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INNOVATIVE WOLKENKRATZER

Bereits zum neunten Mal wurde der Internationale Hochhauspreis verliehen. Alle zwei Jahre würdigt er seit 2004 nicht nur eine aufsehenerregend äußere Form und innere Raumqalität, sondern auch soziale Aspekte und die Nachhaltigkeit einzelner Entwürfe. Initiiert wurde der Hochhauspreis von der Stadt Frankfurt am Main, dem dortigen Deutschen Architekturmuseum und der DekaBank. Die Auszeichnung geht sowohl an die Architekten als auch an die Bauherren – eine Statuette des international bekannten Künstlers Thomas Demand und ein Preisgeld in Höhe von 50.000 Euro. Auf den folgenden Seiten präsentieren wir die diesjährigen Finalisten.

NORRA TORNEN

Die „nördlichen Türme“ gelten als Vermittler zwischen Altem und Neuem und konnten so den diesjährigen Internationalen Hochhauspreis für sich entscheiden. Die Doppeltürme Norra Tornen befinden sich in Stockholm am Übergang von Vasastaden, einem Stadtteil mit Wohnbebauung überwiegend aus den 1930er Jahren, zum gerade neu entstehenden Stadtteil Hagastaden. Sie bilden links und rechts der Ausfallstraße Torsgatan eine Torsituation. Die Kombination aus qualitativ hochwertigen Betonfertigteilelementen, ihre geschickte Fügung zu individuellen Loggien und der Kontrast zu den feinen Details der Innenräume zeichnen das Hochhaus aus. Die Doppeltürme sind zudem Ausdruck einer gleichwertigen Gesellschaft, womit sie nicht nur ein Charakteristikum der schwedischen Kultur, sondern auch eine universelle Botschaft vermitteln sollen.

Architekten: OMA Office for Metropolitan Architecture, Rotterdam/Niederlande Bauherr: Oscar Properties Funktion: Wohnen Höhe: 125 Meter Fertigstellung: Dezember 2018 Standort: Stockholm/Schweden

www.oma.eu

Fotos: Laurian Ghinitoiu und/oder Anders Bobert

EDEN

Mit üppiger Begrünung punktet das EDEN in Singapur beim Hochhauspreis. Dank des Entwicklungskonzepts des Stadtstaates „City in a Garden“ ermöglichen mehr als zwanzig tropische Pflanzenarten ein Wohnen wie im Dschungel. Die insgesamt 20 Wohnungen, jede mit einer Wohnfläche von 282 Quadratmetern und einer Raumhöhe von drei Metern, erstrecken sich über jeweils eine ganze Etage. Um ein großes, stützenfreies Wohnzimmer mit anschließendem Hauptbalkon gruppieren sich die übrigen Räume in drei geschlosseneren Zonen. Diese außenliegenden Kerne erstrecken sich über die gesamte Gebäudehöhe und bilden zugleich die Tragstruktur des Wohnturms. Zwischen den Betonelementen befinden sich Balkone mit üppig bepflanzten, integrierten muschelförmigen Pflanzkübeln, die von lokalen Herstellern teilweise in Handarbeit produziert wurden. Diese Anordnung der Baumasse ermöglicht eine extensive Querlüftung, weshalb auf eine elektronische Klimatisierung verzichtet werden kann.

Architekten: Heatherwick Studio, London/Großbritannien Bauherr: Swire Properties, Celestial Fortune Funktion: Wohnen Höhe: 105 Meter Fertigstellung: Dezember 2019 Standort: Frankfurt am Main/Deutschland

