alpenblick, Ausgabe 3/2022

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Aus den Abteilungen / Senioren

Eine glückliche, erlebnisreiche Zeit! 36 Jahre Mitgliedschaft im DAV Augsburg von Marianne Russ Einer Bekannten, die selber gar nicht beim DAV war, habe ich es zu verdanken, dass ich im Sommer 1986 zusammen mit meinem Sohn in der Geschäftsstelle im Burggrafenturm stand. Vorsichtig erkundigten wir uns bei Gothalinde Gleich, was denn beim Alpenverein so alles zu unternehmen wäre. Die Antwort war vielversprechend, und so meldeten wir uns an. In der Mitte des Lebens soll man ja etwas Neues anfangen. Ich habe die beste Entscheidung meines Lebens getroffen. Bald nahmen wir beide am Orientierungskurs für den Umgang mit Karte und Kompass mit Knoten- und Klamottenkunde teil, den Kurt Landes und Günther Frede jahrelang anboten. Erste Erfahrungen in den Westlichen Wäldern mit „Rückwärts-Einschneiden“ und beim „Spinne-Abrutschen“ im Schnee während eines Aufenthalts auf der Angerhütte, boten Überraschungen und viel Spaß. Im Jahr darauf, folgte der Augsburger Höhenweg unter Führung von Kurt mit einer kleinen Gruppe, die altersmäßig sehr gemischt war. Bei meinen ersten Wandertouren führte uns Roland Hailer in die Oststeiermark nach Stubenberg am See. Er begeisterte uns dabei mit seinem vielfältigen Hintergrundwissen. Wenn ich meine alten Fotos aus dieser Zeit anschaue, fallen mir die fröhlichen Mienen der Kameraden und Kameradinnen auf, von denen viele leider nicht mehr unter uns sind. Abends spielte Fritz Braun auf der Gitarre, und wir sangen aus vollen Kehlen dazu, wobei der feine Schilcher-Wein im Buschenschank die Begeisterung noch erhöhte. Ich betrachte heute meine vielen Fotos und denke an zahlreiche, wunderbare Touren, wobei ich nur einige kleine Schlaglichter auf sie werfen kann. Ich erinnere mich an eine schwierige Gletschertour, bei der ich mich als erste ins Seil einbinden durfte. Ich bin stolz auf ein Foto, das mich beim Sprung über eine Gletscherspalte zeigt. Ich bin sicher, damals gab es noch mehr und dickere Gletscher! Der Weg auf

Marianne in der Brenta. Foto: Marianne Rust

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die Wildgerlosspitze dauerte damals 10 ½ Std. Am nächsten Tag beim Abstieg von der Zillerspitze bei steilem, vereistem Gletscher aufmunternde Worte von Willi: „Das schaffst Du!“ Ein besonderes Erlebnis boten immer die Langlauf-Kurse, angefangen je nach Schneelage am 1. Adventssonntag. Ein anderes Mal saßen wir in Oberjoch zum Abschluss des Langlauf-Kurses in einer Hütte mit Robbi Ruisinger und Robert Krah und sangen lauthals, als die Bedienung meinte: „Ihr seid doch alle im Kirchenchor, weil ihr so schön singen könnt!“ Auf der Otto-Mayer-Hütte habe ich wiederholt übernachtet. Im Juni 1988 feierten wir die Einweihung des Alpenpflanzengartens. Ein Foto zeigt den Vorsitzenden Benno Helf auf der Ziehharmonika spielend und strahlend Hände schüttelnd mit dem damaligen Oberbürgermeister von Augsburg, Herrn Breuer. Später bestiegen wir traditionsgemäß die Große Schlicke. Und ein anderes Mal blühten auf dem Weg zum Füssener Jöchle wunderbar die gelben Aurikeln und Anemonen. Und wieder einmal ging es auf den Schartschrofen mit Auf- und Abstieg über den Friedberger Klettersteig. Ich habe ihn geliebt. Noch ein Wort zur Flora: Ein weiser Rat lautete: du musst dir nur bei jeder Tour eine oder zwei neue Blumen(-namen) merken. Das habe ich befolgt und mich bei jeder neuen Art gefreut. Einmal auf einem Klettersteig in den Dolomiten, dachte ich zuerst: Heute ist niemand in der Gruppe, der sich mit Pflanzen auskennt. Aber tatsächlich entdeckte Franz Wittmaier von der Leiter aus eine große Rarität, die ich nur dieses eine Mal gesehen habe, nämlich eine schopfige Teufelskralle. Wunderschön! Absolute Glanzpunkte in all den Jahren waren die Reisen nach Sizilien 1988 und Sardinien 1989. Jeder, der das Glück hatte, dabei sein zu können, schwärmte noch nach Jahren davon; und erst vor einigen Wochen habe ich zusammen mit Benno Helf seine Dias von damals Revue passieren lassen. Ich habe beide Inseln in späteren Jahren noch einmal besucht und die wunderbaren Landschaften und Kulturschätze aufs Neue genossen. Auch an dieser Stelle herzlichen Dank für die vielfältigen Wander-, Berg-, Insel und sogar Bade-Schiffsausflüge, die vor allem von Roland Hailer geplant worden waren. Einmal bin ich hinter ihm in eine Grotte hineingeschwommen, die hellen Kalksteinwände reflektierten das Sonnenlicht und das kristallklare Wasser leuchtete in magischem Blau. Ich träume heute noch davon! Auch später gab es tolle Inselfahrten, z. B. nach Madeira mit Günther Frede. In der Türkei verbrachten wir spannende 14 Tage, damals ohne Gefahr in den Städten und Bergen unterwegs. Wie oft habe ich ein überwältigendes Gipfelglück erlebt: Zusammen mit Kameraden und Kameradinnen – öfters und

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