessante Kennzahlen und Marktberichte. Unsere Newletter können Sie ganz rasch abonnieren. Einfach unten stehenden QR-Code scannen – Formular ausfüllen und schon werden Sie täglich mit den aktuellesten Nachrichten beliefert.

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ImmoFokus

App App Hurra – ist übrigens kein Tippfehler. Mit der neuen REMG-App haben Sie nicht nur Zugang zu der aktuellen Ausgabe, Sie können auch im Archiv auf alle bisher erschienen Ausgaben zugreifen. Mit einem Klick sind Sie auch mit unserer Homepage verbunden – und so immer auf dem neuesten Stand. Blätter-PDFs gehören der Vergangenheit an. Lassen Sie sich von den Funktionen unserer Magazin-App überraschen. QR-Code scannen – und Sie sind live mit dabei.

Mag. Michael Neubauer Herausgeber

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Nicht immer noch Corona „Das Virus ist hartnäckig, es frisst sich in alle Bereiche, ob Privatleben, beruflichen Alltag oder Medien. Ob man will oder nicht.“

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as Jahr 2020 hatte so gut angefangen. Nach einer Weihnachtsfeier im Kreis der Familie war man sanft ins Neue Jahr geglitten, mit allen so üblichen Neujahrsvorsätzen und -wünschen. Nichtsahnend, dass karge Zeiten auf uns zukommen würden, stellte man mit Schrecken einen Vergleich zum Vorjahresgewicht an und beschloss reumütig den Verzicht auf Zucker und Alkohol. Kaum war man fertig mit dem Kasteien, war es da: COVID-19. Vorerst winkte es zaghaft von China herüber, landete dann in Italien und schlug in Österreich auf. Die WHO erklärte das Virus zur Pandemie, der erste Lockdown kam schneller, als man raffte, dass es ab jetzt nicht mehr der, sondern das Virus heißen würde. Der Rest ist Geschichte. Wir haben sie hautnah miterlebt. Immer wieder wundere ich mich selbst darüber, dass es noch nicht einmal ein ganzes Jahr her ist, dass die „neue Realität“ regiert. Letztes Jahr um diese Zeit war man noch auf zahlreichen Ganslessen, Weihnachtsfeiern, Immo-Treffen, den ersten Bällen. Masken waren etwas für den OP und asiatische Touristen, die man still belächelte.

Dominanz Interessiert verfolgte ich das Voting für das Wort bzw. das Unwort des Jahres 2020: Ich hatte da ziemlich ähnliche parat: Corona, COVID-19, Lockdown, Ausgangsbeschränkung, Virus, Babyelefant … Die offizielle Wahl fiel übrigens auf Babyelefant und Coronaparty. Das Schlimme an dem Ganzen ist, dass das Virus insgesamt sehr hartnäckig ist. Damit meine ich gar nicht seinen sich ändernden Ansteckungsquotienten, sondern seine Dominanz im beruflichen Alltag, im Privatleben, in den Medien usw. Es gibt kein Gespräch, das sich nicht um COVID-19 dreht, oder zumindest irgendwann dorthin kippt. Auch wenn man es partout nicht will. Man ist wehrlos.

Themenwechsel Doch auch andere Geschichten bewegen Österreich. Wie zum Beispiel der zerrupfte Christbaum auf dem Wiener Rathausplatz. „Baum mit Burn-out“, „Mehr ein Maibaum“, „Wenn 2020 ein Baum wäre, würde er genau so aussehen!“, „Krautstaudn“ oder „Wenn du um 16 Uhr Weihnachtsbaum sein musst, aber bis 14 Uhr auf Aftertour warst.“ Sind einige der Spottkommentare. Mittlerweile pilgert man hin, um ein Selfie zu machen, Punsch bekommt man ja keinen. Damit fällt auch die Diskussion flach, ob der Christkindlmarkt noch so heißen darf. COVID-19 hat ihn so wie auch den Winter- bzw. Lichtermarkt einfach dahingerafft.

Zweckoptimismus Zum Feiern ist ohnehin kaum mehr jemandem zumute. Viele Unternehmen hat es in diesem Jahr gebeutelt, allen voran die Gastronomie, die Kulturbranche und den Tourismus, die große Insolvenzwelle wird aber erst erwartet. Die Immobilienbranche hat es, außer der Assetklasse Hotels, verhältnismäßig wenig erwischt. Die Branche zeigt sich für 2021 verhalten optimistisch. Dennoch werden sehr viele das Jahr 2020 mit dem gewählten Spruch des Jahres „Schleich di, du Oaschloch!“ verabschieden wollen. Ich bleibe lieber beim Wienerischen Zweckoptimismus: So schlimm war‘s ja gar nicht. Man wird sehen. 2021 kommt erst. Herzlichst

Lisa Grüner Chefredakteurin

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Unternehmen & Projekte 12

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HOCHBAUPREIS

DREIDIMENSIONALITÄT

Zum neunten Mal wurde der Internationale Hochhauspreis verliehen. Alle zwei Jahre würdigt er aufsehenerregend äußere Formen und innere Raumqualität, als auch soziale Aspekte und die Nachhaltigkeit einzelner Entwürfe. Wir präsentieren die Finalisten.

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TOP-DEAL FÜR RENDITY Den drei Gründern Lukas Müller, Tobias Leodolter und Paul Brezina ist mit einer Seed-­ Finanzierung in der Höhe von 1,8 Millionen Euro zu Beginn des zweiten Corona-Lockdowns ein bemerkenswerter Coup gelungen.

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ImmoFokus

Das Wiener PropTech Start-up Unternehmen Squarebytes ist auf VR- und ARAnwendungen für die Immobilienbranche spezialisiert und bietet mit PlanBytes 3D einen Grundrissnavigator als App für Tablet und Handy nun auch in 3D an.


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Innovative Wolkenkratzer DIE FÃœNF FINALISTEN DES INTERNATIONALEN HOCHHAUSPREISES 2020 Autor: Amelie Miller

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Foto: Anders Bobert

ereits zum neunten Mal wurde der Internationale Hochhauspreis verliehen. Alle zwei Jahre würdigt er seit 2004 nicht nur eine aufsehenerregend äußere Form und innere Raumqalität, sondern auch soziale Aspekte und die Nachhaltigkeit einzelner Entwürfe. Initiiert wurde der Hochhauspreis von der Stadt Frankfurt am Main, dem dortigen Deutschen Architekturmuseum und der DekaBank. Die Auszeichnung geht sowohl an die Architekten als auch an die Bauherren – eine Statuette des international bekannten Künstlers Thomas Demand und ein Preisgeld in Höhe von 50.000 Euro. Auf den folgenden Seiten präsentieren wir die diesjährigen Finalisten.


NORRA TORNEN Die „nördlichen Türme“ gelten als Vermittler zwischen Altem und Neuem und konnten so den diesjährigen Internationalen Hochhauspreis für sich entscheiden. Die Doppeltürme Norra Tornen befinden sich in Stockholm am Übergang von Vasastaden, einem Stadtteil mit Wohnbebauung überwiegend aus den 1930er Jahren, zum gerade neu entstehenden Stadtteil Hagastaden. Sie bilden links und rechts der Ausfallstraße Torsgatan eine Torsituation. Die Kombination aus qualitativ hochwertigen Betonfertigteilelementen, ihre geschickte Fügung zu individuellen Loggien und der Kontrast zu den feinen Details der Innenräume zeichnen das Hochhaus aus. Die Doppeltürme sind zudem Ausdruck einer gleichwertigen Gesellschaft, womit sie nicht nur ein Charakteristikum der schwedischen Kultur, sondern auch eine universelle Botschaft vermitteln sollen. Architekten: OMA Office for Metropolitan Architecture, Rotterdam/Niederlande Bauherr: Oscar Properties Funktion: Wohnen Höhe: 125 Meter Fertigstellung: Dezember 2018 Standort: Stockholm/Schweden www.oma.eu

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Fotos: Laurian Ghinitoiu und/oder Anders Bobert


EDEN Mit üppiger Begrünung punktet das EDEN in Singapur beim Hochhauspreis. Dank des Entwicklungskonzepts des Stadtstaates „City in a Garden“ ermöglichen mehr als zwanzig tropische Pflanzenarten ein Wohnen wie im Dschungel. Die insgesamt 20 Wohnungen, jede mit einer Wohnfläche von 282 Quadratmetern und einer Raumhöhe von drei Metern, erstrecken sich über jeweils eine ganze Etage. Um ein großes, stützenfreies Wohnzimmer mit anschließendem Hauptbalkon gruppieren sich die übrigen Räume in drei geschlosseneren Zonen. Diese außenliegenden Kerne erstrecken sich über die gesamte Gebäudehöhe und bilden zugleich die Tragstruktur des Wohnturms. Zwischen den Betonelementen befinden sich Balkone mit üppig bepflanzten, integrierten muschelförmigen Pflanzkübeln, die von lokalen Herstellern teilweise in Handarbeit produziert wurden. Diese Anordnung der Baumasse ermöglicht eine extensive Querlüftung, weshalb auf eine elektronische Klimatisierung verzichtet werden kann. Architekten: Heatherwick Studio, London/Großbritannien Bauherr: Swire Properties, Celestial Fortune Funktion: Wohnen Höhe: 105 Meter Fertigstellung: Dezember 2019 Standort: Frankfurt am Main/Deutschland

Fotos: Hufton + Crow

www.eden.sg

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Fotos: Nils Koenning, KirstenBucher, Schindler

OMNITURM Der Wolkenkratzer mit „Hüftschwung“ im Bankenviertel kombiniert als erstes Frankfurter Hochhaus Büros und Wohnungen. Den Beinamen verdankt der Turm der schlanken Stapelung von Geschossen, mit zwei den Funktionswechseln folgenden skulpturalen Bewegungen: Die unteren Stockwerke springen vor und zurück, um Terrassen und Arkaden für die öffentlich genutzten Ebenen zu ermöglichen, und verankern das Gebäude in seiner Umgebung. Im mittleren Teil des Turms, wo sich die Wohnetagen befinden, schieben sich die Geschosse in einer dem Lauf der Sonne folgenden Spiralbewegung nach außen. Dieser äußere Form verleiht dem Turm Leichtigkeit und Dynamik. Das Innere passt sicher dieser Optik mühelos an. Geöltes Eichenparkett, eine graugesprenkelte Terrazzo-Wand sowie die Lichtkunst des Designers Leo Villareal sorgen für reduzierte Sachlichkeit. Für eine reibungslose vertikale Mobilität sorgen ganze neun High-Rise-Aufzüge der Firma Schindler sowei zwei weitere Premium-Aufzüge. Architekten: BIG – Bjarke Ingels Group, Kopenhagen/Dänemark Bauherr: Commerzbank Funktion: Mischnutzung aus Büros und Wohnen Höhe: 190 Meter Fertigstellung: Dezember 2019 Standort: Frankfurt am Main/Deutschland www.omniturm.de

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THE STRATFORD The Stratford liegt im derzeit für Nicht-Londoner noch eher unbekannten Stadtteil gleichen Namens, der jedoch seit den Olympischen Spielen 2012 zu den am schnellsten wachsenden gehört. Der quadratische Turm ist an seiner Spitze diagonal geteilt und springt zurück. So entsteht Raum für eine dreieckige, gemeinschaftlich genutzte Terrasse. Gleiches gilt für die tiefen Einschnitte am Übergang vom Sockelbau zum Turm und auf etwa halber Höhe des Turms. 60 verschiedene Wohnungstypen werden im Gebäude vermietet, vom Einzimmerapartment mit 40 Quadratmetern über zweigeschossige Maisonette-Wohnungen bis hin zum Vier-Zimmer-Penthouse mit 120 Quadratmetern. Ummantelt wird die eigenwillige Form von einer in Plisseefalten gelegten Fassade, die den Bau je nach Blickwinkel changieren lässt. Beim Blick von oben wird klar, dass es sich dabei nicht um vorgehängte Verschattungselemente handelt, sondern die Fassade tatsächlich in unzählige Falten gelegt ist. Architekten: Skidmore Owings & Merrill, London/Großbritannien Bauherr: Manhattan Loft Corporation Funktion: Mischnutzung aus Hotel, Gastronomie und Wohnen Höhe: 143 Meter Fertigstellung: Oktober 2019 Standort: London/Großbritannien

www.som.com

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Fotos: Hufton + Crow


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Fotos: Hufton + Crow


LEEZA SOHO Das 194,15 Meter hohe Atrium des Leeza SOHO in Beijing ist das höchste der Welt und dient als öffentlicher Raum für das Viertel. Dynamisch um 45 Grad rotierend teilt es das Gebäude auf ganzer Höhe in zwei Bereiche, die über Brücken miteinander verbunden sind. Der 45 Stockwerke hohe Turm bietet flexible Büroflächen für kleine und mittlere Unternehmen und ist Zentrum des neuen FengtaiGeschäftsviertels, eines wachsenden Finanz- und Mobilitätszentrums unweit des kürzlich eröffneten Flughafens im Südwesten der Stadt. Aufgrund der Nähe zum lokalen Bahnhof ist der Turm zum einen optimal an das Nahverkehrsnetz der Stadt angeschlossen, zum anderen verläuft direkt unter dem Turm eine U-Bahn-Strecke, die ihn im vierten Untergeschoss diagonal teilt. Dies beeinflusste das Design des Leeza Soho Turms nachhaltig und ist der Grund dafür, dass das Volumen des Hochhauses in zwei Hälften geteilt ist. Jede der beiden Hälften hat einen eigenen strukturellen Kern mit außenliegenden Stützen und stählernem Zugring, der der gekurvten Außenstruktur des Turms folgt. Architekten: Zaha Hadid Architects, London/Großbritannien Bauherr: SOHO China Ltd Funktion: Büros Höhe: 200 Meter Fertigstellung: November 2019 Standort: Peking/China www.zaha-hadid.com

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Unternehmen & Projekte

Preisschere bei ca. 12 Prozent

Baugrund

„Blickpunkt 21 – Leopold“

Übergabe  Bereits Anfang November konnte die ARWAG, an der auch die Wien Holding beteiligt ist, den herausfordernden und durch die COVID-19-Pandemie geprägten Monaten zum Trotz im Stadtteil „Neu Leopoldau“ ein gefördertes Mietwohnungsobjekt plangemäß und ohne Zeitverzögerung an die neuen Mieter übergeben. „Leopold“ ist Teil des seit Mai 2019 im historischen Ensemble des ehemaligen Gaswerks Leopoldau entwickelten Quartiers, das zeitgemäßes Wohnen und einen vielfältigen Mix aus Gewerbe und sozialer Infrastruktur bietet. Hier entstehen auf rund 13,5 Hektar insgesamt rund 1.400 Wohnungen mit Nahversorgung und sozialer Infrastruktur, 70.000 Quadratmeter Gewerbeflächen und viel Freiraum.

Größtes Wohnbauprojekt der burgenländischen Landeshauptstadt

Baustart für „Wohnen im Stadtquartier“  Erst vor kurzem erfolgte der Baustart für das Schlossquartier direkt neben dem Schloss Esterházy in Eisenstadt. Das Bauvorhaben wird trotz COVID-19-Pandemie unter Einhaltung aller Sicherheitsbestimmungen und Auflagen ausgeführt. In vier Häusern mit jeweils vier Stockwerken entstehen 60 freifinanzierte Eigentumswohnungen mit einer Fläche von ca. 44 bis 130 Quadratmetern. Alle Wohnungen verfügen über Freiflächen wie etwa eine Loggia, Balkon oder Terrasse bzw. Garten.

Die Zeit bis zum Baubeginn wurde besonders für die Detailplanung des Projekts effektiv genutzt: Unter anderem wird jede Wohnung zusätzlich mit einer Video-Gegensprechanlage ausgestattet, das Lademanagement der E-Ladestationen in den Garagen wurde verbessert. Errichtet wird das Quartier nach der Planung des Architketurbüros Hohensinn Architektur aus Graz. Den Exklusivvertrieb verantwortet Immobilien Funk. Derzeit liegt die Vorverwertungsquote bei 50 Prozent.

People in Motion - People in Motion - People in Motion

Mit Sandra Längauer erhält die Reinberg & Partner weitere Verstärkung. Derzeit studiert sie Immobilienwirtschaft.

Denise Arslan verstärkt künftig die stark wachsende Abteilung Mietwohnungen der zur EHL Gruppe zählenden EHL Wohnen.

Zeppelin Rental Österreich benennt mit Sascha Garsztka einen erfahrenen Vertriebsprofi als neuen Leiter Miete.

News Ticker Novus Via goes Villach: Insgesamt werden in Villach bis Frühjahr 2023 vier Gebäude mit 95 Wohnungen errichtet. EHL-­Podcast: Die beiden Hosts des Podcasts Karina Schunker und Manuel Hacker beschäftigen sich ab sofort wöchentlich mit einem der unendlich vielen Themen rund ums Wohnen. Zu hören auf Spotify, Apple Podcast und der EHL-Website.

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ImmoFokus

Fotos: Florian Albert, ZIMA, Funk Immobilien, C&P Immobilien, www.interfoto.at, EHL, Reinberg Gruppe

Die aktuelle Gesundheitskrise hat erneut bekräftigt: Das Eigenheim mit Garten ist auch hierzulande ein höchst beliebtes Gut. Grundstückskäufe, die sich für ein entsprechendes Projekt eignen, sind jedoch rückläufig. Das zeigt eine Auswertung der Immobilienplattform willhaben gemeinsam mit dem Grundbuchexperten IMMOunited. Im Vergleich zu der Erhebung aus dem Vorjahr ist die Anzahl der Transaktionen solcher Baugründe um knapp sechs Prozent zurückgegangen. Im Gegenzug dazu ist der durchschnittliche Kaufpreis allerdings um ca. acht Prozent gestiegen. Am meisten ist Salzburg betroffen: Hier ging die Transaktionszahl entsprechender Grundstücke sogar um 23,50 Prozent zurück. Die größten Differenzen bei den Angebots- und Verkaufspreisen von Baugrund finden sich in Neusiedl am See (29,24 Prozent) und Mistelbach (28,93 Prozent).


Kurz & Bündig > Wohnen

6B47 übergibt an Auris Immo Solutions

Im Doppelpack  Mit dem OPEN UP! und dem Jadenhof hat der Projektentwickler 6B47 Real Estate Investors im November gleich zwei Bauten an Auris Immo Solutions übergeben. Beide Projekte sind klimaaktiv zertifiziert. Das neue Wiener Zinshaus OPEN UP! befindet sich im Sonnwendviertel in unmittelbarer Nähe des Helmut-Zilk-Parks. Es umfasst 61 Wohnungen und vier Gewerbeeinheiten mit einer Gesamtnutzfläche von 3.900 Quadratmetern. Neben dem urbanen Sockel aus Geschäftsflächen bietet das neue Wiener Zinshaus eine privatere Atmosphäre mit ruhigen Rückzugsorten im obersten Geschoß an, nämlich eine gemeinsam nutzbare Gartenküche mit Zugang zur Gemeinschaftsterrasse. Das Projekt Jadenhof befindet sich im 15. Wiener Gemeindebezirk inmitten eines „Grätzls“ einer ehemals betrieblich genutzten Liegenschaft, die im Jahr 2017 zur Wohnnutzung umgewidmet wurde. Das Wohngebäude besteht aus zwei Gebäudeteilen und wurde mit 63 Mietwohnungen und einer Nutzfläche von rund 4.000 Quadratmetern realisiert. Zusätzlich gibt es einen Kindergarten sowie 24 Stellplätze in der Tiefgarage. Mit der Vermarktung der Mietwohnungen wurde die OPTIN Immobilien beauftragt.

C&P Immobilien verkauft weiteres Wohnprojekt

Globalverkauf

Stadt Carré Innsbruck

Neue Akzente

Im Rahmen eines Globalverkaufs wechselten 51 Wohnungen mit rund 2.400 Quadratmetern den Besitzer, Käufer ist eine Privatstiftung. Das Projekt befindet sich im 15. Wiener Gemeindebezirk. Über den Kaufpreis wurde Stillschweigen vereinbart. Konkret werden in der Clementinengasse 1 auf vier Regel- sowie drei Dachgeschossen 51 Wohnungen in der Größe zwischen 34 und 82 Quadratmetern errichtet, im Erdgeschoss finden sich zusätzliche Gewerbeflächen. Der Baubeginn erfolgt in Kürze. Begleitet wurde der Globalverkauf für C&P Immobilien durch die Kanzlei Nemetschke Huber Koloseus Rechtsanwälte bzw. käuferseitig durch Grama Schwaighofer Vondrak Rechtsanwälte.

Bis Mitte 2023 entsteht im Stadtteil Wilten auf einer Grundstücksfläche von rund 5.200 Quadratmetern ein vierteiliges Gebäudeensemble. Geplant wird das Projekt mit einem Investitionsvolumen von 60 Millionen Euro vom Architekturbüro Architekturb(r)auerei. Der Bauherr ZIMA Tirol entwickelt hier 255 moderne Wohn- und Gewerbeeinheiten mit einer Nutzfläche von rund 11.100 Quadratmetern. Das Highlight des Projekts sind die 73 modernen, vollmöblierten Micro-Living Apartments mit bis zu 26 Quadratmetern pro Einheit. Alle 73 Wohnungen sind vollmöbliert und bieten so in der Nutzung grenzenlose Freiheit auf wenig Fläche. Der Fokus liegt auf dem Wesentlichen, ohne dass dabei auf Gemütlichkeit verzichtet werden muss.

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Unternehmen & Projekte

Europäische Büromärkte

Faire Bewertung?

Flughafen Wien

Zertifiziert  Der Office Park 4 ist von der Österreichischen Gesellschaft für Nachhaltige Immobilienwirtschaft (ÖGNI) für seine Energieeffizienz mit dem Platin-Zertifikat ausgezeichnet worden. Für die Einbeziehung soziokultureller und funktioneller Aspekte gab es den Kristall-Award obendrauf. Der Office Park 4 darf sich somit ab sofort „Austria’s Most Sustainable Office Building“ nennen. Und die Nachfrage nach Büroräumlichkeiten im Office Park 4 ist groß: Trotz Krise liegt der Auslastungsgrad der Vorvermietung bei 40 bis 50 Prozent. Zu den ersten Mietern zählen die BR International Consulting Services, Plug and Play aus Kalifornien sowie der internationale Luft- und Seefrachtspediteur C.H. Robinson.

CA Immo vermietet im Zollhafen Mainz

Bürogebäude ZigZag  Das von CA Immo entwickelte Bürogebäude im Mainzer Zollhafen ist zu rund einem Drittel vermietet. Mieter ist, mit ca. 1.600 Quadratmetern Mietfläche, der Verband Pflegehilfe. Die Inbetriebnahme des Bürogebäudes ZigZag ist für Ende 2020 vorgesehen und die Ausbauten der Mietflächen erfolgen im Jahr 2021. So bezieht die größte Pflegeberatung Deutschland mit 15. März 2021 die beiden obersten Geschosse des Gebäudes. Das Unternehmen bietet seine Beratungs- und Dienstleistungen im gesamten

DACH-Gebiet an. Das von den Architekten MVRDV (Rotterdam) und morePlatz (Berlin) entworfene Gebäude umfasst insgesamt rund 4.600 Quadratmeter Mietfläche auf sechs Geschossen. Flexible Grundrisse ermöglichen unterschiedliche Raumkonfigurationen – von Einzelbüros bis zu Open Space. Das Investment der CA Immo beläuft sich auf insgesamt ca. 16 Millionen Euro. Bei dem Abschluss des Vertrags war das Unternehmen Colliers International Deutschland beratend tätig.

People in Motion - People in Motion - People in Motion

Martin Sagerschnig fokussiert sich ab sofort auf den Ausbau der Abteilung Group Controlling bei der eyemaxx Real Estate Group.

Seit September leitet Annemarie Lippert den neuen Standort von Redserve in Essen - ein Tochterunternhmen von ATP.

Der studierte Architekt Manuel Bründl verstärkt ab sofort das Bewerter-Team bei der Reinberg Gruppe.

News Ticker Eröffnung: Nach einem 15-monatigen Refurbishment hat die Immofinanz in der Ungargasse im dritten Wiener Gemeindebezirk einen weiteren myhive-Standort eröffnet. International: Vor kurzem wechselte das zweite Gebäude des Spark-Bürokomplexes in Warschau für rund 70 Millionen Euro den Besitzer - diesmal an das schwedische Unternehmen Stena Fastigheter.

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ImmoFokus

Fotos: OTTO Immobilien, bloomimages, CA Immo, eyemaxx Real Estate Group, ATP/Rauschmeir

Das Research-Team von Catella hat die Preis-Wert-Relation an 41 europäischen Büroimmobilienmärkten berechnet, wobei auch Cashflow und Risikoprämien berücksichtigt wurden. Das Ergebnis: Zahlreiche Großstädte sind überbewertet. Viele mittlere Städte erscheinen als fair bepreist. Auch in Rotterdam kann sich ein Investor im Vergleich zu Amsterdam noch zu fairen Preiskonditionen in den Markt einkaufen. In dieser Betrachtung sind aber zahlreiche Großstädte wie Berlin, München, Paris oder Madrid überbewertet. Thomas Beyerle, Leiter Research Catella Group, kommentiert: „Langfristig niedrige Zinsen und Renditen bewirken de facto eine Japanisierung der europäischen Volkswirtschaften. Damit wird beschrieben, dass Europa nach japanischem Beispiel eine lange Phase von geringer Inflation/Deflation, niedrigen Zinsen und geringem Wirtschaftswachstum erleben könnte.“


Kurz & Bündig > Office

UBM verkauft

F.A.Z. Tower  Der F.A.Z. Tower gilt als eines der derzeit prestigeträchtigsten Büroprojekte in Frankfurt am Main. Er befindet sich im Frankfurter Europaviertel und war zunächst als Leonardo Hotel geplant. Über eineinhalb Jahre vor Fertigstellung sicherte sich nun die HanseMerkur Grundvermögen AG für eines ihrer Investmentvehikel das neue Headquarter der Frankfurter Allgemeinen Zeitung (F.A.Z.) mit einer Bruttogrundfläche von knapp 30.000 Quadratmetern und 280 Stellplätzen. Und das für einen Kaufpreis von 196 Millionen Euro. Entwickelt wird der Tower mit einer Höhe von 60 Metern von UBM Development (75 Prozent) gemeinsam mit der PAULUS Immobiliengruppe (25 Prozent). Die Fertigstellung des Bürogebäudes soll 2022 erfolgen.

Otto Immobilien vermittelt an Münchner Real IS

Erfolgreicher Deal in TownTown  Im Jahr 2009 hatte die Commerz Real das Objekt „CB06“ am Thomas-Klestil-Platz 2 für ihren offenen Immobilienfonds Hausinvest erworben. Nach dem Auszug des ursprünglichen Alleinmieters im Jahr 2018 konnte „CB06“ in kurzer Zeit an drei namhafte Mieter nachvermietet werden. Nun verMietfläche, des Investmentteam von Otto Immobilien das Bürogebäude im dritten Wiener Gemeindebezirk an die Münchner Real IS. Der Immobilien-Dienstleister betreut die Commerz Real bereits seit ihrem Markteintritt in Österreich im Jahr 1996 umfassend in den Bereichen Hausverwaltung, Vermietung und Investment.

„Die Transaktion zeigt, dass der Markt für hochwertige Immobilien – ungeachtet der bestehenden Einschränkungen – in Österreich hervorragend funktioniert“, zeigt sich Christoph Lukaschek, Leiter Investment bei Otto Immobilien, über den erfolgreichen Abschluss im Jahr 2020 erfreut. Die Büroimmobilie „CB06“ befindet sich im Business-Park TownTown im Teilmarkt Erdberg-St. Marx. Dieser wurde ab 2007 errichtet und umfasst insgesamt 19 Bürogebäude mit einer Gesamtfläche von 130.000 Quadratmetern. Aufgrund der großvolumigen Entwicklungen im Umfeld zählt der Standort aktuell zu einer der dynamischsten Lagen Wiens.

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Unternehmen & Projekte

Decathlon im Gewerbepark Stadlau

Dem Virus getrotzt

Tech Park Vienna

Neuer Mieter  Mit Gurkerl.at startete mit dem 3. Dezember 2020 ein neuer Online-Lebensmittelshop für den Großraum Wien. Otto Immobilien vermittelte im neugebauten Tech Park Vienna in der Gutheil-Schoder-Gasse 17 in Wien Liesing fast 6.000 Quadratmeter, davon rund 1.000 Quadratmeter für Büros und knapp 5.000 Quadratmeter Lagerfläche mit fünf Temperaturzonen. Diese Vermietung zählt heuer am Wiener Markt zu den größten Transaktionen im A-Class Logistiksegment. Die Verhandlungen mit Gurkerl.at sowie mit Eigentümer Westcore fanden Corona-bedingt ausschließlich virtuell statt. Das tschechische Start-up ist bereits unter anderen Namen in Prag und Budapest erfolgreich und will nach Wien in Kürze auch in München den Markteintritt schaffen.

Retail-Marktbericht von Otto Immobilien

Einzelhandel am Wendepunkt  Die COVID-19-Pandemie ist lediglich ein Brandbeschleuniger für längst fällige Entwicklungen im stationären Einzelhandel, so der aktuelle Marktbericht von Otto Immobilien. Aber nicht nur die eine oder andere Schwäche im Handel wird schonungslos aufgedeckt, sondern bestehende Trends werden weiter befeuert: Der Einzelhandel wird sich auf 1 A-Lagen, Kernzonen und die Top-Einkaufsstraßen fokussieren, während B- und C-Lagen unter Druck geraten und eine verstärkte Nahver-

sorgungsrolle einnehmen. Einkaufsstraßen und Shopping Center sind weiterhin gefordert, ihren Branchen- und Mietermix aufrechtzuerhalten. Die Betreiber von Shopping Centern müssen nun verstärkt sogenannte „Life-StyleHubs“ schaffen. Ebenfalls wird das veränderte Arbeits-, Konsum- und Mobilitätsverhalten dazu führen, dass Mixed-Use-Objekte stärker in den Fokus von Projektentwicklern rücken werden. Zudem wird die Vermarktung von Geschäftsflächen zunehmend komplexer.

People in Motion - People in Motion - People in Motion

Der KSV1870 hat mit Aliki Bellou eine neue Leiterin am Standort Salzburg. Sie folgt in dieser Funktion Stephan Kletzmayr.

Mit der Bestellung von Clemens Stadler ins Management der IFA Invest ist das junge Führungsteam komplett.

Martina Jankoschek übernimmt die Leitung des Teams Wien/NÖ Ost bei Raiffeisen Immobilien NÖ/ Wien/Burgenland.

News Ticker Mietstundungen: Justizministerin Alma Zadic kündigt Verlängerung der Fristen für Mietstundungen und Delogierungsschutz für Betroffene an. Neuer Standort: Colliers vermittelt rund 370 Quadratmeter großes Studio im 2. Wiener Gemeindebezirk für Shaped by iB.

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ImmoFokus

Fotos: Christian Steinbrenner, zhu difeng/AdobeStock/lexpixelart/Brian Jackson, eyemaxx Real Estate Group, Raiffeisen, www.digibild.com, Soravia

In den letzten Monaten wurde das vormals von Sportsdirect genutzte Gebäude in der Gewerbeparkstrasse 6 im 22. Wiener Gemeindebezirk umfassend revitalisiert. Auf einer Fläche von ca. 3.700 Quadratmetern können Kunden ab sofort die neusten Sportartikel in der zweiten Decathlon-Filiale in Österreich kaufen. Mit seinem umfassenden Angebot aus der Welt des Sports ergänzt Decathlon die umliegende Einzelhandelslandschaft im Gewerbepark Stadlau perfekt. Der Mietermix im Gewerbepark Stadlau umfasst nicht nur renommierte Lebensmittelgeschäfte, sondern auch eine bunte Vielfalt an Textil- und Möbelgeschäften sowie diverse Nahversorger. Abgerundet wird das Angebot durch ein attraktives Gastronomie- und Dienstleistungsangebot, so Markus Mendel, Geschäftsführer EHL Investment Consulting.


Kurz & Bündig > Retail

Eyemaxx übergibt Projekt „Siemensstraße“ an Hamburg Trust

Gewerbe und Wohnen  Eyemaxx Real Estate hat vor kurzem den Apartmentkomplex im 21. Wiener Gemeindebezirk Floridsdorf an die Hamburg Trust übergeben. Das Projekt in der Siemensstraße 5 wurde im vierten Quartal 2020 fertiggestellt. Auf einer Gesamtnutzfläche von rund 5.700 Quadratmetern wurden 102 Wohneinheiten auf vier Etagen und eine ca. 160 Quadratmeter große Gewerbefläche im Erdgeschoss realisiert. Das aus drei Gebäuden bestehende Ensemble verfügt über 1- bis 4-Zimmerapartments mit Größen von jeweils 35 bis 85 Quadratmeter und wird durch eine gemeinsam nutzbare Grünfläche verbunden. Nahezu alle Wohnungen werden durch eigene Terrassen und Balkone ergänzt. Des Weiteren stehen den Bewohnern mehrere gemeinschaftlich nutzbare Gartenanlagen zur

Verfügung. Die angeschlossene Tiefgarage bietet 50 Stellplätze. Eine gewachsene Infrastruktur und eine direkte Anbindung zur Innenstadt sorgen für eine hohe Attraktivität für alle Bewohnergruppen. GalCap Europe hat diesen Deal für Hamburg Trust gesichert und bis zum Closing vor Ort begleitet. Das Objekt fließt in den neuen Fonds „domiciliumINVEST 15 Austria“ von Hamburg Trust. Über den Verkaufspreis wurde Stillschweigen vereinbart. Kurt Rusam, COO von Eyemaxx: „Wir verspüren trotz Corona eine hohe Nachfrage am Markt nach unseren Immobilien. Die nun erfolgte Übergabe direkt bei Fertigstellung ist erneut Beleg für unser gutes Gespür beim Liegenschaftseinkauf und für unsere hohe Expertise bei der Projektentwicklung.“

haben zu deutlich besseren Zahlen der OnlineAnbieter beigetragen. So hat Zalando seinen Quartals-umsatz zuletzt um plus 20 Prozent steigern können, während Amazon im jährlichen Umsatzvergleich um 37 Prozent gewachsen ist. Auch die Heimausstatter/Baumärkte, der Diskonthandel und der Elektronikhandel wurden Ende Oktober 2020 wertvoller bewertet als noch zu Jahresbeginn. Der Textilhandel

gilt jedoch als klarer Verlierer: Die insgesamt positive Entwicklung des Textil- und Schuhhandels im Dreijahresvergleich mit einer Steigerung um rund plus 17 Prozent ist trügerisch. Sie ist auf die deutlich überdurchschnittliche Entwicklung von Unternehmen wie Nike (plus 116,7 Prozent) oder Fast Retailing Co. Ltd. aus Japan mit „UNIQLO“ als Kernmarke (plus 74,8 Prozent) zurückzuführen.

Globaler Branchenvergleich

COVID-Indikator  Die zweite Welle und die damit einhergehenden Lockdown-Maßnahmen waren Anlass genug für RE/MAX Commercial, einen globalen Blick auf Verlierer und Gewinner der COVID-19-Pandemie zu werfen. Als Basis für die Analyse diente die Kursentwicklung am Aktienmarkt. So wurden auf Grundlage der umsatzstärksten Einzelhändler der Welt die Kursentwicklung im Zeitraum 1. Jänner 2020 – 31. Oktober 2020 und im Zeitraum von drei Jahren, vom 1. November 2017 – 31.Oktober 2020, analysiert. Dabei wurden folgende Branchen berücksichtigt: Warenhäuser, Diskont, Elektronik, Heimausstatter, Supermärkte, Textil/Schuhe, Luxus und Online. Von den acht untersuchten Branchen konnten kurzfristig nur vier ihre Kapitalmarktwerte erhöhen, während vier weitere zum Teil auch sehr deutliche Kursverluste hinnehmen mussten. Wenig verwunderlich: Im Dreijahresvergleich ist der Online-Handel mit einer durchschnittlichen Kurssteigerung von rund plus 120 Prozent der absolute Sieger, der größte Teil (79 Prozent) davon kommt allerdings aus dem aktuell laufenden Jahr bis 31. Oktober. Geschlossene Geschäfte, aber auch die Angst vor persönlichem Kontakt zu anderen Menschen

Winter 2020

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Unternehmen & Projekte

Serviced Apartments

Wachstum

Kaum Schnäppchenpreise

Hotelmarkt  Rund 90 Prozent der Hotelbetreiber planen, ihr Hotelportfolio auszubauen, insbesondere durch die Übernahme von Wettbewerbern. Schnäppchenpreise für Hotels sind trotz Corona derzeit nur selten zu finden, die Kaufpreiserwartung sinkt, bleibt aber auf einem weitestgehend stabilen Niveau. Das sind die wichtigsten Ergebnisse des neuen Sentiment Report 2020/21 von Engel & Völkers Hotel Consulting (EVHC), der die Stimmungslage auf dem deutschen Hotelmarkt untersucht hat. Datengrundlage bildet dabei eine anonyme Befragung, an der mehr als 250 Hotel-Experten (Investoren, Projektentwickler, Hoteliers, Hotelbetriebsgesellschaften) im Oktober dieses Jahres teilgenommen haben.

a&o Hostels kooperieren mit Procap

Barrierefreies Reisen   Die Zusammenarbeit mit Procap, dem Spezialisten für barrierefreies Reisen aus der Schweiz, sei ein „weiterer und wichtiger Schritt für echte und nachhaltige Reisefreiheit“, so Europas größte Hostel-Kette a&o. Procap ist seit 25 Jahren auf barrierefreies Reisen spezialisiert. Bereits 90 Prozent der a&o-Standorte bieten heute mindestens ein barrierefreies Zimmer, dazu barrierefreie Haupteingänge und Frühstücksräume oder rollstuhlgerechte Aufzüge. Auch in intuitive, taktile oder sensuelle Hilfen

für seh- oder hörbehinderte Menschen soll künftig mehr investiert werden. Barrierefreie Tagungen stehen ebenfalls auf der Agenda der Budgetgruppe. „Wir wünschen uns, dass Reisen für Menschen mit Behinderungen sehr viel selbstverständlicher und komfortabler wird“, so Helena Bigler, Leiterin Reisen und Sport. Schon Bewegungsmelder, Handgriffe in den Duschen oder Türklingeln für die Anreise sorgen für mehr Barriere- und somit Bewegungsfreiheit für Reisende mit Handicap.

People in Motion - People in Motion - People in Motion

Mit Anfang Oktober hat Jay Jhingran offiziell die Funktion als General Manager im Designhotel DAS TRIEST übernommen.

Kempinski Hotels hat Peter Fiedler zum Chief Financial Officer und Mitglied des Vorstands ernannt.

Die Reinberg Gruppe erhält mit Alexander Raev einen neuen gerichtlich beeidigten und zertifizierten Sachverständigen.

News Ticker London calling: Hyatt plant in Zusammenarbeit mit der Olympus Property Holding Limited die Neueröffnung eines Hyatt Regency Hotels in London für 2024. Zusätzlich eröffnet das Park Hyatt London River Thames im Jahr 2022. Übergabe: Die CV Real Estate hat ein Hotelprojekt mit 166 Zimmern auf vier Etagen an den künftigen Nutzer, das Hilton Garden Inn Munich Messe, übergeben.

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ImmoFokus

Fotos: a&o Hostels, DAS TRIEST/Sabine Klimpt, Kempinski Hotels, Reinberg Gruppe

Die Radisson Hotel Group plant, ihr Serviced Apartments Portfolio innerhalb der nächsten fünf Jahre im Wirtschaftsraum Europa, Naher Osten und Afrika (EMEA) mehr als zu verdoppeln. Derzeit machen Serviced Apartments rund 10 Prozent des EMEAPortfolios der Gruppe aus, das entspricht 45 Hotels in Betrieb oder in Entwicklung mit mehr als 5.400 Studios oder Apartments für Langzeitaufenthalte. Die Radisson Hotel Group betreibt ihre Serviced Apartments als eigenständiges oder Mixed-Use-Objekt in Kombination mit einem traditionellen Hotelbetrieb. Die Serviced Apartments wurden als Erweiterung des bestehenden Markenportfolios der Radisson Hotel Group entwickelt, um den verschiedenen Segmenten von der Mittelklasse bis zur Luxuskategorie gerecht zu werden. Geplant sind in Kürze neue Serviced Apartments in Paris, Amsterdam, Dubai, Istanbul, Larnaca, Cortina, Kairo und Riad.


Kurz & Bündig > Hotel

Soravia & Planquadr.at

Globale Hotelketten mit leichtem Aufwärtstrend

Beteiligung

Vorsichtiger Optimismus

Soravia übernimmt 50 Prozent am renommierten Immobilien-Projektentwickler Planquadr.at. Gemeinsam wollen sie aus regionalen Markt-Expertisen und jahrelangem Know-how wertvolle Synergien gewinnen und nutzen. Planquadr.at zählt zu den erfolgreichsten Projektentwicklern in Salzburg sowie im benachbarten Süddeutschland. Zu den Projekten von Planquadr.at zählt derzeit unter anderem die BusinessImmobilie Helix in der Nähe von Salzburg. Aktuell arbeiten die beiden Partner an der Entwicklung des Projekts „Klosterpark Salzburg“ mit einem Boutique-Hotel, hochwertigen servicierten Eigentumswohnungen und der Modernisierung der bestehenden Schule und des Kindergartens. Viele weitere Projekte sind geplant.

Mit der Ankündigung durch Biontech und Pfizer, einen Impfstoff mit 90-prozentiger Wirksamkeit gegen das Corona-Virus entwickelt zu haben, erlebten die Börsen weltweit erstmals seit Ausbruch der Pandemie eine Börsenrallye im touristischen Segment. So stieg der Kurs von Pfizer an einem Tag um 14 Prozent, jener von Carnival Cruises um rund 40 Prozent. Auch die stark angeschlagene Lufthansa konnte um 20 Prozent zulegen – allerdings sehen Analysten weiter große Herausforderungen auf das Unternehmen zukommen. Schätzungen zufolge könnte die Lufthansa im laufenden Quartal bis zu 350 Millionen Euro verbrennen. Interessant ist auch die Betrachtung der Finanzmärkte in Bezug auf die großen Hotelketten, die – zumindest ansatzweise – wieder einen Auf-

wärtstrend verzeichnen können. Laut Monika Rosen-Philipp, Chefanalystin UniCredit Bank Austria Premium Banking, sorgt das schrittweise Eindämmen der Pandemie vor allem in China wieder für eine bessere Auslastung. Sowohl die Aktien von Hilton als auch Marriott haben durch hoffnungsvolle Nachrichten insgesamt positiv reagiert – als Fazit kann man festhalten, dass die Tourismus- und Hotelbranche international auf eine leichte Verbesserung hoffen kann. „Die Börsen haben das goutiert. Beim letzten Quartalsergebnis von Hilton war seitens der Analysten ein leichter Verlust je Aktie erwartet worden, es gelang aber ein kleiner Gewinn. Europa muss bei der Auslastung aber noch nachziehen“, merkt Monika Rosen-Philipp an.

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Herbst 2020

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Unternehmen & Projekte

Logistikfonds mit 900 Millionen

Voll investiert

Stadt der kurzen Wege

Pandemie-Frust  Das aktuelle Arup City Living Barometer gibt Antworten auf die Frage, wie sich die urbane Dichte in COVID-19-Zeiten auf das Lebensgefühl der Menschen auswirkt. Vom 29. Oktober bis zum 5. November 2020 wurden jeweils 1.000 Menschen in Berlin, London, Paris, Mailand und Madrid befragt. Das Ergebnis ist ein Plädoyer für das Konzept der 15-Minuten-Stadt. Dieses besagt, dass die Umweltbedingungen sich verbessern und die Lebensqualität steigt, wenn Arbeitsplätze, Einkaufsmöglichkeiten, Kindergärten, Ärzte, Parkanlagen und Co. innerhalb von 15 Minuten zu Fuß oder mit dem Fahrrad erreichbar sind. Vor allem Berlin sei diesem Ideal besonders nah - nur 30 Prozent hätten über einen Umzug ins Umland nachgedacht.

Goldbeck baut für Siemens in Frankfurt

Neue Siemens-Niederlassung  Im Gateway Gardens, direkt am Frankfurter Flughafen, entwickelt der Auftraggeber Siemens Real Estate (SRE) nicht nur den neuen Standort der Siemens-Niederlassung Frankfurt, sondern erstmalig mehrheitlich Büroflächen für externe Mieter. Goldbeck realisiert nach einem Entwurf von Holger Meyer Architektur aus Frankfurt zwei Gebäude mit insgesamt annähernd 34.000 Quadratmetern vermietbarer Fläche. Der Baubeginn soll Anfang des kommenden Jahres erfolgen. Die Fertigstellung ist für 2023 vorgesehen. Das

Vorhaben setzt sich aus zwei Gebäuden mit insgesamt rund 34.000 Quadratmetern vermietbarer Fläche zusammen. Für beide Gebäude ist die Zertifizierung nach-Gold- und DGNB-Standard angestrebt. Goldbeck baut mit System: Die Elemente, aus denen sich das Gebäude zusammensetzt, fertigt das Unternehmen in eigenen Werken vor und montiert sie passgenau auf der Baustelle – unabhängig von Wind und Wetter. Für den Bauherrn bedeutet das Kosten- und Terminsicherheit bei hoher Qualität.

People in Motion - People in Motion - People in Motion

Erik Duckstein verantwortet als Regional Manager Süd die Marktbetreuung in Bayern und Österreich bei Garbe.

Mit Thierry Bougeard erhält BNP Paribas Real Estate einen neuen Head of Logistics and Industrial.

Stefan Krauter, CEO von Cargo Partner, wurde von der Zeitung „Verkehr“ als Logistik-Manager des Jahres ausgezeichnet.

News Ticker Offener Spezialfonds: Der europäische Branchenspezialist für Logistik und Unternehmensimmobilien Palmira legt einen Core-Logistikimmobilien-Fonds mit einem Volumen von 650 Millionen Euro auf. Vermietung:  2VN Immo Concito hat über BNP Paribas Real Estate eine Logistikanlage in Frankfurt-Seckbach erfolgreich gemietet.

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ImmoFokus

Fotos: Esther Horvath, Siemens AG, BNP Paribas Real Estate

Der internationale Immobilien-Investmentmanager Savills Investment Management hat seinen European Logistics Fund 2 (ELF 2) mit Investoren aus Deutschland und der Schweiz voll investiert. Zuletzt wurde ein Logistikgebäude in Venray in den Niederlanden erworben, welches das Portfolio des im Juli 2015 aufgelegten Fonds komplettiert. Der Kaufpreis liegt bei rund 32,5 Millionen Euro. Verkäufer und Mieter des Logistikobjekts ist Cordstrap B.V., ein führendes Unternehmen im Bereich der Ladungssicherung. Insgesamt hält der ELF 2 nun 27 Immobilien in sechs europäischen Ländern mit einem Verkehrswertvolumen von 900 Millionen Euro. In Summe verwaltet Savills IM in Europa Logistikimmobilien mit einem Volumen von rund 4,6 Milliarden Euro. Der ELF 2 wurde Anfang des Jahres 2019 für neue Anleger geschlossen und hat in Summe 560 Millionen Euro Eigenkapital eingesammelt.


Kurz & Bündig > Logistik

Airport City wächst weiter

Deutsche Logistik Holding  Gleich drei Logistikimmobilien mit einer Fläche von ca. 17.000 Quadratmetern errichtet die Deutsche Logistik Holding (DLH) auf einem rund 30.000 Quadratmeter großen Grundstück in der Airport City. „Mittels dieser Vertragsunterzeichnung konnte unsere Projektentwicklungsarbeit im Gewerbegebiet Future Zone East zu einem erfolgreichen Abschluss gebracht werden. Es ist uns in den letzten Jahren gelungen, hunderte Arbeitsplätze direkt in der Region zu schaffen“, so Wolfgang Scheibenpflug, Bereichsleiter des Immobilien- und Standortmanagements. Die Gebiete rund um den Flughafen Wien sind ein optimaler Standort für Unternehmen, die Wachstumsmöglichkeiten, eine umfassende Nahversorgungs- und Verkehrsinfrastruktur sowie eine leistungsfähige Anbindung an internationale Märkte suchen. Gemeinsam mit den Nachbargemeinden und Wirtschaftsorganisationen vermarktet der Flughafen Wien die Region auch als Betriebsstandort für lokale und internationale Unternehmen. Dies schafft neue Arbeitsplätze und stärkt Kaufkraft und Lebensqualität in der gesamten Region.

SCHLÜSSEL ZUM ERFOLG

Logistikportfolio in Madrid

Real I.S. kauft zu  Real I.S. hat ein Logistikportfolio im Großraum Madrid erworben. Dieses besteht aus zwei Logistikimmobilien in Getafe und Torrejón de Ardoz mit rund 110.000 Quadratmeter Gesamtmietfläche. Erworben wurden die Objekte im Auftrag des Immobilien-Spezial-AIF „Real I.S. BGV VII Europa“. Verkäufer der Immobilien ist die Patrizia AG. Der Kaufpreis beträgt rund 150 Millionen Euro. Die modernen Logistikhallen wurden 2016/2017 errichtet. Alleinmieter der Liegenschaft in Getafe ist der globale E-Commerce-Gigant Amazon. Die Immobilie umfasst rund 60.000 Quadratmeter Mietfläche. Das Objekt in Torrejón mit rund 50.000 Quadratmeter Mietfläche ist nahezu voll vermietet. Hauptmieter ist der spanische Lebensmittelhändler und Wholeseller GM FOOD.

CBRE Global Investors kauft für die Zurich Gruppe

Airpark Berlin

CBRE Global Investors hat für die Zurich Gruppe Deutschland, Teil des Schweizer Versicherers Zurich Insurance Group, den hochmodernen knapp 159.000 Quadratmeter großen Airpark Berlin von Patrizia erworben. Der Logistikpark befindet sich in unmittelbarer Nähe zur Berliner Innenstadt und umfasst rund 71.700 Quadratmeter Lager- und Logistikfläche, 5.500 Quadratmeter zusätzliche Mezzanin-Fläche und knapp 6.000 Quadratmeter Bürofläche. Mit fast 94 Prozent ist der Park nahezu voll vermietet; die Mieter kommen aus der Industrie-, Lebensmittel- und Logistikbranche. CBRE Global Investors wurde bei der Transaktion von CBRE, Drees & Sommer und Linklaters beraten, der Verkäufer von BNP Paribas Real Estate und EY. Allein in diesem Jahr erwarb CBRE Global Investors 29 Objekte in neun Ländern mit einem Gesamtvolumen von rund 715 Millionen Euro.

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Unternehmen & Projekte

UBM steigert Gewinn

Die UBM Development steigerte in den ersten drei Quartalen 2020 das Ergebnis vor Steuern um 10 Prozent auf über 50 Millionen Euro. Die Cash-Reserven liegen mit mehr als 230 Millionen Euro sogar höher als vor Corona, auch das Eigenkapital ist auf einem Höchststand. Die mittlerweile wieder auf 2,2 Milliarden Euro angewachsene Entwicklungspipeline besteht nun zu 50 Prozent aus Wohnen und zu 30 Prozent aus Büro, mit nur mehr 15 Prozent im Hotelbereich. Trotz COVID-19 war UBM an der Verkaufsfront in den vergangenen Monaten überaus erfolgreich: In weniger als einem Jahr wurden 1.000 Wohnungen verkauft – so viele wie nie zuvor. Allerdings erwirtschaftete die UBM in den ersten drei Quartalen 2020 eine Gesamtleistung von 292,1 Millionen Euro, deutlich weniger als die 460,4 Millionen Euro in der Vergleichsperiode vor Corona.

Instone-Bilanz

Zurückhaltung  Nach einem guten Start in das Geschäftsjahr wurde für Instone Real Estate Group im zweiten Quartal 2020 die Verlangsamung der wirtschaftlichen Aktivitäten infolge der COVID-19-Pandemie spürbar. Die temporär geringere Kundennachfrage und insbesondere die Verschiebung von Vertriebsstarts neuer Projekte beeinträchtigen die Geschäftsentwicklung in 2020 insgesamt. Die bereinigten Umsatzerlöse lagen in den ersten drei Quartalen 2020 trotz der Nachfrageschwäche und Verschiebung von Vertriebsstarts mit 291,3 Millionen Euro aber nur leicht um 3,7 Prozent unter dem Vorjahr. Für das Gesamtjahr 2020 geht der Vorstand unverändert von bereinigten Umsatzerlösen von 470 bis 500 Millionen aus.

Markteintritt für CER III in Wien

CRIM kauft für 90 Millionen zu  Catella Residential Investment Management (CRIM) mit Sitz in Berlin hat für den Catella European Residential Fund III (CER III) zwei Wohnungsbauprojekte in Wien und eins in Nieuwegein bei Utrecht in den Niederlanden für insgesamt rund 90 Millionen Euro erworben. Bei den beiden Immobilien in Wien handelt es sich um schlüsselfertige Bauprojekte. Die erste befindet sich im 21. Wiener Gemeindebezirk in der Nähe des Bahnhofs Floridsdorf. Das 155 Einheiten umfassende Projekt mit 51 Tief-

garagenstellplätzen und 265 Fahrradständern befindet sich in der Schöpfleuthnergasse und wurde für rund 40 Millionen Euro erworben. Das „U-förmige“ Gebäude wird gut konzipierte Ein- bis Vierzimmerwohnungen mit durchschnittlich 55 Quadratmetern pro Einheit umfassen. Die Fertigstellung soll 2022 erfolgen. Bei dem zweiten Erwerb für rund 20 Millionen Euro, „Klosterneuburg“, handelt es sich um eine Immobilie mit 70 Wohneinheiten. Das Bauprojekt wird Anfang 2021 fertiggestellt.

People in Motion - People in Motion - People in Motion

Der Aufsichtsrat der Wiener Versicherung hat Hartwig Löger zum Mitglied des Vorstandes der Vienna Insurance Group bestellt.

Gerda Holzinger-Burgstaller wird neue CEO der Erste Bank Österreich. Sie folgt zum 1. Januar 2021 Peter Bosek nach.

