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ÖSTERREICHS GRÖSSTES NETZWERK AN INDIVIDUELLEN NATURSCHUTZ GEBIETEN

„Es hat sich gezeigt, dass das Nationalpark Garten-Konzept flexibel genug ist, um in – sowohl vom Alter als auch von der Bauart ganz unterschiedlichen – Wohnhausanlagen hervorragend und effizient umsetzbar zu sein.“

Der Hausverwalter Danijel Krajina ist erfreut über die Möglichkeiten im Rahmen des Nationalpark Gartens.

Österreichs größtes Netzwerk an individuellen Naturschutzgebieten

Neuartiges Netzwerk. Der „Nationalpark Garten“ von GLOBAL 2000 setzt auf naturnahe Begrünung zum Schutz der heimischen Artenviefalt. Die Initiative richtet sich neben Privatpersonen und Gemeinden auch an Bauträger und Hausverwaltungen.

Autor: Dominik Linhard

Der Nationalpark Garten (NPG) wurde ins Leben gerufen, um ein österreichweites Netzwerk an kleineren und größeren – und vor allem auch individuellen – Schutzgebieten für Bienen, Schmetterlinge und Co. zu schaffen. Die Message ist Programm: Jede/r kann etwas zum Artenschutz beitragen.

Das Artensterben ist neben dem Klimawandel die zweite große ökologische Krise, der wir uns stellen müssen, wenn wir das Überleben der Menschheit auf dieser Erde sichern wollen. Weltweit sind eine Million Arten vom Aussterben bedroht und auch Österreich ist massiv betroffen: Bereits jede dritte Art ist auf der Roten Liste zu finden. Das beginnt bei den großen Säugetieren, betrifft aber in extrem hohem Ausmaß auch Amphibien, Vögel und Insekten. Erst im Mai hat der Weltrat für Biodiversität (IPBES) in seinem globalen Zustandsbericht 2019 davor gewarnt, dass rund eine Million Arten weltweit vom Aussterben bedroht seien. Österreich bildet da keine Ausnahme.

Die aktuelle Rote Liste der bedrohten Arten für Österreich besagt, dass 60 Prozent der Farn- und Blütenpflanzen, 31 Prozent der Brutvögel, 27 Prozent der Säugetiere, 46 Prozent der Fische sowie mehr als 60 Prozent der Amphibien und Reptilien gefährdet oder gar vom Aussterben bedroht sind. Dabei müssen wir uns bewusst sein, dass das Artensterben uns alle betrifft, denn unser Essen, unsere Medizin, sauberes Wasser und vieles mehr ist direkt von der Artenvielfalt abhängig. Die Hauptursache für das Artensterben ist der Verlust von Lebensräumen. Agrarwüsten, intensiv gemähte Wiesen, versiegelte Flächen im Siedlungsraum sowie aufgeräumte Gärten und kurz gemähte Grünflächen lassen nur sehr wenig Platz für unsere heimischen Tier- und Pflanzenarten. Pestizide, intensiver Düngemitteleinsatz und Lichtverschmutzung beschleunigen das Sterben noch weiter. Umso erfreulicher, dass am 11. September diesen Jahres bereits die vierte Wohnsiedlung Teil des Nationalpark Gartens wurde und sich somit

„Es wurde von Anfang an mitgedacht, dass der Garten offen für alle ist, was zu mehr Kontakten mit den Nachbarn geführt hat, die wir sonst nicht hätten.“

Sabine Mund, Bewohnerin und engagierte Gartlerin der Wohnsiedlung in der Maria-Tusch-Straße.

Factbox

NPG-KRITERIEN

Folgende grundlegende Kriterien gelten für den Nationalpark Garten:

1.

2.

