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Fitness
Sport und Migräne
von Anissa Schmidt-Mößinger
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Migräne – viele haben bereits damit zu tun gehabt, kennen Betro ene im Kollegen-, Freundes- oder Familien kreis, leiden vielleicht selbst mehr oder weniger häu g darunter. So weit verbreitet das Kopfschmerz-Phänomen ist, so wenig weiß man bis heute darüber. Besonders Sportler*innen stellen die Attacken bisweilen vor Rätsel und Herausforderungen.
Schreckgespenst Migräne – kein Grund zur Kapitulation. Foto: prawney/pixabay.com
Während das Krankheitsbild der Migräne lange als typisch weiblich und psychologisch gesteuert galt und von vielen als „Arbeitsvermeidung“, „schwächlich“ oder Schlimmeres bezeichnet wurde, gibt man sich heute große Mühe, das Phänomen wissenschaftlich zu verstehen. Neben der Untersuchung des reinen Krankheitsbilds in Form der Symptome – meist Kopfschmerzen in Begleitung von Übelkeit, Erbrechen und Auren, Lärm- und Lichtemp ndlichkeit – gibt es vermehrt Studien, die die Attacken in Verbindung mit inneren und äußeren Faktoren beobachten. Dies können Ernährungsweisen, Wetter- oder Druckbedingungen, körperliche Aktivität, und ganz besonders Stress sein. Diagnose Migräne: was jetzt? In der Literatur existiert eine Vielzahl von Empfehlungen, wie mit Kopfschmerzen beim Sport oder in Verbindung damit umzugehen ist. Viel zu selten wird darauf eingegangen, dass Migräne nur eine von vielen Kopfschmerz-Arten ist, die beim Sport auftreten können. Viel häu ger entstehen diese nämlich beispielsweise durch zu wenig Flüssigkeitszufuhr, Unterzuckerung, Sonnenstich und Hitze oder Überanstrengung und Spannungskopfschmerzen. Obwohl das bei entsprechend veranlagten Patienten auch in Migräne ausarten kann bzw. diese auslöst, ist der Umgang damit zuerst einmal ein ganz anderer.
Die Diagnose einer Migräne stellt am Besten ein*e Neurologe*in, wel che*r zunächst andere Auslöser, wie beispielsweise Nackenverspannungen ausschließen, die typische Symptomatik in der Anamnese aufnehmen und ggfs. die bei Migräneattacken erhöhte Aktivität der Neuronen im Gehirn feststellen kann (stark vereinfacht erklärt). Liegt eine solche Diagnose vor, emp ehlt sich die Analyse der persönlichen Auslöser mittels eines Tagebuchs. Darin können Essgewohnheiten, Schlaf, sportliche Aktivität, Wetter und weitere Faktoren festgehalten werden. Dies erfordert eine Menge Konsequenz, ist aber oft die einzige Möglichkeit, das Krankheitsbild langfristig zu verbessern oder zumindest einschätzen zu lernen. Heute gibt es eine Vielzahl von Apps, die dabei helfen.
Sport bei Migräne? – Ja, bitte, aber richtig! Im Hinblick auf Sport ist körperliche Aktivität grundsätzlich empfohlen. Vor allem Ausdauersport beein usst Kopfschmerzen langfristig nachhaltig positiv. Besonders zu beachten ist dabei, dass eine maximal mittlere Intensität nicht überschritten werden sollte. Gerade Kraftsport oder Maximalbelastungen können Migräneattacken sogar auslösen. Auch die Regelmäßigkeit der sportlichen Aktivität hat nach aktuellem Stand der Wissenschaft Bedeutung: etwa dreimal wöchentlich für mindestens 30 Minuten sollte man sich im aeroben Bereich betätigen. Besonders empfehlenswert sind Sportarten wie Joggen, Radfahren, Wandern, schwimmen, Nordic Walking.
Kündigt sich eine Migräneattacke an, beispielsweise durch eine vorangehende Aura oder zunehmende Kopfschmerzen, ist Vorsicht geboten. Startet man dann noch schnell auf die Laufrunde, kann das die Attacke verstärken. Vor allem eine Unterzuckerung durch zu wenig Zufuhr von Kohlenhydraten hat sich als Katalysator erwiesen. Auch Sport in Verbindung mit Schmerzmitteln ist ausdrücklich nicht empfohlen. Gerade explizite Migräne-Medikamente, sogenannte Triptane, setzen die Nervenaktivität im Gehirn herab und führen häu g zu Schwindel.
Verantwortungsbewusst (be)handeln, auch und vor allem am Berg Ereilt der Migräneschub den Sporttreibenden während einer Tour, ist genau abzuwägen, inwieweit eine längere Pause möglich ist oder auch weniger beeinträchtigende Schmerzmittel helfen können. Die beste Methode ist auf jeden Fall immer der Abbruch bzw. die Pause, um sich selbst und Mitsportler*innen nicht in Gefahr zu bringen.
Fazit: Sport und Migräne – grundsätzlich eine vielversprechende Kombination. Wie jede körperliche Beeinträchtigung ist die richtige Vorbereitung und Selbsteinschätzung aber wichtig. Bei verantwortungsvollem Umgang und der richtigen Dosis kann regelmäßiger Ausdauersport bis zu 70 % der Migräne attacken verbessern, erhöht die Schmerzschwelle und setzt Glücksgefühle frei. Also nichts wie raus in die Natur und gesund laufen!