Markus Kuttner verstärkt als Managing Director die Leitung von CC Real Investment und das Führungsteam der CC Real.

News Ticker Finanzierung: Die Berlin Hyp stellt einem Sondervermögen der Real I.S. einen dreistelligen Millionenbetrag zur Verfügung. Finanziert wird der Ankauf eines Wohnportfolios mit Gewerbeanteil an vier Standorten in Deutschland. Leipzig: Das Imfarr-Projekt „Freiladebahnhof Eutritzscher Straße“ erhält grünes Licht: 2.400 Wohnungen sollen unter anderem entstehen.

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ImmoFokus

Fotos: CBRE, Schöpfleuthnergasse Development/Catella Residential Investment Management, 3SI Immogroup | MW-Architekturfotografie, Michael Hetzmannseder, Erste Group/Marion Payr, VIG

Hohe Reserven


Kurz & Bündig > Invest

Stilaltbau in der Seisgasse

Neuer Glanz  Nach Monaten umfangreicher Sanierungsarbeiten an der Außenfassade sowie im Inneren des Altbaus erstrahlt das zentral gelegene Gründerzeithaus beim Alois-Drasche-Park wieder in neuem Glanz. Das unweit des Südtiroler Platzgelegene Zinshaus in der Seisgasse 18 im 4. Wiener Gemeindebezirk, Anfang des Jahres durch die 3SI Immogroup erworben, war seit dem Frühling aufwändig saniert worden. Zahlreiche Stuckelemente wurden neu angebracht. „Die Seisgasse ist ein absolutes Vorzeigeobjekt für das breitgefächerte Leistungsspektrum der 3SI Immogroup ebenso wie für die Wichtigkeit, die jede Revitalisierung historischer Bauten in Wien für unser Unternehmen hat“, zeigt sich Michael Schmidt, Geschäftsführer der 3SI Immogroup, stolz.

Spezielle Assetklasse: Seniorenimmobilien

Nachhaltige Renditen  Demographische Entwicklung, erhöhter Pflegebedarf und steigende Qualitätsansprüche der älteren Bevölkerung - vor allem in wohlhabenden Ländern - haben die Anforderungen an Seniorenimmobilien nachhaltig verändert und die Möglichkeiten von Immobilien-Investments verändert. Die Bank Gutmann investiert für institutionelle Anleger verstärkt in Sozialimmobilien in Deutschland und Österreich. Die Renditen von Seniorenimmobilien haben sich in den letzten Jahren durchgehend positiv entwickelt. Die Gründe dafür liegen auf der Hand: Betrug etwa in Deutschland der Anteil der über 80-Jährigen an der Gesamtbevölkerung im Jahr 2000 noch 3,8 Prozent, macht diese Gruppe aktuell bereits 7,5 Prozent aus und bis

zum Jahr 2050 ist eine Verdopplung prognostiziert. Hinzu kommt, dass immer weniger ältere Menschen im Familienverbund betreut werden können und der Anteil an Mehrbettzimmern in Senioreneinrichtungen zurückgeht. Allein in Deutschland ist das Transaktionsvolumen bei Seniorenimmobilien im 1. Halbjahr 2020 auf rund 890 Millionen Euro gestiegen. Rund ein Viertel davon geht auf Aktivitäten der Bank Gutmann zurück. Die österreichische Privatbank avancierte in den letzten Jahren in diesem Segment durch ihr frühzeitiges Engagement zu einem der wesentlichsten Player am Markt. Die Bank Gutmann arbeitet in diesem Umfeld eng mit der in München ansässigen SHI Management zusammen.

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Herbst 2020

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Unternehmen & Projekte

Immobilienmarktdaten

AIT Austrian Institute of Technology

Transparenz

Kampf gegen Fake News

IMMOunited, der österreichische Marktführer in der Bereitstellung von Immobilienmarktdaten, punktet ab sofort mit der modernisierten Plattform checkIMMO.com auch bei Privatkunden. Sie erhalten den bestmöglichen Einblick in den heimischen Immobilienmarkt. Eigentümer und Geschäftsführer Roland Schmid über den Relaunch von checkIMMO: „Unser Anspruch war, checkIMMO den spezifischen und individuellen Bedürfnissen unserer Privatkunden noch besser anzupassen. Auch die Nutzerfreundlichkeit wurde stark verbessert. Mit checkIMMO garantieren wir die vollständige Transparenz durch heimische Immobilienmarktdaten – für jedermann und jede Frau.“

Am AIT Austrian Institute of Technology wird ein Software-System entwickelt, das Hinweise auf gefälschte Texte, Bilder, Audiosignale und Videos bündelt und daraus eine gesamthafte Einschätzung des Wahrheitsgehaltes einer Nachricht erstellt. In Krisenzeiten wie der aktuellen COVID-19-Pandemie hat Desinformation einen neuen negativen Gipfelpunkt erreicht, sowohl staatliche Organisationen und Medienunternehmen als auch jeder einzelne Bürger stehen vor großen Herausforderungen, für die es derzeit kaum geeignete Antworten oder wirksame Gegenmaßnahmen gibt. Ein zur Zeit heiß diskutierter Bereich sind „Deep Fakes“, also manipulierte Videos, in denen die handelnden Personen ausgetauscht wurden bzw. ihnen Aussagen in den Mund gelegt werden, die sie niemals gesagt haben. Die Grundlage für gefälschte Bilder sind sogenannte „Generative Adversorial Networks“ (GAN). Dabei handelt es sich um zwei miteinander gekoppelte Deep-Learning-Systeme: Ein „Generator“ erzeugt künstlich Bilder, ein „Diskriminator“ versucht, diese als echt oder falsch einzustufen. In vielen Runden lernt der Generator, bessere Bilder zu fälschen, und der Diskriminator, diese korrekt zu klassifizieren. „Die

Vorreiterrolle  Mit dem Peak Vienna, dem früheren Floridotower, hat Drei das erste Bürogebäude des Landes für die flächendeckende Indoor-Coverage vollständig bis in die die innersten Bereiche mit 5G-Minizellen, sogenannte Qcells, ausgestattet. Insgesamt 36.000 Quadratmeter Bürofläche samt Innenhof Aufzügen und Tiefgarage versorgt Drei im aktuellen Ausbaustand auf diese Weise mit gemessenen Rekord-Übertragungsraten am Handy von mehr als 1 Gigabit/Sekunde - schneller als herkömmliche Büro-Netze und mehrfach so schnell wie gängige WLAN-Netzwerke. Die 5G Qcell Indoor-Antennen von ZTE lassen sich schnell und einfach installieren und bringen hochqualitativen 5G Empfang. Im Peak Vienna wurden zwei Qcell-Antennen in jedem Stockwerk installiert. Insgesamt werden durch mehr als 100 Antennen, davon allein 87 ZTE Qcells, sämtliche Gebäudeteile abgedeckt.

Ähnliches lässt sich auch auf Videos anwenden. Beim „Face Swapping“-Verfahren lernt ein KI-System, das Gesicht von Person A zu rekonstruieren. Ein weiteres System analysiert Bewegungsmuster von Person B. Im nächsten Schritt wird das Gesicht von A mit dem Bewegungsstil von B verknüpft („Style Transfer“), wodurch täuschend echte Videos von Situationen entstehen, die es in der Realität nie gab. „Die Software dafür ist gratis im Netz erhältlich, es gibt sogar gute Anleitungen, die man nur Schritt für Schritt ausführen muss“, berichtet Alexander Schindler, Fake-News-Experte und Data Scientist am AIT. Allerdings – und das ist die gute Nachricht dabei – sei dieses Verfahren für hochqualitative Fakes sehr aufwändig und daher noch nicht massentauglich. Die berühmt gewordenen gefälschten Videos von Spitzenpolitikern seien das Ergebnis von professionellen Produktionen durch hochspezialisierte Teams, erklärt der Forscher.

People in Motion - People in Motion - People in Motion

Startup- und Innovationsexperte Alexander M. Schmid wird CFO bei Rhomberg Ventures.

Loxone CEO Rüdiger Keinberger freut sich über eine Kooperation mit Fenster- und Schiebetüren-Hersteller Schüco.

Rendity Gründer Tobias Leodolter freut sich über ein Umsatzplus von 105 Prozent für 2020.

News Ticker Übernahme: SAP-Konkurrent Salesforce verleibt sich den Bürochat-Anbieter Slack für 26 Milliarden Dollar ein. 5G Netze: Österreichs erster 5G Büro-Tower steht in Wien Floridsdorf. Drei hat den Peak Vienna (Floridotower) vollständig bis in die innersten Bereiche mit 5G-Minizellen, sogenannte Qcells, ausgestattet.

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ImmoFokus

Fotos: Rhomberg Ventures, Loxone, Rendity

Erster 5G-Büro-Tower

beiden Künstlichen Intelligenzen trainieren einander gegenseitig“, erläutert Ross King, Leiter der Competence Unit Data Science & Artificial Intelligence am AIT.


Kurz & Bündig > Digital

Digitale Immobilientransaktion

Premiere  Die BUWOG und die Realest8 setzten im Juni 2020 bereits den ersten volldigitalen Liegenschaftskauf Österreichs um. Im Zuge dieses Immobiliendeals, bei dem ein Motorradstellplatz im 12. Wiener Gemeindebezirk von der BUWOG an eine private Käuferin übertragen wurde, erfolgten sämtliche Transaktionsschritte - von der notariellen Beglaubigung sowohl des Kaufvertrages als auch der Pfandurkunde inklusive entsprechender Finanzierung - papierlos. Möglich gemacht hat die digitale Umsetzung der Transaktion die Wiener COVID-19-Gesetzgebung und der im April 2020 zur Verhinderung einer weiteren Verbreitung des Virus in Kraft getretene § 90a der Notariatsordnung. Dieser Norm entsprechend können seit dem 5. April 2020 die für die Errichtung von Urkunden erforderlichen notariellen Amtshandlungen auch unter Nutzung von elektronischen Kommunikationsmöglichkeiten vorgenommen werden. Die technische Durchführung des Immobiliendeals erfolgte dabei über die elektronische Plattform der Realest8 und einen elektronischen Datenraum. Dafür wurde ein Video-Call-Tool verwendet, mit Hilfe dessen sämtliche Urkunden nach Identifikation über WebID zwischen den Vertragsparteien über das Verhandlungstool der Plattform ausverhandelt wurden. Nach Abstimmung und Finalisierung der Verträge wurden die authentifizierten Urkunden in den Datenraum geladen, die Identitäten der Vertragsparteien nachgewiesen und die digitalen Unterschriften während des Video-Calls über einen geteilten Bildschirm vom Notar beglaubigt. Anschließend wurde die Eintragung des Eigentums- und Pfandrechts beim zuständigen Grundbuchsgericht beantragt und in weiterer Folge verbüchert.

Digitalisierungsinvestitionen

Digitale Meetings  Gut jedes deutsche vierte Unternehmen der Immobilienwirtschaft (27 Prozent) investiert mittlerweile mehr als fünf Prozent seines Jahresumsatzes in die digitale Transformation. Insbesondere der Vergleich im Zeitverlauf zeigt: Digitalisierungsinvestitionen sind in der Immobilienwirtschaft zu einer festen, signifikanten Größe aufgestiegen. Vor zwei Jahren lag der Anteil der Unternehmen, die mehr als fünf Prozent ihres Umsatzes auf die Digitalisierung verwendeten, mit 14 Prozent gerade einmal bei der Hälfte. Gerade in der Corona-Pandemie zeigt sich, wie wichtig die Investitionen in Digitalisierung sind: Eine deutliche Mehrheit der Befragten (84 Prozent) gibt an, dass ihr Unternehmen die Krisensituation ohne digitale Technologien nicht unbeschadet überstehen könne. Und knapp 80 Prozent erwägen eine dauerhafte Ausweitung von Home-Office und digitalen Meetings in ihren Unternehmen. Das sind Ergebnisse der aktuellen Digitalisierungsstudie von EY Real Estate und dem Zentralen Immobilien Ausschuss (ZIA), die in diesem Jahr bereits zum fünften Mal in Folge erhoben wurde. Für die Studie wurden im Sommer 2020 insgesamt rund 250 Mitarbeiter von privatwirtschaftlichen wie auch öffentlichen Unternehmen mit Bezug zur Immobilie befragt.

Die neue KONE DX-Klasse: Intelligente Aufzüge für digitale Gebäude Erleben Sie die weltweit erste Aufzugsreihe mit serienmäßig eingebauter digitaler Konnektivität und sicheren, offenen Schnittstellen. Die KONE DX-Aufzüge lassen sich mit allen denkbaren Geräten und Anwendungen einfach und umstandslos verbinden. Dazu zählen beispielsweise Lieferroboter in Hotels und Pflegeeinrichtungen, Sprachassistenten, Navigationssysteme und ganze gebäudetechnische Systeme. Auch elektrische Türen und Tore können mit der DX-Klasse kommunizieren. Treten Sie ein in eine neue Ära unter: www.kone.at/neubau/aufzuege Herbst 2020

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Unternehmen & Projekte

Luftreiniger

Gesunde Luft

Übernahme

Adomo & Duo  Der Facility Services-Anbieter Adomo, ein Tochterunternehmen des Projektentwicklers Soravia, hat die Duo Holding übernommen und führt damit seine Expansion fort. Damit deckt die Adomo nun mit 13 Dienstleistungsunternehmen österreichweit die Geschäftsbereiche Gebäudereinigung, Schädlingsbekämpfung, Hausbetreuung, Hausverwaltung, Immobilien Vermarktung und Beratung, Sicherheitstechnik sowie Energieund Gebäudemanagement ab.

Desinfektionssystem für Seilbahnen

Sekundenschnell eingenebelt  Die Wintersaison wird heuer für Skifahrer anders als gewohnt ablaufen. Betreiber der Skigebiete sehen sich vor besondere Herausforderungen gestellt. Saubere, keimfreie Seilbahnkabinen spielen eine wichtige Rolle, um Gäste vor einer Ansteckung mit dem Coronavirus zu schützen. „Unser Desinfektionssystem arbeitet vollautomatisch und in Sekundenschnelle. Mittels Vernebelungs- oder auch Aerosoldesinfektion wird aus einem flüssigen Wirkstoff sogenannter Trockennebel erzeugt“, erklärt Markus Grundner, Key Account

& Operations Manager bei ÖWD cleaning services. Angewendet wird eine Technologie namens „BiOxi“ des niederösterreichischen Partnerunternehmens Brandner Hygiene. Das Desinfektionssystem wird in der Bergstation aufgestellt, mittels einer Lichtschranke wird die Vernebelung ausgelöst. Für die Bedienung ist kein zusätzliches Personal notwendig. Im Normalfall reicht eine Sekunde aus, aber wenn es sich um große Kabinen handelt, in der etwa 20 Personen Platz finden, kann die Länge der Vernebelung variieren.“

People in Motion - People in Motion - People in Motion

Der Fachverbandausschuss des Fachverbands Gas Wärme bestätigt Peter Weinelt als Obmann für weitere fünf Jahre.

Philipp Gansch wurde zum Vorsitzenden der Drees & Sommer Geschäftsführung in Österreich bestellt.

Wolfgang Hucek seit November 2020 neuer Geschäftsführer von Trox Austria.

News Ticker IFMA-Austria Zukunftsforum:  Neues White Paper „FM for Future - Energieeffizienz und Klimaschutz“ erschienen. Geiger Facility Management hat die goldene Medaille für Umwelt, Nachhaltige Beschaffung, Arbeits- und Menschenrechte sowie Ethik von der Nachhaltigkeits-Bewertungsplattform EcoVadis erhalten.

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ImmoFokus

Fotos: OWD, Michael Hetzmannseder, Trox Austria, Dreso, Wiener Stadtwerke/Kurt Keinrath

Sinkende Temperaturen, vermehrt genutzte Innenräume, Aerosole – eine ungesunde Mischung in Zeiten von COVID-19. Was die Lüftungs- und Klimabranche dagegen tun kann, zeigt Trox mit einem neuartigen Luftreiniger, der jetzt auf den Markt kommt. Das System präsentiert sich als die ideale Lösung für Innenräume ohne ausreichende mechanische Lüftung. Das zweistufige Hochleistungsfiltersystem ist in der Lage, weit über 99,95 Prozent der Viren aus der Luft zu entfernen. Dabei kommt ein hocheffizienter H13-HEPA-Filter zum Einsatz. Die Kapazität des Gerätes liegt bei 1.600 Kubikmeter pro Stunde und ist damit auch für größere Räume wie Klassenzimmer, Konferenzräume oder Restaurants geeignet. Im Normalbetrieb beträgt der Luftdurchsatz rund 1.000 Kubikmeter pro Stunde. Das Filtersystem hat mit seiner intelligenten V-förmigen Anordnung eine Filterfläche von rund 47 Quadratmeter. Das bedeutet lange Betriebszeiten, der HEPA–Filter muss erst nach ca. zwei Jahren getauscht werden. Der Energieverbrauch ist sehr gering - nur 0,095 kW bei 1.000 Kubikmeter pro Stunde Luftvolumenstrom.


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Kurz & Bündig > Immobilienmanagement

Nachhaltigkeitsstrategie

Gamechanger ESG

Einfach konfigurierbar: TwinCAT 3 Lighting Solution für DALI-2

80 Prozent aller institutionellen Investoren berücksichtigen derzeit schon Nachhaltigkeitskriterien bei ihren Anlageentscheidungen. Fachmarktzentren sind daher aufgerufen, gezielt auf die neuen Anforderungen zu reagieren. Immobilienmanagern, die hier nicht frühzeitig handeln, drohen Wertverluste zwischen acht und 15 Prozent. Diese und viele weitere Erkenntnisse rund um ESG (Environment, Social, Governance) von Einzelhandelsimmobilien stellt der neue Fachmarktzentren Report vor, den METRO-ECE Centermanagement gemeinsam mit ihren Partnern Dr. Lademann & Partner, Nuveen Real Estate, Savills und WISAG vorgestellt hat. „Im Wirbel der CoronaKrise scheint Nachhaltigkeit vielerorts aus dem Blickwinkel geraten zu sein. Gerade in Umbruchzeiten eignet sie sich als Messlatte für zukunftsfähiges Wirtschaften“, sagt der COO Christian Schröder. Nachhaltigkeit ist der große Gamechanger bei Handelsimmobilien aller Assetklassen. Die Anforderungen aus Politik, Gesellschaft, Investmentgesellschaften und Handelsunternehmen sollte die Branche als Weckruf verstehen, um die Center fit zu machen für die Zukunft – zum Nutzen für Investments, Umwelt und Gesellschaft. In seiner aktuellen Marktanalyse mahnt Savills die Assetklasse der Fachmarktzentren, sich nicht auf ihrer Pole Position auszuruhen. Um diese Vorreiterrolle zu verteidigen, wird es immer wichtiger, sich im Wettbewerb um die Investorengelder frühzeitig auf die neuen Ansprüche der Investoren vorzubereiten.

Best-Recruiters-Studie 2020|2021

Gold-Siegel für ISS Österreich

ISS Österr+eich konnte im Rahmen der Best-Recruiters-Studie 2020/2021 zum siebten Mal in Folge den Branchensieg für sich beanspruchen. Im Gesamtranking machte das Unternehmen den hervorragenden 14. Platz. In der neu evaluierten Kategorie „Österreichs krisensicherste Unternehmen“ erreichte ISS Österreich den hervorragenden 10. von insgesamt 500 Plätzen. Im D-A-CH-Ranking hat das Unternehmen zuletzt Platz 19 erzielt und ist damit auch hier branchenführend. „Das Gold-Siegel in unserer Branche zu erhalten, bestätigt uns, dass unser hoher Qualitätsanspruch im RecruitingProzess auch von außen wahrgenommen wird“, so Brigitte ViragZvetolec, Head of People & Culture von ISS Österreich. Die CoronaKrise habe deutlich vor Augen geführt, dass die gesamte Branche systemrelevante Arbeit leistet. „Sei es im Gesundheitswesen, im öffentlichen Bereich oder in der Industrie – in all diesen Bereichen haben wir wesentlich zum Systemerhalt beigetragen. Das erfüllt uns mit Stolz und zeigt gleichzeitig auf, dass besonders in diesen Bereichen die professionelle und gezielte Mitarbeitersuche ein wichtiges Thema ist. Als Marktführer sehen wir uns in der Verantwortung, hier mit positivem Beispiel voranzugehen.“ Aktuell hat ISS Österreich rund 200 offene Stellen zu bieten und blickt auch trotz Corona optimistisch nach vorne: „Mit einer neuen Website sowie unserer umfassenden Employer-Branding-Kampagne wollen wir in unser 65-jähriges Jubiläumsjahr starten“, so Virag-Zvetolec abschließend.

www.beckhoff.at/lighting-solution Mit TwinCAT 3 Lighting Solution stellt Beckhoff eine Lichtlösung vor, die vom Engineering bis zur Wartung auf die Vereinfachung aller Arbeitsschritte setzt. Alle typischen Lichtregelungen sind integriert, die Anzahl der DALILinien ist unbegrenzt. TwinCAT 3 Lighting Solution ist auch für Betreiber leicht über Excel konfigurierbar und zugleich voll HTML- und webfähig, dezentral skalierbar sowie direkt über Panel bedienbar. Schnelle Funktionsänderungen, Adressierungen und Erweiterungen sind direkt im Betrieb möglich, ebenso wie von DALI-Linien unabhängige Gruppierungen.

Direkt vom Panel aus bedienbar: TwinCAT 3 Lighting Solution vereinfacht die Umsetzung individueller Lichtlösungen.

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Unternehmen & Projekte

FM-Anbieter in Europa

Transparenz

Facility-Services-Markt Österreich

Rekord vor Krise  Im Geschäftsjahr 2019 haben die Top20-Facility-Services-Anbieter in Österreich durch die Bank ein Umsatzwachstum verzeichnet. Im Durchschnitt legten sie um 7,5 Prozent zu, wobei der Löwenanteil davon organisch erzielt wurde. Das ist die stärkste Entwicklung seit 2014. Wachstum durch Übernahmen spielte dabei eine untergeordnete Rolle, wie Jörg Hossenfelder, geschäftsführender Gesellschafter von Lünendonk & Hossenfelder erklärt. Die Studie der Mindelheimer Marktforscher basiert auf Daten von 30 Unternehmen und analysiert die Marktentwicklung im Jahr 2019 sowie – mit gewissen Einschränkungen – in den nächsten Jahren. Für 2021 rechnen die Studienteilnehmer jedoch schon wieder mit einer Normalisierung des Geschäfts.

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Emissionsfreie Energieerzeugung

Wärmepumpen & Photovoltaik im Plus

Am Weg zur Dekarbonisierung des Gebäudesektors kommt Österreich im heurigen Jahr ein gutes Stück voran. Laut dem aktuellen Branchenradar Wärmepumpen, PhotovoltaikPaneele und Thermische Solarkollektoren in Österreich 2020 wächst der Markt im laufenden Jahr um rund zehn Prozent gegenüber Vorjahr. Der Umsatz der Hersteller klettert damit auf 313 Millionen Euro. Substanzielle Zuwächse gibt es sowohl bei Wärmepumpen als auch bei PV-Anlagen. Der Markt für Wär-

mepumpen erhöht sich um rund acht Prozent gegenüber Vorjahr auf 177 Millionen Euro. Bei Photovoltaik-Paneelen liegt das Erlösplus sogar bei dreizehn Prozent gegenüber Vorjahr, trotz anhaltend sinkender Preise. Die Wachstumsbeiträge kommen vor allem von Installationen auf Gewerbebauten (insbesondere landwirtschaftlichen Gebäuden) und von PVKraftwerken. Unter den Erwartungen entwickeln sich hingegen nach wie vor Thermische Solarkollektoren.

Übernahme

Polygon kauft Renovo  Mit der Übernahme von Renovo setzt Polygon seine Strategie fort, in allen operativen Ländern Nummer 1 bzw. Nummer 2 zu werden. Die Akquisition verstärkt die Marktposition von Polygon besonders im Zentralraum Wien und Niederösterreich. „Wir freuen uns über diese Zusammenführung. Renovo hat einen exzellenten Ruf am Markt. Die Hauptkunden von Renovo sind private und gemeinnützige Hausverwaltungen sowie Gewerbebetriebe“, so Robert Bermoser, Geschäftsführer von Polygon Austria. „Die Branche der Schadensbekämpfung ist Corona-resistent, die Pandemie hat die Investitionsfreude von Polygon nicht gebremst sondern viel mehr bestärkt“, meint Bermoser weiter. Die Kontinuität ist nach der

Übernahme gewährleistet: Der Firmenname Renovo bleibt in der Startphase erhalten und wird später schrittweise in Polygon eingegliedert. Peter Schmoll bleibt für drei Jahre Geschäftsführer und damit Teil des Polygon Management Teams. Polygon übernimmt alle 70 Mitarbeiter sowie den gesamten Kundenstock der niederösterreichischen Firma. Polygon Austria ist Teil der Polygon-Gruppe mit Hauptsitz in Schweden und hat sich auf die Sanierung von Brand- und Wasserschäden spezialisiert. Weitere Schwerpunkte setzt man auf Schimmelpilzsanierung, Maschinen- und Elektrosanierung sowie Leckortung und temporäre Klimalösungen.

Fotos: DHL, PIxabay

Aufgrund des breiten Spektrums von FM-Dienstleistungen fehlen bisher weitgehend aussagekräftige und vergleichbare Marktdaten. Wenn ein Unternehmen an einer internationalen oder auch nur an einer nationalen FM-Beschaffungsstrategie interessiert ist, müssen die richtigen Informationen oft von Grund auf zusammengetragen werden - ein zeitaufwändiger Prozess. Der Bericht von Drees & Sommer und RICS, Royal Institution of Chartered Surveyors, erhöht die Transparenz auf dem europäischen Markt und ermöglicht Unternehmen, potenzielle Anbieter zu identifizieren und gezielt anzusprechen. Gleichzeitig bietet er FM-Dienstleistern die Chance, sich international zu präsentieren. Der aktuelle Bericht enthält eine Analyse und Zusammenfassung für 21 FM-Dienstleister sowie einen Überblick über weitere 28 Anbieter. Die Informationen werden in regelmäßigen Zeitabständen ergänzt und aktualisiert. Darüber hinaus ist eine Online-Datenbank bereits in Vorbereitung, die tagesaktuelle Daten sowie eine detaillierte Analyse bestimmter Länder oder spezieller Dienstleistungen bieten wird.


Kurz & Bündig > Immobilienmanagement

Intelligentes Gebäude-Ensemble für 55 Millionen Euro

DHL Express setzt auf Sonnenkraft  Seit Mitte Oktober ist die neue Photovoltaik-Anlage am Dach des DHL Verteilzentrums Hörsching in Betrieb und produziert nachhaltigen Solarstrom. Die Zahlen sind beeindruckend: Insgesamt rund 6.300 Quadratmeter misst das imposante Dach der Halle des Verteilzentrums. Auf einem großen Anteil davon arbeitet nun eine Photovoltaik-Anlage, die nachhaltigen Strom durch Sonnenenergie produziert. „Wichtig war für uns, dass die Anlage sicher installiert und ideal dimensioniert ist - zusätzlich wollen wir die Werte in Echtzeit angezeigt bekommen“, führt Ken Straetman aus, der das Projekt seitens DHL als Projektleiter begleitet hat. So werden pro Jahr mehr als 334.000 Kilogramm CO2 eingespart werden, was rund 1,6 Millio-

nen Kilometer gefahrenen Autokilometern entspricht. Da das Gebäude ein angemietetes Neuobjekt ist, war es eine Herausforderung, das richtige Modell für die Installation und den Betrieb zu finden. „Gemeinsam mit unserem Investor Meir Immobiliengruppe und der Firma Hyres GmbH wurde ein Anlagenbetreiber gefunden, der das Dach gleichsam mietet und den Solarstrom ins öffentliche Netz einspeist. Fronius lieferte Wechselrichter und ist für die Wartung verantwortlich. Ein österreichischer Installateur hat hervorragende Arbeit bei der Montage am Dach geleistet“, so Michael Viehböck, DHL Express Marketing & Continuous Improvement Manager.

Heizkostenvergleich

Gas oder Scheitholz  Im aktuellen Heizkostenvergleich berechnet die Österreichische Energieagentur die Vollkosten und Umweltauswirkungen unterschiedlicher Heizsysteme. Betrachtet man den Preis, liegen Erdgassysteme im Neubau und in sanierten Einfamilienhäusern vorne, Scheitholz-Systeme in unsanierten Gebäuden. Ebenfalls „am Stockerl“ befinden sich die Fernwärme-Systeme, die Wärmepumpe Luft/Wasser, vereinzelt auch Pellets- und Öl-BrennwertHeizungen. Letztere hat es im unsanierten Gebäude nur aufgrund des aktuell niedrigen Heizölpreises auf den dritten Platz geschafft.

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Fotos: xxx

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PEMA Holding:

Die Heraus­forderungen des Jahres 2020 gemeistert Wesentliche Projektfortschritte auch in Krisenzeiten. Mit den beiden Leuchtturmprojekten P3 in Innsbruck und dem Haus am Schottentor in Wien beweist die PEMA Holding, dass es trotz der durch die COVID-19-Krise bedingten veränderten Rahmenbedingungen keinen Stillstand geben muss.

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Prachtvoll: Das Oktogon im Haus am Schottentor wird detailliert renoviert.

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arkus Schafferer, Eigentümer der PEMA Holding, sieht für die Realisierung von Projekten sogar weitgehend positive Effekte: „Natürlich haben wir uns zu Beginn des Lockdowns sehr stark auch mit den internen Prozessen beschäftigt. Bald haben wir aber erkannt, dass die Effektivität nicht leidet, sondern unsere Projekte zielgerichtet – natürlich unter Einhaltung aller Vorsichtsmaßnahmen – fortgesetzt werden können.“

die PEMA Holding auch den Projektbeteiligten ein großes Kompliment ausspricht. Markus Schafferer: „Nur durch das Zusammenwirken aller – dem Architekturbüro HNP architects mit Heinz Neumann, den Planern, Behörden, der baubegleitenden und ausführenden Unternehmen sowie unserer eigenen Projektsteuerung – lässt sich ein derartiges Projekt in der aktuellen Zeit so effektiv umsetzen.“

Voll im Gange – auch wenn von außen nicht immer sichtbar – sind die Arbeiten im Haus am Schottentor, der ehemaligen Bank Austria Zentrale, im 1. Wiener Gemeindebezirk. „Bei diesem Projekt haben wir den Vorteil, dass wir hier zurzeit zahlreiche Gewerke, wie zum Beispiel die unterschiedlichen Restaurationsteams, beschäftigen, die in Kleingruppen arbeiten und somit die Abstandsregelungen einhalten können“, erklärt Markus Schafferer. Der Innenausbau für die unterschiedlichen Nutzungen – die Büros in den Obergeschossen, der Lebensmittelmarkt in der ehemaligen Kassenhalle und das Fitnesscenter in den Tresorräumlichkeiten – ist voll im Gange, wobei

Qualität statt Quantität – diesem Erfolgsrezept hat sich die PEMA Holding bei ihren Immobiliendevelopments verschrieben.

PEMA Holding: Nachhaltige Immobilienentwicklungen mit langfristigem Erfolg

Ein wesentlicher Teil der Geschäftsphilosophie des Immobilienentwicklers liegt dabei im sorgfältigen Umgang mit historischer Substanz und Architektur, wie sich an der Revitalisierung des historischen Haus am Schottentor im 1. Wiener Gemeindebezirk deutlich zeigt. Markus Schafferer: „Wir legen bei unseren Projekten besonderes Augenmerk darauf, einen Mehrwert für die Stadt und die Menschen, die hier leben und arbeiten, zu bieten. Ganz

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Das Projekt P3 in Innsbruck

„Gerade in einem eng verdichteten Raum geht es darum, neue Wege in der Stadtentwicklung zu gehen und moderne, nachhaltige Konzepte zu schaffen.“ Markus Schafferer, Eigentümer der PEMA Holding

allgemein betrachtet geht es bei Projekten wie dem Haus am Schottentor darum, die Substanz zu erhalten und in einen neuen, zeitgemäßen Kontext zu setzen.“ Die Revitalisierung des denkmalgeschützten Gebäudes ist eine Rückbesinnung auf die ursprünglichen, öffentlichen Funktionen des Hauses und eine Neuinterpretation dieser durch die Handelsflächen im Erdgeschoss und Büros in den oberen Stockwerken. Für Markus Schafferer spielt der Denkmalschutz eine wesentliche Rolle: „Wir haben uns die Frage gestellt, wie wir die Flächen auf einen modernen Standard – auch technisch – bringen, ohne die Grundsubstanz zu gefährden. Die Klärung solcher Fragen ist nur im kooperativen Verfahren aller Beteiligten möglich, wobei wir eine produktive Diskussion, wie wir sie beispielsweise mit dem Bundesdenkmalamt hatten, sehr schätzen. Ich denke, mit dem finalen Ergebnis können wir sehr zufrieden sein.“

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Das Haus am Schottentor ein Landmark im 1. Bezirk.

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„Bei Projekten wie dem Haus am Schottentor geht es darum, die Substanz zu erhalten und in einen neuen, zeitgemäßen Kontext zu setzen.“ Markus Schafferer

Prägende Stadtentwicklung am Innsbrucker Hauptbahnhof Urbanes Leben bedeutet auch immer soziale und kulturelle Interaktion – genau das ist auch die Grundlage bei der Entwicklung von innerstädtischen Immobilien der PEMA Holding. Neben der Nutzungsvielfalt geht es der PEMA Holding auch darum, mit den Gebäuden ein Stadtbild mitzuprägen und neue Räume oder sogar auch Quartiere zu schaffen, die vorher ungenutzt waren oder brach lagen. Best Practice Beispiele für die Herangehensweise der PEMA Holding an diese Thematik finden sich unter anderem in Innsbruck: 2012 wurde der multifunktionale Gebäudekomplex „Headline“ unmittelbar neben dem Innsbrucker Hauptbahnhof feierlich eröffnet. Auf dem ehemaligen Gelände des Postverteilerzentrums entstand ein zwölfgeschossiger, 49 Meter hoher Turm. Daneben schmiegt sich der fünfgeschossige Grund-Baukörper mit großzügigen Innenhöfen an. Die PEMA Holding hat für „Headline“ 21.000 m² Flächen für Hotel- & Büronutzung errichtet. Auch umliegende Geschäftsflächen profitieren von der Aufwertung des Geländes rund um den Innsbrucker Hauptbahnhof. Um auch die Öffentlichkeit miteinzubeziehen, wurde die Dachterrasse im 13. Obergeschoss mit einem 360° Panoramablick für die Öffentlichkeit frei zugänglich gemacht. 2017/18 wurde direkt beim Hauptbahnhof das „PEMA 2“ errichtet. Der 50 Meter hohe multifunktionale Geschäfts- und Wohnkomplex erstreckt sich über eine Fläche von 19.000 m²

und setzt neue Maßstäbe für Young Urban Living. Der Komplex P2 besteht aus einem zweigeschossigen Sockelbau und einem elfgeschossigen scheibenförmigen Turm, in welchem sich 173 moderne Wohnungen und Businessapartments finden. Im Sockel befindet sich auf 4.000 m² die neue Innsbrucker Stadtbibliothek. „Gerade in einem eng verdichteten Raum wie Innsbruck geht es darum, neue Wege in der Stadtentwicklung zu gehen und moderne, nachhaltige Konzepte, welche die Bevölkerung einbeziehen, zu schaffen“, erklärt Markus Schafferer. Auch das neueste Projekt P3 befindet sich unmittelbar neben dem Innsbrucker Hauptbahnhof, und zwar in der Südbahnstraße. Auf zwei Dritteln der Gesamtfläche von 9.400 m² wird die Hotelkette Motel One mit rund 240 Zimmern einziehen, auch die anderen 13 Stockwerke des Projekts sind bereits kurz nach Baustart, der im Frühjahr dieses Jahres erfolgte, vollständig vermietet. Effektivität ist auch das Stichwort beim Projekt P3 in Innsbruck: Die Fertigstellung des 48 Meter hohen Komplexes nahe des Innsbrucker Hauptbahnhofs ist für den Sommer 2022 geplant, dieses Ziel wird aller Voraussicht nach auch erreicht werden. „Nach dem Spatenstich am 4. März 2020 ist unser drittes Projekt am Bahnhof trotz Corona fast ganz normal weitergelaufen. Wir denken, dass wir damit speziell auch für den Innsbrucker Markt ein positives Signal in Bezug auf Immobilienprojekte und für die weiteren Jahre setzen“, so Markus Schafferer.

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­ Das Neue Center West Shopping meets Entertainment:

Center West Graz. Das größte Grazer Shoppingcenter ist zentral erreichbar, denn es liegt direkt beim frequenzstarken Weblinger Gürtel und bietet eine abwechslungsreiche Mischung an Einkaufs-, Sport- und Gastronomieangeboten.

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ier wird Shopping zum Erlebnis: Unter dem Motto „netter als .net“ wird Einkaufen mit Unterhaltungsfaktor zum Lifestyle – und damit ein actionreicher Gegenpol zum OnlineShopping. Unter dem Titel EAT – MEET – DRINK bietet das Center West in zahlreichen Restaurants kulinarische Genüsse für jeden Geschmack, es ist aber auch Treffpunkt für die 4.000 Mitarbeiter*innen des gesamten Areals und der umliegenden Großunternehmen (Anton Paar, Brauunion, LKH West/Süd etc.) und bietet breite Möglichkeiten für den Mittagstisch an. Entertainment und Erlebnis werden an sieben Tagen die Woche geboten, ob Jumps im Flip Lab, Spaß beim Minigolf, Power im McFit, Genuss nach der Vorführung im Cineplexx.

Das Center West hat sieben Tage die Woche geöffnet – und wird damit ganzjährig zur All-Round-Attraktion für rund 4,4 Millionen Besucher*innen im Jahr. Einzigartige Erlebniswelten wie die Minigolf-Abenteuerwelt am Dach oder der Holz-Zirkus machen das Centerareal zum beliebten Ausflugsziel für Groß und Klein. Auch Generation Z wird viel geboten: Von Selfie-Booths über Social Media-Gewinnspiele bis hin zu professionellen Fotoshootings locken laufend neue Entertainment-Angebote. Die zahlreichen Unterhaltungsmöglichkeiten ergänzen die 60 Shops auf 60.000 Quadratmetern und verwandeln den Shopping-Tag in ein Erlebnis. Damit kann Online-Shopping nicht mithalten.

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Beliebter Treffpunkt für die Mitarbeiter*innen 4.000 Mitarbeiter*innen sind am gesamten Areal beschäftigt. Für sie und die Angestellten der umliegenden Großunternehmen und Umfeld ist das Center West ein sozialer Treffpunkt und stellt ein breites Angebot an Essen und Take-away für die Mittagspause zur Verfügung.

Sport wird großgeschrieben Mit dem größten Intersport Flagship-Store Europas und dem größten Flip Lab Trampolin & Inflatable Park Österreichs gesellten sich zwei gigantische Sportriesen zum Erlebnisangebot hinzu. Im Centerareal finden sich nun mit Intersport und SportsDirect 15.000 Quadratmeter an Sportshops, die großen

Wert auf Service und persönliche Beratung legen. Wer seine Sportkleidung gleich in Action erleben will, kann sich auf 2.100 Quadratmetern Trampolinlandschaft und im 1.300 Quadratmeter großen Inflatable-Park austoben oder im McFit Fitness Center sofort sein Training starten.

Gastronomische Angebote Ob Mittagspause, Snack zwischendurch oder Abendessen: Für den kleinen und großen Hunger kann man im Center West aus einer großen Vielfalt wählen: Sowohl internationale als auch traditionell österreichische Küche werden hier serviert. An den Wochenenden werden am Center West Marktplatz zusätzlich ausgewählte Käse- und Wurstspezialitäten u.a. von regionalen Qualitätsbetrieben angeboten.

Fotos: Center West/Tim Ertl, Erwin Scheriau

Entertainment & Erlebnis für alle Tage der Woche


Frequenzstarkes Umfeld 4,4 Millionen Menschen besuchen jährlich das Center West . Es liegt am Verkehrsknotenpunkt Nr. 1, direkt am Weblinger Kreis, dem südwestlichen Grazer Einfahrtstor. Es verbucht eine Frequenz von bis zu 80.000 Fahrzeugen täglich. Das dynamische Stadtentwicklungsgebiet wird bis Ende 2020 an die 2.500 neue Wohnungen bieten können. Das bedeutet, dass sich das Center West zu einem Kerneinzugsgebiet für 67.000 Personen (Quelle: Standort + Markt 2019, Statistik Graz) entwickelt. In unmittelbarer Nähe befinden sich außerdem der einzige IKEA des Bundeslandes sowie die Unternehmen Mömax, Möbelix und Bellaflora.

Keyfacts Center West 60.000 m2 Shopping & Entertainment 15.000 m2 Sport Flagship-Stores 2.200 m2 Fitness Center 5.000 m2 Trampolin & Inflatable Park Gastronomieflächen von 60 – 500 m2 4,4 Mio. Besucher jährlich 60 Shops + Pop-up-Stores 2.000 Gratis-Parkplätze Kundenfrequenz 24/7 dank Sonntagsöffnung

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Top Deal imFokus

1,8 Millionen Euro für Rendity Seed-Finanzierung. Das Wiener Start-up erhält für seine Immobilien InvestmentPlattform eine Finanzspritze von 1,8 Millionen Euro.

Veränderte Investitionskultur Den drei Gründern Lukas Müller, Tobias Leodolter und Paul Brezina ist mit dieser Seed-Finanzierung in der Höhe von 1,8 Millionen Euro ein bemerkenswerter Coup gelungen. Die aktuellen Marktbedingungen boten hierfür ideale Voraussetzungen. „Die wachsende Unsicherheit an den Finanz- und Kapitalmärkten verstärkt das Interesse von Anlegern an Wohnimmobilien“, so Lukas Müller, CEO von Rendity. „Unsere Mission ist es, den Immobilienmarkt zu de-

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mokratisieren und die Investitionskultur im ersten Schritt in Mitteleuropa positiv zu verändern. Das tun wir, indem wir bestehende Hürden durch Digitalisierung überwinden.“ Rendity bietet privaten und institutionellen Anlegern Immobilienprojekte in urbanen Lagen von renommierten Projektpartnern an. Online Immobilien-Investments sind ab 500 Euro möglich. Die Plattform ermöglicht einfache und direkte Projektfinanzierungen mit kurzen Laufzeiten und ohne Gebühren. „Gebührenfreie und einfache ImmobilienInvestments ab 500 Euro sind gerade jetzt gefragter denn je“, so Tobias Leodolter, CIO von Rendity. „Unser rasantes Wachstum in den letzten Monaten zeigt die große Nachfrage und die Überlegenheit unserer Online-Plattform gegenüber den bisherigen Angeboten.“

Kurze Laufzeiten, hohe Renditen Seit der Gründung vor fünf Jahren wurden über 80 Immobilien-Projekte finanziert, die eine durchschnittliche Laufzeit von 28 Monaten hatten und 6,1 Prozent Rendite pro Jahr für die Anleger abwarfen. Dadurch

konnten in den letzten Jahren Immobilienprojekte in Deutschland und Österreich mit einem Gesamtvolumen von 455 Millionen Euro realisiert werden. Daniel Jelitzka, geschäftsführender Gesellschafter von JP Immobilien und Immobilienökonom, hat in der digitalen Plattform für Immobilien-Investments ein zukunftsträchtiges Finanzierungsinstrument entdeckt: „Die Nachfrage nach Mezzanine-Kapital bei Immobilienprojekten steigt rasant. Ein Finanzierungsmix aus Fremd-, Eigen- und Mezzanine-Kapital wird bei Immobilienfinanzierungen in Zukunft nicht mehr wegzudenken sein.“ Tatsächlich hat sich Rendity im Vergleich zum Markt in den vergangenen Jahren überproportional gut entwickelt und ein starkes organisches Wachstum gezeigt. Die Digitallösung bringt frischen Wind in den traditionellen Immobilienmarkt und richtet sich mit ihrem Angebot an eine breite Bevölkerungsschicht. So gesehen ausgezeichnete Voraussetzungen für den weiteren Ausbau der Geschäftstätigkeit in Österreich und ­Europa.

Foto: Rendity/NicoleViktorik

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ls Seed-Finanzierung wird die frühe Investition in ein Start-up bezeichnet und über eine genau solche kann sich Rendity nun freuen. Mithilfe des eingesammelten Anschubkapitals des aws Gründerfonds sowie international tätiger Immobilien-Größen wie z. B. Daniel Jelitzka und Ivan Holler soll das internationale Wachstum des jungen Unternehmens deutlich beschleunigt werden. Als erste Maßnahmen stehen der weitere Ausbau des Büros in München und die Entwicklung zusätzlicher ImmobilienAnlageprodukte auf der Agenda.


Immobilie ImFokus

2018

THE BRICK beherbergt unter anderem das WienerbergerHeadquarter, das gemeinsam mit dem anschließenden Bürogebäude von Soravia bereits Ende 2018 an die Wiener Städtische Versicherung verkauft wurde. Der dritte Baukörper, der das Hotel „7 Days Premium South Gate“ beherbergt, ist nach wie vor im Eigentum von Soravia.

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Fotos: Soravia, JamJam

THE BRICK wurde nach höchsten Standards in der Nutzungsqualität konzipiert sowie in innovativer und ökologisch nachhaltiger Bauweise errichtet. Dafür wurde das Projekt mit den Awards der Österreichischen Gesellschaft für Nachhaltige Immobilienwirtschaft ausgezeichnet und erhielt einmal ÖGNI-Kristall und viermal ÖGNI-Platin.

Ideal eingebettet zwischen der Wienerberg City und dem neuen Stadtteil „Biotope City“ steht mit THE BRICK eines der nachhaltigsten Bürogebäude Österreichs. Es umfasst insgesamt drei Gebäude.

3.200

Mit hellen, großflächigen und flexiblen Büround Gewerbeflächen ist das Gebäude der perfekte Ort für Menschen, die moderne Work Spaces mit besonderem Wohlfühlcharakter suchen. Insgesamt werden 3.200 Quadratmeter freie Büro- und Gewerbeflächen angeboten.

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Auf insgesamt neun Geschossen wurden moderne, sofort beziehbare Büros mit flexiblen Grundrissen errichtet. Das Projekt wurde als erstes Bürogebäude Österreichs für höchste Nutzungsqualität ausgezeichnet.

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Das Projekt bietet auch die Möglichkeit, zwischendurch einmal frische Luft zu tanken, da es nur eine Gehminute entfernt am Landschaftsschutzgebiet Wienerberg – dem mit 123 Hektar größten Naherholungsgebiet Wiens – liegt.

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Verkehrsmäßig ist das Objekt ebenso ideal angebunden. Nur fünf Minuten, also wenige Kilometer, braucht man zu den Autobahnen A2, A21 und A23.

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Die bewegte ImmoWirtschaft Regelmäßige Kolumne über Fakten und Inhalte, die verändern und prägen.

#24 Mehr als gewohnt Kommentar: Philipp Kaufmann

Derzeit gibt es kein anderes Thema als Corona und auch ich als ImmoNomade muss wieder darüber schreiben. Viele von uns sind schon Corona-müde und können das Unwort des Jahres nicht mehr hören. Zu viel hat sich verändert und zu tiefgreifend waren die Veränderungen. Alle Eltern, die noch schulpflichtige Kinder haben, haben den Lehrer-Beruf schätzen gelernt und haben nur mit größter „KraftAnstrengung“ das Home-Schooling, meist neben Home-Office, bewältigt. Kreative Lösungen waren gefragt und äußerst viel Disziplin war notwendig, damit die Lebenssituation nicht im Chaos endet.

wie wenn wir es schon immer so gemacht hätten, via Zoom oder WebEx statt. Eine Abstimmung mit einem Notar bedarf nicht mehr der Notwendigkeit, sich vor Ort beim Notar zu treffen, und auch der Besuch beim Arzt kann jetzt über Telefon bzw. digital erfolgen. Die Hoffnung ist, dass uns diese Errungenschaften nicht nachher wieder genommen werden, sondern wir auch in der Post-Corona-Zeit digitaler und durchaus auch freier leben können. Denn eines steht fest: Was wir früher in An- und Abreise zu Terminen investiert haben, können wir heute produktiver nutzen.

Corona-sei-Dank!

Digitales Leben

Kaum vorstellbar, aber es gibt auch positive Effekte dank der aktuellen größten Pandemie seit Menschengedenken. Auch wenn dieser Gedanke angesichts von Krankheit und oftmals auch Tod fast nicht angemessen erscheint, hat uns Corona in der Digitalisierung einen Schub verliehen, der seit Jahren erwünscht, jedoch nie machbar schien. Eine Generalversammlung einer GmbH findet 2020 so selbstverständlich,

Gerade bei Generalversammlungen treffen sich die Parteien nicht das erste Mal und ein Kennenlernen steht bei einem derartigen Treffen nicht primär im Vordergrund. Denn dies ist zweifelsohne der Nachteil der neuen digitalen Sitzungskultur: Sich kennenzulernen und ein wechselseitiges Verständnis zu entwickeln, ist bei einem persönlichen Treffen leichter. Es liegt in der Natur des Menschen und es fällt uns allen leichter, die Körpersprache mit all ihren Aspekten wahrzunehmen, wenn wir einer Person gegenübersitzen. Dies fehlt bei Zoom und oftmals sind wir jetzt glücklich, wenn es keine Rückkopplungen gibt und die Infrastruktur einwandfrei funktioniert.

Fotos: Adobe Stock

Gerade die Infrastruktur wurde viele Jahre stiefmütterlich behandelt. Spätestens seit März 2020 wird in diesem Bereich kräftig investiert und nachgeholt, was schon längst überfällig ist. Wir können jetzt mobil arbeiten, haben Zugriff auf die relevanten Daten und nutzen Werkzeuge, wie Teams oder Dropbox. Wir leben digital, mehr als gewohnt.

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Advertorial

Holzbau ist die Zukunft Praxistest. In der Immobilien-Entwicklung kommt man am Holzbau längst nicht mehr vorbei. UBM Development macht jetzt den ultimativen Praxistest.

G Fotos: UBM Development

roß reden kann jeder. Und wenn es um nachhaltige Ideen in einer finanziell motivierten Gesellschaft geht, wird oft mehr geredet als getan. Doch davon will man in den Wiener Chefbüros der UBM Development AG nichts wissen. Allen Unkenrufen zum Trotz versucht man hier seit inzwischen vier Jahren, dem nachwachsenden Rohstoff Holz eine neue Wertigkeit zu geben.

Wie die Geschichte begann? Holz hatte den Ruf, teurer zu sein als Massivbau. Nachdem es dafür allerdings keine ausreichend belegten Studien gab, entschied man

sich dazu, diese angebliche Tatsache selbst zu verifizieren. Die Idee, den Holzbau beim Projekt barany.7 zu errichten, entstand durch einen internen Ideenwettbewerb. Die Wohnhausanlage in der Baranygasse 7 in Wien besteht aus sieben baugleichen Häusern mit insgesamt 126 Wohnungen. Der ideale Boden also, um einfach eines dieser identischen Objekte aus Holz zu errichten – und so einen direkten Vergleich mit den umliegenden Massivbauten zu haben. Ein Vergleich, der nicht nur in der Errichtung und der Finanzierung relevante Daten liefert, sondern auch in Zukunft spannende Einblicke gewähren wird.

Welchen Vorteil hat der Holzbau? Bei der Errichtung des Holzbaus in der Baranygasse 7 werden etwa 300 Kubikmeter massives Brettsperrholz verbaut. Das bedeutet, dass in diesem Haus 300 Tonnen CO2 gebunden sind – das entspricht dem Schadstoffausstoß von zehn PKW über einen Zeitraum von 18 Jahren! Wir freuen uns, dass auch die BUWOG Group das Potential des Holzbaus erkannt hat. Das Unternehmen hat den Gebäudekomplex in der Baranygasse 7 bereits im vergangenen Jahr gekauft.

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Aufsteiger Absteiger

Wechsel an die Spitze Steil bergauf. Die einen erklimmen die steilen Stufen der Karriere, Christoph Sengstschmid nimmt den Aufzug. Mit Juni 2020 hat er die Geschäftsführung von Otis Österreich übernommen. Vor dem Wechsel an die Spitze des Unternehmens war Sengstschmid als Director Sales & Marketing für die Vertriebsstrategie, Kundenzentrierung & Kommunikation verantwortlich. 1 1988

5 2005

Christoph Sengstschmid beginnt mit dem Studium der Elektrotechnik an der Technischen Universität Graz und dem Studium an der Musikuniversität Graz.

8 2020

Als Business Developer der Siemens AG Österreich war er verantwortlich für die Markteinführung einer neuen IT- Systemlösung.

2 1998

6 2008

Sengstschmid startet seine Karriere als wissenschaftlicher Mitarbeiter am Institut für Elektronische Musik und Akustik der Musikuniversität Graz, bis er zum Zivildienst beim ÖRK einberufen wird.

Sengstschmid zeichnete als Niederlassungsleiter von Otis P&L für die Neuanlagen der Niederlassung Wien verantwortlich.

Christoph Sengstschmid steigt zum Vorsitzenden der Geschäftsführung von Otis auf.

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3 1999 Als Senior Project Manager der BFE Studiound Medien-Systeme war er in Wien verantwortlich für die Projektakquisition, -ressourcen und das Budget. Von 2001 – 2003 hatte er zusätzlich die Vertriebsverantwortung für den vietnamesischen Markt inne.

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1 4 2003 Sengstschmid avancierte zum technischen Leiter und gewerberechtlichen Geschäftsführer der BFE Studio- und Medien-Systeme GmbH Wien, eine 100-prozentige Tochter der Siemens AG Österreich.

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7 2018 Der nächste große Karrieresprung erfolgt bei Otis. Sengstschmid wird Director Sales & Marketing und zum Prokuristen und zum Mitglied der Geschäftsleitung bestellt.