www.eden.sg

OMNITURM

Der Wolkenkratzer mit „Hüftschwung“ im Bankenviertel kombiniert als erstes Frankfurter Hochhaus Büros und Wohnungen. Den Beinamen verdankt der Turm der schlanken Stapelung von Geschossen, mit zwei den Funktionswechseln folgenden skulpturalen Bewegungen: Die unteren Stockwerke springen vor und zurück, um Terrassen und Arkaden für die öffentlich genutzten Ebenen zu ermöglichen, und verankern das Gebäude in seiner Umgebung. Im mittleren Teil des Turms, wo sich die Wohnetagen befinden, schieben sich die Geschosse in einer dem Lauf der Sonne folgenden Spiralbewegung nach außen. Dieser äußere Form verleiht dem Turm Leichtigkeit und Dynamik. Das Innere passt sicher dieser Optik mühelos an. Geöltes Eichenparkett, eine graugesprenkelte Terrazzo-Wand sowie die Lichtkunst des Designers Leo Villareal sorgen für reduzierte Sachlichkeit. Für eine reibungslose vertikale Mobilität sorgen ganze neun High-Rise-Aufzüge der Firma Schindler sowei zwei weitere Premium-Aufzüge.

Architekten: BIG – Bjarke Ingels Group, Kopenhagen/Dänemark Bauherr: Commerzbank Funktion: Mischnutzung aus Büros und Wohnen Höhe: 190 Meter Fertigstellung: Dezember 2019 Standort: Frankfurt am Main/Deutschland

www.omniturm.de

THE STRATFORD

The Stratford liegt im derzeit für Nicht-Londoner noch eher unbekannten Stadtteil gleichen Namens, der jedoch seit den Olympischen Spielen 2012 zu den am schnellsten wachsenden gehört. Der quadratische Turm ist an seiner Spitze diagonal geteilt und springt zurück. So entsteht Raum für eine dreieckige, gemeinschaftlich genutzte Terrasse. Gleiches gilt für die tiefen Einschnitte am Übergang vom Sockelbau zum Turm und auf etwa halber Höhe des Turms. 60 verschiedene Wohnungstypen werden im Gebäude vermietet, vom Einzimmerapartment mit 40 Quadratmetern über zweigeschossige Maisonette-Wohnungen bis hin zum Vier-Zimmer-Penthouse mit 120 Quadratmetern. Ummantelt wird die eigenwillige Form von einer in Plisseefalten gelegten Fassade, die den Bau je nach Blickwinkel changieren lässt. Beim Blick von oben wird klar, dass es sich dabei nicht um vorgehängte Verschattungselemente handelt, sondern die Fassade tatsächlich in unzählige Falten gelegt ist.

Architekten: Skidmore Owings & Merrill, London/Großbritannien Bauherr: Manhattan Loft Corporation Funktion: Mischnutzung aus Hotel, Gastronomie und Wohnen Höhe: 143 Meter Fertigstellung: Oktober 2019 Standort: London/Großbritannien

www.som.com

LEEZA SOHO

Das 194,15 Meter hohe Atrium des Leeza SOHO in Beijing ist das höchste der Welt und dient als öffentlicher Raum für das Viertel. Dynamisch um 45 Grad rotierend teilt es das Gebäude auf ganzer Höhe in zwei Bereiche, die über Brücken miteinander verbunden sind. Der 45 Stockwerke hohe Turm bietet flexible Büroflächen für kleine und mittlere Unternehmen und ist Zentrum des neuen FengtaiGeschäftsviertels, eines wachsenden Finanz- und Mobilitätszentrums unweit des kürzlich eröffneten Flughafens im Südwesten der Stadt. Aufgrund der Nähe zum lokalen Bahnhof ist der Turm zum einen optimal an das Nahverkehrsnetz der Stadt angeschlossen, zum anderen verläuft direkt unter dem Turm eine U-Bahn-Strecke, die ihn im vierten Untergeschoss diagonal teilt. Dies beeinflusste das Design des Leeza Soho Turms nachhaltig und ist der Grund dafür, dass das Volumen des Hochhauses in zwei Hälften geteilt ist. Jede der beiden Hälften hat einen eigenen strukturellen Kern mit außenliegenden Stützen und stählernem Zugring, der der gekurvten Außenstruktur des Turms folgt.

Architekten: Zaha Hadid Architects, London/Großbritannien Bauherr: SOHO China Ltd Funktion: Büros Höhe: 200 Meter Fertigstellung: November 2019 Standort: Peking/China

www.zaha-hadid.com