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Ein Widder will bei den Hörnern gepackt werden

Großer Widderstein (2.533 m) und Grünhorn (2.039 m) waren die Wanderziele der Tagesfahrt im Juli 2021

von Rudi Nägele und Berni Mögele

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Ziel der Gruppe um Franz Reif: Großer Widderstein (2.533 m).

Rund dreißig Bergfreunde trafen sich Anfang Juli 2021 zur gemeinsamen Vereinsfahrt ins Kleine Walsertal. War während der Busfahrt Corona noch allgegenwärtig, und die Maske im Bus P icht, so kam beim Verlassen des Busses am Ziel mit dem Abnehmen der Maske wenigstens für einige Stunden das unbeschwerte Leben zurück. In Baad, dem letzten Ort am Talschluss des Kleinwalsertals, brachen die beiden Gruppen zu ihren Touren auf.

Während die Gruppe um Berni Mögele in Richtung Westen zum Grünhorn losmarschierte, nahm die Gruppe um Franz Reif mit der Überquerung der Breitach den Weg nach Süden in Richtung Hochalppass; Ziel dieser Gruppe war der Große Widderstein und seine Umrundung.

Der Große Widderstein fordert vor der fantastischen Gipfelaussicht eine leichte Kletterei Auf einem Schotterweg mit nur geringer Steigung gingen wir dem Bärguntbach entlang hinein ins Bärgunttal. Bald verließen wir diesen waldgesäumten Fahrweg und nahmen den parallel verlaufenden „Panoramaweg“, der mehr Sicht bietet. Beide Wege tre en an der

Foto: Rudi Nägele Foto: Berni Mögele Bärgunthütte wieder zusammen; das herrliche Wetter und die schöne Aussicht wollten eigentlich zum Verweilen dort einladen, aber wir hatten noch einen weiten und, wie sich noch herausstellen sollte, anstrengenden Weg zu unserem Ziel vor uns, dem Großen Widderstein, der sich im Osten mächtig präsentierte. Auf leichtem Wanderweg zogen wir weiter, bis sich der Weg von südlicher in östliche Richtung drehte. Dort machten wir Rast. Auf dem weiteren Weg in freiem Almgelände gewannen wir jetzt schnell an Höhe. Die Landschaft und die Almblumen des Frühlings waren eine Augenweide; der lange und schneereiche Bergwinter hatte die Vegetation verzögert, und so zeigte sie sich Anfang Juli in voller Pracht: Sumpfdotterblume, Enzian, eisenhutblättriger Hahnenfuß und die Alpenrose waren in voller Blüte.

Bald war es aber mit der gemütlichen Wanderung vorbei; wir waren am Abzweig zum Gipfel des Großen Widdersteins angekommen. Die zu erklimmende Steinrinne vor Augen entschlossen sich einige, sie nur optisch zur Kenntnis zu nehmen und zur Widdersteinhütte weiter zu wandern.

Die anderen stiegen den steilen Schotterweg hinauf, der bald in die felsige Südschlucht mündete. Über

Der lange Winter ließ den Almrausch bis in den Juli blühen. Franz Reif erklärt auf dem Gipfel des Großen Widderstein die umliegenden Berge.

Schrofengelände und Schneebrücken kraxelten wir großteils mit allen Vieren zum Südwestgrat; von dort waren es nur noch wenige Minuten zum Gipfel. Eine grandiose Aussicht war der Lohn der Mühen. Der Abstieg vom Gipfel auf gleichem Weg erforderte dann fast noch mehr Konzentration als der Aufstieg; es galt, auf sicheren Tritt und losgetretene, abwärts stürzende Steine zu achten. Jeder sehnte die Widdersteinhütte herbei. Dort trafen wir auf die Abkürzler und gönnten uns das jeweils zuträgliche Getränk. Nach einer ausgiebigen Pause ging’s über den Gemstelpass Richtung Tal. Die Wirtsleute der Hinteren Gemstelalpe, an der wir vorbeikamen, taten uns leid: „Alle gehen vorbei, kaum einer kehrt ein“, sagte uns die Wirtin, während auch wir vorbei gingen. Aber wir hatten erst Pause gemacht und der Weg zum Bus war halt noch zu weit.

Tolle Aussicht und Blütenpracht am Grünhorn Bernis Gruppe zog von Baad Richtung Westen zum Starzeljoch. Der Weg ging gleich nach dem Ort kurzweilig zuerst am Turabach entlang und dann in engen Serpentinen durch Wald und üppiges Grün hinauf zum Starzeljoch. Auch hier war wegen des langen Winters auf den typischen Allgäuer Matten noch eine wahre Pracht an Blüten zu bewundern. So hat das Grünhorn– das die meisten nur als Skitourenberg vom Winter her kennen – auch im Sommer seine Vorzüge zu bieten.

Vom Joch ging es einen gut zu gehenden schmalen Weg über den Südgrat entlang, letzte Schneefelder querend, aufs Grünhorn (2.039 m). Oben war eine weitreichende Aussicht vom Säntis im Westen bis weit ins Karwendel und Wetterstein im Osten zu bestaunen. Dominant war im Süden natürlich der mächtige Widderstein.

Unser Abstieg ging über die Ochsenhofer Scharte und die innere Stierhofalpe, auf der wir uns noch für den restlichen Abstieg stärkten, wieder hinab nach Baad.

Eine schöne Runde ohne technische Schwierigkeiten, die man gerade aufgrund der Blütenpracht als Wandertour für den Frühsommer sehr gut empfehlen kann.

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