Zinsschranke Ante Portas

Was sich bereits seit längerem abgezeichnet hat, wurde nun mittels Initiativantrag vom 20.11.2020 zum COVID-19-Steuermaßnahmengesetz (COVID-19-StMG) konkretisiert: Österreich wird laut neuem Gesetzesentwurf mit Wirkung ab 1.1.2021 erstmals eine „Zinsschranke“ in das Körperschaftsteuergesetz aufnehmen (§ 12a KStG). Nach Art 4 EU Anti-Tax Avoidance Directive (ATAD) sind die EU-Mitgliedstaaten zur Umsetzung einer sogenannten Zinsschranke verpflichtet. Österreich erachtete die bestehenden Zinsabzugsbeschränkungen im KStG „gleichermaßen wirksam“ wie die Zinsschranke und sah daher bislang von einer Einführung einer solchen Regelung ab. Nach Ansicht der Kommission war dies jedoch nicht gerechtfertigt, sodass nun – auch um einem drohenden Vertragsverletzungsverfahren zuvorzukommen – eine Umsetzung der Zinsschranke zu erfolgen hatte. Durch die Einführung der Zinsschranke sind Zinsüberschüsse in dem Besteuerungszeitraum, in dem sie anfallen, nur bis zu 30 % des Ergebnisses des Steuerpflichtigen vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen (EBITDA) abzugsfähig. Die generelle Wirkung der Zinsschranke lässt sich – stark vereinfacht – anhand folgenden Beispiels darstellen: Die A-GmbH erzielt ein steuerliches EBITDA von € 100 Mio. Der Nettozinsaufwand beträgt € 45 Mio. Lösung: Zinsüberschüsse sind maximal iHv 30 % des steuerlichen EBITA abzugsfähig, konkret also max. € 30 Mio. Gegenständlich betragen die Zinsüberschüsse jedoch € 45 Mio. € 15 Mio unterliegen daher im gegenständlichen Besteuerungszeitraum dem steuerlichen Abzugsverbot der Zinsschranke. Entsprechend den Wahlmöglichkeiten der EU-Richtlinie, plant der Gesetzgeber jedoch folgende Einschränkungen und Ausnahmen: • Freibetrag: Freibetrag für Zinsüberschüsse iHv bis zu € 3 Mio • Stand-alone-Klausel: Ausnahme für eigenständige Unternehmen, die nicht vollständig in einen Konzernabschluss einbezogen werden und weder über ein verbundenes Unternehmen noch über eine ausländische Betriebsstätte verfügen

• Gruppenbetrachtung: Für Zwecke der Zinsschranke sollen Unternehmen einer KöSt-Gruppe nach § 9 KStG als ein Steuerpflichtiger behandelt werden („Zinsschrankengruppe“). Der Freibetrag für die KöSt-Gruppe beträgt jedoch nur insgesamt € 3 Mio. • Bestandschutzklausel: Ausnahme für Zinsen aus Darlehen, die vor dem 17.6.2016 geschlossen wurden, wobei spätere Änderungen dieser Darlehen nicht von der Ausnahme erfasst sind • Eigenkapital-Escape-Klausel: Ausnahme für Konzernunternehmen, wenn die Eigenkapitalquote gleich hoch (oder bis zu zwei Prozentpunkte darunter) ist als die Konzern-Eigenkapitalquote • Zinsvortrag sowie EBITDA-Vortrag: Vortragsmöglichkeiten der nicht abzugsfähigen Zinsüberschüsse sowie Vortragsmöglichkeit des nicht ausgenutzten steuerlichen EBITDAs in zukünftige Perioden Die neue Zinsschranke soll mit 1.1.2021 in Kraft treten und erstmalig für Wirtschaftsjahre anzuwenden sein, die nach dem 31.12.2020 beginnen. Die Zinsschranke kann insbesondere in stark fremdkapitalfinanzierten Branchen wie der Immobilienwirtschaft erhebliche Auswirkungen haben, auch wenn diese aufgrund des derzeit niedrigen Zinsniveaus in abgeschwächter Form zu erwarten sind. Aufgrund der Ausnahmebestimmungen bieten sich jedoch verschiedene Gestaltungsmöglichkeiten an, um allfällige negative Folgen der Zinsschranke abzuschwächen. Potenziell betroffene Gesellschaften sollten die Auswirkungen der Neuregelung daher schon jetzt berücksichtigen und überlegen, ob die Gesellschafts- bzw. Kapitalstruktur geändert werden muss, um bestmöglich auf die Zinsschranke vorbereitet zu sein.

Dr. Gernot Ressler Steuerberater und Director | EY Österreich +43 1 211 70 1409 gernot.ressler@at.ey.com Dr. Erich Schaffer Manager im Bereich Steuerberatung | EY Österreich +43 1 211 70 1704 erich.schaffer@at.ey.com Mehr dazu auf ey.com/at/immobilien

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„EY“ und „wir“ beziehen sich auf alle österreichischen Mitgliedsunternehmen von Ernst & Young Global Limited (EYG), eine Gesellschaft mit beschränkter Haftung nach englischem Recht. ED None. Getty Images.

Ist Ihr Unternehmen bereits auf die Einführung der Zinsschranke eingestellt?


Problemlöser ImFokus

CEO & Mitgründer Squarebytes

Ari Benz

1. DAS PROBLEM

Die Vorstellungskraft der Menschen ist begrenzt, vor allem, wenn es um Dreidimensionalität geht. Nur wenige sind in der Lage, aufgrund eines Grundrisses festzustellen, wie die Wohnung oder der Arbeitsraum aus­sehen wird. Das verhindert oft den frühzeitigen Verkauf von Wohnungen und schränkt damit auch die Möglichkeiten der Mitgestaltung enorm ein.

Das Wiener PropTech Start-up Unternehmen Squarebytes ist auf VR- und AR-Anwendungen für die Immobilienbranche spezialisiert und bietet mit PlanBytes 3D einen Grundrissnavigator als App für Tablet und Handy nun auch in 3D an. Squarebytes hat als eines von wenigen Unternehmen weltweit eine PC-Applikation nun in die dreidimensionale Welt gebracht. Die Handhabung ist denkbar einfach: Die Wohnungsuchenden laden die App auf Handy und Tablet und können bequem von zu Hause die optimale Wohnung in einer Immobilie aussuchen. Damit ist auch die Notwendigkeit einer Vielzahl von persönlichen face-to-face Terminen verringert. Durch die Anbindung mittels OpenImmo Schnittstelle ist auch die Verlinkung zu 360° Animationen problemlos möglich. Eines der ersten Unternehmen, das diese Applikation in Verwendung hat, ist die BUWOG, die bei ihrem Projekt Kennedy Garden (https://kennedygarden.buwog.at) ihren Kunden entsprechende Anwendungen zur Verfügung stellt.

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ImmoFokus

2 DIE ZAHL Zwei Minuten dauert es vom Download der App bis zur Auswahl der optimalen Wohnung mit PlanBytes 3D. Zimmerzahl, Größen und andere Features werden am Tablet ausgewählt, der virtuelle Gang durch die Wohnung ist dann einfach und komfortabel möglich.

Fotos: Jana Madzigon

2. DIE LÖSUNG


Ich will hoch hinaus. Dafür brauche ich ein sicheres Fundament.

Führende Immobilien-Expertise Wer mit Immobilien hoch hinaus will, braucht ein sicheres Fundament. Mit einem Finanzierungsvolumen von rund 9 Mrd. Euro kann die Bank Austria Real Estate ihren Kunden auch bei großen Projekten die Sicherheit eines Top-Players mit langjähriger Expertise im Bereich der Immobilienfinanzierung bieten. Was uns zur ersten Wahl für Immobilienentwickler macht? Neben attraktiven Konditionen, unserer Erfahrung bei frei finanzierten und gemeinnützigen Immobilienprojekten sowie den engen Kooperationen im CEE/SEE-Raum punkten wir vor allem mit unserem Know-how als Unternehmerbank. Überzeugen Sie sich selbst!

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Positionen & Meinungen 62

YES, WE CAN

„Die großen Herausforderungen liegen noch vor uns“, sind die EY-Experten Andreas Sauer, Stephan Größ und Gernot Ressler überzeugt. 2021 werden die Weichen gestellt. Derzeit haben sie in vielen Bereichen sehr viel Arbeit.

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MYHIVE UNGARGASSE Immofinanz Country Managerin Österreich Katrin GögeleCeleda im Gespräch über das All-Inclusive-Konzept von myhive. Hier kann man ein Büro nach dem Motto „Mieter, kümmere Dich um Dein Kerngeschäft, den Rest machen wir“ mieten. Flexibilität ist die Musik der Zukunft.

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START-UP MIT ALTEN HASEN Maximilian Pasquali und Kristian Radosavljevic haben sich bezüglich Eyemaxx verändert und starten mit Axian Investment Partners ein neues Unternehmen. Ein Neustart, der in der Branche viele Fragen aufwirft und durchaus auch neugierig macht.


Real Estate für Reale Erträge ERFOLGREICH INVESTIEREN DURCH K N OW- H OW U N D T R A N S PA R E N Z . Sebastian G. Nitsch, CEO: „Nachhaltiges Wachstum lebt von Innovation und Kreativität. Dank dieser Haltung ist es 6B47 gelungen, in kurzer Zeit ein führendes europäisches Immobilienunternehmen aufzubauen und am Markt zu etablieren. Aktuell entwickelt und verwaltet 6B47 ein Investitionsvolumen von mehr als 1,6 Milliarden Euro in Österreich, Deutschland und Polen. Unsere besondere Stärke liegt in der internationalen Ausrichtung und in dem lokalen Know-how – getreu unserem Motto „Think global, act local“.

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Positionen & Meinungen

Yes, we can

Stephan Größ: Während des ersten Lockdowns hatten wir viele Feuerwehr-Anfragen rund um die Themen Mietzinsminderung. Wer darf, wer darf nicht aufsperren? Was passiert mit den Baustellen? Zusperren, dichtmachen oder weiterarbeiten? Wir waren wirklich gefordert. Viel Arbeit, mehr als zu normalen Zeiten. Wir waren auch mit Transaktionen – vor allem in der Asset-Klasse Wohnen – beschäftigt. Das Transaktionsgeschäft ist weitergegangen, wenn auch vielleicht ein wenig gehemmt.

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ImmoFokus

Think positive. „Die großen Herausforderungen liegen noch vor uns“, sind die EY Experten Andreas Sauer, Stephan Größ und Gernot Ressler überzeugt. 2021 werden die Weichen gestellt. Das Gespräch führte: Michael Neubauer

Die allgemeine Wirtschaftsentwicklung ist für uns ein großes Fragezeichen. Was wird passieren, wenn die große Insolvenzwelle kommt? Sie wird kommen – und mit ihr die Themen Restrukturierung, Distressed Real Estate. Wir sind dafür gewappnet. Für die wirtschaftliche Gesamtentwicklung bedeutet das aber nichts Gutes. Wurde bei bereits unterschriftsreifen Transaktionen versucht nachzuverhandeln? Größ: Ja – das ist vorgekommen. Bei einer Transaktion wurde bereits vor dem ersten Lockdown sehr intensiv verhandelt. Dann kam der Lockdown. Am Ende gab es einen Preisnachlass. Wobei es sich aber dabei um keine Wohnimmobilie gehandelt hat. Gernot Ressler: Beim ersten Lockdown hat es gewissermaßen eine Schockstarre

im Transaktionsgeschäft gegeben. Einige Asset-Klassen sind nach wie vor in dieser Schockstarre, wie zum Beispiel die Hotellerie. Transaktionen in anderen Asset-Klassen, wie zum Beispiel Logistik oder Wohnbau, sind nach einem kurzen Innehalten schon während des ersten Lockdowns normal weiterverhandelt worden. Logistik steht im Moment hoch im Kurs. Vor ein paar Jahren noch hätte niemand in Österreich mit einer solchen Marktentwicklung gerechnet. Wohnbau hat in den vergangenen zwei, drei Jahren deutlich zulegen können und wird aus der Krise gestärkt hervorgehen. Sauer: Um eine Frage gleich vorwegzunehmen: Ja, es stimmt, es gibt aktuell wenig Alternativen in den Asset-Klassen. Aber aus meiner Sicht sehen wir in der Logistik auch ein nachhaltiges, gesundes Wachstum. Logistik hängt mit Retail zusammen. Da hat man sofort den E-Commerce im Auge. Doch Logistik ist nicht nur Versandhandel und das Geschäft von Post, Amazon uvm. Logistik ist auch zentral für die Industrie. Ist das Logistik-Wachstum auch dem Umstand geschuldet, dass sich viele Unternehmen auf ihr Kerngeschäft konzentrieren und Logistik zunehmend wieder outsourcen und nicht benötigte Liegenschaften verkaufen oder – zum Beispiel wie in Graz – Wohnwidmungen und damit eine Wertsteigerung zu erreichen versuchen? Größ: Hier spielt eine Reihe an Überlegungen hinein. Im Sinne eines umfassenden Beratungsansatzes sollte man sich das sicher einmal anschauen, ob das für das

Fotos: Richard Tanzer

Stürmische Zeiten. Bei Ihnen brummt wahrscheinlich das Geschäft. Bei den vielen Maßnahmen kennt sich ja kaum jemand mehr wirklich aus. Auf der anderen Seite liegen viele Transaktionen auf Eis. Andreas Sauer: Die Situation ist genauso, wie Sie sie beschrieben haben. Wir haben in vielen Bereichen sehr viel Arbeit. Vielleicht sogar mehr als in der Normalität. In anderen Bereichen sehen wir es deutlich weniger. Was uns aber alle nicht unberührt lässt, ist das Sentiment über die allgemeine Lage der Wirtschaft. Auch bei den Immobilientransaktionen merken wir sehr wohl, wie sich die Wirtschaft entwickelt, wie die Marktteilnehmer die wirtschaftliche Entwicklung sehen und versuchen zu antizipieren. Was uns natürlich sehr berührt, ist die Hotellerie als Asset-Klasse und der Tourismus im Allgemeinen in seiner Bedeutung für die Ökonomie in Österreich. Zusammenfassend gesehen, dürfen wir als EY momentan zufrieden sein. Alles andere wäre aus meiner Sicht heraus vermessen. Aber die allgemeine Lage prägt sich natürlich schon tief ins persönliche Sentiment und damit auch in unsere Arbeit ein.


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betreffende Unternehmen sinnvoll ist. Das ist auch individuell sehr verschieden. Das wäre eine Möglichkeit für ein produzierendes Unternehmen, sein Immobilien-Portfolio vernünftig zu verwerten. Sale-and-leaseback-Konstruktionen et cetera. Da kann man einiges andenken. Da liegt in Österreich sicher noch einiges brach. Größ: Die Alternativlosigkeit treibt zurzeit die Logistikpreise in die Höhe. RetailImmobilien sind im Moment schwierig, Hotel-Immobilien sind ganz schwierig. Das heißt, die Investoren gehen in Wohnen und Logistik, weil nichts anderes derzeit übrig ist. Getrieben ist es natürlich auch durch diese Sexiness des Amazon-Versandhandels. Da glauben alle, das ist so super, das läuft so gut, ist krisenfest. Sauer: Eines darf man allerdings nicht vergessen: Logistik hatte, wenn man fünf Jahre oder länger zurückblickt, in Österreich durchaus großen Aufholbedarf. Es gab wenige Anbieter, die Logistik-Immobilien entwickelt haben und wenige Investoren, die in die Asset-Klasse gegangen sind. Sauer: Im Großraum Wien, aber auch in Graz, Linz und im Westen sehen wir zunehmend auch nicht-österreichische Logistik-Developer. Spezialisten, die die richtigen Grundstücke finden und dann auch im nächsten Schritt das Wissen haben, in einer unglaublich kurzen Zeit extrem effizient die LogistikImmobilien hochzuziehen. Es sind dann auch immer wieder die gleichen Baufirmen, die diese Logistik-Immobilien errichten. Es sind standardisierte Produkte am Markt. Logis-

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ImmoFokus

„Für mich steht aber fest, dass E-Commerce nicht automatisch dazu führt, dass Retail nicht mehr interessant ist.“ Andreas Sauer

tiknachfrager bekommen genau das, was sie wollen. Die Frage ist nur: Wie lange laufen diese Immobilien? Auf welchen Zeitraum rechnen sich die Immobilien? Da könnte ich mir vorstellen, dass der Markt sich auch erst in seinen Einschätzungen entwickelt. Aus meiner Sicht heraus gab es in den letzten fünf, sechs Jahren eine sehr starke Standardisierung, Professionalisierung. Bis zu einem gewissen Punkt sind Logistik-Immobilien Commodities geworden. Aktuell arbeiten wir unter anderem an Projekten in der österreichischen Südachse. Gibt es in Österreich ausreichend genügend große Flächen? Sind nicht die – im Vergleich zu grenznahen Standorten in der Slowakei – um beinahe ein Drittel höheren Lohnkosten ein Hemmschuh für weitere Entwicklungen? Sauer: Eine berechtigte Frage. Wenn ich aber unsere Mandanten ansehe, dann sehe ich, dass sie zu den Flächen kommen. Man ist bei den Flächen flexibler geworden. Meine Vorstellung wäre immer gewesen, ich brauche ewig lange, große, möglichst schöne

Flächen. Das ist aber nicht immer notwendig. Das Nutzungs-Know-how und die Flexibilität sind entscheidend. Ressler: Schauen wir nach Graz. Der Autocluster wird sicher wieder kommen. Er ist jetzt natürlich ein bisschen ins Stehen gekommen. Das kommt schon wieder. Das darf man auch nicht unterschätzen. Die Automobilindustrie wird wieder­ kommen, wird auch die Hotellerie wiederkommen – vor allem wann? Ressler: Wir beschäftigen uns schwerpunktmäßig mit der Stadthotellerie. Diese spürt die Auswirkungen massiv. Der Städtetourismus ist mehr oder weniger komplett zum Erliegen gekommen. Vereinzelt ist es bereits zu ersten Transaktionen gekommen. Kann sein, dass Firesales dabei sind, kann auch sein, dass es geplante Verkäufe sind. Das weiß man jetzt noch nicht genau. In der Hotellerie ist jetzt ein langer Atem gefordert. Entscheidend wird das Zusammenspiel Finanzierung und Rückkehr zum Normalzustand sein. Es kommen spannende Zeiten auf uns zu. Wenn der Tourismus, egal ob Leisure- oder Städtetourismus nicht anspringt – dann haben wir wirklich ein Problem. Größ: Dann ganz sicher. Tourismus ist ein großer Werttreiber. Wir sehen aber bereits jetzt einige Betreiber, die sogar vermehrt aktiv sind und auch in Österreich expandieren. Es wird zu einem gewissen Wettbewerb, zu einem Survivals of the Fittest, zu Verdrängung und Aufkäufen kommen. Da wird es sicher einige Chancen auf opportunistische Käufe geben.


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NEWS

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Einige Ketten werden es nicht schaffen. Die Asset-Klasse Hotel-Immobilie wird in den nächsten Jahren schwierig bleiben. Am Betreibermarkt wird sich einiges tun. Der Tourimus muss – und da bin ich voll bei Ihnen – wieder anspringen. Wir müssen alles tun, dass das so wird. Als Investor muss man auch rechtzeitig wieder einsteigen. Nicht erst dann, wenn alles vorbei ist – sondern dann, wenn es langsam wieder aufwärtsgeht. Das ist wirklich die hohe Kunst. Wir helfen unseren Klienten dabei, den richtigen Zeitpunkt zu finden. Das kann bei risikoaversen Investment-Boards eine Herausforderung sein. Sauer: Es geht immer um die Frage: Wie schätze ich aktuell die Zukunft ein? Mein persönlicher Eindruck ist, dass wir alle nicht wirklich wissen und vielleicht auch gar nicht wissen können, wie sich 2021, 2022 entwickeln wird. Interessanterweise sehe ich bisher sehr wenige, die in Szenarien denken, wie sich die nächsten zwei, drei Jahre entwickeln könnten. Diese Szenarien können sich rasch ändern. Wer hätte vor drei Monaten gedacht, dass eine Impfung zeitnah zur Verfügung stehen wird. Das Impfthema hat in den vergangenen Wochen eine für mich überraschend unglaublich Dynamik bekommen. Wäre jetzt nicht der richtige Zeitpunkt einzusteigen? Sauer: Es wäre typischerweise der richtige Zeitpunkt, mit einem gewissen Risiko in die Asset-Klasse Hotel hineinzugehen. Die Frage ist einfach, ob der Leidensdruck zum Verkaufen auch schon ausreichend groß ist.

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Das ist das spannende Thema, das uns 2021 begleiten wird. Persönlich aber hoffe ich, dass der Leidensdruck nicht so groß sein wird. Auch wenn ich das aus dem Blickwinkel auf unser Transaktionsgeschäft anders sehen mag: Wird der Leidensdruck nicht allzu groß bedeutet dies, dass die Volkswirtschaft die Krise gut überlebt hat. Ganz ähnlich sehe ich das bei der Asset-Klasse Retail. Gibt es eigentlich jemanden – abgesehen von Amazon – der mit E-Commerce schon wirklich gutes Geld verdient hat? Sauer: Mit E-Commerce landen wir wieder beim Thema Logistik und Logistik Knowhow, Skalierbarkeit und Kosten des Geschäftsmodells. Für mich steht zum Beispiel fest, dass E-Commerce nicht automatisch dazu führt, dass Retail nicht mehr interessant ist. Retail wird sich neu positionieren, verändern, wird aber meines Erachtens nach immer noch ein wesentlicher Punkt sein. Aber mit E-Commerce kann man bereits Geld verdienen. Es ist ein weiterer Vertriebskanal, der den stationären vertrieb ergänz aber nicht eliminiert. Größ: Ein gutes Beispiel ist die Humanic Rabattaktion während des aktuellen Lockdowns. Die Leute stellen sich wie die Wahnsinnigen ohne Abstand an. Es gibt ein Bedürfnis der Menschen einkaufen zu gehen. Ich glaube, das wird sich nicht ändern. Es wird immer Retailflächen in einem nennenswerten Bereich geben. Fachmarktzentren am Land, die klassischen Nahversorger, das wird es weiter geben. Genauso wahrscheinlich ein großes Upscale-Shoppingcenter, das auch Entertainment bietet.

Mittlere Einkaufscenter, die nicht Fisch, nicht Fleisch sind, werden Probleme bekommen. Erfolgreiches Retail braucht eine Erlebniskomponente. Dann wird Retail nicht nur überleben, sondern auch florieren. Parndorf zum Beispiel ist durch E-Commerce nicht bedroht. Sauer: Was wir brauchen, sind visionäre Asset-Manager, die wirklich die Asset-Klasse, das Asset mit neuen Ansätzen weiterentwickeln wollen. Aber auch Investoren, die mit diesen visionären Asset-Managern mitziehen. Reine Verwalter haben ausgedient. Das wird sich herauskristallisieren. Am Ende des Tages wird sich die Qualität der Ersteren gegen die der Letzteren durchsetzen. Ich würde es einmal so zusammenfassen: In der AssetKlasse Retail, die momentan sicher nicht einfach ist, wird es im Wesentlichen um die Qualität des Assets des Center-Managements gehen. Die Richtung ist klar: Es geht auch um Entertainment. Ressler: Im Entertainment-Bereich wird man mittelfristig ebenfalls große Herausforderungen beobachten. Streamingdienste haben einen wahren Boom erlebt. Kinos hingegen de facto ein Jahr lang nur Verluste gemacht. Früher kamen die Blockbuster zuerst ins Kino und wurden erst später über Streamingdienste vermarktet. Ich nenne nur die Streaming-Ambitionen der großen Hollywoodstudios. Dazu kommt, dass die staatliche Unterstützung hierbei zu wünschen lässt. Die Kino-Ketten sind zumeist ein Unternehmen, die Kinos „Filialbetriebe“. Das wirkt sich bei den Fixkostenzuschüssen massiv negativ aus.


Gernot Ressler Stephan Größ Stephan Größ ist Rechtsanwalt und Partner bei EY Law in Wien. Er berät zu allen Aspekten des Immobilienrechts, insbesondere zu Projektund Stadtentwicklung sowie Gewerbeimmobilien.

Gernot Ressler ist Tax Director bei EY seit 2018. Er ist spezialisiert auf Immobilientransaktionen und Vortragender am Institut für Österreichisches und Internationales Steuerrecht an der Wirtschaftsuniversität Wien.

Andreas Sauer Andreas Sauer ist Partner bei EY seit 2018. Sein Beratungsfokus liegt unter anderem auf den Bereichen Real Estate und M&A.

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Sauer: Ich würde das – auch für mich – momentan unter Lessons learned zusammenfassen. Wir haben in den vergangenen neun Monaten – wieder einmal - viel gelernt. Wissen aber noch immer nicht, welche Instrumentarien die passenden sind, um dieser Pandemie auf der wirtschaftlichen Ebene am wirkungsvollsten zu begegnen sind. Wenn ich Sie richtig interpretiere, heißt das, die große Herausforderung steht erst vor der Tür? Sauer: Wir alle stehen vor großen Herausforderungen. Es kann und es wird wieder aufwärts gehen. Die großen Volkswirtschaften in Asien – Taiwan, Südkorea und natürlich China – sind schon einmal durch die Krise. Wenn man die Lesson learned von dort nimmt, dann haben wir eigentlich 2021 durchaus die Chance, dass unsere Wirtschaft wieder anspringt. An sich bin ich ein Pessimist, aber in dieser Frage bin ich sehr optimistisch. Größ: Wir werden uns warm anziehen müssen. Ich sehe die Lage im Gegensatz zu meinem Kollegen Sauer kritischer. Die Maßnahmen, insbesondere die InsolvenzAntragsverlängerungspflicht führt schon noch dazu, dass jetzt Unternehmen weitergetragen werden, die auch unter normalen Bedingungen zum Scheitern verurteilt wären. Das ist für eine Volkswirtschaft nicht gut. Ich fürchte, es wird eine große Insolvenzwelle kommen und damit werden natürlich leider auch Unternehmen in den Strom mitgezogen werden, die an sich gesund wären, aber deren Abnehmer nicht zahlen können. Und da müssen wir uns warm anziehen. Da

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viele Unsicherheiten vor uns liegen. Die Alternativen sind alle depressiv. Ich glaube, eine in sich negative Self Fulfilling-Prophecy kann man jetzt überhaupt nicht brauchen.

„Ich fürchte, es wird eine große Insolvenzwelle kommen. “ Christoph Größ

wäre es auch gut, wenn sich Unternehmen, die an sich gesund sind, bereits jetzt schon Gedanken darüber machen: Wie kommen wir da durch? Wie restrukturieren wir uns? Ich glaube, dass noch ein großes Heulen und Zähneknirschen passieren wird. Anfang bis Mitte 2021 wird noch einmal ordentlich schmerzhaft werden. Dann aber sollte es bergauf gehen. Aber zugegeben, es ist wie Kaffeesud lesen. Sauer: Es ist der Zeitpunkt für ein deutliches „Yes we can!“ und nicht für ein „Yes, we wait“. Es bedarf jetzt einer optimistischen zukunftsorientierten Kraftanstrengung. Auch gerade deshalb, weil wir wissen, dass

Werden nicht einige Unternehmer die Chance wittern, durch eine geordnete Insolvenz sich der Schulden zu entledigen? Muss man als Unternehmer – aufgrund der Insolvenz-Antragsverlängerungspflicht – nicht noch besser aufpassen, mit wem man Geschäfte macht? Hat das Insolvenzrecht an Schärfe verloren? Größ: Sicher. Findige Masseverwalter werden mit einem schönen Sanierungsplan Unternehmen von ihren Schulden befreien. Der volkswirtschaftliche Nachteil bleibt, weil 70 bis 80 Prozent der Forderungen, die die anderen haben, sind dann ja trotzdem weg. Also, die Schulden sind weg – die negativen Folgen für die Wirtschaft bleiben. Andererseits darf man jetzt nicht alles, was der Gesetzgeber in Österreich unternommen hat, schlechtreden. Es gibt die gesetzliche Mietreduktion, den Fixkostenzuschuss. Man versucht so, diese Dinge ein bisschen auszugleichen. Ich bin da bei Ihnen, man muss bei diesem Thema jetzt schon mehr aufpassen, als man es vorher musste. Das macht es natürlich nicht einfacher. Sauer: Noch kurz zum Thema Insolvenzwelle. Meine Erfahrung nach jetzt 30 Jahren Berufstätigkeit ist, dass angekündigte Wellen selten kommen. Ich habe die persönliche Hoffnung, dass es auch dieses Mal wieder so sein wird. Insbesondere vor dem Hintergrund, dass wir noch längerfristig sehr niedrige Zinsen haben werden.


WORDRAP MIT STEPHAN GRÖSS

Meinen Kaffee trinke ich am liebsten…

Als Mélange.

Womit haben Sie Ihr erstes Geld verdient?

Als Bauhilfs­ arbeiter im Sommer nach der Matura.

Morgen- oder Abendmensch?

In den nächsten zehn Jahren möchte ich unbedingt…

Abendmensch

Mehr rudern.

Mit welcher Person (lebend oder bereits verstorben) würden Sie gerne einen Abend verbringen?

Welches Buch liegt auf Ihrem Nachttisch?

Der Weinatlas

Mit guten alten Freunden.

Nehmen Sie gerne Risiko?

Wenn Sie das Radio im Auto aufdrehen, was läuft?

Wenn Sie zehn Millionen Euro im Lotto gewinnen würden, was machen Sie damit?

Klassik

Ihr Lieblingshobby?

Rudern

Nur nach sorgfältiger Abwägung.

EUR 9,9 Mio in ein ordentliches Immobilienprojekt investieren, den Rest in Bordeaux und Wachauer Riesling.

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WORDRAP MIT GERNOT RESSLER Mit welcher Person (lebend oder bereits verstorben) würden Sie gerne einen Abend verbringen?

Womit haben Sie Ihr erstes Geld verdient?

In den Ferien bei einem Fliesenleger.

Helmut Schmidt

Morgen- oder Abendmensch?

Abendmensch

Meinen Kaffee trinke ich am liebsten…

Ich bin Teetrinker. Welches Buch liegt auf Ihrem Nachttisch?

Die Wochen­ zeitschrift „Der Spiegel.“

In den nächsten zehn Jahren möchte ich unbedingt…

Wenn Sie das Radio im Auto aufdrehen, was läuft?

Die Real Estate Practice noch weiter ausbauen.

Norwegischer Metal

Ihr Lieblingshobby?

Meine Familie.

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Nehmen Sie gerne Risiko?

Nur wenn es kalkulierbar ist.

Wenn Sie zehn Millionen Euro im Lotto gewinnen würden, was machen Sie damit?

Zunächst einmal mir am Kontoauszug ansehen.


Man darf eines nicht vergessen: Der Immobilienbereich ist nicht unabhängig von der Gesamtwirtschaft. Was wir sehr wohl sehen, ist, dass viele Industrien gut durchgekommen sind, dass viele Unternehmen ihre Lektionen nach der Finanzkrise 2009/2010 gelernt haben und die in diese Krise schon auch mit einer gewissen Resilienz, Ruhe und Gelassenheit hineingegangen sind und sich bereits auf die Post-Krise vorbereitet haben. Es wird sicher Unternehmer geben, die die Krise für eine Entschuldung nutzen.

wird. Oder um jetzt auf unseren Kernberuf zurückzukommen, das ist natürlich etwas, was mit einer gewissen Spannung behaftet ist. Da werden wir sehen, wo die Reise hingeht. Ich bin mir sicher, dass man zum Beispiel den Kampf gegen aggressive Steuerplanung verstärken wird. Die Instrumente liegen mit zum Beispiel der EU-ATADRichtlinie und den OECD-Vorgaben schon am Tisch. Jedenfalls ist mit einem immer komplexer werdenden Planungsumfeld zu rechnen.

Das gehört dazu – Collateral Damage im System. Es wird sicher 2021/2022 weitere Maßnahmen brauchen, die volkswirtschaftlich gesehen unter der Prämisse, dass 2021 die Konjunktur langsam wieder anspringt, auf ein vernünftiges Niveau zurückgeführt werden können.

Sauer: Wir sind für diese Aufgaben gerüstet. Wir haben ein starkes Team speziell im Bereich Real Estate – egal ob es um die Bereiche steuerliche und/oder rechtliche Transaktionsberatung, Bewertung oder umfassende oder technische Beratung geht. Wir haben uns in den letzten Jahren gut entwickelt. Wir möchten das auch in den nächsten Jahren konsequent insbesondere über die Qualität im Markt halten. Es ist unser klares Bekennt-

Ressler: Spannend wird natürlich auch sein, wie sich der Staat einnahmenseitig sanieren

nis, dass Real Estate eine der Core-Practices bei EY in Österreich ist. Die Zusammenarbeit mit unseren deutschen und den Schweizer Kollegen – wir laufen unter GSA Germany, Switzerland, Austria – ist, und das ist meine ganz persönliche Erfahrung in meinen ersten drei Jahren bei EY, exzellent. Wir arbeiten in der DACH-Region in all diesen Bereichen als Team. Wird es in den Bilanzen zu einer Abwertungswelle kommen? Muss man, tut man, soll man? Sauer: Viele werden 2021/2022 versuchen, sich unter dem Aspekt der Langfristigkeit hinüberzuretten. Weitere mietzinsfreie Zeiträume, Mietzinsstundungen, Mietaussetzungen und Mietnachlässe sind aber in die Bewertungen einzubeziehen. Mit entsprechender Offenlegung, Beschreibung der Thematik und dem Hinweis, dass momentan alles unsicher ist, wird man aktuell um Abwertungen herumkommen.

Freispruch? Schuldspruch?

Einspruch! Anspruch.

Wenn es ums Wohnen geht, zählt für uns nur ein Urteil: das unserer Kunden. Ihren Ansprüchen wollen wir als führender Komplettanbieter am österreichischen Wohnimmobilienmarkt zu 100 % genügen. Denn das ist wiederum unser Anspruch: hoch­ wertigen Wohnraum zu schaffen, damit unsere Kunden glücklich wohnen.

buwog.at Winter 2020

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Wie wir es in den nächsten Jahren sehen werden, da bin ich noch skeptisch. Das Problem Abwertungen sehe ich vor allem in den Asset-Klassen Hotel und Retail, weniger im Office-Bereich – Wohnen und Logistik hingegen sehe ich als save. Die Stadthotellerie wird ein ganz spezielles Thema bleiben. Ressler: Die Asset-Klasse Büro wird langfristig sicher auch spannend, wegen dem Thema Home-Office hat es für mich ein großes Fragezeichen. Wie entwickelt sich das Ganze? Was ist, wenn nächstes Jahr alle 100 Prozent durchgeimpft sind und wir schon gar nicht mehr wissen, wie man COVID-19 schreibt? Dann schaut alles wieder anders aus. Home-Office wird wohl bleiben. Vielleicht mit einem realistischeren Ansatz. Wir sehen es bei unseren Mitarbeitern. Die wollen auch wieder ins Office. Auch die Jungen wollen wieder ins Office. Mobiles Arbeiten wird gut angenommen, ein bis zwei Tage in der Woche Home-Office finden sie toll. Allerdings wird das Arbeiten im Home-Office nur dann geschätzt, solange man sich nicht mit den Kindern das Zimmer teilen muss. Man spart sich die Arbeitswege, man will aber trotzdem auch wieder ins Büro. Man will den Kontakt und wir wollen auch, dass wir mit unseren Teams Kontakt halten. Es wird sicher Verschiebungen geben, die dauerhaft sein werden. Stellt sich die Frage, wie schaut das Büro der Zukunft aus? Mir hat noch kein Innenarchitekt gesagt, wie man das sinnvoll lösen kann. Es soll ja auch attraktiv sein. Das Office ist auch eine Visitenkarte des Unternehmens. Ich kann nicht einfach sagen: Ich reduziere meine Büroflächen und

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„Wir können die Lehren aus COVID19 noch gar nicht richtig einschätzen und sortieren.“ Andreas Sauer

setze euch wie die Hühner in die Batterie und das war es dann. Man wird sich wahrscheinlich nicht wirklich viel bei einer Verkleinerung des Büros sparen. Auch mit den neuen Arbeitsformen nicht. Büro wird notwendig und auch wichtig bleiben – und es wird auch etwas kosten. Ich bin definitiv ein Anhänger von Präsenzbüro.

Sauer: Wir können die Lehren aus COVID-19 noch gar nicht richtig einschätzen und sortieren. Wir werden die Reisen reduzieren – mit dem positiven Effekt, dass wir nicht mehr am Abend stundenlang auf irgendeinem Flughafen sitzen und auf einen verspäteten Flieger warten. Wir haben aber auch gleich zu Beginn der COVID-19-Krise gelernt, dass bei unserem Transaktionsgeschäft, aber auch in der normalen Beratung und im normalen Mitarbeiter-Arbeiten persönliche Präsenz, der soziale Kontakt, das physische EinanderKennenlernen und -Sehen, trotzdem wichtig bleibt. Dies ist gerade bei Transaktionen wichtig: Wie schaut unser Verhandlungspartner aus. Wie agiert er? Wie ist seine Gestik, Mimik? Der persönliche Eindruck ist für mich unersetzbar. Größ: Ich halte es für sinnvoll, dass man sich manche Meetings erspart: in der Früh um sechs Uhr zum Flieger nach Frankfurt und um sieben am Abend wieder zurück – das muss nicht immer sein. Das ist meistens unnötig und füttert nur von Haus aus unprofitable Fluglinien. Auch für die Immobilienwirtschaft bringt es gar nichts, weil man bei solchen Tagesausflügen nicht im Hotel nächtigt. Trotzdem wird es das Kick-off-Meeting bei den Transaktionen geben müssen. Aber man kann vielleicht die Hälfte bis zwei Drittel von so großen Präsenzmeetings einsparen und lieber Videokonferenzen machen. Sauer: Transaktionen, die keine physischen Meetings hatten, hatten meist eine Tendenz, ineffizient zu werden, weil man einander eben nicht kannte. Sozialkontakt gehört einfach zu unserem Leben dazu.


WORDRAP MIT ANDREAS SAUER Womit haben Sie Ihr erstes Geld verdient?

Als Hilfsarbeiter am Tiefbau mit 15 (physisch überfordert).

Morgen- oder Abendmensch?

Morgenmensch Meinen Kaffee trinke ich am liebsten…

Schwarz, viel

In den nächsten zehn Jahren möchte ich unbedingt…

Besser werden

Welches Buch liegt auf Ihrem Nachttisch?

Mit welcher Person (lebend oder bereits verstorben) würden Sie gerne einen Abend verbringen?

Yes, Minister.

Einen Tag am Berg mit Hermann Maier. Nehmen Sie gerne Risiko?

Wenn Sie das Radio im Auto aufdrehen, was läuft?

Das Telefon. Ihr Lieblingshobby?

Telemarken

Wenn Sie zehn Millionen Euro im Lotto gewinnen würden, was machen Sie damit?

Ungern, aber notwendigerweise.

Wow, Global Telemark Sabbatical (eventuell mit Freunden). Winter 2020

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Positionen & Meinungen

Drei Irrtümer Panik ist unbegründet. „Eine allfällige Wertbeeinflussung kann erst dann festgestellt werden, wenn wieder Bewegung am Markt zu beobachten ist und die Transaktionen wieder einsetzen“, bringt es Wolfgang M. Fessl (Reinberg & Partner) auf den Punkt. Das Gespräch führte: Michael Neubauer

Dies geht jedoch nicht so weit, dass dadurch ein Wertverfall der Immobilie zu befürchten ist. Da es sich bei den sogenannten Betreiberimmobilien generell um Ertragsimmobilien handelt, erfolgt die Wertfindung durch die Kapitalisierung der zukünftigen Mieterträge. Vereinfacht gesagt also durch die Summe der Mieteinnahmen, welche in Zukunft noch zu erwarten sind. Diese Zukunft bezieht sich immer auf die Restnutzungsdauer der Immobilie. Das heißt, die Wertminderung hält sich in Grenzen? Ja, absolut. Wenn also z.B. bei einer üblichen Restnutzungsdauer der Immobilie von 40

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Jahren der Betreiber für zwei Jahre lang überhaupt kein Pachtentgelt zahlen würde, dann wäre damit ein Wertverlust von etwa fünf Prozent verbunden. Realistischer ist da schon die Annahme, dass der Betreiber für zwei bis drei Jahre ein reduziertes Bestandsentgelt zahlt, und somit die Wertminderung im Bereich von etwa drei bis vier Prozent zu liegen kommt. Diese Größenordnung ist derzeit auch am Markt zu beobachten. Man bekommt auch laufend zu hören, dass Einkaufszentren derzeit unverkäuflich sind. Das mag natürlich sein, und bedeutet lediglich, dass derzeit weder ausreichend Nachfrage noch ein entsprechendes Angebot vorhanden sind. Somit wollen die Eigentümer ihre Einzelhandelsflächen derzeit nicht verkaufen, und auch die Käufer zeigen sich bei den Ankaufsentscheidungen eher reserviert. Das ist ja kein unnatürliches Phänomen. Nein, ganz und gar nicht. Ähnliche Situationen gibt es im Immobilienmarkt immer wieder zu beobachten, nämlich dass einzelne Segmente illiquid sind und daher keine Transaktionen zu beobachten sind.Doch nur weil es kaum Transaktionen gibt, bedeutet dies nicht

automatisch einen Wertverfall der Immobilie. Diese behält vorerst ihren Wert. Eine allfällige Wertbeeinflussung kann erst dann festgestellt werden, wenn wieder Bewegung am Markt zu beobachten ist und die Transaktionen wieder einsetzen. Speziell bei Einzelhandelsflächen im urbanen Bereich ist damit zu rechnen, dass diese auch für Alternativnutzungen geeignet sind und daher jedenfalls ihren Wert behalten. Einzig bei Fachmarktnutzungen im ländlichen Bereich kann es – allerdings auch ohne CoronaBeeinflussung – aufgrund von strukturellen Änderungen zu Wertminderungen kommen. Das liegt aber eher am Strukturwandel, dem der Handel ausgesetzt ist, und der (auch) ohne Corona voranschreitet. Wenden wir uns der nächsten Asset-Klasse zu – nämlich Büros werden kaum mehr gebraucht, es verlagert sich alles ins Home-Office. Dabei dürfte es sich um eine krasse Fehleinschätzung handeln. Die Entwicklung des Home-Office läuft schon seit einigen Jahren. Bis dato durfte man ins Home-Office, nun sollte man unbedingt. Nebenbei bemerkt:

Fotos: Katharina Schiffl

Was tut sich in der Immobilien-Bewertung im Zusammenhang mit COVID-19? Man hört Schlimmes – vor allem was die AssetKlasse Hotels betrifft. Gemunkelt wird, dass Hotels massiv an Wert verlieren! Wolfgang M. Fessl: Dafür gibt es eigentlich keinen Grund, denn im Zuge der Bewertung wird der Wert der Immobilie festgestellt. Es kann durchaus sein, dass bei Betreiberimmobilien wie Hotels oder Tankstellen die Performance des Betreibers Einfluss auf den Wert der Immobilie hat.


„Derzeit sind weder ausreichende Nachfrage noch entsprechende Angebote vorhanden.“ Wolfgang M. Fessl

Wolfgang M. Fessl SV, Ing. Wolfgang M. Fessl, MRICS REV, CIS ImmoZert Allgemein beeideter und gerichtlich zertifizierter Sachverständiger, Immobilientreuhänder (Makler), Geschäftsführer, Manager/Partner Noch, ohne dass es eine gesetzliche Grundlage dafür gibt. Jetzt zeigen sich auch die ersten Defizite, von Produktivitätseinbußen bis zur sozialen Vereinsamung. Das liegt auch daran, dass die Bürofläche nicht nur die Aufgabe hat, einen Platz für den jeweiligen Mitarbeiter zur Verfügung zu stellen. Verstanden. Aber offensichtlich geht es auch ohne Büro, wie man vor allem während des ersten Lockdowns gesehen hat. Wieso glauben Sie, dass es keine Um­ orientierung geben wird in Zukunft? Erstens erfüllt das Büro auch Repräsentationsaufgaben und bietet den Marktplatz für die

soziale Interaktion und das Fundament für die Loyalität der Mitarbeiter. Das alles funktioniert aus dem Home-Office heraus nicht. Büroflächen werden also auch weiterhin gefragt sein und Bürohäuser damit ihren Wert erhalten. Und zweitens – freilich werden sich die Anforderungen an die einzelnen Räume ändern. Dies lässt sich jedoch durch entsprechende Planungen und Ausstattungsänderungen bewerkstelligen. Mittelfristig ist also nicht mit einer Änderung der Nachfrage zu rechnen, eher mit einer Diversifizierung in bessere und schlechtere Objekte.

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Fotos: Richard Tanzer


Flexibilität pur myhive Ungargasse. Eine tolle Eröffnungsparty war geplant. Doch diese fiel der COVID-19-Pandemie zum Opfer. Und so lud Immofinanz Country Managerin Österreich Katrin Gögele-Celeda den ImmoFokus zu einem exklusiven Rundgang – mit Abstand. Autor: Michael Neubauer

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reffpunkt Lobby. Schon beim Betreten der Lobby fällt auf – hier wird ein neues Konzept umgesetzt. Das Ambiente erinnert mehr an eine Hotellobby denn an den Eingangsbereich eines Bürogebäudes. Zur linken Hand ein – aktuell geschlossenes – Restaurant, rechts Sitzgruppen – und ein Welcome-Desk. Freundliche Pastellfarben. Wohlfühlen wird großgeschrieben. Der hochwertige Innenausbau mit Doppelböden und Kühldecken verspricht ein angenehmes Raumklima zu jeder Jahreszeit. Der Vergleich mit einem Hotel ist gewollt. Bei myhive handelt es sich um All-Inclusive-Flächen. Wie bei All-Inclusive-Hotel-Angeboten. Alles ist bezahlt. Diesem Konzept folgt myhive. Einmieten und arbeiten. Die potenziellen Mieter müssen sich keine Gedanken über Innenarchitektur, Einrichtung und Funktionalität oder Reinigung machen. Der Drucker ist stets mit ausreichend Papier und Toner versorgt. Das WLAN funktioniert jederzeit einwandfrei. Gögele-Celeda: „All Inclusive heißt: All Inclusive. Man kommt, steckt den Laptop an oder hängt sich in das WLAN, auch der Drucker kommt dann in letzter Konsequenz von uns.

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Man muss also nicht Druckerpatronen einkaufen gehen und tauschen. Das Motto lautet: Mieter, kümmere Dich um Dein Kerngeschäft, den Rest machen wir.“

Corporates und Start-ups Gleich neben dem Restaurant im Erdgeschoss befindet sich der Eingang zum myhive. „Hauptzielgruppe bleiben weiterhin die Großmieter. Diese erkennen, dass sie im Kampf beim War for Talents mehr bieten müssen als einen Schreibtisch. Da geht es um Community. Lounges, eine Bar oder ein Café statt Teeküche. Mit den Einzelarbeitsplätzen sprechen wir Jungunternehmer und Start-ups an. Mit myhive haben wir für Corporates und Start-ups eine perfekte Lösung. Ich glaube, die beiden können voneinander gut profitieren und das unterstützen wir“, erklärt die Countrymanagerin, während wir die Sicherheitsschranke hinter uns lassen.

Community und Flexibilität „Mit myhive bieten wir in Österreich ein einzigartiges, modernes Bürokonzept, das die Vorteile eines modernen Headquarters mit Coworking-Elementen verbindet. Dabei spie-


len Community und Flexibilität sowohl bei den Mietverträgen als auch den Flächen eine zentrale Rolle. Ich denke, dass wir gerade in diesen Zeiten mit unserem flexiblen Konzept punkten können und Mietern Lösungen bieten, die den neuen Anforderungen an modernes Arbeiten gerecht werden“, so Gögele-Celeda. Doch was ist das Besondere an diesem Konzept? „Individuelle Lösungen“, kommt es wie aus der Pistole geschossen. „myhive passt sich den Anforderungen der Mieter an – nicht umgekehrt.“ So ist die myhive membership für all jene gedacht, die keinen fixen Arbeitsplatz benötigen und dabei ganz flexibel bleiben möchten. „my membership berechtigt, jeden myhive Standort nutzen.“ Die Buchung erfolgt über eine eigene App, gezahlt wird pay-per-use: „Bezahlt werden nur die genutzten Services – maximale Flexibilität.“ mydesk richtet sich an Personen, die in einem Shared Office an einem fixen Schreibtisch arbeiten wollen. myroom bietet für kleine Teams eigene abschließbare Büros. myoffice umfasst eine maßgeschneiderte Office-Lösung

inklusive eigenem Eingang. „Wenn Sie wünschen, brauchen Sie sich keine Gedanken über Infrastruktur, Reinigung oder sogar das Interieur machen, wir kümmern uns gerne darum. Sollten Sie lieber alles selbst in die Hand nehmen, ist natürlich auch das möglich – mit myoffice bekommen Sie alles und bleiben dabei flexibel, sollten Sie mehr Platz benötigen.“

„Wir können mit der Vermietung zufrieden sein. Mit unserem Angebot treffen wir den Nerv der Zeit. myhive ist aber keine Reaktion auf die COVID-19-Pandemie. Erste Überlegungen für dieses Konzept gab es bereits vor zwei Jahren – da war selbst in China noch keine Rede von der Pandemie.“ Im Vollbetrieb stehen hier 65 mydesk Einzelarbeitsplätze zur Verfügung – aktuell herrscht Ruhe. „Aber das wird sich hoffentlich bald ändern.“ Wenn es nach Gögele-Celeda geht, soll es hier bald so richtig vor Spannung summen. myhive – „Hive“ heißt Bienenstock –, ein perfektes Symbol. „Der Bienenstock verdeutlicht unser Bürokonzept: Eine dynamische, lebendige Community mit vielen Gelegenheiten zum Austausch von Informationen und Ideen.“ Sitzgruppen, großzügige Tische, helle Atmosphäre. „Hier ist der zentrale Ort, wo alles zusammenkommt. Hier lebt die Community.“ Dass die Community lebt, dafür sorgt ein eigener Community-Manager, der sich um die Vernetzung der Mieter untereinander

„myhive ist aber keine Reaktion auf die COVID-19-Pandemie.“

Am Standort Ungargasse sind 100 Prozent der myoffices bereits vermietet. „Die ersten myroom-Mieter sind ebenfalls bereits eingezogen.“ Obwohl noch nicht mit der Vermarktung aktiv begonnen wurde, sind bereits 25 Prozent der Flächen belegt. Interessanterweise dürfte am Standort Ungargasse ein kleiner IT-Hub entstehen. „Es kommen viele Anfragen von ITStart-ups“ – und schon geht es los.

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kümmert – und das mit großem Erfolg. „Das Konzept hat die Feuerprobe am ersten Standort in den TwinTowers am Wienerberg bestens bestanden. Wir waren vom tollen Erfolg selbst überrascht.“ Die regelmäßigen Afterwork-, Networking- & Informationsveranstaltungen sind zumeist ausgebucht. „Bei großen Unternehmen kümmert sich in vielen Fällen der Betriebsrat um derartige Aktivitäten. Bei uns eben Julia Dobbler unsere Community-Managerin. Da gibt es gemeinsame sportliche Aktivitäten wie Beachvolleyball-Turniere, Golfkurse bis hin zu Massagen oder den Besuch von Dienstleistungsunternehmen wie der eines Schusters oder eines Änderungsschneiders.“ Die Teilnahme an den Veranstaltungen kann ebenfalls mit der App gebucht werden. „Über die App sieht man auch, wer schon zugesagt hat.“

beitsplätzen angemietet werden. Dies ist vor allem für Teams gedacht, die ein wenig mehr Diskretion wünschen.“ Den immer kürzeren Vertragslaufzeiten wird in der Grundrissgestaltung Rechnung getragen. „Mietverträge mit längerfristigen Bindungen gehören der Vergangenheit an. Flexibilität ist gefragt.

Arbeitsplatz nie vollkommen ersetzen. Wir sind überzeugt, dass der persönliche Kontakt, die Interaktion und die Kommunikation mit Kollegen besonders für die Innovation und die Produktivität in Unternehmen entscheidend sind“, erklärt Gögele-Celeda, während wir vorbei an bunten Wänden einen Stock nach unten in die Garden-Ebene kommen.