3. Kein Einsatz chemisch-synthetischer Pestizide

Keine Verwendung synthetischer Mineraldünger

Keine Verwendung torfhaltiger Substrate

4. Erhalt und Anlage von Biodiversitätsflächen

Im Nationalpark Garten-Konzept ist auch Wildnis erlaubt, nein, sogar erwünscht. So sollen etwa abgeblühte Pflanzenstängel über den Winter stehen bleiben, um nützlichen Tieren ein Quartier für die kalte Jahreszeit zu bieten. Außerdem sind Wissenvermittlung und Bewusstseinsbildung zentrale Elemente. So können zum Beispiel Blühflächen mit Erkundungswegen ausgestattet werden, Spaziergänge durch die Anlage gemeinsam mit Experten durchgeführt oder Informationsveranstaltungen für die Bewohnern abgehalten werden, damit diese die neue Vielfalt kennenlernen können. zur naturnahen Grünflächengestaltung und zur Förderung der Artenvielfalt bekennt. Neben dieser Wohnsiedlung in der Maria-TuschStraße am Rande der Seestadt in Wien wurde das Konzept des Nationalpark Gartens bereits in der sogenannten „Pionieroase“ in der Favoritenstraße im 10. Wiener Bezirk umgesetzt sowie in den Wohnsiedlungen in der Rußbergstraße im 21. Bezirk und im niederösterreichischen Baden in der Albrechtsgasse.

Was zeichnet eine NPG-Wohnsiedlung aus?

In den Wohnhausanlagen wurden gezielt Blumenwiesen angelegt bzw. wurde die Pflege der bestehenden Grünflächen deutlich extensiviert, so dass sich spontan aufkommende Vegetationsgesellschaften etablieren konnten, die nach wenigen Jahren deutlich an Artenreichtum zugenommen haben gegenüber dem Ausgangszustand. Es wurden außerdem Gemeinschaftsgärten und Beerensträucher angelegt, Bäume gepflanzt, Totholz- und Reisighaufen errichtet, sowie Lebensräume für Wildbienen, Igel, Hasen, Feldhamster und andere Tiere geschaffen. Dass dabei ohne Chemie und Laubbläser gearbeitet wird, versteht sich da von selbst. Um die Einhaltung der Nationalpark Garten-Kriterien (siehe Kasten) durch die beauftragte Grünflächenbetreuung sicherzustellen, wurde dies aber auch schriftlich vereinbart.

Die Vorteile einer solchen Begrünung liegen auf der Hand: Innerhalb einer relativ kurzen Zeit finden sich Schmetterlinge und andere Bestäuber ein, die die Anlage als wertvollen Trittstein bei ihren Wanderungen nützen können, aber auch als Rückzugsoasen und Kinderstuben.

Dazu kommt, dass bei gut angelegten Gärten die Betreuungskosten für die naturnahen Grünflächen sinken. Im Idealfall kommt es auch zu einer ästhetischen Aufwertung der Anlage und eine Steigerung der Lebensqualität (z.B. durch Kühlungseffekte). Zudem kann die Maßnahme als USP eines Projekts kommuniziert werden. Das Konzept ist sowohl für Wohnbauten als auch für Firmengelände flexibel einsetzbar und kann zu einer höheren Identifikation mit dem Unternehmen oder der Wohnsiedlung beitragen.

Factbox

GLOBAL 2000 unterstützt Bauträger und Hausverwaltungen mit inhaltlicher Expertise und Beratung sowie bei der Wissenvermittlung und Bewusstseinsarbeit mit BewohnerInnen der Wohnsiedlungen. Es wird darauf geachtet, sowohl den gewünschten Erfolg und die Effektivität der getroffenen Maßnahmen zu erreichen als auch Akzeptanz bei den Bewohnern der Wohnhausanlagen zu schaffen.

GLOBAL 2000 unterstützt bei: • Auswahl passender Standorte für

Biodiversitätsmaßnahmen • Beratung bei der Anlage von Blühflächen und Schaffung von Lebensräumen • Infoveranstaltungen für Bewohner und

Gärtner/Grünflächenpfleger • Erfolgskontrolle umgesetzter Maßnahmen • Öffentlichkeitsarbeit • Vergabe der Nationalpark Garten-Plakette

Rückfragen: Dominik Linhard, Projektleiter Nationalpark Garten, +43 1 812 57 30- 40, dominik.linhard@global2000.at

Familie Graf (Bewohner), Herbert Floigl, Dominik Linhard, Herr Datzer, Danijel Krajina

„Der Nationalpark Garten der WBV-GPA setzt neue Maßstäbe für die Seestadt Aspern.“

Michael Gehbauer, Geschäftsführer bei der Wohnbauvereinigung für Privatangestellte