Gastkommentar

Liebe Mitglieder der Sektion Augsburg,

den Naturpark Nagel uhkette kennt und begleitet unsere Sektion seit seiner Gründung im Jahr 2008. Mit dem damals wie heute sehr engagierten Team des Naturparks um den Geschäftsführer Rolf Eberhardt hat vor über 10 Jahren eine Erfolgsgeschichte begonnen, die bis heute anhält. Wir durften seitens der Sektion Allgäu-Immenstadt sehr bald Teil der Steuerungsgruppe für den Bereich Besucherlenkung werden. Was heute in aller Munde ist, war damals eine Pioniertat. Unter der Organisation des Naturparks kamen alle Interessensgruppen an einen Tisch und diskutierten miteinander über unterschiedlichste Problemstellungen. Das war damals für viele Neuland, war man es doch über nahezu Jahrzehnte gewohnt, übereinander und nicht miteinander zu sprechen. Was damals wie ein Experiment anmutete, hat mittlerweile eine Strahlkraft über den Naturpark hinaus entwickelt. So dient der Naturpark Nagel uhkette mittlerweile nicht nur im Oberallgäu und den angrenzenden Landkreisen und Regionen als „best practice“-Beispiel, sondern hat sich auch bayernweit im Netz der Naturparks einen Namen gemacht. Das ging in den vergangenen Jahren soweit, dass selbst die Bayerische Landwirtschaftsministerin Michaela Kaniber persönlich zu Besuch im Gunzesrieder Tal war, um sich ein Bild von der Kampagne „Dein Freiraum – mein Lebensraum“ zu machen. Diese Kampagne vereint durch die immer wieder auftretenden 4Ks (Kooperation, Kommunikation, Kompetenz und Kontinuität) alle Interessensgruppen, von Jagd über Forst, Alpwirtschaft und Freizeitnutzern, unter einem Dach. Immer mit der Zielsetzung Freizeitnutzung und Naturschutz unter einen Hut zu bringen. Dieses Spannungsfeld kennen wir im Deutschen Alpenverein nur allzu gut. Wir nutzen täglich das, was es im gleichen Zuge zu schützen gilt: unsere Naturräume. Und wer den Naturpark Nagel uhkette kennt, weiß, dass dort eine hohe Dichte an seltenen und schützenswerten Arten herrscht. Gleichzeitig wird die Kulturlandschaft von der Land-, Forst- und Alpwirtschaft gep egt und geprägt. Dass diese wunderschöne Landschaft und deren gleichzeitig leichte Erreichbarkeit ein hohes Kon iktpotential in sich birgt, war den Verantwortlichen im Naturpark bald klar. Die beiden vergangenen CoronaJahre haben dieses Problem für eine breite Masse sichtbar gemacht. Mittlerweile wachsen Besucherlenkungsprojekte an vielen Stellen wie Pilze aus dem Boden – das Problem ist in der Mitte der „Urlaubsnation“ Deutschland angelangt. Das ist gut so, sorgt aber auch dafür, dass noch mehr Menschen auf gewisse Regionen aufmerksam werden. Umso wichtiger sind die halbjährlichen Tre en der Steuerungsgruppe Besucherlenkung, in der wir als Sektion Allgäu-Immenstadt unser Know-how einbringen dürfen. Dort wird in professioneller und mittlerweile freundschaftlicher Atmosphäre o en kommuniziert. Für auftauchende Probleme und Hotspots werden pragmatische und konstruktive Lösungsansätze erarbeitet. Wir sind als Sektion sehr stolz darauf, von Beginn an Teil dieses Netzwerkes sein zu dürfen.

Neben vielen alltäglichen Themen stehen auch Projekte im Wegebau und bei der Besucherlenkung für die erfolgreiche Zusammenarbeit unserer Sektion mit dem Naturpark. Bei der hohen Besucherfrequenz, die auch durch die beiden Bergbahnen am Hochgrat und am Mittag entsteht, bleiben Spuren an unseren Wegen leider nicht aus. Auch hier suchen und nden wir mit den Rangern des Naturparks immer wieder gemeinsame Lösungen. Speziell die Besucherlenkung im Winter ist in den Allgäuer Vorbergen ein Dauerbrenner. Die sanften Hügel ermöglichen speziell auch Anfängern den Einstieg in das Naturerlebnis „Winter“. Egal, ob mit Schneeschuhen, zu Fuß oder mit Tourenski – die Besucherströme sind bei guten Verhältnissen nur schwer zu kontrollieren. Daher begleitet der Deutsche Alpenverein und natürlich auch unsere Sektion, seit Jahren den Aktionstag „Natürlich auf Tour“ im Gebiet des Naturparks. Viele Ehrenamtliche sind einen ganzen Tag lang an vielen Stellen im Naturpark verteilt und klären die Besucher über die sensiblen Bereiche im Winter auf. Nicht überall, wo ein toller unbefahrener Hang wartet, darf oder soll man diesen auch befahren. Dieser Tag ist immer ein tolles gemeinsames Erlebnis und die erreichten und sensibilisierten Personen sprechen für sich. Seit einigen Jahren sind auch Vertreter der Sektion Augsburg an diesem Aktionstag dabei. Wir als alpennahe Sektion freuen uns sehr, dass in der Sektion die Verantwortung erkannt wurde, auch in den Gebieten aktiv zu sein, die man selbst gerne als Bergsteiger nutzt. So wächst dieses Netzwerk stetig an. Man kennt und schätzt sich, was im Sinne der Sache die beste Voraussetzung ist.

Abschließend wünschen wir dem Naturpark weiterhin viel Erfolg und alles Gute. Wir werden unseren Teil weiterhin gerne dazu beitragen, dass unsere Natur erhalten bleibt und wir trotzdem Erholung und Ausgleich in den Bergen nden können.

Geert-Dieter Gerrens ist Rechtsanwalt und seit 1990 1. Vorsitzender der Sektion AllgäuImmenstadt. Von 1999 bis 2014 war er zudem Mitglied des Hauptausschusses und späteren Verbandsrat des DAV.