„Der Zehn-Jahres-Mietvertrag hat ausgedient.“

Plug and Work Einheiten Hinter dem Einzelarbeitsplätze-Bereich befinden sich die myrooms. „Diese Plug and Work Einheiten können bereits ab zwei Ar-

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Man will auf jede Situation schnell reagieren können. Zusätzliche Flächen schnell anmieten und wieder aufgeben können, wenn nötig.“ Der Zehn-Jahres-Mietvertrag hat ausgedient. Wobei die COVID-19-Pandemie den Trend nicht ausgelöst, sondern nur beschleunigt hat, wie Gögele-Celeda betont. „Änderungen beim Flächenbedarf der Mieter hat es bereits vor Corona gegeben.“ Aktuell rückt das Thema aber stärker in den Fokus. Flexibles Arbeiten und auch Home-Office werden stärker nachgefragt. „Das Büro zu Hause wird den klassischen

Flexibilität ist das Gebot der Stunde. Werden jetzt nicht alle Mieter auf diese Kurzfristigkeit umschwenken? „Meine Erwartung ist, dass Mieter in Richtung eines größenmäßig definierten Kern-Offices tendieren werden und dieses auch längerfristig anmieten. Darüber hinaus wird auch aus Kostengründen die kurzfristige Anmietung weiterer Schreibtische und/oder Räume bzw. von Gemeinschaftsflächen, Meetingräumen in Zukunft zunehmen.“

Ideal für Multi-Tenant-Gebäude Weitere Standorte sind angedacht. Größe und Infrastruktur müssen aber stimmen: „Unter 10.000 Quadratmeter rechnet sich myhive


nicht.“ Diese Größe ist notwendig, um kosteneffizient alle Anforderungen abdecken zu können. „Bei kleinteiligen oder bei kleineren Gebäuden ist das leider für uns ineffizient.“ Dem Community-Gedanken geschuldet, eignet sich das Konzept auch nur bei Multi-Tenant-Gebäuden. Bei Single-Tenant-Gebäuden gibt es zumeist einen Betriebsrat, der sich um vieles kümmert – zudem kommen Großmieter mit einem eigenen Konzept. „Single-Tenants wollen individuelle Lösungen realisieren. Da geht es um Corporate Design – um Farben, um Employer Branding.“ Da muss das eigene Logo perfekt präsentiert werden und die individuelle Handschrift spürbar sein. Was aber nicht heißt, dass nicht auch die ganz großen internationalen Konzerne auf das Angebot zurückgreifen. „Coca-Cola zählt am Wienerberg zu unseren Mietern. Das Headquarter ist natürlich im Corporate Design. Zusätzliche temporär benötigte Flächen und Besprechungszimmer werden bei Bedarf angemietet.“ Auf der Garden-Ebene finden sich weitere Besprechungsinseln, Sitzgruppen und buchbare Besprechungsräume, wobei keiner dem anderen gleicht – unterschiedliche Stimmungen

inklusive, und ein ebenfalls gesondert buchbarer Veranstaltungsraum mit im Sommer nutzbaren Freiflächen. „Einer kleinen Gartenparty steht nichts im Wege. Auf die Anrainer muss natürlich Rücksicht genommen werden.“

Katrin Gögele-Celeda

Ausbaukosten im Griff Diese Flexibilität ist allerdings nur möglich, wenn die Aus- beziehungsweise Umbaukosten so gering wie möglich gehalten werden. Diese können mit einem standardisierten Ausbau und mit flexiblen Layouts, die der Mieter wie aus einem Katalog wählen kann, optimiert werden. Daher kommen an den myhive Standorten Systemtrennwände und keine Trockenbauwände zum Einsatz. Damit können Umbauten schneller und kostengünstiger realisiert werden. Gögele-Celeda hat keine Angst, dass das Konzept kopiert wird. Im Gegenteil. „Es zeigt uns, dass unser Konzept myhive funktioniert. Es gibt immer mehr Anbieter, die sich sehr stark an unserem Konzept orientieren. Wir sind aber die Einzigen, die das wirklich international und groß als Hauseigentümer anbieten und weiterentwickeln.“

Die gebürtige Wienerin Katrin GögeleCeleda hat einen Universitätsabschluss in Betriebswirtschaft und ist eine erfahrene Expertin für gewerbliche Immobilien. Ihre Immobilienkarriere begann sie im Management von Gewerbeimmobilien und dessen vertrieblicher Vermarktung. Dort erarbeitete sie sich ein hervorragendes Verständnis über die Kernbereiche des Geschäfts. Zusätzlich zu ihrer Erfahrung im Immobiliengeschäft arbeitete sie mehrere Jahre im Investmentbanking, wo sie ein bemerkenswertes Netzwerk im Finanzbereich aufbauen konnte.

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Positionen & Meinungen

Georg Spiegelfeld Allg. beeideter und gerichtlich zertifizierter Sachverständiger für das Immobilienwesen, RICS, REV Georg Spiegelfeld ist Geschäftsführer von Spiegelfeld International und Vorstand des Immobilienring IR, dem über 60 Kanzleien und mehr als 400 Immobilienexperten an über 80 Standorten in Österreich angehören.

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Gemeinsam statt einsam Kooperation. Das Besteller-Prinzip wird für viele Makler ein Problem. Zusammenarbeit wird ein Gebot der Stunde, meint Georg Spiegelfeld, der Initiator der Maklerplattform Marktplatz. Das Gespräch führte: Michael Neubauer

Was lange währt, wird endlich gut. Ist der Marktplatz gut geworden? Georg Spiegelfeld: Gut Ding braucht Weile und ja, er ist gut geworden und kommt zur richtigen Zeit. Der Marktplatz ist eine digitale Plattform, die Maklern ermöglicht, einfach und reibungslos Gemeinschaftsgeschäfte abzuwickeln. Die Idee dazu stammt aus Kanada und den USA. Dort funktioniert diese Art der Zusammenarbeit bereits seit vielen Jahren bestens. In Amerika werden nahezu 100 Prozent der Transaktionen über Makler abgewickelt. In Österreich sind es nur rund 40 bis 45 Prozent. In den USA und Kanada agiert jeder Makler völlig transparent und im Unterschied zu Österreich und weiten Teilen Europas arbeiten sie nur mit einem Alleinvermittlungsauftrag. Aufgenommen werden allerdings auch nur Makler, die ausreichende Qualifikationen nachweisen können. Wenn es also in den USA und Kanada funktioniert – warum sollte es nicht auch bei uns funktionieren? Zugegebenerweise hat es einige Zeit gedauert, bis wir auch in Österreich so weit waren. Wer steht hinter dem Marktplatz? Der Marktplatz wird von der Immobilien Marktplatz GmbH abgewickelt. An dieser Gesellschaft ist der Fachverband der Immobilien-

und Vermögenstreuhänder mit 60 Prozent, der ÖVI (Österreichischer Verband der Immobilientreuhänder) mit 30 Prozent und der IR (Immobilienring) mit 10 Prozent beteiligt. Ich fungiere derzeit als Geschäftsführer. Wann gab es die ersten Überlegungen? Die ersten Überlegungen gab es bereits um die Jahrtausendwende. Die Zeit war aber einfach noch nicht reif dafür. Erste Pläne, an denen unter anderem die Ertler Brüder involviert waren, verliefen im Sand und es haben sich viele eine blaue Nase geholt. Auch weitere Versuche scheiterten und geendet hat es mit Aussagen wie: „Damit wollen wir eigentlich nichts mehr zu tun haben“, „Das ist ein EDV Thema“, „Wir haben die ganze Zeit nur mit EDV zu tun, das geht uns auf die Nerven“, „Lassen wir das einmal“. Ende 2015 bin ich zu Michael Pisecky gegangen, um die Wiener Wirtschaftskammer ins Boot zu holen. Pisecky war am Anfang zurückhaltend – stand aber der Sache grundsätzlich positiv gegenüber. „Wenn Du noch weitere Partner bringst, dann ziehen wir mit – aber als Wirtschaftskammer Österreich und dann rollen wir das über ganz Österreich aus.“ Ich holte also noch den Immobilienring und den ÖVI ins Boot – und dann ging es los. 2016 kam es zu den ersten Gesprächen, 2017/18 hatten wir die ersten Zusagen. 2019 wurde dann das Unternehmen gegründet. Um das

„Die ersten Überlegungen gab es bereits um die Jahrtausendwende. Die Zeit war aber einfach noch nicht reif dafür.“

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„In den USA und Kanada haben die Makler einen Alleinvermittlungsauftrag. Das macht einen großen Unterschied.“

Projekt umsetzen zu können, mussten wir die großen Anbieter von Makler-Software für den Marktplatz gewinnen. Ein durchaus schwieriges Unterfangen, Konkurrenten zu einem Miteinander zu gewinnen. Das war auch menschlich nicht immer ganz einfach. Wie sieht die Lösung Marktplatz nun konkret aus? Ausgewählte Objekte können dank intelligenter Schnittstellen per Knopfdruck auf dem Marktplatz freigeschalten werden. Der Makler hat zwei Optionen: Er kann das Objekt mit allen notwendigen Informationen zur Vermittlung freischalten und andere Marktplatzteilnehmer können nun das Objekt vermitteln bzw. auf ihren Drucksorten und Kanälen so präsentieren, als ob es ihr eigenes Objekt wäre. Er kann aber auch nur die Basisdaten des zu vermittelnden Objekts freigeben. Interessierte Unternehmen können sich dann direkt mit dem anbietenden Makler in Verbindung setzen und eine Zusammenarbeit vereinbaren. Er kann dabei auch entscheiden, mit wem und in welcher Form er zusammenarbeiten will. Das heißt, er kann, muss aber nicht mit jedem Marktteilnehmer kooperieren? Genau. Der Makler ist in seiner Entscheidung frei.

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An wen richtet sich das Angebot? Mit wie vielen Teilnehmern rechnen Sie? In Österreich gibt es rund zweitausend aktive Makler, für die eine Teilnahme interessant sein könnte. Bis Jahresende rechne ich mit rund 120, 130 Unternehmen, langfristig mit bis zu 1.000. Wenn einmal 100 Makler drinnen sind, dann bekommt dies eine Eigendynamik. Ich hoffe, dass wir in den nächsten ein, zwei Jahren die Schallmauer von tausend Teilnehmern oder mehr durchbrechen. Ideal wäre es, wenn die Teilnahme am Marktplatz ein Must Be wird. Eine Plattform, bei der man dabei sein muss, um Qualität und Attraktivität zeigen zu können. Wie viel kostet die Teilnahme am Marktplatz? Es gibt eine Einschreibgebühr von 300 Euro pro Unternehmen. Für jeden teilnehmenden Mitarbeiter kommt noch eine Einschreibgebühr von zusätzlich 50 Euro hinzu. Als laufende Kosten fallen pro Maklermitarbeiter acht Euro monatlich an. Bis Jänner 2021 entfällt die Einschreibgebühr quasi als Startzuckerl. Mit der zunehmenden Digitalisierung werden wir viele Dinge neu denken müssen. Das bedeutet, dass wir uns von vielen lieben Gewohnheiten, die wir in Österreich haben, verabschieden müssen und ein wenig weiter denken müssen. Im Kern geht es um die Frage: „Wie


bringe ich die Objekte am besten zu meinen Kunden?“ Alleinkämpfer werden es schwer haben. Zusammenarbeit ist dabei ein ganz wesentlicher Aspekt – das ist eine der Lehren, die wir wohl alle aus den Lockdowns gezogen haben. Stichwort Stadtflucht: Da macht es Sinn, mit Kollegen in der Peripherie der Stadt zusammenzuarbeiten. Ganz einfach, weil wir die Erfahrung und auch die Objekte nicht haben, die von unseren Klienten nachgefragt werden. Das Home-Office betrifft nicht nur unsere Klienten. Es betrifft auch uns Makler. Ich kann mein Home-Office, wenn ich in Wien angestellt bin, genauso in Innsbruck oder in Kitzbühel machen. Ich habe dort meine Familie, denen geht es wunderbar, sie können raus in die Natur. Ein, zwei Tage in der Woche, wenn ich im Büro sein muss, fahr ich mit dem Zug nach Wien. Alles ist super, Vorteile für alle. Sie haben einmal betont, dass das Besteller-Prinzip tausende Makler arbeitslos machen würde – und dass ein Multiple Listing System zur Überlebensfrage wird. Das Besteller-Prinzip wird für viele Makler ein Problem. Speziell für Makler in Wien. Speziell für Makler im Mietbereich. Wir haben uns in Wien den Markt aber selbst kaputt gemacht. Seit vielen Jahren verlangen wir von den Abgebern keine Provision mehr. Jetzt ist aber der politische Wille, dass der Mieter keine Pro-

vision mehr zahlen soll. Es wird wahnsinnig schwer, den Abgebern klarzumachen, dass er jetzt plötzlich etwas zahlen muss. Im Moment haben wir den Vorteil, dass es viele Objekte auf dem Markt gibt, das heißt, der Abgeber muss aktiv in den Markt gehen, um seine Wohnung vermieten zu können. Dafür braucht er möglicherweise Makler oder andere Instrumente, um seine Objeke loszuwerden. ... also auch den Marktplatz? Vor drei, vier Jahren hätte er nur einmal rufen müssen, „Ich habe eine Wohnung“ und schon hätten sich zwanzig Interessenten gemeldet. Die Zeit ist fast vorbei oder dürfte relativ vorbei sein. Aus diesem Grund rutschen wir in eine für die Makler wieder komfortable Situation. Aber es steht außer Frage, dass sich das ebenfalls wieder ändern kann. Auch aus diesem Grund kommt der Marktplatz zur richtigen Zeit. Makler mit wenigen „eigenen“ Projekten können von der Zusammenarbeit profitieren. Diese können sich durch Kooperationsgeschäfte beziehungsweise durch Meta-Geschäfte über Wasser halten. Es gibt Makler, die sind sehr gute Verkäufer, und es gibt Makler, die sind sehr gute Einkäufer. Diese können nun gewinnbringend zusammenarbeiten. Zudem gibt es oftmals Spezialobjekte, die nicht unbedingt jeder Makler bearbeiten kann. Ich denke da beispielsweise an Forstwirtschaften. Es gibt kaum Maklerunternehmen,

die sich ausreichend mit Forstwirtschaften auskennen. Da ist die Unterstützung durch einen Spezialisten sinnvoll und damit kann der Marktplatz auch nachhaltig die Qualität der Vermittlungstätigkeit steigern. Außerdem ist eine geteilte Provision immer noch besser als keine Provision. Kommt es durch das Besteller-Prinzip nicht auch zu einer Marktbereinigung? Werden Makler mit einer geringeren Qualifikation vom Markt verschwinden? Gerade bei der Qualifikation hat sich in den vergangenen Jahren viel getan. Wir haben heute universitäre Ausbildungen in Wien, in Krems, in Salzburg, in Tirol. Diese werden von den jungen Kollegen stark genutzt. Das Know-how ist deutlich besser geworden. Natürlich gibt es noch immer diese „Küchentischmakler“. Diese sind am Aussterben. Die Wohnungssuchenden sind topinfomiert – und wollen eine Top-Dienstleistung, auch von den Maklern. Der Marktplatz wird dazu beitragen, dass sich das Niveau bei den Maklern weiter verbessern wird. Die Teilnahme am Marktplatz soll nach außen als Qualitätskriterium wahrgenommen werden. Schwarze Schafe werden wir immer haben. Aber die gibt es in jeder Branche. Der Marktplatz hilft sowohl den großen wie auch den kleinen Maklerunternehmen, weil für beide ein guter Marktüberblick wichtig ist.

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Positionen & Meinungen

Neues Start-up mit alten Hasen Überraschend. Maximilian Pasquali und Kristian Radosavljevic haben sich bezüglich Eyemaxx verändert und starten mit Axian Investment Partners ein neues Unternehmen. Ein Neustart, der in der Branche viele Fragen aufwirft und durchaus auch neugierig macht. Das Gespräch führte: Lisa Grüner

Ihre Entscheidung, ein eigenes Unternehmen zu gründen, kam für die Branche überraschend. Wie lange haben Sie den Ausstieg bei Eyemaxx schon geplant? Maximilian Pasquali: Die Grundidee, gemeinsam etwas Neues zu machen, war schon recht lange in unseren Köpfen. Vor etwa zwei Jahren wurden die Überlegungen immer konkreter. Der Stichtag war dann der 13. März diesen Jahres, ab dann sind wir in die Vorbereitung gegangen.

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Sie beide waren insgesamt rund 25 Jahre bei Eyemaxx. Warum kam der Wunsch nach Veränderung? Kristian Radosavljevic: Ich bin 2011 zu ­Eyemaxx gekommen und habe dort wesentlich dazu beigetragen, dass das Team von ursprünglich etwa 15 auf 70 Mitarbeiter angewachsen ist, habe sohin mitgeprägt, mitgestaltet. Wir möchten kein Jahr bei Eyemaxx missen. Pasquali: Wir waren ganz wesentliche Gesichter der Gruppe, eine Driving Force und haben mit Eyemaxx sogar in Berlin den Immobilien Brand Award als Firma mit dem am schnellsten gewachsenen Wiedererkennungswert gewonnen. Wir haben uns mehr als ein Jahrzehnt insbesondere auch um die Bereiche Human Resources, PR, Marketing, Kapitalisierung und Structuring gekümmert und haben gespürt, dass wir etwas Neues brauchen. Wir haben, wie bereits erwähnt, vor recht langer Zeit bei Eyemaxx angefangen und auch das Administrative war speziell am Anfang interessant und spannend, aber irgendwann flacht die persönliche Entwicklungskurve einfach ab.

Radosavljevic: Wir wollen uns auf das fokussieren, was wir glauben, am besten zu können: Leute für etwas begeistern und zusammenbringen. Wir haben einen direkten Draht zu dutzenden Investoren, vor allem aus Deutschland, die speziell in Österreich investieren und etwas aufbauen wollen. Darüber hinaus haben wir einen guten Zugang zu Immobilien. Das macht uns besonders, denn die meisten haben entweder Geld oder Immobilien. Wir haben beides. Als Investment Partner wollen wir Mehrwert bringen und gemeinsam mit unseren Partnern etwas Spannendes hochziehen. Wie kam es zu dem Namen des Unternehmens? Pasquali: Zumal wir uns nicht vordergründig über Serviceleistungen definieren möchten, wollten wir auch weder Advisory noch Consulting oder dergleichen im Namen haben. Umso mehr freuen wir uns, dass wir den Firmennamen Axian – setzt sich im Übrigen aus Max und Kristian zusammen – Investment Partners eintragen lassen konnten. Wann soll es richtig losgehen? Radosavljevic: Wir planen, im Jänner durchzustarten. Derzeit sind wir mit den organisa-

Fotos: Richard Tanzer

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ines betonen Maximilian Pasquali und Kristian Radosavljevic gleich am Anfang: Man hat sich im besten Einvernehmen mit Eyemaxx arrangiert. Es kam diesbezüglich allerdings zu keiner kompletten Trennung, denn Pasquali, ehemaliger Deputy CEO, und Radosavljevic, ehemaliger CFO bei Eyemaxx, sind weiterhin als Geschäftsführer einer eigens vor mittlerweile über zwei Jahren gegründeten Managementgesellschaft tätig, bei der Eyemaxx hauptsächlich, sie selbst aber auch mit 20 Prozent beteiligt sind. Über diese Struktur werden sich die beiden auf die wichtigen Bereiche Transaction Management und Financing fokussieren, jedoch nicht mehr exklusiv für Eyemaxx tätig sein.


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torischen Dingen beschäftigt. Das trifft jedes Start-up, das sich mit Corporate Identity, der Website, Visitenkarten etc. auseinandersetzen muss. Wir haben für Eyemaxx einiges zu tun, was uns natürlich freut. Wir arbeiten auch weiterhin sehr gerne mit Eyemaxx zusammen. Darüber hinaus fokussieren wir uns natürlich auf unser eigenes Geschäft. Haben Sie eine bestimmte Assetklasse im Visier? Pasquali: Nein, derzeit gibt es keinen Fokus auf eine spezielle Assetklasse, wobei Hotels für uns derzeit wohl weniger interessant sind. Es gibt schon konkrete Überlegungen mit zum Teil sehr vermögenden Investoren, mit denen wir uns verpartnern möchten. Stehen bei Ihnen längerfristig gedachte Investments am Plan?

Radosavljevic: Die Überlegungen sind nicht nur auf Projektentwicklungen bezogen. Uns interessiert sowohl die Entwicklung, als auch der Bestand. Die Verbindung ist spannend, da ein Development auch platziert gehört. Verfolgen Sie mit der Firma auch eine neue Schiene? Pasquali: Wie der Name schon sagt, sehen wir uns primär als Investment Partner, dennoch werden wir sicherlich auch beratend tätig sein. Wo sehen Sie sich in fünf Jahren? Radosavljevic: Primär haben wir das Ziel, erfolgreich zu sein, es muss aber jedenfalls Spaß machen. Axian Group klingt ja eigentlich ganz gut. Unser Ziel ist durchaus, an mehreren Themen mit unserem Mehrwert nachhaltig beteiligt zu sein, um mittelfristig eine Gruppenstruktur umzusetzen.

Welche Projektvolumina sollen umgesetzt werden? Pasquali: Jeweils zwischen zehn und hundert Millionen Euro. Diese Größenordnung macht Sinn, denn die Leute, mit denen wir üblicherweise zu tun haben, machen keine Reihenhäuser, sondern Großprojekte. Gibt es schon konkrete Projekte? Radosavljevic: Noch keine, über die wir jetzt schon sprechen könnten. Wie geht es Ihnen mit den Anfängen? Pasquali: Grundsätzlich sehr gut. Es ist jedoch schon ungewohnt, auf keine Infrastruktur zurückgreifen zu können. Bis jetzt hatten wir ja immer diverse Kollegen um uns, die uns unterstützt haben. Jetzt schreiben wir Rechnungen etc. selbst und das ist nur gut so. Aber 2021 sind die ersten Angestellten

„Wir wollen uns auf das fokussieren, was wir glauben, am besten zu können: Leute für etwas begeistern und zusammen­ bringen.“ Kristian Radosavljevic

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„Die Grundidee etwas Neues zu machen war schon sehr lange in unseren Köpfen.“ Maximilian Pasquali

geplant. Abhängig davon, wie sich die Dinge manifestieren, sollte es sich zunächst zwischen zwei und fünf Angestellten bewegen. Wir sind voller Tatendrang und freuen uns riesig auf die neuen Herausforderungen. Sie haben als GmbH gegründet, warum nicht als AG? Pasquali: AG wäre für uns schlicht Overkill gewesen. Das Thema ist, dass eine AG erst

richtig Sinn macht, wenn sie gelistet ist. Transparenz hat ihre Vorteile, andererseits muss man genau darüber nachdenken, wie man kommuniziert. Eine AG suggeriert jedenfalls eine hohe Professionalität, anderseits ist man jedoch strengen Compliance und Corporate Governance Regelungen unterlegen, was einen gewissermaßen einschränken kann. Das ist nicht jedermanns Sache. Für uns ist ein Listing aber derzeit kein Thema. Vorerst

genießen wir es, in den nächsten Monaten keine Restriktionen zu haben. Braucht man in Ihrem Bereich auch Glück? Radosavljevic: Wir sind davon überzeugt und wir werden es auch brauchen, denn dann kann unser Unternehmen auch sehr schnell zünden und erfolgreich werden. Ein Quäntchen Glück gehört einfach immer dazu.

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Positionen & Meinungen

Priorität Grundriss Der Wohlfühlfaktor. Warum eine Immobilie mehr bieten muss als Lage, Lage, Lage und weshalb es Sinn macht, bei der Projektplanung wieder mehr auf Gemeinschaftsräume zu setzten, erklärt Ernst Kovacs, Geschäftsführender Gesellschafter der KE Wohnimmobilien, im Gespräch mit dem ImmoFokus. Das Gespräch führte: Amelie Miller

Knapp 5.000 freifinanzierte Eigentumswohnungen, die 2019 allein in Wien in vierhundert Projekten fertiggestellt wurden: In diesem Jahr ist im Vergleich zum Sommer 2019 die Zahl der Projekte nur zwei Prozent zurückgegangen. Heißt das, der Wohnungsmarkt ist bereits gesättigt? Ernst Kovacs: Viel wichtiger ist doch die Frage, ob Anleger mit dem, was gebaut wird, auf lange Sicht auch glücklich werden. Der Trend ist aktuell, dass die Wohnung möglichst klein sein soll, am besten unter 40 Quadratmeter, damit man den Endpreis bei der Miete gut darstellen kann. Aber entspricht der Grundriss solcher Wohnungen den zukünftigen Anforderungen? Was passiert dann mit diesen Wohnungen? Am Markt gibt es vor allem Kleinwohnungen. Und dann ist der Grundriss sehr wohl ein Thema, vor allem wenn die Miete hoch ist. Im freifinanzierten Bereich liegt die durchschnittliche Miete der Angebote in Wien bei 15 Euro pro Quadratmeter. Da wird sich bald ein Problem auftun. Die Frage ist nur, in welcher Form. Gerade bei Projekten, die von Fonds aufgekauft werden, sind oft bis zu dreihundert Wohnungen in einem Projekt. Wenn hier

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die Grundrisse nicht passen, dann wird es ein Problem, diese Wohnungen in der Anzahl zu vermieten. Als Privater kann ich die Miete reduzieren und so die Wohnung vermieten. Wenn ich bei einem großen Projekt aber die Mieten um zwei Euro pro Quadratmeter senke, wird meine ganze Kalkulation nicht mehr passen. Stehen viele Wohnungen leer, wird man nicht gleich eingestehen wollen, dass man einen Fehler gemacht hat. Statt den Anlegern zu sagen, dass man sich verschätzt hat, lässt man die Wohnung lieber leer stehen. Was müsste sich ändern? Auf Grundrisse wird selten geachtet. Der Preis und die Lage sind meistens die entscheidenden Argumente. Lage, Lage, Lage waren früher die drei wichtigsten Dinge bei der Immobilie. Aus meiner Sicht sollte es aber heißen Lage, Grundriss, Preis-Leistungs-Verhältnis. Warum stehen Wohnungen in guten Lagen leer? Wegen des Grundrisses. Heißt das, dass ich in einem Mikroapartment gar keinen guten Grundriss haben kann? Braucht es eine bestimmte Wohnfläche, um einen idealen Grundriss zu realisieren?

Nein, dafür braucht es keine bestimmte Wohnflächengröße, aber je kleiner die Wohnung wird, umso weniger Möglichkeiten habe ich. Das gilt sowohl für das ganze Gebäude als auch für die einzelnen Wohnungen. Natürlich gibt es Grundrisse mit 38 Quadratmetern, die funktionieren. Dass ich hier aber keinen Abstellraum mit drei Quadratmetern haben werde, ist logisch. Bei einem kleinen Grundriss muss man viel mehr auf die Funktion achten. Ich sehe sehr viele Grundrisse, bei denen ich mir gar nicht vorstellen kann, wie man da wohnt – auch als Single. Und warum machen das die Architekten? Die bessere Frage ist, warum machen das die Bauträger? Es ist der Bauträger, der bestellt und gar nicht weiß, was er bestellt. Er ist der, der im Gegensatz zum Architekten am Markt aktiv ist und daher wissen sollte, was Kunden wollen. Sind die Bauträger beratungsresistent? In den letzten Jahren sind sehr viele neue Bauträger am Markt dazugekommen. Die sind der Meinung, dass ohnehin alles geht, weil die Nachfrage so groß ist. Der Architekt weiß oft gar nicht, was die Kunden wollen. Er hat eine Ausbildung,


Ernst Kovacs Seit 2016 begleitet Ernst Kovacs als Geschäftsführer der KE Wohnimmobilien beratend Projektentwickler und Bauträger von der Liegenschaftssuche bis zur schlüsselfertigen Übergabe der Immobilie. Zuvor war Ernst Kovacs in der Geschäftsführung der Kallco Development und der IMV tätig. Von 2003 bis 2015 verantwortet er als Prokurist und Bereichsleiter bei Raiffeisen evolution die Projektentwicklung in Österreich, Tschechien und der Slowakei.

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„Warum stehen Wohnungen in guten Lagen leer? Wegen des Grundrisses.“

aber in Wahrheit mit Kunden sehr wenig zu tun. Oft ist der Zugang, modern zu bauen und dabei wenig auf die Funktionalität zu achten. Ein moderner Grundriss mag für den einen oder anderen interessant sein, als Bauträger mache ich aber keine Spezialwohnung. Wenn ich heute irgendwo hundert Wohnungen hinbaue, dann kann ich mich nicht an Spezialfälle wenden. Das Problem beginnt dann, wenn ich nach der Fertigstellung die Wohnungen nicht losbringe. Dann müssen die Preise reduziert werden. Wie weit gehe ich wann mit dem Preis hinunter, um keinen Verlust zu machen? Bei der momentanen Zinslandschaft kann ich etwas länger warten. Das war früher anders. Wie lange darf eine Wohnung am Markt sein, um nicht weiter an Wert zu verlieren? Das Problem ist nicht, wann ich sie auf den Markt gebracht habe, sondern die Zeit ab der Fertigstellung. Das trifft nicht nur auf Wohnungen zu. Jede Immobilie, die leer steht und ungenutzt ist, verliert an Wert. Heute werden Projekte teilweise schon ab der ersten Planstudie angekündigt. Sie

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sind oft schon ein halbes bis ein Jahr vor dem tatsächlichen Verkaufsbeginn auf der Homepage angekündigt. Man sammelt Vormerkungen. Da ist die Frage, wie wertvoll ist ein Vormerkkunde, den ich vor einem Jahr vorgemerkt habe? Hat der nicht sowieso in der Zwischenzeit schon eine Wohnung gefunden? Wie viel Konkurrenz habe ich im unmittelbaren Umfeld? Danach muss ich beurteilen, wie schnell gehe ich in die Öffentlichkeit und kündige das Projekt an? Wie lässt sich das Problem eines schlechten Grundrisses bereits in der Planung lösen? Ein oder zwei Monate Zeit sollten schon in die Entwicklungs- und Planungsphase investiert werden. Ich für meinen Teil habe Planungsvorgaben, die ich einem Architekten übergebe, noch bevor der einen Strich zeichnet. Darin beschreibe ich, was meine Anforderungen an einen Grundriss sind. Auch einige andere große Bauträger machen das. Bei mir steht zum Beispiel, dass ich keine Maisonette-Wohnungen möchte, weil ich niemanden kenne, der


gerne Stiegen steigt. Als Bauträger muss man dem Architekten, bevor er plant, die eigenen Vorstellungen in die Hand geben. Für die Grundrisse ist entscheidend, wie erschließe ich das Haus? Wie viele Stiegenhäuser habe ich? Wo sind meine Gänge angeordnet? Davon hängt ab, wie meine Grundrisse aussehen. Habe ich eher kleine Grundrisse? Habe ich eher große Grundrisse? Das muss ich dem Architekten sagen, bevor er sein Bild produziert. Dann funktioniert das. Und die Einrichtung muss mit eingezeichnet werden. Das brauche ich spätestens dann, wenn es um die Planung der Haustechnik geht. Wird sich die Pandemie auch auf die Assetklasse Wohnen und vielleicht speziell auf den Grundriss auswirken, wenn das Home-Office immer mehr kommt, die Fläche aber nicht größer wird? Bei meinem seinerzeitigen Arbeitgeber hatten wir Konzepte entwickelt, mit denen wir versucht haben, in die Zukunft zu denken. Wir haben damals schon bei jeder Wohnung einen Arbeitsplatz mit eingeplant. Auch bei der Zweizimmerwohnung hat es entweder im Schlafbereich oder im Wohnbereich eine Ecke gegeben, in die man einen Schreibtisch stellen konnte, ohne auf andere Funktionen

zu verzichten. Dort waren Haustechnikanschlüsse fürs Internet und entsprechend Steckdosen für den Strom. So konnte man von zu Hause aus arbeiten, ohne auf wichtige Ablageflächen zu verzichten. Außerdem gab es in den Häusern jeweils ein allgemeines Büro. Dieses konnte ich mir stundenweise reservieren, um in Ruhe zu arbeiten. Wenn ich also zu Hause arbeite, möchte ich vielleicht einen Gast nicht unbedingt in meinen eigenen vier Wänden empfangen. Wird wieder mehr entwickelt werden in Richtung Gemeinschaftsräume? Wenn die Wohnungen in den Grundrissen kleiner werden, damit sie leistbarer bleiben, dann ist es natürlich gut, wenn ich Gemeinschaftsräume habe. Auf der anderen Seite kostet ein Gemeinschaftsraum Geld, vor allem, wenn ich dadurch als Bauträger Wohnnutzfläche verliere. Grundsätzlich sind Allgemeinflächen etwas Positives, weil sie die Kommunikation im Haus fördern. Das trägt zu mehr Sicherheit bei.

„Oft ist der Zugang, modern zu bauen und dabei wenig auf die Funktionalität zu achten.“

Was ist letztendlich entscheidend für den Erfolg eines Projekts? Entscheidend ist am Ende der Wohlfühlfaktor und der hängt stark mit dem Grundriss zusammen.

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„Es hat sich gezeigt, dass das Nationalpark Garten-Konzept flexibel genug ist, um in – sowohl vom Alter als auch von der Bauart ganz unterschiedlichen – Wohnhausanlagen hervorragend und effizient umsetzbar zu sein.“ Der Hausverwalter Danijel Krajina ist erfreut über die Möglichkeiten im Rahmen des Nationalpark Gartens.

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Österreichs größtes Netzwerk an individuellen Naturschutzgebieten Neuartiges Netzwerk. Der „Nationalpark Garten“ von GLOBAL 2000 setzt auf naturnahe Begrünung zum Schutz der heimischen Artenviefalt. Die Initiative richtet sich neben Privatpersonen und Gemeinden auch an Bauträger und Hausverwaltungen. Autor: Dominik Linhard

Fotos: Dominik Linhard, Christopher Glanzl

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er Nationalpark Garten (NPG) wurde ins Leben gerufen, um ein österreichweites Netzwerk an kleineren und größeren – und vor allem auch individuellen – Schutzgebieten für Bienen, Schmetterlinge und Co. zu schaffen. Die Message ist Programm: Jede/r kann etwas zum Artenschutz beitragen.

ten Liste zu finden. Das beginnt bei den großen Säugetieren, betrifft aber in extrem hohem Ausmaß auch Amphibien, Vögel und Insekten. Erst im Mai hat der Weltrat für Biodiversität (IPBES) in seinem globalen Zustandsbericht 2019 davor gewarnt, dass rund eine Million Arten weltweit vom Aussterben bedroht seien. Österreich bildet da keine Ausnahme.

Das Artensterben ist neben dem Klimawandel die zweite große ökologische Krise, der wir uns stellen müssen, wenn wir das Überleben der Menschheit auf dieser Erde sichern wollen. Weltweit sind eine Million Arten vom Aussterben bedroht und auch Österreich ist massiv betroffen: Bereits jede dritte Art ist auf der Ro-

Die aktuelle Rote Liste der bedrohten Arten für Österreich besagt, dass 60 Prozent der Farnund Blütenpflanzen, 31 Prozent der Brutvögel, 27 Prozent der Säugetiere, 46 Prozent der Fische sowie mehr als 60 Prozent der Amphibien und Reptilien gefährdet oder gar vom Aussterben bedroht sind.

Dabei müssen wir uns bewusst sein, dass das Artensterben uns alle betrifft, denn unser Essen, unsere Medizin, sauberes Wasser und vieles mehr ist direkt von der Artenvielfalt abhängig. Die Hauptursache für das Artensterben ist der Verlust von Lebensräumen. Agrarwüsten, intensiv gemähte Wiesen, versiegelte Flächen im Siedlungsraum sowie aufgeräumte Gärten und kurz gemähte Grünflächen lassen nur sehr wenig Platz für unsere heimischen Tier- und Pflanzenarten. Pestizide, intensiver Düngemitteleinsatz und Lichtverschmutzung beschleunigen das Sterben noch weiter. Umso erfreulicher, dass am 11. September diesen Jahres bereits die vierte Wohnsiedlung Teil des Nationalpark Gartens wurde und sich somit

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„Es wurde von Anfang an mitgedacht, dass der Garten offen für alle ist, was zu mehr Kontakten mit den Nachbarn geführt hat, die wir sonst nicht hätten.“ Sabine Mund, Bewohnerin und engagierte Gartlerin der Wohnsiedlung in der Maria-Tusch-Straße.

Factbox NPG-KRITERIEN Folgende grundlegende Kriterien gelten für den Nationalpark Garten: 1. Kein Einsatz chemisch-synthetischer Pestizide 2. Keine Verwendung synthetischer Mineraldünger 3. Keine Verwendung torfhaltiger Substrate 4. Erhalt und Anlage von Biodiversitätsflächen Im Nationalpark Garten-Konzept ist auch Wildnis erlaubt, nein, sogar erwünscht. So sollen etwa abgeblühte Pflanzenstängel über den Winter stehen bleiben, um nützlichen Tieren ein Quartier für die kalte Jahreszeit zu bieten. Außerdem sind Wissenvermittlung und Bewusstseinsbildung zentrale Elemente. So können zum Beispiel Blühflächen mit Erkundungswegen ausgestattet werden, Spaziergänge durch die Anlage gemeinsam mit Experten durchgeführt oder Informationsveranstaltungen für die Bewohnern abgehalten werden, damit diese die neue Vielfalt kennenlernen können.

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zur naturnahen Grünflächengestaltung und zur Förderung der Artenvielfalt bekennt. Neben dieser Wohnsiedlung in der Maria-TuschStraße am Rande der Seestadt in Wien wurde das Konzept des Nationalpark Gartens bereits in der sogenannten „Pionieroase“ in der Favoritenstraße im 10. Wiener Bezirk umgesetzt sowie in den Wohnsiedlungen in der Rußbergstraße im 21. Bezirk und im niederösterreichischen Baden in der Albrechtsgasse.

Was zeichnet eine NPG-Wohnsiedlung aus? In den Wohnhausanlagen wurden gezielt Blumenwiesen angelegt bzw. wurde die Pflege der bestehenden Grünflächen deutlich extensiviert, so dass sich spontan aufkommende Vegetationsgesellschaften etablieren konnten, die nach wenigen Jahren deutlich an Artenreichtum zugenommen haben gegenüber dem Ausgangszustand. Es wurden außerdem Gemeinschaftsgärten und Beerensträucher angelegt, Bäume gepflanzt, Totholz- und Reisighaufen errichtet, sowie Lebensräume für Wildbienen, Igel, Hasen, Feldhamster und andere Tiere geschaffen. Dass dabei ohne Chemie und Laubbläser gearbeitet wird, ver-

steht sich da von selbst. Um die Einhaltung der Nationalpark Garten-Kriterien (siehe Kasten) durch die beauftragte Grünflächenbetreuung sicherzustellen, wurde dies aber auch schriftlich vereinbart. Die Vorteile einer solchen Begrünung liegen auf der Hand: Innerhalb einer relativ kurzen Zeit finden sich Schmetterlinge und andere Bestäuber ein, die die Anlage als wertvollen Trittstein bei ihren Wanderungen nützen können, aber auch als Rückzugsoasen und Kinderstuben. Dazu kommt, dass bei gut angelegten Gärten die Betreuungskosten für die naturnahen Grünflächen sinken. Im Idealfall kommt es auch zu einer ästhetischen Aufwertung der Anlage und eine Steigerung der Lebensqualität (z.B. durch Kühlungseffekte). Zudem kann die Maßnahme als USP eines Projekts kommuniziert werden. Das Konzept ist sowohl für Wohnbauten als auch für Firmengelände flexibel einsetzbar und kann zu einer höheren Identifikation mit dem Unternehmen oder der Wohnsiedlung beitragen.


Factbox GLOBAL 2000 unterstützt Bauträger und Hausverwaltungen mit inhaltlicher Expertise und Beratung sowie bei der Wissenvermittlung und Bewusstseinsarbeit mit BewohnerInnen der Wohnsiedlungen. Es wird darauf geachtet, sowohl den gewünschten Erfolg und die Effektivität der getroffenen Maßnahmen zu erreichen als auch Akzeptanz bei den Bewohnern der Wohnhausanlagen zu schaffen. GLOBAL 2000 unterstützt bei: • Auswahl passender Standorte für Biodiversitätsmaßnahmen • Beratung bei der Anlage von Blühflächen und Schaffung von Lebensräumen • Infoveranstaltungen für Bewohner und Gärtner/Grünflächenpfleger • Erfolgskontrolle umgesetzter Maßnahmen • Öffentlichkeitsarbeit • Vergabe der Nationalpark Garten-Plakette Rückfragen: Dominik Linhard, Projektleiter Nationalpark Garten, +43 1 812 57 30- 40, dominik.linhard@global2000.at

Familie Graf (Bewohner), Herbert Floigl, Dominik Linhard, Herr Datzer, Danijel Krajina

„Der Nationalpark Garten der WBV-GPA setzt neue Maßstäbe für die Seestadt Aspern.“ Michael Gehbauer, Geschäftsführer bei der Wohnbauvereinigung für Privatangestellte

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Die Zwei Gedankensplitter zum ImmoMarketing in Theorie und Praxis.

Der neue Lagefaktor – Der Standort macht die Energie Regelmäßiger Kommentar: Alexander Bosak & Philipp Kaufmann

Derzeit überschattet Corona alle Themen und die Klimakrise ist scheinbar von der politischen Agenda verschwunden. Viele Schüler demonstrieren auch wegen der Corona-Bestimmungen nicht mehr freitags und die politischen Fernsehdiskussionen drehen sich alle um ein Thema, nämlich einen Virus, der die Welt in Atem hält.

Die nächste Krise steht vor der Tür Wenn es endlich eine Impfung gibt und wir die Pandemie eingedämmt haben, wir alle wieder zu einer kaum mehr vorstellbaren Normalität zurückgekehrt sind, wird die Erderwärmung und ihre Folgen wieder präsenter. Dieses Problem ist nicht gelöst, nur weil wir darüber nicht mehr so intensiv gesprochen haben. Wir sind uns jedoch nicht sicher, ob die Welt bei dieser Herausforderung die gleiche Energie investiert wie bei der aktuellen Virus-Krise. Aber abgesehen von dieser Diskussion sollte eine kluge Projektentwicklung nicht auf veränderte (rechtliche) Rahmenbedingungen warten, sondern heute schon handeln.

Wir sind überzeugt davon, dass man ein Heizsystem nicht besitzen muss, um Wärme zu bekommen. Die investive Dienstleistung bedeutet, der Partner übernimmt bei einer Immobilie die Erstanschaffung der Haustechnik und bietet dann einen attraktiven Betrag für seine Leistungen (Bereitstellen von Energie, Wartung und Austauschen sowie Optimierung der Systeme über die Laufzeit) im laufenden Betrieb an. Bei der Fernwärme ist das seit Jahrzehnten etabliert und keiner hinterfragt, warum er kein Eigentum an der Anlage erhält … Gerade das Thema Fernwärme zeigt, dass der Standort über die richtige Energieversorgung entscheidet: Wo es einen Fernwärme-Anschluss gibt, ist diese Versorgung sicherlich sinnvoll; wo viel Sonne und ausreichend Flächen für eine PV-Anlage gegeben sind, ist die Photovoltaik eine Option. In Summe sind alle Optionen, von Geothermie bis Luftwärmepumpe zu prüfen – abgesehen von der Entscheidung, welches System gewählt wird, bleibt jedoch die Frage, ob der Projektentwickler Eigentümer der Haustechnik sein muss. Wir sagen klar: NEIN!

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Nicht Eigentum entscheidet Der größte Hebel liegt bei Neubauprojekten insbesondere in der Wärmeversorgung und hier in der Umsetzung von neuen Abwicklungsmodellen. Unter dem Begriff Contracting ist dies durchaus schon ein alter Hut, aber neu gedacht, bedeutet es, dass der wissende Partner die Investitionsaufwendungen trägt und für den Betrieb verantwortlich ist. Der Projektentwickler kann sich bei diesem Thema aus der Verantwortung nehmen und muss hier weder für Planung, Investment noch Betrieb zahlen. Vielmehr kann der Experte, der sich bei Hertzkurven, optimierten Steuerungen und der Führung von Anlagen auskennt, Verantwortung übernehmen und wird dafür im laufenden Betrieb mit einem Nutzungsentgelt „abgegolten“. Er verdient sich sein Geld über die Jahre. Bei dieser Vorgehensweise haben wir eine Win-Win-Situation, wenn durch die Optimierung die Gesamtbelastung für die Projektentwicklung und/oder die Nutzer geringer als in der herkömmlichen Vorgehensweise ausfällt.


Zum Autor ÖVI Präsident Georg Flödl ist geschäftsführender Partner von Funk Immobilien, seit langem in unterschiedlichen Funktionen in der Immobilienbranche tätig und Mitbegründer der ÖVI Young Professionals.

Der Lagezuschlag im Richtwert – endgültig alle Klarheiten beseitigt Kommentar: Georg Flödl

Schon das Judikat des Obersten Gerichtshofs zum Lagezuschlag aus dem Jahr 2017 hat nach mehr als 20 Jahren konstanter Rechtsauslegung für viele Fragezeichen gesorgt. Vor allem die aus dem Urteil abgeleiteten Konsequenzen, etwa die fast willkürlich erscheinende Neuzeichnung der Lagezuschlagskarte durch die Stadt Wien, haben für nachhaltige Aufregung gesorgt. Diese Rechtsunsicherheit ist durch eine jüngste Entscheidung des OGH nicht etwa beseitigt, sondern noch verstärkt worden. Es ist wohl kaum mehr prognostizierbar, was das Ergebnis von langwierigen Gerichtsverfahren unter Befassung hochqualifizierter Sachverständiger sein wird. Die große Zweifelsfrage ist mittlerweile die Einschätzung, ob überhaupt ein Lagezuschlag zusteht oder nicht.

Terminus Gründerzeitviertel Die Voraussetzungen für die Zulässigkeit eines Lagezuschlags dürfen als bekannt vorausgesetzt werden: Die Liegenschaft, auf der sich die Wohnung befindet, muss eine Lage aufweisen, die besser ist als die durchschnittliche Lage. Eine Wohnumgebung mit einem überwiegenden Gebäudebestand, der in der Zeit von 1870 bis 1917 errichtet wurde und im Zeitpunkt der Errichtung überwiegend kleine, mangelhaft ausgestattete Wohnungen (Wohnungen der Ausstattungskategorie D) aufgewiesen hat, ist höchstens als durchschnittlich einzustufen. Genau das versteht der Gesetzgeber als Gründerzeitviertel, ein Terminus, der im Übrigen außerhalb der Wiener Stadtgrenzen fast keine Bedeutung hat.

FEES AND FUNDINGS

Adressverzeichnis als Anknüpfungspunkt Das von der Stadt Wien veröffentlichte Adressverzeichnis ist der erste Anknüpfungspunkt für die Frage, ob ein Lagezuschlag zulässig ist oder nicht. Diese Zuordnung kann aber im Einzelfall widerlegt werden, so die langjährige Rechtsprechung. Der OGH (5 Ob 137/20p) hat nun die Zählweise hinterfragt, wie man bei einer Evaluierung der betreffenden Wohnumgebung zu einem Ergebnis kommt. Bisher hat man alle Gebäude einer abgegrenzten Wohnumgebung betrachtet und danach differenziert, ob überwiegend zwischen 1870 und 1917 errichtete Gebäude in diesem Zählgebiet liegen und ob die Mehrheit sämtlicher Objekte im Zählgebiet (im Zeitraum der Errichtung) überwiegend kleine, mangelhaft ausgestattete Wohnungen aufwies. In der neuen Lesart stellt der OGH nun fest, dass die Beurteilung vom Überwiegen der mit mangelhaften Wohnungen ausgestatteten Gründerzeitgebäude im jeweiligen Gebiet abhängt. Zunächst ist zu prüfen, ob der Gebäudebestand der Wohnumgebung mehrheitlich aus Häusern besteht, die in den Jahren von 1870 bis 1917 errichtet wurden. Überwiegt der in diesen Jahren errichtete Gebäudebestand, ist in einem zweiten Schritt zu prüfen, ob dieser mehrheitliche Gebäudebestand bei Errichtung überwiegend Wohnungen der Ausstattungskategorie D aufwies. Trifft beides zu, liegt ein Gründerzeitviertel vor. Das kann im Einzelfall einen großen Unterschied ausmachen und wird verstärkt Gründerzeitviertel „versteinern“. Zu konstatieren ist ein weiterer rechtspolitischer Schwenk des OGH im Richtwertsystem. Ob der Gesetzgeber in absehbarer Zeit faire Lösungen für Mieter und Vermieter präsentieren wird, bleibt abzuwarten.

MAPS

GET DIRECTIONS

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Zum Autor KR Michael Pisecky ist Geschäftsführer der s Real und Obmann der Wiener Fachgruppe der Immobilien- und Vermögenstreuhänder.

Wollen wir das so? Kommentar: Michael Pisecky Österreichs Bevölkerung wächst, in nahezu allen Bundesländern, kaum in den südlichen Bundesländern, seit Jahrzehnten kontinuierlich in den westlichen Bundesländern und seit zwei Jahrzehnten sehr stark in der Region Ost. In den östlichen Bundesländern hat sich das Wachstum auf das nördliche Burgenland, das Umland von Wien und vor allem auf Wien konzentriert. Aber was Wien betrifft, muss man mittlerweile und richtigerweise sagen „hatte“, denn dieses starke Wachstum hat sich ins Umland verschoben.

Das Angebot wird größer Diesem Trend des Bevölkerungswachstums folgend stieg die Neubauleistung in vielen Regionen und speziell in Wien in den letzten zehn Jahren an. Bestand hier auf Grund des Wachstums sehr rasch ein großer Aufholbedarf, folgten die höheren Fertigstellungszahlen um Jahre später, jedoch nun in einer enormen Anzahl. So wurden 2018 und 2019 jeweils rund 14.000 Einheiten fertig und 2020 stieg diese Zahl, trotz Lockdowns, auf 18.000 und auch für 2021 sind ähnlich viele Fertigstellungen zu erwarten. Das sollte uns doch Anlass zur Freude sein, denn wir können nun durchaus von einem ausreichenden Angebot sprechen. Dazu kommt, dass das Bevölkerungswachstum schon 2019 und erwartungsgemäß auch 2020 in Wien stark zurückgegangen ist.

Was ist an diesen hohen Fertigstellungszahlen und an der weiter hohen Bautätigkeit auffallend? Nehmen wir die 18.000 Einheiten, die 2020 übergeben werden: Der wohnbaugeförderte Bereich ist in einer Seitwärtsentwicklung und erreicht rund 6.000 Einheiten pro Jahr. Das heißt, dass die Steigerung nicht unvermutet aus dem gewerblichen Wohnbau kommt, das freut sicher viele, auch mich. Vielleicht bin ich da allein, aber ich würde hoffen, dass dadurch der Eigentumsanteil in Wien steigt. Warum? Im Durchschnitt leben in den Bundesländern zwei Drittel der Bevölkerung im Eigentum, in Wien jedoch nur knapp 20 Prozent. Das Eigenheim oder die Eigentumswohnung ist die Basis der persönlichen Vorsorge und Vermögensbildung. Persönlich fände ich es gut, wenn auch in Wien mehr und mehr Menschen persönliches Vermögen aufbauen und damit Unabhängigkeit gewinnen. Wenn wir uns jedoch die 12.000 Einheiten, die 2020 aus dem gewerblichen Wohnbau kommen, anschauen, dann sind davon 7.000 freifinanzierte Mietwohnungen und von den verbleibenden 5.000 Eigentumswohnungen – weil Vorsorgewohnungen – kommt nochmals die Hälfte als Mietwohnungen auf den Markt. Das heißt, der Anteil der Wiener, die in Eigentum wohnen, steigt nicht. Immer mehr Projekte wurden und werden von Investoren gekauft. Viele davon kommen aus dem Ausland oder die Investoren kaufen gleich ganze Gesellschaften.

Wollen wir das so?

Das wollen wir!

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Fotos: Adobe Stock

Eine weitere Folge ist, dass die Bauentwickler und Bauträger, weil sie sehr früh ganze Projekte verkaufen, in Versuchung geraten, noch schneller, noch höher, noch mehr zu bauen. Ein Überangebot kann auch nicht unser Ziel sein, wir sollten dem Bestand im Sinne von Umwelt und Klimaschutz mehr Augenmerk widmen.


Zum Autor Hans Jörg Ulreich, Gründer und geschäftsführender Gesellschafter der Ulreich Bauträger GmbH, Bauträger­ sprecher Österreich, Lektor an der TU Wien und FH Wien.

Alles wie gehabt Kommentar: Hans Jörg Ulreich

COVID-19 beherrscht uns alle, egal ob wir es wollen oder nicht. Die Pandemie nimmt nicht nur direkt Einfluss auf unsere Gesundheit, unser Gefühlsleben und unser Verhalten, viele hinterfragen natürlich auch ihre Lebensgewohnheiten und -umstände. Arbeitswelten verändern sich.Wie schnell der Mensch wieder in alte Gewohnheiten zurückfällt, hat sich allerdings bereits nach dem ersten Lockdown über die Sommermonate hinweg gezeigt. Spätestens beim kroatischen Strandurlaub oder dem fröhlichen abendlichen Treffen mit Freunden am dicht bespielten Donaukanalufer in Wien haben die meisten ihr Desinfektionsmittel höchstwahrscheinlich daheim oder in der Tasche gelassen.

Gewohnheiten bleiben Ich wette, würde die Bundesregierung morgen den Lockdown zur Gänze aufheben, dürften Gastronomie, Hotellerie und alle Dienstleister wieder voll aufsperren und könnten wir uneingeschränkt reisen, wir hätten mehr Trubel in den Straßen als zu irgendeiner anderen Adventszeit zuvor.Und genau deswegen bin ich auch sehr optimistisch, dass sich langfristig die Gewohnheiten der Österreicher, insbesondere bezüglich der Wahl des Wohnortes und des Wohnraumes, nicht verändern werden.Es mag schon sein, dass jetzt, wo Home-Offices erstmals richtig populär geworden sind, sich viele dafür entscheiden, am Land zu bleiben und das Häuschen im Grünen der Neubauwohnung im Peripheriegebiet vorgezogen wird. Doch sobald das Pandemieproblem etwa durch eine Schutzimpfung nicht mehr an oberster Stelle steht, werden wir uns wieder mit Themen

wie Klimawandel, Umweltschutz und den notwendigen Gegenmaßnahmen beschäftigen müssen. Die Menschen werden sich wieder in Städten besser angebunden, besser im Notfall versorgt und damit jedenfalls subjektiv sicherer fühlen. Ich bin mir sicher, dass Home-Office, Pandemie und Co. nur kurzfristig den städtischen Zuzug zur Ruhe kommen lassen. Langfristig wird es dabei bleiben, dass bis 2050 die Menschen überwiegend in der Stadt leben. Was von der Pandemie und vom Social Distancing sehr wohl bleiben wird, sind neue Ansprüche an Wohnbau.

Weichen stellen, jetzt Menschen werden immer mit einer eigenen oder wenigstens allgemeinen Freifläche und in der Nähe zur unmittelbaren, kritischen Infrastruktur wohnen wollen. Was heute noch als modern, ökologisch und grün, vielleicht als „Zusatzzuckerl“ angepriesen wird, gehört morgen mit Sicherheit bei Kunden zum Mindeststandard. Es bleibt bei dringendem Handlungsbedarf in der Anpassung rechtlicher Rahmenbedingungen für ein klares Ja zu sanfter ökologisch nachhaltiger Nachverdichtung und Erhöhung im innerstädtischen Bereich. Es braucht mehr denn je Anreize zu Sanierungen. Eine dringende und rasche Umsetzung aller Maßnahmen des längst erarbeiteten Masterplan Gründerzeit. 2050 ist nicht so fern, wie viele empfinden. Und die notwendigen Weichenstellungen braucht es jetzt. Sich zurückzulehnen und darauf zu hoffen, dass Menschen bleiben, wo sie gerade sind, wird sich nicht ausgehen. Der Klimawandel und all seine Folgen lassen sich mit keinem Lockdown bekämpfen.Die Zukunft wird mit oder ohne Corona, mit oder ohne HomeOffice, mit oder ohne Abstand eines mit Sicherheit: heiß!

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Zum Autor Gertrude Schwebisch ist Vorstandsdirektorin in der Sparkasse Neunkirchen und Aufsichtsrätin in WohnbauUnternehmen in Wien.

Immobilien kaufen – jetzt oder nie? Gertrude Schwebisch

Die zuletzt stark gestiegenen COVID-19-Neuinfektionen haben in einigen Ländern der Eurozone zu strikten Eindämmungsmaßnahmen geführt und daher wird die Wirtschaftsleistung im 4. Quartal neuerlich zurückgehen. Während der Dienstleistungssektor besonders unter Umsatzausfällen leidet, entwickelt sich die Stimmung im produzierenden Bereich besser. Der Konsum und die Investitionen hingegen sollten sich, trotz der Unterstützungsmaßnahmen der EZB und der Regierungen, insgesamt moderat entwickeln. Dieser historische Wirtschaftsabschwung hat einen strukturellen Wandel ausgelöst, in manchen Branchen müssen Kapazitäten zurückgefahren oder dauerhaft geschlossen werden und Arbeitsplätze gehen verloren.

Eine Immobilienblase ist aufgrund des hohen Eigenkapitaleinsatzes derzeit aber nicht absehbar. Bei Eigentumsprojekten erleben wir, dass bereits über die Hälfte der ursprünglich für den Retailverkauf vorgesehenen Wohnungen als Gesamtimmobilie an Fonds verkauft werden und für den Verkauf an Privatpersonen nicht mehr zur Verfügung stehen.

Große Nachfrage nach Außenbereichen Die aktuelle Ausgabe Q4/2020 – Immobilien aktuell Österreich – der Österreichischen Nationalbank bestätigt die Einschätzungen der Branche mit Fakten: Preisanstiege für Wohnimmobilien im dritten Quartal 2020 österreichweit auf 9,5 Prozent, nach einem Plus von 5,2 Prozent im zweiten Quartal. Die Vermutung verfestigt sich, dass die Preissteigerungen bei Einfamilienhäusern durch die COVID19-Krise (Trend zu Home-Office) auf den verstärkten Wunsch nach Wohnen im Grünen bzw. mit Garten zurückzuführen sind. Fotos: pixabay; Adobe Stock

Staatliche Unterstützungsmaßnahmen zielen darauf ab, möglichst viele Personen im Erwerbsleben zu halten. Allerdings verzerren Kurzarbeitsmodelle die Arbeitslosenrate – zeitverzögert ist damit zu rechnen, dass sie steigt und dass auch Unternehmensinsolvenzen im nächsten Jahr zunehmen. Die volkswirtschaftlichen Kapazitäten werden also auch im kommenden Jahr nicht ausgelastet sein. Durch den Überschuss an Arbeitskräften entsteht kein Lohndruck, daher wird die Inflation lange Zeit gedämpft bleiben. Die EZB wird ihr Inflationsziel wohl noch ein paar Jahre nicht erreichen und damit werden auch die Zinsen längere Zeit nicht angehoben werden. Andererseits ist es eine besonders spannende Zeit für Unternehmer und Start-ups, weil Neues entsteht.

Hohe Nachfrage nach Immobilien Generell beschleunigt und verstärkt COVID-19 bestehende gesellschaftliche Trends. Die Nachfrage von Projektentwicklern, Privatpersonen und institutionellen Investoren nach Immobilien ist weiter ungebrochen. Entscheidend für die Finanzierung wird für Banken künftig mehr denn je die Bonitätseinschätzung und das vorhandene Eigenkapital sein. Unter diesen Voraussetzungen können sich Kunden günstige langfristige Konditionen sichern.

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Zum Autor Andreas Köttl ist CEO der Value One, Präsident der Österreichischen Gesellschaft für Nachhaltige Immobilienwirtschaft (ÖGNI) und Vize-Präsident der Vereinigung Österreichischer Projektentwickler (VÖPE).

Immobilienwirtschaft post Corona Kommentar: Andreas Köttl

Das Jahr 2020 hat gezeigt, dass Ereignisse wie die COVID-19-Pandemie in einer globalisierten Welt enormen Einfluss auf uns alle haben. So war auch die Immobilienbranche erstmal kurz in Schockstarre und niemand wusste, was die kommenden Wochen und Monate bringen werden. Unerwartete und plötzliche Ereignisse erfordern Reaktionen, gleichzeitig ist es wichtig, dass die Reaktion möglichst rasch in Aktion umgewandelt wird, um sich in der Unsicherheit des wirtschaftlichen Gesamtumfeldes zu behaupten. Das weitere Wachstum der großen Städte wird durch die aktuellen Ereignisse nur verlangsamt, die grundsätzliche Attraktivität von urbanem Wohnraum bleibt aber bestehen. Stadtquartiere wie das Viertel Zwei bieten im Gegensatz zu alleinstehenden Baulücken mehr Spielraum bei der Planung und Gestaltung. Durch die partielle Unabhängigkeit und die Mixed Use Assets haben wir bei Quartieren die Möglichkeit, situative Anpassungen vorzunehmen und können auf das geänderte Marktumfeld flexibler reagieren.

Zusammenarbeit gefragt Um urbane Gebiete weiterzuentwickeln, ist die Integration von neuen innovativen Technologien in Planungskonzepte wichtig. Damit solche Entwicklungen in Zukunft umgesetzt werden können, braucht es eine enge Zusammenarbeit zwischen Politik, Entwicklern und Baufirmen. Kollaboration wird damit einer der Key Values von urbaner Projektentwicklung sein. Zukünftige Entwicklungen werden dezentral geplant

und kollaborativ erarbeitet. So entstehen innovative Mixed Use Assets, die auf neue Marktgegebenheiten jederzeit reagieren können.

Hoher Investitionsdruck Die Schlüsselfrage für das Jahr 2021 ist vor allem, wie schnell wir die Folgen der COVID-19-Pandemie hinter uns lassen können. Grundsätzlich gehören Krisen bekanntlich zu den unternehmerischsten Zeiten. Jetzt ist die Zeit für Weitblick und Pioniergeist – auch in der Immobilienbranche. Der Investitionsdruck ist jedenfalls sehr hoch und die Immobilienprojekte sind weiterhin als sichere Anlageform stark nachgefragt, was für einen dynamischen Markt und große Projekte im kommenden Jahr spricht. Gesamtwirtschaftlich wird das kommende Jahr für viele Branchen und viele Menschen herausfordernd werden. Ich blicke jedenfalls mit Zuversicht in das Jahr 2021. Es wird ein Jahr der Möglichkeiten. Manche Trends haben erst durch die Pandemie einen Boost bekommen und Unmögliches erscheint auf einmal möglich. Außerdem wird das Wachstum im urbanen Raum anhalten. Es ist an der Zeit, außergewöhnliche Projekte zu realisieren, die den Herausforderungen des Klimawandels gewachsen sind und die ein modernes Miteinander ermöglichen. Die Immobilienbranche muss offen für Kollaboration und Innovation sein, dann wird 2021 ein Jahr mit viel Potential und mit vielen großartigen Projekten.

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Zum Autor Hania Bomba ist Geschäftsführerin bei Huber Shop in AT & DE, Gründerin/CEO der Be Retail und Aufsichtsratsmitglied der S IMMO und der Erste Immo KAG. Zuvor war sie Geschäftsführerin bei der Regioplan Consulting.

Pyramiden mit Penthouse und Social Distancing Kommentar: Hania Bomba

Es gibt einen großen Unterschied zwischen Trends, Hypes und Megatrends. Und in über fünfzehn Jahren Arbeit mit Prognosen und Statistik habe ich noch eines gelernt: Es ist wichtig, Trends zu erkennen, aber noch wichtiger ist es zu erkennen, WANN und WIE STARK sie zu wirken beginnen.

an einem netten Standort bei 7.000 bis 14.000 Euro am Quadratmeter liegen, da überlegt Frau und Herr Normalverdiener logischerweise, ob sie nicht doch lieber aufs Land ziehen, statt sich und ihre Enkel zu verschulden.

Wird also das Social Distancing eine Auswirkung auf die Immobilienbranche haben? Klare Antwort: Nein, warum denn auch? Weil wir zwei Monate in diesem Jahr zu Hause sitzen müssen? Für echte, sichtbare Auswirkungen in der Immobilienbranche bräuchten wir grundlegendere Erschütterungen im Wertesystem der Menschen oder einen Krieg oder ein Erdbeben, bei dem der Großteil sein Dach über dem Kopf verliert. Social Distancing und die Angst vor Seuchen wird vielleicht den einen oder anderen kurzfristig aufs Land ziehen lassen.

Seit Jahrzehnten wird die Gesellschaft immer asozialer und verlernt das Mensch-Sein, Nachbarschaftshilfe, Zusammenhalt, Verständnis und Akzeptanz. Die tolle Gemeinschaft von Melrose Place, die gibt es fast nur noch in Hollywood. Trotzdem beobachten wir, dass neu gebaute „Fließband-Immobilien“, die Balkon an Balkon in jede kleinste Baulücke gequetscht werden, wie warme Semmeln um horrende Preise vom Markt verschwinden. Also nicht mal langfristige gesellschaftliche Trends bewirken eine wirkliche Veränderung der Immobilienlandschaft.

Das Mensch-Sein wird verlernt

Diese Menschen werden im Home-Office arbeiten, einmal in der Woche in die Stadt pendeln, im Hotel übernachten und fahren nach getaner Arbeit wieder raus aus der Stadt in ihr Häuschen am Land. Die Preise im Umland der Städte sind in letzter Zeit gestiegen, aber nicht nur wegen COVID-19, sondern weil wenn die Preise für eine nette Wohnung

Social Distancing ist kein Megatrend Für welche Zeiträume wird denn heute gebaut? Sicher nicht für jene der alten Ägypter, so dass wir heute sagen könnten, die Pyramiden hätten aber schon auch Terrassen gebraucht und ein Penthouse ganz an der Spitze. Mit der Zeit zu gehen, umwelt- und ressourcenschonender, flexibler zu bauen ist sicher ein Thema. Aber das Thema des Social Distancing ist ein Trend oder im Moment vielleicht auch nur ein Hype. Ein Megatrend ist es keiner, denn das würde bedeuten, es ist langfristig und allumfassend und auch wenn es im Moment alle betrifft, betrifft es uns nur für eine überschaubare Zeit.

Bleiben Sie gesund Ihre Hania Bomba

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Fotos: Adobe Stock

Die Immobilienbranche muss nicht alles neu überdenken, weil wir ein paar Wochen COVID-19 haben. Im Moment sind nur ein paar hartnäckige Wolken am Himmel, aber auf Wolken folgte schon immer die Sonne.


Zum Autor Martin Prunbauer ist seit 2012 Präsident des Österreichischen Haus- und Grundbesitzerbundes (ÖHGB), seit 2020 Präsident des Zentralverband Haus und Eigentum und im Zivilberuf als Rechtsanwalt in Wien tätig.

Stimmen für das Eigentum 75 Jahre nach dem Ende des zweiten Weltkrieges Kommentar: Martin Prunbauer

Der Grundstein für den internationalen Schutz der Menschenrechte wurde mit der am 10. Dezember 1948 verabschiedeten Allgemeinen Erklärung der Menschenrechte durch die Generalversammlung der Vereinten Nationen gelegt. Deren Artikel 17 schreibt erstmals das Recht auf Eigentum als eigenständiges Menschenrecht weltweit fest. In Anlehnung an dieses denkwürdige Ereignis wurde der 10. Dezember zum „Internationalen Tag des Eigentums“ erklärt. Nur wenige Jahre zuvor war der zweite Weltkrieg zu Ende gegangen. Viele europäische Städte waren 1945 infolge von Bombenschäden schwer gezeichnet, ganze Straßenzüge waren ausgelöscht. Zahlreiche Kulturdenkmäler und Sehenswürdigkeiten waren dem Erdboden gleichgemacht oder stark in Mitleidenschaft gezogen. Auch Wien war von den Kriegsfolgen nicht unverschont geblieben. Tausende Tonnen Schutt lagen auf den Straßen, viele Menschen hatten ihre Wohnungen verloren.

Es fehlte an allem Die Zeit des Wiederaufbaues war angebrochen. Hausbesitzer waren gefordert, ihre Häuser wiederinstandzusetzen, hatten aber in den ersten Jahren nach Kriegsende mit einem gravierenden Mangel an Arbeitskräften zu kämpfen, vor allem aber fehlte es an ausreichenden Bau- und Rohstoffen. Die Regierung rief daher zur Ressourcenschonung auf: Primär sollten jene Arbeiten erledigt werden, bei denen bei geringstem Aufwand der größte

Erfolg in Aussicht stand. 75 Jahre später gehören diese Bilder der Vergangenheit an. Die kriegsbedingten Spuren konnten mittlerweile beseitigt werden, denn die österreichischen Hausbesitzer haben einen Großteil der im Krieg beschädigten Häuser mit Fleiß und harter Arbeit instandgesetzt und darüber hinaus den Hausbestand, den modernen Bedürfnissen entsprechend, weiterentwickelt.

Staatliches Eigentum sorgte für Verfall Das Leben in unserem Land zeichnet sich prinzipiell durch ein hohes Maß an Lebensqualität aus. Dabei kommt dem Gebäudesektor eine wesentliche Rolle zu. Das Aussehen einer Stadt oder Gemeinde, aber auch die qualitative Ausstattung der Wohnungen sind auf die Leistungen der Hausbesitzer zurückzuführen.

„Wo das Eigentum aufhört, hört auch die Freiheit auf.“ Julius Raab, 29.11.1891 – 8.1.1964

Völlig anders präsentierte sich die Situation noch vor über dreißig Jahren jenseits des „Eisernen Vorhangs“: Dort verfielen die Häuser zusehends. Mit einfachen Mitteln errichtete Plattenbauten schossen aus dem Erdboden hervor. Privates Eigentum war verpönt. Die Wohnversorgung und vieles andere mehr war Aufgabe des Staates. Schon aus diesem Vergleich erhellt sich, welcher Stellenwert dem Recht auf Eigentum in einer Gesellschaft zukommt und wie groß der Einfluss des Staates außerhalb von Notsituationen sein sollte. Eigentum ist der Inbegriff für Freiheit, ein wesentlicher Motor für die Wirtschaft und bedeutet – ganz besonders – in schwierigen Zeiten Sicherheit.

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Frech gesagt

„Wuselst Du noch oder digitalisierst Du schon?“ „Wir revolutionieren mit unserem Produkt den Immobilienmarkt“. ist wohl zweifelsohne der Satz, den ich in den vergangenen zwölf Jahren von ambitionierten Gründern am meisten gehört habe. Auf die Frage hin, wer die angebotene Leistung in Anspruch nehmen soll und wer sogar bereit ist, dafür zu zahlen, verstummten die Gesprächspartner hingegen sehr oft. Kolumne: Anita Körbler

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as macht es für mich so spannend, strategischer Sparringpartner für Softwareentwickler, Datenexperten, potenzielle User bzw. deren Marketer zu sein. Die „Übersetzungsarbeit“ zwischen den unterschiedlichen StakeholderGruppen zu leisten, zählt seit Jahren zu den absoluten Lieblingsthemen in meinem beruflichen Wirkungsbereich.

Probieren oder digitalisieren? Dieses besondere Jahr 2020 hat uns wohl allen mehr denn je gezeigt, in welchem Status quo der Automatisierung sich unsere Branchenteilnehmer befinden: Wir sehen Firmen, für die das Thema Digitalisierung ein papierloses Büro inkl. Versand von PDF-Schriftstücken bedeutet. Wir sehen Betriebe, die ihre Kundendaten analysieren wollen, die Ergebnisse jedoch nicht effektiv verwertet werden. Wir sehen ebenso Unternehmen, die sinnvoll Leistungen in automatisierte Alternativen lenken, um ihre Mitarbeiter optimaler in deren Kernbereichen einsetzen zu können. Unternehmerische Selbst- und Fremdbilder divergieren im Hinblick auf progressive Entwicklung oft immens, was sich nicht selten auch auf den Bereich des Employer Branding auswirkt: Der Generation der Digital Natives muss man als Arbeitge-

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ImmoFokus

ber schon auch einen gewissen technischen Standard bieten, um Anreize zu schaffen. Das muss auch den Konservativsten unter uns klar werden.

„Auto­ matisierungs­ gegner standen plötzlich vor der Heraus­forderung, wie ihr Business weiter­laufen kann.“ Wenn uns COVID-19 etwas gelehrt hat, dann wohl, dass viele Abläufe in der Not reduziert bzw. ausgelagert werden können. Auch die absoluten Automatisierungsgegner standen plötzlich vor der Herausforderung, wie und wodurch ihr Business trotzdem weiterlaufen kann. So mancher hat seine allererste

Videokonferenz-Erfahrung gemacht und festgestellt, dass es ungewohnt ist, wenn man von seinem eigenen Bild abgelenkt wird, weil man sich plötzlich selbst beim Sprechen sieht und dabei so manche Eitelkeiten erweckt werden. Gleichzeitig kann es herrlich sein, dass Termine, die für eine Stunde anberaumt worden sind, auch wirklich binnen 60 Minuten durchgeführt werden. Betrachten wir grundsätzlich die gesamte Home-Office-Causa: Es ist schon interessant, wie viele Führungskräfte nach wie vor skeptisch sind, ob ihre Mitarbeiter auch von zuhause aus ihre Leistung erbringen (können) – obwohl ergebnisorientierte Messungen implizieren, dass in manchen Bereichen sogar an Effizienz in der Arbeitsweise gewonnen und dies von vielen Mitarbeitern als Zugewinn an Lebensqualität gewertet wird.

Digital oder (zu) normal? Unterschiedliche Ansprechgruppen – unterschiedliche (Fort-)Schritte. Natürlich musste man sich etwa als Makler mit Alternativen zu den nicht erlaubten Besichtigungsterminen auseinandersetzen. Natürlich sind viele an ihre Grenzen gegangen, weil das Digital-Know-how in kürzester Zeit angeeignet werden musste. Natürlich gibt es nach wie vor Verweigerer, die meinen, dass digitale Möglichkeiten ihnen


nicht ausreichend nützlich sind. Irritiert haben mich vor allem jene, die grundsätzlich pro Digitalisierung eingestellt sind – jedoch nur, solange es die Führungsebene selbst nicht betrifft. Nehmen wir uns etwa ein Beispiel an dem früheren Katalogriesen Otto Versand, der es in einer beachtlichen Zeitspanne geschafft hat, das gesamte Unternehmen, sowohl technologisch als auch mit einem kompletten Kulturwandel (beginnend auf Vorstandsebene), zu digitalisieren. Chapeau!

Nostalgie ist kein Zukunftsmodell Ein Blick auf andere Länder zeigt, wie viel Arbeit uns in Bezug auf digitale Transformation noch bevorsteht, weil Prozesse dort bereits strukturell vereinfacht worden sind, was sich äußerst positiv auf die Ergebnisse ausgewirkt hat. Viele erfolgreiche, großartige PropTech-Gründer aus Wien oder Start-ups aus der Chatbot-Hochburg Graz hatten innovative, disruptive Ideen. Ausgestaltet wurden diese jedoch oftmals in anderen Ländern, da potenzielle Kunden und Investoren dort offener eingestellt und eher zu begeistern waren als heimische. Eine natürliche Abwehrhaltung resultiert vielleicht aus einer Art Angst, ersetzt zu werden. Diese Emotion legt sich über den Habitus und wir wissen, dass wir eher ablehnen, was wir (noch) nicht verstehen. Schade, wir könnten einfach soviel lernen.

Loslassen ist das neue Planen Ein optimaler Mix aus mittelfristigem Business-Plan und kurzfristig erforderlichem Troubleshooting wird in den Unternehmensstrategien künftig eine noch wichtigere Rolle einnehmen. Die Zeiten des Auf-denLorbeeren-Ausruhens sind definitiv vorbei. Was gestern noch wunderbar funktioniert hat, bringt heute nur mehr die Hälfte ein und wird schon morgen vom fortschrittlicheren Marktbegleiter bedient.

Anita Körbler, MA – ­Geschäftsführerin Anita Körbler, MA ist ideenreiche Branchenkennerin und Managerin mit Herz und Hirn. Körbler kann auf langjährige Erfahrung in Immobilienunternehmen sowie exklusive Projekte im öffentlichen Bereich (PPP) zurückblicken. Berufsbegleitend absolvierte sie erfolgreich zwei Studien im Bereich Wirtschaft und Public Communications, zeichnete jahrelang für verschiedene PropTech-Unternehmen als Geschäftsführerin verantwortlich und widmet sich der Beratung und Immobilienvermarktung sowie der Realisierung von Digitalisierungsprozessen in der Immobilienbranche.

Foto: Christina Anzenberger-Fink

Weiters gilt: Erfahrung kann man nicht nachholen. Im Wesentlichen stellt die Symbiose von Branchenkennern mit Verfechtern der neuen digitalen Möglichkeiten die optimale Mischung dar. Erprobte Expertise gepaart mit innovativen Techniken – die frischen Impulse tun unserer etablierten Immobilienbranche sehr gut. Da sind wir beim Schlüsselelement: Erfahrung ist wichtig. Weiterentwicklung essenziell. Wenn das Ergebnis dem Kunden dann noch Spaß macht, gibt’s nur Sieger. Das Chancenpotential ist unendlich. Ganz frech gesagt: Im Endeffekt geht es darum, die Probleme seines Kunden zu lösen – egal, ob Mensch und/oder Maschine. Wer zuerst kommt, löst zuerst.

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Aon Austria

Wir begleiten Sie in eine sichere Zukunft. Die Immobilienbranche wird in der Krise mit zweierlei Beschleunigungen konfrontiert: Einerseits in der Investitionsfreudigkeit von Investoren und der damit steigenden Firmenzusammenschlüsse in der Immobilienwirtschaft, andererseits in der erforderlichen Anpassung im Bereich Digitalisierung, was zu erhöhten Cyber Risiken führt. Aon steht Ihnen als Partner of Choice unterstützend zur Seite. „Das weltweite Aufkommen an Fusionen und Übernahmen ist so hoch wie nie zuvor und die Komplexität dieser Transaktionen erfordert erfahrene und engagierte Berater“, Aon CCO René Besenbäck. „Neue Versicherungsprodukte wie die M&A Versicherung ermöglichen derartige Transaktionen schneller und mit geringerem Risiko abzuschließen. Ziel dabei ist, Risiken und Chancen zu erkennen und während der gesamten Laufzeit eines Abschlusses für Wertsteigerung zu sorgen.“ Cyber Experten sind sich einig: „Es geht nicht um die Frage, ob eine Attacke stattfindet, sondern wann es passiert. Darum ist die optimale Vorbereitung entscheidend, um die Auswirkungen eines Cyber-Angriffs auszugleichen. „Es gilt Prozesse zu etablieren, die Organisationen unmittelbar nach der Entdeckung des Cyber-Angriffs befolgen können“, Bernhard Rustwurm, Aon Chief Operating Officer. Erfahren Sie von unseren Experten mehr über Möglichkeiten im Umgang mit aktuellen Herausforderungen und Risiken! Wir freuen uns auf Sie.

„Durch den offenen Dialog mit dem Aon-Team wurde deutlich, dass Haftungen mittels Risikotransfer ausgegliedert werden können. Dieses Thema wird daher in unseren zukünftigen Überlegungen im Zusammenhang mit Investitionen als fester Bestandteil des Prozesses aufgenommen. Das Aufzeigen von Möglichkeiten und Verbesserungen sowie die Neuausrichtung des gesamten Versicherungsportfolios überzeugen uns in der Zusammenarbeit.“

Aon Austria

Markus BODNER, CFO CC Real

Bernhard Rustwurm

René Besenbäck

Schwarzenbergplatz 3 1010 Wien t +43 5 7800 - 0 aon-austria.at

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ImmoFokus


Advertorial

Rückgängigmachung Grunderwerbsteuer Nichtfestsetzung und Abänderung.

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aufverträge und andere Rechtsgeschäfte, die einen Anspruch auf Übereignung von Immobilien begründen (zB Schenkungsvertrag), unterliegen der Grunderwerbsteuer. Auch wenn diese Verträge Grunderwerbsteuer (zB 3,5 Prozent von der Gegenleistung/Kaufpreis) auslösen, gibt es bestimmte Ereignisse, die dazu führen, dass die Steuer nicht festgesetzt werden muss oder sogar eine bisher festgesetzte Steuer rückgängig gemacht werden kann.

schuld erfolgt, andernfalls bleibt es bei der ursprünglichen Grunderwerbsteuer und die Rückübertragung kann neuerlich Grunderwerbsteuer auslösen. Die steuerliche Begünstigung entfaltet zudem nur dann ihre Wirkung, wenn das Grundstück auf den ursprünglichen Verkäufer rückübertragen wird. Eine Übertragung auf eine andere Konzerngesellschaft ist nicht begünstigt, sondern würde sogar neuerlich Grunderwerbsteuer auslösen.

Einvernehmliche Vertragsauflösung

Nach § 17 Abs 2 und 4 GrEStG wird die Steuer nicht festgesetzt oder rückgängig gemacht, wenn es einen Rechtsanspruch auf Rückgängigmachung gibt, weil Vertragsbedingungen nicht erfüllt wurden. In der Praxis können diese Bestimmungen von Relevanz sein, da sie – im Gegensatz zu der Vertragsauflösung laut Abs 1 – keiner Dreijahresfrist unterliegen. Das BFG erließ diesbezüglich erst kürzlich zwei wegweisende Erkenntnisse. In einem Fall hatten die Eltern dem Sohn ein Grundstück unter Auflagen geschenkt. Nach ca sieben Jahren hat der Sohn diese nicht erfüllt und war

Rechtsanspruch

Fotos: Francesco Scatena/Adobe Stock, Franz Helmreich Fotografie

§ 17 Abs 1 GrEStG sieht vor, dass die Steuer auf Antrag nicht festgesetzt oder rückgängig gemacht werden kann, wenn der Erwerbsvorgang innerhalb von drei Jahren ab der Entstehung der Steuerschuld rückgängig gemacht wird. Die Rückgängigmachung kann durch Vereinbarung, Ausübung eines vorbehaltenen Rücktrittsrechtes oder eines Wiederkaufsrechtes erfolgen. Unter diesen Tatbestand fällt zB die einvernehmliche Rückübertragung des Grundstücks. Wichtig ist, dass dies innerhalb von drei Jahren ab Entstehung der Steuer-

LeitnerLeitner Wirtschaftsprüfer Steuerberater

Am Heumarkt 7 A-1030 Wien Tel: +43 /1/718 98 90 Fax: + 43 /1/718 98 90 - 804 E-Mail: wien.office@leitnerleitner.com

verpflichtet, das Grundstück an seine Eltern rückzuübertragen. Das BFG betrachtet die Bestimmung als anwendbar, wenn es einen einseitigen Rechtsanspruch gibt (BFG 5.5.2020, RV/5100273/2020). In einem anderen Fall wurde ein Liegenschaftskaufvertrag abgeschlossen, der Kaufpreis wurde jedoch nach mehr als vier Jahren nicht bezahlt. Da laut BFG nach § 918 ABGB bei Zahlungsverzug ein Rechtsanspruch auf Rücktritt vom Kaufvertrag besteht, waren die Voraussetzungen des § 17 Abs 4 GrEStG erfüllt. Dies gilt laut BFG unabhängig davon, ob das Rücktrittsrecht einseitig ausgeübt wird oder formal eine einvernehmliche Vertragsaufhebung vereinbart wurde (BFG 8.5.2020, RV/3100059/2019). Wichtig ist, dass der Rückerstattungsantrag innerhalb von fünf Jahren ab tatsächlicher Vertragsaufhebung gestellt wird (BFG 18.10.2020, RV/7104482/2019).

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d Prax n u ie r o e h T in n Wisse

Wir haben keine Zeit mehr

Soziale Nachhaltigkeit und Integration LEONORE GEWESSLER

STADTENTWICKLUNG

KLIMANEUTRAL

Die Herausforderung ist den Umbau sozial gerecht zu schaffen

Warum die Stadt von morgen regenerativ sein muss

Das geplante Ende fossiler Raumwärme


Gedanken am Strand

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Ich erinnere mich zurück an jene Zeit, in der ich um die 20 Jahre alt war, und denke bei mir: Welche Fähigkeit habe ich verloren, um die es schade ist und die ich wieder hervorholen sollte? Meine Frau und ich hatten kaum Geld, auch keine besonderen Güter, außer einen 2 CV mit einem Loch unter der Kupplung, aber wir waren aufmerksam und von schnellem Entschluss. Wir fuhren nach Hainburg und ketteten uns an Bäume und wir demonstrierten vor der amerikanischen Botschaft gegen die Pershing II-Rakete. Ich denke, dass mir dieser Mut verloren gegangen ist und ich möchte mich bemühen, ihn wieder zu finden. Dazu muss ich wieder zur Selbstbestimmtheit zurückkehren, zur freien Entscheidung, losgelöst von der Angst der „gesellschaftlichen“ Antwort.

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Foto: Adobe Stock

ein, ich sitze nicht in Corona-Zeiten an einem Sandstrand und habe mich irgendwohin geflüchtet. Ich sitze in der Kanzlei oder bei uns im Seewinkel und wenn ich gerade nicht sitze, dann laufe ich. Ich laufe durch menschenleere Gassen und denke an das Buch „On the Beach“ von Nevil Shute, das vielleicht auch einige der geschätzten Leser zur Matura zu lesen hatten. Es handelt von der Welt nach einem Atomschlag, nur noch wenige sind übrig und diese retten sich in persönliche Scheinwelten. Wir sitzen augenscheinlich alle gemeinsam an diesem Strand und warten darauf, dass der Meeresspiegel steigt und steigt und steigt. Steigt die globale Temperatur nur um 2° C, dann sitzen wir dort nicht mehr lange, sondern müssen flüchten, mit uns etwa 100.000.000 Menschen, die auf der Höhe des Meeresspiegels in Indonesien, in Ägypten, in Amsterdam oder wo immer leben. Das sind dann nicht „bloß“ 100.000 Flüchtlinge aus Syrien. Sie werden nicht nach China fahren, denn dort gibt es bereits ausreichend Menschen und zu diesem Zeitpunkt wird es in Afrika auch schon vier Milliarden Sapiens sapiens geben, die nicht mehr ernährt werden können.


Ich bedanke mich an dieser Stelle bei all jenen, die unser Forum Nachhaltigkeit Illmitz unterstützen. Wir haben eine Reihe von Partnern, für die es wohl einen nur überschaubaren wirtschaftlichen Wert bedeutet, uns zu helfen. Auch wenn wir 2020 keine Präsenzveranstaltung machen konnten, so haben wir mehr als 200.000 Zeichen zu den drei großen und wirklich einzig wesentlichen Themen „Klimawandel“, „Artensterben“ und „Krise der Zivilgesellschaft“ in einer Reihe von Printmedien platziert. Wir konnten Hintergrundgespräche mit Bundesministerin Leonore Gewessler und mit Kenan Güngör, dem Integrationsberater der Bundesregierung, führen und während ich dies schreibe, bereiten wir den Online-Vortrag von Ali Mahlodji, dem UN-Sonderberichterstatter zur Jugendarbeitslosigkeit, vor. All das finden Sie zum Nachsehen unter www.illmitzer-gespraeche.at. Selbstverständlich sind wir als Forum Illmitz auch auf Facebook und Instagram zu finden. Zurzeit setzen wir einen Bildungsschwerpunkt, denn wie JFK richtig bemerkte: „Nur eines ist teurer als Bildung – keine Bildung!“ Zurück an den Strand: Mit vielen lieben Kolleginnen und Kollegen gehe ich einen mehr als 30-jährigen beruflichen, ja in den meisten Fällen freundschaftlichen Weg. Es wird eine Reihe von Momenten gegeben haben, in denen ich sie enttäuscht habe, ich hoffe, es gibt auch Momente, in denen wir einer Meinung waren und gemeinsam eine Richtung eingeschlagen haben. Michael Ende schreibt: „Auf einem Schiff, das in die falsche Richtung fährt, kann man nur kurz in die richtige Richtung gehen.“ Wenn wir da hinaus aufs Meer schauen, dann sehen wir eine Reihe von Dampfern, die exakt in die falsche Richtung fahren und es liegt nur an uns, dem Kapitän ins Steuer zu greifen, denn WIR HABEN WIRKLICH KEINE ZEIT MEHR. Ich wünsche Ihnen und Ihren Lieben alles erdenklich Liebe und Gute, ich freue mich, Sie auch im kommenden Jahr zu uns – wo wir auch immer sein mögen – einladen zu dürfen, ersuche Sie um jenen Mut, den es unabdingbar aufzubringen gilt, und bin Herzlichst Ihr Thomas Malloth t.malloth@malloth.at www.illmitzer-gespraeche.at

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Wir stehen vor einer Zeitenwende Gesellschaftliche Transformation. „Es geht darum: Wie schaffen wir diese Transformation so, dass wir niemanden zurücklassen, dass wir den Umbau sozial gerecht schaffen? Das ist die Herausforderung, vor der wir jetzt stehen, eine, die voller Chancen ist“, bringt es Leonore Gewessler, Bundesministerin für Klimaschutz, Umwelt, Energie, Mobilität, Innovation und Technologie im Gespräch mit dem BluePrint auf den Punkt. DAS GESPRÄCH FÜHRTE: RENATE HAMMER

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iebe Frau Ministerin Gewessler, vielen Dank, dass Sie uns als Illmitzer Gespräche die Möglichkeit zu einem kurzen Interview geben. Ich darf mich außerdem im Namen von Thomas Malloth bedanken, der die Illmitzer Gespräche in dem Vakuum, das nach dem Auslaufen der Alpbacher Baukulturgespräche entstanden ist, gegründet hat, weil wir gesagt haben, wir möchten für die Bauund Immobilienbranche einen offenen Denkraum, Gesprächsraum, Handlungsraum schaffen. Er hat mich dann dazu eingeladen, weil ich damals für die Plattform Baukulturpolitik an dem Baukulturreport geschrieben habe, wo es um die Zukunft, eine nachhaltige Zukunft fürs Bauen, gegangen ist. Ich selbst bin im Bereich Innovation im Baubereich tätig.

Und das bringt uns gleich zur ersten Frage: Die technische Innovation und die Grundlagenforschung im Bereich des Bauens, des zukunftsfähigen Bauens, sind sehr gut gefördert worden und es gibt Erfolge. Wir wissen, wie man aus Gas rauskommt, wir wissen, wie man aus Öl rauskommt, wir wissen, wie man Städte nachhaltig verkehrsgerecht gestalten könnte. All das ist aus technischer Sicht kein Problem mehr. Was uns immer ein bisschen fehlt, ist die Schnittstelle zur Wirtschaft, da vermissen wir diese Freude an der Innovation, am Umdenken, am „Dinge anders machen“. Das Europaparlament schreibt dazu zum Beispiel, dass die Etablierung einer Kreislaufwirtschaft sehr wichtig ist, um Nachhaltigkeit umsetzen zu können, dass diese aber im Gegensatz zu unseren aktuellen linearen Wirtschaftsmodellen steht.

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Insofern die Frage an Sie: Welche Perspektiven eröffnet Ökologisierung möglicherweise für unser Wirtschaftssystem? Welche alternativen Ansätze sehen Sie oder würden Sie parallel zur technischen Innovation begrüßen? Leonore Gewessler: Zuerst möchte ich mich ebenfalls sehr herzlich für die Möglichkeit bedanken, ich freue mich, dass wir diesen Austausch zumindest digital organisieren können, und wir hoffen, dass wir in näherer Zukunft und vielleicht bereits nächstes Jahr wieder in einem gewohnten Setting bei den Illmitzer Gesprächen diskutieren können. Die Frage, die Sie stellen, ist auf der einen Seite eine zentrale und auf der anderen eine sehr große. Wir stehen de facto vor einer Zeitenwende von einem sehr linear gedachten, auf fossilen Energien beruhenden Wirtschaftssystem hin zu einem System, das im Kreislauf denkt und vollständig auf erneuerbaren Energien basiert. Das sind große Veränderungen in Systemen, in Prozessen, in Konsumund Produktionsmustern, die uns jetzt bevorstehen. Aber gleichzeitig, und da muss ich der Frage ein bisschen widersprechen, gibt es sehr viele Bereiche, insbesondere in der Wirtschaft, die bereits lange verstanden haben, dass in dieser Innovation, in dem Umdenken, in diesem „jetzt-mutig-sein-neue-Geschäftsmodelle-entwickeln-undvorne-dabei-sein“ eine große Chance besteht. Nachhaltigkeit wird immer mehr zum Thema … Leonore Gewessler: Diese Frage von der großen gesellschaftlichen Transformation, die uns hier bevorsteht, müssen wir als Chance begreifen. Das ist ein zentraler Auftrag, nicht nur für die Politik, sondern ebenfalls für uns als Gesellschaft. Wir haben die Chance, in Europa ein Wirtschaftssystem aufzubauen, das in Zukunft nicht nur nachhaltig, sondern global gesehen auch wettbewerbsfähig ist. Deswegen sind wir aus Österreich heraus auf europäischer Ebene sehr stark engagiert, die Fragen der Kreislaufwirtschaft und rund um den European Green Deal ambitioniert voranzutreiben. Der Green Deal der Kommission war nie nur als Klimastrategie oder als Umweltstrategie gedacht, sondern ist gleichzeitig die historische Chance, die Wirtschaft in der Europäischen Union in Richtung einer nachhaltigen Zukunft umzugestalten und gleichzeitig die EU als globalen Umweltund Klimaschutzvorreiter zu positionieren. Welche Fragen werden in diesem Zusammenhang gestellt? Leonore Gewessler: Wie bauen wir unser Wirtschaftssystem Richtung Nachhaltigkeit, Richtung Kreislaufwirtschaft um? Wie spielen diese Dinge zusammen? Und was braucht es über die Fokussierung auf neue Produktionstechnologien, auf technische Innovationen? Was braucht es an sozialer Innovation? Was braucht es an Umdenken? Was braucht

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es an neuen Geschäftsmodellen, die man aus den verschiedenen Bereichen unter verschiedenen Schlagwörtern kennt? Sie haben den Mobilitätsbereich vorher erwähnt: Die Frage „nutzen statt besitzen“ in der Mobilität ist zum Beispiel eine sehr zentrale. Deswegen glaube ich wirklich, dass man hier Klimapolitik und Kreislaufwirtschaftspolitik breit denken muss. Denn es geht ebenfalls darum: Wie schaffen wir soziale Innovation? Es geht darum: Wie schaffen wir diese Transformation so, dass wir niemanden zurücklassen, dass wir diesen Umbau sozial gerecht schaffen? Das ist die Herausforderung, vor der wir jetzt stehen, eine, die voller Chancen ist. Und es freut mich, wenn ich in Österreich oder auf europäischer Ebene mit Kollegen aus der Wirtschaft spreche, die das erkennen und sagen „Ja, wir wollen jetzt vorne mit dabei sein, das ist die Chance für uns in der Zukunft.“ Dann freuen wir uns schon auf die nächsten Gespräche, zu denen wir die Wirtschaftstreibenden einladen. Leonore Gewessler: Ja, das wird wirklich ein spannender Austausch, dem ich mit großer Freude entgegenblicke. Machen wir einen kleinen Exkurs zur Ressourcenfrage: Eine Ressource, die in Österreich als Alpenland mit hoher Bevölkerungsdichte sehr, sehr eng geschnitten ist, ist der Boden. Der Umgang mit Boden beziehungsweise mit Fläche war in Österreich immer recht großzügig. Mittlerweile merken wir, dass uns die Flächen ausgehen. Im Bereich der Landwirtschaft und auch in der Forstwirtschaft haben wir einen hohen Flächendruck und können uns zum Teil nicht mehr souverän versorgen. Auf der anderen Seite sind Schutzflächen, die Biodiversität und Ähnliches sicherstellen, noch viel mehr unter Druck. Schlussendlich, und das wissen wir aus der Bauwirtschaft, sind die Flächen fürs Bauen sehr teuer. Auf der anderen Seite haben wir Baulandreserven gewidmet, wo wir Leerstände verzeichnen. Auf Regierungsseite wurde da das Problem klar erkannt, es steht im Regierungsprogramm drinnen, dass man versucht, diesen Flächenverbrauch auf 2,5 Hektar pro Tag runter zu bekommen. Daher stellen wir uns als Illmitzer Gespräche die Frage: Wenn ich weiß, ich habe eine begrenzte Ressource, und ich habe sie bereits übernutzt, wäre es sinnvoll, die Rekreation bzw. die Renaturierung von Flächen zu suchen. Das Ziel müsste sein, nicht nur weniger zu verbrauchen, sondern zurückzugeben. Das ist ein radikalerer Denkansatz, aber ich denke, Sie können dazu etwas sagen und Sie haben dazu ein Bild, und das würden wir gerne hören.


Leonore Gewessler: Man muss schauen: Wo steht Österreich? Und Österreich ist beim Bodenverbrauch Europameister. Das ist ein Europameistertitel, den niemand von uns feiern möchte. Im Gegenteil. Daher müssen wir überlegen, wie wir von unserem galoppierenden Flächenverbrauch runterkommen. Und daher ist das Ziel, das wir jetzt haben – den Flächenverbrauch von 13, wo wir jetzt stehen, auf 2,5 Hektar pro Tag zu reduzieren – sehr ambitioniert, aber auch dringend notwendig. Die Europäische Kommission hat darüber hinaus ein wichtiges Ziel bis 2050 und sagt „Wir müssen zur Nettonull.“, das heißt, diese Balance schaffen: Wenn Boden in Anspruch genommen wird, müssen wir

woanders rückbauen, zurückgeben, renaturieren und so weiter. Aber das kann nur gelingen, wenn alle Akteure an einem Strang ziehen. Wir wissen: Raumordnung, Flächenwidmung liegt in der Zuständigkeit bei den Bundesländern, bei den Städten, bei den Gemeinden. Das heißt, wir müssen bereits hier alle an einem Strang ziehen. Es muss der Bund dort schauen, wo er Koordinationskompetenz hat, die liegt auf Bundesebene beim Bundesministerium für Landwirtschaft, Regionen und Tourismus. Weiters muss jedes einzelne Ministerium im Eigenen schauen: „Wo betrifft mich das Thema? Und wo kann ich hier einen Beitrag leisten, dass wir das Problem in den Griff bekommen?“ Und ich glaube, das ist dieses Ausloten. Ich kann berichten, was wir dazu machen und tun, und ich glaube, man sollte einen Blick haben,

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was sich auf Länder- und Gemeindeebene tut. Man merkt schon, dass das Thema eine erhöhte Sensibilität bekommen hat. Auch die Frage von Umdenken in der Raumordnung, von überregionaler Zusammenarbeit in der Flächenwidmung, das sind Themen, die anfangen zu greifen. Da gibt es bereits spannende Pilotbeispiele in den Bundesländern, die weitreichend sind. Wenn man hier großräumig umdenken muss, muss man ebenfalls auf Bundesebene Dinge anders denken. Wir machen das auch in unserem Ministerium und überlegen uns: Wo kann man etwas beitragen? Mein Ministerium ist zuständig für Umweltpolitik, Energie, Mobilität, Infrastruktur, Innovation und Technologie. In den Bereichen, wo wir Boden in Anspruch nehmen, versuchen wir, das sehr konsequent in den Blick zu nehmen. Wenn man zum Beispiel die Infrastruktur beleuchtet, ist man bei der ÖBB und Asfinag. Da muss man sich Trassenplanungen und die Bodenquantität genau anschauen. Als neuer Indikator kommt die Bodenqualität dazu. Die ÖBB kann aufgrund

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von Umstrukturierungen Flächen wie zum Beispiel alte Verschiebebahnhöfe außer Nutzung nehmen und für eine Nachnutzung gewerblicher und wohnbaumäßiger Art zur Verfügung stellen. Wir haben im Energiebereich – das ist vielleicht nicht das Erste, woran man beim Bodenschutz und Bodenverbrauch denkt – zum Beispiel bei der Photovoltaik Regelungen für die Förderung erneuerbarer Energie eingebaut: Wie schaffen wir es, dass wir zuerst bereits versiegelte und genutzte Flächen heranziehen und nicht unmittelbar exklusiv eine Freifläche? Wie können wir hier steuern? Wir haben in einer fast fertigen Novelle des Altlastensanierungsgesetzes – das kommt jetzt bald – ein Förderinstrument für Brachflächenrecycling drinnen, um alte Industriebrachen wieder in die Nutzung zu bekommen. Ich glaube, man muss sehr konsequent an jedem Beispiel durchdeklinieren, wie man das Thema im Eigenen angehen kann, und wir brauchen den Schulterschluss aller Ebenen, um dorthin zu kommen, wo wir langfristig hinmüssen. Langfristig Nettonull heißt, dass wir jetzt einen wirklich großen Handlungsbedarf haben.


Damit sind wir bereits bei unserer dritten Frage angekommen. Wir überlegen uns ständig über alle Ebenen übergreifend, wie wir wirksam werden können. Und landen bei der Diskussion: Kann man es dem Einzelnen umhängen? Oder kann man es der Politik umhängen? Wie kommt der Systemchange am ehesten zustande, gerade wenn man wie in Österreich eine föderale Struktur hat, wo unterschiedlichste Kräfte an unterschiedlichen Punkten ansetzen? Wir versuchen, mit den Illmitzer Gesprächen zu sagen: „Wir vernetzen und schauen: Was kann der Einzelne im Großen und Ganzen tun?“. Und wir hätten gerne noch Ihre Sicht als Ministerin auf das Thema: Wie wird man wirklich wirksam? Wie bekommt man Dynamik in die Veränderung? Leonore Gewessler: Ich glaube, dass bereits viel Veränderung passiert. Wenn man sich anschaut, was sich so rundherum tut oder wie viele Leute beim Ausbau der Erneuerbaren in den Startlöchern stehen, um nur ein Beispiel zu nehmen, dann sieht man bereits Dynamik. Jetzt geht es eher darum, wie wir die Dynamik in die Breite bekommen. Ein Thema, das man da ganz oben positionieren muss, ist die Klarheit. Klarheit von der Politik im Sinne von: Es ist im Klimaschutz keine Frage mehr des Ob, es ist nur mehr eine Frage des Wie. Und der Zug fährt. Und die Frage ist: Ziehen wir? Sind wir die Lokomotive? Oder müssen wir irgendwann hinten nachrennen, damit wir noch aufspringen können? Und wie schaffen wir es, die zu sein, die treiben, die ziehen, die die Chancen nützen? Und „die Chancen nützen“ heißt, für uns alle Lebensqualität in Österreich 2040, 2050 sicherzustellen. Diese Klarheit gibt das Regierungsprogramm her, und die Klarheit, die müssen wir einlösen in der Politik, die wir tagtäglich in Gesetzen, Verordnungen, Förderrichtlinien etc. vorantreiben. Und das zweite Thema ist der Dialog. Und deswegen braucht es ganz klar solche Foren wie die Illmitzer Gespräche, die einen wesentlichen Beitrag leisten, Dialog außerhalb der gewohnten Peer-Group zu führen. Es ist wichtig, branchen- und ebenenübergreifend zu diskutieren und die Zivilgesellschaft einzubeziehen. Wir brauchen den Austausch. Die große Veränderung steht bevor und die Sorgen, die oft mit vielen Fragen begleitet werden, brauchen einen Raum, die brauchen Antworten, die brauchen einen Platz für die Diskussion. Die Menschen als Einzelpersonen, als Unternehmerinnen, als Unternehmer, als Politikerinnen und Politiker zu Akteuren, Akteurinnen dieses Wandels zu machen, dafür braucht es vor allem viel und gut strukturierten und intensiv geführten Dialog. Und ich glaube, wir haben bereits sehr viele Partner auf diesem Weg. Insofern freue ich mich, dass die Illmitzer Gespräche einer dieser Partner sind.

Arch. DI Dr. techn. Renate Hammer, MAS – Die Nachhaltige Sie moderiert das Team um den österreichischen Baukulturreport, ist eine Kämpferin in Wissenschaft und Praxis für unsere Gedanken, direkt und auf den Punkt, verständnislos für „laissez faire“. Ihre Sichtweisen pendeln zwischen dem übergeordnet philosophischen Ansatz hinüber zur kulturellen, zur architektonischen letztlich zur gesamtgesellschaftlichen Frage. Wichtige Wegmarken: • Lehrgangsleiterin am Zentrum für Bauen und Umwelt der Donau-Universität Krems bis 2004 • Dekanin der Fakultät für Kunst, Kultur und Bau bis 2012 • Dekanin der Fakultät für Bildung, Kunst und Architektur bis 2013 • 2009 Gründung, Geschäftsführung und wissenschaftliche Leitung des COMET Kompetenzzentrums Future Building GmbH • Dato Geschäftsführende Gesellschafterin der Institute of Building Research & Innovation GmbH, seit 2015 ZT-GmbH • Dato Lektorin an der Fachhochschule Campus Wien mit Vorlesungen zur „Einführung in das Entwerfen“ und „Tageslichtarchitektur“ • Dato Ziviltechnikerin mit Befugnis Architektur

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Soziale Nachhaltigkeit und Integration WIRTSCHAFTS-EXPERTE FRANZ GSCHIEGL VOM TEAM DER ILLMITZER GESPRÄCHE IM TALK MIT DEM SOZIOLOGEN UND POLITBERATER KENAN GÜNGÖR.

Im Zuge der „Illmitzer Gespräche“, die coronabedingt im Oktober 2020 nicht vor Ort abgehalten werden konnten, fanden und finden nun zeitversetzt mit namhaften Referentinnen und Referenten Studioaufnahmen statt. So war auch der Soziologe und Politberater

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Kenan Güngör, der auch unsere Bundesregierung in Integrationsfragen berät, zu Gast. Themenschwerpunkte seines sozialwissenschaftlichen Beratungs- und Forschungsbüros „think.difference“ sind unter anderem der gesellschaftliche Wandel, Integration, Diversity, Identität, Stadtsoziologie, Bildung sowie Konflikt- und Gewaltanalyse. In der Rückschau auf den Terrorangriff in Wien meint Güngör, dass unsere westliche Gesellschaft hochkomplex und daher leicht, sogar durch eine einzige Person, angreifbar und auch verwundbar ist. Es geht den radikalen Fundamentalisten nicht allein um die Menschenopfer, sondern um die Destabilisierung unserer Gesellschaft, indem sie verängstigt und erschüttert wird. Der „Schaden“ ist nicht nur in der bedauernswerten Form von Menschenopfern zu sehen, sondern eben auch weitverzweigt in einer Verängstigung von uns Menschen, vielleicht sogar in einer gesellschaftlichen Klimaveränderung. Einer oft angestrebten Spaltung der Gesellschaft, einer Polarisierung, muss mit gemeinsamen Kräften entgegengetreten werden. Derarti-

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er Begriff „Nachhaltigkeit“ versteht sich nicht nur im Sinne von Umwelt- und Klimaschutz und ökonomischen Überlegungen, sondern umfasst etwa auch Themen sozialer Dimensionen. Die soziale Nachhaltigkeit soll eine stabile Gesellschaft ermöglichen, an der alle Mitglieder teilhaben können und die menschliche Würde, sowie Arbeits- und Menschenrechte gewährleistet werden. Sie ist auch in den „17 nachhaltigen Entwicklungszielen“ der UNO ( SDG‘s = Sustainable Development Goals) verankert. „No one will be left behind“ lautet einer der Schlüsselsätze der UnoAgenda 2030, die von allen 193 Mitgliedstaaten der Vereinten Nationen schon 2015 beschlossen und 2016 in Kraft gesetzt wurde.


gen „Erschütterungen“ muss die gesamte Gesellschaft, also alle in Österreich Ansässigen, entgegentreten. Eine Spaltung nach Religionsbekenntnissen („die Moslems“) muss hintangehalten werden. Güngör führt aus, dass die Radikalisierung bei jungen Leuten oft auf einer Lebenssituation, die wenig Perspektiven bietet, beruht. Sie suchen nach einem Sinn und auch nach einem Abenteuer, wobei sie in einem Gerechtigkeitsbedürfnis emotional reagieren, da sie sich gedemütigt fühlen. Die Radikalisten wollen „für eine Sache kämpfen“ und entwickeln dabei ein Heldengefühl, hin bis zum „Ego-shooting“. Während in der Phase der Hochblüte des IS (= Islamischer Staat) vor einigen Jahren eine Umfrage durch das Institut von Güngör unter muslimischen Jugendlichen in Wiener Jugendzentren ergeben hat, dass bei 27 Prozent eine latente Radikalisierungsgefährdung vorherrschte, ergaben seine jüngsten Studien erfreulicherweise, dass diese seit den Niederlagen der IS deutlich abgenommen hat.

Dr. Franz Gschiegl – Der Denker Eigentlich ist der Denker ein Banker. Uneigentlich ist er jemand, der den Dingen sehr tief auf den Grund geht und dessen Erfolg in eben diesem ständigen Hinterfragen auf ethisch hohem Niveau liegt. Er nützt Chancen für Ideen, die nicht bloß der Kaptalvermehrung dienen und – er sie setzt um. Wichtige Wegmarken: • 1978 Abschluss des Studiums der Rechtswissenschaften mit Magisterium und Doktorat • seit 2007 Geschäftsführer der ERSTE Immobilien KAG • 1991 bis 2016 Mitglied des Vorstandes der ERSTE-SPARINVEST KAG • 2008 bis 2012 Mitglied des Vorstandes der Erste Asset Management GmbH • 2003 bis 2008 Mitglied des Vorstandes der VÖIG • Ständiger Autor des Monatsmagazins „GEWINN“ • Referent bei zahlreichen internen und externen Veranstaltungen • Coautor zahlreicher Börsen- und Finanzbücher

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Klimaneutral bis 2040 – Das geplante Ende fossiler Raumwärme GASTAUTOR: PETER HOLZER

> Energieverbrauchssenkung durch forcierte und qualitätsvolle Sanierung. > Klimaanpassung in Hinblick auf zunehmende Außentemperaturen. > Weiterentwicklung der Standards in den Bauvorschriften hin zum Nullemissionsgebäude als Standard. Und, last but not least: > Phase-out-Plan für fossile Energieträger in der Raumwärme.

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Bis 2040, in zwanzig Jahren! Was kommt hier auf die Immobilienwirtschaft zu, alle ihre Akteure eingeschlossen? Was sind die Herausforderungen, was die Chancen? Jedenfalls gilt: Da kommt wirklich und zweifellos etwas auf die Immobilienbranche zu. Denn glücklicherweise sind es keine Lippenbekenntnisse, die da formuliert wurden. Aus eigener Beratungstätigkeit wissen wir: Ministerien und Landesregierungen, vernetzt mit Forschung und Vertretungsgremien, arbeiten längst aktiv an Stufenplänen zum Ausstieg aus fossilen Heizsystemen. Es gilt außerdem: Die Aufgabe ist riesig. Die Statistik Austria weist aus, dass 2018 von insgesamt 3,9 Mio. Hauptwohnsitzen nicht weniger als 40% oder rund 1,5 Mio. mit fossiler Energie beheizt wurden. Will man 1,5 Mio. Heizungen in 20 Jahren umstellen, so ergibt das bei zeitlicher Gleichverteilung eine beeindruckende Umstellungsrate von 205 Heizungen pro Tag, ab heute, Wochenenden und Feiertage eingeschlossen.

Foto: Adobe Stock

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sterreich wird bis 2040 klimaneutral. Seine netto CO2-Emissionen werden bis dahin auf null reduziert. Alle Wirtschaftssektoren werden auf erneuerbare Energieträger umgestellt. So entschlossen sind die Weichen im aktuellen österreichischen Regierungsprogramm bereits gestellt. Dem Gebäudebereich wird darin breiter Raum gewidmet, ebenfalls sehr konkret:


Gute Nachrichten für jede/jeden Einzelnen: Technisch ist das möglich. Die vorhandenen Technologien von Fernwärme, Biomasseheizungen und Wärmepumpensystemen bieten bereits heute die notwendige Bandbreite von erprobten Lösungen für den Ersatz fossiler Heizsysteme. Auch wirtschaftlich ist das darstellbar. Zwanzig Jahre sind außerdem ein Zeitraum, innerhalb dessen man Maßnahmen der Heizungsumstellung mit ohnehin erforderlichen Instandsetzungen kombinieren kann, insbesondere auch mit Sanierungsmaßnahmen am Gebäude selbst. Somit ist die Heizungsumstellung keine vollständig zusätzliche Investition, sondern ein Teil einer inhaltlich und terminlich abgestimmten Erhaltungsstrategie. Große Herausforderungen bestehen im Wohnrecht: In größeren Wohnimmobilien ist die Umstellung des Heizsystems im Normalfall nur als abgestimmte und gemeinsam getragene Maßnahme möglich. Im Fall der rund 700.000 von Gasthermen beheizten Haushalte bedeutet das die Notwendigkeit der Herstellung eines gebäude-zentralen Systems. Hier braucht es wohnrechtlich Rahmenbedingungen, solche gemeinsamen Maßnahmen auch tatsächlich, wirtschaftlich und sozial ausgewogen, durchführen zu können. Gleichzeitig hat sich die Verantwortung von Immobilienverwaltern bereits gedreht: Tatsache und sogar Zeitraum einer absehbaren, verpflichtenden Umstellung der Heizsysteme auf erneuerbare Energieformen sind öffentlich bekannt. Auf neue Rahmenbedingungen ist zu reagieren. Nicht-Reaktion wäre genauso fahrlässig wie Investitionen in Systeme, die noch innerhalb ihrer technischen Lebensdauer hochgradig Gefahr laufen, ersetzt werden zu müssen. Wir leben in interessanten Zeiten, zweifellos. Ausgestattet mit dem Wissen und noch immer mit den Handlungsspielräumen, sie zum Guten zu gestalten. Mit der Einsicht, dass die Zukunft der Nutzung und Bewirtschaftung von Immobilien sehr bald eine nicht-fossile sein wird, ergeben sich die Entscheidungsketten sehr logisch. Beratungsangebote stehen ausreichend zur Verfügung, ebenso wie Planungsund Ausführungskompetenz.

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Warum die Stadt von morgen regenerativ sein muss AUTOR: DR.-ING. JAN WURM, LEITER RESEARCH & INNOVATION EUROPE, ARUP

Verstärkt durch die Klimabewegung hat zwar ein Umdenken und teilweise auch ein Umlenken begonnen. Allerdings reicht es nicht aus, weniger umweltschädlich zu bauen und damit die negativen Auswirkungen zu minimieren. Wenn wir unsere Ökosysteme erhalten und stärken wollen, müssen wir den menschlichen Lebensraum als Teil des natürlichen Lebensraums begreifen. Erst dann entsteht ein ökologischer Gewinn. Damit dies gelingt, sollten wir weniger in kurzfristigen Renditen und stärker in ökologischen Mehrwerten denken. Dies erfordert eine noch stärkere interdisziplinäre Zusammenarbeit. Neben umfangreichem Wissen aus Umwelt-, Ingenieur- und Naturwissenschaften stehen uns dabei vermehrt auch digitale Tools zur Verfügung, mit denen wir die Wechselwirkungen mit dem Ökosystem bereits in der Entwurfsphase eines Gebäudes simulieren können.

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Wie werden Städte für alle lebenswert? Das Architekturforschungslabor Animalesque schlägt neue Wege des Denkens und Planens vor, die uns helfen, ein artenübergreifendes Zusammenleben auf der Grundlage von Gegenseitigkeit anstelle von Dominanz und einseitiger Ausbeutung zu etablieren. Dieser Ansatz wird bereits von einigen Planern bei Quartiers- und Projektentwicklungen umgesetzt. So skizziert die Konzeption für das neue Schumacher Quartier auf dem Areal des ehemaligen Flughafens Tegel wie Brut- und Nistplätze für Vögel integriert werden können. Das Modellvorhaben orientiert sich an dem Konzept des „Animal-Aided Design“, das die Bedürfnisse einer Vielzahl von regionalen Tierarten, wie Nachtigall, Haussperling, Turmfalke oder Fledermaus, in die Planung von Freiräumen, Freiflächen, Fassaden und Dächer integriert. Die fortschreitende Urbanisierung hat zu einem dramatischen Verlust der biologischen Vielfalt geführt. Laut aktueller Studien ist bereits ein Drittel aller Insektenarten vom Aussterben bedroht. Architekten, Ingenieure und Stadtplaner sind hier gleichermaßen gefordert, mit neuen Ansätzen gegenzusteuern, die natürliche Systeme in den Vordergrund stellt. Im Prinzip geht es darum, die Lebensräume von Menschen, Tieren und Pflanzen wieder als ein zusammenhängendes Ökosystem zu verstehen. Regeneratives Design kann hier Wege aufzeigen, wie das komplexe Konstrukt Stadt wieder in die ökologische

Foto: Adobe Stock, Michel Buchmann

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ie Urbanisierung schreitet mit hohem Tempo voran. Nach Prognosen der UN werden 2050 rund zwei Drittel aller Menschen in Städten leben – 2,5 Milliarden mehr als heute. Doch angesichts Klimawandel, Ressourcenknappheit und dem Verlust der biologischen Vielfalt muss dringend ein Umdenken bei der Gestaltung der gebauten Umwelt stattfinden. So wie bisher, da sind sich alle Experten einig, kann in Zukunft nicht mehr gebaut werden. Wir brauchen einen Paradigmenwechsel – und zwar dringend.


Balance kommt. Der Schlüssel zu einer regenerativen Stadtgestaltung liegt in der disziplinübergreifenden Kollaboration und Kooperation – nicht nur zwischen Architekten, Designern und Ingenieuren, sondern auch mit Ökologen und Wissenschaftlern.

gen zu Bausteinen verfestigt werden. Dichte, Festigkeit und Steifigkeit lassen sich bei der Fabrikation gezielt beeinflussen. Rest- und Abfallstoffe aus den Zyklen urbaner Lebensräume können so Grundlage für urbane Bio-Loops und eine regenerative Baukonstruktion werden.

Was kann regenerative Planung leisten?

An Ideen und Lösungsansätzen für regeneratives Design mangelt es nicht. Architekten, Investoren und Bauherren müssen nur den Mut haben, diese auch umzusetzen. In der aktuellen Folge des Arup Experten-Podcasts diskutiere ich mit Tobias Wallisser von LAVA und Florentin Steininger von Animalesque, erfolgversprechende Ansätze regenerativer Stadtgestaltung.

Es geht nicht darum weniger, sondern anders zu bauen: weg vom ressourcenintensiven Bauen und hin zu regenerativem Bauen. Dabei soll die gebaute Umwelt so gestaltet werden, dass sie sich gemeinsam mit dem sie umgebenden, natürlichen Lebensraum entwickelt. Ein beeindruckendes Beispiel hierfür ist die vom Architekturbüro LAVA entwickelte Vision für die Masdar Plaza in Abu Dhabi. Um das 31.000 m2 große Stadtzentrum trotz des Wüstenklimas ganzjährig für die Bewohner nutzbar zu machen, wurde angedacht, das Herzstück der Öko-City mit 50 innovativen Solar-Sonnenschirmen zu versehen. Sie sollen den Platz nicht nur verschatten und kühlen, sondern mit den an ihrer Oberseite angebrachten Solarpanelen die Energie für die angrenzenden Gebäude erzeugen. Komplettiert wird das Gesamtkonzept der Masdar Plaza durch unterirdische Wasserspeicher, Gemüse- und Früchteanbau auf den Dächern, 100 Prozent Recycling sowie effiziente Wassernutzung und -aufbereitung. Insgesamt also ein Planungsansatz, von dem die gebaute und die natürliche Umwelt profitieren.

Sind Pilze die Ziegel von morgen? Der Einsatz von Biomaterialien kann bei der Entwicklung regenerativer, urbaner Ökosysteme einen wichtigen Beitrag leisten. Der stetig steigende Marktanteil des Holzbaus zeigt, dass Investitionsentscheidungen zunehmend vom Leitbild der Klimaneutralität beeinflusst werden. Die holzverarbeitende Industrie bezieht ihre Ressourcen zu einem großen Teil aus Wäldern, die in Monokultur bewirtschaftet werden und durch den Klimawandel, Umweltbelastungen und vielerorts auch durch Schädlingsbefall geschwächt sind. Um die Regenerationsfähigkeit der Wälder zu verbessern, ihre ökologische Funktion als CO2Senke und Habitat vieler Pflanzen- und Tierarten zu stärken, müsste nach Meinung vieler Forstwissenschaftler trotz steigender Nachfrage der forstwirtschaftliche Nutzungsdruck gesenkt werden. Dies wird nur mit einem deutlich geringeren Holzeinschlag möglich sein. Deshalb ist es wichtig, die Nutzung von anderen Biomaterialien, die aus schnellwachsenden Pflanzen und organischen Abfällen lokal gewonnen werden, zu erforschen. Gemeinsam mit David Benjamin und Ecovative haben wir 2014 mit der Installation des Hy-Fi-Tower in Brooklyn das Potenzial von Pilz-Mycelium aufgezeigt. Der 15 Meter hohe Turm wurde aus 10.000 Mushroom-Bricks gefertigt. Durch die Kultivierung mit Pilz-Mycelium konnten landwirtschaftliche Abfälle in wenigen Ta-

Dr.-Ing. Jan Wurm, Leiter Research & Innovation Europe bei Arup, hat unter anderem die weltweit erste Algen-Bioreaktorfassade mitentwickelt. Dabei werden Mikroalgen in gläsernen Fassadenelementen kultiviert, die Wärme für den Gebäudebetrieb sowie Biomasse für die Lebensmittel- und Pharmaindustrie erzeugen.

INFOBOX Über Arup Arup ist ein weltweit tätiges, unabhängiges Planungs- und Beratungsbüro und die kreative Kraft hinter vielen der weltweit bedeutendsten Projekte der gebauten Umwelt. Mit 14.000 Planern und Beratern in 40 Ländern bietet das Unternehmen innovative und nachhaltige Lösungen für unterschiedlichste Branchen und Märkte. In Deutschland liefert Arup mit 270 Experten an den Standorten Berlin, Frankfurt am Main und Düsseldorf maßgeschneiderte Lösungen zu allen Anforderungen - von der Fachplanung einer Spezialdisziplin bis zu komplexen, interdisziplinären Projekten.

Über den Arup Experten-Podcast „Die Stadt für morgen“ Immer mehr Menschen zieht es in die urbanen Ballungsräume. Dieser Trend stellt uns vor komplexe Herausforderungen. In unserem Podcast diskutieren urbane Vordenker über innovative Lösungen für die Zukunft unserer Städte. In Folge 5 diskutiert Dr. Jan Wurm mit Tobias Wallisser, Gründungspartner von LAVA sowie Professor für Architektur und Innovative Bau- und Raumkonzepte an der Staatlichen Akademie der Bildenden Künste in Stuttgart, und Florentin Steininger, Gründungspartner von STIFF sowie Partner von Animalesque über das Thema „Regenerative Städte“.

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HOCH HINAUS

Petru Huurinainen ist neuer Geschäftsführer vonFEES KONE AND Österreich FUNDINGS und übernimmt in MAPS schwierigen Zeiten das Ruder. Der gebürtige Finne ist voller Enthusiasmus und will vor allem die Digitalisierung vorantreiben.

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PHOTOVOLTAIKANLAGEN GET Mit einer neuen Geschäftsidee will DIRECTIONS CrossPower-Gründer René Neubauer am Markt punkten. Er bietet unterschiedliche Investitionsmodelle für seine Anlagen an, die er beim Kunden aufstellt und auch wartet. Dabei interessiert ihn nicht nur die Photovoltaik-Anlage, sondern auch der Backbone. Was steht dahinter? Wie schaut das mit den Netzen aus? Interessant sind die derzeitigen Förderungen.

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STADTENTWICKLUNG Wohnraum im steten Wandel: Durch die COVID-19-Pandemie (Stichwort Home-Office) scheinen die Städte an Attraktivität verloren zu haben. Muss Stadtentwicklung neu gedacht werden? Hinkt die Immobilienwirtschaft der schnellen Veränderung von Wohnbedürfnissen mit ihrer Entwicklung hinterher? Agiert oder reagiert die Immobilienwirtschaft?


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Wein & Immobilien

Frisch von der Leber weg Ein lockeres Gespräch bei einem Vinotheksstreifzug mit Andreas Liebsch, Geschäftsführer von GO ASSET. Corona-bedingt durchgeführt im Büro.

Logistik ist das Rückgrat der Wirtschaft Gefragte Assetklasse. Die Pandemie hat die Logistikbranche verändert und noch mehr angefeuert, aber auch sichtbarer gemacht. Für Andreas Liebsch eine Herausforderung, der er sich gerne stellt. Kolumne: Lisa Grüner

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OVID-19 stellt mich doch immer wieder vor neue Herausforderungen. So auch diesmal, denn wie schreibt man über einen Vinotheksstreifzug, wenn alle Vinotheken geschlossen haben? Kommt der Berg nicht zum Propheten, so muss der Prophet zum Berg, ergo die Vinothek ins Büro kommen. Anders ist Weingenuss mit Interviewpartner derzeit nicht möglich. Wo ein Wille ist, ist ja auch bekanntlich immer ein Weg. Und dieser führt, obwohl ich mich sehr für den AbHof-Einkauf bei den Winzern einsetze, diesmal gezwungenermaßen in die Weinabteilung des Merkur Marktes. Als ersten Wein schenke ich meinem Gast einen Grünen Veltliner aus dem Hause Pfaffl ein. Der Klassiker aus dem Weinviertel hat Gold bei der AWC Gala und Berliner Wine Trophy, sowie 90 von 100 Falstaff-Punkten abgeräumt. Er ist pfeffrig, würzig und hat am Gaumen einen schönen, fruchtigen Körper. Wir stoßen auf die Logistik an und auf die vielen neuen Mitarbeiter, die Liebsch in das Unternehmen geholt hat. Die Auftragsbücher

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sind bis 2022 knallvoll und jetzt muss man die Projekte sauber und ordentlich abarbeiten. Dabei freut sich Liebsch, dass er mit GO ASSET zeigen kann, wie viel Know-how in den letzten Jahren angesammelt wurde und dass die Logistik jetzt den Stellenwert bekommt, den sie immer schon verdient hatte. Natürlich ist die Assetklasse nicht so „schön“ wie ein architektonisch toll gebautes Wohnhaus, hat aber durchaus so ihre Reize. Vor allem das internationale Arbeiten gefällt Liebsch. Und zu sehen, wie sich die Märkte entwickeln. Dabei setzt er auf Nischenmärkte und agiert in der Slowakei, in Slowenien und Österreich.

Logistik funktioniert überall anders Weintechnisch greifen wir, auf speziellen Wunsch meines Gastes, zu einem Wein aus dem Kamptal. Die Wahl fällt auf einen Grünen Veltliner vom Weingut Steininger, 2019. Auch er hat 90 von 100 Falstaff-Punkten sowie zwei Vinaria-Sterne erhalten. Er ist frisch, würzig mit einer leichten Apfelnote und einem feinen Säurebogen und ist mineralisch im Abgang. Die Logistiklandschaft ist in Österreich und

Deutschland anders als in den CEE-Ländern, erzählt Liebsch weiter. Hier ist der Markt über Jahrzehnte gewachsen und Hallen werden meist im Eigenbesitz betrieben. In den CEELändern sind nach der Ost-Öffnung die großen Logistikimmobilienentwickler mit viel Knowhow in den Markt reingegangen und haben große Hallen gebaut. Mit dem spürbaren Interesse von ausländischen Investoren gehen aber auch in Österreich plötzlich Projekte, die vorher nicht gingen, weil sich in den letzten zwei bis drei Jahren die Preise für moderne Logistikanlagen an Büro- und Handelsimmobilien angenähert haben und somit Projekte „feasable“ wurden.

Lagerhaltung war schon teilweise ­überoptimiert Die „Last-Mile“ und die geforderte Geschwindigkeit bei Lieferungen drängen auch spürbar nach Österreich. Wobei die Lagerhaltung zum Teil schon überoptimiert war. Das hat die Pandemie auch aufgezeigt, genauso wie die Frage nach der Verwundbarkeit des Systems. Großteils wurde aufgrund der Kostenoptimierung die Lagerhaltung in den Transportmitteln wie


Schiff und Bahn betrieben. Wenn aber plötzlich die Produktion steht, weil Arbeitsmittel nicht geliefert werden, dann muss man neue Überlegungen anstellen, wie die Lieferkette besser definiert werden kann. Da wird sich laut Liebsch langfristig etwas ändern. Der Trend geht in Richtung Nachhaltigkeit, kürzere Wege, Aufbau von Zwischenlagern und einen anderen Umgang mit Lagerhaltung und Bevorratung, um Spitzen und Sondersituationen abzufedern. Als letzten Wein öffnen wir eine Grande Cuvée vom Weingut Keringer, 2018. Ein guter Roter, der bei der Burgenländischen Weinprämierung und beim AWC Gold und 93 von 100 Punkten bei A la Carte eingefahren hat. Der Mönchhofner Wein besticht durch seine intensiv fruchtigen

Komponenten mit komplexer Textur und feinen Röstaromen in perfekter Balance. Liebsch zeigt sich als Freund von kurzen Wegen und verbesserten Lieferketten und spricht sich für klare EU-weite Beschränkungen aus, um CO2 einzusparen. Es kommt viel Ware über das Meer und es gilt, in Europa die Süd- und Nordhäfen besser aufzuteilen und zu nutzen und die Infrastruktur auszubauen. GO ASSET entwickelt in der Nähe von Koper, direkt an der slowenisch-italienischen Grenze, einen riesigen Logistikhub. Seiner Meinung nach wird die Wichtigkeit der Südhäfen steigen und er ist stolz auf das derzeit größte Projekt seines Unternehmens. Damit schließen wir unseren wohl außergewöhnlichen Vinotheksstreifzug mit den Worten „Pfiat Gott, Lackerl“.

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Zum Autor Dipl.-Kfm. Frank Brün FRICS ist Managing Partner bei Phorus Management und Initiator/Co-Autor der Asset Management Studie Österreich.

Real Estate Asset Management 2021 Kommentar: Frank Brün

Mieter statt Transaktionen Anabole Kapitalmärkte führten dazu, dass insbesondere die jüngere Generation in unserer Branche glaubt, Wertschöpfung entstehe ausschließlich durch Deals. Die letzten Jahre hat das große Geld den Markt gemacht, aber: mit Werterhalt hat das recht wenig zu tun. Wer seine Zeit bei Closing Dinners verbringt und mit vollen Kassen von Deal zu Deal hart am Wind segelt, entfremdet sich von seinen Mietern. Man muss aber wissen, wer einem die Gehälter zahlt – und das sind und bleiben nun mal die Mieter.

Finanzierung eine Renaissance Seit dem Frühjahr konnte man einen Paradigmenwechsel beobachten. Waren Finanzierungen bisher ein Selbstläufer, wurden nun wieder Fragen der Banken zum Asset Management gestellt. Tatsächlich war man als Asset Manager wieder ein gefragter Ansprechpartner und saß mit am Tisch. Banken und Finanzierungspartner haben erkannt, dass der Asset Manager notwendig ist, um Rendite zu generieren. Vielleicht sind mal die Zeiten vorbei, in denen Asset Manager erst kurz vor – oder manchmal kurz nach – dem Closing von einem Deal erfahren.

Technik, die begeistert Umbauten, Ausbauten, die daraus erwachsenden Risiken und wie man damit umgeht – nicht erst seit dem heurigen Jahresverlauf ein heißes Thema. Fähige technische Asset Manager sind selten und wollen gut entlohnt werden. Woran liegt‘s? Meistens liegt es an einer einseitigen

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technischen oder kaufmännischen Ausbildung aber auch an der irrigen Vorstellung, dass diese Leistungen grundsätzlich an externe Dienstleister vergeben werden müssen. Richtig ist aber: technische Themen sind nicht nur die Aspekte des Gebäudes, sondern ein zentrales Thema auf der Ebene des Gesamtportfolios. Wer das nicht verfolgt, verzichtet sehenden Auges auf das Grundverständnis über den eigenen Bestand – Blindflug quasi.

Auslagerung Property Management Unbedingt! Die Entwicklung der Auslagerung von PM Dienstleistungen bei Bestandshaltern ist nach wie vor ein wichtiges Thema. Hier sind gut abgestimmte Schnittstellen zwischen dem PM und dem Asset Management als Landlord-Repräsentation unersetzlich, um ein Zuviel des Guten zu vermeiden. Eigentümer und Investoren schätzen Marktkenntnis und das damit verbundene, unternehmerische Handeln. Gute Asset Manager kennen den Markt, den eigenen Stellenwert und sind stark in persönlichen Beziehungen. Die einfache Regel bleibt: Wer zu viel auslagert, lagert irgendwann seinen Wert aus.

Digitalisierung Prognosen darüber, was in Zukunft bei Immobilien so alles digitalisiert werden soll, haben manchmal einen unfreiwilligen Schmäh, den Proponenten gehen nie die Ideen aus. Ausschlaggebend sind vielmehr das Wie und das Wann: Welcher Nutzen kann daraus gewonnen werden und wie ist die Digitalisierung zu organisieren, ohne dass ohnehin schon überlastete Teams weiter an ihre Kapazitätsgrenzen stoßen? Wenn die Digitalisierung erfolgreich sein soll, ist sie vom Asset Management selbst durchzuführen. Hier braucht es, wie nicht nur im Asset Management, eine weitsichtige Perspektive. Also liebe Entwickler: liefert uns bitte keine Gadgets, sondern vernünftige Lösungen, die unsere Arbeit besser machen!

Fotos: Adobe Stock

PANDEMIEFREI: Können Sie das Wort Corona nicht mehr hören? Ich auch nicht. Es folgt ein garantiert pandemiefreier Artikel. Mit einer kleinen Arbeitsgruppe habe ich mich die letzte Zeit intensiv mit dem Dasein des Asset Managements in Österreich beschäftigt und fünf Thesen für das Jahr 2021 aufgestellt.


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Akademische Seite

Zum Autor Univ. Prof. Dr. Gunther Maier: Modul Universität Wien (MU). Gründer des Forschungsinstituts für Raum- und Immobilienwirtschaft an der WU Wien und Vizepräsident der European Real Estate Society.

Corona und Diokletian Kommentar: Gunther Maier

Die Coronakrise und die mit ihr einhergehende Unsicherheit über die zukünftige Entwicklung regt die Phantasie an. Werden sich die Menschen von den Städten abwenden? Werden wir alle aufs Land ziehen und das Häuschen mit Garten bewohnen? Müssen unsere Städte vielleicht ganz anders aussehen? Vielleicht gar völlig neu gebaut werden? Die Fragen sind berechtigt. Aber bei den Zukunftsvisionen, die damit oft hochschwappen, ist beträchtliche Skepsis angebracht. Die Immobilienbranche sollte sich von diesen Visionen nicht ins Bockshorn jagen lassen. Denn Städte machen ökonomisch Sinn und lassen sich im Normalfall auch nur sehr langsam und graduell ändern.

brechen der wirtschaftlichen Basis; sei es der Rückgang des Bergbaus oder die Abwanderung der Automobilproduktion im Fall von Detroit und anderen Städten des US Rust Belts.

Langlebigkeit Sowohl wenn sie wachsen als auch wenn sie schrumpfen, sind Städte und die Stadtentwickler mit der zweiten oben angesprochenen Eigenschaft konfrontiert: der Langlebigkeit der gebauten städtischen Strukturen. Unsere Städte tragen überall die Spuren vergangener Jahrhunderte in sich. Man muss nur genauer hinsehen. Eine wichtige Straße des 18. Jahrhunderts ist sehr wahrscheinlich auch heute noch eine Straße. Die Häuser wurden zwar inzwischen erneuert, richten sich aber heute wie damals an der Straße aus.

Ballungsvorteile Die Nähe zu anderen Menschen, die aktuell so gefährlich erscheint, ist für unser Wirtschaften von immensem Vorteil. Die Ansammlung an Wissen und Erfahrung, die mögliche stärkere Arbeitsteilung, das spezialisierte Angebot an Gütern und Diensten, die effizienter genutzte Infrastruktur, all das sind Gründe dafür, warum sich das Zusammenrücken auszahlt. In der Regionalökonomie nennen wir diese Kräfte „Ballungsvorteile“ und sie überwiegen normalerweise die „Ballungsnachteile“ bei weitem. Seit dem Mittelalter haben diese Effekte viele unserer Städte größer und größer werden lassen. Natürlich gibt es auch Beispiele von Städten, die an Bedeutung verlieren, und manchmal sogar von der Landkarte verschwinden. Grund dafür ist aber in den allermeisten Fällen das Weg-

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Sehenswürdigkeiten Ein besonders eindrucksvolles Beispiel für die Langlebigkeit von Stadtstruktur ist die kroatische Stadt Split. Ihren Kern legte vor 1.700 Jahren der römische Kaiser Diokletian fest, der dort an der Küste seinen rund 30.000 m2 großen Palast errichten ließ. Seine massiven Außenmauern boten den Bewohnern in der turbulenten Geschichte der Stadt oft Schutz. Die beiden wichtigsten Straßen des Gebiets markieren die interne Aufteilung eines römischen Militärlagers. Und auch der kulturelle Geschmack Diokletians wirkt noch heute nach. Das Peristyl des Palastes mit seinem syrischen Bogen ist eine der meistbesuchten Sehenswürdigkeiten von Split.


Zum Autor Karina Schunker ist seit über acht Jahren im Bereich Wohnungsvermittlung der EHL tätig. Seit 2019 ist Sie Prokuristin und leitet sie den Geschäftsbereich Eigentumswohnungen der EHL Wohnen.

Wohnen während und nach der Pandemie Kommentar: Karina Schunker

Durch die aktuelle Pandemie stehen wir inmitten einer besonderen Zeit, die durchaus Veränderungen, auf beruflicher als auch privater Ebene, mit sich bringt. Einige Betriebe stellen – wenn möglich – auf Home-Office-Tätigkeiten um, wodurch das Zuhause vieler Menschen zum Arbeitsplatz umfunktioniert und damit nicht mehr nur als persönlicher Rückzugsort genutzt wird. Je nach Wohnungsgröße und familiärer Lebenssituation findet sich gegebenenfalls ein Platz für eine Arbeitsnische oder sogar ein eigenes Arbeitszimmer, wodurch eine gute Arbeits- und Wohnkombination möglich ist. Ist jedoch die Wohnung für ganz andere Bedürfnisse ausgelegt, könnte es in den eigenen vier Wänden, gerade zur kälteren Jahreszeit, recht eng werden. In diesem Fall sind Ausweichmöglichkeiten notwendig, um auch weiterhin möglichst ohne Einschränkungen der beruflichen Tätigkeit nachkommen zu können. Dazu angeboten werden beispielsweise Hotelzimmer, die anderenfalls aufgrund des ausbleibenden Tourismus leerstehend und ungenutzt bleiben würden, oder Besprechungsräume, die auch vor COVID-19 bereits stundenweise angemietet werden konnten.

Bürokonzepte verändern sich Wie sich Wünsche der Wohnungssuchenden zukünftig ändern werden, hängt stark von der Dauer der Pandemie und den damit verbundenen Auswirkungen auf die Wirtschaft ab. Arbeitsprozessumstellungen und veränderte Bürokonzepte machen gegebenenfalls einen Ort für einen Arbeitsschreibtisch in der eigenen Wohnung notwendig, was einen erhöhten Platzbedarf mit sich bringt. Aus vielen Kundengesprächen konnten wir eine deutlich verstärkte Nachfrage bei Wohnungen mit Freiflächen erkennen.

Freiflächen gewinnen an Bedeutung

Fotos: Adobe Stock

Aber nicht nur das Arbeiten im Home-Office ist derzeit ein großes Thema, sondern auch das Bedürfnis nach Frei- und Grünflächen. Denn gerade in Zeiten, wo das Leben aufgrund von Ausgangsbeschränkungen hauptsächlich in der Wohnung stattfindet, sind Spaziergänge oder Momente an der frischen Luft, zur körperlichen sowie psychischen Regeneration und Erholung, unabdingbar. Daher gewinnen wohnungsgekuppelte Freiflächen wie beispielsweise Balkone, Terrassen und Gärten stark an Bedeutung. Auch Naherholungsgebiete, Parkanlagen oder begrünte Innenhöfe werden intensiver genutzt und wertgeschätzt. Demnach erfreuen sich neue Wohnquartiere mit extensiver Anlagenbegrünung und großzügigen Parklandschaften großer Beliebtheit. Diese Flächen stehen meist zur gemeinschaftlichen Nutzung zur Verfügung und sind mit Kinderspielplätzen, Sitzbänken, Radfahrwegen oder auch Outdoor-Fitnessgeräten weitläufig gestaltet.

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Positionen Im Fokus & Meinungen

Hoch hinaus Umzug mit Aufstieg. Petru Huurinainen ist neuer Geschäftsführer von KONE Österreich und übernimmt in schwierigen Zeiten das Ruder. Der gebürtige Finne ist voller Enthusiasmus und will vor allem die Digitalisierung vorantreiben. Das Gespräch führte: Lisa Grüner

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Ist so eine Entscheidung privat nicht schwierig? Ich habe eine Langzeitbeziehung und natürlich ist es nicht so einfach, wenn jeder seine Karriere verfolgt. Aber wir bekommen das hin. Meine Freundin freut sich auf Wien und kann es beruflich managen. Der Lockdown macht die Sache natürlich auch nicht so einfach, obwohl das Reisen überraschend gut klappt. Schade ist natürlich, dass derzeit keine Freunde auf Besuch kommen können, aber die Zeiten werden wiederkommen. Sie haben einen spannenden beruflichen Werdegang … Ich habe Industrial Engineering und Management in Helsinki, Finnland studiert und schon während des Studiums machte ich Praktika, die nach Abschluss meines Studiums meine ersten beiden Vollzeitjobs wurden. Bei der Citigroup Global Investment Bank in London war ich im Bereich Mergers & Acquisitions tätig. Das war während der Finanzkrise und damit

Fotos: Michael Hetzmannseder

Herr Huurinainen, wie hat es Sie nach Wien verschlagen? Ich arbeite nun seit etwa fünfeinhalb Jahren für KONE. Angefangen habe ich im Headquarter in Helsinki in der Strategie als Global Head of Strategy Development and Market Intelligence. KONE investiert viel in Menschen und ihre Karrieren und gibt seinen Mitarbeitern die Möglichkeit, innerhalb des Unternehmens unterschiedliche Positionen zu bekleiden. Mitte des Jahres habe ich von der Möglichkeit gehört, die Geschäftsführung in Österreich zu übernehmen und habe sie am Schopf gepackt. Es war das perfekte Angebot zur richtigen Zeit und Österreich ist ein tolles Land. Was ich besonders spannend finde, ist, dass ich hier eine operative Rolle mit regionalen Aufgaben habe und damit, nach der Arbeit im strategischen Bereich, eine ganz andere Sichtweise auf das ganze Business bekomme. Außerdem bin ich ein begeisterter Snowboarder und es reizt mich durchaus, wieder auf Alpinski zurück zu wechseln.


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Im Fokus

eine harte Schule. Nach drei Jahren ging ich zurück nach Finnland und war als Consultant bei McKinsey & Company für unterschiedliche Bereiche zuständig, u.a. für die Strategie und Optimierung des Capital Expenditure Portfolios von verschiedenen Industriezweigen. 2015 heuerte ich bei KONE an.

erzählt, dass bei KONE im Strategieentwicklungsteam ein Posten frei wird. Die Firmenkultur und die Leute haben mir gefallen und ich habe zugesagt.

Was fanden Sie an KONE besonders spannend? Da gibt es viele Gründe. Als Ingenieur ist natürlich die technische Komponente interessant. Nach meinen ersten beiden Berufserfahrungen im Banking bei der Citigroup und bei McKinsey im Consulting wollte ich wieder in einer vielfältigen Umgebung tätig sein. KONE ist eines der größten finnischen Unternehmen und als Finne wollte ich gerne für ein heimisches Unternehmen tätig sein.

COVID-19, ein zweiter Lockdown, wie beeinflusst das die Arbeit bei KONE? Es hat natürlich auch auf uns einen Einfluss. Als Erstes haben wir alle möglichen Sicherheitsmaßnahmen für unsere Mitarbeiter und Kunden getroffen und unsere Arbeitsweise so adaptiert, dass es zu möglichst wenigen Kontakten kommt. Vor allem unsere Servicetechniker, die beim Kunden sind, wurden entsprechend geschult und mit Masken ausgestattet, damit sie sicher arbeiten können. Es kam kurzfristig zu Verzögerungen bei Projekten, allerdings nicht so viele, wie man meinen möchte.

Dazu kamen die vielen Herausforderungen, die das Unternehmen bietet, als auch die Möglichkeiten, wie zum Beispiel nach Österreich zu gehen. Ein ehemaliger Kollege, der von McKinsey zu KONE gegangen war, hat mir

Die meisten Bauunternehmen bemühen sich wirklich, dass die Arbeit weiterläuft. Bei manchen Firmen wurden Servicemaßnahmen für Liftanlagen zum Teil verschoben, weil das Management nicht sicher war, ob sie Leute

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kommen lassen sollten. Alles in allem war der Einfluss nicht sehr groß. Was die administrative Arbeit im Büro anbelangt, so sind wir alle im Home-Office. Das hat unsere Arbeit schon sehr in Richtung Digitalisierung gepusht, vor allem was die Verwendung von Online-Tools anbelangt. Hier waren die Auswirkungen für die Mitarbeiter wohl am höchsten. Gibt es Verzögerungen bei Projekten? Wie schon vorher kurz angesprochen, teilweise. Unser Team arbeitet sehr eng mit den Baufirmen zusammen und adaptiert die wöchentlichen Zeitpläne. Im Frühling gab es einige Verzögerungen, die wir gut aufholen konnten. Gibt es Einflüsse auf die gesamte Branche? In der Bauwirtschaft ist die Zeitspanne von der Bestellung bis zum finalen Einbau einer Aufzugsanlage sehr lang. Dieses Jahr werden alle laufenden Projekte gut abgewickelt werden, wenn diese generellen Entwicklungen aufgrund COVID-19 allerdings mit allen Unsicherheiten länger anhalten und es einen


massiven wirtschaftlichen Einbruch gibt, dann wird weniger gebaut werden beziehungsweise werden weniger Baugenehmigungen erteilt. Das Bauvolumen kann also insgesamt weniger werden, doch derzeit bin ich positiv gestimmt, dass es nicht so kommen wird. Natürlich hängt es nicht nur vom allgemeinen Geschäftsvolumen ab, sondern auch davon, wie wir unser Business angehen. Haben Sie aufgrund von COVID-19 neue Produkte entwickelt? Ja, wir haben im Rahmen unserer Health and Wellbeing-Solutions den Elevator AirPurifier entwickelt, der für saubere und frische Luft in der Aufzugkabine sorgt. Die Reinigung basiert auf der PCO™ (Photokatalytische Oxidation) Luftreinigungstechnologie. Dabei wird die Luft aus der Aufzugkabine durch einen Zentrifugalventilator in den Luftreiniger gesaugt. Ein Polyesterfilter hält Staub und andere größere Partikel zurück. Danach drückt ein Gebläse die Luft durch einen Katalysator, in dem UV-Licht in Kombination mit einer Photokatalysereaktion Oxidationsmittel erzeugt, das Gerüche, Bakterien, Viren, Rauch, Schimmel und Bakterien in der Luft deutlich reduzieren. Für den Liftbenutzer ist der AirPurifier nahezu unsichtbar, da er innerhalb der Dachkonstruktion der Aufzugkabine platziert ist. Für Rolltreppen haben wir den KONE Handrail Sanitizer für den Handlauf entwickelt, der von außen nicht gesehen wird, diesen allerdings von innen heraus effektiv reinigt.

Aufzug piepst, wenn zu viele Personen in der Kabine sind. Der einfachste Weg, das Verhalten von Menschen zu beeinflussen, ist ganz einfach über Beschriftungen in Form von Stickern am Boden. Geht der Trend bei KONE generell mehr in Richtung Digitalisierung? Die Digitalisierung bei unseren Liftanlagen voranzutreiben ist Teil unserer Unternehmensstrategie. Anfang des Jahres haben wir die neue Aufzugsserie, den MonoSpace® DX, herausgebracht. DX steht für Digital Experience. Die Anlagen verbinden sich digital mit dem Gebäude und mit Applikationen, das heißt, die Ausstattung und Materialien sind direkt mit den Anforderungen des Gebäudes und der Nutzung verbunden. Angetrieben werden sie von einem kompakten KONE EcoDisc® Motor, der keinen Maschinenraum

„Die Digitalisierung bei unseren Liftanlagen voranzutreiben ist Teil unserer Unternehmens­ strategie.“

Hat der AirPurifier das Zeug zum Bestseller? Wir denken schon, dass vor allem der Luftreiniger von den Kunden sehr gut angenommen wird, da er die Sicherheit bei der Benutzung von Aufzügen erhöht, da er eine Übertragung von Viren minimiert. Aufgrund von COVID-19 dürfen weniger Personen den Lift gleichzeitig benutzen. Wie wird das gelöst? Mit dem Destination-Control-System können unsere Kunden das Verhalten von Aufzügen steuern. Natürlich kann man das auch über eine Gewichtseinstellung machen, dass der

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benötigt und entsprechend platzsparend ist. Es ist mit einer erweiterbaren Plattform zu vergleichen und damit „futureproof“, weil einfach upzugraden, einfach zu warten und sogar Roboter können damit verbunden werden. Unsere digitalen Angebote sind sehr eng mit dem Servicebusiness verbunden und da ist KONE sehr gut aufgestellt.

„Sensoren in den Aufzügen informieren in Echtzeit über einen Wartungsbedarf.“

Gibt es noch andere neue Produkte? Der KONE Residential Flow ist wie ein virtueller Portier, er macht beispielsweise das Garagentor auf, sobald man in die Nähe kommt oder holt den Lift und befährt gleich das richtige Stockwerk, völlig berührungslos, man hat nur mehr das Smartphone. Das Gleiche bieten wir seit November auch für das Büro an, den KONE Office Flow. Gästen kann man zum Beispiel schnell und einfach eine digitale Zutrittskarte aufs Handy schicken. Gibt es die Aufzugs- und Rolltreppenplanung schon per Mausklick? Inwieweit spielt BIM eine Rolle? Das kommt auf den Käufer an. Vor allem in den USA werden gerade bei größeren Projekten auf Kundenseite sehr weit entwickelte BIM-Versionen eingesetzt. Ist das der Fall, dann arbeiten wir natürlich auch mit dem System. Wir haben auch sehr gute Tools auf unserer Website, mit deren Hilfe Architekten ganz einfach Designs und Typen auswählen und in ihre Planung integrieren können. Stichwort Predictive Maintenance, wie ist der Status quo? Die Art, wie wir bis jetzt Wartung gemacht haben, ist bereits auf Teil-Vorhersehbarkeit begründet, weil wir ja aus Erfahrung wissen, wie oft gewisse Teile gewartet beziehungsweise ausgetauscht werden müssen. In den Aufzügen sind auch Sensoren installiert, die uns in Echtzeit über Hitze, Geräusche etc. informieren. Dadurch wissen wir schon frühzeitig, was gemacht werden muss, lange bevor der Kunde etwas bemerkt. Das ist auch nachhaltig, weil wir beim normalen Service bereits das miterledigen können, von dem wir wissen, dass es ohnehin in ein bis zwei Monaten gemacht werden müsste. Diese Effizienz ist vor allem für große Kunden, die

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hunderte Lifte in ihrem Portfolio haben, ein wichtiger Aspekt. Stichwort Sustainability: Wird Nachhaltigkeit bei KONE gelebt? In meiner vorhergehenden Rolle in der strategischen Entwicklung war Nachhaltigkeit ein großes Thema. Nach einem Jahr Vorbereitung launchen wir Ende Jänner dazu unsere Strategie. Vorweg kann man sagen, dass KONE immer einen Fokus auf einen geringen Stromverbrauch gelegt hat und sich für einen nachhaltigen Einkauf und die Konditionen der Verkäufer interessiert. Es ist schon wesentlich, die Quellen zu prüfen, wo wir Stahl beziehen und welche Kabel wir einkaufen etc. Wir streben eine vermehrte CO2-Reduktion bis 2030 an und investieren in E-Autos für die Techniker, die viel von einem Gebäude zu einem anderen fahren. Punkto Energieeffizienz ist für uns das smarte Managen von Verbrauchsspitzen, dem sogenannten Power Peak, interessant. Viele Entwicklungen sind für den End-Konsumenten nicht sichtbar, aber wir haben da bereits viel gemacht. Auch achten wir darauf, dass wir nur notwendige Reisen durchführen, um den ökologischen Fußabdruck zu minimieren. Was möchten Sie in Österreich ändern, was sind Ihre Ziele? Ich habe den Vorteil, dass ich hier in Wien auf ein sehr professionelles Team zurückgreifen kann. Es gibt also keinen akuten Handlungsbedarf, etwas zu verändern. Natürlich sind wir ein wachsendes Unternehmen und wir entwickeln uns immer weiter. Derzeit investieren wir viel in die Zusammenarbeit mit Deutschland und der Schweiz, um Synergien optimal nutzen zu können. Da ich erst seit kurzem in der neuen Position bin, lerne ich noch. Natürlich entwickeln wir uns gerade im digitalen Sektor sehr stark. Was ich einbringe, ist aufgrund meiner guten Vernetzung durch meine vorhergehende Position das internationale Netzwerk und das Verbinden von Teams. Gibt es große Unterschiede zwischen der Arbeit in Helsinki und in Wien? Bis jetzt habe ich noch keinen Kulturschock erlitten. Da derzeit nur etwa 20 Prozent der


Petru Huurinainen

Belegschaft im Büro sind, ist es schwer zu sagen, ob die Unterschiede im Büroalltag sehr groß sind. Ein kultureller Unterschied ist, dass man in Wien nicht so direkt Dinge anspricht, da muss ich aufpassen, nicht zu „finnisch“ zu sein. Aber generell haben wir eine KONE-Kultur, also rechne ich mit vielen Gemeinsamkeiten. Haben Sie schon ein paar lustige österreichische Eigenheiten entdeckt? Also ich habe bis jetzt noch keinen Österreicher kennengelernt, der nicht Schifahren kann. In Finnland sind wir eher die Langläufer. Ich mag die österreichische Work-Life-

Balance. Die Leute hier machen ihre Arbeit sehr effizient und genießen dann auch das Leben und verbringen viel Zeit in der Natur.

Petru Huurinainen ist seit September 2020 Managing Director bei KONE Österreich. Er ist seit 2015 bei KONE und war zuvor im Hauptsitz als Global Head of Strategy Development and Market Intelligence tätig. Vor KONE arbeitete Huurinainen als Consultant bei McKinsey & Company in Helsinki und war bei der Citigroup Global Investment Bank in London im Bereich Mergers & Acquisitions tätig. Der gebürtige Finne hat einen Master of Science in Industrial Engineering and Management an der Helsinki University of Technology, Department of Industrial Engineering and Management.

Ich finde es total spannend, hier in Wien zu sein. Da ich vorher in der Strategie tätig war, ist es jetzt interessant, auf der anderen Seite des Tisches zu sitzen und operativ zu arbeiten. Ich sehe jetzt auch, wie die Strategie, die wir in den letzten Jahren entwickelt und besprochen haben, umgesetzt wird. Wir leben ja auch in außergewöhnlichen Zeiten aufgrund COVID-19. Ich freue mich schon darauf, Wien kennenzulernen, bis jetzt war das ja nicht so einfach möglich.

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Mit der Kraft der Sonne Photovoltaik. „Jetzt ist der ideale Zeitpunkt, in Photovoltaikanlagen zu investieren,“ meint CrossPower-Gründer René Neubauer beim ImmoFokus-Experten-Talk. Das Gespräch führte: Michael Neubauer

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Zusätzlich hat die Bundesregierung in Folge der Corona-Krise mit der aws Investitionsprämie eine neue Initiative konzipiert. Bis Februar 2021 werden damit bis zu 14 Prozent der Investitionskosten für eine Anlage und einen Speicher refundiert. In Summe ergibt sich so eine Förderung von bis zu 44 Prozent der Kosten einer neuen Photovoltaikanlage. Es gibt ja unterschiedliche Investitions­ modelle … Neubauer: Je nach Kundenpräferenz bieten wir zwei Möglichkeiten. Beim „Modell Eigeninvestition“ finanziert der Bauherr selbst die Photovoltaikanlage auf seiner Dachfläche. Die gewonnene Energie kann von ihm eigenständig genutzt oder auch in das Netz verkauft werden. Zusätzlich erhält er die volle Förderung und die gesamte Rendite der Anlage.

Fotos: Michael Hetzmannseder

Warum sollte man gerade jetzt in Photovoltaikanlagen investieren? René Neubauer: Das Erneuerbaren Ausbau Gesetz (kurz EAG) hat das Ziel, die Stromversorgung bis 2030 auf 100 Prozent Ökostrom bzw. Strom aus erneuerbaren Energieträgern umzustellen und gleichzeitig die Wettbewerbsfähigkeit des Wirtschaftsstandorts Österreich zu stärken. Mit diesem Gesetz soll der Ausbauturbo für die Photovoltaik gezündet werden. Schon jetzt kann man bei der Errichtung einer Photovoltaikanlage auf einer Dachfläche bis Ende Februar 2021 noch von besonderen Fördermöglichkeiten für den Bau von erneuerbaren Energieanlagen profitieren. Die Investitionsförderung der OeMAG, Abwicklungsstelle für Ökostrom AG, deckt – abhängig von der Leistung der Anlage – bis zu 30 Prozent der Kosten einer neuen Photovoltaikanlage ab.


„Bei Freiflächen beträgt die Pacht 40 bis 50 Cent pro Quadratmeter und Jahr, bei Dachflächen ein bis drei Euro pro Quadratmeter und Jahr.“ René Neubauer

Crosspower CROSSPOWER ist ein produktunabhängiger Systemintegrator und Turn-KeyLieferant von erneuerbaren Konzepten und Anlagen. Das Unternehmen entwickelt, plant und errichtet nachhaltige Energiekonzepte sowohl für Kunden als auch als eigene Assets. In diesem Zusammenhang bietet CrossPower umfassende Lösungen für Wartung, Instandhaltung, Überwachung und Betrieb von Kraftwerken und Anlagen. Neben innovativen Lösungen für Photovoltaikanlagen liegt das Know-how im Bereich der hybriden Energieversorgung auf Basis von Batteriespeichern unter Einbeziehung aller Technologien. Im Anlagenbau liegen die Kernkompetenzen vor allem in den Bereichen Engineering, Projektmanagement, Montage, Inbetriebsetzung und After-Sales-Service. Die CrossPower Energy GmbH hat sich zum Ziel gesetzt, einen wesentlichen Beitrag zur Energiewende zu leisten. Mit der neu gegründeten CrossPower Mobility GmbH wird zukünftig das Portfolio um nachhaltige und innovative Ladelösungen für Elektrofahrzeuge erweitert.

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Beim „Investorenmodell“ pachten wir die Dachflächen vom Eigentümer, der dadurch eine Rendite für eine bisher ungenutzte Fläche seines Objekts lukriert. Wir bauen, finanzieren und betreiben die Photovoltaikanlage selbst. Und der Eigentümer des Objekts kann von seinem Dach in Zukunft günstig und vor allem nachhaltig Energie beziehen. Mit welcher Vergütung können Eigentümer für ihre Dach- bzw. Freiflächen rechnen? Bei Freiflächen beträgt die Pacht 40 bis 50 Cent pro Quadratmeter und Jahr, bei Dachflächen ein bis drei Euro pro Quadratmeter und Jahr.

René Neubauer René Neubauer startete als technischer Zeichner bei der damaligen Schrack Anlagenbau und wechselte im Laufe seiner Tätigkeit in die Engineering Abteilung für Förderanlagen für die Industrie. Bei der damaligen VA TECH T&D bekleidete er die Position eines Projektleiters im Anlagenbau für Umspannwerke und durchlief Stationen in den Bereichen Projektmanagement, Vertrieb und Inbetriebsetzung. Für die ABB Gruppe war er im Business Development für Bahninfrastruktur und Wasserkraftwerke tätig, bevor er für die Pfisterer Gruppe in die Vertriebsleitung für Komponenten im Hochtechnologiebereich für Übertragungs- und Verteilnetze wechselte. In den letzten drei Jahren zeichnete Neubauer in der Pfisterer Gruppe für das Business Development des CrossPower Konzepts verantwortlich, bevor er gemeinsam mit seinen Geschäftspartnern die Marke übernahm und seither in der CrossPower Energy GmbH weiterführt.

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Auf welchen Zeitraum werden die Veträge abgeschlossen. Was passiert bei Vertragsende mit den Anlagen? Kurt Hosinger: Die Laufzeit orientiert sich an den Amortisations- und Finanzierungskosten und liegt zwischen zehn und 25 Jahren. Nach Ablauf werden die Anlagen abgebaut, es sind aber auch Vertragsverlängerungen möglich. Die Anlagen sind ja nicht kaputt, es ist vielleicht nur der eine oder andere Gleichrichter zu erneuern. Es kann aber auch vereinbart werden, dass die Anlagen ins Eigentum des Verpächters übergehen. Die Anlagen sind, weil wir für die Wartung während der Laufzeit Sorge tragen, in einem Top-Zustand. Nur der Wirkungsgrad lässt mit der Zeit nach, er liegt dann bei etwa 80 bis 85 Prozent. Das heißt, Sie suchen in erster Linie Dachgrößen ab 300 Quadratmeter, um gefördert werden zu können? Neubauer: Bei kleineren Flächen rechnet sich das für uns nicht. Nach oben sind natürlich keine Grenzen gesetzt. Im Freiflächenbereich fängt unser Interesse bei einem halben Hektar, also bei fünftausend Quadratmeter an. Grenzen setzen die Raumordnungen, vor allem in Niederösterreich. Dort werden Anlagen mit mehr als zwei Hektar eher schwierig. Das Land Niederösterreich behindert den Ausbau von Photovoltaik? Hosinger: In Niederösterreich wurde eine Novelle des Raumordnungsgesetzes beschlossen, die die Widmung von Freiflächen in GrünlandPhotovoltaik, die größer als zwei Hektar sind, bis auf weiteres unterbindet. In den kommenden zwei Jahren soll ein überregionales, sprich

landesweites Raumplanungskonzept erstellt werden, in dem die entsprechenden Flächen ausgewiesen werden. Gab es einen konkreten Anlassfall, die Bestimmungen zu verschärfen? Hosinger: Mir ist kein konkreter Anlassfall bekannt. Ich gehe davon aus, dass aufgrund der Investitionsprämie und attraktiven Fördermöglichkeiten, befeuert durch das Erneuerbaren-Energie-Gesetz, das Interesse derart angewachsen ist, dass man den unkontrollierten Verbau von tatsächlichen Grünflächen, die ansonsten landwirtschaftlich genutzt werden könnten, vermeiden möchte. Daran gibt es nichts auszusetzen. Bei Freiflächenanlagen geht es häufig auch um die Akzeptanz in der Bevölkerung. Eingezäunte PhotovoltaikAnlagen werden als Fremdkörper gesehen. Wir verfolgen das Ziel, diese Anlagen im Einklang mit der Natur zu errichten. Photovoltaik, Flora und Fauna sind kein Widerspruch. Ich würde sogar noch einen Schritt weitergehen und ein österreichweites Raumplanungskonzept mit Quoten für die Bundesländer, je nach Potential im Bereich der Photovoltaik, als noch viel sinnvoller erachten. Im Moment hat jede Gemeinde ihren eigenen Raumplaner. Eine einheitliche Struktur ist da grundsätzlich etwas Positives. Gibt es Bundesländer, die freizügiger vorgehen? Neubauer: Die Steiermark steht dem Thema Photovoltaik sehr positiv gegenüber. Das wird uns auch von anderen Stellen bestätigt. Ein gewisses Problem ist halt der Föderalismus. Angefangen beim Elektrizitätsgesetz – und den Landeselektrizitätsgesetzen mit zum Teil recht großen Unterschieden von Bundesland zu Bundesland. Ein gutes Beispiel dafür sind die unterschiedlichen Kriterien, um als Überschusseinspeiser betrachtet zu werden. Sind prinzipiell alle Gebäude für Photovoltaik-Anlagen gerüstet? Rechnet sich ein unter Umständen notwendiges Nachrüsten? Neubauer: Wir sehen uns natürlich jedes Projekt konkret an. Das heißt, bevor wir überhaupt einmal in eine detaillierte Machbarkeitsstudie investieren, arbeiten wir mit Zivilingenieuren zusammen, die sich die Statik anschauen. Ein


weiteres Thema ist das Alter des Daches. Wird das Dach undicht, kann es dazu kommen, dass Anlagenteile entfernt werden müssen, weil das Dach wieder dicht gemacht werden muss. Bei neuen Hallen ist es einfacher, da man die Anlage gleich mitplanen kann.

„Mit unserem Geschäftsmodell betreten viele Developer Neuland.“ Kurt Hosinger

Hosinger: Es gibt durchaus auch alte Hallen, vor allem im Stahlbau, wo die Statik grundsätzlich kein Problem ist. Sie muss aber bei jedem Projekt vorher geprüft werden. Wirklich bei jedem. Da gibt es keine Ausnahme.

Wer trifft die Entscheidung für die Installation einer Photovoltaikanlage? Wer sind Ihre unmittelbaren Ansprechpartner? Neubauer: Die Entscheidung trifft in der Regel der Bauträger. Unser Geschäftsmodell zielt darauf ab, die Anlagen selbst zu bauen und zu betreiben. Dies ist auch dem Umstand geschuldet, dass Investitionen in diesem Bereich situationsbedingt aktuell ein wenig, wie soll ich das sagen, endend wollend sind. Das haben wir sehr früh erkannt. Wir gehen proaktiv auf Projektentwickler und Immobilienentwickler zu. Zusätzlich haben wir auch einige Agentenverträge geschlossen, die uns bei der Suche nach potenziellen Interessenten, die bereit sind, uns ihre Dachflächen zu verpachten, unterstützen. Das Gute dabei ist, dass für den Liegenschaftseigentümer, Projektentwickler oder Bauträger keine Kosten entstehen, weil wir die Photovoltaikanlagen finanzieren, errichten und betreiben. Dazu kommt ein positiver Geldfluss aus den Pachteinnahmen. Zudem besteht die Möglichkeit, im Rahmen eines EnergieContracting günstige Energie zu beziehen. Das alles natürlich im rechtlichen Rahmen, da wir kein Energieversorger sind. Das soll sich mittelfristig ändern.

Wie verhält es sich bei Steildächern? Neubauer: Da ist es eine Frage der Ausrichtung. Bei einem Flachdach können Sie die Ausrichtung selbst bestimmen. Bei Steildächern, egal ob das jetzt ein Pult- oder Satteldach ist, sind Sie durch die Bauphysik mehr oder weniger eingegrenzt. Im schlimmsten Fall ist das Haus nach Norden ausgerichtet, da greifen wir nicht hin. Auf den Punkt gebracht: Eine Ost-West Ausrichtung ist ideal.

Wie sieht es rechtlich aus? Hosinger: Mit unserem Geschäftsmodell betreten viele Developer Neuland. Daher ist es wichtig, dass die Rahmenbedingungen stimmen. Da wir kein Energielieferant sind, gilt es hier, viele Positionen zu bedenken. Wir vertrauen hier auf die Expertise von NHP, Niederhuber & Partner Rechtsanwälte. Niemand soll sich unsicher fühlen. NHP arbeitet eng mit PV Austria zusammen. Aktuell werden unsere Vertragsunterlagen an das neue EAG angepasst. Unsere Vertragswerke sind so gestaltet, dass jeder Liegenschaftseigentümer schad- und klaglos gehalten wird.

Hosinger: Wenn ein Schrägdach mit entsprechender Neigung in die entsprechende Richtung schaut, braucht es weniger Montagematerial, weil man die Neigung nicht mehr künstlich erzeugen muss. Auf der anderen Seite habe ich auf Flachdächern deutlich mehr Freiheiten, was die Ausrichtung betrifft. Von dem her würde ich sagen: Von Fall zu Fall unterschiedlich.

Wie kommt Ihr Geschäftsmodell am Markt an? Unser Geschäftsmodell stößt auf eine positive Resonanz. Der Benefit überzeugt. Keine Ausgaben, nur Einnahmen durch Pacht und günstige Energie. Aktuell haben wir Garagenflächen im Fokus. Da gibt es bereits einige vielversprechende Kontakte mit Immobilienentwicklern.

Kurt Hosinger Kurt Hosinger begann seine Karriere bei der Austrian Power Grid im Anlagen- und Betriebsmanagement mit den Schwerpunkten Netzsicherheit und Anlagenmanagement. Er wechselte zur Pfisterer Gruppe in den technischen Vertrieb, wo er maßgeblich an der Entwicklung von Projekten in den Bereichen Energieerzeugung, -übertragung und -verteilung beteiligt war. Bei Phoenix Contact entwickelte er den österreichischen Energiemarkt mit Fokus auf Schutz-, Leit- und Fernwirktechnik. Hosinger ist Vorstand im World Energy Council Austria.

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Klingt nach einem lukrativen Investment. Gibt es Beteiligungsmodelle? Neubauer: Wir sind gerade dabei, auf Basis Blockchain-Technologie etwas aufzusetzen. Das geht über Liechtenstein, weil unser Investor dort auch sein Netzwerk hat. Wir sind gerade dabei, dort zu emittieren. Das dauert natürlich ein wenig, wie man sich vorstellen kann. Unsere Prospekterstellung ist gerade in Arbeit. Crowdinvesting wäre keine Alternative gewesen? Neubauer: Wir betrachten das differenziert. Wir wollen schon die Möglichkeit geben, in unser Unternehmen und in die Technologie zu investieren, aber nicht zwangsläufig über Crowdfunding oder Crowdinvesting, sondern über neue Technologien.

Peter Bokon Peter Bokon startete seine Karriere beim Wiener Bauunternehmen Lischka in der Buchhaltung und Personalverrechnung. Bei Coca-Cola HBC war er Teamleiter der Abteilung Kreditoren und Tax Treasury. Bei Brandstätter Premium Services sammelte er Erfahrungen als General Finance Accounting & Controlling Manager, bevor er zur REWE International wechselte und dort die Position des Abteilungsleiters für das Rechnungswesen bekleidete. Bei Rosam Grünberger Change Communications und der Falstaff Verlags GmbH fungierte er als Head of Finance.

„Wir stellen die Ladeinfrastruktur zur Verfügung. Sie finanziert sich über die Werbung.“ Peter Bokon

Was ist ihr USP? Worin unterscheiden sie sich von anderen Unternehmen, die in Ihrem Marktsegment tätig sind? Neubauer: Wir schauen über den Tellerrand hinaus und wir machen nicht nur PhotovoltaikAnlagen. Unser Hintergrund liegt im Bereich klassische Energieinfrastruktur, Energieerzeugung, -übertragung und -verteilung. Wir

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schauen uns nicht nur die Photovoltaik-Anlage an, sondern auch den Backbone. Was ist dahinter? Wie schaut das mit den Netzen aus? Unser Spezialist auf diesem Gebiet ist bei uns Kurt Hosinger. Ich persönlich komme aus dem Anlagenbau. Wir waren uns von Anfang an einig, dass wir nicht nur das Thema Photovoltaik betrachten sollten, sondern auch die Peripherie, die da unter Umständen mitkommt. Da gehört E-Mobilität zwangsläufig dazu, genauso wie innovative Ladekonzepte, über den normalen Ladepunkt hinaus. Was wären da innovative Ideen? Nutzt man Werbemöglichkeiten? Peter Bokon: Ja, es gibt beispielsweise Ladestationen, in die Werbung eingespielt werden kann. In unserer Ladestation Mobility ist ein Monitor integriert, auf dem die Werbung von einem Server aus gesteuert vollautomatisch abläuft. Das Besondere an Mobility: Wir verkaufen die Ladeinfrastruktur nicht, sie finanziert sich über die Werbung. Als Standorte rechnen sich vor allem hochfrequente Standorte. Denise Seidl: Die Werbefläche soll im Idealfall 18 Stunden am Tag laufen. Die Schaltungen können von den Werbekunden über ein eigenes Portal selbst gesteuert und verwaltet werden. Das bedeutet einen absoluten Zugriff auf alle Daten. Transparenz pur. Wird der Bildschirm nicht bespielt, werden Ersatzzeiten automatisch nachgebucht. 2021 sollen 100 Stück in Wien und in den größeren Städten installiert werden. In erster Linie kommen hochfrequente Lagen in Frage. Wir brauchen Parkplätze mit hoher Passantenfreqeunz wie zum Beispiel auf der Mariahilfer Straße, wo man in Richtung Fußgängerzone geht. Hier bedarf es noch intensiver Gespräche mit der MA 33. Aber auch Tourismusregionen wie der Wörthersee kommen in Frage. Überall dort, wo einfach die Zeit zum Verweilen einlädt. Diese Ladestationen können ebenso gekauft werden.


Photovoltaik-Förderung Gefördert werden neu installierte, netzgekoppelte Photovoltaikanlagen von über 5 kWp bis 200 kWp, die ausschließlich an oder auf einem Gebäude angebracht werden. Für die Tarifförderung steht ein jährliches Förderbudget in Höhe von € 8 Millionen zur Verfügung, die Antragstellung ist ganzjährig möglich (mit Ausnahme von Wartungsarbeiten des elektronischen Abwicklungssystems).

„Transparenz pur. Wird der Bildschirm nicht bespielt, werden Ersatzzeiten automatisch nachgebucht.“ Denise Seidl

Die Tarifförderung wird im Jahr 2020 vergeben als Kombination aus: • Einmalzuschuss: Max. 250 Euro/kWp, max. 30 Prozent der Errichtungskosten. • Erhöhter Einspeisetarif: 7,67 Cent/kWh, 13 Jahre Förderlaufzeit. Beide Teile der Förderung können nur in Kombination beantragt werden, die Höhe des Einmalzuschusses und der Einspeisetarif werden Fördergegenstand

grundsätzlich in der Ökostrom Einspeisetarifverordnung festgesetzt. Als Alternative zur Tarifförderung kann ein Investitionszuschuss gemäß § 27 a ÖSG 2012 für Photovoltaikanlagen beantragt werden. Gefördert werden netzgekoppelte Photovoltaikanlagen als Neuanlagen oder Erweiterungen mit einer Leistung bis zu 500 kWp Modulspitzenleistung, die an oder auf einem Gebäude, baulicher Anlage oder Betriebsfläche (ausgenommen Grünfläche) angebracht werden. Gefördert werden als Neuanlage oder Erweiterung Stromspeicher bis zu einer nutzbaren Kapazität von 50 kWh, die mit einer Photovoltaikanlage betrieben werden. In den Jahren 2020, 2021 und 2022 steht ein jährliches Kontingent in Höhe von 36 Millionen Euro zur Verfügung, wobei vorrangig 24 Millionen Euro für die Errichtung bzw. Erweiterung von Photovoltaikanlagen vorgesehen sind.

Max. Fördersätze

Photovoltaikanlage bis 100 kWp

Max. 250 €/kWp

Photovoltaikanlage >100 bis 500 kWp

Max. 200 €/kWp

Stromspeicher bis 50 kWh

Max. 200 €/kWh

Max. 30% der Errichtungskosten

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Müssen wir umdenken? COVID-19 & Wohnen. Verändert die Pandemie unsere Einstellung zum Thema Wohnen nachhaltig? Gibt es einen Trend? Ist Verdichten der Weisheit letzter Schluss? Hechelt die Immobilienwirtschaft dem Trend hinter her? Der ImmoFokus hat sich bei Top-Managern der Branche umgehört.

DIE FRAGEN 2050 sollen 75 Prozent aller Menschen in Städten leben. Bedingt durch die COVID-19Pandemie (Stichwort Home-Office) scheinen Städte an Attraktivität verloren zu haben. Ist Verdichtung in Zeiten von Social Distancing noch zukunftsfähig? Muss Stadtentwicklung neu überdacht werden? Welche Rolle spielen Quartiere bei der nachhaltigen Stadtplanung?

Immobilien sind träge – Wohnraum unterliegt einem stetigen, schnellen Wandel, das hat uns die COVID-19 Pandemie deutlich vor Augen geführt. Hinkt die Immobilienwirtschaft der Entwicklung hinterher? Agiert oder reagiert die Immobilienwirtschaft?

DIE ANTWORTEN Ein gewisser Grad an Verdichtung ist angesichts der Reurbanisierung unumgänglich – wichtiger ist aber, dass die entstehenden Flächentypen optimal miteinander verzahnt werden. Ein Quartier schafft genau dies: Kurze Wege zwischen Wohnung, Büro und Freizeitangeboten sorgen dafür, dass wir insgesamt weniger Flächen verbrauchen, weil z.B. Parkplätze für den Individualverkehr wegfallen. Es muss aber auch darum gehen, nicht jeden letzten Quadratmeter „zuzubetonieren“ und ausreichend Grün- und Erholungsflächen vorzuhalten.

Sebastian G. Nitsch, 6B47 Real Estate Investors

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Beides. Natürlich können wir zukünftige Wohntrends nicht vorwegnehmen und müssen daher stets reagieren. Was wir jedoch voranbringen sollten: Ausreichend bauliche Strukturen vorhalten und möglichst flexibel bauen, sodass die Anpassungen schnell und kostengünstig erfolgen können. Das Klischee einer vergangenheitsorientierten Branche weise ich jedoch entschieden zurück. Nirgends zeigt sich das so gut wie an den vielseitigen Initiativen, die sowohl Projektentwickler als auch Investoren im Bereich Environmental-Social-Governance vorantreiben.


Die Anziehungskraft von Städten hat allen Pandemien der Geschichte zum Trotz stets zugenommen. Auch die aktuelle COVID-19-Krise wird zu keiner fundamentalen Umkehr dieser Entwicklung führen, da die Grundbedürfnisse einer Gesellschaft nach sozialer Interaktion, hochwertiger Infrastruktur, Kunst und Kultur etc. unverändert bleiben. Die aktuelle Gesundheitskrise, aber insbesondere der Klimawandel deckt die Schwachstellen in unserem gesellschaftlichen und wirtschaftlichen Gefüge schonungslos auf. Eine Antwort darauf können bzw. müssen neu gedachte Stadtquartiere sein, welche mittels Nachhaltigkeit, Regionalität (nicht Provinzialität!) und Digitalisierung das Zusammenleben der Bewohner neu regeln. Wolfgang Scheibenpflug, Flughafen Wien AG Die Immobilienwirtschaft produziert DIE Objekte, welche vom Markt nachgefragt werden und in einem vertretbaren Preis-Leistungs-Verhältnis stehen. Eine deutliche Trendumkehr, die durch gesellschaftliche oder wirtschaftliche Verwerfungen hervorgerufen wird, kann durch „Leuchtturmprojekte“ beschleunigt werden. Ein derartiges Reagieren bzw. privatwirtschaftliches Investieren sollte jedoch durch Fördermaßnahmen und geeignete gesetzliche Rahmenbedingungen zusätzlich unterstützt werden.

Wir glauben nicht, dass das Wohnen in Städten nachhaltig an Attraktivität verloren hat. Die COVID-19 Pandemie wird in unserem Leben bzw. im Lebenszyklus von Wohnimmobilien hoffentlich eine kurzzeitige Erscheinung bleiben. Natürlich wünscht man sich in der aktuellen Situation großzügige Wohnflächen, idealerweise mit weiträumigen Austrittsflächen oder Garten. Doch stellt sich die Frage, wie sich der überwiegende Teil der Bevölkerung diese Wünsche finanziell leisten kann. Um in den Städten zusätzlichen, leistbaren Wohnraum errichten zu können, wird die Verdichtung städtischer Flächen weiterhin ein probates Mittel dafür sein. Die Entwicklung kompakter, intelligent geplanter Wohnungen – warum nicht auch mit einem Home-Office-Arbeitsbereich –, und in jedem Fall mit gut nutzbaren Austrittsflächen, wird den städtischen Wohnbau aus unserer Schau dominieren. Quartiere in überschaubaren Größen sind ein guter Weg, um eine soziale und nachhaltige Stadtentwicklung zu fördern.

Gerhard Müller, Walter Immobilien

Natürlich spiegeln sich in der Entwicklung von Wohnraum neue Trends, optimierte architektonische Konzepte und nachhaltigere Bautechnologien wider. Nichtsdestotrotz werden Wohnhäuser für einen Lebenszyklus von mehreren Jahrzehnten, wenn nicht für weit über 100 Jahre, wie man am Beispiel der Gründerzeit-Häuser sieht, gebaut. Jedem Trend nachzulaufen, ist nicht das Ziel. Für uns stehen Nachhaltigkeit, eine ansprechende Architektur und Fassadengestaltung sowie ein durchdachtes Nutzungskonzept in jedem Fall im Vordergrund. Die Wohnungs-Grundrisse in Gründerzeit-Häusern entsprechen auch nicht jedermanns Geschmack, trotzdem sind diese Wohnungen heiß begehrt.

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Hier fehlt mir die soziologische Expertise. Aber aus meiner persönlichen Wahrnehmung kann ich dies nicht ganz bestätigen. In den sehr entwickelten Ländern ja, sobald Sie weiter Richtung Osten gehen, hat die Pandemie ob der Versorgung und Infrastruktur durchaus eine Landflucht ausgelöst. Und bezüglich Landflucht wird nach dem Social Distancing wieder Lebenszeit zu Arbeitswegzeiten gerechnet. Und da gewinnt immer die Nähe des Wohnorts zum Arbeitsplatz. Markus Arnold, Arnold Immobilien

Da die Strukturen, um Immobilien zu errichten, sehr komplex sind – sowohl logistisch als auch in den nötigen Verfahren –, kann die Immobilienwirtschaft nie in Echtzeit reagieren. Aber natürlich reagiert sie nicht nur, dazu werden langfristig zu viele zukunftsändernde und -weisende Projekte auf den Weg gebracht.

Auch in Home-Office-Zeiten haben Städte, zur Stillung von Wohnbedürfnissen, keinesfalls an Attraktivität verloren. Nach wie vor sind besonders die innerstädtischen Gebiete sehr gefragt. Bei der Wahl des Wohnorts spielen viele Faktoren eine Rolle, wodurch oftmals der rein pragmatische Zugang, möglichst nahe zum Dienstort zu wohnen, nur zu einem kleinen Anteil miteinfließt. Im Zuge der Wohnungssuche sind jedoch verstärkt Freiflächen, wie beispielsweise Balkone oder nahegelegene öffentliche Grünflächen, in den Fokus gerückt. Neue und meist autofreie Wohnquartiere treffen damit den Zahn der Zeit und bieten Bewohnern nicht nur begrünte Wohnanlagen mit Naherholungseffekt, sondern auch eine gute Infrastruktur und Nahversorgung durch besondere Nutzungsmixe. Michael Ehlmaier, EHL Immobilien

Die Immobilienwirtschaft ist stetig im Wandel und bringt kontinuierlich neuartige und innovative Konzepte hervor. Die Implementierung von Neuheiten ist jedoch an die Marktnachfrage und gesetzlichen Rahmenbedingungen geknüpft. Zudem liegen in der Projektentwicklung zwischen der Einreichplanung und schlussendlichen Objektfertigstellung meist zwei bis drei Jahre, wodurch auf kurzfristige Veränderungen nur bedingt reagiert werden kann. Die Themen Nachhaltigkeit, Innovation und Zukunftsvision sind in der Branche dennoch erfreulicherweise sehr präsent.

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Ich glaube, fast jeder hat irgendwann einmal den Traum vom Einfamilienhaus am Land gehabt, das hat wahrscheinlich das Coronavirus samt seinen Begleiterscheinungen wieder hervorgeholt. Aber diese Pandemie ist aller optimistischer Voraussicht nach im Laufe des Jahres 2021 vorbei und was dann bleibt, ist, dass Großstädte weiterhin vielen Menschen bessere Ausbildungs- und Berufschancen und eine bessere Lebensqualität bieten. Wien ist als mehrfach zur lebenswertesten Stadt der Welt gekürte Metropole ein gutes Beispiel für diesen Umstand. Schon heute lebt fast die Hälfte der Weltbevölkerung in Großstädten, mehr als ein weiteres Viertel in kleinen und mittleren Städten und „nur“ knapp weniger als ein Viertel am Land. Ich kann mir deswegen nicht vorstellen, dass wir eine Stadtflucht haben werden. Ich bin eher der Meinung, dass auf Freiflächen mehr Bedacht gelegt wird, Wohnen als Gesamtes einen höheren Stellenwert bekommt und man somit lieber noch mehr Geld für die eigene Wohnung investieren wird als zum Beispiel in ein neues Auto. Die größte Herausforderung bei der Stadtplanung sind die drei Themen Migration, Klimawandel/Verkehr und die Schaffung von genügend Wohnraum – und das nicht nur irgendwo in Wien auf der grünen Wiese. Bei der Stadtplanung würde ich mir daher wünschen, dass auch Zinshäuser bzw. Bestandsobjekte und somit die Nachverdichtung und der Dachbodenausbau denselben Stellenwert bekommen wie Neubauten. Wobei man hier unbedingt eine spezielle Herangehensweise brauchen würde, denn ein Zinshaus wird nie ein Neubau sein und es braucht daher eigene, angepasste Auflagen, sodass sich auch hier die Nachverdichtung bzw. ein Dachausbau auszahlt.

Michael Schmidt, 3SI Immogroup

Natürlich lassen sich Revitalisierungs- oder Neubauprojekte nicht aufgrund der Pandemie innerhalb weniger Monate neu planen, aber ich denke, die gesamte Immobilienwirtschaft hat auch schon vor Corona sehr gute Arbeit geleistet. Und wir als 3SI Immogroup sehen uns als Vorreiter bei Wohnqualität, sowohl bei der Ausstattung der Wohnungen als auch bei der Gestaltung. Wir haben schon während der letzten Jahre bei all unseren Projekten etwa auf die Errichtung von Freiflächen – bei Gründerzeithäusern wurden diese im Zuge der Sanierung nachträglich errichtet – geachtet. Und gerade Kleingärten, Balkone und Terrassen sind durch den Lockdown ein Must jeder Wohnung geworden. In unseren Gründerzeithäusern sind die Wohnungen mit modernen Grundrissen ausgestattet und deshalb bieten sie, selbst wenn sie klein sind, dank hoher Räume ein sehr gutes Wohngefühl. Solche Planung inkludiert auch ein etwaiges zukünftiges Home-Office. Grundsätzlich hat Corona für viele Menschen das Thema Wohnen und Wohngefühl wieder in den Mittelpunkt gerückt. Dies umfasst nicht nur die Wohnung selbst, sondern auch die Infrastruktur, öffentliche Verkehrsanbindung etc. Womit wir ebenfalls bei der Stadtplanung sind. Deshalb wird in Zukunft auch ein enger Schulterschluss zwischen Stadtplanung und Immobilienwirtschaft mehr an Bedeutung gewinnen.

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Im Fokus

Jedenfalls kommt der Entwicklung von Quartieren eine überragende Bedeutung zu. Dies allein aufgrund des Umstandes, dass die Anforderungen an Nachhaltigkeit und die Erreichung von Klimazielen im Rahmen von Quartieren ganzheitlicher und besser abgebildet werden kann. Trotz Social Distancing wird es meines Erachtens notwendig sein, auch im innerstädtischen Bereich nachzuverdichten, da andernfalls nicht ausreichend Wohnraum geschaffen werden kann, um der Nachfrage gerecht zu werden, selbst wenn diese nunmehr abnehmen sollte.

Karin Fuhrmann, TPA

Ich bin überzeugt davon, dass die Immobilienwirtschaft reagiert und nicht hinterherhinkt. Das hat sich schon in vielen Beiträgen zum Büro neu in einer „Nach-COVID-19-Ära“ gezeigt. Bei Wohnraum wird die Anpassung vielleicht nicht so rasch erfolgen können, da der Trend der letzten Jahre zu immer kleineren Wohnungen nicht so rasch umkehrbar und nicht kompatibel mit dem Trend zu Home-Office ist, der sicherlich auch post COVID-19 anhalten wird. Hier sind jedenfalls neue Modelle gefragt, da auch die Leistbarkeit von Wohnraum eine entscheidende Rolle spielt.

Die Städte haben sicher nichts an ihrer Attraktivität verloren, wie besagt schon das dritte Newtonsche Axiom: „Actio est Reactio“! Die derzeit propagierte Landflucht ist also nur eine (relativ kleine) Wechselwirkung zur Urbanisierung, welche weiter voranschreitet. Die Pandemie sorgt nur dafür, dass diese Gegenströmung besser sichtbar wird. Ich halte die Prognose 2050 für richtig und im Waldviertel ist es schön, Metropolregion wird’s trotzdem keine werden. Auch wenn die „Infektionsolympiade“ der einzelnen Regionen die Stadtzentren vorübergehend unattraktiv machen will, so gilt es zu beachten, dass die Urbanisierung keinen Selbstzweck darstellt, sondern ein Resultat ist. Die Stadtbewohner werden weiter die gute Infrastruktur schätzen und auch die soziale Vernetzung in der Stadt ist eine Normalität, die uns – nur vorübergehend – ausgeredet wird.

Die Immobilienwirtschaft hinkt der Entwicklung immer hinterher, wir bauen heute Gehäuse, welche in 50 Jahren immer noch genutzt werden. Also selbst wenn es gelingt, mit der einen oder anderen Entwicklung am Puls der Zeit zu sein (ausreichende Freiflächen sehe ich als eine solche), so wird uns dies in spätestens 20 Jahren dennoch an die Steinzeit erinnern. Ich (älter als 50) erinnere mich, wenn vor 50 Jahren jemand versucht hätte, etwas zu bauen, was den heutigen Ansprüchen gerecht wird, hätte man ihn in die Klapsmühle gesteckt. So gesehen soll und muss die Immobilienbranche reagieren: Auf die demographische Veränderung, auf Umwelteinflüsse, auf die Ansprüche der Menschen.

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ImmoFokus

Wolfang M. Fessl, Reinberg & Partner


Die Attraktivität von Städten in Zeiten zu beurteilen, in denen sehr viele der typischen Vorteile urbaner Lebensweise nicht oder nur eingeschränkt genutzt werden können, kann ein Irrweg sein. Wie auch in anderen Lebensbereichen hat die COVID-19-Pandemie bestehende Tendenzen verstärkt: Schon vor der Krise war für die Stadtplanung die wichtigste Aufgabe, die Lebensqualität für alle Bewohnergruppen (Familien!) zu steigern. Quartiersentwicklungen können dies wahrscheinlich sehr effizient. Die Zukunft der Menschen wird auch nach der Pandemie in den Städten stattfinden.

Peter Karl, Erste Immobilien Kapitalanlagegesellschaft

Auf kurzfristige Veränderungen kann die Immobilienwirtschaft nur eingeschränkt reagieren. Auf Grund der Langfristigkeit des Immobiliengeschäftes sollte sie auch vorwiegend langfristige Trends berücksichtigen. Auf Qualität, Flexibilität und Leistbarkeit zu setzen, war schon vor der Corona-Krise richtig und gilt auch weiterhin.

Dietmar Reindl, Immofinanz

Es gibt derzeit sehr viele Meinungen, wie die Corona-Krise die Immobilienwirtschaft verändern wird. Das Büro hat ausgedient, Retail geht es an den Kragen und die Menschen flüchten aufs Land. Ich sehe das alles nicht so. Die Gründe, warum Menschen in Städte ziehen, fallen durch die Pandemie nicht weg. Sei es der Job, bei dem man mehr verdient oder die Vielfalt von Kultur und Gastronomie. Ich glaube, dass auch viele Stadtbewohner während des Lockdowns ihre direkte Umgebung neu entdeckt haben. Insgesamt werden die Städte grüner und autofreier. Es ist eine wichtige Aufgabe der Stadtplanung, Städte resistenter gegenüber den Folgen des Klimawandels zu machen. Städte werden weiter wachsen, die Wohnungswirtschaft kann das mit den richtigen Konzepten unterstützen.

Wir agieren. So beschäftigt sich die Immofinanz n ihrer Portfoliostrategie seit Jahren sehr intensiv mit nachhaltigen Trends, das zeigt sich etwa in unserem Fokus auf kosteneffiziente und krisenresistente Retailkonzepte. Auch unsere flexible Premium-Büromarke myhive ist ein sehr gutes Beispiel, dass wir Trends vorwegnehmen. Mehr Flexibilität, Community und Vernetzung sowie nachhaltigere Ausstattung, etwa durch die Verwendung standardisierter Fit-outs – das ist gefragt. Und wir haben das passende Angebot.

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Im Fokus

Der Trend zur Verdichtung von Städten hat sicher durch COVID-19 einen Rückschlag erlitten. Die große Frage ist aber, wie es nach Ende der Pandemie weitergehen wird. Dass tageweises Home-Office die neue Normalität sein wird, scheint unbestritten genauso zutreffend zu sein wie die Tatsache, dass Büros für physische Treffen und Zusammenarbeit weiter notwendig sein werden. Auch ist wohl zu erwarten, dass Menschen nach Ende der Pandemie weiter sich privat treffen, daten und feiern wollen. Somit erwarte ich eine weitere Verdichtung von Städten, es könnte aber sein, dass die flächenmäßige Ausbreitung von Städten noch größer wird, da wir wohl in Zukunft nicht fünfmal pro Woche ins Büro fahren müssen, sondern vielleicht nur zwei- oder dreimal und deshalb auch bereit sein werden, noch größere Distanzen im Austausch für mehr Lebensqualität zu akzeptieren.

Andreas Ridder, CBRE

Wohnraumbeschaffung ist ja ein uralter Geschäftszweig, der vor allem durch Nachfrageveränderung getrieben wird und ist somit prinzipiell nicht vergleichbar mit einem iPhone, bei dem wir gar nicht wussten, dass wir es brauchten, bis es dann auf einmal da war. Schon allein durch die langen Produktionszeiten von Immobilien hinken diese oft dem Markt nach, sonst gäbe es ja zum Beispiel auch keine Schweinezyklen im Immobilienbereich. Aber wie immer, die, die ihre Ohren am nächsten am Puls der Zeit haben und die die am schnellsten reagieren, werden die sein, die die größten Erfolge verzeichnen werden.

Wir sehen das weniger pessimistisch: Nach der Pandemie werden bekannte Trends wiederkommen, gute, werthaltige Lagen werden gefragt sein und die Menschen werden dort wohnen wollen, wo sie ihren Lebensmittelpunkt haben. Insofern ist sinnvolle Verdichtung, etwa durch gut konzipierte Lebensräume, notwendig. Natürlich entwickeln sich Städte konstant nach außen und auch hier, im städtischen Umland, wird wertvoller Wohnraum geschaffen. Hannes Speiser, WINEGG Grundsätzlich arbeiten wir stets daran, Trends möglichst früh zu erkennen, und entwickeln den Wohnraum dementsprechend. Die Corona-Krise ist eine nicht vorhersehbare Ausnahme, unsere funktionellen Konzepte haben sich aber besonders jetzt bewährt. Als guter Projektentwickler hat man die Aufgabe, soziale Verantwortung zu übernehmen und Nachhaltigkeit sowie Digitalisierung großzuschreiben. Wir agieren also, indem wir Immobilien grundsätzlich mit Weitsicht entwickeln.

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Die urbanen Zentren sind und bleiben Mittelpunkt des wirtschaftlichen, politischen und kulturellen Lebens. Daran ändert sich nichts, wenn wir auf gewisse Zeit (erzwungen) mehr Abstand halten müssen: der Mensch bleibt ein soziales Wesen und der unmittelbare, persönliche Austausch ist nicht digitalisierbar. In ökonomisch schwierigeren Zeiten wird die Attraktivität der wirtschaftlich dynamischen Städte eher weiter zunehmen. Die Stadtentwicklung hat die schwierige Aufgabe, die Zielkonflikte zwischen schonender Bodennutzung und Ökologie und den Bedürfnissen und finanziellen Möglichkeiten der Bewohner in Einklang zu bringen. Durchdachte (neue) Quartiersentwicklungen sind dabei sicher wichtig, weil sie gleichsam Mini-Städte innerhalb der Stadt schaffen. Letztlich wird man ohne systematische Nachverdichtung aber nicht auskommen – nicht zuletzt, um der vor allem in Österreich dramatischen Bodenversiegelung Einhalt zu gebieten. Schließlich gilt es zu berücksichtigen, dass die anhaltend starke Zuwanderung nach Österreich und vor allem Wien (siehe die aktuellen Zahlen der Statistik Austria) wesentlich zur Verknappung und Verteuerung von Wohnraum beiträgt.

Der Zyklus der Errichtung eines Gebäudes von der Projektentwicklung bis zur Fertigstellung bemisst sich in Jahren. Selbst mit radikal gedachter Baubeschleunigung (Häuser aus dem 3D-Drucker) lässt sich der Zeitraum nicht so weit verkürzen, dass man auf kurzfristige Trends reagieren könnte. Das wäre auch nur mit einer Aufgabe unserer Baukultur möglich und unsinnig, wenn man den hohe Ressourcenverbrauch beim Bauen und die beabsichtigte lange Lebensdauer der Gebäude berücksichtigt.

Stefan Brezovich, ÖRAG

Agieren im Sinne von aktivem Gestalten liegt für die Immobilienwirtschaft vielmehr im Erkennen und Mitgestalten längerfristig veränderter Anforderungen und Bedürfnisse der Nutzer. Ob die COVID-19-Pandemie neue Trends – wie z.B zu einem eigenen Arbeitszimmer für Home-Office – einleiten wird, bleibt abzuwarten. Feststeht, dass vielen Nutzern schmerzhaft vor Augen geführt wurde, dass ihre Wohnsituation nicht dem eigentlichen Wunschbild entspricht, z.B. weil eine Freifläche fehlt oder die Wohnung (zu) knapp geschnitten ist. Die Umsetzung dieser Wünsche wird allerdings zumeist nicht durch mangelndes Angebot seitens der Immobilienwirtschaft, sondern mehr durch das Budget und die Finanzierungsmöglichkeiten des Nutzers limitiert.

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Im Fokus

Die Frage der effektiven Wohnraumnutzung bzw. der Verwertung bestehender Strukturen stellt sich ja nicht erst seit Corona. Mehr nachgefragte Außenflächen, Freiflächen wie Balkone und Terrassen, extra Zimmer für Home-Office oder Community Spaces haben die Wohnraumgestaltung und -nutzung jetzt neu akzentuiert. Als Gesamtkonzept für zukünftiges Wohnen – egal ob in der Stadt oder an der Peripherie – sind Stadtquartiersentwicklungen der genau richtige Ansatz, weil hier nachhaltige Wohn-, Arbeits- und Lebensräume entwickelt werden: Wohnen mit Mehrwert in einer hervorragenden Infrastruktur wird das Maß aller Dinge sein.

Alexander Nußbaumer, ZIMA Die Herausforderungen der jüngeren Vergangenheit: Die Anpassung an sich ändernde Rahmenbedingungen – Preissteigerungen, Grundstückproblematik, gesetzliche Auflagen etc. – haben eine Dynamik etabliert, auf die seitens der Branche reagiert werden musste und dies passiert aktuell noch immer. Die COVID-19-Pandemie hat die Digitalisierung massiv forciert. Hier sind wir gefragter denn je, nicht nur auf aktuelle Entwicklungen situativ zu antworten, sondern jetzt schon die digitale Zukunft mitzudenken.

Verdichtung wird auch weiterhin eine bedeutende Rolle in der Stadtentwicklung spielen. Allerdings muss ein diverseres Angebot höhere Flexibilität bieten. Das bedeutet unter anderem, dass Quartiere, Wohnhäuser sowie einzelne Wohnungen flexibles Arbeiten und Rückzug ermöglichen müssen, mit genügend Platz für Freizeitgestaltung sowie Grünräumen. Weiters wird man auch für die Menschen, die aus der Stadt ins Grüne ziehen, vor Ort dezentrale Möglichkeiten für flexibles Arbeiten außerhalb des Home-Office anbieten müssen.

Marc Guido Höhne, Drees & Sommer Bisher hat die Immobilienwirtschaft sicher mehr reagiert als agiert. Diese folgte mehrheitlich den aktuellen Entwicklungen und Trends, auch weil in Zeiten der Hochkonjunktur und hohen Nachfrage nach bestimmten Assetklassen nur wenig Druck verspürt wurde, um über alternative Ansätze nachzudenken. Es gibt zwar einzelne Player, die an zukunftsweisenden Visionen arbeiten, aber solange die Nachfrage nach den bisherigen Assetklassen unverändert hoch bleibt, wird die Immobilienwirtschaft nur langsam Änderungen erfahren.

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Die Pandemie wird im nächsten Jahr vorbei sein und damit auch die Zeit des Social Distancing. Die Großstädte – und da vor allem die Innenstädte – werden meiner Einschätzung nach als Orte der Begegnung weiter an Attraktivität zulegen. Die Verdichtung der Randlagen wird jedoch nachlassen, ganz einfach, weil der Bedarf durch eine stärkere Nachfrage nach einem Wohnen in ländlichen Idyllen zurückgehen wird.

Wolfgang Macho, IMV

In der Immobilienwirtschaft hat es schon immer sogenannte „Schweinebauchzyklen“ gegeben. Das passiert auch aktuell wieder in Teilbereichen und das ist auch Teil des Geschäftes.

Andreas Liebsch, Go Asset

Ich denke, die Stadt hat selbstverständlich weiter volle Berechtigung, doch sehen die Wohn- und Arbeitsformen in unserer flexiblen und arbeitsteiligen Gesellschaft auch differenzierter aus. Es gibt – was ich sehr positiv finde – nicht mehr „entweder/oder“, sondern mehr „sowohl als auch“. Eine Mischung aus dezentralen professionell gemanagten Co-working Büros in den kleineren Städten am Land plus Home-Office plus Präsenz im Stadtbüro wird immer mehr in unser Leben Einzug halten. Dementsprechend werden sich auch teilweise die Wohnformen anpassen. Große Änderungen im Bereich der Stadtentwicklung/ Quartiersentwicklung/Nachverdichtung sehe ich aber nicht zwingend notwendig. Nachhaltigkeit ist und wird immer mehr zur Selbstverständlichkeit in unserem Leben und Handeln.

Diese These stimmt meines Erachtens nur zum Teil. Einerseits ist es nicht so einfach, erprobte und erfolgreiche Businessmodelle, die man jahrelang umgesetzt hat, schnell zu verwerfen und sofort neue Ideen umzusetzen. Außerdem muss sich bei den Investoren erst eine Meinung etablieren, welche Änderungen nachhaltig bestehen bleiben und in weiterer Folge bei künftigen Investitionsentscheidungen berücksichtigt werden. Andererseits sind durch COVID sowie die anhaltende Nachhaltigkeitsdebatte sämtliche Assetklassen – wenn auch unterschiedlich stark – betroffen. In allen Assetklassen wird darauf bereits reagiert. Die Assetklasse Logistikimmobilie hat nun endlich den Stellenwert erreicht, den sie auch immer schon verdient hat und die Nachfrage nach modernen und nachhaltig errichteten Logistikimmobilien ist derzeit enorm. Das wird auch so bleiben.

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Im Fokus

Ich denke nicht, dass die Städte an Attraktivität verloren haben bzw. verlieren werden. Bedingt durch Corona ist das Leben am Land bzw. Stadtflucht derzeit in den Medien präsent, dies wird aber nicht ein dauerhafter Trend sein. Ja, Home-Office wird an Bedeutung gewinnen, aber Wohnen in der Stadt wird ja nicht nur aufgrund der Nähe zum Arbeitsplatz gewählt. Stadt bietet viel mehr, z.B. die bunte und reiche Vielfalt an Kultur und Freizeitmöglichkeiten und wird daher auch weiterhin ein bedeutender Lebensraum bleiben.

Richard Lemon, Danube Property Consulting

Die letzten Monate und vor allem die Lockdown-Zeit haben neue Bedürfnisse gefördert. Freiräume wie Grünflächen oder Terrassen sind gefragt. Die Krise hat gezeigt, wie wichtig großzügige Grün- und Freiräume in der Stadt sind. Im Wohnbau sollten künftig auch Bereiche für Home- bzw. Shared Office berücksichtigt werden. Neben der Immobilienwirtschaft ist hier auch die Politik gefordert. Stadtentwicklung unterliegt seit jeher einem ständigen Wandel und einem Anpassen an die Bedürfnisse der Menschen. Aktuell spüren wir das mehr denn je.

Andreas Köttl, Value One

Das Jahr 2020 und die COVID-19-Pandemie werden kurzfristig Auswirkungen auf die urbane Entwicklung haben. Das weitere Wachstum der großen Städte wird dadurch nur verlangsamt, die grundsätzliche Attraktivität von urbanem Wohnraum bleibt aber bestehen. Nachhaltig geplant und gebaute Stadtquartiere schaffen hier die Möglichkeit, auf smarte Art und Weise zu verdichten und gleichzeitig in einer Stadt der kurzen Wege den Bedürfnissen der Menschen zu entsprechen. Auch Büroraum wird weiterhin eine Rolle spielen, in einer etwas anderen Form, als wir es heute gewohnt sind. Als Raum für erlebbare Unternehmenskultur. Wie die neue Form des Arbeitens genau sein wird, wird erst die Post-COVID Zeit aufzeigen.

Die Immobilienwirtschaft war bereits vor der Pandemie im Wandel. Digitalisierung und neue Anforderungen an die Nutzung der Immobilie haben gezeigt, dass man seine Herangehensweise bei der Entwicklung anpassen muss. Bei Value One sehen wir die Auswirkungen der Krise als Katalysator von Entwicklungen, die bereits im Vorfeld absehbar waren. Ein Boost in den Bereichen Digitalisierung und Nachhaltigkeit sind nur zwei Aspekte, die an dieser Stelle zu erwähnen sind.

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ImmoFokus


In meinen Augen setzt sich die Entwicklung der Verdichtung weiter fort, wobei die Überlagerung mit den Angeboten zukunftsfähiger Mobilität der bestimmende Faktor werden wird. Im Radius von 200 Metern zu leistungsfähigen öffentlichen Verkehrsstationen müssen Quartiere wachsen, die ohne jeden Individualverkehr – außer den notwendigen Transportbewegungen – großartige Lebensbedingungen garantieren und die Straßen den Menschen und der Begrünung zurückgeben. Urbane Dichten zwischen 1,5 und 3,2 mit multifunktionaler Nutzung bilden Superblocks mit räumlichen Qualitäten für 3.000 bis 6.000 Bewohner.

Grund und Boden ist die einzige nicht substituierbare Ressource und deshalb muss die Raum- und Stadtplanung endlich Ihrer Rolle gerecht werden und Raum und Stadt zu planen. Was sich mit Bezug auf die staatlich verordneten COVID-19-Maßnahmen in punkto Wohnen verändert haben soll, außer der Schaffung des idiotischen Begriffs des Social Distancing, ist mir entgangen. Weiterhin stehen die Kosten des Wohnbaus dank der tolerierten Bodenspekulation und der mit der Produktion verbundenen, akzeptierten Verschwendung in keinem vernünftigen Verhältnis zu den verfügbaren Haushaltseinkommen.

Christoph M. Achammer, ATP Architekten

Trotz COVID-19 werden Menschen auch in Zukunft weiterhin in Städten leben und arbeiten, weil sie wirtschaftliche und gesellschaftliche Zentren sind. Insofern ist Verdichtung nach wie vor ein Thema. Im Allgemeinen ist die Stadtentwicklung dazu angehalten, auf Entwicklungen entsprechend zu reagieren. Nachhaltigkeit spielt hierbei generell eine wichtige Rolle. Die Stadtentwicklung muss das ihre dazu beitragen, dass Städte resilienter werden. Unabhängig davon, ob wir es mit Pandemien, schwindenden Ressourcen, oder klimatischen Veränderungen zu tun haben.

Domagoj Dolinsek, PlanRadar

Die Immobilienwirtschaft antizipiert Veränderungen am Markt, so gut sie kann. Aber es liegt in der Natur der Sache, dass sie auf manche Dinge nur reagieren kann. Das gilt insbesondere bei schnell auftretenden Phänomenen, wie einer Pandemie. Hinzu kommt: Abhängig davon, ob es in den kommenden Monaten einen Impfstoff gibt, kann sich die Situation am Markt auch wieder rasch ändern. Insofern muss man der Immobilienwirtschaft etwas Zeit zugestehen.

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Im Fokus

Roland Pichler, DWK Die Wohnkompanie

Dass eine Pandemie oder ein ähnliches Ereignis unsere Welt aus dem Lot bringen kann, ist seit langem eine Angstvorstellung, welche nun leider Realität geworden ist. Viele im Nachhinein logische Entwicklungen sind quasi in der Sekunde umgesetzt worden, HomeOffice ist salonfähig, nahezu alle Unternehmen haben Regeln dazu entwickelt und vor allem auch digital aufgerüstet. Was man jedoch direkt nach Ende des ersten Lockdowns merkte, ist, dass die Menschen regelrecht gierig auf persönliche Kontakte waren. Das trifft vermutlich auf alleinstehende Personen besonders zu. Diese Gruppe stellt auch bereits seit Jahren die Hauptbewohnergruppe in Städten dar. Daher erscheint es nicht realistisch, dass alleinstehende Personen nun im großen Ausmaß raus aus der Stadt ­ziehen. Aber auch Paare und Familien schätzen nach wie vor die Nähe zum Dienstort bzw. zur Ausbildungsstätte, auch wenn die Nähe zukünftig vielleicht nicht mehr täglich wichtig sein wird. Jedenfalls wichtig sind – auch wenn noch so klein – Home-Office Möglichkeiten und Freiräume in der Wohnung, gegebenenfalls kann der Rückzugsort zum konzentrierten Arbeiten auch in einem Allgemeinbereich des Wohngebäudes sein. Bei größeren Anlagen (Quartiere) werden sich Shared Office Konzepte noch mehr etablieren.

Ich halte nichts davon, strikte Korsette für Bauträger und Projektentwickler von der Stadtplanung zu schaffen, es sollten flexible Rahmenbedingungen geschaffen werden, sodass das Gebäude und ihre Nutzungen auf die Bedürfnisse ihrer Bewohner angepasst werden können. Ich denke nicht, dass die Immobilienwirtschaft hinterherhinkt, jedoch existieren in einer Stadt nicht ausschließlich Neubauten, sondern auch Wohnkonzepte, die unter anderen Rahmenbedingungen errichtet wurden und daher den heutigen Ansprüchen nicht ausreichend entsprechen.

Sozial Distancing wird rasch wieder vorbei sein, weil man die Pandemie medizinisch in den Griff bekommt. (Hoffentlich rasch). Andere Einflussfaktoren ändern jedoch unsere Einstellung zu Land oder Stadt als Wohnort. Wenn man von fünf Arbeitstagen in Zukunft zwei im Home-Office hat, weil das nun normal ist, dann wird man wirklich am Land den Hauptwohnsitz behalten und die Landflucht wird weniger Sinn machen. Das verändert dann zusätzlich das Mobilitätsverhalten: weniger Fahrten, nicht alle Montagfrüh, Fahrgemeinschaften, mit Öffis einpendeln etc. Da bedingt dann eines das andere und recht rasch ist die Prognose von 75% der Bevölkerung in Städten nicht mehr richtig. Alexander Kopecek, Wien 3420 Ausgelöst durch die Pandemies ist es die Kombinationsfähigkeit von Arbeiten und Wohnen, die verstärkt nachgefragt wird. Da gibt es mehrere Möglichkeiten, ein brauchbares Angebot für dieses verstärkte Bedürfnis zu schaffen. Die Immowelt wird sicherlich reagieren. Mir gefällt: Arbeitsplatzmöglichkeit mit kleiner Büroinfrastruktur im mehrgeschossigen Wohnhaus mit Gleichgesinnten. Dies hilft auch auf Dauer gegen zu starke Isolation.

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Trotz dieser kurzfristigen Tendenz, dass Menschen aktuell weniger umziehen, bleibt eines Fakt: Familien, Singles & Senioren – sie alle wollen zunehmend urban wohnen. Neubau ist der einzige Hebel, um diesem Bedarf langfristig zu entsprechen. Dabei verlagert sich das urbane Leben aus den Zentren in die Quartiere, mit funktionierenden Nachbarschaften und guter Infrastruktur. Hieran arbeiten wir bei Vonovia seit Jahren erfolgreich. Das bedeutet aber auch: Mittelfristig braucht es neue städtebauliche Konzepte für Innenstädte, die sicher eine Kombination aus Wohnen, Gewerbe, Nahversorgung und Kultur vorsehen sollten.

Daniel Riedl, Vonovia Das Gegenteil ist der Fall. Die Pandemie hat gezeigt, dass bei uns schon vorher die richtigen Themen oben auf der Agenda standen. Wir brauchen die digitale Baugenehmigung. Je schneller und je mehr wir neu bauen, desto mehr tragen wir zu einer Entspannung auf dem Wohnungsmarkt bei. Gleichzeitig treiben wir Digitalthemen wie den Breitbandausbau voran, genauso wie Themen des Klimaschutzes.

Walter Hammertinger, Value One

Natürlich hat die COVID-19-Pandemie auch Auswirkungen auf die Immobilienbranche, doch den Megatrend zur Urbanisierung kann sie nicht aufhalten. Vielleicht verlangsamen. Das Umland wird an Beliebtheit gewinnen, aber die Metropolen wachsen weiter. Die strategische Planung von nachhaltigen Stadtvierteln und Immobilienprojekten spielt somit eine wichtige Rolle für die Stadtplanung der Zukunft. Die Gesundheitskrise ist eigentlich die kleinste Krise, die drohende Wirtschafts- und die Klimakrise sind die größeren Herausforderungen, denen wir uns stellen müssen. Wir tragen als Immobilienentwickler eine maßgebliche Verantwortung, die Weichen auch bei diesen Themen in die richtige Richtung zu stellen. Wir denken, wir planen und wir errichten nachhaltigen Lebensraum und gestalten damit wesentlich die Städte mit. Es braucht gut geplante und durchmischte Quartiere, die die Bedürfnisse der Nutzer auf kurzem Wege besser bedienen. Immobilien werden immer mehr ganzheitlich und über die Grundstücksgrenze hinaus gedacht werden müssen. Value One denkt daher immer auch Mobilität, Energie, Nutzungsmix und Grünraum von Beginn an mit.

Wir sehen, dass der starke Immobilienmarkt der letzten Jahre Innovationen antreibt und COVID-19 wirkt hier als Beschleuniger. Bei der Digitalisierung ist dies deutlich erkennbar. Einige neue Projekte sind bereits heute von der Planung weg digitalisiert. Das ist auch unser Weg bei Value One und daher werden wir auch noch stärker in die Bereiche Innovation und Produktentwicklung investieren. Die intelligente Vernetzung von Mensch, Gebäude und Quartier wird in Zukunft Standard sein. Die Gebäude heute schon so auszulegen, dass sie auch in Zukunft „Digital Ready“ sind, haben wir uns zur Aufgabe gemacht.

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Im Fokus

Aktuelle Studien zeigen, dass der Megatrend Urbanisierung weiter anhält. Er muss sogar anhalten, weil nur so das große Ziel, Reduzierung des CO2-Fußabdrucks erreicht werden kann – Reduktion durch Konzentration. Wohnraumnachfrage in Städten wird auch zukünftig hoch sein – die Nachfrage wurde durch die COVID-19 Pandemie sogar noch verstärkt. Wir haben seit Jahresbeginn mehr als 1.000 Wohnungen in Top-Metropolen verkauft, so viele wie nie zuvor – und das zu höheren Preisen als wir vor der Pandemie prognostiziert hätten.

Thomas G. Winkler UBM Development

Wesentlich ist es aber, Verdichtung in den Städten in einer Qualität zu vollbringen, die die Bedürfnisse der Menschen und der Umwelt berücksichtigt. Im Gegensatz zu gewachsenen Strukturen bieten Quartiere die Gelegenheit, neue Konzepte und Gedankenansätze umfassend umzusetzen und so als Vorbilder für aktuelle und zukünftige Trends zu fungieren.

Der Begriff Immobilie impliziert zwar, dass man Gebäude nicht einfach so bewegen und verschieben kann. Das heißt aber nicht, dass Immobilien träge oder gar ohne Flexibilität sind. Wir sind Immobilienentwickler, das heißt wir entwickeln laufend neue Immobilien, die immer den neuesten Anforderungen gerecht werden müssen. Da die Entwicklung einer Immobilie eine Vorlaufzeit von einigen Jahren benötigt, gilt es Trends zu antizipieren, um eben nicht nachzuhinken sondern vorauszudenken. Trends entwickeln sich naturgemäß laufend weiter, jedoch hat die COVID-19-Pandemie wie ein Zeitraffer gewirkt und einzelne Trends enorm verstärkt. Wir haben rasch und konsequent reagiert und legen unseren strategischen Fokus auf „green. smart. and more.“ Wir entwickeln nachhaltige und intelligente Immobilien, die auch ästhetisch ansprechend sind. Wir denken hier sogar noch einen Schritt weiter: Ziel ist es, Immobilien so zu gestalten, dass sich diese – unter möglichster Schonung der Ressourcen – an laufende Entwicklungen anpassen können. Somit sind Flexibilität, Nutzungsoffenheit und technische Anpassungsfähigkeit gefragt. Es ist ja auch schon in vergangenen Jahrhunderten gelungen, Gebäude zu schaffen, die noch heute täglich ihre Berechtigung unter Beweis stellen. Das muss auch unser Anspruch sein.

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Es ist nicht davon auszugehen, dass eine Pandemie in der Art von COVID-19 den aktuellen Trend zur Urbanisierung grundlegend verändert. Sollte eine Pandemie noch wesentlich schlimmere Auswirkungen haben, mag dies der Fall sein. Zumindest in Österreich sieht man jedoch keine signifikant schlechtere Entwicklung der Zahlen in der Großstadt Wien gegenüber den Bundesländern, oft sogar eine bessere.

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Roland Schmid, IMMOunited

Hier gibt es einen grundlegenden Konflikt, der kaum lösbar sein wird. Immobilien werden für lange Nutzungsdauern konzipiert und müssen auch wirtschaftlich sein. Diese Nutzungsdauern belaufen sich in der Regel auf mindestens mehrere Jahrzehnte. Viren und Pandemien entstehen und wirken innerhalb von Wochen und Monaten. Es ist fast unmöglich, hier weder zu agieren noch zu reagieren. Im Bereich der Office-Immobilien wird vermutlich reagiert. Allein schon aus vermarktungstechnischen Gründen.

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Branchen & Services

Zwischen Traum und Wirklichkeit Nachgeschaut. Die Arbeitsmethode Building Information Modeling, BIM, verspricht viel: Planer, Ausführende, die Immobilienbranche und Investoren erhalten damit einen Überblick über ihr Gebäude, der für Wartung, Instandhaltung oder auch Veränderungen genützt werden kann. Doch wie sieht die Praxis zwischen Traum und Wirklichkeit aus? Autor: Gisela Gary

B „Sämtliche Prozesse und Nahtstellen müssen mit LeanMethoden begleitet werden.“ Clemens Neubauer, PORR

IM provoziert jeweils ein SchwarzWeiß-Denken – die Arbeitsmethode wird geliebt oder gehasst. Offiziell arbeiten Planer und Ausführende schon längst damit. Auf Nachfrage quer durch die Baubranche kommt jedoch eine Vielzahl an Kritikpunkten zu Tage. Vor allem geht’s um die Schnittstellen, die immer noch Probleme bereiten – wie z. B. von der Entwurfsplanung zur Gebäudetechnik. Aber es geht auch um unwillige Bauherren, Kommunikationsprobleme zwischen Architekten und Fachplanern usw. Die verschiedenen Systeme kommunizieren mittlerweile mehr oder weniger problemlos miteinander, wie Matthias Nödl von Vasko+Partner bestätigt. Das Ingenieurbüro arbeitet seit Jahren mit BIM: „Wir sind von dem Nutzen und den positiven Effekten durch die neue Arbeitsweise mit BIM überzeugt. Als eines der größten Ingenieurbüros Österreichs mit dem Fokus auf unsere Kompetenz als Generalkonsulent, erkannten wir früh, dass an BIM kein Weg vorbeiführt. Aktuell planen wir das Projekt Vienna Twenty Two komplett mit BIM.“ BIM gilt als Synonym für Effizienz, keine Schnittstellenprobleme mehr, Kostenreduktion und eine bessere Ressourcenplanung. Stichworte, mit denen die BIM-Fans werben. Doch noch ist der Weg weit. Wie geht’s der

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Bauwirtschaft mit BIM? Clemens Neubauer, Abteilungsleiter BIM Excellence der Porr Design & Engineering, setzt bei vielen Projekten auf eine durchgehende Bearbeitung mit BIM-Methoden: „Beginnend mit der Projektentwicklung und dem Angebotsmanagement, der Planung, der Bauvorbereitung, sowie der anschließenden Ausführung und dem Gebäudebetrieb, treffen dabei viele Bereiche und Akteure aufeinander. Neben der inhaltlichen Zusammenarbeit müssen dabei natürlich auch die eingesetzten IT-Systeme ineinandergreifen, so dass eine Vielzahl von Nahtstellen deutlich wird.“

Informationsverluste Als größte Herausforderung sieht die Porr die Zusammenarbeit der Gewerke und Teams. „Eine heterogene Softwarelandschaft mit unterschiedlichen Dateiformaten macht eine manuelle Nachbearbeitung zwischen den Leistungsphasen und bei der Weitergabe der Modelldaten oft unumgänglich. Offene Dateistandards wie IFC sind derzeit zum Teil noch nicht direkt bearbeitbar und können nur mit Informationsverlust importiert werden. Dabei gilt es, die unterschiedlichen technischen und inhaltlichen Anforderungen an das Modell zu vereinen. Strategisch setzen wir deshalb auf


eine software-unabhängige Projektplattform, auf der sämtliche Daten verknüpft werden“, so Neubauer. „Durch Transparenz und einen gelebten Schulterschluss mit partnerschaftlichen Verträgen können die unterschiedlichen Vorstellungen auf ein gemeinsames Projektziel fokussiert werden. Dazu müssen sämtliche Prozesse und Nahtstellen mit Lean-Methoden begleitet werden. BIM als technisches Rüstzeug benötigt die Anwendung modernster Projektmanagement-Methoden für den erfolgreichen Projektabschluss. Wir sind in diesem Bereich federführend tätig und sehr gut aufgestellt.“

Fotos: Arge Biozentrum, Are/Signa, Porr, Strabag, Vasko+Partner, Franz Ertl, Reinberg, Sedlak, Christina Anzenberger-Fink, TU Wien

Ein aktuelles Projekt der Porr ist das Projekt BMW Freimann: Der neue Gebäude-Komplex ist ein echtes Gemeinschaftsprojekt. Der Bauherr sowie die Porr und ihre PartnerNachunternehmer arbeiten in Form eines Partnering-Modells von der Planung bis zur schlüsselfertigen Umsetzung eng zusammen. Zusätzlich bringen sie ihr spezifisches Wissen, ihre Erfahrung und ihr Know-how ein. Entgegen weit verbreiteter Befürchtungen ersetzt dieses Partnering-Modell keinen der Projektbeteiligten, sondern optimiert vielmehr deren Zusammenwirken. Aus Projektbeteiligten werden auf diese Weise Projektpartner. BMW musste das Bürogebäude nach Abschluss der Planungsarbeiten noch einmal komplett verändern, weil weltweit neue Standards für alle BMW-Büros in Kraft getreten waren. „Dank BIM konnten wir in knapp fünf Stunden ermitteln, wie sich die nötigen Änderungen auf Bauzeit und Kosten auswirken. In Folge konnten Ausführungsdauer und Gesamtkosten des Gebäudes stabil gehalten werden. Durch BIM und Lean konnten wir bei diesem Projekt eine äußerst straffe Ressourcenplanung bezüglich Zeit und Kosten sicherstellen und einhalten“, so Neubauer.

Integral total BIM basiert auf einem intelligenten digitalen Gebäudemodell, das allen Projektbeteiligten – vom Architekten und Bauherrn über den Haustechniker bis hin zum Facility Ma-

nager – ermöglicht, gemeinsam an diesem integralen Modell zu arbeiten und dieses zu realisieren. Änderungen können unmittelbar in der Projektdatei durchgeführt werden, wie z. B. Analysieren, Neuberechnen, und sofort ist der neue Flächenbedarf ablesbar. Das ideale Werkzeug für Makler und die Immobilienbewertung. Wolfgang M. Fessl, Reinberg & Partner Immobilienberatung, sieht die Tatsache, dass alle Beteiligten an einem Projekt auf den gleichen Datenstamm zugreifen können, als den überzeugenden Vorteil: „Somit ist gewährleistet, dass die Datenqualität vom Verkäufer auch zum Käufer kommt. Und da liegt auch der große Vorteil z. B. bei einer Due Diligence: Man braucht nicht erst wieder zu beginnen, die Daten mühsam zusammenzutragen und in einen Datenraum zu schaufeln. Man muss den Interessenten nur den Zugang zum bestehenden BIM-Datenstamm ermöglichen, das sollte in der Regel eine erhebliche Vereinfachung bringen. Der Makler sitzt dazwischen, könnte prinzipiell auch auf die Daten zugreifen und diese auswerten und nutzen. Es bleibt aber abzuwarten, ob sowohl die Ausrüstung als auch das Engagement der Makler ausreichend ist, um diesen Vorteil tatsächlich zu nutzen. Und eine große Gefahr dabei ist halt auch die Datenflut: Diejenigen im Prozess Involvierten, welche jeweils nur einen kleinen Auszug der Daten benötigen, laufen Gefahr, sich erst durch Datenberge wühlen zu müssen, um die Handvoll Daten zu erhalten, die sie tatsächlich benötigen.“

Vorbild Autobranche Die Strabag nimmt durch das mittlerweile vor 20 Jahren etablierte Thema BIM 5D eine Vorreiterrolle ein, erläutert Klemens Haselsteiner, CDO Strabag: „Vorbild war dabei die Automobil-Branche, die mit ihrem hohen Standardisierungsniveau die Profitabilität durch Digitalisierung stark steigern konnte. Im Vergleich dazu hat am Bau jedes Projekt, an dem wir arbeiten, ganz unterschiedliche Beteiligte – vom internationalen Architektenteam bis hin zum regionalen Betonlieferanten. Unser Zugang sieht daher heute so aus, dass wir

„BIM gewährleistet, dass die Datenqualität vom Verkäufer auch zum Käufer kommt.“ Wolfgang M. Fessl, Reinberg & Partner

„An BIM führt kein Weg vorbei. Wir sind vom Nutzen überzeugt.“ Matthias Nödl, Vasko+Partner

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„Wir entwickeln praxisnah und haben eine unmittelbare Einschätzung hinsichtlich der Rentabilität.“ Klemens Haselsteiner, Strabag

mit internen Consulting-Teams vor Ort auf der Baustelle sind und dabei helfen, ,BIM´ dort einzusetzen, wo verbesserte Prozesse sofort wirken können. Es gilt die Prämisse: der Kunde, also für uns die operativen Kollegen, steht im Zentrum unserer Entwicklungsarbeit. Oft geht es noch gar nicht um ein fünfdimensionales Modell für den gesamten Lebenszyklus, sondern um eine vermeintlich einfache Lösung, wie etwa die ortsunabhängige Verfügbarkeit von Plänen – und das zu jeder Zeit am aktuellen Stand. Angepasst an die Bedürfnisse des Bauprojekts und die Projektbeteiligten setzen wir so Entwicklungen z. B. einzelne ,BIM 5D®´Anwendungsfälle gezielt ein, begleitet von einer stetigen und gemeinsamen Evaluierung mit den operativen Kollegen. Auf diese Weise entwickeln wir praxisnah, haben eine unmittelbare hinsichtlich der Rentabilität und verlieren durch die Vielfalt der Projekte die Vielfalt unserer Branche selbst nicht aus dem Auge.“

BIM ist ein Prozess BIM existiert bereits seit 1984. Die Begriffsprägung erfolgte durch Autodesk. Die Idee war die

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gleiche wie heute: Es geht um dreidimensionale, objektorientierte, datenbankbasierende Gebäudemodellierung und um den Datenaustausch über eine freie, offene Schnittstelle (Industry Foundation Classes, IFC). Verschiedene Software-Lösungen stehen mittlerweile zur Wahl. BIM ist jedoch mehr, BIM ist ein Prozess. Die Ergebnisse reichen von klassischen Datenbankabfragen wie beispielsweise der Modellierung bis zu Grundrissen, Schnitte, Ansichten, Massenermittlung, Tür- und Fensterlisten, Raumbücher, Visualisierungen, Virtual Reality und Kollaboration (IFC, BCF). Und das Ganze funktioniert über den gesamten Lebenszyklus eines Gebäudes. BIM beschreibt die optimierte Planung und Ausführung von Gebäuden mit Hilfe entsprechender Software – also quasi die Grundlage für das papierlose Planerbüro. Architekt Peter Kompolschek ist seit 2014 österreichischer Delegierter der European BIM Group, er leitet in der Europäischen BIM Normierung die CEN TC 442 WG 3 „Information Delivery Specification“ und ist auch im Normungsinstitut in Sachen BIM engagiert. In den ÖNORMen A 6241-1 und 2 sind Standards festgelegt, die die technische Umsetzung des Datenaustauschs und der Datenhaltung von Gebäudeinformationen regeln und es ermöglichen, digitale Gebäudearchive zu erstellen. „Derzeit findet ein großer Technologieschub statt, weil BIM die Infrastrukturprojekte erobert“, meint Kompolschek. „Konzerne wie ÖBB, SBB oder die Asfinag setzen BIM bereits in Pilotprojekten der Infrastrukturplanung ein. Doch BIM bedeutet auch einen Neubeginn für die gesamte Branche. An der ETH Zürich gibt es bereits ein eigenes Institut ‚Robotics and intelligent systems‘. Warum? Weil in Zukunft ein Roboter einen großen Teil vom Hausbau erledigen wird.“ Elmar Hagmann, Bauunternehmen Sedlak, erklärt die noch vorherrschende Vorsicht beim Einsatz von BIM damit, dass ein gelernter Architekt nicht automatisch ein BIM-Modell aufbauen kann – denn er benötigt die Software und ausgebildete BIM-Programmierer. „Dennoch, BIM ist ein großer Schritt in die ‚richtige Richtung‘. BIM ermöglicht das Ende

der ‚baubegleitenden Planung‘, das Ende der Verantwortungsüberantwortung der Planung auf den Ausführenden“, so Hagmann.

Schnittstelle Gebäudetechnik Für Hagmann bedeutet dies auch das Ende des zweidimensionalen Denkens bei dreidimensionalen Problemen, das Ende falscher Pläne, das Ende der neuerlichen Bestandsaufnahme bei Umbauten und zugleich das Ende so mancher systemischer Defizite. Die Integration der Haustechnik-Gewerke sieht Hagmann unter den gleichen Gesichtspunkten allerdings noch kritisch, da noch wenige Haustechnik-Planer BIM-affin sind. Gebäudetechnik-Experte Christian Steininger von Vasko+Partner bringt es auf den Punkt: „Die HaustechnikSoftware-Produkte, die verwendet werden, besitzen keine funktionierende Schnittstellen. Die momentan vorherrschende Schnittstelle übernimmt das digitale Gebäudemodell nicht vollständig und das erfordert eine mehr oder weniger aufwendige Nachbearbeitung bzw. Reparatur.“ Hagmann blickt dennoch optimistisch in die Zukunft: „Das Baustellenteam kann in Echtzeit Darstellungen aus dem 3D-Gebäudemodell in zweidimensionaler Form, also ähnlich eines konventionellen Planes, auf einem Tablet-PC einsehen. Damit ist der Plan immer aktuell – selbst dann, wenn noch kurzfristige Änderungen vorgenommen werden. Des Weiteren kann jede Art von Schnittführung durch das Modell gewählt werden, dies führt mit Sicherheit zu mehr Klarheit in der Darstellung von geometrisch schwierigen Bauteilen.“ Die Vorteile wie Effizienz, Kostenersparnis, Schnittstellen-Minimierung etc werden propagiert – gibt es bereits realistische Einschätzungen, wie hoch die Ersparnis durch BIM-Einsatz wirklich ist? „Nein“, so Hagmann, „britische Büros sprechen von um die 30 Prozent Kostenersparnis, aber das hängt zum großen Teil von der Arbeitsweise des Büros ab. BIM hilft Menschen, die sehr strukturiert denken, auch gewisse Systematiken in einem Büro zu entwickeln. Wenn ich mit solchen Systematiken arbeite, erhöhe ich die Qualität,


Trotz reichlich späten Änderungswünschen im Kosten- und Zeitplan: Das neue BMW-Gebäude in München wird komplett mit BIM geplant.

erreiche einen höheren Automatisierungsgrad und bin dadurch natürlich effizienter. Wenn ich eine Wand in ihrer Dreidimensionalität verbinde und mit ihren Materialeigenschaften befülle, kann der Computer Dinge berechnen, die ich am Papier so gar nicht mehr könnte. Das bedeutet, es entfallen sicher einige Nebenleistungen. Aber der große Profit durch BIM ist, dass die Planungsqualität höher wird. Ich bekomme die bestmögliche Qualität zu einem besseren Preis.“

Gemeinsame Sprache Die gemeinsame Sprache – IFC – hilft, dass die größten Software-Pakete miteinander „sprechen“ können, also Gebäudedaten ausgetauscht werden können. Obwohl das klar ist und auch keine große Neuigkeit ist, erleben Planer immer noch eine große Zurückhaltung in puncto BIM. „Mit Sicherheit muss hier noch das Verständnis geschaffen werden. Wenn es dann klappt, wie wir selbst bei unseren Projekten erleben, ist das Arbeiten ein Vergnügen: Transparenz bis ins kleinste Detail, jederzeit

abrufbar und adaptierbar“, erläutert Nödl. Grenzübergreifende Dienstleistungen sind auch für Vasko+Partner ein must, es gibt keine Sprach- oder Landesbarrieren mit BIM, wie es die nordischen oder auch asiatischen Länder ja gut vorzeigen. Dass es an der TU Graz bereits eine BIM-Professur gibt, unterstreicht einmal mehr die Bedeutung des Themas. Planen und bauen wird also digital, das kann nicht mehr rückgängig gemacht werden und wird die Planerlandschaft wie auch die Ausführung am Bau massiv verändern. Ein Meilenstein in diesem Zusammenhang ist die digitale Baueinreichung, die in Wien bereits seit einem Jahr möglich ist. Die skandinavischen oder auch asiatischen Länder sind hier Vorreiter. Alle öffentlichen Aufträge müssen in diesen Ländern mittlerweile als BIM-Projekte geplant als auch als IFC-Datei abgegeben werden. Die Zeitersparnis ist enorm. In Singapur dauert ein Bauverfahren bspw. im Schnitt 26 Tage – in Österreich 192 Tage. Der BIM-Standard (ÖN A6241-2) bildet die Grundlage für

„BIM bedeutet einen Neubeginn für die gesamte Branche.“ Peter Kompolschek, European BIM Group

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Im Fokus

„Es braucht BIMExperten im Team, die sich strategisch mit den Prozessen auseinandersetzen.“ Anita Körbler, Wohnsalon

einen Arbeitskreis, der sich mit der digitalen Baueinreichung beschäftigt. Die Daten sollen nach Übermittlung an die Behörde mit einem Modell-Checker geprüft werden, mit GIS-Systemen verglichen werden und auf rechtliche Gegebenheiten begutachtet werden.

Architekten sind gefordert HNP architects sind vom Arbeiten mit BIM fasziniert: „Die Methodik ist schnell und transparent. Jederzeit und einfach zu generierende 3D-Abbilder sind für uns ein wichtiges Tool in der Kommunikation mit unseren Bauherren. Ein wesentlicher Pluspunkt für die Planung selbst ist die reduzierte Fehlerquote. Jeder, der mit Tür- und Raumlisten schon Erfahrungen gemacht hat, kennt die Probleme solcher Listen. Seitens unserer Mitarbeiter bekommen wir fast ausschließlich positives Feedback, zumal sie sich auf ihre Kernkompetenzen konzentrieren können, da die erzeugten Pläne und Listen eben nicht mehr im gewohnten Ausmaß kontrolliert werden müssen.“

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„Wir beschäftigen eigene BIMModeratoren und sind somit nicht von externen Dienstleistern abhängig.“

„BIM ist das Ende des zweidimensionalen Denkens bei dreidimensionalen Problemen und damit das Ende falscher Pläne.“

Oliver Oszwald, HNP architects

Elmar Hagmann, Sedlak

Allerdings: Der anfängliche Mehraufwand zur Erstellung solcher BIM-Modelle und die intensive Abstimmung mit den anderen Planungsgewerken darf dabei nicht unterschätzt werden. „BIM-Know-how aufzubauen und stetig zu verbessern, setzt entsprechende technische und personelle Ressourcen voraus. Wir beschäftigen daher eigene BIM-Moderatoren und sind somit nicht von externen Dienstleistern abhängig. Laufende interne Mitarbeiterschulungen in Kleingruppen helfen uns, den Anschluss an die internationale Bauwirtschaft nicht zu verlieren“, erklärt Oliver Oszwald, Partner bei HNP architects. Auf Bauherrnseite gibt es laut Oszwald immer mehr die Nachfrage nach BIM, da die eingangserwähnten Vorteile auch für sie eine Qualitätssteigerung in der Projektentwicklung darstellen. Bei der Anwendung seitens der Firmen gibt es jedoch – von den ganz großen Baufirmen einmal abgesehen – noch deutlichen Nachholbedarf. Fazit von HNP architects: „BIM ist für uns ein essentielles Planungswerkzeug, um unseren

Anspruch an eine zielgerichtete Projektplanung umzusetzen.“ Anita Körbler vom Wohnsalon warnt vor zu großer Euphorie: „BIM ist dann ein intelligenter Prozess, wenn der Kollaborationsgedanke unter allen Beteiligten des Bauprojekts gelebt wird. Die Möglichkeit, mit durchgängiger Digitalisierung bereits vom Planungsprozess an Risiken zu reduzieren und Kosten zu senken, bietet allen Akteuren jederzeit transparente Abläufe und etwa klarere Gewährleistungspflichten für die einzelnen Gewerke. Aus meiner Erfahrung mit Baustellenmanagement bzw. Baudokumentationen kann ich den Rat geben, dass selbst in einer optimal geschaffenen IT-Infrastruktur die Installation von Software allein nicht genügt. Vielmehr braucht es BIM-Experten im Team, die sich strategisch mit den Prozessen auseinandersetzen und offen für neue Wege im Projektablauf sind.“ Unterschiedliche Wege gibt es vom Traum zur Wirklichkeit, letztlich wird es ein gemeinsamer Weg sein, der zum erfolgreichen Planen und Bauen führt.


dictionary

Qua•li•tät [kvali'tɛ:t] Substantiv, feminin

bedeutet nicht nur erstklassige Beratung, sondern auch maßgeschneiderte Lösungen in kürzester Zeit zu vernünftigen Kosten. Als führende Rechtsanwaltskanzlei Österreichs mit integrierter Praxis in Mittel- und Osteuropa, stellt CERHA HEMPEL unternehmerisches Denken und Fachkompetenz in allen Bereichen des Wirtschaftsrechts zur Verfügung.

www.cerhahempel.com

AUSTRIA • BELARUS • BULGARIA • CZECH REPUBLIC • HUNGARY • ROMANIA • SLOVAK REPUBLIC

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Im Fokus

Bringen nachhaltige Immobilien mehr Rendite? Real Estate Impuls. In Hinblick auf den European Green Deal, der Europas Klimaneutralität bis 2050 anvisiert, beleuchteten Experten das Thema Nachhaltigkeit in der Immobilienbranche.

Smart City Wien Rahmenstrategie Deinhammer setzt bei dem von ihr gegründeten „DoTank Circular City Wien 2020–2030“, eines der ersten Leitprojekte der Anfang dieses Jahres präsentierten „Wirtschaftsstrategie WIEN 2030 – Wirtschaft & Innovation“, auf akribische Planung und zielorientiertes Handeln. Nach den vom Gemeinderat beschlossenen Zielvorgaben der „Smart City Wien Rahmenstrategie“, beispielsweise, dass ab 2050 80 Prozent der Bauelemente und Materialien

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von Abrissgebäuden und Großumbauten wiederverwendet oder -verwertet werden müssen, werden bei der Sanierung von ausgewählten Stadtteilen innovative Lösungen und der Einsatz von erneuerbaren Energiequellen von Anfang an mitgedacht. „Durch Verbesserungen im Bau sollen Energien länger gespeichert werden. Bis jetzt wurde in einem Neubau nach zehn Jahren Nutzung gleich viel Energie verwendet, wie während dessen Bau benötigt wurde. Der verbesserte Neubau benötigt diese Energiemenge in 35 Jahren“, so Deinhammer. „Mehrinvestitionen, wie stetige Verbrauchsmessungen und Energiemonitoring zur Identifikation von Optimierungsmöglichkeiten während sowie nach der Bauzeit, sind erfahrungsgemäß nach spätestens drei Jahren wirtschaftlich gedeckt“, betont Michael Jelencsits,

Leiter der Engineering-Abteilung bei Drees & Sommer Österreich.

Nachfrage nach Green und Blue Buildings „Bei Bürogebäuden wird vielfach nach Green Buildings gefragt“, so Widu. „Bei Blue Buildings – emissionsneutrale, energieautarke und digital vernetzte Gebäude, die aus kreislauffähigen Baustoffen bestehen und sich der Nutzung flexibel anpassen – ebenso.“ Auf die Planung dieser Blue Buildings hat sich Drees & Sommer spezialisiert: „Das Ergebnis unserer Nachhaltigkeits-Beratung ist eine ausgewogene Balance zwischen Wirtschaftlichkeit und Nachhaltigkeit“, erklärt Jelencsits. „Nach unseren Erfahrungen genießen Blue Buildings intern und extern eine hohe Akzeptanz, ohne dass in wirtschaftlicher Hinsicht wesentliche Abstriche gemacht werden müssen.“

(v.l.n.r.): Anna-Vera Deinhammer (Stadt Wien), Gert Widu (BIG), Nadja Pröwer (Drees & Sommer Österreich), Michael Jelencsits (Drees & Sommer Österreich), Christian Schön (AURIS Immo Solutions).

Fotos: Drees & Sommer, Hofer

B

ei der Vortragsreihe „Real Estate Impuls“ des Immobilien-Beratungsunternehmens Drees & Sommer in Wien wurde erörtert, ob Green Buildings auf lange Sicht effizienter, kostengünstiger und rentabler als herkömmliche Gebäude sind. Dabei waren sich die Vortragenden AnnaVera Deinhammer, Koordinatorin für Kreislaufwirtschaft im Baubereich der Stadt Wien, Gert Widu, Nachhaltigkeitsbeauftragter der Bundesimmobiliengesellschaft BIG, sowie Christian Schön, geschäftsführender Gesellschafter & Nachhaltigkeitsexperte bei Investitionen der AURIS Immo Solutions, darüber einig, dass der finanzielle Aspekt für alle Beteiligten eine ausschlaggebende Rolle spiele. „Vor allem bei den Investoren bedarf es oft noch Überzeugungsarbeit, damit sich diese auf Green Buildings im Privatbereich einlassen“, so Schön. „Dabei sind die Wohnrenditen weiterhin hoch und ökologische Gebäude sowohl für Nutzer als auch für Vermieter positiv hinsichtlich der Kosten.“ Green-Building-Zertifizierungen werden zunehmend nachgefragt. „Der Einsatz erneuerbarer Energien senkt die Betriebskosten für den Mieter und führt zu einer Steigerung der Wohnqualität“, so Schön weiter. Für den Investor bringt das Vorteile durch eine geringere Fluktuationsrate.


Vorbildstatus Optimaler Energieverbrauch. Nachhaltigkeit ist für Hofer schon lange mehr als nur ein Schlagwort und feiert so feiert das Unternehmen dieses Jahr seinen zehnjährigen GreenBuilding Corporate Status.

D

as GreenBuilding Programm hat eine Energieeinsparung von 25 Prozent im Vergleich zur Bauordnung bei Neubauten, sowie 25 Prozent Einsparung im Vergleich zum Bestand bei Sanierungen zum Ziel. Das Programm stellt ein Anreizsystem für Bauherren und Eigentümer zur Umsetzung rentabler Investitionen dar und will Effizienzpotenziale im Dienstleistungsgebäudesektor ausschöpfen. Die nachhaltige Effizienzsteigerung beim Energieeinsatz und die verstärkte Nutzung erneuerbarer Energien sind zentrale Bestandteile der EU-Energie- und Klimaschutzpolitik: Die europäische Richtlinie 2010/31/EU über die Gesamtenergieeffizienz von Gebäuden stellte in diesem Zusammenhang einen bedeutenden Meilenstein dar. Vor diesem Hintergrund förderte die Generaldirektion Energie und Verkehr der Europäischen Kommission im Rahmen des Programms „Intelligent Energy – Europe“ zahlreiche Projekte. Eines ist das 2007 ins Leben gerufene EU GreenBuilding Programm, das die Erhöhung der Energieeffizienz privater und öffentlicher Dienstleistungsgebäude zum Ziel hat.

Nachhaltigkeitsinitiative

die Errichtung von ressourceneffizienten Gebäuden eine wesentliche Rolle. Um diese Bestrebungen auch von unabhängiger Stelle zu bestätigen, haben wir entschieden, unsere Filialen nach dem GreenBuilding Standard zertifizieren zu lassen.“ Dabei handelt es sich um eine Prüfung auf die freiwillige Einhaltung der höheren Standards von unabhängiger Stelle und nicht um eine förderrelevante Maßnahme.

Durch eine Vielzahl an Maßnahmen erreicht Hofer bei einem Großteil seiner österreichweit mehr als 520 Filialen den EU GreenBuilding Standard. So wird beispielsweise beim Bau neuer Hofer-Filialen durch deutlich höhere Dämmstärken, als es Normvorgaben verlangen, die Beheizung mittels Abwärme oder den Einsatz von hochwertigem Fensterglas und Fensterprofilen auf einen optimalen Energieverbrauch geachtet. „Im Rahmen unserer Nachhaltigkeitsinitiative ‚Heute für Morgen‘ beschäftigen wir uns in vielen Bereichen mit dem Thema Klimaschutz und Energieeffizienz“, erklärt Horst Leitner, Generaldirektor von Hofer. „Dabei spielt auch

Für das Programm gibt es keine monetäre Förderung, die Aufwände zur Erfüllung der höheren Standards als auch die Zertifizierung werden von Hofer selbst bezahlt. Nach erfolgreicher Zertifizierung darf das GreenBuilding-Logo in der Filiale verwendet werden. „Aufgrund der unterschiedlichen Situationen je Standort – sowohl rechtlich, bautechnisch als auch klimatisch – ist zur Einsparung keine generelle Aussage möglich“, so Leitner. „Generell sehen wir eine nachhaltige Bauweise als eine wichtige Basis für den ressourcenschonenden Betrieb von Gebäuden. Für welche Gebäude hier welche

Maßnahmen am besten wirken, ist je nach Unternehmensprozess bzw. eingesetzter Gebäudetechnik zu bewerten.“

Erstes Unternehmen mit Partnerstatus Im November 2010 wurde dem Diskonter der GreenBuilding Corporate Partnerstatus verliehen. Damit konnte Hofer als erstes Unternehmen in Österreich die hohen Anforderungen für den GreenBuilding Corporate Partnerstatus erfüllen. Das Unternehmen hat dabei jedoch nicht nur sein Energieeinsparungspotential auf dem Schirm: Seit Jänner 2016 arbeitet Hofer als erster Lebensmitteleinzelhändler in Österreich CO2-neutral. Durch den Umstieg auf 100 Prozent Grünstrom aus Österreich und ständige Modernisierung der Filialstandorte konnte der CO2-Fußabdruck bereits deutlich reduziert werden. Die verbleibenden CO2Emissionen werden durch die Unterstützung von hochwertigen Klimaschutzprojekten kompensiert. Alle neu projektierten Filialen werden darüber hinaus zu 100 Prozent CO2emissionsfrei betrieben.

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Im Fokus

Aufgestockt proHolz Student Trophy2020. proHolz Austria, die Stadt Wien und Wiener Wohnen prämierten die besten Ideen für Aufstockungen aus Holz auf bestehende Wiener Gemeindebauten der Nachkriegszeit.

Aufstockungen mit sich. „Das Potential der Gemeindebauten der Nachkriegszeit zu nutzen, ist Teil der Strategie der Stadt Wien zur Schaffung von zusätzlichem Wohnraum. Wir sind an systemhaften Lösungen, die auf viele dieser Gebäude übertragbar sind, interessiert und werden – anknüpfend an die Ergebnisse der proHolz Student Trophy 2020 – solche auch zur Umsetzung bringen“, erläutert Andreas Meinhold, Geschäftsführer der WSE Wiener Standortentwicklung.

I

m Rahmen des internationalen Studentenwettbewerbs proHolz Student Trophy 2020 hat proHolz Austria gemeinsam mit der Stadt Wien und Wiener Wohnen Entwürfe für Aufstockungen aus Holz auf drei ausgewählte Wiener Wohnbauten der 1960er Jahre gesucht. 127 Wettbewerbsbeiträge aus sieben Nationen sind eingelangt. Die mit insgesamt 8.500 Euro dotierten Preise wurden bei einer feierlichen Preisverleihung im Festsaal der TU Wien vergeben. Etwa ein Drittel der Einreichungen kam aus Österreich, ein weiteres Drittel aus Deutschland, der Rest aus Italien und Slowenien, aber auch aus Russland, Kroatien und der Slowakei. Ein Preisgeld von 1.500 Euro holte sich das Team Sofia Kholodkova, Yana Shcherbakova, Katharina Kögl von der Universität München für die Aufstockung der Wohnhausanlage Brunnweg 4 im 10. Bezirk. Ebenfalls

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ImmoFokus

prämiert wurde das Team Viktoria Harzl, Fabian Lazarus vom FH Joanneum Graz für ihre Wohncollage an der Wohnhausanlage Maroltingergasse 19–25, 1160 Wien. Insgesamt kürte die Fachjury drei Siegerprojekte und acht Anerkennungen.

Hohes Potential für Aufstockungen In Wien machen Gemeindebauten der Nachkriegszeit einen großen Teil der Bestandswohnbauten aus und bieten ein besonders hohes Potential für Aufstockungen. Allein die zwischen 1950 und 1970 errichteten Gemeindebauten eröffnen durch Erweiterungen um ein oder zwei Geschosse nach oben die Möglichkeit von bis zu 7.600 neuen Wohnungen. Mit ihren schlichten Baukörpern, einheitlichen Grundrissen und der geringen Bebauungsdichte von damals bringen diese Gebäude weitgehend identische Voraussetzungen für

Die proHolz Student Trophy wurde 2016 von proHolz Steiermark initiiert. Sie wird seither alle zwei Jahre ausgeschrieben und an interdisziplinär (Architektur und Bauingenieurwesen) entwickelte Projekte vergeben. Während die Wettbewerbe 2016 und 2018 national abgehalten wurden, erfolgte für 2020 durch proHolz Austria erstmals eine internationale Ausschreibung.

Fotos: Kholodkova, Shcherbakova, Uponor / Fotograf Lukas Schaller

Vorteile der Holzbauweise „Das geringe Gewicht von Holz bringt statische Vorteile. Der hohe Vorfertigungsgrad im Holzbau ermöglicht schnelles und störungsarmes Bauen – ein besonders wichtiger Faktor bei Bautätigkeiten an bereits bewohnten Gebäuden. Nicht zuletzt trägt Holz als nachwachsendes und CO2-bindendes Baumaterial zum Klimaschutz und zur Dekarbonisierung der Städte bei“, so Richard Stralz, Obmann von proHolz Austria. Die proHolz Student Trophy 2020 suchte nachhaltige Ideen auf allen Ebenen. Von den Studierenden, die als Teams aus angehenden Architekten und Bauingenieuren einreichen konnten, waren Lösungen mit dem Baustoff Holz gefordert, die nicht nur systemhaft und damit vielfach übertragbar sind, sondern die auch leistbare Wohnungen mit guten Grundrissen und einen Mehrwert für die bestehenden Mieter in Form von neu entstehenden Gemeinschaftsflächen, Loggien oder Balkonen hervorbringen.


Tirol zeigt es vor Flächenheiz- und -kühlsysteme. Der Trend im Schulbau geht ganz klar in Richtung Flächentemperierung. Mit der neuen Volksschule samt großer Sporthalle in Kundl entstand ein Vorzeigeprojekt.

R

und 27 Millionen Euro hat die Tiroler Marktgemeinde in den Neubau der Volksschule und einer Dreifachsporthalle investiert. Dem Bau ging ein Wettbewerb voraus, den die Architekten Scharfetter_Rier_Ramoni aus Innsbruck für sich entschieden. Die neue Schule wurde barrierefrei und ganz auf zeitgemäßes Lernen ausgerichtet. Durch einen überdachten Eingang kommen die Schüler in die Zentralgarderobe der Volksschule. Im Erdgeschoss befinden sich auch die Aula, Bibliothek, Werk- und Zeichenräume sowie die Räume für die Nachmittagsbetreuung. Im ersten und zweiten Obergeschoss wird überwiegend unterrichtet. Die Dreifachsporthalle liegt unter der Erde und lässt sich durch Trennwände in drei Bereiche einteilen. Von der Halle profitiert die ganze Gemeinde, denn sie steht auch den Kundler Vereinen zur Verfügung und hat einen eigenen Eingang auf der Westseite des Areals. Zum Gelände gehört noch ein Bestandsgebäude, die Neue Mittelschule. Sie wird im Zuge der Bauarbeiten um neue Räume erweitert. Sämtliche Bereiche – Neu- und Altbauten – sind unterirdisch miteinander verbunden. Die Außenanlagen sind noch in Arbeit, sie sollen im Laufe des Jahres 2021 fertig werden.

Hohenauer & Partner (SHP). Das Unternehmen SHP plant und überwacht seit 30 Jahren die komplette Gebäude- und Elektrotechnik bei nationalen und internationalen Bauprojekten, deren Fokus auf erneuerbaren Energien liegt. Die Neubauten in Kundl beziehen umweltfreundliche Fernwärme aus dem Netz der Gemeinde, für Kälte sorgt eine Grundwasserpumpe.

Vorteile von Flächensystemen Flächensysteme haben gegenüber konventioneller Technik, etwa Heizkörper oder Klimaanlagen, viele Vorteile. Ihre gleichmäßige, behagliche Strahlungswärme und -kälte fördert das Wohlbefinden. Speziell bei Kühlflächen gibt es keinen unangenehmen Luftzug, wie es oft bei Klimaanlagen der Fall ist. Die niedrigen Vorlauftemperaturen sorgen zudem für eine hohe Effizienz bei niedrigen Betriebskosten.

Insgesamt wurden rund 3.000 Quadratmeter Fläche mit Uponor Thermatop M ausgestattet. Das System besteht aus leichten, vorgefertigten Heiz- und Kühlelementen aus Mehrschichtverbundrohren. Sie werden durch eine einfache Klick-Montage in die Standard-Deckenunterkonstruktionen verlegt, sodass die Gewerke Rohbau, Trockenbau und Heizungsbau vollständig voneinander getrennt sind – das vereinfacht die Montage. In der Sporthalle sorgt das Sportbodensystem Uponor Siccus sowohl für die Wärme- als auch die Kälteversorgung der 1.450 Quadratmeter großen Halle. Es wurde speziell für die Anforderungen von Sport- und Schwingböden entwickelt und geprüft. „Das System wird im Boden verlegt und ist wartungsfrei“, erklärt Mair. Die Fußbodenheizung Classic, ein Nassbausystem, das im Estrich installiert wird, versorgt auf 1.800 Quadratmetern die Umkleiden und weitere Nebenräume.

Kühlung ist großes Thema Ein Großprojekt war all das nicht nur für die Gemeinde Kundl und das Planungs- und Bauteam, sondern auch für das Unternehmen Uponor: „In den beiden Neubauten steckt so viel moderne Uponor-Technik wie in keiner anderen Schule in Österreich“, sagt Artur L. Mair, Handelsvertreter bei Uponor. Das gesamte Schulgebäude ist mit der Heiz- und Kühldecke Thermatop M ausgestattet. In der Halle ist das Sportbodensystem Siccus verlegt, in deren Nebenräumen die Fußbodenheizung Classic. „Die Kühlung hat eine hohe Priorität, denn in einem Raum mit 25 und mehr Kindern steigen die Temperaturen schnell an“, erklärt Projektingenieur Lukas Erharter, Stiefmüller

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Branchen & Services

RE/MAX auf dem Stockerl Home-Office DAS Thema 2841 Clippings. Die Top 20 Immobilienunternehmen Österreichs dominieren 80 Prozent der Österreichischen Medienpräsenz.

„Gut jeder zehnte Artikel berichtet über Veränderungen, die im Eigenheim mit der Einrichtung eines Büros einhergehen.“

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M

it September ist der Großteil der Urlauber wieder zurück im Alltag, eine „neue Saison“ beginnt. Dies zeigt sich auch in der aufstrebenden Medienpräsenz der großen Player der Immobilienbranche in Österreich. Die Media Intelligence Agentur »OBSERVER« analysiert das Mediengeschehen der Branche. In den analysierten Monaten September bis November 2020 erschienen insgesamt 3523 Artikel in Print-, Online- und Sozialen Medien. Das entspricht im Vergleich zur Vorperiode (Juni - August 2020) eine Steigerung von 40,4 Prozent. Im September erschienen 1088 Clippings, der Oktober ist mit 1389 Beiträgen der kommunikativ stärkste Monat im Analysezeitraum, auch der November schaffte mit 1046 die Tausendermarke. Dies ist nicht nur im Vergleich zu den Sommermonaten 2020 ein erhebliches Wachstum, auch im Vergleich zu den Herbstmonaten des Vorjahres konnte ein Kommunikationsplus von 20,4 Prozent erzielt werden.

Die erhöhte Clippinganzahl führt auch zu einer höheren Anzahl an potentiellen Touchpoints mit Interessenten. Die kumulierte Druckauflage liegt bei 150.114.782, was ein Wachstum von 69,7 Prozent im Vergleich zum Sommer bedeutet. Die Fläche der Artikel und Berichte liegt mit 949.802 Quadratzentimeter um 83,8 Prozent höher als zwischen Juni und August 2020. Damit lässt sich der Boden einer 95 Quadratmeter großen Immobilie auslegen. Wiederum, vergleicht man die Daten des Herbsts 2020 mit denen des Herbsts 2019, so steht die Immobilienbranche im „gefürchtete Coronajahr“ besser da. Im Vergleich zum Herbst 2019 gab es eine Steigerung von 8,9 Prozent bei der Clippinggröße und auch die Anzahl an potentiell erreichten Personen – gemessen an der Druckauflage - erreicht einen Zuwachs von 7 Prozent. Wie schon im Sommer hat RE/MAX mit 339 Clippings die höchste mediale Präsenz in Österreichischen Print- & Onlinemedien zwischen September und November 2020, gefolgt von BIG (325), Signa (281), UBM (203) und CA Immo (186).


RANKING ÖSTERREICHISCHER IMMMOBILIENUNTERNEHMEN NACH MEDIENPRÄSENZ ZEITRAUM: 01. 09. 2020 – 30. 11. 2020 0

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RE/MAX

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BIG 281

Signa 203

UBM 186

CA Immo Otto Immobilien

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IMMOunited

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EHL

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Soravia CBRE

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BUWOG 117

Raiffeisen Immobilien 86

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Immofinanz STRABAG

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Seestadt Aspern

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IFA

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Pema

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Drees&Sommer Print

RE/MAX häufiger im Print als in Web Unter den Top 5 Unternehmen zeigt sich, dass nur über die Marke RE/MAX häufiger in Print-, als in Web-Medien geschrieben wird. Rang Zwei bis Vier vertreten einen ersichtlichen Fokus auf Onlinemedien, wobei Sozialen Medien eine untergeordnete Rolle einnehmen. Diese Top 20 Unternehmen werden in insgesamt 2841 Clippings vorgestellt und präsentiert. Diese kumulierte Medienpräsenz

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entspricht 80 Prozent der gesamten Branchenkommunikation. Auch die Berichterstattung zum Privatmarkt übernimmt das Thema Home-Office. Gut jeder zehnte Artikel berichtet über Veränderungen, die im Eigenheim mit der Einrichtung eines Büros einhergehen und wie die Arbeit von Zuhause die Nachfrage nach Wohnungen – sowohl in der Stadt als auch am Land – verändern könnte.

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EDITOR´S CHOICE: Lesenswert!

Buchtipps

Reinhard Resch

Österreichs Rechtspraxis zur aktuellen Lage

500 Seiten ISBN: 978-3-214-16222-1 MANZ Verlag Wien | 2020 € 69,00

Das Corona-Handbuch bietet eine erste und einzigartige rechtswissenschaftliche Aufarbeitung der COVID-19-bedingten Sammelnovellen in Form eines übersichtlichen Praxishandbuchs, gegliedert in 18 Themengebiete. Dieses Werk wurde von 31 Fachexperten bearbeitet, die aus ihrer aktuellen täglichen Erfahrung schöpfen. Noch nie hat sich die Rechtslage in derart kurzen Zeitabständen geändert. Die Maßnahmen des Gesetzgebers haben weitreichende Auswirkungen auf das tägliche Leben im Jetzt, teilweise aber auch für die Zukunft - und das in vielen Bereichen. Wie lässt sich da der Überblick behalten? Behandelt werden u.a. Fragen aus den Bereichen des Arbeits- und Sozialrechts: Kurzarbeitsmodelle, Arbeiten im Home-Office, Dienstverhinderung und Arbeitszeit, Arbeitslosenversicherungssowie Beitragsrecht. Weiters werden Themen wie, Zivil- und Zivilprozessrecht, Gesellschafts- und Insolvenzrecht sowie Darlehens- und Kreditvertragsrecht, Strafrecht, Verwaltungs(gerichts)verfahrensrecht, Steuerrecht, Medizinisches Berufsrecht, Epidemierecht und Härtefallfonds behandelt.

Walter Stingl, Gerhard Nidetzky

Handbuch Immobilien & Steuern

1028 Seiten ISBN: 978-3-214-14980-2 MANZ Verlag Wien | 2020 € 240,00

In diesem Buch finden Sie für alle Immobilienfragen und eine Darstellung der steuerlichen Folgewirkungen. Experten mit langjähriger Erfahrung bereiten die Materie übersichtlich auf und bieten dadurch konkrete Lösungen und Entscheidungshilfen für die Praxis. Im Zuge der 30. Aktualisierungslieferung wurden folgende Kapitel bearbeitet: Mietrechtsgesetz – Übersicht, Mietzins, Abtretung von Mietrechten und Verpachtung, Befristungsregelungen/Kündigung, Wohnhaussanierung und -verbesserung, Eigentumsübertragung Wohnungseigentum, Baurecht und Superädifikat, Immobilienverwalter – Immobilienmakler – Bauträger, Besteuerung von Immobilien im Betriebsvermögen und die Veranlagung in Immobilien.

Christian Prodinger, Manuela Ziller

Immobilienbewertung im Steuerrecht

328 Seiten ISBN: 9783707316049 Linde Verlag | 2020 € 64,00

Leitfaden zur steuerlich korrekten Immobilienbewertung. Dieses Buch stellt die gesamte Judikatur und Literatur zu diesem Thema ausführlich dar und entwickelt eigene Lösungen für strittige Fragen. Detailliert wird auf die Gutachtenserstellung und die Verfahrensvorschriften eingegangen. Die Ermittlung des Wertes einer Liegenschaft, die Aufteilung auf Grund und Boden und Gebäude sowie die Feststellung der Restnutzungsdauer des Gebäudes stellen in der Bewertungswissenschaft und -praxis große Anforderungen an den Gutachter. Oftmals werden solche Gutachten von der Finanzverwaltung nicht anerkannt, da sie die Judikatur nicht berücksichtigen oder nicht den Formvorschriften für derartige Beweismittel entsprechen.

Herbert Gartner, Nikolaus Humpel

Wohnrecht 2020 454 Seiten ISBN: 978-3-214-06937-7 MANZ Verlag Wien | 2020 € 42,00

Während die jährliche Gesetzesausgabe in Band 1 des „Wohnrechts“ alle wichtigen Wohnrechtsgesetze (auf Stand 1.1.2020) inklusive aller Neuerungen (Novellen, Entscheidungen, Literatur) bietet, komplettiert das Jahrbuch in Band 2 die Ausgabe mit umfassenden Informationen zum aktuellen Wohnrecht (MRG, WEG, WGG), Bauträgervertragsrecht sowie Immobiliensteuerrecht. Dieses Werk befasst sich u.a. mit Fachbeiträgen zu den Themen Entgeltbegrenzungssystemen im WGG, ÖNORM B 1802-1: Faceliftung oder alles neu und das Verfahren zur Duldung von Änderungen am WE-Objekt. Darüber hinaus können Sie Berichte über die wichtigsten Fachveranstaltungen lesen das BestandrichterInnen Seminar am Tulbingerkogel und die 2. Österreich Wohnrechtstage.

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„EY“ und „wir“ beziehen sich auf alle österreichischen Mitgliedsunternehmen von Ernst & Young Global Limited (EYG), eine Gesellschaft mit beschränkter Haftung nach englischem Recht. ED None. Getty Images.

Jeder Schritt ein Handgriff oder alles aus einer Hand? Wir brennen für Immobilientransaktionen — und wissen, dass die Zeit oft knapp ist. Deshalb arbeiten wir mit multidisziplinären und perfekt eingespielten Teams. Von Recht über finanzielle und strukturelle Themen, Due Diligence, Vertragsverhandlungen bis hin zu Steuerfragen sind wir Ihr One Stop Shop. Wir begleiten Sie entlang des gesamten Prozesses aus einer Hand — mit maßgeschneiderter Expertise, lokalen Ansprechpartnern und globalem Netzwerk. Mehr dazu auf ey.com/at/immobilien

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Advertorial

Von „A“ wie Akquise bis „Z“ wie Zahlung Mit RE/MAX Commercial zum erfolgreichen Bauträger-Projekt

Bereits bei der Grundstückakquise können Sie auf die Marktkenntnis Ihres RE/MAX Büros vertrauen. Als bester Grundstücksmakler Österreichs (laut Immobilienmagazin 5/20) freuen wir uns, bereits bei einem der ersten Schritte Ihr erster Ansprechpartner sein zu dürfen. Doch wir sehen unsere Arbeit mit dem erfolgreichen Ankauf noch lange nicht als

beendet an. Je nach Ihren Bedürfnissen und Ihren Wünschen sind wir ein idealer SparringPartner sowohl in der Planungsbegleitung, der Marktanalyse als auch in der marktgerechten Einpreisung. Das beste Projekt hilft nichts, ohne den bestmöglichen Vertriebserfolg. Als bekannteste Immobilienmarke des Landes (SuperbrandsAward 2020) sind wir in diesem Bereich nicht nur personell, sondern auch technisch absolut auf dem letzten Stand. Unser Anspruch bei RE/MAX ist die digitale Marktführerschaft in Österreich, wobei wir gleichzeitig auch die noch immer beliebten anlogen Kommunikationsformen für einen runden und stimmigen Marketingmix bespielen können. Egal ob es um professionelle Vermarktungsvideos, 3D-Visualisierungen, 360°-Rundgänge, Homestaging, Drohnenvideos, Projekt-Webseiten oder altbewährte Kanäle wie Bautafeln, Schilder oder Print-Inserate geht – gemeinsam erstellen wir einen Marketingplan und setzen diesen erfolgreich für Ihren Projekterfolg um.

Mag. Stefan Krejci, Geschäftsführer von RE/MAX Commercial Group

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ImmoFokus

Und wenn der Kauf- oder Mietvertrag unterschrieben ist? Auch dann ist Ihr RE/MAX Makler an Ihrer Seite. Wir sind es gewohnt, Bindeglied zum Bauträger zu sein und Sie gemeinsam mit den Interessenten bei Besichtigungen, den Vertragsverhandlungen bis hin zur Übergabe zu begleiten.

Fast Facts über RE/MAX Wussten Sie schon, dass • RE/MAX die bekannteste Immobilienmarke Österreichs ist • RE/MAX das größte Immobilien-ExpertenNetzwerk in Österreich ist • RE/MAX die digitale Führungsrolle der Branche in Österreich einnimmt Sie wollen mehr über unsere Angebote für Bauträger erfahren? Dann besuchen Sie uns auf www.remax-commercial.at.

Firmensitz RE/MAX Commercial Group RCG Immobiliendienstleistungs GmbH Schwarzenbergplatz 6, 1030 Wien Kontakt Mag. Stefan Krejci Geschäftsführer +43 190 890 50-0 office@remax-commercial.at

Fotos: kommunikationsagentur-sengstschmid

D

er Erfolg eines Immobilien-Projektes entscheidet sich fast immer bereits ganz am Anfang. Wir bei RE/MAX Commercial lieben Visionen – und setzen diese gemeinsam mit Ihnen um.


Gute Aussichten

Smart Cities, Stadtk lima, Architektur, Sozialer Wohnbau, Nachhaltigkeit, Büros, Wohnungslosigkeit, Hotellerie, Rev italisierung, Lu xus, Wohnraumgestaltung, Stadtplanung, Investments, Grätzelent w ick lung, … Wir haben die Gegenwart und Zukunft von Wohnen und Bauen im Blick. Jeden Samstag in Ihrer „Presse“ und unter:

DiePresse.com/immobilien

Winter 2020

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IMPRESSUM Vorschau

Lesen Sie im : r h a j h ü r F s u k ImmoFo - Immobiliengs in er ff O n ke To y rit cu Blockchain &Co. Se - Mezzaninkapital ng di un df ow Cr ng bewertu nds - Zu Tisch mit … Fo n he ei nl sa en Unternehm mit … Das große Interview

Medieneigentümer Real Estate Media Group GmbH Handelskai 94-96 A-1200 Wien Tel. +43 1 890 18 26-100 office@media-group.immo www.media-group.immo Herausgeber Mag. Michael Neubauer Chefredaktion Mag. Lisa Grüner Grafik & Layout Cornelia Gleichweit, Marianne Pratscher, Sibylle Exel-Rauth Lektorat Mag. Karlheinz Hoffelner Redaktion Amelie Miller Autoren dieser Ausgabe Andreas Altstädter, Gisela Gary, Lisa Grüner, Amelie Miller, Michael Neubauer sowie die Kommentatoren. Relations Management Tanja Klingseis

hjahr 2021 rü F : IN M R E T S G N U CHEIN

ERS

Fotos wenn nicht anders angegeben: Real Estate Media Group / Katharina Schiffl, Real Estate Media Group / Michael Hetzmannseder Druck Ferdinand Berger & Söhne Ges.m.b.H

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www.immo-fokus.at 178

ImmoFokus

DER IMMOFOKUS WENDET SICH IM SINNE DER GLEICHSTELLUNG GLEICHERMASSEN AN FRAUEN UND MÄNNER. AUS GRÜNDEN DER ÜBERSICHTLICHKEIT UND VERSTÄNDLICHKEIT KANN ES BEI DEN BEITRÄGEN VORKOMMEN, DASS NUR DIE MASKULINE ANSPRECHFORM VERWENDET WIRD.

ImmoFokus ist Mitglied bei:


GATE TO

THE FUTURE +43 1 7007-7007

www.airport-city.at

WINNER

22.000 m2 Office Space, ca. 4.000 m2 Co-Working Space, Kurzzeitbüros, Event-, Showroom- & Gastrobereich. JETZT MIETEN AB 180 m2!

EUROPEAN 2020

REAL ESTATE BRAND AWARD

Strongest Brand Austria Asset Managers

Winter 2020

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www.arnold.immobilien

Unsere Kunden bauen auf

stabile Werte.

Als Spezialist für Immobilieninvestments bieten wir unseren Kunden größtmögliche Sicherheit. Nicht nur mit unseren Anlageobjekten, sondern vor allem auch durch Verlässlichkeit, Flexibilität und Lösungsorientierung. Denn gerade in Zeiten der Krise zeigen sich Unternehmenswerte wie diese. Wir sind immer für Sie da. In Österreich, Deutschland, Spanien, Italien, Tschechien, der Slowakei und Ungarn.


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